01.12.2018, 14:41
Die Verstorbene war keine zwanzig Jahre alt gewesen und laut der vom Wetter zerfressenen Inschrift lag an ihrer Seite ein Säugling begraben. Greo konnte sich nicht gegen das Bild einer Frau wehren, die im Kindsbett krampfte und elendig zugrunde ging und fragte sich unwillkürlich, ob der Vater dieses Kindes im Laufe all dieser Jahre vergessen hatte, dass ein Teil seiner Familie hier begraben lag. Er kratzte mit dem Fingernagel etwas Bewuchs von dem Stein und zupfte ein wenige Gras ab, in einem mehr als kümmerlichen Versuch, dem Ganzen etwas mehr Ordnung zu verleihen. Shanayas Worte ließen ihn aufmerken und während er mühsam den Blick von der gegerbten Platte losriss, wandte er sich zu ihr um. „Kühne Worte über den Tod.“, kommentierte er und spazierte, die Hände in den Hosentaschen vergraben, weiter kreuz und quer zwischen den Gräbern umher. „Lockt dich nur der Schrecken oder hast du Interesse sie über das Sterben auszufragen?“