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Ich brauch nen Waldbrand
Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Nov 2016
#10
Bedauern erfüllte Enrique, als er mitbekam, wie sehr Kaladar von Hass zerfressen war und er wünschte sich, dass er es ihm hätte ersparen können. Doch genauso hätte er auch sich selbst gerne vieles erspart. All das aber lag in der Vergangenheit und war nicht mehr zu ändern. Also schob er diese Gedanken grimmig bei Seite.

Kurz darauf lag ihm ein bitteres Auflachen auf der Zunge.
Kein Blut an meinen Händen?
Sollte er es ihm sagen? Ihm erklären?
¡No ahora!

Ein paar Augenblicke später schlich sich ein leicht schiefes Grinsen auf seine Lippen. Er kam sich vor wie ein Kind, dass zu viel fragte und milde von seiner Mutter gerügt wurde. Protest wollte über seine Lippen, doch er nickte nur. Er musste nicht mehr wissen, nicht wenn sein Kamerad nicht mehr Worte darüber verlieren wollte.
Y aún ...
Und wieso erinnerte ihn sein Kamerad auf einmal so sehr an Nahia?
Längst hatte er erkannt, dass Kaladar kein Mitleid wollte und vergrub es tief in sich, verbannte die Regung auch aus seinem Gesicht. Dadurch, dass er sich davor verschloss gelang es ihm, langsam wieder die Oberhand zu erlangen.

Plötzlich wurde er jedoch aus seinen Gedanken gerissen, als in diesem Zusammenhang ein unvertrautes Wort ausgesprochen wurde:
Freund?
Diese Bezeichnung erschütterte ihn auf andere, wärmende Weise.
Hätte ich Kaladar von mir aus so genannt?, fragte er sich und auch ob sie tatsächlich Freunde waren.
No. Aber ja, wir sind Freunde, gab er sich selbst die Antworten. Er lächelte. Wieder war der Impuls da, seinen Gegenüber zu greifen und an sich zu drücken. Wieviel mehr wollte er einem Freund beistehen!
Doch das war keine Option. Nicht so, wie Kaladar sich gab. Er fühlte mit seinem Kameraden, konnte nicht anders, durfte es allerdings nicht zeigen, zumindest nicht wenn er ihm nicht zu nahe treten wollte und musste, um das Verlangen zu bändigen, auch den Sergeanten aus seinem Herzen verbannen.
Damit aber kehrte der Offizier zurück, schwand jegliches Mitgefühl, jedes Gefühl von Nähe, nur noch sein Verstand sagte ihm, dass der Mann vor ihm ein Vertrauter war. Doch diese Loslösung hatte auch ihren Preis. Gefährlich dicht darunter lagen immer noch all die Empfindungen, und sie würden wieder kommen, später, wenn er hierüber nachdenken würde. In seinen Träumen. Oder bei ähnlichen Gegebenheiten. Und dann wären sie schal, voller Zweifel und Bedauern, allerdings nicht weniger heftig. Enrique war selbst nicht bewusst, wie sehr er diesen Zustand hasste und hatte ihn jetzt eigentlich um jeden Preis vermeiden wollen. Doch es gab nur ganz oder gar nicht, Zwischenstufen hatte er nie gelernt...
Diesen ausdruckslosen Augen, die durch sie hindurch sahen, kannte Skadi, genauso wie das steinerne Gesicht, dass nichts durchlies, nichts zeigte, Teil dieses Schutzschildes war. Sie hatte das schon häufiger beobachten können, jedesmal, wenn der Schwarzhaarige sich keine Gefühle erlauben konnte und hatte auch schon ein, zwei Mal mitbekommen, wieviel Kraft ihn das kostete.
Er wunderte sich, als sie zurücktrat, dass er trotzdem fast nach ihr gegriffen hätte. Seine Hände lösten sich und schnellten nach vorne. Doch er fing sie ab, verschränkte die Finger souverän vor der Brust, legte die ausgestreckten Zeigefinger anschließend wie selbstverständlich an die Lippen und zwang sich dazu weiter zu schweigen. Immerhin kämen sie jetzt zum eigentlichen Thema.
Überrascht zog er die Stirn kraus und löste seine Hände wieder, während er diese senkte, als Skadi sich ihres Hemdes entledigte.
Einen Augenblick lang trat Stille ein.

Skadi...

Schon seit sie das Gespräch am Strand wieder aufgenommen hatten, rasten seine Gedanken, verarbeiteten die Informationen, die er erhalten hatte, knüpften Verbindungen, suchten Unverstandenes heraus, um es aufzuschlüsseln und verwarfen altes Wissen.
Unbemerkt suchte sich jetzt, neben seinen Überlegungen, ein Gefühl seine Bahn durch den Panzer, fand die Lücken und schob ein Verlangen vor sich her, dem er, als er es erkannte, mit aller Kraft Einhalt zu gebieten suchte, nur um zu erkennen, dass es dafür längst zu spät war:
Enrique schlug sich die Hand vor den Mund, sah zur Seite, taumelte zwei kleine Schritte vorwärts um die Schulter der jungen Frau zu greifen und sich daran festzuhalten, während Woge um Woge aus ihm herausbrechen wollte und seinen Körper zum beben brachte.
Dann war es vorbei.
Schallend fing er an zu lachen, hielt Skadi mit beiden Händen fest, nicht nur, weil er sie als Stütze brauchte, sondern auch ein bisschen, damit sie nicht wegliefe, bis er sich erklären könnte.

"''scusa me!", japste er, "Bitte verzeihe! Ich— ich lache nicht wegen dir."

Dieses Verhalten legte er in ihrer Gegenwart zum erste Mal an den Tag, verwirrte sie damit wahrscheinlich sehr, denn sie kannte bis jetzt nur kurzes, zynisches oder bitteres Auflachen, was mit dieser echten Erheiterung kaum etwas gemein hatte. Aber bis jetzt hatte es auch nichts gegeben, dass ein Lachen aus tiefstem Herzen gerechtfertigt hätte.
Langsam wurde es besser, er löste eine Hand und wischte sich die Tränen aus den Augenwinkeln, bemühte sich um ein ernstes Gesicht, als er sie ansah.

"Es tut mir Leid! Ich— Ich bekomme einfach die Bilder einiger Leute nicht aus dem Kopf, die mehr als entsetzt wären, wenn sie davon wüssten."

Allein McMurphy würde hochrot anlaufen und nach Luft schnappen.
Unter den Matrosen und Soldaten gab es viele, die damit geprahlt hatten, dass sie sich niemals etwas von einer Frau sagen lassen würden, die sie an den Herd verbannt hätten und doch nach Kaladars Pfeife getanzt hatten.
Dazu gehörte im gewissen Rahmen auch der Hauptmann, der Kaladar, nach dem Tod des alten Sergeanten, wegen hervorragendem Verhalten befördert hatte.
Harpers Reaktion wäre wohl nicht ganz so amüsant ausgefallen, doch allein die Tatsache, dass der das in der ganzen Zeit nie erkannt hatte, war zum Lachen, hatte der doch immer so viel auf seine überragende Auffassungsgabe gegeben.
Oh, diese Genugtuung...
Auch Skadi müsste das irgendwann mitbekommen haben und nachvollziehen können. Jedenfalls hoffte er das.
Mit einem tiefen Atemzug und nur leisem Aufkichern ließ er sie dann gänzlich los und versuchte seine Haltung wieder zu straffen.

"Komm, setzen wir uns! Mir scheint, wir haben noch so einiges zu besprechen", fügte er dann wesentlich ruhiger und immer noch ein wenig um ihre Gnade heischend an. "Unter anderem, wie ich dieses äußerst unpassende Verhalten wieder gut machen kann."

Damit drehte er sich, ohne den Blick von ihr zu wenden, zum Meer, ließ sich in den Sand fallen und deutete ihr sich ebenfalls niederzulassen.
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Nachrichten in diesem Thema
Ich brauch nen Waldbrand - von Skadi Nordskov - 17.06.2018, 19:13
RE: Ich brauch nen Waldbrand - von Enrique de Guzmán - 18.08.2018, 13:56

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