14.12.2018, 16:35
Sie stieß ihn nicht sofort zurück, beendete den Kuss nicht völlig abrupt. Aber sie beendete ihn, langsam und sehr bewusst in dem Moment, in dem er ihr ein Stück zu nahe kam. Auf Luciens Lippen erschien ein leichtes, wissendes Schmunzeln, noch bevor er die grünen Augen öffnete und ihren ruhigen, sicheren Blick erwiderte. Ihre Hand glitt zu seiner Brust, brachte einen Hauch Abstand zwischen sie, wenn auch eher mental als physisch. Noch immer waren sich ihre Gesichter sehr nahe, noch immer lag ihr anderer Arm auf seiner Schulter, damit sie nicht einfach unter ging. Er musste sie allerdings zwangsläufig loslassen, um die veränderte Gewichtsverteilung mit ein paar schnelleren Schwimmzügen auszugleichen. Sie hätte sich also im nächsten Augenblick ohne Probleme von ihm lösen können.
„Und hast du Angst davor, mir könnte jetzt vielleicht langweilig werden?“
Eine fast sanfte Herausforderung lag in seiner Frage, obwohl sich der Dunkelhaarige beinahe sicher war, wie sie antworten würde. Er blieb ihr nahe, lehnte sich ihr – als er seine Schwimmzüge unter Kontrolle hatte – sogar wieder ein Stück entgegen, hätte sie im gleichen Moment wieder küssen können. Seine Lippen streiften die ihren, als könnte er von der angenehmen Zweisamkeit nicht so einfach Abstand nehmen, ließ ihr allerdings die Möglichkeit, zu antworten.
Tatsächlich hatte ihr Korb nicht die prophezeite Auswirkung. Er amüsierte ihn vielmehr. Weil er ihn hatte kommen sehen und weil es eine so typische Methode des weiblichen Geschlechts war, einen Mann „bei der Stange zu halten“. Damit er am Ende Herz und Verstand verlor, nur um die Frau seiner Begierde umzustimmen. Langweilen würde ihn das aber noch lange nicht, nur weil er es kannte. Stattdessen interessierte ihn jetzt vielmehr, ob nur ihr kleines Spiel dahinter steckte – oder feste Überzeugung.