05.11.2018, 10:10
Ihr vielsagender Blick ließ das tiefe Grün seiner Augen vergnügt aufleuchten.
„Ich freu mich immer, wenn es was zu sehen gibt.“,
erwiderte er vollkommen gelassen und ohne eine Spur von Schamgefühl darüber, was er sich da gerade vorstellte. Mal abgesehen davon hatte er ja ohnehin, wie schon festgestellt, nicht erwartet, dass sie sich nun bäuchlings ins flache Wasser legte, nur damit er durch den weißen Stoff ihrer Bluse hindurch ihre Nippel sehen konnte – für so billig hielt er sie dann doch wieder nicht.
Der eigene Gedanke entlockte Lucien ein spöttisches Schmunzeln, das er jedoch verbarg, indem er den Blick rasch senkte, bis er seine Züge wieder unter Kontrolle hatte. Nur das leise, unregelmäßige Plätschern von Wasser verriet ihm dabei, dass die Schwarzhaarige sich weiter in den Bachlauf hinein tastete, sich stetig bewegte. Als er schließlich wieder auf sah, hatte sie gerade ihren Stiefel unter die Oberfläche gedrückt und ließ ihn ungehindert voll laufen – was den jungen Mann skeptisch eine Augenbraue heben ließ. Sein Blick traf den ihren, sah den verräterischen Ausdruck auf ihren Zügen einen Sekundenbruchteil bevor sie zur Tat schritt und den verdammten Inhalt ihres Stiefels nach ihm warf.
Gerade rechtzeitig schaffte er es, zu reagieren und ließ sich mit einem halb erschrockenen Laut nach hinten auf die Ellenbogen fallen. Was dazu führte, dass sich der Schwall Wasser zwar nicht über sein Gesicht, dafür aber über seine Schienbeine und Füße ergoss, sich die braune Stoffhose voll sog und die Brühe in seine Lederstiefel floss.
Mit einem deftigen Fluch auf den Lippen, der einzig und allein dem abartigen Gefühl von an der Haut klebenden Klamotten galt, rappelte er sich wieder auf und tat das einzige, was in diesem Moment gut, richtig und angemessen war: Er warf aus Rache die verdammte Sternfrucht nach ihr. Nicht ohne ein gepflegtes „Miststück“ hinterher zu setzen, das sie wohl kaum überhören konnte. Es war schließlich nur für ihre Ohren bestimmt. Ob er traf oder nicht, war ihm an der Stelle egal – immerhin hatte er mit Rechts geworfen. Sie verdiente nur irgendeine Revanche. Vielleicht musste sie sich ja wenigstens ducken... Und während der ganzen Zeit hörte man Lucien die Belustigung an, sah man den vergnügten Ausdruck auf seinen Zügen, der bewies, dass die ganze Situation nur alberne Blödelei war.
„Meinst du, damit hättest du mich jetzt von meinen unanständigen Gedanken befreit?“,
warf er ihr herausfordernd entgegen, während er sich auf die Füße rappelte. Die spöttische Bemerkung verlor jedoch deutlich an Charakter, als seine Stiefel daraufhin ein lautes Schmatzgeräusch von sich gaben und der Dunkelhaarige mit einem tiefen, stummen Seufzen die Augen schloss. Er hasste das Gefühl von nassem Schuhwerk. Ganz im Ernst. Er hasste es.
Als sein Blick zu der Schwarzhaarigen zurück kehrte, stand darin dass bitterböse, lächelnde Versprechen, dass er ihr das heimzahlen würde.