16.11.2018, 12:23
Noch einmal entschlüpfte ihr ein leises Lachen, aber sie schüttelte nur belustigt den Kopf. Es schien ihr fast so, als könnte Liam nichts wirklich ernst nehmen und würde kopflos alles sagen, was er gerade dachte. Ein naiver, todgeweihter Träumer, wenn er nicht lernte, die Klappe in den richtigen Momenten zu halten. Aber Talin störte sich, im Gegensatz zu anderen vermutlich, ganz und gar nicht daran. Es war ungemein erfrischend, wenn jemand nicht über jedes Wort nachdachte, was er sagen wollte. Liam sprach die Wahrheit so aus, wie er sie sah, ohne versteckte Geheimbotschaften. Und dabei war er keines Falls dumm. Die Blonde warf dem Mann neben ihr einen nachdenklichen Seitenblick zu. Eindeutig nicht auf den Kopf gefallen, egal wie gradlinig seine Worte waren.
„Ich finde dich auch gut so, wie du bist.“ meinte sie mit einem sanften Lächeln.
Ihr Blick wanderte weiter, wieder hinaus aufs Meer und blieb da hängen, während sie über seine Frage nachsann. Ja, was nun? Sie wollte ihm gern die gleiche Offenheit zu kommen lassen, die er ihr gab, aber konnte sie das denn? Für einen kurzen Moment stellte sie sich vor, wie es wohl aussah, wenn sie aufgeregt auf und ab hüpfte und dabei verkündete, dass sie Drachen und andere mystische Wesen jagen würden und dabei gegen ein oder zwei andere Piratencrews kämpfen würden. Die Träume eines kleinen Mädchen und irgendwie immer noch ein geheimer Wunsch von ihr. Nur, dass sie die ganze Angelegenheit mit dem Kämpfen und blutigen Abschlachten so romantisierte, wie früher. Aber für den Moment würde sie es bei einem Teil der Wahrheit belassen und sehen, was daraus folgen würde.
„Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung. Ich habe keine großen Pläne, wie das Königshaus stürzen oder Königin der Piraten zu sein. Auch wenn das vielleicht verlockend klingt. Im Moment ist es wichtig erst einmal von der Bildfläche zu verschwinden. Wenn etwas Gras über die Sache gewachsen ist, dann können wir uns überlegen, wie wir das Schiff reparieren. Meine Hübsche, sieht immer noch sehr mitgenommen aus.“ Liebevoll strich sie über das Holz der Reling, spürte die raue Maserung, so wie das leichte kratzen von Splittern an ihrer Haut. „Ich weiß nicht, was wir danach machen können. Die Welten sind groß, überall lauern Abenteuer, denen man sich stellen kann. Es gibt so viel zu entdecken. Willst du nicht irgendwohin? Eine Insel, eine Welt, die du schon immer mal erkunden wolltest?“
Neugierig sah sie ihn von der Seite her an.