13.11.2018, 15:47
Ein Friedhof – das wollte er sich gerne ansehen. Viele hatte er noch nicht zu sehen bekommen, zumindest keine Öffentlichen. Zuhause begrub man Verstorbene im Garten, wo durchaus kleine Flächen liebevoll aufgearbeitet wurden, zumindest, wie es die Mittel zuließen. Von großen Gruften war da nicht die Rede, aber falls die Möglichkeit bestünde so etwas zu Gesicht zu bekommen, war er nicht abgeneigt. „Dann lass uns mal schauen, wie hier die Sitten sind.“, brummte er zufrieden und schielte neugierig in Richtung ihres Notizbuches, rief sich zur Ordnung und nickte ihr stattdessen zu. „Machst du da Karten?“
Shanaya bemerkte den Blick des Mannes zu ihren Notizen, schmunzelte über seine Frage und gab dann ein überlegendes Brummen von sich. „Mehr oder weniger. Die Notizen dazu.“ Die, aus denen sie dann die Karte anfertigen konnte. Das, was sie selbst über die Insel in Erfahrung bringen konnte und das, was sie von Einheimischen erfuhr. Sie wedelte leicht mit dem kleinen Buch hin und her, hielt es dann so, dass Greo es sehen konnte. Ein Gewirr aus Zahlen, verbindenden Strichen, Worten und irgendwie ein heilloses Chaos. „Vermutlich kann damit niemand außer mir etwas anfangen.“ Sie lachte, richtete den Blick dann wieder nach vorn. „So kann ich aus allem ein riesen Geheimnis machen.“
Er verengte seine Augen, um besser auf das Tohuwabohu fokussieren zu können, was sie vor ihm präsentierte. Solange es für sie selbst Sinn ergab, war daran ja nichts auszusetzen. „Was möchtest du denn am Ende damit anfangen?“, erkundigte er sich und bog in eine schmale Gasse ab, die sich zwischen eng stehenden Häusern entlangschlängelte. Vielleicht kamen sie hier durch zum Friedhof. Oder zumindest in die Nähe. Er rümpfte kurz über den strengen Geruch nach Urin die Nase und warf einen Blick zu den Giebeln hinauf.
Shanaya grinste munter über den Ausdruck in Greos Gesicht, während er ihre Notizen betrachtete. Sie konnte sich nur zu gut vorstellen, wie das für einen Außenstehenden aussehen musste. Undurchschaubares Chaos. „Ich will von jedem Ort, an dem ich war, eine Karte anfertigen. Also... quasi erstmal von der ganzen ersten Welt. Damit habe ich schon einiges vor mir.“ Sie nickte, folgte dann Greos Blick, während sie seinem Weg folgte. „Dann kann ich mich auf meine Arbeit verlassen und muss nicht mit Karten von anderen navigieren.“
Er lächelte milde. „Ich schätze, es wird ein Leben lang dauern alle Welten zu bereisen und akkurate Karten zu erstellen, dass du gar nicht groß zum bereisen und navigieren nach eigenen Daten kommen wirst.“, gab er zu bedenken und schob sich unter einem Erkerfenster durch, dass so niedrig gebaut war und weit in die Gasse hineinragte, dass er sich beinahe den Kopf gestoßen hätte. „Und du musst sie ständig aktuell halten. Das ist ein… ja doch eine Berufung.“
Shanayas Grinsen wurde bei den Worten des Mannes nur noch ein wenig breiter. „Ich hoffe, ich habe noch ein paar brauchbare Jahre vor mir, die kann ich wohl ganz gut dafür nutzen.“ Einer der vielen Gründe, wieso sie jetzt hier war. Und es gab für sie auch keinen Grund, sich eine andere Crew zu suchen. Idioten würde sie leider überall um sich herum haben. Da hatte sie es schon ganz gut getroffen. Allein schon mit dem Mann neben sich, der sich unter einem Fenster hindurch duckte, was sie ihm mit halb so viel Aufwand nachmachte. „Deshalb wirst du mich sehr selten ohne mein Notizbuch antreffen. Ich bin da wie du. Ich kann nicht still sitzen, wenn es etwas zu tun gibt.“
„Ah.“, machte er und griff sich mit einer Hand ans Herz, „Eine verwandte Seele!“ Sein Ton war bewusst überzogen, aber er war sicher, dass Shanaya den Funken Wahrheit und Freude aus seiner Stimme herauslesen konnte. Einen Moment ging er schweigend neben ihr her, bis zum Ende der Gasse und griff erst dann wieder den Gesprächsfaden auf. „Gut ein Ziel zu haben, das hält im Gang.“, meinte er, dem es manchmal schwer fiel nachzuvollziehen, wie manche Menschen schlicht und frei in den Tag hinein leben konnten.
Shanaya lachte über die Geste des Mannes, legte ihm dann sachte eine Hand auf den Arm. „Du bist nicht allein.“ Sie nickte bedächtig, grinste ihm munter entgegen und wandte den blauen Blick dann kurz wieder auf ihre Notizen, strich etwas weg. Erst, als Greo wieder sprach hob sie den Kopf etwas an, nickte zustimmend über die Worte des Mannes. Wie Recht er hatte. Sie hob eine Hand, deutete in die Richtung, in die sie gehen mussten. „Was ist dein Ziel?“ Mit offener Miene betrachtete sie das Gesicht des Mannes, ließ ihm aber offen, auf diese Frage zu antworten.
Du bist nicht allein. Er zog die Mundwinkel zu einem einigermaßen neutralen Lächeln auseinander und kniff einmal die Augen feste zu. Das stimmte, er war nicht allein. Er war aber manchmal einsam. Ihm fehlte sein zu Hause und das konnte nichts und leider auch niemand wirklich ersetzen. Dem Himmel sei Dank war das aber kein dauerhafter Zustand und er konnte sich immer wieder in seinen Tätigkeiten und den Umständen seiner Realität hingeben, ohne allzu sehr zu leiden. Er folgte ihre Geste und marschierte schnurstracks weiter. „Na, den Friedhof zu erreichen.“, erwiderte er und grunzte kurz. Sein Blick blieb etwas in sich gekehrt. „Weiterreisen und heimkehren. Finde, das ist ein solides Ziel.“ Aufmerksam musterte er die Gegend. „Wie weit ist es noch, schätzt du?“
Shanaya ließ den Blick schweifen, suchte dabei nach Anhaltspunkten, die die Einwohner ihr gegeben hatten. Weit konnte es nicht mehr sein. Auf Greos Worte hin seufzte die Schwarzhaarige gespielt entrüstet und warf dem Dunkelhaarigen einen entsprechenden Blick zu, bis dieser zu einer neuen Antwort ansetzte. Viel besser. Heimkehren. Beinahe beneidenswert – hätte sie ihre Heimat nicht wenige Wochen zuvor selbst gefunden. „Hast du noch einen weiten Weg vor dir?“ Seine nächste Frage ließ sie den Blick erneut umher wandern lassen. Da vorne hören die Häuser auf, von da sollte man den Friedhof wohl schon sehen können.
Er machte ein kurzes Geräusch, irgendwo zwischen Ooh und Arrgh und konnte sich ein unbestimmtes gequältes Grinsen nicht verkneifen. „Das ist eine vage Angabe, was ist für dich weit?“, fragte er und guckte sie neugierig an. Soweit er bisher verstanden hatte, kam sie aus dieser Welt, stammte von einer Insel, die verhältnismäßig nahe lag, wenn er überlegte, wie viele Seemeilen er bereits im Kielwasser hatte. Aber was hieß das schon? Er reckte den Hals, als ob seine Größe ihm jetzt schon einen passablen Ausblick genehmigen würde (tat sie nicht) und starrte so angestrengt, dass ihm schier die Augen aus dem Kopf zu fallen schienen (was auch nicht passierte).
Shanaya hob bei der Reaktion des Mannes leicht eine Augenbraue an. Was für sie weit war? „Hm, das klingt, als wäre es weit genug.“ Sie grübelte, warf dem Dunkelhaarigen dann noch einen vielsagenden Blick zu, während er sich ein wenig reckte. „Dann verlässt du uns nicht all zu bald.“ Wenn er nach Hause wollte – wo auch immer das war – hieß das, er würde die Crew verlassen. Irgendwann jedenfalls. So richtete die Schwarzhaarige den Blick wieder nach vorn, trat wenige Schritte später an der letzten Hausmauer vorbei. „Da vorne ist er... denke ich...“ ein verkommener Zaun, nichts riesengroßes. „Hast du Angst vor Geistern? Ich habe viele, schreckliche Geschichten über diesen Ort gehört.“
Mit geschürzten Lippen drehte er sich halb zu ihr um. „Hmm, solange ihr in die richtige Richtung segelt…“, erwiderte er sowohl keck, als auch schwammig und ließ ihr den Vortritt um die Häuser, die schließlich den Blick auf etwas freigaben, das Greo – um ganz ehrlich zu sein – fast ein wenig enttäuschte. Das sah viel zu sehr wie in den Küstenstädten der Heimat aus. Einerseits vertraut, was schön war, aber furchtbar unspektakulär. Er wusste nicht genau, ob er Marmorbauten wie bei einer reichen Provinz erwartet hatte oder Überbleibsel von Scheiterhaufen, wie er sie woanders schon erblickt hatte, jedenfalls mehr als das. „Nee, nicht sonderlich.“, meinte er und schlug einen etwas bequemeren Gang ein, um sich in Ruhe umzusehen. Vielleicht gab es doch etwas Besonderes hier. Greo überlegte kurz, dann kletterte über das, was man hier wohl Zaun nannte, und begann zwischen den Steinen herumzuspazieren. Immerhin fand er es interessant Namen und Jahreszahlen zu lesen. Er stellte sich gerne vor, wer diese Personen wohl gewesen sein mochten und ob noch irgendwer an sie dachte. „Und du?“, fragte er ins Blaue, während er sich vornüberbeugte und einen verwitterten Stein mit vielen grünen Härchen begutachtete, dessen Datum schon über dreißig Jahre zurücklag.
Shanaya warf dem Mann auf seine Worte hin nur einen vielsagenden Blick zu. Sie brauchten so jemanden wie ihn! Er sollte es wagen, einfach so wieder zu verschwinden! Sie würde sicher herausfinden, wo seine zu Hause war. Aber nun war der Friedhof erreicht und Shanayas Blick sprach von dem, was Greo wohl ebenso dachte. Sie hatte sich einiges unter einem ach so gruseligen Friedhof vorgestellt... aber nicht so etwas. Ihr Kopf wog sich ein wenig zur Seite, während ihre Begleitung schon über den Zaun geklettert war. Einen Moment überlegte die junge Frau, folgte Greo dann aber. Er betrachtete die Grabsteine, die von ihr nur abschätzende Blicke zugeworfen bekamen. „Nicht wirklich... wobei ich mir wünschen würde, manche Legende von einem Geisterschiff wäre wahr...“ Sie betrachtete den Grabstein, der ihr am nächsten war. „Aber ich glaube, hier werden wir wohl keinen Geist antreffen. Die sind vor Langweile abgewandert.“
Shanaya bemerkte den Blick des Mannes zu ihren Notizen, schmunzelte über seine Frage und gab dann ein überlegendes Brummen von sich. „Mehr oder weniger. Die Notizen dazu.“ Die, aus denen sie dann die Karte anfertigen konnte. Das, was sie selbst über die Insel in Erfahrung bringen konnte und das, was sie von Einheimischen erfuhr. Sie wedelte leicht mit dem kleinen Buch hin und her, hielt es dann so, dass Greo es sehen konnte. Ein Gewirr aus Zahlen, verbindenden Strichen, Worten und irgendwie ein heilloses Chaos. „Vermutlich kann damit niemand außer mir etwas anfangen.“ Sie lachte, richtete den Blick dann wieder nach vorn. „So kann ich aus allem ein riesen Geheimnis machen.“
Er verengte seine Augen, um besser auf das Tohuwabohu fokussieren zu können, was sie vor ihm präsentierte. Solange es für sie selbst Sinn ergab, war daran ja nichts auszusetzen. „Was möchtest du denn am Ende damit anfangen?“, erkundigte er sich und bog in eine schmale Gasse ab, die sich zwischen eng stehenden Häusern entlangschlängelte. Vielleicht kamen sie hier durch zum Friedhof. Oder zumindest in die Nähe. Er rümpfte kurz über den strengen Geruch nach Urin die Nase und warf einen Blick zu den Giebeln hinauf.
Shanaya grinste munter über den Ausdruck in Greos Gesicht, während er ihre Notizen betrachtete. Sie konnte sich nur zu gut vorstellen, wie das für einen Außenstehenden aussehen musste. Undurchschaubares Chaos. „Ich will von jedem Ort, an dem ich war, eine Karte anfertigen. Also... quasi erstmal von der ganzen ersten Welt. Damit habe ich schon einiges vor mir.“ Sie nickte, folgte dann Greos Blick, während sie seinem Weg folgte. „Dann kann ich mich auf meine Arbeit verlassen und muss nicht mit Karten von anderen navigieren.“
Er lächelte milde. „Ich schätze, es wird ein Leben lang dauern alle Welten zu bereisen und akkurate Karten zu erstellen, dass du gar nicht groß zum bereisen und navigieren nach eigenen Daten kommen wirst.“, gab er zu bedenken und schob sich unter einem Erkerfenster durch, dass so niedrig gebaut war und weit in die Gasse hineinragte, dass er sich beinahe den Kopf gestoßen hätte. „Und du musst sie ständig aktuell halten. Das ist ein… ja doch eine Berufung.“
Shanayas Grinsen wurde bei den Worten des Mannes nur noch ein wenig breiter. „Ich hoffe, ich habe noch ein paar brauchbare Jahre vor mir, die kann ich wohl ganz gut dafür nutzen.“ Einer der vielen Gründe, wieso sie jetzt hier war. Und es gab für sie auch keinen Grund, sich eine andere Crew zu suchen. Idioten würde sie leider überall um sich herum haben. Da hatte sie es schon ganz gut getroffen. Allein schon mit dem Mann neben sich, der sich unter einem Fenster hindurch duckte, was sie ihm mit halb so viel Aufwand nachmachte. „Deshalb wirst du mich sehr selten ohne mein Notizbuch antreffen. Ich bin da wie du. Ich kann nicht still sitzen, wenn es etwas zu tun gibt.“
„Ah.“, machte er und griff sich mit einer Hand ans Herz, „Eine verwandte Seele!“ Sein Ton war bewusst überzogen, aber er war sicher, dass Shanaya den Funken Wahrheit und Freude aus seiner Stimme herauslesen konnte. Einen Moment ging er schweigend neben ihr her, bis zum Ende der Gasse und griff erst dann wieder den Gesprächsfaden auf. „Gut ein Ziel zu haben, das hält im Gang.“, meinte er, dem es manchmal schwer fiel nachzuvollziehen, wie manche Menschen schlicht und frei in den Tag hinein leben konnten.
Shanaya lachte über die Geste des Mannes, legte ihm dann sachte eine Hand auf den Arm. „Du bist nicht allein.“ Sie nickte bedächtig, grinste ihm munter entgegen und wandte den blauen Blick dann kurz wieder auf ihre Notizen, strich etwas weg. Erst, als Greo wieder sprach hob sie den Kopf etwas an, nickte zustimmend über die Worte des Mannes. Wie Recht er hatte. Sie hob eine Hand, deutete in die Richtung, in die sie gehen mussten. „Was ist dein Ziel?“ Mit offener Miene betrachtete sie das Gesicht des Mannes, ließ ihm aber offen, auf diese Frage zu antworten.
Du bist nicht allein. Er zog die Mundwinkel zu einem einigermaßen neutralen Lächeln auseinander und kniff einmal die Augen feste zu. Das stimmte, er war nicht allein. Er war aber manchmal einsam. Ihm fehlte sein zu Hause und das konnte nichts und leider auch niemand wirklich ersetzen. Dem Himmel sei Dank war das aber kein dauerhafter Zustand und er konnte sich immer wieder in seinen Tätigkeiten und den Umständen seiner Realität hingeben, ohne allzu sehr zu leiden. Er folgte ihre Geste und marschierte schnurstracks weiter. „Na, den Friedhof zu erreichen.“, erwiderte er und grunzte kurz. Sein Blick blieb etwas in sich gekehrt. „Weiterreisen und heimkehren. Finde, das ist ein solides Ziel.“ Aufmerksam musterte er die Gegend. „Wie weit ist es noch, schätzt du?“
Shanaya ließ den Blick schweifen, suchte dabei nach Anhaltspunkten, die die Einwohner ihr gegeben hatten. Weit konnte es nicht mehr sein. Auf Greos Worte hin seufzte die Schwarzhaarige gespielt entrüstet und warf dem Dunkelhaarigen einen entsprechenden Blick zu, bis dieser zu einer neuen Antwort ansetzte. Viel besser. Heimkehren. Beinahe beneidenswert – hätte sie ihre Heimat nicht wenige Wochen zuvor selbst gefunden. „Hast du noch einen weiten Weg vor dir?“ Seine nächste Frage ließ sie den Blick erneut umher wandern lassen. Da vorne hören die Häuser auf, von da sollte man den Friedhof wohl schon sehen können.
Er machte ein kurzes Geräusch, irgendwo zwischen Ooh und Arrgh und konnte sich ein unbestimmtes gequältes Grinsen nicht verkneifen. „Das ist eine vage Angabe, was ist für dich weit?“, fragte er und guckte sie neugierig an. Soweit er bisher verstanden hatte, kam sie aus dieser Welt, stammte von einer Insel, die verhältnismäßig nahe lag, wenn er überlegte, wie viele Seemeilen er bereits im Kielwasser hatte. Aber was hieß das schon? Er reckte den Hals, als ob seine Größe ihm jetzt schon einen passablen Ausblick genehmigen würde (tat sie nicht) und starrte so angestrengt, dass ihm schier die Augen aus dem Kopf zu fallen schienen (was auch nicht passierte).
Shanaya hob bei der Reaktion des Mannes leicht eine Augenbraue an. Was für sie weit war? „Hm, das klingt, als wäre es weit genug.“ Sie grübelte, warf dem Dunkelhaarigen dann noch einen vielsagenden Blick zu, während er sich ein wenig reckte. „Dann verlässt du uns nicht all zu bald.“ Wenn er nach Hause wollte – wo auch immer das war – hieß das, er würde die Crew verlassen. Irgendwann jedenfalls. So richtete die Schwarzhaarige den Blick wieder nach vorn, trat wenige Schritte später an der letzten Hausmauer vorbei. „Da vorne ist er... denke ich...“ ein verkommener Zaun, nichts riesengroßes. „Hast du Angst vor Geistern? Ich habe viele, schreckliche Geschichten über diesen Ort gehört.“
Mit geschürzten Lippen drehte er sich halb zu ihr um. „Hmm, solange ihr in die richtige Richtung segelt…“, erwiderte er sowohl keck, als auch schwammig und ließ ihr den Vortritt um die Häuser, die schließlich den Blick auf etwas freigaben, das Greo – um ganz ehrlich zu sein – fast ein wenig enttäuschte. Das sah viel zu sehr wie in den Küstenstädten der Heimat aus. Einerseits vertraut, was schön war, aber furchtbar unspektakulär. Er wusste nicht genau, ob er Marmorbauten wie bei einer reichen Provinz erwartet hatte oder Überbleibsel von Scheiterhaufen, wie er sie woanders schon erblickt hatte, jedenfalls mehr als das. „Nee, nicht sonderlich.“, meinte er und schlug einen etwas bequemeren Gang ein, um sich in Ruhe umzusehen. Vielleicht gab es doch etwas Besonderes hier. Greo überlegte kurz, dann kletterte über das, was man hier wohl Zaun nannte, und begann zwischen den Steinen herumzuspazieren. Immerhin fand er es interessant Namen und Jahreszahlen zu lesen. Er stellte sich gerne vor, wer diese Personen wohl gewesen sein mochten und ob noch irgendwer an sie dachte. „Und du?“, fragte er ins Blaue, während er sich vornüberbeugte und einen verwitterten Stein mit vielen grünen Härchen begutachtete, dessen Datum schon über dreißig Jahre zurücklag.
Shanaya warf dem Mann auf seine Worte hin nur einen vielsagenden Blick zu. Sie brauchten so jemanden wie ihn! Er sollte es wagen, einfach so wieder zu verschwinden! Sie würde sicher herausfinden, wo seine zu Hause war. Aber nun war der Friedhof erreicht und Shanayas Blick sprach von dem, was Greo wohl ebenso dachte. Sie hatte sich einiges unter einem ach so gruseligen Friedhof vorgestellt... aber nicht so etwas. Ihr Kopf wog sich ein wenig zur Seite, während ihre Begleitung schon über den Zaun geklettert war. Einen Moment überlegte die junge Frau, folgte Greo dann aber. Er betrachtete die Grabsteine, die von ihr nur abschätzende Blicke zugeworfen bekamen. „Nicht wirklich... wobei ich mir wünschen würde, manche Legende von einem Geisterschiff wäre wahr...“ Sie betrachtete den Grabstein, der ihr am nächsten war. „Aber ich glaube, hier werden wir wohl keinen Geist antreffen. Die sind vor Langweile abgewandert.“