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Zwischen Stolz und Zweifel
Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Jan 2016
#1
Zwischen Stolz und Zweifel
bespielt von    Aspen Montrose †   Talin Dravean
06.03.1822
Sphinx
Zwischen Stolz und Zweifel


Die Gläser klimperten, als Aspen die letzten Stufen zur Kapitänskajüte hinunter ging. Zwei Tage hatte er Talin und sich selbst nun gegeben. Zwei Tage in denen Talin wahrscheinlich mit der Eingliederung von Greo und Liam verbracht hatte, während er selbst sich nach der Ankündigung ihrer baldigen Abreise an die letzten Schönheitsmakel gesetzt hatte. Nicht alleine, denn nun war Greo schließlich dabei und leistete tatkräftige Unterstützung. Den Katzenkauz Liam hatte Aspen sich so gut es ging vom Hals gehalten. Mit diesem wusste er nicht anzufangen.

Vielleicht aber auch, weil der kurze Konflikt mit dem Schwanenhals den Montrose unbewusst auf Abneigung gesetzt hatte, als er den Katzenhalter kennen lernte. Ihnen beiden war kaum die Chance gegeben worden warm zu werden – dafür sollten sie in den nächsten Wochen die Zeit bekommen. Heute abend stand erst einmal die Klärung mit dem Captain auf seiner Liste, auch wenn er wirklich noch am zweifeln war, ob das Gespräch ihn schlussendlich schlechter oder besser von der Blonden denken lassen würde. Je nachdem ob sie ihre Überreaktion leugnen oder anerkennen würde. Wie zur eigenen psychischen Vorbereitung fuhr er sich über das stoppelige Kinn und stieß sich dabei die Rumflasche an die Nase. Na, das ging bereits gut los.

Zwei Mal schnell klopfte er an.
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Crewmitglied der Sphinx
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#2
Mit einigem Kopfzerbrechen, weil sie sich einfach nicht konzentrieren konnte, schaute sie auf die Rechnungsbücher vor sich. Die Reparaturen am Schiff waren doch preisintensiver gewesen, als sie gedacht hätte. Nun, es sollte nicht so schwer sein das Geld wieder in die Kasse zubekommen. Entweder sie würden ein Handelsschiff erwischen oder sie nahmen an Land noch einmal ein paar Aufträge an. Und das sie noch einmal an Land mussten, dass war völlig klar. Aber das fehlende Geld war eigentlich nicht der Grund für die Kopfschmerzen, die sich anzubahnen drohten. Es nervte sie einfach nur tierisch, wie die ganze Sache in der Taverne gelaufen war. Erst die Männer, die zu feige waren, sich in einer Crew einzuschreiben, die unter einer Frau segelten, dann der Streit mit Aspen und danach auch noch dieser dumme Dieb. Aber eigentlich wurmte sie am meisten dieser sinnlose Streit. Wie konnte man nur so verbohrt sein? Und damit meinte sie in diesem Falle nicht sich.
Mit einem frustrierten Seufzer legte sie den Füllfederhalter zur Seite und rieb sich kurz über die Augen. Das würde heute vermutlich nichts mehr werden. Geschmeidig stand sie daher auf, streckte sich kurz und wollte sich schon eine andere Aufgabe suchen, als ein Klopfen an der Tür sie innehalten ließ. Kurz blinzelte sie, bevor sie mit einem fragenden Gesichtsausdruck, die Tür öffnete und genau den Mann vor sich sah, über den sie sich gerade noch geärgert hatte.

„Ach. N'abend Aspen. Was gibt`s?“
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#3
Als die schwere Tür sich öffnete, hob der Montrose die Brauen. Ohje. Sie sah müde aus. Vielleicht hätte er sich lieber einen offensichtlich ungünstigeren Zeitpunkt am Tag aussuchen sollen, als einen scheinbar günstigen am Abend. Nun, jetzt war er hier und besaß ehrlich gesagt nicht die Geduld noch einen Tag länger zu warten um sich seiner Entscheidung sicher zu werden. Oder eben selbst zu tadeln Je nachdem.
Wie zum Vorschlag hob er Gläser und Rumflasche.

„Lust auf eine Pause? Wir hätten wohl einiges zu klären.“

Musste er mehr sagen? Er selbst hatte sich in den letzten Tagen soweit von dem Schwanenhals ferngehalten, dass er die Differenzen ganz gut verbergen konnte ohne zwischen den Neuen den Anschein einer gespaltenen Crew hervorzurufen. Nun hing ihm dieses ganze Gehabe zum Hals raus und das war ihm deutlich anzusehen, auch wenn er gewillt klärend die Mundwinkel zum Schmunzeln verzog.
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Crewmitglied der Sphinx
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#4
Eigentlich hätte sie sich diese Frage sparen können. Sie konnte sich ganz genau denken, warum er vor ihrer Tür aufgetaucht war. Ein wenig wünschte sie sich, er wäre ein anderes Mal gekommen, oder vielleicht auch gar nicht. Aber das war ein kindischer Gedanken, denn wenn sie keine Probleme mit ihm haben wollte, dann sollten sie das klären. Also trat sie einen Schritt zurück, als er die Flasche und die Gläser hoch hob.

„Ja, ich weiß. Komm rein.“

Ihr war ja schließlich nicht entgangen, wie die letzten Tage zwischen ihnen gelaufen waren. Vermutlich war diese Diskussion wirklich längst überfällig. Mit einem leisen Seufzer schloss sie die Tür hinter dem Blonden und ging dann zum Tisch, um ihn teilweise von den Büchern zu befreien, damit er die Gläser darauf abstellen konnte. Sie setzte sich halb auf die Tischkante und sah ihn dann auffordernd an.

„Ich denke mal, du hast dir einiges zurecht gelegt. Was willst du zu erst diskutieren?“
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Crewmitglied der Sphinx
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#5
Na also. Zwar wirkte das Blondchen kaum begeistert, allerdings war dies zu erwarten gewesen. Der Zustimmung kommentarlos folgend trat er ein, wartete einen Moment ab, bis Talin den Schreibtisch von all seiner Last befreite und stellte seine Mitbringsel sorgsam auf den Tisch. Nein, Aspen würde ihr nicht die Möglichkeit gewähren das Gespräch zu verschieben, indem er es verschlug: Ihre selbstgewählte Aufgabe verlangte schließlich nach Überstunden en masse.

Während der müde Captain eintrat und ihre Frage formulierte, hob Aspen die Brauen und entkorkte konzentriert die Rumflasche, bevor er ihnen beiden einschenkte. Zurechtgelegt? Nein, im Gegenteil. Dank der kurzen Pause war es ihm möglich gewesen unparteiisch zu beobachten, anstatt sich auf gefällte Urteile zu verlassen.
In aller Ruhe schob er zuerst seinem Gegenüber das Glas zu, bevor er das zweite in die Hand nahm, kurz suchend durch den Raum blickte und sich einen Stuhl zum Tisch heran zog, um sich zu setzen.

„“Diskutieren“ möchte ich überhaupt nichts.“, stellte er zuerst fest, legte den Knöchel des einen Beins auf das andere Knie und hob nun endlich den Blick zu Talin. „Viel lieber würde ich wissen, wie du den Zusammenhalt deiner Crew stärken möchtest, wenn du in aller Öffentlichkeit einen sinnlosen Streit mit bisherigen Mitgliedern vom Zaun brichst?“

Bei allen Welten, das interessierte ihn wirklich! Und auch wenn in seinem Tonfall ein deutlicher Wink mit einem Zaunpfahl mitschwang, war doch zu erkennen, dass er sich persönlich nicht von dem Vorfall angegriffen fühlte. Er verstand es einfach nicht – in „seiner“ Firma wäre ein solcher Gesichtsverlust nicht möglich gewesen. Welcher Pirat bei Sinnen schloss sich einem Captain an, der sich willkürlich gegen seine Mitglieder wandte?
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#6
Mit ruhigem Blick folgte sie den Bewegungen des blonden Mannes. Sie konnte sich ganz gut vorstellen, was er mit ihr diskutieren wollte. Doch er tat es nicht sofort. Ein wenig hatte sie damit gerechnet, dass er sich doch auf der Stelle darauf stürzen würde sie auszufragen. Doch er tat es nicht. Ein wenig verwunderte sie das ja schon. Doch auch sie schwieg und sah ihm nur zu, nahm wortlos das Glas auf, was er ihr zu schob. Mit einem leichten Lächeln, wobei sie selbst nicht wusste, ob es sarkastisch gemeint war oder nicht, prostete sie ihm zu und kippte den Rum gänzlich hinunter. Mit einer gewissen Genugtuung spürte sie das Brennen bis hinunter in ihren Bauch, wo es sich schließlich in Wärme verwandelte und breit machte. Am liebsten hätte sie gleich noch ein Glas hinter gekippt. Also nahm sie die Flasche und goss sich nach, während sie aus dem Augenwinkel Aspen beobachtete und über seine Worte nachsann.
Es war keine Überraschung für sie, wie er dachte. Genau das hatte sie auch erwartet. Es verwunderte sie nur, wie schrecklich oberflächlich er war und wie schnell er sich eine Meinung bildete. Gut, in der Taverne hatte sie nicht gerade ihre Glanzstunde gehabt. Wenn sie zurückdachte, dann wusste sie selbst nicht, wieso sie in einigen Fällen so...kindisch reagiert hatte. Doch in einem war sie sich ziemlich sicher. Das, was er an ihr kritisierte, war absolut nichts falsches gewesen. Sie hatte aus einem Instinkt heraus gehandelt, der ihr ein Jahr lang eingetrichtert wurde. Und genau deshalb erschien ihr ihre Reaktion auf ihn ganz und gar nicht falsch.
Mit den Gedanken wieder im Hier und Jetzt, schwenkte sie das Glas locker aus dem Handgelenk, während sie Aspen fest in die Augen sah.

„Sinnlos, ja?“ Ein freutloses Lachen entschlüpfte ihr. „Ich möchte dir mal eine Frage stellen, auch wenn ich denke, dass ich die Antwort bereits weiß. Kannst du es dir wirklich erlauben über meine Handlungen zu urteilen?“

Sacht stellte sie das Glas auf den Tisch und stützte sich dann ein wenig fester auf diesen, während ihre Finger die Tischkante fest umklammerten.

„Was denkst du, warum ich dich so 'sinnlos' bedroht habe?“
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#7
Aspen zögerte, als Talin ihr Glas in einem Zug leerte und sich gleich darauf noch ein weiteres einschenkte. Wurde das hier etwa genau so ein Gespräch wie seine Geschäftsrunden? Sie betranken sich und regelten alles mit schummrigem Kopf? Hoffentlich nicht, auch wenn Aspen wirklich einmal hoffte, dass es bald einen Abend gab, an dem er abschalten konnte – mit oder ohne Alkohol.

Fragend beobachtete er sie in ihrem Tun, nahm nur ab und an einen Schluck aus seinem Glas und hob bei ihrer Frage überrascht die Brauen. Nun, kleines Piratenmädchen, gerade du solltest doch wissen, wer ich bin? Freudlos schnaubte er lachend.

„Talin, ich „urteile“ über jeden. Du kannst selbst im Minutentakt bestimmen, ob ich dich verurteilen sollte.“

War das ihr grundlegendes Problem? Dass sie dachte, dass er dachte, dass sie ungeeignet für diesen Job wäre? Nun, dann hätte er den Hutträger sicherlich nicht angelockt. Während der Blondschopf sich scheinbar anspannte und ihr Griff um die Tischkante fester wurde, lehnte der Montrose sich zurück. Hiermit kam er zurecht.

„Ich fragte dich so eben, warum du es getan hast.“, beantwortete er ihre Frage sachlich, ohne Vorwurf und betonte damit – willentlich oder unwillentlich – dass seine vorhergegangene Frage ernst gemeint und keine Floskel gewesen war.
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#8
Fast wäre sie in Lachen ausgebrochen. Entweder er hatte sie nicht ganz verstanden oder er gab wirklich frei zu, wie er selbst war. Die dritte Möglichkeit war, dass sie alles falsch verstand, doch das glaubte sie eigentlich nicht. Er hatte sie doch schon verurteilt. In dem Augenblick, in dem sie 'sinnlos' gehandelt hatte, war sein Urteil über sie gefällt gewesen. Natürlich tat das jeder. Was sie störte, war die Tatsache, dass er sie ohne jedes Hintergrundwissen einfach so, als kleines, hysterisches Mädchen abstempelte. Sie glaubte nicht, dass sie dabei überreagierte, wenn sie ein wenig Geduld und Objektivität erwartete. Doch sie kommentierte es nicht, seufzte nur leise und sah ihren Gegenüber schweigend an. Sie wollte ihm gewiss nicht ihre Lebensgeschichte erzählen. So ein Mensch war sie nicht und würde es auch niemals sein. Aber einen Vertrauensvorschuss und eine Erklärung hatte er vermutlich verdient. Jetzt wusste sie auch wieder, warum sie den Rum so schnell getrunken hatte. Das war keine Sache, über die sie gern redete.
Etwas ruckartig löste sie sich vom Tisch, blieb vor Aspen stehen und löste ihr Mieder mit schnellen geübten Handgriffen. Das konnte er jetzt natürlich falsch verstehen. Dieser Gedanke zauberte ihr ein amüsiertes Lächeln ins Gesicht, auch wenn ein leicht süffisanter Zug darin mitschwang. Nachdem das Mieder locker war, zog sie es zur Seite und ihr Hemd auf der rechten Seite nach oben, damit die unschöne, leider nicht ganz so gut verheilte Narbe sichtbar wurde. Inzwischen war es fast fünf Jahre her, doch jedes Mal, wenn sie das Ding sah, wurde ihr fast schlecht. Daher ließ sie Aspen Zeit sie sich anzusehen, nur eine Minute, bevor sie mit ruhiger Stimme erklärte.

„Die Narbe hab ich von meinem Ehemann.“

Wenn er schlau war, dann verstand er den Wink. Doch sie konnte es nicht einfach so dabei belassen. Sie wollte nur einfach nicht zu viel erzählen, denn manche Dinge durften einfach nicht angerührt werden.

„Für dich mag mein Verhalten überempfindlich gewesen sein, aber ich kann dir sagen, dass war es nicht. Du hattest mich in der Taverne unvorbereitet getroffen und in diesem Moment konnte ich nicht mehr logisch reagieren. So einfach ist das.“ Eindeutig nichts, was man in einer Taverne ansprechen möchte. Sie ließ den Stoff los, verdeckte die Narbe und damit ihre Vergangenheit wieder.„Möchtest du noch mehr wissen?“

Mit verschränkten Armen lehnte sie sich wieder an den Schreibtisch und sah den anderen aufmerksam an.
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#9
Lachen? Warum war ihr zum Lachen zu Mute? Fragen verzog Aspen die Stirn. Er war hier um die Situation zu klären, nicht um sich und seine Ansichten ins Lächerliche ziehen zu lassen. Doch entgegen seiner Erwartungen, dass ihre Stellungnahme hiermit beendet war und Talin genau aus diesem Grunde längere Zeit schwieg, begann die Blonde mit einem Mal ihr Mieder zu öffnen. Überrascht hob der Montrose die Brauen, bevor er galant zur Seite sah und an seinem Glas nippte - das war ihm dann doch zu viel des Entgegenkommens, auch wenn er sich gerade bei Talins Figur nicht beschweren sollte.
Erst bei ihren folgenden Worten sah er wieder auf, entdeckte die unschöne Narbe und verzog innerlich jede Faser seines Gesichts, auch wenn seine Mimik ausdruckslos blieb. Wie alt war sie? 17, wie der kleine Rabe? 19? Irgendwo in diesem Bereich. Unwillkürlich musste Aspen zugeben, dass genau solche Erinnerungen wie Talins Narbe der Grund dafür waren, dass er seinen Vater ermordet hatte. Seiner Schwester hätte schließlich das Gleiche geblüht.

Mit einem Seufzen wandte er den Blick wieder ab, beugte sich zum Tisch vor, um sowohl sein eigenes Glas, als auch ihrs noch einmal neu zufüllen. Was sollte er dazu sagen? Eine Entschuldigung? Dafür, dass lieber er eine Rüge abbekam als ein Fremder, der ihr dies nicht so leicht verzieh? Abschätzend über die eigenen Worte kreiste er sein Glas, lehnte sich wieder zurück.

„Wie alt warst du zu diesem Zeitpunkt?“, behielt er das Thema bei, auch wenn Talin das Thema offensichtlich beenden wollte. „Und vor allem wer warst du zu dieser Zeit? Ein kleines, hilfsbedürftiges Mädchen, das sich nicht wehren konnte? Das sich von Daddy verheiraten ließ, weil es der einzige Sinn ihres Lebens war?“

Provokant schürzte er die Lippen und schnaubte gleichzeitig herausfordernd. Wie viel wollte sie denn heute noch von dem kleinem Mädchen in sich tragen, dass sie sich davon beeinflussen ließ? Freudlos lachte er einmal auf, bevor er die Arme auf die verschränkten Beine lehnte und zu ihr hochsah.

„Selbstverständlich darf dieses kleine Mädchen von damals wegen einer harmlosen Berührung – nenne es von mir aus Bevormundung – überreagieren. Unsere jetzige Talin, den Captain der eine gesamte Crew anführen soll, hat das nicht mehr nötig.“

Reichte das an Anspielungen? Oder musste er deutlicher werden? Eine kurze Pause folgte, um das Gesagte wirken zu lassen. Sachte schüttelte sich sein Kopf verneinend, bevor Aspen sich über den Bartansatz strich und den Mund verzog.

„Hier in deiner Kammer darfst du schreien und dich selbst bemitleiden, wenn du das brauchst. Hier räume ich gerne hinter dir auf und steh dir als Boxsack zur Verfügung. Aber hinter dieser Tür“ - mit dem Kopf nickte er zur schweren Holztür - „hat das kleine verletzte Mädchen nichts mehr zu suchen.“ Ohne dass Aspen es beabsichtigte, wurde seine Stimme weicher, verständnisvoller – verdammt, er verstand zu gut, dass die Vergangenheit einen immer weiter begleitete. Nur in manchen Positionen musste sie eben verdrängt werden.
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#10
Welche Reaktion durfte sie wohl erwarten? Sein Verhalten, als sie sich vor ihm zumindest teilweise ausgezogen hatte, war langweilig anständig geblieben. Sie hoffte ein wenig, er würde sich einem neuen Thema widmen, aber natürlich tat er das nicht. Das tat niemand, wenn er gerade so etwas gesehen hatte. Um ihn nicht anzusehen, schloss sie ihre Korsage wieder, damit sie hier nicht so halb entblößt dastand. Bei seinen Worten sah sie ruckartig auf und funkelte ihn an. Wollte er das wirklich riskieren? Wollte er wirklich, dass sie ihn dafür ohrfeigte? Um dem Verlangen nicht nachzugeben, griff sie nach ihrem nun wieder vollen Glas, führte es an die Lippen und trank einen Schluck zur Beruhigung. „Ich war 14, schwanger und das nicht von ihm.“ Mehr würde sie einfach zu diesem Thema nicht mehr sagen. Sollte er ruhig seine Schlüsse ziehen, es wäre interessant zu wissen, welche das waren. Aber er überraschte sie weiterhin. Mit hochgezogener Augenbraue lauschte sie seinen Worten und versuchte die Provokation an sich abprallen zu lassen. Das es nicht ganz klappte, zeigte sich in dem fester werdenden Griff um ihr Glas. Doch ansonsten blieb sie ganz ruhig vor ihm stehen und sah auf ihn hinab. Erst als er schwieg, ergriff sie wieder das Wort. „Bist du fertig? Ich danke dir für das Angebot“, aus ihrer Stimme triefte ein Hauch von Ironie mit, „aber ich brauche das nicht. Weder meine Vergangenheit, noch das kleine Mädchen von damals, beeinflussen sonst mein Handeln. Diese Zeit ist vorbei. Das verletzte Mädchen, wie du es nennst, habe ich auf der Insel zurückgelassen, als ich von da weggegangen bin.“ Ihre Augen funkelten gefährlich, dass er das Thema besser nicht vertiefen sollte. Dafür wollte sie selbst ein paar Fragen stellen. Nur leider gaben seine Worte wenig über ihn selbst preis. Dann eben ein Schuss ins Blaue vielleicht? „Wie kommst du darauf, dass 'Daddy' mich verheiratet hätte? Genauso gut hätte ich ihn mir auch selbst zum Ehemann nehmen können.“
Oho, jetzt war es also so weit, dass die ganzen geplanten Spielchen ein Ende fanden? Als Talin scheinbar wütend aufsprang und sich noch gerade so beherrschen konnte, lehnte sich Aspen in seinem Stuhl zurück. Was sollte er mit den ganzen Geschichten über ihre Vergangenheit anfangen, wenn sie ihm so kontrolliert erzählt wurden, dass keinerlei Emotion herüber kam? Erst jetzt wo sie wütend wurde, konnte er sich ein Bild davon machen, was das Ganz wirklich in ihr auslöste. Als ihre Hand zuckte, wäre auch Aspen beinahe zurückgewichen, wenn sein Stuhl ihm mehr Freiraum gelassen hätte. Doch sie griff nur nach ihrem Glas und versuchte sich zu beherrschen. In dem Versuch die belustigt verzogenen Lippen zu verbergen, strich er sich wieder über den Bart. „Oho, eine Liebesheirat mit 14. Hielt wohl nicht lange, wenn das Kind von einem Anderen war?“ Und auch wenn es ihm sichtlich bitter aufschlug, dass sie aus solchen Gründen ein Leben verloren hatte, konnte er sich selbst nicht davon abhalten die Ironie ihrer Worte aufzugreifen. Verdammt, wenn sie seine Worte nicht verstehen wollte, musste er eben weiter auf die Provokation eingehen. So erfuhr er schließlich mehr über den blonden Captain, als wenn er normale Fragen stellte. Mit einem demonstrativen Seufzen nahm er ebenfalls einen Schluck aus seinem Glas, größer als zuvor. Vielleicht sollte er sich doch ein wenig mehr Mut antrinken. „Hast du mir deine Narbe nicht gezeigt, um mir zu sagen, warum du in der Kneipe überreagiert hast? Entschuldige mich, wenn ich da etwas falsch verstanden habe.“ Damit wäre das Thema ‚Kleines Mädchen auf der Insel zurückgelassen‘ anscheinend doch noch nicht erledigt.
Da drehte er den Spieß doch einfach um und formulierte ihre Frage so, dass sie nicht wusste ob sie lachen, weinen oder ihn einfach rausschmeißen sollte. Wenn sie ihm wirklich zeigte, was sie, ob des Verlustes ihres ungeborenen Kindes, empfand, dann würden sie hier noch eine Weile sitzen und ihre Position als Captain wäre völlig hin. Also konnte sie gar nichts anderes tun, als seine Worte recht emotionslos zu kommentieren. Wer wusste wozu es gut war. „Ich denke, Liebe war das letzte, was uns beide verband. Hass von meiner Seite und Begierde von seiner, trifft es wohl eher.“ Sie schüttelte den Kopf, um sich selbst daran zu erinnern nicht zu viel zu verraten und um die Erinnerungen loszuwerden. Da war der leichte Stich der Wut doch eine willkommene Abwechslung. Doch sie empfand auch Belustigung bei seinen Worten. Das was er sagte, sein provokantes Verhalten, es schien alles darauf hinaus zu laufen sie wirklich aufzubringen. Wozu sonst sollte er auf ein mal seinen Rum hinunter kippen? Plante er irgendetwas? Was wollte er von ihr? Und weil es ihr zu bunt wurde, überging sie seine Provokation und sah ihm suchend in die Augen. „Was bezweckst du mit all deinen Sticheleien? Kennst du das denn gar nicht? Einmal nicht logisch auf etwas zu reagieren?“ Und damit gab sie ganz sicher nicht zu, dass sie überreagiert hatte.
AspenMontrose nickte. Also doch eine von Daddy arrangierte Hochzeit. Deswegen war sie zuvor auch so ausgetickt und nun wieder dabei sich zu fangen. Schade, dann wars das jetzt wohl mit dem ehrlichem Smalltalk? Langsam beugte er sich wieder vor, da von der Blonden keinerlei Gefahr mehr auszugehen schien. Das leere Glas wiegte er in beiden Händen. „Natürlich kenne ich das. Und genieße es jetzt endlich wieder handeln zu können, ohne jede Tat begründen zu müssen.“ Im Gegensatz zu ihr. „Im Gegensatz zu dir.“ Er wusste nicht, was ihn selbst mehr störte: die vielen Geheimnisse die eine frische Crew spalten konnten, oder dass sie ihn vor potenziellen neuen Crewmitgliedern angegriffen hatte. Es gab einfach so vieles, das Aspen bemängeln konnte. „Du bist jetzt einfach nicht mehr in der Position aus einer einfachen Laune heraus zu handeln. Das will ich dir damit sagen.“ Eindringlich hob er wieder den Blick. „Natürlich kann ich verstehen, dass ich dich nicht herum schubsen darf“ – auch wenn es in seinen eigenen Augen mehr Höflichkeit gewesen war – „weil es dich an deine Jugend erinnert. Jedem dem du es nicht erklären würdest, zweifelt eher an deiner Kompetenz.“ Verstand sie denn nun endlich? So langsam hatte er alle Versuche durch. Aspen versuchte sachlich zu bleiben, auch wenn ihm anzumerken war, dass er langsam keine Lust mehr hatte sich zu wiederholen.
Langsam kroch eine ihrer Augenbrauen immer weiter in die Höhe. Seine Worte...ergaben Sinn, dass bestritt sie gar nicht. Doch was er da sagte, machte nicht besser, was sie von ihm dachte. Sie hatte versucht es ihm zu erklären, sowohl, warum sie so reagiert hatte, als auch, dass es nicht mehr vorkommen würde. Aber anscheinend wollte er ihr einfach nicht glauben. So wie er es aufzählte, beschrieb er eine Person, die sie selbst für völlig bekloppt hielt. Mit einem leichten Kopfschütteln, trank sie die letzten Reste aus ihrem Glas und ließ es dann an ihren Lippen während sie nachdachte. „Aspen...das was du beschreibst ist ein kleines, leicht unterzukriegendes, dummes Ding. Ich handle nicht aus einer Laune heraus. Und alle die mich sehen, zweifeln von vorn herein an mir, dass kenn ich schon.“ Kurz schwieg sie. Wenn das weiter so ging, dann würden sie noch eine ganze Weile nur über dieses Thema reden, statt endlich voran zu kommen. Sie mussten sich verstehen, wenn sie auf diesem Schiff zusammen arbeiten wollten. Mit einer vorsichtigen Bewegung stellte sie das Glas zur Seite und lehnte sich wieder entspannt an ihren Schreibtisch, bevor sie ihn mit einem mildem Lächeln ansah. „Lass es mich so ausdrücken. So ein Verhalten, wie du es in der Schenke von mir erlebt hast, wird es nicht noch einmal geben.“  Denn sie würde jede Erinnerung an ihren Ehemann aussperren. „Sollte dir noch mal ein...launenhaftes Verhalten an mir auffallen, so darfst du mich gern ruhig darauf ansprechen, aber ich behalte mir vor zu schweigen, denn ich muss nicht all meine Handlungen begründen. Manchmal ergibt das Verhalten einer Person erst später wirklichen Sinn, auch wenn es einem im ersten Moment dumm vorkommt. Können wir uns darauf einigen?“
Auch wenn Aspen erst zögerte, als Talin noch ruhiger wurde, so musste er doch direkt bei ihren ersten Worten die Lippen schürzen und sich wieder zurücklehnen. Na also. Da war doch das grundlegende Problem, dass er die ganze Zeit versuchte anzudeuten! „Ja, genau das beschreibe ich die ganze Zeit.“ Nickte er ihre Worte ab und beließ es dann an ihr, seine Worte nun als Beleidigung aufzufassen oder als sanften Wink, dass momentan irgendetwas falsch lief. „Schön, das endlich zu hören.“, gab er auf ihr Eingeständnis zur Situation in der Theke zurück, auch wenn er kurz darauf den Kopf schüttelte. Es ging hier nicht um ihn, oder ob er sich persönlich angegriffen fühlte. Da war sie auf dem Holzweg. Es gab nur noch keine Sätze in seinem Kopf, um ihr dies zu vermitteln ohne seinen eigenen Standpunkt genau zu erläutern. Nachdenklich verzog er den Mund, bevor er das Glas hob und ihr fragend hin hielt. „Würdest du…“, doch er entsann sich schnell. Hatten sie nicht gerade noch darüber gesprochen? Wieder beugte er sich nach vorne, füllte sich nach und nutzte die Bewegung um einen Moment zum Grübeln zu erhalten, bevor er ihr die Flasche hinhielt in der wortlosen Frage, ob er nachfüllen sollte. „Es geht hier nicht um mich, ob es mich stört wie du handelst. Es geht eher um das, was ich dir bei meinem Eintritt in die Crew gesagt habe.“ Kurz sinnierte er, um seine Worte zu rekonstruieren. „Mir gefällt die Sphinx, mir gefällt der Gedanke auf See zu leben und das nicht in einer seit Jahren bestehenden, faulen Crew aus Halunken. Und ich glaube wirklich, dass du das Potenzial hättest diese Crew zu führen – ob nun mit oder ohne deinen Bruder – aber dafür fehlt dir eben noch ein bisschen…“ Aspen überlegte, wie er es formulieren sollte, ohne sie direkt wieder zu kränken. „die Stärke? Das Auftreten, dass du selbst weißt, dass du es kannst.“ Und das bereitete ihm ein unwohles Gefühl im Magen. Wenn es ihm bereits auffiel, wie ging es dann erfahrenen Seefahrern, die feindlich gesinnt waren?
Bei seinen Worten versteifte sie sich, aber sie sagte nichts dazu. Wenn er es gern so sehen wollte, dann bitte. Langsam hatte sie das Gefühl er würde eh nicht auf sie hören. Und genau deshalb überging sie seine Bemerkung einfach, kommentierte sie nur mit einer kurzen Massage ihrer Nasenwurzel, bevor sie seine Bewegung mit der Flasche sah und ihm ihr Glas hinhielt, damit er nachschenken konnte. Wenn das hier ein Wetttrinken werden sollte, dann war sie neugierig, wer von ihnen beiden am Ende noch stand. Aber leider tat das nichts zur Sache. Dafür aber sehr wohl, was er als nächstes sagte. Sie konnte nicht anders, erst schlich sich ein Schmunzeln auf ihre Lippen, bis sie dann am Ende schließlich auflachte. Oh je. Ja, sie erinnerte sich an dieses Gespräch, aber da hatte er noch keine so großen Zweifel gehabt. Jetzt hingegen...also schön. Dann würde sie ihr Friedensangebot eben zurückziehen. Langsam hatte sie auch keine Lust mehr. „Aspen all das machst du an was genau fest? An meiner einen Handlung in der Schenke? Diese eine Reaktion erlaubt es dir, alles über mich zu wissen und zu urteilen, was ich kann und was nicht?“ Sie schnaubte undamenhaft. „Seit ich klein bin, werde ich auf das Leben auf See vorbereitet. Ich habe die letzten zwei Jahre damit zugebracht, als Junge verkleidet auf diesem Schiff zu leben und zu arbeiten. Ich habe, falls du es vergessen haben solltest, den ehemaligen Captain des Schiffes umgebracht, um meine Ziele zu verfolgen.“ Sie ließ ihm einen kurzen Augenblick Zeit, aber fertig war sie noch nicht. „Du sagst, ich solle mehr Stärke zeigen. Ich sage, wer mich und meine Crew unterschätzt, ist zu dumm, um weiter zu leben. Unterschätzt du mich Aspen?“
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