26.11.2018, 20:30
Eigentlich hatte sie nicht die Intention gehabt, einen Kommentar über das Aussehen ihres Gegenübers zu äußern, doch die Worte flutschten ihr einfach so heraus bei den Anblick seiner Narbe, ohne dass sie es selbst wirklich bemerkte. Erst nachdem sie gesprochen hatte, bemerkte sie, dass das wohl keine schlaue Idee war, bei den grimmigen Eindruck des Fremden, doch entschuldigen tat sie sich auch nicht. Vielleicht mochte dies an ihren Schock liegen, oder daran, dass sie tatsächlich interessiert darin war, was für ein Ding diese Narbe kreiert hatte, doch selbstverständlich war die Chance auf eine ehrliche, aufklärende Antwort gering. Den Kommentar des Anderen über ihre schamlose Beleidigung hätte sie beinahe überhört, schnappte dessen Worte jedoch im Hintergrund noch auf, und schaffte es, ihre hellen, blauen Augen von der auffälligen Linie abzuwenden, um ihn stattdessen anzusehen. Auch er blieb von ihren musternden Blick nicht verschont, doch er hatte Glück, dass ihr dabei keine unhöflichen Anmerkungen herausrutschten, wie bei seinen Freund. Obwohl seine Worte wohl an den Kerl gewandt waren, gegen den Amy so achtlos gegen gelaufen war, zuckte sie dennoch mit den Schultern, unschuldig, und erlaubte sich ihm zu antworten, auch wenn es nur kurz ausfiel.
“Weiß‘ nicht, bin nicht von Mîlui.“ kam es ganz einfach von ihr, was natürlich keine Entschuldigung für ihren Kommentar darstellte. Dies schien auch der Fremde mit der Narbe so zu sehen, denn als dieser endlich die Stimme erhob, und sie ansah, klang er natürlich nicht so erfreut über den kleinen Zusammenstoß. Amy erwartete bereits eine unnötig lange Rede über ihr unmögliches Verhalten, wie es einige Bürger hier getan hätten, doch sein Satz brach früher ab als sie erwartet hatte, und ließ sie mit Überraschung sowie Verwirrung zurück. Ihr Gegenüber nahm sich kurz die Zeit, sie zu mustern, und fast hätte sie gefragt, warum er so glotzte, als Erkenntnis in seinen Blick eintraf. Gut, die hätte sie jetzt gerne auch, denn alles was sich an ihren Gesichtszügen änderte war das anheben der rechten Braue, verwirrt, fragend, als der Mann ein dramatisches ‚Du‘ äußerte.
“Ich...?“ fragte sie nach, als sie beobachtete, wie seine Mundwinkel sich zu einem spöttischen Lächeln erhoben. Red schien plötzlich genug zu haben, bei der unerwarteten Anspannung des Mannes, und verkroch sich über ihren Arm zu der Tasche ihres Mantels, wo sie spürte, wie er sich zu einem Ball zusammen rollte. Na toll. Sollte sie sich jetzt ganz alleine um das Verhalten des Typen wundern? Amy verschränkte die Arme vor der Brust, und behielt ihren fragenden Ausdruck im Gesicht, als ihr Blick unsicher zwischen den beiden Fremden hin und her huschten. Woher kannte er sie? War er in irgendeiner Kneipenschlägerei involviert, wo sie zufälligerweise mitgemacht hatte? Hatte sie ihn schonmal auf der Straße beleidigt? Bevor sie fragen konnte, fragte er sie bereits etwas, was einen Hinweis darauf gab wonach sie suchte. Eine Sekunde später hörten die Zahnräder in ihren Kopf auf zu knarzen, und ein Licht ging auf. Oh, er war das.
Whups.
Die einzige Reaktion, die ihr möglich war, war das weiten der Augen, ehe er auch schon fortfuhr und es ihr somit nicht ermöglichte, zu antworten. Schnell war die Situation seinem Begleiter erklärt, doch als er meinte, dass er sich das Gold zurückholen sollte, hob Amy die Hände, nicht als Zeichen der Hilflosigkeit, aber wohl eher zur Verteidigung. “Moment, Moment! Erstens, das habe ich nicht für einen Auftrag getan, sondern für mich selbst. Zweitens, denk mal nach, Genie. Wenn du dir dein Geld zurück holen möchtest, werde ich das selbstverständlich nicht so einfach zulassen. Und mich auf einer belebten Straße anzugreifen, besonders bei einen Fest, würde doch Aufmerksamkeit auf sich ziehen, und auch die Aufmerksamkeit von Wachen, die wie du sicherlich bemerkt hast zur dieser Zeit aktiver unterwegs sind. Das würde entweder darin enden, dass du festgenommen wirst, oder du kriegst dein Gold doch nicht weil du flüchten oder dich verteidigen müsstest, genug Zeit dass ich mich auch aus den Staub machen kann.“ zur Verdeutlichung ihrer Worte zeigte sie mit den Daumen hinter sich. “Drittens... Captains?“ jetzt blickte sie wieder fragend drein, und ließ sich gar nicht davon beirren, dass ihr Gegenüber sich vor ihr aufbaute. Sie hatte es damals geschafft, ihn zu berauben. Das gab ihr nicht wirklich einen Grund, sich vor ihm zu fürchten, auch wenn es nicht einfach gewesen war. Er mochte zwar ein erfahrener Dieb sein, doch nachdenken tat er wohl eher weniger, in ihren Augen. Kurz musterte sie ihn erneut, und an ihren Blick konnte man bereits erkennen, dass ihr etwas auf der Zunge lag, und kurz darauf ergänzte sie noch völlig außerhalb des eigentlichen Themas: “Steht dir übrigens besser, nicht so eingepackt zu sein wie ein Kind in einer Decke. Wirkt nicht so leblos.“ Im letzten Satz gestikulierte sie fast schon dramatisch mit den Händen, und zuckte mit den Schultern, ganz einfach ihre Meinung, die ihr gerne mal unkontrolliert über die Lippen kam, positiv oder negativ. Wie er dies aufnahm, da dachte sie nicht drüber nach. Wohl eher interessierte sie sich für eine potenzielle Antwort auf ihre vorherige Frage.
[Brunnenplatz || Bei Ryan & Liam]