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Ich brauch nen Waldbrand
Crewmitglied der Sphinx
für 250 Gold gesucht
dabei seit Apr 2016
#15
"Wieso hast du mir überhaupt geholfen?" Wie wichtig ihr diese Frage gewesen war, bemerkte Skadi erst, als sich die verkrampften Fäuste von ihren Oberschenkeln lösten und das Blut unangenehm in ihre Handflächen zurückkehrte. Bereits nach wenigen Sekunden hatten sich die Nägel in das braun gebrannte Fleisch gebohrt, kaum dass sie sich aufgesetzt und Enrique abwartend zu mustern begonnen hatte. Doch der hing schweigend ihren Worten nach, überließ ihr das Zerschneiden der aufgewärmten Meeresluft und begnügte sich vorläufig damit seine Hände bei sich zu behalten. Das Zucken in seinen Fingern war ihr nicht entgangen, doch war die Dunkelhaarige weit davon entfernt, etwas in diese unterdrückte Geste hineinzuinterpretieren. Nicht nur, dass ihr dafür jegliche Empfindungen fehlten, auch weil ihr Enriques Reaktion einen nachdenklichen Schatten auf die Züge legte. Er wandte sein Gesicht ab. So ruckartig als schlüge ihm ihr Lächeln mit einer Faust direkt zwischen die Augen. Skadi runzelte die Stirn. Spürte den Hauch von Verunsicherung gegen ihren Brustkorb donnern. Doch sie war kein vorpubertäres Kind. Ihr war klar, dass sie etwas in ihm wachrüttelte, das die letzten Jahre über sorgfältig in eine Büchse verstaut und nie angerührt worden war. Und diese Tatsache legte sich als schaler Geschmack auf ihre Zunge.
"Du hast wahrscheinlich keine Ahnung, wie oft du mich gerettet hast, mein 'Ritter in weißer Rüstung' warst."
Ihr wäre beinahe ein bitteres Auflachen entwichen. Sie war niemandes Ritter in weißer Rüstung - diese Chance hatte sie damals auf der Insel für alle Ewigkeit verspielt. Was immer er damit meinte, existierte vielleicht in seiner Welt. Nicht in ihrer. Die dunklen Augenpaare senkten sich für etliche Herzschläge. Musterten die leichten Wellen im Sand, dessen Schatten immer dunklere und weitere Kreise zogen. Es brachte nichts darüber zu philosophieren, wessen Heldentaten purer Einbildung oder tatsächlicher Aufopferung entsprangen.
"I—ich habe dir anfangs gar nicht geholfen, dich lediglich beobachtet und dabei festgestellt, dass du der Mutter meiner Tochter nicht unähnlich bist."
Ihr Mund trocknete schlagartig aus.
"Ihr seid beides starke Frauen, geht euren eigenen Weg, habt eure eigene Meinung und steht zu ihr. Genau wie du, ist auch sie Jägerin und hätte mich damals den Haien vorgeworfen, hätte ich mich als ihr Beschützer aufspielen wollen."
Bedächtig erhob sich der dunkle Haarschopf und verdeckte für einen Sekundenbruchteil den undurchdringlichen Ausdruck auf Skadis Zügen. Sie sah sein Lächeln, spürte die Wärme seiner Worte gegen ihren Körper schwappen. Doch ihre Hände erstarrten zu Eis. Ihr Hals fühlte sich so trocken und staubig an, dass sie ein Husten unterdrückte und sich nachdenklich vom Anblick des Leutnants abwandte.

"Ich würde dich nie in den Tod schicken. Nicht einmal wenn du die größte Nervensäge dieser Welt wärst.", entgegnete sie trocken. Glitt von ihren Beinen rücklings in den Sand zurück und bremste ihren Fall mit ausgestreckten Armen. Erst jetzt wurde ihr die Bedeutung dieser kleinen Puppe bewusst, die sie so oft zwischen seinen Händen gesehen und dennoch nie nach ihrer Herkunft gefragt hatte. Ihr war seit jenem Tag und dem Anblick seiner wehmütigen Miene klar gewesen, dass dies eine Wunde sein würde, die sie nicht freiwillig berührte. Skadi kannte sich gut genug - sie besaß ein angeborenes Talent verheilte Narben mit einem Fingerschnips aufzureißen. Und Enriques ließ sich ebenso wie ihre wohl kaum mit ein paar netten Worten und Gekuschel verschließen.
Schweigend lauschte sie somit seinen Ausführungen. Schmunzelte angesichts seiner Einschätzung ihrer Person und ließ dann den Kopf in den Nacken gleiten. Verstärkte somit den Druck auf ihre nach hinten gestützten Arme und sog die warme Luft tief in ihre Lungen.

"Du warst immerhin mein Leutnant.", flüsterte Skadi für einen Moment in die sich legende Stille hinein und spürte bereits den Anflug eines Lächelns auf ihren Lippen. Sie musste De Guzmán nicht ausschweifend erklären, dass er auf dem Schiff weniger eine Führungsperson, denn einer der wenigen "normalen" Menschen für sie gewesen war, der sie nicht angesichts ihrer augenscheinlichen körperlichen Unterlegenheit behandelt hatte, wie einen Knecht. Die Nordskov hatte sein Verhalten lediglich gespiegelt - er erntete also nur was er säte. Oder nicht?

"... du bist ihretwegen all die Jahre auf der Morgenwind geblieben, oder?" Die Frage kam so unvermittelt, wie ihre Bewegung, die Skadi mit einem Mal in einen Schneidersitz verfrachtete. Den Kopf zu Enrique gewandt, dessen Reaktion wohl alsbald von Verwirrung zu Traurigkeit umschlagen würde.

"Wie lange hast du sie schon nicht mehr gesehen?", ein bitterer Unterton schwang in ihrer Stimme mit und zeichnete sich in den matten Schatten ihrer Augen ab. Die Vorstellung legte sich wie ein luftundurchlässiger Vorhang auf ihre Brust und begann ihre Lunge gleich einer Schlange immer stärker zu umschließen. Noch vor wenigen Minuten hatte er ihr etwas offenbart, das sich angesichts dieser Erkenntnisse zu einem unheilvollen Konstrukt zusammenbaute. Womöglich war ihre vorherige Wut auf seine Entscheidung zu schnell entflammt. Denn wenn sie die Situation richtig zu verstehen begann, dann hatte de Guzmán keine Gewalt mehr darüber, ob er nach Hause zurückkehren konnte. Ganz gleich wie oft er es sich noch schön zu reden versuchte und seine Liebe zur See und zur Freiheit beteuerte.

"... wer auch immer dich davon abhält zu ihr zurück zu kehren..." Der Ton ihrer Stimme senkte sich, während Skadi sich zur Seite lehnte und die Miene ihres Gegenüber mit einer dunklen Entschlossenheit fixierte. "... sollte mir niemals über den Weg laufen."
Es blieb kein Zweifel an der Ernsthaftigkeit ihrer Worte. Sie hatte bereits getötet, nicht nur Harper, wie Enrique womöglich beim Anblick ihrer Miene bewusst werden könnte. Skadi machte mit keiner Faser ihres Körpers einen Hehl daraus, dass sie diese Bürde ohne mit der Wimper zu zucken auf sich nahm. Sie sehnte sich nach einer neuen Lebensaufgabe, die die klaffende Lücke in ihrem Inneren füllte.
"Und wenn es das Letzte ist, was ich tue."
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Nachrichten in diesem Thema
Ich brauch nen Waldbrand - von Skadi Nordskov - 17.06.2018, 19:13
RE: Ich brauch nen Waldbrand - von Skadi Nordskov - 20.09.2018, 23:05

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