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Whispers in our Heads
Crewmitglied der Sphinx
für 60 Gold gesucht
dabei seit Nov 2015
#11
Auf Soulas rhetorische Frage hin sagte Shanaya nichts mehr. Die andere Frau nickte und sie waren sich wohl mehr als einig, dass ein gesunkenes Schiff nicht unbedingt wünschenswert wäre. Die andere Frau aß weiter von ihrem Brot, womit Shanaya es ihr gleich tat. Sie selbst störte keine Stille in Gesprächen, vor allem nicht, wenn man diese Lücken mit Essen füllen konnte. Und da ihr Geist so oder so viel zu müde war, um sich mit tieferen Gedanken zu beschäftigen… Ganz im Gegenteil zu Soula, die mit der Geschichte, die Shanaya gerade verkündet hatte, scheinbar einiges zum Nachdenken bekommen hatte. Sie schwieg, sah aus dem Winkel, aus dem Shanaya ihr einen kurzen Blick zu warf, zumindest aus, als würde sie genau über diese Worte nachdenken. Über die Tatsache, dass sie mit einer Crew segelte, die ein Marineschiff in die Luft gejagt hatte. Shanaya fand diese Tatsache alles andere als weltbewegend, aber nicht jeder schien damit glücklich zu sein. Auch nicht unter denen, die dabei gewesen waren.
Die Frage der Dunkelhaarigen ließ Shanaya inne halten, nur auf ihrem Bisschen herum kauen, ehe sie schluckte und dann leicht eine Augenbraue anhob. Ob sie schon immer kriminell gewesen war? Tja, das lag wohl ganz allein im Auge des Betrachters. Wie definierte Soula dieses Wort wohl? War es für sie kriminell, dass Shanaya schon in jungen Jahren Gold gestohlen hatte? Oder begann dieses kriminelle für sie erst mit Shanayas Mord an ihrem eigenen Onkel? Oder gar dem Überfall auf ein Schiff der Marine?

„Das kommt ganz drauf an.“

Shanaya begann ruhig zu sprechen, richtete die blauen Augen dabei mit neutraler Miene zum Horizont, zum Meer, das leise Geräusche von brechenden Wellen zu ihnen hinüber wehte.

„Ich habe früh angefangen zu stehlen, weil ich genug Gold für meinen Traum brauchte. Wenn das für dich schon kriminell ist…“

Sie ließ das Ende des Satzes offen, dennoch lag ein leises Schmunzeln in ihren Worten. Ob Soula sie dafür verurteilen würde? Es war ihr an erster Stelle egal… und trotzdem war sie gespannt, wie schnell die Dunkelhaarige andere in eine Schublade steckte.
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Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Aug 2020
#12
Es kehrte ein wenig Stille zwischen ihnen ein, was Soula auch absolut nichts ausmachte, solange Shanaya ihr währenddessen nicht mit einem Messer in den Rücken fiel. So bekam sie außerdem ein bisschen Zeit, über alles nachzudenken. Es beunruhigte sie durchaus, ließ es aber auch nur ein bisschen nach außen scheinen und merkte auch recht schnell, dass Shanaya das gar nicht bemerkte. Glück gehabt. Nachdem Soula sich wieder gefangen hatte, stellte sie weitere Fragen, um die junge Frau neben sich ein bisschen besser einschätzen zu können. So redselig wie an diesem Tag hatte Soula sie noch nie erlebt, war aber nach all der Skepsis auch endlich bereit, das als Erfolg für diesen Tag abzutun und positiv darüber zu denken, anstatt negativ.

Ob sie immer kriminell war, wollte sie wissen. Gut, Soula war es inzwischen auch, keine Frage, aber sie war es nicht immer gewesen und eine ganze Weile lang, auch heute noch, machte sie sich eher Vorwürfe, als dass sie es feierte. Inzwischen kam sie da nur langsam nicht mehr heraus und vermutlich wäre es sehr wichtig für sie umzudenken. Leichter gesagt, als getan. Vielleicht war das auch mehr ein Grund, warum sie Shanaya danach fragte.

„Für deinen Traum? Welcher war das?“


Da Shanaya in der Vergangenheit sprach, ging Soula davon aus, dass sie ihren Traum demnach erreicht haben musste.

„Hast du inzwischen einen neuen Traum?“
, fragte sie neugierig weiter und hoffte, dass sie nicht enttäuscht wurde.

Ob das für Soula bereits kriminell war? Klar! Leute bestehlen war kriminell und darauf hatte die Gesellschaft eine klare Antwort. Allerdings war Soula inzwischen nicht mehr in der Position, so ein Verhalten verurteilen zu können. Sie gehörte, wie schon gesagt, selbst dazu und war damit noch nicht sehr glücklich. Deswegen ließ sie das Ende des Satzes auch einfach so stehen, nahm es einfach hin, schließlich hatte Shanaya keine Frage gestellt. Keine verurteilende Reaktion also.
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Crewmitglied der Sphinx
für 60 Gold gesucht
dabei seit Nov 2015
#13
Shanaya kaute auf einem Stück von ihrem Brot herum, ohne dabei groß auf Soula oder eine Reaktion zu achten. Nun landete auch das letzte Stück ihrer Mahlzeit in ihrem Mund, wurde genüsslich zerkaut und erst dann wandte sich die Schwarzhaarige an die andere Frau, die ihr eine Frage stellte. Während Shanaya ihr Brot zu Ende kaute, dachte sie über die zweite Frage der Dunkelhaarigen nach. Erst einige Herzschläge später setzte sie zu einer Antwort an.

„Frei zu sein, zu tun und zu lassen, was ich möchte. Weg von meiner Insel und allen möglichen Zwängen zu kommen.“

Das verriet schon mehr als genug. Sie war niemand, der jedem ihre Vergangenheit offenbarte, zu viel gab es darin, was gegen sie gerichtet werden konnte. Und Soula gehörte nicht wirklich zu denen, die sie zu viel davon anvertrauen wollte.

„Ich hatte nie nur einen Traum, ein Ziel gleichzeitig, es sind genug, dass ich sie nicht einmal zählen könnte. Aber ich offenbare sie nicht einfach so, manches davon ist ein gut gehütetes Geheimnis.“

Den Blick zum Horizont gerichtet, lächelte die Schwarzhaarige, wenn auch immernoch ein müder Hauch auf ihren Zügen lag.

„Und wahrscheinlich reicht einem normalen Menschen dafür nicht einmal ein ganzes Leben. Ich habe also noch einiges vor mir.“

Mit beiden Händen fuhr Shanaya sich zuerst über das Gesicht, dann durch die dunklen Haare, ohne den Blick dabei zu der anderen Frau herum zu wenden.
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Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Aug 2020
#14
Aufmerksam hörte Soula dabei zu, wie Shanaya ihren Traum definierte. Frei sein… irgendwie hieß das für jeden etwas anderes. Alleine wenn sie an Kieran dachte, war ihr klar, dass er das anders definieren würde. Beim zweiten verstand Soula schon ein bisschen besser, worauf Shanaya hinaus wollte. Immerhin hatte Soula selbst erlebt, welchen gesellschaftlichen Zwängen sie unterworfen war. Es war überaus schwer, wenn nicht unmöglich auszubrechen, es sei denn man schaffte es zu entkommen. Sie war nun entkommen, wenn auch nicht ganz freiwillig und vielleicht konnte sie nun tun, was sie wollte. Das aber auch wieder nur eingeschränkt. Soula war nicht frei, sie steckte nur in einem anderen Ort fest. Zwänge gab es grundsätzlich überall, manchmal fühlten sie sich nur einfach nicht so an oder man nahm sie einfach hin, zum Beispiel aus Gewohnheit. Aber ganz vielleicht dachte Soula auch gerade einfach ZU viel über die Worte Shanayas nach.

„Das verstehe ich. Jeder hat seine Geheimnisse.“


Immerhin erzählte Soula auch nicht direkt jedem, warum sie abhauen musste und dass sie bereits Diebstähle hinter sich gebracht hatte. Das war eines ihrer Geheimnisse. Sie war immer noch darüber verwundert, dass Shanaya so viel mit ihr sprach, auch über solche Details. Während Soula ihr dabei zusah, wie sie ihren Blick zum Horizont hob, konnte sie fast etwas Ruhiges und Zufriedenes darin erkennen. Dann lächelte Soula ebenfalls, als sie die Worte hörte.

„Ich merke schon, du hast noch viel vor in deinem Leben.“

Aber wie alt war sie? Sicher nicht älter als Soula selbst. Nur hatte sie keine Ziele, keine Vorhaben. In erster Linie galt es wegzukommen, zu überleben. Anschließend würde sie sich in ihrem neuen Leben zurechtfinden müssen und erst dann würde sie es sich erlauben, ein Ziel festzulegen, das sie erreichen wollte. Erst dann, wenn wieder etwas Ruhe herrschte. Es brachte ihr nichts, über so etwas nachzudenken, wenn sie nicht mal wusste, wo sie als Nächstes landete und wie lange sie noch unterwegs sein würde. Für sie war die Crew ja immer noch nur ein Mittel zum Zweck. Ein Mittel, um von Calbota wegzukommen. Ihre Zukunft konnte sie sich erst dann überlegen, wenn sie einen Ort hatte, an dem sie bleiben wollte.

„Wie lange bleibst du noch auf der Sphinx?“

Fragte Soula dann einfach, weil sie es nicht besser wusste. Wie lange blieb man bei einer Crew? Vielleicht wollte Shanaya auch nur zu einem bestimmten Ort segeln und dann alleine weiterziehen?
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Crewmitglied der Sphinx
für 60 Gold gesucht
dabei seit Nov 2015
#15
Shanaya ließ die Hände wieder sinken, nachdem sie sich durch die Haare gefahren war. Das, was sie Soula erzählt hatte, offenbarte nicht unbedingt viel, Worte, von denen man nicht unbedingt auf Dinge schließen konnte, die die junge Frau nicht jedem unter die Nase rieb. Auf die Worte der anderen Frau hin nickte Shanaya zustimmend, da waren sie einer Meinung. Jeder hatte seine Geheimnisse, Erlebnisse, Erfahrungen, die er nicht gern teilte. Zumindest nicht einfach so. Da war sie keine Ausnahme, und auch Soula schien kein unbeschriebenes Blatt zu sein, was das anging. Die nächsten Worte der Frau ließen Shanaya den Kopf ein wenig anheben, sie grübelte einen Moment, ohne den Blick zu Soula herum zu wenden. Noch immer ruhten die blauen Augen auf dem Horizont.

„Ich habe immerhin nur eins, also mache ich das Beste daraus.“

Und sie war niemand, der in jeden Tag hinein leben konnte. Bis zu einem gewissen Grad, ja. Aber sie hatte viel zu viele Ziele und Wünsche, um alles dem Zufall zu überlassen.
Die nächste Frage der Dunkelhaarigen löste ein Stechen in Shanaya aus, das sie beim besten Willen nicht zuordnen konnte. Wie lange wollte sie bei der Crew der Sphinx bleiben? Das war eine Frage, die sie eigentlich einfach hätte beantworten können. Die Sphinx war zu ihrem zu Hause geworden, so schnell hatte sie nicht vor, die Crew wieder zu verlassen. Eigentlich. Zumindest hatte sie das bisher gedacht, wieso diese Frage sie jetzt so aus der Bahn warf… sie wusste es nicht. Soula ließ sie, dieses Mal, jedoch nichts davon merken, nur kurz noch ruhten die Augen auf ihrem Gegenüber, ehe sie sich langsam erhob, während sie zu einer Antwort ansetzte.

„Bisher habe ich nicht vor, die Sphinx in naher Zukunft wieder zu verlassen.“

Das war relativ unverbindlich, eine Antwort, mit der die junge Frau leben konnte. Die das Ziehen in ihrem Inneren zumindest ein wenig dämpfte. Jetzt legten sich Shanayas Augen wieder auf die andere Frau.

„Ich habe noch etwas zu erledigen. Aber wir sehen uns bestimmt später.“

Ein müdes Lächeln galt ihr, ehe sie sich umwandte, um in dem Trubel auf dem Marktplatz zu verschwinden.
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