04.12.2018, 22:23
Das ganze kam ihr ziemlich schwammig vor. Während Ryan ihr erzählte, worauf sie zu achten hatte und wie sie am besten in die Villa hinein kamen, sah Talin sich das Treiben um das Gebäude herum an. Der Dieb hatte recht, es würde sehr schwer werden, durch den Garten hinein zu kommen, aber wenn es wirklich einen Lieferanteneingang gab, dann wären sie schon einmal im Haus. Von da an, konnten sie schauen, wie sie weiter voran kamen. Als Ryan sich wieder in Bewegung setzte, folgte sie ihm leisen Schrittes und sie schafften es unentdeckt bis in die Nähe des Einganges. Aber statt zu der Tür zu gucken, sah Talin einfach nur nach oben und konnte nicht mehr so recht wegsehen. Diese Statue hatte unglaubliche Ausmaße und dabei dachte sie nicht an die Körpergröße. Ryan schien auch dieses verzerrte Abbild aufgefallen zu sein, denn er konnte sich einen Kommentar nicht verkneifen. Auf Talins Lippen breitete sich ein kleines, verschmitztes Lächeln aus. „Du bist sicher nicht neidisch, weil du nicht so ausgestattet bist.“ Am liebsten hätte sie noch etwas provokatives gesagt, aber in dem Moment trat er aus der Deckung hervor und ging auf die Tür zu. Sie hatten immerhin in so weit Glück, dass sie ein bisschen nachgab, aber das war es auch schon. Tausend Gedanken schossen ihr durch den Kopf, weil sie hoffte ihr würde etwas gutes einfallen, wie sie ohne Lärm in das Haus hinein kamen. Ryan hingegen schien schon eine Idee zu haben. Sie folgte seinem Blick und beäugte das Fenster mit zusammengekniffenen Augen und sah dann, wie seine Augen auf ihr ruhten. Noch im gleichen Moment schüttelte sie den Kopf. „Nein, auf keinen Fall. Nie im Leben.“ Sie sah noch einmal zu dem offenen Fenster und erkannte, dass es ihr einziger Weg war. „Wenn du das irgendwem erzählst, dann mach ich dich kalt.“ murmelte sie mit säuerlicher Stimme. Für den Moment nahm sie den Umhang ab, nachdem sie sich einmal umgesehen hatte, und gab ihn Ryan. Dann sah sie wieder zu ihrer einzigen Möglichkeit hinein zukommen. Sie ließ kurz die Schultern kreisen und sah den Dieb dann auffordernd an. „Hilf mir mal kurz da ran zu kommen.“
Ein amüsiertes Schnauben entrang seiner Kehle, als sie versuchte ihn zu triezen und außer einem schiefen Grinsen, blieb er ihr eine Antwort darauf schuldig. Sie suchten also nach einer Möglichkeit in das Gebäude zu kommen.. Und dies war noch der einfachste Part des Unterfangens. Immerhin wusste Ryan genauso wenig wie Talin, was sie im Gebäude erwartete, geschweige denn wo sich welche Räumlichkeiten befanden. Allein dieser Fakt, war für die Meisten ein Grund dieses Unterfangen als 'Idiotisch' abzustempeln.. Umso überraschender war es insgeheim für Ryan das Talin so einfach mitmachte.. Und doch schien das Herzklopfen vor Aufregung und das euphorische Rausches des Blutes in den Adern auch die junge Frau angesteckt zu haben. Gerade als er ihr seine Idee unterbreitete und musste er aufgrund ihres ungläubigen Gesichtsausdruck wieder schmunzeln. "Eine andere Möglichkeit wäre, aufs Dach zu Klettern und von Oben einen Zugang zu finden... Also...?", meinte er dann spitzbübisch auf ihren Widerstand hin. Es dauerte nicht lange und auch sie erkannte, dass das Fenster ihre einzige Möglichkeit war... Auf ihre Drohung hin konnte er sich erneut ein dunkles, dumpfes und dennoch leises Lachen nicht verkneifen. "Keine Sorge, dass hier bleibt unser kleines, schmutziges Geheimnis. Versprochen.", er grinste diabolisch, ging gleichzeitig in die Hocke und verschränkte seine Finger ineinandner, damit sie ihren Fuß darauf stellen konnte - ganz so wie man es noch aus der Kindheit her kannte, wenn man sich zum Garten des Geistlichen stahl um die wertvollen Trauben und Äpfel zu naschen! Mit schwung schob er sie schließlich nach Oben gen Fenster, sodass sie ohne Probleme den Sims erreichen konnte.
Noch bevor sie ihren Fuß auf seine in einander verschränkten Hände stellte, sah sie ihn mit erhobener Augenbraue und einem mitleidigem verziehen ihrer Lippen an. „Wenn du das schon schmutzig nennst, dann hast du noch nicht wirklich gelebt, mein Lieber.“ Talin stelle ihren Fuß auf die Hilfestellung, täschelte Ryans Kopf und stieß sich dann vom Boden ab, während sie sich gleichzeitig an seinen Schultern weiter nach oben drückte. Mit dem gleichen Schwung griff sie nach dem Fenstersims. Ein leises Ächzen schlich sich über ihre Lippen, während sie sich hoch stemmte und über die Kante zog. Bevor sie sich auf der anderen Seite fallen ließ, wartete sie einen Moment, lauschte, ob jemand in der Nähe war. Fast vollkommene Stille empfing sie. Der Lärm der Party drang leise zu ihr, ebenso die Geräusche aus der Küche, aber sonst...nichts. Erleichtert ließ sie sich auf der anderen Seite hinuntergleiten und besah sich das Hindernis. Es waren ein paar Stühle, die achtlos vor die Tür gestellt worden waren, ebenso ein kleiner Servicewagen. Innerlich krempelte sie die Ärmel hoch und räumte so schnell und leise das Zeug weg, wie sie konnte. Nach ein paar Minuten war die Tür frei und sie öffnete sie schwungvoll. Nur hatte sie nicht bedacht, dass sie in den Angeln quietschen würde. Leicht zuckte die Blonde zusammen und sah Ryan dann mit einem kleinen entschuldigenden Lächeln an. „Kann das unser schmutziges Geheimnis bleiben?“
Ohh, wenn sie nur wüsste. Doch anstelle einer Antwort, schnaubte Ryan nur leise amüsiert. Nachdem er sie schwungvoll nach oben beförderte und Talin schließlich durch das offene Fenster ins innere des Gebäudes verschwunden war, wartete der Dieb geduldig. Jetzt - nachdem er endlich etwas Abstand zu ihr gewann, fragte er sich mit zusammengezogenen Augenbrauen ob es wirklich eine so gute Idee gewesen war sie mit zu nehmen. Mit Sicherheit hätte er noch einen anderen Eingang gefunden... Einen, den Talin nicht hätte nehmen können, weil ihr das Geschick zum Klettern fehlte. Doch gerade als er jene Zweifel mit einem Kopfschütteln los werden wollte um sich auf die bevorstehende Aufgabe zu konzentrieren, schwang die Tür alles andere als geräuschlos auf. Schon beim ersten, leisesten Anzeichen dass die Scharniere quietschten, wollte Ryan die Hand ausstrecken um Talin davon abzuhalten sie weiter zu öffnen - doch es war zu spät! Sein Herz pochte vor Aufregung sofort einige Takte schneller und es wurde nicht besser, als er Talins entschuldigendes Lächeln sah. Ohne sich dessen bewusst zu sein, versteiften sich seine Schultern. Ryan sagte nichts, blickte sich noch ein letztes Mal um - niemand war in der Nähe - und trat ein. Er schob Talin etwas zur Seite um die Türklinge zu greifen, drückte sie kraftvoll nach oben um so die Tür die wenigen millimeter nach oben zu drücken die es brauchte, um sie anschließend lautlos hinter sich zu schließen. Als er sich wieder an Talin wandte lag Anstelle eines genervten Gesichtausdrucks, ein diabolisches Lächeln auf seinen Lippen. Er hob die Hand und zeigte ihr im schummrigen Licht einer Öllampe, welche flackernd neben einer weiteren Tür brannte drei Finger. "Das hier -", er deutete auf seine Hand. "Sind deine Joker. Einen hast du nun verspielt. Beim Dritten lass' ich dich einfach hier sitzen und verschwinde.", die Arroganz welche sonst in seinen Worten mitschwang, war verschwunden. Doch das fiese Lächeln, gepaart mit dieser angestrengt freundlichen Stimmlage, im zusammenhang mit seinen angespannten Schultern und den dunklen Augen konnten Ryan tatsächlich ein wenig unheimlich wirken lassen. "Also dann, Captain - wollen wir?", die Arroganz war zurück und ohne auf sie zu warten schob er sich an ihr vorbei zur nächsten Tür. Vorsichtig wurde sie geöffnet, einige Momente abgewartet und schließlich den Kopf durch den Türspalt gesteckt. Dann verschwand er in den Korridor - dabei wurde die Tür gerade so weit geöffnet wie nötig um hindurch zu schlüpfen. Zu ihrem Glück war beinahe das ganze Haus mit Teppich ausgelegt, was es zumindest für Talin wohl erleichtern würde, leise zu treten. Und so führte der Dieb sie durchs Haus.. Da Ryan selbst keine Ahnung hatte, wo sich welches Zimmer befand, mussten sie in mühevollster Arbeit durch jedes Schlüsselloch und in jeden Raum blicken. Er mied Küche und Foyer, sowie den Salon welcher mit Terrasse zum Garten führte - denn dort breiteten sich die feierwütigen Gäste ebenfalls aus. Im Erdgeschoss mussten sie besonders vorsichtig vorgehen - denn ständig huschten Bedienstete durch die Gänge.. Das jedoch alles andere als leise, und so war es ein leichtes für die Beiden jedes Mal im Schatten schutz zu suchen. Gerade als Ryan Talin in den ersten Stock lotsen wollte und sie schon am unteren Treppenabsatz waren, hörte er die Stimmen eines Mannes und eines kleinen Kindes, welche lauthals miteinander diskutierten. Sie wurden lauter und als Ryan den Rückzug ansteuerte, hörte er auch weitere Stimmen den Flur entlang in welchem sie gerade standen. Sein Blick huschte zu Talin, dann durch den verdammten Korridor in dem sie sich befanden. Wenn er allein gewesen wäre, hätte er sich einfach in den Spalt zwischen der hohen Vitrine und der Wand gequetscht, welche in der Ecke stand. Doch zu zweit war dies alles andere als Möglich. Suchend blickte er sich weiter um - Wandteppich, Kerzenständer, Sofa mit Krallenfüßen, Standuhr - Moment. Ruckartig packte er Talin am Unterarm, drückte sie aufs Sofa, warf sich selbst den Umhang welcher er ihr noch vor weniger als einer Stunde geliehen hatte um, setzte sich dicht neben sie und beugte sich prompt über sie! So konnte man sie immerhin für Gäste halten, die sich einen Rückzugsort suchten... Der Umhang verdeckte Ryans auffällige Kleidung, den Kopf neigte er Talin so entgegen, das man zumindest seine noch auffälligere Narbe im Gesicht nicht sah.
Das er ihr nicht so einfach verzieh, konnte sie sich in dem Moment denken, als er sich schweigend an ihr vorbei schob. Sie beobachtete ihn, während er sich erst umsah und dann die Tür leise hinter ihnen beiden schloss. Tja, nicht jeder konnte daran denken eine ganze Tür anzuheben, nur damit sie nicht quietschte. Auf ihrem Gesicht breitete sich ein leicht beleidigter Ausdruck aus. Als er sich ihr schließlich zuwandte, verspannten sich ihre Schultern ebenfalls und sie hatte das zwingende Bedürfnis ihm ins Gesicht zu schlagen, wenn er nur einen arroganten Spruch hören ließ. Stattdessen...drohte er ihr? Ganz sicher war sich die Blonde nicht, denn er verhielt sich seltsam. Sie glaubte ihm aber, dass er sie hier eiskalt zurück lassen würde und sie war versucht es auszureizen. Mochte es morbide Neugierde oder einfach eine Art Selbstzerstörung sein, sie wollte wissen, was genau er tun würde, wenn sie ihre drei Joker verspielt hatte. Aber für den Moment blieb sie still, tat wie ihr geheißen und akzeptierte seine Führung. Sehr schnell hatte sie den Grundriss des Hauses verstanden und dennoch verlor sie vollkommen den Überblick. Ihr gefiel es besser, wenn man nicht ganz so leise vorgehen musste. Ein offensichtliches Herantreten an die Zielperson, ein paar gezielte Liebesworte oder Drohungen und man hatte, was man wollte. Nur wurde es dann auch sehr schnell kritisch, weil die Marine einen suchte. Vielleicht sollte Talin doch eher so wie Ryan handeln und ein bisschen weniger impulsiv sein. Als sie das Erdgeschoss erfolglos verließen, schon auf halber Treppe nach oben waren, hörten sie sowohl von oben, als auch von unter ihnen Stimmen. Naja, vielleicht hatte sie jetzt doch die Möglichkeit, die Leute einfach offen zu beklauen. Aber auch in dem Moment kam Ryan ihr einfach zuvor. Während sie die offene Konfrontation suchen wollte, wurde sie auf einmal zurückgezogen und auf etwas halb weiches, halb hartes geworfen. Obwohl kein Staub aufflog roch das Sofa etwas muffig und sie wollte nicht so genau wissen, wie viele Leute hier schon in genau dieser Position lagen. Auf einmal war Ryan über ihr und die Welt um sie herum, verdunkelte sich etwas. Er hatte sich den Umhang über die Schultern geworfen, wie ihr auffiel. Während sie noch etwas überrascht sein Gesicht musterte, hörte sie, wie die Stimmen von unten näher kamen. Sie konnte nicht genau verstehen, was sie sagten, aber Talin war klar, dass ihr Schauspiel ganz schnell aufflog, wenn die Leute sahen, dass Ryan nur über ihr kniete und nicht mehr. Ihr Herz pochte vor Aufregung und ihr Blut geriet in Wallung. Genau für solche Situationen war sie gemacht. Wenn es eng wurde, wenn man improvisieren musste. Sie lächelte nach oben und flüsterte so leise, dass nur Ryan es hörte: „Ich hoffe das ist nicht Joker Nummer zwei.“ Damit legte sie ihm die Arme um den Hals und zog ihn ganz zu sich runter, bis gerade mal noch ein Blatt zwischen ihre Lippen passte. In dem Moment quietschte eine Diele in der Nähe. Die beiden Gäste waren hoch gekommen. Talin hörte ein empörtes einatmen und ein zischendes Geräusch, als würde ein Fächer geöffnet werden. Danach erklangen leise tuschelnde Stimmen, die sich nicht die Mühe machten ihren Unmut zu verbergen. Also wirklich. Wie würden sie reagieren, wenn sie den Mann über sich wirklich küssen würde.
Leise zog Ryan die Luft scharf ein, als er ihre Finger in seinem Nacken spürte - was sich allerdings als schwerwiegender Fehler erwies, denn so atmete intensiv ihren süßen Duft ein. Das adrenalin rauschte nur so durch seine Adern und es war dem schwarzhaarigen kaum mehr möglich zu sagen, ob es an der Aufregung stand jeden Moment vielleicht entdeckt zu werden - oder aber an der Nähe zu Talin. Sie hatte es nun schon so einige Male geschafft ihn beinahe die Fassung verlieren zu lassen - und dieser Moment gehörte eindeutig dazu. Als sich ihre Lippen um ein Haar berührten, war es auch Ryan der merklich Inne hielt. Ohne sich dessen bewusst zu sein, lag seine Rechte an ihrer Taille, mit der Linken stützte er sich am abgegriffenen Holz der Rückenlehne ab. "Nicht zu Fassen! Sieh' dir das an! Sie scheinen sich nicht einmal daran zu stören dass wir hier sind!", fauchte die eine Person. Die andere räusperte sich und es wurde schnell klar, dass die durchaus pikierte Dame in Begleitung eines Herren war. "Dich stört doch nur, dass sie auf unserem Stammplatz sitzen...", kommentierte er die Aussage seiner aufgebrachten Begleitung. Da die beiden keine Anstalten machten weiter zu gehen, ging Ryan davon aus dass sie wohl glaubten nur lange genug warten zu müssen und ihr 'Stammplatz' wäre wieder frei. Und auch wenn es dem Dieb bei allen Sinnen in diesem Moment schwer fiel einen klaren Kopf zu behalten, kam ihm nur eine Sache in den Sinn um das Paar loszuwerden. Langsam atmete er die angehaltene Luft aus, seine Hand wanderte an Talins Taille entlang weiter nach oben, bahnte sich dann jedoch seinen Weg über ihren Oberarm, die Schultern bis zum Hals und ihrer Wange. Dann zwang er sie mit einer für ihre Beobachter augenscheinlich gierigen Bewegung tiefer in die Polster des Sofas. Und anstelle das seine Lippen die ihren berührten, fuhr er mit den seinen über die zarte Haut ihrer Halsbeuge, während sich seine Finger in ihren blonden Locken vergrub. "Na sowas!", keuchte die fremde Frau auf. "Ich glaube, die Zwei brauchen noch ein bisschen länger... Komm'.. unterm Dach gibt es einen gemütlichen Alkoven - der eignet sich doch viel besser für uns...", versuchte der Mann seine Begleitung zum gehen zu bewegen.
Die Ignoranz dieser Frau machte sie fertig. Natürlich gab es schlimmeres, was sie sich hätten einfallen lassen können, um nicht als Einbrecher aufzufallen – und Talin genoss diese Situation wirklich sehr – aber wo blieb bitte der Anstand ihrer Zuschauer? Sich darüber aufzuregen, dass ihr Stammplatz – igitt an dieser Stelle – nicht frei war, statt einfach weiter zu gehen, war wirklich absolut lächerlich. Aber zum Glück regte sich Ryan nicht so sehr auf sie, sondern dachte mit und ließ sich etwas einfallen, wie sie ihre Beobachter los wurden. Dumm nur, dass es auch sie verdammt ablenkte. Talin konnte damit arbeiten, ein bisschen rum zu spielen und dabei einen klaren Kopf behalten. Aber in dem Moment, in dem er ihren Hals mit seinen Lippen berührte, entfuhr ihr kurz nach der entrüsteten Frau ein leises Keuchen. Sie legte den Kopf ein bisschen mehr zur Seite, damit er besser an ihren Hals kam und versteckte gleichzeitig ihr Gesicht an seiner Halsbeuge. Das leise Ts ihrer Zuschauer ließ sie die Ohren spitzen. „Ja, suchen wir uns einen anderen Ort. Das scheint ja noch länger zu dauern.“ Wieder dieses hochnässige Geräusch, bevor sich die beiden in einem Rauschen aus Stoffen und einer Duftwolke verschwanden. Doch statt von Ryan abzulassen, ließ sie ihre Zunge vorschnellen und leckte eine Spur von seinem Hals zu seinem Ohr, an dem sie sanft knabberte. „Was jetzt, oh großer Meisterdieb?“
Eigentlich diente das ganze als Ablenkungsmanöver - und irgendwo in seinem Hinterstübchen war Ryan dies auch durchaus bewusst. Doch in dem Moment als Talin mit einem kaum hörbaren Keuchen reagierte, blendete er diese Tatsache einfach mal aus - es war ihm sogar egal das die Möglichkeit bestünde dass ihre Reaktion zu eben jener Farce gehören könnte. Seine Lippen fuhren zunächst nur behutsam über die empfindliche Haut an ihrem Hals, doch dann wurde der Kuss inniger. Der Griff in ihrem Haar löste sich, stattdessen wanderten seine Finger zu ihrem Nacken, während seine Lippen langsam aber von Sekunde zu Sekunde sinnlicher nach oben wanderten.. Bis er die emfpindliche Stelle hinter ihrem Ohr erreichte. Sein Atem strich dabei warm und sanft über ihre Haut. Der Dieb bekam nicht einmal mehr mit dass ihre Zuschauer davon gerauscht waren und der einzige Duft der ihm in der Nase hing war der süße Geruch von Talin. Als diese die Liebkosungen auch noch erwiderte entfuhr ihm ein dunkles, wohliges Brummen und gerade als er seine freie Hand ohne weiter darüber nachzudenken an ihre Taille legen wollte um sie einfach kurzerhand über sich zu bugsieren nahm er ihre leise Stimme an seinem Ohr zur kenntnis. Ryan hielt kurz die Luft an, sammelte sich indem er die Augen schloss und versuchte einen klaren Gedanken zu fassen - was sich als deutlich schwieriger herausstellte als ihm lieb war. Dann jedoch löste er sich von ihr, allerdings nicht ohne für den winzigen Bruchteil einer Sekunde seine Lippen über die ihren Schweben zu lassen. Doch als Ryan sich aufrichtete war dieser geradezu unmerkliche Moment so schnell verstrichen, dass man nicht einmal mehr sagen konnte ob es ihn überhaupt gegeben hatte. "Das...", fing er schließlich an und es überraschte ihn selbst wie fest seine dunkle Stimme klang. "...war dann wohl Joker Nummer 2.", er sprach gewohnt arrogant - als wäre das Geschehene nichts besonderes gewesen. Schließlich brachte Ryan einige Zentimeter zwischen ihnen beiden um endlich wieder einen klaren Gedanken fassen zu können. Und während sein Herz noch wie verrückt in seiner Brust hämmerte wurde ihm zum ersten Mal bewusst, wie verdammt Gefährlich diese Nähe zu Talin war. "Wir suchen weiter.", und mit jenen Worten war er aufgestanden um sich seinen weiteren Weg durch das Gebäude zu bahnen - diesmal im ersten Obergeschoss.
Für einen Augenblick war sie unsicher, ob es wirklich das Richtige gewesen war ihn anzusprechen. Einfach weiter zu machen, zu sehen, wohin sie diese Stimmung bringen würde, war sehr verlockend. Aber nein, sie hatte ihn ansprechen müssen und bekam dafür so etwas! Schmollend verzog sie den Mund, als er von ihr aufstand und wirklich die Frechheit besaß ihr einen weiteren Joker abzuziehen. Und zwar dafür, dass ER über sie hergefallen war. Langsam rappelte sie sich auch auf und folgte ihm dann im ersten Moment wortlos ins Obergeschoss, bevor sie es doch nicht mehr aushielt zu schweigen. „Ich finde es ziemlich gemein, dass ich dafür Nummer zwei verspielt haben soll. Immerhin hast du mich auf dieses Sofa gedrückt. Und deinen Mund auf Wanderschaft geschickt.“ Und als sie in einen Raum traten, der sehr nach einer Bibliothek und Arbeitszimmer in einem aussah, konnte sie es sich nicht ganz verkneifen noch hinzuzufügen: „Hat dir eigentlich schon mal jemand gesagt, dass du ziemlich sinnliche Lippen hast?“ Unschuldig klimperte sie mit den Wimpern. Ja, sie legte es darauf an, ihn zu ärgern, aber gerade jetzt konnte er sie nicht aus der Mission ausschließen, denn sie schienen im Büro des reichen Schnösels angekommen zu sein. Sie packte also kurzer Hand Ryan am Kinn, stellte sich auf die Zehenspitzen und gab ihn einen schnellen Kuss auf den Mund. „Du kannst später sauer auf mich sein. Wirke deine Magie, Dieb. Dann können wir wieder von hier verschwinden.“
Ryan hob eine Braue und sah von der Seite auf sie hinab, dabei zuckte sein Mundwinkel amüsiert - es war doch wesentlich leichter klare Gedanken zu fassen wenn sie ihm nicht ganz so nahe war. "Tu' nicht so.", raunte er ihr leise zu. "Du hast mich abgelenkt und zwar mit diesem kleinen, verführerischen keuchen..", nun wurde das Zucken seiner Mundwinkel zu einem ausgewachsenen, frivolen Grinsen. "Deshalb habe ich dir einen Joker abgezogen.", und mit jenen Worten war er in das Arbeitszimmer geschlüpft ohne ihr eine Chance zu geben darauf zu reagieren. Er hatte sich gerade über den Schreibtisch aus Massivholz gebeugt, als Talin erneut das Wort ergriff. Abermals schoss eine seiner Brauen in die Höhe, er legte leicht den Kopf schief und antwortete überraschend wahrheitsgemäß ohne ihre Frage zu beantworten:"Hat dir schon einmal jemand gesagt, dass du ziemlich sinnlich bist?". Und kaum hatte er die Worte ausgesprochen, spürte er auch schon federleicht ihre Lippen auf den Seinen. Nun hatte sie ihn endgültig überrumpelt. Er erstarrte, rührte sich einige Sekunden lang nicht mehr und machte auch sonst keine Anstalten einen Ton von sich zu geben. Stattdessen sah er Talin einfach nur einige Sekunden lang intensiv an, wütend war er keineswegs... Denn alles in allem war dieser Abend erinnerungswürdiger als er damit gerechnet hatte.. Doch diese unscheinbare, kurze Berührung seiner Lippen schien irgendetwas in ihm ausgelöst zu haben. Er blieb Talin einer weiteren Antwort schuldig und konzentrierte sich auf die bevorstehende Aufgabe: Endlich diese verdammten Schriftstücke zu finden! Er durchstöberte zunächst ganz klassisch den Schreibtisch und war dabei plötzlich wieder sonderlich ruhig und gerade als unter der Sitzfläche des Tisches ein loses Brett bemerkte, meldete sich eine unbekannte Stimme. "Wer seid ihr und was macht ihr da?", ein kleines Mädchen - vielleicht gerade Mal sechs oder sieben Jahre alt stand in der Tür. Sie hatte einen hellen Lockenkopf, die mit einer Schleife zusammen gebunden wurden. Das Kleid welches sie trug war an den Rändern mit Spitze bestickt und auf Brusthöhe mit einer weiteren Schleife verziert - alles in allem schien sie vom Fest ausgebüchst zu sein.
Ein amüsiertes Schnauben entrang seiner Kehle, als sie versuchte ihn zu triezen und außer einem schiefen Grinsen, blieb er ihr eine Antwort darauf schuldig. Sie suchten also nach einer Möglichkeit in das Gebäude zu kommen.. Und dies war noch der einfachste Part des Unterfangens. Immerhin wusste Ryan genauso wenig wie Talin, was sie im Gebäude erwartete, geschweige denn wo sich welche Räumlichkeiten befanden. Allein dieser Fakt, war für die Meisten ein Grund dieses Unterfangen als 'Idiotisch' abzustempeln.. Umso überraschender war es insgeheim für Ryan das Talin so einfach mitmachte.. Und doch schien das Herzklopfen vor Aufregung und das euphorische Rausches des Blutes in den Adern auch die junge Frau angesteckt zu haben. Gerade als er ihr seine Idee unterbreitete und musste er aufgrund ihres ungläubigen Gesichtsausdruck wieder schmunzeln. "Eine andere Möglichkeit wäre, aufs Dach zu Klettern und von Oben einen Zugang zu finden... Also...?", meinte er dann spitzbübisch auf ihren Widerstand hin. Es dauerte nicht lange und auch sie erkannte, dass das Fenster ihre einzige Möglichkeit war... Auf ihre Drohung hin konnte er sich erneut ein dunkles, dumpfes und dennoch leises Lachen nicht verkneifen. "Keine Sorge, dass hier bleibt unser kleines, schmutziges Geheimnis. Versprochen.", er grinste diabolisch, ging gleichzeitig in die Hocke und verschränkte seine Finger ineinandner, damit sie ihren Fuß darauf stellen konnte - ganz so wie man es noch aus der Kindheit her kannte, wenn man sich zum Garten des Geistlichen stahl um die wertvollen Trauben und Äpfel zu naschen! Mit schwung schob er sie schließlich nach Oben gen Fenster, sodass sie ohne Probleme den Sims erreichen konnte.
Noch bevor sie ihren Fuß auf seine in einander verschränkten Hände stellte, sah sie ihn mit erhobener Augenbraue und einem mitleidigem verziehen ihrer Lippen an. „Wenn du das schon schmutzig nennst, dann hast du noch nicht wirklich gelebt, mein Lieber.“ Talin stelle ihren Fuß auf die Hilfestellung, täschelte Ryans Kopf und stieß sich dann vom Boden ab, während sie sich gleichzeitig an seinen Schultern weiter nach oben drückte. Mit dem gleichen Schwung griff sie nach dem Fenstersims. Ein leises Ächzen schlich sich über ihre Lippen, während sie sich hoch stemmte und über die Kante zog. Bevor sie sich auf der anderen Seite fallen ließ, wartete sie einen Moment, lauschte, ob jemand in der Nähe war. Fast vollkommene Stille empfing sie. Der Lärm der Party drang leise zu ihr, ebenso die Geräusche aus der Küche, aber sonst...nichts. Erleichtert ließ sie sich auf der anderen Seite hinuntergleiten und besah sich das Hindernis. Es waren ein paar Stühle, die achtlos vor die Tür gestellt worden waren, ebenso ein kleiner Servicewagen. Innerlich krempelte sie die Ärmel hoch und räumte so schnell und leise das Zeug weg, wie sie konnte. Nach ein paar Minuten war die Tür frei und sie öffnete sie schwungvoll. Nur hatte sie nicht bedacht, dass sie in den Angeln quietschen würde. Leicht zuckte die Blonde zusammen und sah Ryan dann mit einem kleinen entschuldigenden Lächeln an. „Kann das unser schmutziges Geheimnis bleiben?“
Ohh, wenn sie nur wüsste. Doch anstelle einer Antwort, schnaubte Ryan nur leise amüsiert. Nachdem er sie schwungvoll nach oben beförderte und Talin schließlich durch das offene Fenster ins innere des Gebäudes verschwunden war, wartete der Dieb geduldig. Jetzt - nachdem er endlich etwas Abstand zu ihr gewann, fragte er sich mit zusammengezogenen Augenbrauen ob es wirklich eine so gute Idee gewesen war sie mit zu nehmen. Mit Sicherheit hätte er noch einen anderen Eingang gefunden... Einen, den Talin nicht hätte nehmen können, weil ihr das Geschick zum Klettern fehlte. Doch gerade als er jene Zweifel mit einem Kopfschütteln los werden wollte um sich auf die bevorstehende Aufgabe zu konzentrieren, schwang die Tür alles andere als geräuschlos auf. Schon beim ersten, leisesten Anzeichen dass die Scharniere quietschten, wollte Ryan die Hand ausstrecken um Talin davon abzuhalten sie weiter zu öffnen - doch es war zu spät! Sein Herz pochte vor Aufregung sofort einige Takte schneller und es wurde nicht besser, als er Talins entschuldigendes Lächeln sah. Ohne sich dessen bewusst zu sein, versteiften sich seine Schultern. Ryan sagte nichts, blickte sich noch ein letztes Mal um - niemand war in der Nähe - und trat ein. Er schob Talin etwas zur Seite um die Türklinge zu greifen, drückte sie kraftvoll nach oben um so die Tür die wenigen millimeter nach oben zu drücken die es brauchte, um sie anschließend lautlos hinter sich zu schließen. Als er sich wieder an Talin wandte lag Anstelle eines genervten Gesichtausdrucks, ein diabolisches Lächeln auf seinen Lippen. Er hob die Hand und zeigte ihr im schummrigen Licht einer Öllampe, welche flackernd neben einer weiteren Tür brannte drei Finger. "Das hier -", er deutete auf seine Hand. "Sind deine Joker. Einen hast du nun verspielt. Beim Dritten lass' ich dich einfach hier sitzen und verschwinde.", die Arroganz welche sonst in seinen Worten mitschwang, war verschwunden. Doch das fiese Lächeln, gepaart mit dieser angestrengt freundlichen Stimmlage, im zusammenhang mit seinen angespannten Schultern und den dunklen Augen konnten Ryan tatsächlich ein wenig unheimlich wirken lassen. "Also dann, Captain - wollen wir?", die Arroganz war zurück und ohne auf sie zu warten schob er sich an ihr vorbei zur nächsten Tür. Vorsichtig wurde sie geöffnet, einige Momente abgewartet und schließlich den Kopf durch den Türspalt gesteckt. Dann verschwand er in den Korridor - dabei wurde die Tür gerade so weit geöffnet wie nötig um hindurch zu schlüpfen. Zu ihrem Glück war beinahe das ganze Haus mit Teppich ausgelegt, was es zumindest für Talin wohl erleichtern würde, leise zu treten. Und so führte der Dieb sie durchs Haus.. Da Ryan selbst keine Ahnung hatte, wo sich welches Zimmer befand, mussten sie in mühevollster Arbeit durch jedes Schlüsselloch und in jeden Raum blicken. Er mied Küche und Foyer, sowie den Salon welcher mit Terrasse zum Garten führte - denn dort breiteten sich die feierwütigen Gäste ebenfalls aus. Im Erdgeschoss mussten sie besonders vorsichtig vorgehen - denn ständig huschten Bedienstete durch die Gänge.. Das jedoch alles andere als leise, und so war es ein leichtes für die Beiden jedes Mal im Schatten schutz zu suchen. Gerade als Ryan Talin in den ersten Stock lotsen wollte und sie schon am unteren Treppenabsatz waren, hörte er die Stimmen eines Mannes und eines kleinen Kindes, welche lauthals miteinander diskutierten. Sie wurden lauter und als Ryan den Rückzug ansteuerte, hörte er auch weitere Stimmen den Flur entlang in welchem sie gerade standen. Sein Blick huschte zu Talin, dann durch den verdammten Korridor in dem sie sich befanden. Wenn er allein gewesen wäre, hätte er sich einfach in den Spalt zwischen der hohen Vitrine und der Wand gequetscht, welche in der Ecke stand. Doch zu zweit war dies alles andere als Möglich. Suchend blickte er sich weiter um - Wandteppich, Kerzenständer, Sofa mit Krallenfüßen, Standuhr - Moment. Ruckartig packte er Talin am Unterarm, drückte sie aufs Sofa, warf sich selbst den Umhang welcher er ihr noch vor weniger als einer Stunde geliehen hatte um, setzte sich dicht neben sie und beugte sich prompt über sie! So konnte man sie immerhin für Gäste halten, die sich einen Rückzugsort suchten... Der Umhang verdeckte Ryans auffällige Kleidung, den Kopf neigte er Talin so entgegen, das man zumindest seine noch auffälligere Narbe im Gesicht nicht sah.
Das er ihr nicht so einfach verzieh, konnte sie sich in dem Moment denken, als er sich schweigend an ihr vorbei schob. Sie beobachtete ihn, während er sich erst umsah und dann die Tür leise hinter ihnen beiden schloss. Tja, nicht jeder konnte daran denken eine ganze Tür anzuheben, nur damit sie nicht quietschte. Auf ihrem Gesicht breitete sich ein leicht beleidigter Ausdruck aus. Als er sich ihr schließlich zuwandte, verspannten sich ihre Schultern ebenfalls und sie hatte das zwingende Bedürfnis ihm ins Gesicht zu schlagen, wenn er nur einen arroganten Spruch hören ließ. Stattdessen...drohte er ihr? Ganz sicher war sich die Blonde nicht, denn er verhielt sich seltsam. Sie glaubte ihm aber, dass er sie hier eiskalt zurück lassen würde und sie war versucht es auszureizen. Mochte es morbide Neugierde oder einfach eine Art Selbstzerstörung sein, sie wollte wissen, was genau er tun würde, wenn sie ihre drei Joker verspielt hatte. Aber für den Moment blieb sie still, tat wie ihr geheißen und akzeptierte seine Führung. Sehr schnell hatte sie den Grundriss des Hauses verstanden und dennoch verlor sie vollkommen den Überblick. Ihr gefiel es besser, wenn man nicht ganz so leise vorgehen musste. Ein offensichtliches Herantreten an die Zielperson, ein paar gezielte Liebesworte oder Drohungen und man hatte, was man wollte. Nur wurde es dann auch sehr schnell kritisch, weil die Marine einen suchte. Vielleicht sollte Talin doch eher so wie Ryan handeln und ein bisschen weniger impulsiv sein. Als sie das Erdgeschoss erfolglos verließen, schon auf halber Treppe nach oben waren, hörten sie sowohl von oben, als auch von unter ihnen Stimmen. Naja, vielleicht hatte sie jetzt doch die Möglichkeit, die Leute einfach offen zu beklauen. Aber auch in dem Moment kam Ryan ihr einfach zuvor. Während sie die offene Konfrontation suchen wollte, wurde sie auf einmal zurückgezogen und auf etwas halb weiches, halb hartes geworfen. Obwohl kein Staub aufflog roch das Sofa etwas muffig und sie wollte nicht so genau wissen, wie viele Leute hier schon in genau dieser Position lagen. Auf einmal war Ryan über ihr und die Welt um sie herum, verdunkelte sich etwas. Er hatte sich den Umhang über die Schultern geworfen, wie ihr auffiel. Während sie noch etwas überrascht sein Gesicht musterte, hörte sie, wie die Stimmen von unten näher kamen. Sie konnte nicht genau verstehen, was sie sagten, aber Talin war klar, dass ihr Schauspiel ganz schnell aufflog, wenn die Leute sahen, dass Ryan nur über ihr kniete und nicht mehr. Ihr Herz pochte vor Aufregung und ihr Blut geriet in Wallung. Genau für solche Situationen war sie gemacht. Wenn es eng wurde, wenn man improvisieren musste. Sie lächelte nach oben und flüsterte so leise, dass nur Ryan es hörte: „Ich hoffe das ist nicht Joker Nummer zwei.“ Damit legte sie ihm die Arme um den Hals und zog ihn ganz zu sich runter, bis gerade mal noch ein Blatt zwischen ihre Lippen passte. In dem Moment quietschte eine Diele in der Nähe. Die beiden Gäste waren hoch gekommen. Talin hörte ein empörtes einatmen und ein zischendes Geräusch, als würde ein Fächer geöffnet werden. Danach erklangen leise tuschelnde Stimmen, die sich nicht die Mühe machten ihren Unmut zu verbergen. Also wirklich. Wie würden sie reagieren, wenn sie den Mann über sich wirklich küssen würde.
Leise zog Ryan die Luft scharf ein, als er ihre Finger in seinem Nacken spürte - was sich allerdings als schwerwiegender Fehler erwies, denn so atmete intensiv ihren süßen Duft ein. Das adrenalin rauschte nur so durch seine Adern und es war dem schwarzhaarigen kaum mehr möglich zu sagen, ob es an der Aufregung stand jeden Moment vielleicht entdeckt zu werden - oder aber an der Nähe zu Talin. Sie hatte es nun schon so einige Male geschafft ihn beinahe die Fassung verlieren zu lassen - und dieser Moment gehörte eindeutig dazu. Als sich ihre Lippen um ein Haar berührten, war es auch Ryan der merklich Inne hielt. Ohne sich dessen bewusst zu sein, lag seine Rechte an ihrer Taille, mit der Linken stützte er sich am abgegriffenen Holz der Rückenlehne ab. "Nicht zu Fassen! Sieh' dir das an! Sie scheinen sich nicht einmal daran zu stören dass wir hier sind!", fauchte die eine Person. Die andere räusperte sich und es wurde schnell klar, dass die durchaus pikierte Dame in Begleitung eines Herren war. "Dich stört doch nur, dass sie auf unserem Stammplatz sitzen...", kommentierte er die Aussage seiner aufgebrachten Begleitung. Da die beiden keine Anstalten machten weiter zu gehen, ging Ryan davon aus dass sie wohl glaubten nur lange genug warten zu müssen und ihr 'Stammplatz' wäre wieder frei. Und auch wenn es dem Dieb bei allen Sinnen in diesem Moment schwer fiel einen klaren Kopf zu behalten, kam ihm nur eine Sache in den Sinn um das Paar loszuwerden. Langsam atmete er die angehaltene Luft aus, seine Hand wanderte an Talins Taille entlang weiter nach oben, bahnte sich dann jedoch seinen Weg über ihren Oberarm, die Schultern bis zum Hals und ihrer Wange. Dann zwang er sie mit einer für ihre Beobachter augenscheinlich gierigen Bewegung tiefer in die Polster des Sofas. Und anstelle das seine Lippen die ihren berührten, fuhr er mit den seinen über die zarte Haut ihrer Halsbeuge, während sich seine Finger in ihren blonden Locken vergrub. "Na sowas!", keuchte die fremde Frau auf. "Ich glaube, die Zwei brauchen noch ein bisschen länger... Komm'.. unterm Dach gibt es einen gemütlichen Alkoven - der eignet sich doch viel besser für uns...", versuchte der Mann seine Begleitung zum gehen zu bewegen.
Die Ignoranz dieser Frau machte sie fertig. Natürlich gab es schlimmeres, was sie sich hätten einfallen lassen können, um nicht als Einbrecher aufzufallen – und Talin genoss diese Situation wirklich sehr – aber wo blieb bitte der Anstand ihrer Zuschauer? Sich darüber aufzuregen, dass ihr Stammplatz – igitt an dieser Stelle – nicht frei war, statt einfach weiter zu gehen, war wirklich absolut lächerlich. Aber zum Glück regte sich Ryan nicht so sehr auf sie, sondern dachte mit und ließ sich etwas einfallen, wie sie ihre Beobachter los wurden. Dumm nur, dass es auch sie verdammt ablenkte. Talin konnte damit arbeiten, ein bisschen rum zu spielen und dabei einen klaren Kopf behalten. Aber in dem Moment, in dem er ihren Hals mit seinen Lippen berührte, entfuhr ihr kurz nach der entrüsteten Frau ein leises Keuchen. Sie legte den Kopf ein bisschen mehr zur Seite, damit er besser an ihren Hals kam und versteckte gleichzeitig ihr Gesicht an seiner Halsbeuge. Das leise Ts ihrer Zuschauer ließ sie die Ohren spitzen. „Ja, suchen wir uns einen anderen Ort. Das scheint ja noch länger zu dauern.“ Wieder dieses hochnässige Geräusch, bevor sich die beiden in einem Rauschen aus Stoffen und einer Duftwolke verschwanden. Doch statt von Ryan abzulassen, ließ sie ihre Zunge vorschnellen und leckte eine Spur von seinem Hals zu seinem Ohr, an dem sie sanft knabberte. „Was jetzt, oh großer Meisterdieb?“
Eigentlich diente das ganze als Ablenkungsmanöver - und irgendwo in seinem Hinterstübchen war Ryan dies auch durchaus bewusst. Doch in dem Moment als Talin mit einem kaum hörbaren Keuchen reagierte, blendete er diese Tatsache einfach mal aus - es war ihm sogar egal das die Möglichkeit bestünde dass ihre Reaktion zu eben jener Farce gehören könnte. Seine Lippen fuhren zunächst nur behutsam über die empfindliche Haut an ihrem Hals, doch dann wurde der Kuss inniger. Der Griff in ihrem Haar löste sich, stattdessen wanderten seine Finger zu ihrem Nacken, während seine Lippen langsam aber von Sekunde zu Sekunde sinnlicher nach oben wanderten.. Bis er die emfpindliche Stelle hinter ihrem Ohr erreichte. Sein Atem strich dabei warm und sanft über ihre Haut. Der Dieb bekam nicht einmal mehr mit dass ihre Zuschauer davon gerauscht waren und der einzige Duft der ihm in der Nase hing war der süße Geruch von Talin. Als diese die Liebkosungen auch noch erwiderte entfuhr ihm ein dunkles, wohliges Brummen und gerade als er seine freie Hand ohne weiter darüber nachzudenken an ihre Taille legen wollte um sie einfach kurzerhand über sich zu bugsieren nahm er ihre leise Stimme an seinem Ohr zur kenntnis. Ryan hielt kurz die Luft an, sammelte sich indem er die Augen schloss und versuchte einen klaren Gedanken zu fassen - was sich als deutlich schwieriger herausstellte als ihm lieb war. Dann jedoch löste er sich von ihr, allerdings nicht ohne für den winzigen Bruchteil einer Sekunde seine Lippen über die ihren Schweben zu lassen. Doch als Ryan sich aufrichtete war dieser geradezu unmerkliche Moment so schnell verstrichen, dass man nicht einmal mehr sagen konnte ob es ihn überhaupt gegeben hatte. "Das...", fing er schließlich an und es überraschte ihn selbst wie fest seine dunkle Stimme klang. "...war dann wohl Joker Nummer 2.", er sprach gewohnt arrogant - als wäre das Geschehene nichts besonderes gewesen. Schließlich brachte Ryan einige Zentimeter zwischen ihnen beiden um endlich wieder einen klaren Gedanken fassen zu können. Und während sein Herz noch wie verrückt in seiner Brust hämmerte wurde ihm zum ersten Mal bewusst, wie verdammt Gefährlich diese Nähe zu Talin war. "Wir suchen weiter.", und mit jenen Worten war er aufgestanden um sich seinen weiteren Weg durch das Gebäude zu bahnen - diesmal im ersten Obergeschoss.
Für einen Augenblick war sie unsicher, ob es wirklich das Richtige gewesen war ihn anzusprechen. Einfach weiter zu machen, zu sehen, wohin sie diese Stimmung bringen würde, war sehr verlockend. Aber nein, sie hatte ihn ansprechen müssen und bekam dafür so etwas! Schmollend verzog sie den Mund, als er von ihr aufstand und wirklich die Frechheit besaß ihr einen weiteren Joker abzuziehen. Und zwar dafür, dass ER über sie hergefallen war. Langsam rappelte sie sich auch auf und folgte ihm dann im ersten Moment wortlos ins Obergeschoss, bevor sie es doch nicht mehr aushielt zu schweigen. „Ich finde es ziemlich gemein, dass ich dafür Nummer zwei verspielt haben soll. Immerhin hast du mich auf dieses Sofa gedrückt. Und deinen Mund auf Wanderschaft geschickt.“ Und als sie in einen Raum traten, der sehr nach einer Bibliothek und Arbeitszimmer in einem aussah, konnte sie es sich nicht ganz verkneifen noch hinzuzufügen: „Hat dir eigentlich schon mal jemand gesagt, dass du ziemlich sinnliche Lippen hast?“ Unschuldig klimperte sie mit den Wimpern. Ja, sie legte es darauf an, ihn zu ärgern, aber gerade jetzt konnte er sie nicht aus der Mission ausschließen, denn sie schienen im Büro des reichen Schnösels angekommen zu sein. Sie packte also kurzer Hand Ryan am Kinn, stellte sich auf die Zehenspitzen und gab ihn einen schnellen Kuss auf den Mund. „Du kannst später sauer auf mich sein. Wirke deine Magie, Dieb. Dann können wir wieder von hier verschwinden.“
Ryan hob eine Braue und sah von der Seite auf sie hinab, dabei zuckte sein Mundwinkel amüsiert - es war doch wesentlich leichter klare Gedanken zu fassen wenn sie ihm nicht ganz so nahe war. "Tu' nicht so.", raunte er ihr leise zu. "Du hast mich abgelenkt und zwar mit diesem kleinen, verführerischen keuchen..", nun wurde das Zucken seiner Mundwinkel zu einem ausgewachsenen, frivolen Grinsen. "Deshalb habe ich dir einen Joker abgezogen.", und mit jenen Worten war er in das Arbeitszimmer geschlüpft ohne ihr eine Chance zu geben darauf zu reagieren. Er hatte sich gerade über den Schreibtisch aus Massivholz gebeugt, als Talin erneut das Wort ergriff. Abermals schoss eine seiner Brauen in die Höhe, er legte leicht den Kopf schief und antwortete überraschend wahrheitsgemäß ohne ihre Frage zu beantworten:"Hat dir schon einmal jemand gesagt, dass du ziemlich sinnlich bist?". Und kaum hatte er die Worte ausgesprochen, spürte er auch schon federleicht ihre Lippen auf den Seinen. Nun hatte sie ihn endgültig überrumpelt. Er erstarrte, rührte sich einige Sekunden lang nicht mehr und machte auch sonst keine Anstalten einen Ton von sich zu geben. Stattdessen sah er Talin einfach nur einige Sekunden lang intensiv an, wütend war er keineswegs... Denn alles in allem war dieser Abend erinnerungswürdiger als er damit gerechnet hatte.. Doch diese unscheinbare, kurze Berührung seiner Lippen schien irgendetwas in ihm ausgelöst zu haben. Er blieb Talin einer weiteren Antwort schuldig und konzentrierte sich auf die bevorstehende Aufgabe: Endlich diese verdammten Schriftstücke zu finden! Er durchstöberte zunächst ganz klassisch den Schreibtisch und war dabei plötzlich wieder sonderlich ruhig und gerade als unter der Sitzfläche des Tisches ein loses Brett bemerkte, meldete sich eine unbekannte Stimme. "Wer seid ihr und was macht ihr da?", ein kleines Mädchen - vielleicht gerade Mal sechs oder sieben Jahre alt stand in der Tür. Sie hatte einen hellen Lockenkopf, die mit einer Schleife zusammen gebunden wurden. Das Kleid welches sie trug war an den Rändern mit Spitze bestickt und auf Brusthöhe mit einer weiteren Schleife verziert - alles in allem schien sie vom Fest ausgebüchst zu sein.