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So take this Night
Crewmitglied der Sphinx
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dabei seit Nov 2015
#1
So take this Night
bespielt von    Lucien Dravean   Shanaya Árashi
19.05.1822
Bordell Silvestre
So Take this Night
Wrap it around me like a sheet.
I know I'm not forgiven,
But I need a place to sleep.



Shanaya & Lucien
19. Mai 1822 | nachts | Bordell in Silvestre - Shanayas Zimmer


Wie ein schützender Mantel legte sich die Nacht über das Bordell, doch im Innern der Mauern erwachte das Leben erst jetzt so richtig. Mit geschlossenen Augen lauschte Lucien dem Stimmengewirr, das durch das Fenster ins Zimmer drang. Lauschte auf das sanfte Lachen der Frauen, das Plätschern des Wassers im großen Außenbecken und die Stimmen der Gäste, die nur als leises Brummen bis zu ihm hinauf drangen. Hin und wieder durchbrochen vom verzückten Stöhnen zweier – oder auch mehr – Menschen während des Liebesspiels.
Doch in diesem Moment lockte ihn nichts davon – was für ihn ungewöhnlich genug war. Schon die erste Nacht in Silvestre hatte er nicht in dem Zimmer verbracht, das man ihm und ein paar anderen Mannschaftsmitgliedern zur Verfügung stellte, sondern sich die Stunden unten bei den Damen des Hauses vertrieben. Die erste Nacht und auch die darauf.
Weshalb er heute ausgerechnet hier Zuflucht suchte, wusste er selbst nicht. Oder... vielleicht doch. Zum Teil. Der Dunkelhaarige lehnte den Hinterkopf gegen die Wand und konzentrierte sich auf das leise Atmen der drei Menschen im Raum. Er saß neben Shanayas Bett auf dem Boden, hatte die Beine aufgestellt an den Körper gezogen und die Unterarme auf die Knie gestützt. Nur eine Kerze spendete flackerndes Licht, das hinter seinen geschlossenen Lidern tanzte, und bis auf die Geräusche von draußen und das leise Rascheln, wenn sich einer der drei im Schlaf bewegte, herrschte um ihn herum vollkommene Stille.
Träge öffnete Lucien die Augen, blinzelte nur ein paar Mal, um sich an das dämmrige Licht zu gewöhnen. Dann sank sein Blick auf den Verband, der sich ordentlich um seine rechte Hand schlang, und der Anblick entlockte ihm ein leises Seufzen. Wieder einmal kehrten seine Gedanken zu Talin zurück. Zurück zu dem Abend vor ein paar Tagen. Zu den Dingen, die sie einander erzählt hatten. Und denen, die sie einander nicht erzählten. Zu dem, was zwischen ihnen gesagt worden war. Und dem, was nicht gesagt worden war.
Ihr kleines Trinkspiel war das, was einer Aussprache am nächsten kam und doch hinterließ es in seinem Inneren einen bitteren Beigeschmack. Der bittere Beigeschmack eines Geheimnisses, das er hinter sich gelassen glaubte, als er zu seiner letzten Fahrt mit der Mytilus aufbrach. Ein Geheimnis, das es nicht mehr gab. Nicht zwischen ihnen. Und doch würde es nun wieder so sein, wie es einst war. Er war dazu verflucht, niemals glücklich zu werden.
Es müsste nicht so sein...‘ Talins Stimme hallte in seiner Erinnerung nach. Sanft und resignierend zugleich. Wissend, dass sie sich irrte.
Doch. Es musste so sein. Denn nie zuvor war ihm die Dunkelheit, die ihn beherrschte, so deutlich bewusst geworden, wie an jenem Abend. Tiefer, undurchdringlicher noch, als Beiros sie einst in ihm erkannt hatte. Damals war Talin sein Licht gewesen, hatte seine Wut auf die Welt in Schach gehalten. Doch die Monate auf der Renaissance hatten etwas in ihm zerbrochen, hatten dieser Dunkelheit in seinem Innern Tür und Tor geöffnet.
Vielleicht hätte seine kleine Schwester sie auch jetzt zurückdrängen können – wenn er sie nur gelassen hätte. Denn sie strahlte immer noch. Sie strahlte so hell, dass sie ihn fast blendete. Vielleicht nicht mehr so wie früher. Nicht mehr so naiv und kindlich, sondern bodenständiger, stärker, mutiger. Aber er glaubte nicht mehr daran, dass sie ihn würde retten können. Er hielt die Erinnerungen an die Dinge, die er getan hatte, weiter auf Abstand. Er blieb an ihrer Seite. Der gleiche verdammte Schauspieler, der er immer schon war. Doch sein Hass fraß ihn von innen heraus auf. Und irgendwann würde er ihn umbringen. Auf die eine oder andere Weise.
Ein leises Rascheln lenkte Luciens Aufmerksamkeit auf das Bett, auf die Gestalt, die sich dort regte, und er neigte leicht den Kopf, ohne sich dabei von seiner Lehne zu lösen. Dann kehrte sein Blick wieder zur Decke des Zimmers zurück. Wahrscheinlich schlief sie noch eine Weile.
Es war schon bittere Ironie, dass es ihn in einer solchen Stimmung ausgerechnet zu dem einzigen Menschen zog, den seine Schwester als Freundin betrachtete. Nicht, weil er irgendwelche Gefühle für sie hegte, die über ein ‚Mögen‘ und ein simples, körperliches Interesse hinaus gingen, sondern weil ihre Nähe ihm Ablenkung versprach.
Und, auch wenn er nicht wirklich daran glaubte, hoffte ein Teil von ihm vielleicht, dass ‚mögen‘ schon reichte.
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Crewmitglied der Sphinx
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#2
Irgendwann war Shanaya eingeschlafen – nur Ruhe hatte sie dadurch nicht gefunden. Ihre Träume waren wirr, ließen sie das ein oder andere Mal aufwachen. Sie schlief zwar immer wieder ein, aber eine erholsame Nacht sah anders aus. Und schließlich war ihre Nacht früher zu Ende, als sie gehofft hatte. Irgendein Traum riss sie aus dem Schlaf, ließ ihr Herz um einige Schläge schneller rasen. Sie lag auf dem Rücken, starrte an die Decke, die noch immer von dem leichten Flackern der Kerze beleuchtet wurde. Die Schwarzhaarige schloss die Augen, versuchte irgendwie sich dagegen zu wehren, dass ihre Gedanken wieder um das kreisten, was sie erst auseinander genommen hatte, kurz bevor sie eingeschlafen war. Aber wieder zwang es sich ihr auf. Vielleicht… ganz bestimmt lag es an der Kerze. Das Licht hielt ihre Sinne wach, verwehrte ihr den Schlaf. Sie hatte eigentlich kein Problem damit, sie konnte selbst bei hellstem Tageslicht einschlafe. Aber in diesem Moment war ihr diese Erklärung lieber als die zarte Wärme, die noch immer eine tiefe Sehnsucht durch ihren Körper sandte. Alles war besser, als daran zu denken. An dieses Gefühl, die Wärme.
Mit einem leisen, verschlafenen Murren drehte Shanaya sich auf die Seite. Es lag an der Kerze. Sie musste sie also nur auspusten. Einige Sekunden blieb die junge Frau reglos liegen, atmete dann einmal tief ein, ehe sie sich mit den Armen in eine halbwegs aufrechte Situation brachte. Vielleicht sollte sie sich auch ihre Krücke schnappen und ein wenig spazieren gehen? Auf den Fluren in diesem… Gebäude würde auch um diese Zeit sicherlich, und vor allem jetzt, auch noch Licht brennen. Dann würde das Licht der Kerze sie nicht interessieren, diese Geräusche konnte sie auch hinter sich lassen. Es hatte also nur Vorteile. Zumal niemand ihr folgen würde, um sie aufzuhalten. Der Rest der Crew schlief… sie hätte also ihre vollkommene Ruhe. Es folgte also nur ein müdes Nicken, mit dem sie sich selbst zu stimmte, und sich dann noch ein wenig mehr aufsetzte, sich bereit machte, das Bett zu verlassen. Bis zu dem Moment, in dem sie fast zurück geschreckt wäre.
Zuerst erkannte sie nur einen Umriss. Vielleicht saß Greo da? Oder Enrique? Einer von beiden konnte vielleicht genauso wenig schlafen wie sie selbst – diese verdammte Kerze! - und saß nun da und… tja. Entweder ihr Fieber spielte ihr in diesem Moment einen Streich oder… Was auch immer. Shanayas Verstand konnte nicht weiter denken, im im Flackern der Kerze glaubte sie, keinen der beiden zu erkennen. Mit einer Hand rieb sich die Dunkelhaarige über die müden Augen, fast davon überzeugt, dass sie träumte. Aber… es fühlte sich zu real an. Blinzelnd musterte sie das Gesicht, von dem sie glaubte, es zu erkennen. Und mit dem dieses sanfte Prickeln überall an ihrem Köper zurück kehrte. Was sie damit nun anfangen sollte… Bei Greo oder Enrique wäre sie einfach trotzdem aufgestanden. Sie hätte das Zimmer verlassen können, ihren Plan trotzdem umsetzen können. Aber jetzt… Luciens Anblick war etwas, mit dem sie nicht gerechnet hatte. Und was sie auch immer noch nicht ganz verstanden hatte.
Aber während ihr Verstand noch hinterher hinkte, nicht so recht wusste, was sie nun tun sollte, hatte Shanaya die Beine längst vom Bett geschoben, den Blick dabei immer durch den fast komplett dunklen Raum schweifen lassen. Sie erkannte nicht wirklich, ob ihre Zimmergenossen noch auf ihren Plätzen lagen. Und vielleicht lag es wirklich am Fieber, das noch nicht ganz abgeklungen war, aber mit dem nächsten Atemzug stand sie etwas wankend auf den Beinen, strich sich eine wirre Strähne aus den Augen. Sie gab ihrem Körper nicht viel Zeit, sich zuerst daran zu gewöhnen, aufrecht zu stehen. Mit langsamen, hinkenden Schritten bewegte sich die Schwarzhaarige auf die Wand zu. Nur die Kerze spendete nach wie vor etwas Licht, gab ihr den Weg vor, auch wenn sie immer wieder müde blinzelte. Shanaya war sich sicher, allein dank des Schmerzes in ihrem Bein, dass das hier kein Traum war, und trotzdem wirkte es so… unwirklich. So weit entfernt.
Auch als sie bei Lucien zum Stehen kam, ihn einige, viel zu schnelle Herzschläge lang, einfach nur anblickte, fühlte sie noch wie hinter einer Mauer aus Watte. Kaum ein ganzer Gedanke drang zu ihrem Bewusstsein durch – außer dem, dass sie in diesem Moment in die Hocke ging – sofern man es so nennen konnte, da die junge Frau irgendwie versuchte, das verletzte Bein zu entlasten. Aber es funktionierte irgendwie und nach einigen weiteren Atemzügen hatte sie ihr Ziel erreicht. Sie hockte zwischen den Beinen des Dunkelhaarigen, streckte das gesunde Bein aus und winkelte das verletzte ganz leicht an, schob es unter die angewinkelten Beine ihres Captains und lehnte sich schließlich gegen ihn. Ihr Kopf sackte an seine Schulter und nur ein ganz leises „Luc...“ drang über ihre Lippen. So leise, dass nur er es hören konnte. Shanaya schloss die Augen, lauschte dem kräftigen Schlagen ihres Herzens, der Müdigkeit, die sie zu übermannen schien und zeitgleich wie weggeblasen war. Dieses sanfte Gefühl übertönte die Erschöpfung des Fiebers, den Schmerz in ihrem Bein. So sehr, dass sie sich einen Moment einfach fallen ließ. Es war viel zu real, um einfach nur ein Traum zu sein.
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#3
Das leise Rascheln von Stoff ihm gegenüber hielt an und der Dunkelhaarige unterbrach sich in Gedanken. Seine Aufmerksamkeit richtete sich wieder auf das Geräusch ihres Atems, das sich inzwischen verändert hatte. Das kürzer und flacher geworden war. Lucien hatte so oft über den Schlaf seiner kleinen Schwester gewacht, dass er den Unterschied erkannte und wusste, was es bedeutete, noch bevor Shanaya sich im Bett aufrichtete.
Sein Blick huschte zu der Schwarzhaarigen hinüber, die sich noch halb im Traum gefangen die Augen rieb und im dämmrigen Licht der flackernden Kerze blinzelte. Er wartete einen Moment lang darauf, ob sie sich wieder hinlegte, gar nicht richtig wach wurde und ihn einfach nicht bemerkte. Doch die blauen Augen – so getrübt vor Müdigkeit und Fieber sie auch waren – richteten sich auf ihn und als sie die Füße aus dem Bett schwang, stieß Lucien leise die Luft aus.
Er setzte dazu an, ein Bein auszustrecken, um aufzustehen und Shanaya mit sanfter Gewalt zurück auf die Matratze zu befördern, doch da blieb sie schon vor ihm stehen und er hielt mitten in der Bewegung inne. Sah zu ihr auf. Begegnete ihrem Blick. Und blieb sitzen.
Umständlich und verschlafen ging sie vor ihm in die Hocke, schien mit ihrem Verstand noch weit entfernt zu sein, und das war es wohl auch, was dem Dunkelhaarigen ein flüchtiges Lächeln entlockte und ihn nachgeben ließ. Er ließ zu, dass sie sich zwischen seine Beine schob, machte ihr ganz unbewusst mehr Platz, damit sie die Position finden konnte, die für sie am bequemsten war. Er ließ zu, dass sie sich an seine Brust schmiegte, sich an ihn kuschelte wie eine Katze und als sie schließlich wieder still lag und sich in ihre Decke hüllte, legte er wortlos den Arm um ihren Körper, zog sie näher an sich und sah auf ihr Gesicht hinab.

Solltest du nicht lieber im Bett bleiben und dich ausruhen?“, fragte er ebenso leise, wie sie zuvor, um die anderen beiden Männer im Raum nicht zu wecken. Er hob die verbundene Rechte, strich ihr sanft eine Haarsträhne hinters Ohr und unterdrückte ein Schmunzeln, als er feststellte, wie ähnlich Shanaya seiner Schwester in diesem Moment war. Und dass er wohl nur deshalb tat, was er eben tat, weil dem so war.
Sie würde Talin nie ersetzen. Sie würde ihn auch nicht retten können. Aber ihre Nähe war um so vieles leichter zu ertragen, als die der Blonden. Deshalb zog es ihn zu ihr.
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#4
Shanaya spürte eine tiefe Entspannung, die allein schon die Nähe des Dunkelhaarigen in ihrer hervor lockte. Sie ließ in diesem Moment einfach keinerlei Gedanken zu, konzentrierte sich nur auf Lucien. Er hatte ihr den Platz geboten, den sie brauchte, ließ die junge Frau so nah an sich heran, dass sie sich keinerlei Gedanken darum machte, ob er sie aufhalten und fortschicken würde. Wieso sollte er auch?
Trotzdem gab sie ein leises, wohliges Seufzen von sich, als ihr Captain einen Arm um sie legte, sie näher zu sich zog. Die Schwarzhaarige leistete keinerlei Widerstand, hob nur leicht den Blick, um ihm direkt in die grünen Augen zu blicken. So dunkel sie in diesem Moment waren, einen Moment verlor sie sich darin, womit ihr Lächeln noch einen Hauch stärker wurde, wärmer. Er gab ihr dieses unbekannte, aber gleich so einlullendes Gefühl. Mit der Strähne, die er ihr sanft aus dem Gesicht strich, schloss die Dunkelhaarige die Augen, genoss die Wärme seiner Berührung, das warme, kräftige Schlagen in ihrer Brust. Einige Momente vergingen in Stille, der Verband an seiner Hand war ihr nicht einmal aufgefallen, ehe Shanaya wieder die Augen öffnete. Sie schuldete ihm noch eine Antwort, trotzdem setzte sie sich noch einmal leicht auf, suchte für einige, weitere Herzschläge seinen Blick, bevor sie sich vor lehnte, ihn sanft küsste. Ein Impuls, den sie nicht hatte unterdrücken können. Er verführte sie zu viel mehr. Dazu, sich nach seiner Nähe zu sehnen, nach seinen Berührungen.
Die Schwarzhaarige verharrte so, strich nur noch sachte mit einer Hand über den Hals des Mannes, ehe sie sich dann zögerlich, fast widerwillig, und trotzdem mit einem Lächeln auf den Lippen von ihm löste. Wieder trag ihr Blick seinen, dann ließ sie den Kopf zurück an seine Schulter sinken, die Hand noch immer an seinem Hals ruhen lassend. Ihre Stimme blieb so leise wie zuvor.

Eigentlich… wollte ich mir gerade eh die Beine vertreten, weil ich nicht schlafen kann. Du hast mich also vor einem langweiligen Ausflug allein gerettet.“

Mit diesen Worten strichen ihre Finger sanft über seine Haut, womit sie die hellen Augen wieder schloss.
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#5
Hätte er von dem Fieber nicht gewusst und wäre sie nicht noch trunken vom Schlaf, hätte Lucien die Art, wie sie zu ihm aufsah, beinahe als verliebt gedeutet. Er begegnete ihrem Blick, suchte in ihren Augen nach diesem schwärmerischen Ausdruck, den junge Frauen oft bekamen, wenn sie sich zu jemandem hingezogen fühlten. Doch letzten Endes hätte er nicht sagen können, ob nur Müdigkeit und Krankheit der Grund für ihr anschmiegsames Verhalten war, oder Zuneigung und Vertrauen, die weit über das hinaus gingen, was sie ihm hätte entgegen bringen dürfen. Um ihretwillen.
Über seine Lippen huschte ein flüchtiges, fast zynisches Lächeln, das jedoch verblasste, als Shanaya sich zu ihm lehnte und ihn küsste. Die Hand noch immer an ihrer Wange schloss Lucien die Augen, erwiderte ihren Kuss. Sanfte Wärme sickerte durch seine Adern, entfachte dumpfe Wut in seinem Inneren. Ein schwaches Aufbegehren gegen sein Schicksal, wie er es einst auch auf der Mytilus empfunden hatte. Doch inzwischen war er nicht mehr so optimistisch, dass er gegen seine Vergangenheit würde bestehen können, wenn sie beschloss, ihn einzuholen. Und letzten Endes war ihm auch egal, was passieren würde.
Nur einen Moment noch ließ der Dunkelhaarige die Augen geschlossen, als Shanaya sich von ihm löste, und ein sachtes Lächeln huschte über seine Lippen. Nicht mehr zynisch, sondern fast genüsslich. Sie schmiegte sich wieder an ihn und als sie den Kopf an seine Schulter lehnte, blinzelte er kurz ins dämmrige Licht und lehnte schließlich das Gesicht in ihr Haar. Die Berührung ihrer Hand sandte eine Gänsehaut über seinen Körper, vertiefte das Lächeln nur noch.

Ich wollte schon sagen, weit bist du ja nicht gekommen“, erwiderte er leise und hörbar amüsiert. Er strich ihr durch das dunkle Haar, ließ Strähne für Strähne durch seine Finger rinnen und schloss nun ruhiger die Augen. „Wie geht es dir?

Seine Stimme war sanft und seine Sorge um ihre Gesundheit echt. Sie hatte in den letzten Wochen zu viel Mist durchgestanden, um jetzt zu verdienen, dass das Fieber sie umbrachte.
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#6
Das, was Shanaya in diesem Moment hatte, reichte ihr vollkommen. Die Ruhe und Sanftheit dieses Momentes legte sich über ihren müden Geist, ließ sie jede Grübelei vergessen. Ob nun über Trevor, der sie an diesem Tag besucht hatte oder über Lucien selbst, gegen den sie gelehnt auf dem Boden saß. Sie ließ ihre Gedanken einfach fließen und der Mann half ihr dabei, in dem er den Kuss erwiderte, die Ruhe des Augenblickes nicht durchbrach. Was in seinem Kopf vor sich ging, konnte die junge Frau nicht einmal erahnen, aber sie dachte auch nicht darüber nach. Die Schmerzen, das Fieber… allein das reichte, um ihre Gedanken nicht wieder tiefer sinken zu lassen. Sie blieb im Hier und Jetzt, auch wenn sie in manchen Momenten dagegen ankämpfen musste, nicht doch einzuschlafen. Der leise Flüsterton machte die ganze Sache nur noch schwerer und einen Moment überlegte die Schwarzhaarige, einfach aufzustehen und den Mann mit sich vor die Tür zu ziehen. Die nüchterne Erkenntnis, dass das nicht funktionieren würde, ließ sie lautlos seufzen. Gut, dann blieb sie eben genau hier sitzen und regte sich nicht von der Stelle.

„Wäre ich wahrscheinlich so oder so nicht… oder man hätte mich morgen aus irgendeinem der Flure kratzen müssen.“

Die Schwarzhaarige unterdrückte ein beinahe genervtes Seufzen. Sie hasste es, so eingeschränkt zu sein. Es war eine Last und sie konnte es kaum erwarten, ihre Krücke über Bord zu werfen – natürlich vorerst nur symbolisch gemeint – und sich endlich wieder frei bewegen zu können. Aus so vielen Gründen.

„Müde.“ Zuerst sagte sie nicht mehr, auch wenn ihre Stimme darauf schließen ließ, dass sie diesen Satz noch nicht beendet hatte. „Langweilig.“ Ein leises Schnaufen. „Und die meiste Gesellschaft, die ich bekomme… will mich entweder belehren und mir einreden, was ich zu tun habe… oder… es ist Trevor, der Steckbriefe gesuchter Verbrecher über meinem Bett aufhängen will.“

Ein leises Knurren klang in ihren letzten Worten mit. Vorsichtig öffnete Shanaya die blauen Augen, blinzelte in die Richtung der Kerze. Die sanfte Berührung Luciens an ihren Haaren besänftigte sie, ließ sie noch einmal tief durchatmen.

„Und wenn dieses verdammte Fieber nicht bald verschwindet, schlafe ich nackt in einem Bottich voll mit eiskaltem Wasser.“
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#7
Gleichgültig wischte Lucien seine Gedanken beiseite. Welchen Unterschied machte schon, ob sie sich tatsächlich für ihn interessierte, oder nicht? Ob sie sich verliebte, oder nicht? Im Grunde war es doch genau das, was er von Anfang an erwartet hatte - und es würde kommen, wie es immer kam. Auch Shanaya war nur ‚irgendeine Frau’, egal wie interessant er sie fand und egal, ob er sie mochte, oder nicht. Am Ende würde er ihr nur das Herz brechen. Weil es immer passierte. Weil er sich auf niemanden jemals einließ. Nicht auf sie, nicht auf irgendeine andere Frau, und vielleicht nicht mal auf jemanden, den er vor langer Zeit als Freund bezeichnet hätte. Weil es ohnehin keine Rolle spielte.
Lucien schloss die Augen, das Gesicht nach wie vor an ihren Scheitel gelehnt, ihren Duft einatmend. Warm, weiblich und noch nach der salzigen Luft des Meeres riechend. Seine Finger fuhren unablässig durch ihr Haar, Strähne für Strähne, als kraulte er eine Katze – auch wenn er Katzen eigentlich nicht viel abgewinnen konnte. Auf seine Lippen stahl sich derweil ein amüsiertes Schmunzeln.
Auch wenn kein genervtes Seufzen ihre Worte begleitete, hörte er es doch förmlich aus ihrer Stimme heraus - und gab schließlich ein leises, belustigtes Glucksen von sich.

Du bist wirklich... ein ganz lausiger Patient“, stellte er nüchtern aber alles andere als überrascht fest. „Und so verlockend der Gedanke auch ist, dich nackt in einem Bottich mit Wasser sitzen zu sehen... bist du schon mal auf den Gedanken gekommen, dass sie dir alle nur deshalb ‚vorschreiben‘, dich zu schonen, liegen zu bleiben und auszuruhen, damit du Fieber und Krücken schneller los wirst? Vielleicht macht sich der ein oder andere ja nur Sorgen um dich?

Außer Elian vielleicht. Und Trevor, wie es schien. Außer, Bilder aufzuhängen war seine Art, seine Sorge zum Ausdruck zu bringen. Der Dunkelhaarige bemerkte zwar durchaus, dass Shanaya hörbar mit dem Seemann grollte, vermutete dahinter allerdings auch nicht mehr, als dass sie von seiner aufdringlichen und anstrengenden Art hoffnungslos genervt war. Gerade in ihrer Situation, in der sie weder fliehen, noch ihn einfach erstechen konnte.
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#8
Wenn es zu lang still war, fühlte Shanaya sich wie hinter einer Mauer aus Watte. Alle war ein wenig dumpfer als normal, als wäre sie kurz davor, einzuschlafen. Luciens Nähe, der Arm, den er noch immer um sie gelegt hatte, ließ sie entspannen, sie müder werden, zeitgleich weckte er jedoch all die Sinne der jungen Frau. Es war ein verzwicktes Gefühl – und sie schob es einfach auf das Fieber. Vielleicht sollte sie doch zurück ins Bett? Eine Möglichkeit, aber irgendwie keine Option. Zumindest für den Moment nicht, in dem sich alles in ihrem Inneren nach genau diesem Ort sehnte. Lucien so nah zu sein. Sie konnte die ganze Nacht hier sitzen. Und wenn sie doch einschlief… sie hatte ihre Decke ja dabei.
Luciens Reaktion auf ihre Worte ließ sie leise, schnaufend ausatmen – auf seine Worte folgte ein mürrisches Brummen. Als er jedoch ihre Worte wiederholte, hob sie leicht den Kopf, blickte dem Dunkelhaarigen wieder direkt ins Gesicht. Natürlich.

„Ich lade dich herzlich ein, wenn mir nach einem spontanen, kalten Bad ist.“

Wobei sie einfach nur hoffte, dass das Ganze bald überstanden war. Was ihr Captain jedoch noch sagte, ließ sie ein wenig verwirrt blinzeln. Sie wollte sich aufsetzen, zuckte dann jedoch unter dem aufflammenden Schmerz zusammen und ließ sich mit einem protestierenden Seufzen zurück an Luciens Schulter sinken. Dabei zog sie jedoch in einer unbeholfenen Bewegung die Decke über sich, wobei sie sie nicht ganz verhüllte, sodass Teile von ihr im flackernden Kerzenschein noch sichtbar waren.

„Da macht sich niemand Sorgen.“

Ihre Stimme klang nicht anklagend, viel mehr war darin zu hören, dass sie dieser Gedanke überforderte. Ein Grund, wieso sie nicht mehr dazu sagen konnte. Es hatte sich nie jemand auch nur im Geringsten um sie gesorgt. Und trotzdem, oder vielleicht gerade deshalb, war sie jetzt hier. All das lag in ihrer Stimme, nur keine Verbitterung schwang darin mit. Jeder war für sein Schicksal selbst verantwortlich… und sie hatte nie jemanden gebraucht, um das zu erreichen, was sie wollte. Also war da auch nie jemand gewesen, der sich um sie gesorgt hätte.
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#9
Dieses Mal wäre es wohl an ihm gewesen, tief und schwer zu Seufzen. Er war sich nur noch nicht ganz sicher, ob er über sie lachen oder den Kopf schütteln sollte, als sie sich, unwillig, seinen Worten zu Glauben, ihre Decke über den Kopf zog. Was letztlich dabei heraus kam, war ein Geräusch, das irgendwo dazwischen lag. Sanft-spöttisch und mild-ergeben. War das denn so abwegig? Dass Greo sich sorgte? Dass Talin sich sorgte? Dass auch Gregory sich sorgte, egal wie oft sie ihm offensiv und abweisend kam?
Er hob die Hand wieder, die er reflexartig ein Stück zurück hatte ziehen müssen, als die Decke sich zwischen seine Finger und ihr Haar geschoben hatte, und zupfte den Stoff mit einem flüchtigen Schmunzeln auf den Lippen vorsichtig so weit nach unten, dass er in den scharfen Schatten, die die Kerze warf, ihr Gesicht wieder fand.

Ich mache mir Sorgen.

Der Dunkelhaarige hielt sich nicht weiter damit auf, ihr all die Leute aufzuzählen, die seiner Meinung nach Interesse an ihrer Gesundheit hatten. Es hätte die Schwarzhaarige wahrscheinlich ohnehin nicht überzeugt, weil letzten Endes niemand vollkommen sicher sein konnte, was in einem anderen vorging. Und er maßte sich bestimmt nicht an, zu behaupten, er würde einen Greo verstehen.
Aber zumindest von sich selbst konnte Lucien ohne Zweifel sprechen und dass er es vollkommen ehrlich meinte, lag unüberhörbar in seiner Stimme. Er schob die Decke ein Stück weiter von ihrem Kopf, streifte mit den Fingerspitzen ihre Wange und sah schließlich so lange auf sie hinab, bis sie den Blick zu ihm hob.

Ich weiß, wie ätzend es ist, krank im Bett zu liegen, sich nicht bewegen zu können und sinnlos an die Decke zu starren. Aber ich weiß auch, wie es ist, von einer Krankheit fast umgebracht zu werden und so will ich dich nicht sehen müssen. Ist das für dich so schwer zu glauben?

In seinem Tonfall lag kein Tadel, nur sanfte Ruhe und eine Spur Belustigung. Die Frage, ob sie in ihrem Leben nie die Sorge eines anderen Menschen erfahren hatte, musste er nicht stellen. Die Antwort konnte er sich nach allem, was sie ihm verraten hatte, längst denken.
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#10
Shanaya wusste nicht, was und ob es ihr etwas bringen würde, sich unter der Decke zu verstecken. Lucien war nicht der Typ, der ein Thema wechselte, selbst wenn er merkte, wie unangenehm es jemandem wurde. Durch den Stoff hörte sie das Geräusch, das der Dunkelhaarige von sich gab, nicht wirklich, war jedoch kurz davor, sich die Decke weiter über den Kopf zu ziehen, als ihr Captain diesen Plan vereitelte. Wunderbar. Er zog die Decke zurück und nur dank seiner Worte widerstand die junge Frau dem Drang, den Stoff sofort wieder zurück zu ziehen. Einen Moment brachte sie das, was der Dunkelhaarige sagte, viel zu sehr aus dem Takt, trieb ihr Herz etwas schneller voran. Trotzdem verengte sie die Augen leicht zu Schlitzen, warf dem Mann einen vielsagenden Blick zu. Er machte sich also Sorgen? Schön. Das änderte doch Nichts. Nur, dass sie sich auf die Innenseite ihrer Wange biss, um das Lächeln zu unterdrücken, das sich auf ihre Lippen schleichen wollte. Es reichten allein diese Worte, um ihr ein sachtes Kribbeln zu verpassen. Unmöglich, es zu unterdrücken. Gleichzeitig wäre sie unter seinen Worten fast zusammen gezuckt.

„Das musst du nicht...“

In der Stimme der Schwarzhaarigen schwang fast so etwas wie Unsicherheit mit, die sich ebenso nicht unterdrücken und dadurch noch leiser als zuvor klingen ließ. Sie konnte nicht mit der Sorge andere umgehen, schlicht und ergreifend, weil sie nie erfahren hatte, wie genau sich das anfühlte. Zudem sich niemand um sie sorgen musste… so schnell brachte sie kein Fieber und keine Verletzung der Welt um. Aber… Umso größer war der Drang nach Flucht – den Lucien so oder so vereitelt hätte. Ob er sie nun unter einer Decke hervor zog, oder sie an ihrem gesunden (oder verletzten) Bein zurück ins Bett zerrte. Und das, was er dann sagte, machte das Ganze nicht wirklich besser. Die Finger, die sachte über ihre Wange strichen, lockten nun doch das sachte Lächeln auf ihre Lippen, mit sie den blauen Blick wieder direkt zu Luciens Augen hob. Dennoch… wusste sie nicht wirklich etwas darauf zu erwidern. Ja… für sie war das schwer vorstellbar – einfach weil sie es so nicht kannte. Sie war nicht das erste Mal krank… und sie hatte es immer irgendwie allein dadurch geschafft. Wie durch alles andere auch. Also schwieg die junge Frau, zuckte nur unschlüssig mit den Schultern. Einen Moment lang blickte sie den Mann einfach nur an, ehe sie sich etwas aufsetzte, bei dem Ziehen in ihrem Bein leicht das Gesicht verzog. Für den Moment war es ihr jedoch egal, sie kam hoch genug, dass sie Lucien beide Arme um den Hals legen konnte, sich noch ein wenig enger an ihn schmiegte und mit einem etwas nervösen Atemzug die Augen schloss. Wie oft hatte sie sich nun bei ihm bedankt? Ob nun mit Worten oder durch eine solch einfache Geste? Auch das wurde irgendwie zur Gewohnheit. Aber die Wärme, die sie dabei empfand, konnte sie jedes Mal auf‘s Neue genießen. Und so ließ sie eine Hand unbewusst zum Hals des Mannes gleiten, strich nun ihrerseits sanft mit den Fingern über seine Haut, während sie keinen Zentimeter von ihm zurück wich.
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