21.11.2018, 13:42
Natürlich nahm er Elians direkte Reaktion auf seine Worte nicht wahr, sondern kämpfte unterdessen weiter mich sich selbst, dass er sich keine Rast zugestand. Sie musste weiter! Mittlerweile waren sie Staatsmänner wahrscheinlich schon so genervt von der Montrosefahndung, dass sie die gesamte Stadt hinterherschickten, nur um endlich einmal Erfolg zu haben. Es war noch viel zu früh, um sich frei bewegen zu können. Die Lippen zu einer schmalen Linie verzogen, tadelte er sich selbst für die Leichtsinnigkeit, besonders weil dadurch nicht nur er selbst Probleme bekam, sondern auch Farley und im schlimmsten Fall sogar die gesamte Besatzung der Sphinx darunter litt.
Doch zu seinem eigenem Glück hielt ihn Elian von weiteren Selbsttiraden ab, indem dieser ihn mit sich zog. Während der Montrose beinahe schon entnervt „Weiter“, „Mädchen“ und „gesehen“ zwischen seinen schweren Atemzügen hervor presste, war er überhaupt nicht auf die kurz darauf folgende Ohrfeige vorbereitet, bis sie schallte. Mehr als der Schmerz war es jedoch das unschöne Gebrüll des Bruders, das ihn kurz die Augen schließen ließ, um sich zu besinnen. Mit der Hand strich er sich über die schmerzende Wange und begann nach einem kurzen Augenblick zustimmend zu nicken. Ja, Ja. „Ja, du hast recht.“, schnaufte er zustimmend, nachdem Elian eine kurze Pause einsetzte. Der Blondschopf wollte den Bruder nicht unterbrechen, auch wenn er mit dem Ausbruch ziemlich überfordert war. Überfordert, ja. Dennoch konnte er jedes Wort nachvollziehen und hatte Nächte damit zugebracht sich auf diesen Moment vorzubereiten. Leider hatte keine dieser Nächte ihm wirklich geholfen, wie er jetzt bitter feststellen musste.
Mit einem Seufzen wandte er sich ab, gewann Abstand zwischen ihre beiden Körper. Er wollte sich entschuldigen, erklären was ihn zu dem getrieben hatte, das ihrer beider Leben auf den Kopf gestellt hatte. Und er wollte den Dunkelhaarigen beruhigen. Dennoch drängte sich in ihm immer wieder das Wissen durch, dass sie weiter weg von ihrer Entlarvung fliehen mussten.
„Lass uns weiter gehen.“, beschloss er viel zu abgeklärt, den entschuldigenden Blick verdrängend, den er hätte aufsetzen sollen und wollen. Stattdessen legte sich pure Entschlossenheit in die blauen Farbenspiele, als er Elian endlich in das wutverbrannte und tränenverzerrte Gesicht sah. Er hätte über dessen Ausbruch schockiert sein sollen, über die feminine Art des Jüngeren, doch das war eben Elian, der tatsächlich noch immer seinen Welpenschutz genießen durfte. „Du darfst wütend sein, aber jetzt müssen wir erstmal hier weg.“
Er hob die Brauen an, wartete jedoch keine weitere Sekunde ab, bevor er sich abwandte und weiter lief. Langsamer als zuvor, schneller als ein gemütlicher Spaziergang. Und damit Elian ihm folgte, sprach er einfach weiter, antwortete dem Fragenden.
„Jeder gab mir das Recht Carlis Leben nicht zu ruieren, während du jede Chance besaßt deines zu jedem Zeitpunkt eigenständig zu ändern.“, benutzte er den gemeinsamen Spitznamen ihrer Schwester. „Mir blieb in diesem Moment keine andere Wahl, damit sie heute nicht an der Seite eines alten Mannes dahin vegetieren muss, nur damit unser Reichtum noch weiter anwächst.“ Tatsächlich stellte er damit ein Leben, das der Schwester, über ein anderes, das seines Bruders. Doch Aspen hatte abwägen müssen und insgeheim war er zum Mordzeitpunkt nicht in der Lage gewesen alle Seiten abzuwägen. Er hatte eben nicht alles durchdacht, wie er es sonst zu tun pflegte. „Es tut mir wirklich leid. Ich dachte du hättest ein Alibi, etwas das dich entlasten würde.“
Ja, Elian war Aspens Wissen nach damals unter Menschen gewesen. Er hatte sich nicht darum sorgen können, dass der Bruder ebenfall ins Visier geriet.
(Elian, abseits des Trubels)