26.04.2016, 21:04
Aspen drückte sich mit Daumen und Zeigefinger an den Nasenrücken und schloss die Augen. Sie hatten die Wahl gehabt? Nein, heutzutage gab es keine einfache Wahl mehr. Es gab Bestechung, Erpressung und Drohungen. Das wusste er selbst nur zu gut.
„Stell dich nicht so dumm an. Eine erzwungene Freiwilligkeit ist meistens demütigender als alles andere.“, brummte er missmutiger als beabsichtigt.
Das bewies die Crew mit ihrem Verhalten und Aspen bezweifelte nicht, dass Shanaya das nicht ebenfalls wusste. Es störte ihn nur wie leichtsinnig sie mit ihrem eigenem Leben spielen wollte. Zu seinem Pech gehörte er ja ebenfalls irgendwie dazu, sollte er sich entscheiden bei Talin und ihr zu bleiben. So hoch wollte er seinen Einsatz nicht gestalten.
„Natürlich hat die Besatzung eines so eindrucksvollen Schiff wie der Sphinx Feinde. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass wir uns darüber freuen sollten.“
Mit einem tiefen Durchatmen öffnete er wieder die Augen und fuhr sich nun über den Bart. Da war das kleine Wörtchen 'uns' und es ärgerte ihn mehr als der Leichtsinn des Rabens. Er wollte sich noch nicht zur Besatzung zählen, schließlich hatte er Talin noch keine Antwort gegeben – Aspen zögerte. Auch wenn es unbedeutend klang, so war dies doch ein großer Schritt für einen Mann, dessen Leben bis vor wenigen Monaten durchgeplant gewesen war. Nun wo er frei war, wollte er sich nicht so schnell wie möglich wieder binden. Wer sagte denn, dass die erst beste Wahl auch zugleich die angenehmste war? Vor allem nicht mit Menschen die ein Spiel daraus machten, das eigene Leben in Gefahr zu bringen.
„Ich weiß, du bist erst 16 Jahre alt. Aber manchmal frage ich mich, ob du wirklich so naiv denkst wie du sprichst, oder ob da nicht doch ein wenig mehr Respekt vor der Welt in dir steckt?“
Auch wenn in seinem Satz so viel Hohn hätte stecken können, war sie doch recht sachlich gestellt, nüchtern, als würde er zum ersten Mal ein ernsthaftes Gespräch mit Shanaya führen wollen. In einer verdreckten Kombüse mit einem Teller Restefressen. Fragend hob Aspen die Augenbrauen, beinahe schon mehr heraus- als auffordernd.