09.11.2018, 17:42
Ein scharfes Zischen drang in ihr linkes Ohr, als das halbleere Glas nur knapp an ihren Gesicht vorbei sauste, dabei den ganzen Inhalt auf den hölzernen Boden entleerte und schlussendlich mit einem lauten Scheppern auf der Wand aufkam. Die Glasscherben sprangen in alle Richtungen, doch das Gekreische um sie herum war laut genug, dass keiner die zerstörte Flasche wahrnahm. Nicht, dass diese auch die Erste gewesen war. Amy hatte absolut keine Ahnung, wie es so plötzlich zum Chaos gekommen war, sie wusste nur, dass sie sich wohl oder übel etwas in Acht nehmen musste, als Beleidigungen hin und her geschmissen wurden, Fäuste und Messer ohne bestimmtes Ziel die Luft durchschnitten und Körper von fremden Leuten hin und her geschleudert wurden. Gerade which sie zur Seite, und schnappte dabei scharf nach Luft, als ein fremder, zwei Meter großer Kerl an ihr vorbei stolperte und mit den Rücken unsanft gegen die Theke krachte. Bevor ihm die Zeit gegeben wurde, sich davon zu erholen, kam sein Rivale auch schon auf ihn zu und jagte ihn die Faust ins Gesicht. Autsch. Sah schmerzhaft aus. Amy hielt ihr eigenes Getränk mittlerweile hoch mit ausgestrecktem Arm, damit es ihr keiner so leicht aus der Hand katapultieren konnte, als sie immer wieder angerempelt und angeschrien wurde. Herrje, den Abend hatte sie sich nicht so vorgestellt... Das war ja besser als ihre Vorstellungen! Sie hatte bereits gedacht, sie müsse sich irgendwo alleine in der fremden Stadt langweilen, aber was gab es besseres, um seine Zeit zu vertreiben, als eine gute Kneipenschlägerei? Der Inhaber der Kneipe schien bereits aufgegeben zu haben, die Leute doch zu bitten sich zu beruhigen, und war geflüchtet, um selbst dem Chaos zu entfliehen. Mit einem Grinsen kletterte Amy auf die Theke und stieß dabei die Getränke zu Boden, die ihr im Weg waren, um einen besseren Überblick über die ganze Situation zu bekommen. Yep. Es war voll. Waren etwa noch Leute dazu gekommen, nur, um sich an der Schlägerei zu beteiligen? Amy kicherte, als ihr das Lachen kurz danach in der Kehle stecken blieb und sie es gerade noch schaffte, zur Seite zu hüpfen, um nicht von den kleinen Mann getroffen zu werden, der über die Theke gejagt wurde und danach erschöpft am Boden liegen blieb. "He, was stehst du so im Weg?!" Hörte sie plötzlich jemanden brüllen, und im nächsten Moment wurde sie am Fußgelenk gepackt und beinahe von dem Tisch gezogen. Mit erhobener Braue betrachtete sie den Muskelprotz unter sich, der Kerl der den hilflosen Mann wohl hier hin befördert hatte.
"Entschuldigung, Schweinefresse." blaffte Amy einfach, und der Spitzname passte doch eigentlich ganz gut, bei dessen runden, roten Kopfes, die Stirn voll mit Schweißperlen. Dass es ihn selber jedoch nicht so sehr gefiel, war nicht sonderlich überraschend, und wurde durch sein animalisches Grunzen unterstrichen, doch gerade als dieser die Hand ausholte kappte ihr Stiefel ihn die Luft ab, als der hohe Absatz in seine Kehle rammte. Damit schien er wohl nicht gerechnet zu haben, so hilflos wie sie doch eigentlich wirkte, und ließ vor Überraschung ihr Bein los. Danach stürzte er jedoch wütend brüllend auf sie zu, woraufhin Amy erfreut kicherte. Na endlich hatte sie auch mal etwas zu tun. Sie zückte ihr Messer, mit recht langer Klinge, und drehte es einmal geschickt um den Finger. "En Garde!" verkündete wie mit frech erhobenen Kinn.
Ihr Gegenüber schien wohl weniger der Freund von Hilfsmitteln zu sein und nutzte einfach nur seine Pranken, um zu versuchen, nach ihr zu schnappen, doch seine Größe und schwereres Gewicht schien ihm zum Nachteil zu werden, als Amy mit ihrem Geschick seinen Griffen und Schlägen entweichen konnte, bevor sie sie trafen. Die Rothaarige grinste einfach nur noch breiter bei den Schauspiel, was sich vor ihren Augen abspielte, und hatte noch für eine Weile Spaß mit den Großen, belustigte sich daran wie verärgert er wurde je öfter er sie verpasste. Unglücklicherweise schien sie jedoch zu unachtsam zu werden und den Fehler zu begehen, ihn zu unterschätzten, als er endlich ihr Handgelenk zu packen bekam und es so quetschte, dass sie bereits dachte er wolle ihre Knochen brechen. Ein fast schon verrücktes Lachen des Triumphes drang aus der Kehle ihres Gegenübers, und Amy schien kurzzeitig tatsächlich erschrocken zu sein, als Red jedoch den Helden spielte und sich furchtlos auf dessen Arm stahl, die Vorderzähne ins Fleisch seines Handrückens vergrub. Der Mann japste und ließ von ihr ab, während ihre Albino Ratte flink wieder auf ihren eigenen Arm sprang und sich zurück in ihre Jackeninnentasche verkroch. Der Fremde wollte sich gerade erheben, wurde jedoch unterbrochen als ihn eine Flasche an den Kopf flog, sie zerschepperte, und er dadurch zu Boden fiel. Oh, das ging aber schnell. Kaum jemand schien ihn jedoch zu bemerken, so wie sie alle in ihren eigenen Konflikten vertieft waren. Amy betrachtete das Glas in ihrer linken Hand. Es hatte einiges an Inhalt verloren, doch es war noch nicht komplett leer, sodass sie den Rest hinunter kippte und das Glas danach durch die Luft sausen ließ, ohne bestimmtes Ziel. Normalerweise würde sie dies ja nicht machen, aber bei so einen Durcheinander nutzte sie die Gelegenheit doch gerne mal aus.