17.09.2018, 10:20
Die gewisse Unsicherheit war immer noch da, wie er seinem alten Freund in solch einer schwierigen Situation beistehen könnte, nun da er ein Mann war. Vor 14 Jahren hätte Cornelis den damals 12jährigen Enrique einfach in seine Arme gezogen und hätte ihn sich ausheulen lassen, wie er es öfters getan hatte. Oh ja, der Junge hatte damals schon kein leichtes Leben gehabt. So beugte er sich schließlich ein Stück zur Seite hinab und faßte Enrique mit kräftigem Griff an der Schulter, verharrte so einige Augenblicke schweigend, bevor er zu sprechen begann:
"Es freut mich zu hören, daß du mitkommen willst. Nichts habe ich mir seit gestern sehnlicher gewünscht als diese Worte von dir zu hören."
Auf den angesprochenen Sergeant ging er vorerst nicht ein, das war eine Sache, die sich dann zeigen würde, wenn es soweit war. Er ließ Enriques Schulter los und erhob sich, doch nur um sich im nächsten Augenblick neben den Jüngeren auf das Deck zu setzen. Er lehnte seine Schulter etwas gegen Enriques - bot ihm mit dieser Geste ein wenig Stütze und Schutz an.
"Und doch betrübt es mich zu hören, daß dir in dieser Zeit offenbar viel Leid widerfahren ist, vielleicht noch mehr Kummer, als du ihn in deiner Kindheit schon hattest. Ich habe nach dir gesucht, dich aber nicht gefunden. Hätte ich dich gefunden und gesehen, daß es dir schlecht ginge, hätte ich dich einfach mitgenommen. Egal, wo du gerade gewesen wärst."
Und dann erzählte er Enrique in kurzen und prägnanten Sätzen, was ihm vor gut neun Jahren in Don Jorges Haus widerfahren war. Selbst die Worte von Enriques Vater konnte er noch sinngemäß wiedergeben und ein Satz hatte sich wortwörtlich in Cornelis Gedächtnis eingebrannt: `Ich kann mir gut vorstellen, dass er ihnen, für das, was sie getan haben, persönlich die Schlinge um den Hals legen will.´ Und auch dieser Satz kam in seinem Bericht vor.
"Ich habe weiter nach dir gesucht, noch eine ganze Weile lang. Doch ich habe dich nicht gefunden. Alle Gerüchte, denen ich nachgegangen war, verliefen im Sande..."
"Heute bereue ich es, dich nicht einfach mitgenommen zu haben, als du mich damals förmlich danach angebettelt hast. Ich dachte, ich tue das Richtige, es würde dir ein gutes Leben ermöglichen wenn du deine Ausbildung beendest. Damals hatte ich ja auch keine Ahnung, auf welcher Seite ich bald darauf stehen würde..."