13.12.2018, 21:18
Shanaya wartete voller Geduld auf diesen Moment, in dem er einen winzigen Schritt zu weit ging. Sie ahnte, dass er damit rechnete... oder vielleicht auch nicht. Vielleicht bildete er sich ja ein, dass er jede Frau rum bekam? So sehr sie sich auch zierte, unter seinen Lippen gab ihm sonst sicher jede nach. Wie gut, dass sie nicht in diese Schublade passte. Denn auch, wenn sie den Moment, dieses kleine Spiel und jedes Vordringen seinerseits in vollen Zügen genoss – die kleinen Stimmen namens Verstand und Vernunft blieben allzeit wachsam. So überließ sie ihm in diesem Moment die Führung, ließ ihn versuchen und noch näher heran kommen.
Ihre Finger strichen nur weiter über seine Haut, während der Rest ihres Körpers vollkommen unterschiedlich auf seine Nähe, seine Berührungen reagierte. Das warme Kribbeln überwog, nur nicht genug, um die Kontrolle ganz abzugeben. Sie musste zugeben, sie hatte nicht damit gerechnet, dass sie den Mann so nah an sich heran lassen würde. Und als sie ihm am liebsten mit ihrem Stock zurück zur Sphinx geprügelt hätte, hätte sie nicht geglaubt, kurz darauf halbnackt mit ihm in einem See zu schwimmen. Und nun war sie hier, hätte sich in diesem Kuss verlieren können. Es wäre so einfach gewesen, sich ihm hinzugeben, aber sie hörte nicht auf ihren Körper, der sich nach etwas eindeutigem sehnte. Mehr, mehr von Lucien, seiner Nähe.
Und für ihn mochte es auch den Anschein machen, als wäre genau das, was passieren würde. Wiederstandlos öffnete sie die Lippen für ihn, erwiderte jede Berührung. Aber schon mit der nächsten Regung seinerseits legte er den Schalter um, den es gebraucht hatte. Einige schnelle Herzschläge lang erwiderte sie noch den Kuss, ehe sie sich langsam von ihm löste, dabei nun ihrerseits die Hand seinen Hals entlang fuhr, sie auf seiner Brust ruhen ließ und ihn hauchzart von sich weg drückte. So brachte sie nicht unbedingt Abstand zwischen sie, ihr Gesicht blieb seinem weiterhin so nah, aber für den Moment würde ihm diese kleine Geste hoffentlich reichen. In den blauen Augen, die sich wieder fest auf seine legten, stand eine vollkommene Sicherheit, genau wie in dem sachten Lächeln. Ihre Stimme war ruhig, ein wenig lauter als ein Flüstern.
„Auf die Gefahr hin, dass dir dann langweilig wird... aber manches sollten wir uns vielleicht für später aufheben.“