09.11.2018, 15:04
Sie hätte seinen Blick auf sich gespürt, selbst wenn sie ihm nicht direkt ins Gesicht geblickt hätte. Diese Erwartung, die Hoffnung, dass sie weiter ging. Als sie zu ihm herüber trat, erschien jedoch keine Enttäuschung auf seinen Zügen, und kaum war sie bei ihm, berührte seine warme Haut, war auch klar, wieso. Natürlich hatte sie das bedacht – sobald sie weiter ins Wasser ging, war es egal, ob der Stoff ihren Körper bedeckte oder nicht. Der Ton seiner Stimme hatte ihr Schmunzeln noch eine Spur breiter werden lassen, ehe sie mit bestürzter Miene die freie Hand auf ihren Brustkorb legte, tief seufzte.
„Ich bin eine Lady. Mir wird der gute Wille angerechnet.“
Der nicht wirklich da war – ansonsten hätte sie nun nicht so hier gestanden. Aber all das lohnte sich schon jetzt, mit dem kühlen Nass, das ihre Beine umspülte, zu mehr einlud. Und wer wäre sie, dieser Einladung nicht nach zu kommen? Shanaya lächelte also, sorgte dafür, das Lucien der erste von ihnen war, der eine Abkühlung bekam. Mit einem zufriedenen Lächeln ließ die Schwarzhaarige die Hand sinken, wartete noch einen Moment, bis Lucien wieder aufgetaucht war, ehe sie mit einem Sprung über die Kante der Steine selbst im Wasser landete. Sofort spürte sie die Kälte, die für einen Moment jeglichen Gedanken ausschaltete. Auch dieses Gefühl war wie ein Rausch. Aber sie ließ ihm nicht viel Zeit, tauchte mit den nächsten Herzschlägen wieder auf und schüttelte sich die nassen, dunklen Strähnen aus der Stirn.
Luciens Worte hatte sie noch wahrgenommen, als Antwort drehte sie ihren Körper in seine Richtung, auf den Lippen ein vielsagenden Grinsen. Sie zuckte mit den Schultern, behielt den Dunkelhaarigen dabei fest im Blick, konnte sehen, wohin seine eigenen Augen wanderten.
„Ich war einfach noch nie gut darin, deinem Geschlecht das Unanständige auszutreiben. Egal, was ich versucht habe. Sie konnten sich bei meinem Anblick einfach nie zusammen reißen...“
Der letzte Satz klang beinahe wie in einem lockeren Plauderton.
„Und was hast du jetzt vor?“
Ihre leise gewordene Stimme, ihr nur von einer durchsichtigen Bluse bedeckter Körper genau wie ihr lockender, blauer Blick. Alles sprach von einer Herausforderung, selbst wenn sie langsam rückwärts schwamm, sich leicht von ihm entfernte. Aber nach wie vor ließ sie ihn nicht aus den Augen.