26.11.2018, 02:15
Scheinbar immer noch besoffen, beobachtete Cornelis ganz genau, wie sich die Situation entwickelte. Dennoch machte sein breitbeiniger, leicht schwankender Stand auf Außenstehende den Eindruck, er wäre sternhagelvoll. Greg kümmerte sich schließlich um den verletzten Wachposten, Trevor hatte mit dem Gesellen zu tun... Plötzlich wurde er von hinten am Handgelenk gepackt.
"EY!", schrie er lallend, drehte sich um und sah die zweite Wache vor sich. Ein breites schiefes Grinsen überzog sein Gesicht, er riß sich los und packte den Mann mit eisernem Griff an den Schultern. "Was soll das?", lallte er weiter.
Dann stieß er den Mann kraftvoll von sich, so gezielt, daß dieser den inzwischen zu dem Tumult an der Auslage geeilten Schmuckhändler traf und diesen mit von den Beinen riss. Bei seinem Versuch, seinem neuen Widersacher hinterherzusteigen, stolperte er natürlich - wie Besoffene eben stolpern wenn sie versuchen, ein solches Hindernis aus Trümmern zu überwinden - und brachte mit seinem Gewicht den Rest der Auslagen ebenfalls zum Einsturz. Wieder splitterte Glas und Cornelis verspürte einen kurzen stechenden Schmerz in seiner linken Seite. Ein unterdrückter Schmerzenslaut flog von seinen Lippen, der im inzwischen entstandenen Tumult der Menge vor dem Stand jedoch völlig unterging.
Niemand bemerkte, wie er halb unter sich alles ergriff, was ihm in die Finger kam, und es in einer seiner tiefen Hosentaschen verschwinden ließ. Dann rappelte er sich mühsam wieder auf, wobei er wie zufällig eines der weißen Tischtücher, die die Auslagen geschmückt hatten, mitnahm. Er stieg dem zweiten Wachmann hinterher ins Innere des Standes. Dieser hatte sich inzwischen ebenfalls wieder erhoben und ging mit wütendem Grunzen auf Cornelis los. Der rundliche Schmuckhändler lag noch immer benommen am Boden. Diesmal jedoch machte Cornelis kurzen Prozess: Als die Wache auf in anrannte, holte er aus und verpaßte dem Mann einen wuchtigen Faustschlag mitten auf die Nase. Mit einem Schmerzensschrei ging dieser zu Boden und begrub erneut den Schmuckhändler unter sich.
Im nächsten Augenblick war Cornelis verschwunden!
Er hatte einen Moment genutzt, in dem niemand der Außenstehenden direkt auf ihn geachtet hatte, und war durch die Tür des Schmuckstandes nach hinten raus verschwunden. Er machte sich keine sonderlich großen Sorgen um Trevor und Gregory, war er sich doch durchaus bewußt, daß er hier als der große Bösewicht dastand. Er ging einige schnelle Schritte zur Seite weg, dann blieb er zunächst stehen. Das Tischtuch, das er noch immer in der Hand hielt, drückte er sich auf seine linke Seite, dort, wo er noch immer den Schmerz spürte. Dann zog er seinen grauen Mantel über die Schultern nach vorne, so daß dieser vorn nur einen kleinen Spalt geöffnet blieb, und die Kapuze über den Kopf - so weit, daß sein Gesicht nun ein wenig im Schatten lag, es aber nicht direkt verdächtig erschien.
Er warf einen kurzen Blick zurück. Zum Glück hatte offenbar tatsächlich niemand sein Verschwinden beobachtet, denn es gab keine Verfolger. Ruhigen Schrittes, um nicht direkt verdächtig zu erscheinen, ging er nun hinter den Ständen in die Richtung weiter, die sie zuvor bereits gegangen waren. Am Ende der Standreihe blieb er nochmals kurz stehen, doch nur, um sich in einem günstigen Moment wieder unters Volk zu mischen. Er ging um die Ecke und spähte in Richtung Schmuckstand zurück. Doch er war inzwischen weit genug davon entfernt - zu weit für einen Besoffenen - und so hatte er gute Chancen, hier nicht gesucht zu werden. Also ließ er sich auf der Ecke der Standreihe bei einem der unzähligen Gastronomen nieder und bestellte sich einen Humpen Bier. Hin und wieder warf er einen Blick in Richtung Schmuckstand, doch wirkte es so als wäre er nicht sonderlich an den Geschehnissen dort interessiert.
[Marktplatz mit Gregory und Trevor / Vor, in, dann hinter dem Stand eines Schmuckhändlers / anschließend allein bei einem Gastronomiestand am Ende der Standreihe]