28.11.2018, 00:33
Ihre letzte Raubfahrt war überaus erfolgreich verlaufen, nachdem sie die Information aufgegriffen hatten, daß das Schiff eines reichen Händlers demnächst diese Route nehmen würde. Jedoch hatten sie sich bei der Jagd so lange auf See aufgehalten, daß ihre Trinkwasservorräte zur Neige gingen. Außerdem rief der Überfall auf das Schiff eines derart reichen Mannes auch die Marine auf den Plan, hatte dieser Händler doch einiges an Einfluß. So hatte Feuerbart entschieden, die Bones anzulaufen, um dort das Trinkwasser aufzufüllen, nach Möglichkeit einige frische Nahrungsmittel zu ergänzen und sich zudem eine Weile zu verbergen.
Sie hatten ihren Landgang gerade beendet und waren auf dem Weg durch das Riff vor der Bucht, als der Ruf "Schiff in Sicht!" aus dem Krähennest die Besatzung aufhorchen ließ. Cornelis schickte sofort seinen Schiffsjungen los, das starke Fernrohr zu holen, durch das er nur wenige Augenblicke später aufmerksam das auf sie zuhaltende Schiff musterte. Nach kurzer Zeit ließ er das Fernrohr sinken und sah zu seinem Steuermann, Pepe.
"Das ist die Lusitania. Verdammt, das wird ein hartes Geschäft."
Pepe nickte nur schweigend. Feuerbart mußte ihm nicht extra erklären, daß die Lusitania als ein recht kampfkräftiges Schiff der königlichen Marine anzusehen war. Im nächsten Moment erkannte Pepe, daß sein Käpt´n zu überlegen angefangen hatte, deshalb schwieg er weiter und wartete ab, bis sich Feuerbarts leicht abwesender Blick wieder auf ihn richten würde.
Schnell und scharfsinnig wie immer in solchen Situationen arbeitete Cornelis´ Verstand. Mehrere Möglichkeiten spielte er in Gedanken durch, wog Vorteile und Risiken gegeneinander ab und traf binnen weniger Minuten die ihm bestmöglichst erscheinende Entscheidung. So dauerte es auch in diesem Moment nicht lange, bis sich sein Blick wieder auf seinen Steuermann richtete, wie dieser es bereits erwartete.
"Sie werden versuchen, uns an der Durchfahrt zum offenen Meer abzufangen. Ich denke, ich habe einen Plan, wie wir ihnen eine unangenehme Überraschung bereiten können. Allerdings... ganz ohne Risiko ist dieser natürlich nicht..."
Die letzte Aussage seines Käpt´ns ließ Pepe amüsiert schmunzeln. "Wann war es jemals ohne Risiko, mit dir zu segeln?!"
Cornelis lachte kurz auf, dann begann er seinen Plan umzusetzen.
"Laß so viel Segel setzen, wie verantwortbar sind, um noch heil durchs Riff zu kommen. Ein paar Mann zur Unterstützung des Lotsen an den Bug. Mehr Augen sehen auch mehr. Wenn wir Fahrt aufnehmen, was wir müssen, so müssen wir möglichst sicher durch die Felsen navigieren."
Sie hatten den Vorteil, die Bones schon öfter als Schlupfwinkel genutzt zu haben und kannten daher die Passage durch das Riff relativ gut. Also konnten sie diese mit ein wenig Risikobereitschaft auch schneller als in dieser extremen Schleichfahrt hinter sich bringen.
So wurde ein weiteres Segel am Hauptmast gesetzt, die Onyx nahm etwas Fahrt auf und es sah alles so aus, als wollte Feuerbart der Lusitania tatsächlich durch die Ausfahrt am Felsen vorbei aufs offene Meer zu entkommen versuchen.
Während der nächsten Minuten, in denen sie nichts weiter tun konnten als möglichst heil durch die Passage im Riff zu segeln, erklärte Cornelis Pepe seinen Plan, ohne dabei die Lusitania aus den Augen zu lassen. Schließlich tönte Feuerbarts tiefe Stimme durch die Bucht.
"ALLE MANN AUF GEFECHTSSTATION! STEUERBORDGESCHÜTZE LADEN UND AUSRENNEN!"
Und doch geschah auf der Onyx noch so manches im Geheimen...