20.11.2018, 16:03
Er hatte das Gesicht von ihr abgewandt, sodass sie sein Schmunzeln nicht würde sehen können, das die Reaktion auf ihre Worte war. Denn ganz sicher war er sich nicht, ob sie wusste, was sie ihm da gerade versprach. Oder dass er es überhaupt als Versprechen nahm. Doch Lucien schwieg, zog es vor, sie nicht darauf hinzuweisen, sondern lieber den Moment abzuwarten, an dem er sich vergewissern konnte. Die Neugier, die Vorfreude machten es doch umso reizvoller.
Erst, als Shanaya den Blick zu ihm senkte – er hörte es daran, weil der Berg ihre Stimme nun nicht mehr als schwaches Echo hallend zurück warf – reagierte er wieder vernehmlich. Indem er ein spöttisches Schnauben ausstieß und leise lachend den Kopf schüttelte.
„Ist es längst, Shanaya. Ist es längst...“
Er hielt die Stimme gesenkt, sprach mehr zu sich selbst, als zu ihr. Doch da sie unmittelbar neben ihm stand, hörte sie ihn vermutlich trotzdem. Nun konnte sie aus dieser Aussage gern machen, was sie wollte. Mutmaßungen darüber anstellen, warum er die Gelegenheit dann nicht ergriff, das aufreizende Angebot nicht einfach annahm... Nur Geduld.
Auf ihre Aufforderung, es einfach mal zu versuchen, antwortete der Dunkelhaarige bewusst nicht, widmete sich stattdessen deutlich interessierter dem Inneren der Höhle und wartete auf die Antwort auf seine Frage. Die gleich darauf auch kam. Sein Schmunzeln wurde ein Stück entschlossener und dieses Mal drehte er den Kopf gerade so weit, dass er ihr einen provokanten Blick von der Seite her zuwerfen konnte.
„Worauf wartest du dann noch?“
Noch im selben Atemzug zog er selbst die Beine an und suchte mit den Füßen festen Halt auf dem steinernen Grund, bevor er sich vorsichtig aufrichtete, um sein Gleichgewicht nicht gleich wieder zu verlieren. Die Schwarzhaarige hatte sich während dessen ein, zwei, drei Schritte ins Innere der Höhle vorgewagt und stand bereits wieder tiefer im kühlen Wasser. Scheinbar wurde das nur hier, am Eingang, so flach, dass es gerade bis zu den Knöcheln reichte.
Vorsichtig folgte Lucien seiner Begleiterin, streckte dabei die linke Hand aus, sodass seine Fingerspitzen die Felswand neben ihm berührten und er in dem Fall, dass er ausrutschte, den Sturz zumindest hätte abfangen können. Nur Augenblicke später erreichte er Shanayas Seite und hielt einen Moment inne, um das Bild, das sich ihnen bot, auf sich wirken zu lassen.
„Ich kann dir nicht widersprechen... Hier lässt es sich aushalten.“
Das kleine Staunen konnte er nicht ganz verbergen.