25.11.2018, 21:03
Elians Wut verschwand so schnell, wie sie gekommen war. Als er seine Hände ansah, mit der er gerade noch seinen Bruder geschlagen hatte; rau von der geleisteten Arbeit bei der Marine, doch zart genug für die Ausübung seiner angelernten Arztberufung, fühlte er nichts als Leere. Schon fast verloren ließ er seine Arme hängen und blickte in die entschlossenen Augen von Aspen, der Mal wieder viel zu gut darin war, seine Emotionen zu verstecken. Aber so war es schon immer: Der sensible Elian, den man lesen konnte wie ein offenes Buch und Aspen, der willensstarke und mutigere ältere Bruder. Selbst fast ein Jahrzehnt später war es nicht anders. „Ok“ , brummte er dem Älteren leise zu, als sich dieser schon wieder in Bewegung setzte. Für einen kurzen Moment, wenige Sekunden lang, überlegte er einfach umzudrehen. Aspen und somit seine Vergangenheit hinter sich zu lassen. Wahrscheinlich wäre es sogar einfacher: Zwei Verbrecher sind schwerer zu finden, wenn sie getrennt sind. Doch wenn Elian jetzt gehen sollte, dann würde es bedeuten, dass er nie wieder zurück konnte. Die Vorstellung, Aspen nie wieder zu begegnen, tat weh. Außerdem war es um so leichter Carli zu zweit zu finden, als auf sich allein gestellt. Denn was konnte Elian seiner Schwester schon bieten als ein Leben auf der ewigen Flucht? Und die Tatsache, dass sie ihm beide Augen auskratzen würde, wenn sie erfuhr, dass er Aspen verlassen hatte, fand er auch nicht sonderlich ansprechend. Also blieb ihm nur eines: Seinen Stolz runter zu schlucken und Aspen zu folgen.
Die kurze Distanz, die er schon hinter sich gelegt hatte, überbrückte er rasch in einem lockeren Lauftempo. Und dann; endlich zeigte der Große eine Reaktion auf Elians Ausbruch. Typisch Aspen!, dachte er zornig, als sein Bruder mit Erwähnung der Zwangsverheiratung gewollt auf Elians Gewissen drücken wollte. „Das ist nicht fair!“, sprach er laut seine Gedanken aus. „Du weißt genau, dass ich das niemals wollte. Aber wenigstens ein verdammtes Mal hättest du über deine Handlung nachdenken können. Du hättest es mir sagen müssen! Du hättest mir mitteilen sollen, was du vorhast“, noch beim Aussprechen war ihm klar, dass er es niemals zugelassen hätte. Wahrscheinlich wusste Aspen das. „Aber stattdessen lässt du mich in Messers Schneide laufen! Sie haben mich am Tatort gefunden, Aspen“, seine Stimme war forsch und er strengte sich an, dass sie bei den weiterführenden Worten nicht brach. „ Ich hatte das Blut unseres Vaters an den Händen, als sie kamen. Was denkst du wie das ausgesehen hatte?“
[Aspen, läuft ihm hinterher, wütend]