09.07.2018, 11:50
Hochmütig schnickte er das Kinn nach oben, als wolle er andeuten, dass sie das 'Gleichauf' erst noch überprüfen müssten. Die vielen jugendhaften Reibereien waren ihm noch bildlich im Kopf und zeim Teil müsste Aspen dankbar für sie sein, denn nicht selten war er durch diese Übungen einigen unangenehmen Situationen entkommen. Den Kopf daraufhin schüttelnd entspannte er sich langsam weiter: Seine aufrechte Haltung neigte sich, der Körper drehte sich zur Reling, die Arme abgestützt. Im Gegensatz zu Farley zuvor stand er jedoch in Richtung Wasser, die Augen weiterhin auf den jungen Mann gerichtet, der immer mehr Gesichtszüge seines jüngeren Ichs annahm – Auch wenn viele davon wohl mehr Aspens Projektion von damals entsprachen als dem tatsächlichen Zustand.
Sobald das Grinsen des Anderen einer Schuld wich, zweifelte der Montrose kurz an, ob er sich solche Fragen erlauben durfte. Doch er wollte nicht im Unklaren darüber bleiben, was aus seinem damaligen Freund geworden war. Den falschen Leuten? Skeptisch zog er die hellen Augenbrauen über diese nichtssagende Antwort zusammen. Nein, damit war er sichtlich nicht zufrieden.
Doch noch bevor er weiter in die Tiefe gehen konnte, folgten die Fragen zu seinem Standeswechsel. Die beste Art das gefährliche Terrain für Farley zu verlassen, natürlich. Zögernd strich er sich über den gewucherten Bart am Kinn.
„Möchtest du jetzt ebenfalls eine wage Antwort erhalten, wie das Leben einem zuspielt?“, neckte er provokant und frei heraus, mehr um sich Zeit zu verschaffen, als dass er tatsächlich dem Rotschopf vor den Kopf stoßen wollte.
Entweder er ließ sich tatsächlich auf die Oberflächlichkeit ein, berichtete die Dinge, die in der Zeitung standen und beließ es dabei, in der Gefahr, dass seine eigene Neugierde ungestillt blieb, oder er nutzte die Gelegenheit jemanden davon zu erzählen, der es sich sowieso selbst zusammen reimen konnte. Oder war Farley zu einer dieser Personen geworden, die tatsächlich nichts mehr von Anderen wissen wollten? Nachdenklich kreiste er die Schultern.
„Es war wahrscheinlich schon immer ersichtlich gewesen, dass es mit mir und dem Unternehmen in dieser Konstellation nicht funktionieren wird.“, gab er zu. „Ich hätte mich allerdings eher als jungen Schreiner in einem entfernten Hafen gesehen, nicht als Flüchtling auf einem Piratenschiff.“
Nunja. Natürlich wäre es der einfachste Weg gewesen, wenn Montrose Senior einfach wie alle wohlhabenderen Männer dem Alkohol erlegen wäre und Aspen die Alleinverantwortung übertragen bekam. Leider eine utopische Vorstellung für jeden, der den alten Mann gekannt hätte.