29.07.2018, 16:43
Einen Moment Waffenstillstand
Nachmittag des 01. April 1822
Ryan Black & Shanaya Árashi
Ein leises, irgendwie erleichtertes, Seufzen hatte Shanayas Kehle verlassen, als sie die Taverne betreten hatte. Die Blicke, die sich aus vereinzelten Ecken auf sie richteten, störten die junge Frau nicht. Nur, weil sie eine Frau und zudem allein an einen Ort wie diesen kam? Sollten sie sich ruhig die Augen wund starren. Wieder war sie den ganzen Tag unterwegs gewesen, wenn auch nicht ganz so lange, wie die letzten Tage. Sie hatte große Pläne, also wollte sie nicht bis in die Nacht durch die Stadt tigern. Und was gab es Besseres, als den Abend in einer verrauchten, stinkenden Hafentaverne ausklingen zu lassen? Ihre Beine hatten sie also recht zielstrebig an diesen Ort geführt, und auch wenn die Sonne noch lange nicht untergegangen war, so tummelten sich hier doch schon allerlei Gesindel. Leicht bekleidete Frauen, die sich an die männlichen Gäste schmissen... alles, was eben dazu gehörte.
Shanaya hatte sich also etwas zu trinken besorgt, etwas mit nicht sehr viel Alkohol, und sich an einen der freien, runden Tische nieder gelassen. Vor ihr, neben dem halb gefüllten Krug, breitete sie ein paar Notizen aus, Zahlen, Koordinaten, kleine Zeichnungen. So konnte sie ein wenig entspannen, bevor sie die nächsten zwei Tage wohl kaum zur Ruhe kommen würde. Also griff die Schwarzhaarige in ihre Tasche, kramte einen der Stifte heraus und ließ ihn über zwei der Zeichnungen kreisen. Über dem Teil eines Dreimasters, der am Hafen lag und eine Gasse, in der ein Haufen Kisten und Fässer standen. Nichts großes, Nichts wichtiges. Aber sie hatte das alles in den letzten Wochen so vernachlässigt – also fing sie erst einmal wieder klein an. Ein ruhiges Lächeln lag auf den Lippen der Schwarzhaarigen, womit sie sich ein wenig vorbeugte und zuerst einmal Ordnung in die Notizen bringen wollte.