23.08.2018, 13:38
Jetzt, im Sand sitzend presste er die Hand auf die Seite und konnte einen leisen Schmerzlaut nur knapp verhindern. Bereits vorher hatte es den einen oder anderen kleinen Hinweis gegeben, dass ihm die gebrochene Rippe noch Schwierigkeiten bereitete, nachdem er sie nun durch das Lachen übermäßig belastet hatte rächte sie sich.
Doch mehr als flaches Atmen, die Hand und eine leicht schräge Haltung gestand er sich nicht ein.
Das geworfene Hemd und die immer noch wiederkehrende Anflüge von Auflachen halfen es zu kaschieren. Gerade bei der Bezeichnung, die sie ihm zukommen ließ viel es ihm schwer nicht erneut aus vollem Halse loszulegen. Da er allerdings wusste, was das für Folgen haben würde blieb es bei einem Kichern und fahrigen Abwehren des Hemdes.
"Acordado. Der nächste Drink geht auf mich."
Und dann gab sie ihm auch noch eine Gelegenheit für ein 'Outsch!', aber da lächelte er sie auch schon wieder an.
Ihre Worte gingen dann in Richtung Bucht und halfen ihm weiter herunterzukommen. Er ließ seine Blick ihrem folgen. Für einen Moment war ihm, als striche die Krähe des Schiffsarztes über sie hinweg. Schließlich antwortete ruhig:
"Ich wusste es fast von Anfang an."
Kurz spähte er aus dem Augenwinkel zu ihr, um ihre Reaktion mitzubekommen, schmunzelte, sah danach aber wieder auf die Brandung. Er wollte sie nicht noch mehr in Verlegenheit bringen, in dem er ihr auch noch seinen Blick aufnötigte.
"Da war deine zu hohe Stimme für dein Alter, deine zierliche Gestalt, die Art wie du manchmal redest. Dann die Tatsache, dass du immer deine Kleidung hoch geschlossen getragen hast und die einmal im Monat wiederkehrende Woche der Gereiztheit, in der mir dein gelegentlicher, gequälter Gesichtsausdruck verriet, dass du wohl auch Schmerzen hattest. Dazu andere Details: Das ungeschickte Rasieren, der fehlende Bartschatten, der bei deiner Haarfarbe sehr schnell zu sehen hätte sein müssen, die Verachtung in deinem Blick bei bestimmten Äußerungen, ein blutiger Lappen, den du versteckt hattest, bis O'Hanlon gegen dich und den Eimer stieß, dass du peinlichst darauf geachtet hast, dass dich niemand beim Umziehen sieht.
"Jedes für sich wäre leicht zu erklären gewesen und die Meisten wären nicht einmal ansatzweise auf die Idee gekommen, das zu vermuten, was für mich offensichtlich waren.
"Wir Ara'tayu sind in manchen Punkten wesentlich offener als die Herzogtümler. Bei uns ist es durchaus üblich, dass Frauen Fischer und Jäger werden. Auch hat mich meine Mutter früh darüber aufgeklärt, wie ich selber mit darauf achten kann, dass es beim Beischlaf nicht zu ungewünschten Folgen kommt, vorausgesetzt ich kenne die Frau über einen längeren Zeitraum."
Unwillkürlich musste er an Cara, ihre gemeinsame Nacht und die Folgen denken. Was für eine Glanzleistung! Und doch war er froh darüber. Er seufzte ehe er fortfuhr:
"Kaum ein Herzogtümler scheint mir dieses Wissen vor einer Ehe zu haben oder auf solche Details zu achten, schon gar nicht an einem Ort, wo er nicht darauf kommt, eine Frau überhaupt zu vermuten.
"Trotzdem habe ich Augen und Ohren offengehalten, ob jemand dich in einer verfänglichen Situation überraschen könnte oder vielleicht doch Irgendeiner mehr Grips und Auffassungsgabe beweist, als die eines... Affens."
Die eigentliche Bezeichnung sparte er sich, schob sie mit der aufkommenden Verachtung bei Seite und sah zu ihr hinüber.
"In den Wenigen Fällen, wo mir etwas auffiel habe ich dann eingegriffen."
Eine kleine Weile betrachtete er sie. Dann reichte er ihr ihr Hemd:
"Sag: willst du nicht lieber den Brustwickel ablegen und das Hemd anziehen? Du musst doch so kaum atmen können."