Das Team der Inselwelten heißt euch herzlich Willkommen und steht euch bei allen Problemen mit Rat und Tat zur Seite. Bei den Piratenoberhäuptern findet ihr eine helfende Hand für eure Fragen.
Die Zahl in Klammern gibt an, wie viele Tage der Charakter bereits an der Reihe ist (ab 7 Tagen). Ist die Zahl hellgrau unterlegt, ist das Mitglied aktuell abgemeldet. Aktuell: 10.11.
Lucien Dravean ist 21 Jahre alt und wurde unter den Sternen der ersten Welt auf der Insel Kelekuna geboren. Dieser mutige Pirat reist als Captain durch die Meere der Inselwelten und plünderte mit der Crew bereits auf 90 Streifzügen in 60 Tavernen.
Den gesamten Weg durch die Katakomben hüllte Lucien sich in ungewohntes Schweigen. Schweigsamer noch, als er es schon oben im Tempel gewesen war. Enriques stützender Hilfe hatte er sich nach nur wenigen Schritten mit den halb scherzhaften Worten entzogen, dass der Leutnant sich kaum noch selbst gerade halten könne und er schon zurecht käme. Doch von da an wurde der Dunkelhaarige stiller.
Mit jedem Schritt tiefer hinein in das dunkle Labyrinth, den sie ohne eine neuerliche Überraschung zurücklegten, ohne Hinterhalt, Verrat oder eine wie auch immer geartete Gefahr, ließ der Rausch des Adrenalins in seinen Adern nach und bleiern legte sich Erschöpfung über Muskeln und Verstand. Ohne die aufputschende Wirkung einer Verfolgungsjagd erinnerte sich sein Körper plötzlich daran, wie müde und lädiert er war. Immer träger schlug sein Herz, eine ungeahnte Kälte kroch prickelnd seine Arme hinauf und nur der Gedanke an Talin blieb, nachdem der Ballast der Flucht von ihm abgefallen war; ließ alles andere an Bedeutung verlieren und ihn ignorieren, worauf er hätte Acht geben sollen.
Seinem Starrsinn und seiner Abscheu vor dem Gefühl, von jemandem abhängig zu sein, schuldete Lucien es, dass er Enriques Hilfe ausschlug. Aber vor allem machte sie das gegenseitige Stützen so viel langsamer. Zeit, die er nicht verlieren wollte, solange er seine Schwester nicht gefunden und sich von ihrer Unversehrtheit überzeugt hatte. Nicht einmal, als sie Taróns Lager erreichten und zu einer kurzen Rast gezwungen waren, schenkte er seiner Verletzung die nötige Aufmerksamkeit – bis Ceallagh einschritt. Sie lieferten sich einen kurzen aber erbitterten Kampf, der mehr aus eindringlichen Blicken als überzeugenden Worten bestand und an dessen Ende der junge Captain schließlich zähneknirschend einlenkte. Nicht anders als sein zwölfjähriges, jüngeres Selbst, das zu dem Sechzehnjährigen aufsah wie zu einem Mentor. Nur etwas trotziger. Wieder war es dann Enrique, der seine Hilfe anbot und dieses Mal ließ Lucien ihn machen. Obgleich ihn das zeitraubende Herumgenestel an seiner Wunde schier in den Wahnsinn trieb.
Auf den letzten Metern durch die endlos verwinkelten Tunnel tobte in seiner Brust längst ein zorniger Wespenschwarm, der mit jedem Schritt, jedem Herzschlag lauter summte. Taróns ungewöhnliche Echse und die Befragung ihres Gefangenen, der zwischenzeitlich aufgewacht war, brachten den Dunkelhaarigen nur kurz auf andere Gedanken. Jetzt beherrschten Wut, nachdenkliche Entschlossenheit und stetig schwelende Sorge um seine Schwester seinen Verstand und trieben ihn unerbittlich vorwärts.
Dann, endlich, strich die milde Nachtluft wieder über ihre Gesichter und das Rauschen sachter Wellen kündete von der Nähe des Hafens. Der Nähe zu ihrem Schiff.
Noch in den Katakomben hatten sie eingedenk der Worte ihres neuen Freundes entschieden, dass Josiah, gleich nachdem sie die Oberfläche erreicht hatten, einen erhöhten Ort erklettern sollte, um nach der übrigen Crew zu suchen und kaum spuckten die Tunnel die fünf Männer in die Nacht hinaus, machte sich der Attentäter auf den Weg. Josiah war unverletzt und wie niemand sonst dazu in der Lage, die anderen zu finden und ihnen zu helfen. Auch Talin, falls sie es noch nicht auf die Sphinx geschafft hatte. Das war das einzige, was er für sie tun konnte; der einzige Kompromiss, den er sich erlaubte, solange er zumindest vorgab, ihre oberste Priorität sei das Schiff.
Lucien sah dem Mann einen Augenblick lang nach, bis die Dunkelheit ihn gänzlich verschluckte, bevor er seine Aufmerksamkeit auf den Hafen richtete. Schemenhaft schälte sich dort die Sphinx aus der Nacht, schwankte auf den Wellen sacht hin und her, doch Bewegungen konnte er auf die Entfernung nicht ausmachen. Womit sie vor dem nächsten Problem standen: In wessen Hand befand sie sich? Weder er noch Enrique würden sich lange behaupten können, wenn es auf dem Schiff zu einem Kampf kam. Tarón und Ceallagh – letzterer zwar angeschossen, aber immer noch beweglicher als Captain und Soldat – hätten vielleicht eine Chance. Doch sollte sich die Sphinx immer noch unter der Kontrolle der Piraten befinden, dann würde man zwei völlig Fremde in dieser Situation sicher nicht mit offenen Armen empfangen. Selbst dann nicht, wenn sie behaupteten, Lucien hätte sie geschickt.
„Die Glocke hat bestimmt nicht nur uns alarmiert.“, wandte er sich an seine drei übrig gebliebenen Begleiter und richtete die grünen Augen dabei auf Ceallagh. „Du und unser Freund hier...“ Er nickte in Taróns Richtung. „Ihr müsst näher ran und sehen, wie es an Deck aussieht. Enrique und ich wären kaum eine Hilfe, wenn es zum Kampf kommt.“
Der Plan hatte seine Schwächen – mehr als genug; eigentlich war es ja nicht einmal ein Plan. Aber weder würde er Enrique mit Tarón zurück lassen, noch selbst an die Stelle des Leutnants treten, solange er sich nicht richtig verteidigen konnte. Blieb zu hoffen, dass sein alter Freund das Misstrauen in den grünen Augen las, das Lucien zu der einzigen anderen Entscheidung trieb, die noch übrig war.
Doch er hatte kaum zu Ende gesprochen, als eine Stimme über ihren Köpfen ihn herum fahren und den Blick heben ließ. Er erkannte sie, noch bevor er verstand, dass es sein Name war, den sie rief. Nur einen Herzschlag lang gab sie ihm Zeit, sie zu finden. Nur einen Herzschlag Zeit, um zu begreifen, dass sie es wirklich war.
„Talin?“
Dann stieß sich seine kleine Schwester vom Fenster ab und er reagierte, wie er es hunderte Male zuvor getan hatte. Er schaffte einen halben Schritt in ihre Richtung und hob gerade in dem Moment die Arme, als ihr Gewicht gegen seinen Oberkörper prallte, ihn zurück warf und ihm einen scharfen Schmerz durch die Seite trieb, der ihn beinahe sein Gleichgewicht kostete.
Dass er nicht fiel, verdankte er Hayes, dessen Hände ihn an den Schultern abfingen – entweder, um ihn tatsächlich vor dem Sturz zu bewahren, oder auch nur instinktiv, um einen Zusammenstoß zu vermeiden. Was auch immer es war, es spielte nicht die geringste Rolle. Eine Welle so tief empfundener Erleichterung überschwemmte sein Innerstes, dass alles um ihn herum – Ceallagh, Enrique, Tarón, die Sphinx und jeder Kopfgeldjäger der Ersten Welt – in schierer Bedeutungslosigkeit versank.
Kaum hatte Talin wieder festen Boden unter den Füßen, zog Lucien sie an sich und drückte das Gesicht in ihre Halsbeuge, als könne sie sich in Luft auflösen, wenn er sie nicht fest genug hielt. Der unverwechselbare Duft von Weißdorn hüllte ihn ein, benebelte seine Sinne, drang in seine Gedanken ein und endlich... endlich legte sich das wütende Brodeln in seiner Brust.
„Allen Welten sei Dank...“
Er sprach so leise, dass wohl nur seine Schwester ihn hörte. Sie lebte. Es ging ihr gut. Sie war noch da.
Schuldgefühle regten sich in ihm, tiefer und schwerer noch als die Erleichterung zuvor. Doch nicht jetzt. Nicht hier. Er schob sie zur Seite, würde damit leben können.
Vorsichtig löste Lucien sich von der Blonden, gerade so weit, dass er ihr eine Strähne goldenen Haares aus dem Gesicht streichen und sie aufmerksam mustern konnte.
„Bist du verletzt? Ist jemand bei dir?“
[An einer Kreuzung nahe des Hafens | mit Ceallagh, Enrique, Tarón, Talin & weiter oben Farley]
Gregory Scovell ist alt und wurde unter den Sternen der ersten Welt auf der Insel geboren. Dieser mutige Pirat reist als Schiffsarzt durch die Meere der Inselwelten und plünderte mit der Crew bereits auf 41 Streifzügen in 17 Tavernen.
Habseligkeiten
Am Mann:
Donnerbüchse (Pistole), Entermesser, Stiefelmesser, ein gefaltetes Stück Papier, zwei Seiten eines Briefes
Sonstiges:
2. Donnerbüchse, Pulverhorn, eine Arzttasche, weitere Ausrüstung
Adrenalin wich langsam Endorphinen, mehr und mehr, umso mehr die Sphinx wieder sicher in ihrer Hand schien und Gregory sich um, wenn auch Übelkeit erregendes, Vertrautes kümmern konnte:
Die Versorgung der Verletzten.
Greos blutverkrustete Beule und die üblen Prellungen in der rechten Gesichtshälfte waren keine leichte Kost und nur die Gewissheit, dass er sich nicht mit einem Schädelbruch abmühen musste, hielt seinen Mageninhalt unten.
Elians Frage, geäußert, als der sich hochstemmte, brachte ihn dann tatsächlich zum schmunzeln:
"Greo ist hier. In Sich—"
„GREG!“"
Der Ausruf seines Namens ließ ihn herumfahren und für einen Moment alles um ihn herum vergessen.
Trevor!
Er lebte! 'Thanks Goddess!'
Pure Erleichterung sang in seinen Adern — bis Trevor auf die Fresse fiel und ihn damit ins Hier und Jetzt zurückriss.
"Ich bin hier Bruder!", rief er ihm zu und musterte Elian derweil skeptisch.
Ob der sich lange aufrecht halten können würde? Oder übernahm der sich gerade völlig?
Doch noch bevor er entscheiden konnte, ob der Grünschnabel seine Hilfe brauchte, regte sich Greo.
"Langsam alter Freund!"
Seine Hände griffen wie selbstverständlich zu, halfen dem Schwarzhaarigen beim Übergeben und beim Abstand gewinnen.
"Scheint, als braucht der ein bisschen mehr Aufmerksamkeit als ich, Liebes. Wenn er so weiter macht, katapultiert er sich noch ins Wasser. Bin mir nicht sicher, ob er in seinem Zustand schwimmen kann."
"Ich kümmere mich schon darum", antwortete er an Shanayas Statt und auch für sie, "Keine Sorge Schütze."
Deshalb war er auch zu langsam, um Greos Hand abzufangen, bevor sie die Beule berühren konnte.
"Vorsicht alter Freund! Hör auf damit! Du tust dir nur unnötig weh."
Wieder half er Greo, als der sich bewegte. Dabei lauschte er auf die unverständlichen Äußerungen und versuchte sie zu entschlüsseln, doch selbst wenn Greo ihm die Geschichte dazu erzählt haben sollte, es war zuviel aufwühlendes passiert, als das Gregory sie derzeit wiedererkannt hätte.
So leise, dass nur sie beide es hörten, aber eindringlich, meinte er zum Farmer:
"Greo, berühig dich! Ich bin es Gregory. Du bist auf der Sphinx, in Sicherheit!"
Doch es schien nichts zu helfen. Immerhin hörte sein Kamerad auf, sinnlos über das Schiff zu krabbeln, reagieren jedoch tat er einfach nicht.
"HE JUNGSPUND! Komm her und pass auf!"
Greg winkte Elian zu, den er schon häufiger, mit sanftem Necken, so genannt hatte und deutete auf Greo. Als der Grünschnabel dann bei ihm war, drückte er ihm zunächst das Entermesser in die Hand, ehe er anfügte:
"Leiste Greo einfach ein bisschen Gesellschaft und pass auf, dass er sich nicht über Bord wirft. Das schaffst du doch, oder? Ich hole euch derweil etwas Wasser."
Eindringlich sah er in die Augen des jüngeren Montrose.
"Vielleicht solltest du dich auch wieder hinsetzen. Ich will nicht noch mehr Verletzungen an dir verarzten müssen."
Dann spurtete er los zum Trinkwasserfass an Deck, um einen Eimer voll zu holen. Es war notwendig und nicht so weit, dass er nicht innerhalb kürzester Zeit Shanaya oder den Anderen zu Hilfe eilen könnte.
[ Gregory | auf der Sphinx |
| erst bei Elian, Greo, Shanaya, Trevor und Zairym | folgt dann Greo ehe er kurz zum Wasserfass sprintet ]
[ Cesárea | wieder in den Masten, hält wache ]
Trevor Scovell ist 20 Jahre alt und wurde unter den Sternen der ersten Welt auf der Insel Dirial geboren. Dieser mutige Pirat reist als Seemann durch die Meere der Inselwelten und plünderte mit der Crew bereits auf 59 Streifzügen in 17 Tavernen.
Waagerechte Pirouetten, so was sollte er üben! Konnte man das so nennen? Es klang jedenfalls schick genug, um zu dem Bild zu passen, das er im Kopf hatte: Eine anmutige Drehung, während er aufs Deck krachte. Dann könnte er jetzt nämlich hoch in Takelage der Sphinx gucken, statt das Astloch in der Planke rechts neben seiner Nase zu bewundern. Vielleicht war es auch ein Käfer oder bloß ein Fleck, den er – großherzig wie er war – verschont hatte, als man ihn das letzte Mal zum Deckschrubben verdonnert hatte. Im Halbdunkeln ließ sich das schwer einschätzen.
„Ich bin hier, Bruder!“, rief Greg ihm zu. „Es ist ein Käfer, kein Fleck, ich schwör‘s!“, antworte Trevor und brachte sich (äußerst anmutig) in eine sitzende Position. Er rieb sich die blutverkrustete Nase, fing dabei den Blick des knienden Mannes auf und streckte ihm die Zunge raus. Da war aber jemand in einer ganz misslichen Lage, so mit Shannys Degen am Hals.
„Kommt sofort“, flötete er an eben die gewandt.
Greg war offenbar wohlauf und wieder ganz in seinem Element, also konnte konnte Trevor genauso gut machen, was immer Shanny gerade von ihm wollte. Nur eins noch: Kritisch beäugte er den Schuh mit den offenen Schnürsenkeln. Sollte er versuchen –? Nah. Das war die Mühe nicht wert. Er zog und zerrte ein paar Sekunden, dann hatte er das nervige Ding vom Fuß und lies es achtlos neben sich auf die Planken poltern. Im nächsten Moment war er auf den Beinen und schnappte sich das einzige Seil an Deck, das nicht ordentlich aufgeschlossen war. Da hatte er heute morgen seinen zweiten Schuh drunter gesucht, aber bloß einen weiteren einzelnen gefunden. Was für ein Glück, sonst hätte er jetzt zwei mit Schnürsenkeln gehabt. Trevor schauerte.
„Keine Sorge, Greg kümmert sich schon um ihn“, sagte er zu dem Fremden, der sich sicher keinen Deut um Greo sorgte. Kurz überlegte er, ihm die Arme genauso über dem Kopf zu fesseln, wie er sie jetzt gerade hielt. Die Vorstellung brachte ihn zum Grinsen. Verlockend, verlockend – aber vermutlich würde er sie dann einfach nach vorne herabsinken lassen. Nie spielten die Leute mit, menno. Er drehte ihm also die Arme auf den Rücken; ganz bestimmt nicht mit Absicht so ruppig, dass der Mann sich aus Versehen auf Shannys Degen aufspießen könnte.
„Aber wir könnten dich über Bord werfen und gucken, ob du in deinem Zustand schwimmen kannst?“
Er zerrte ein paar mal probehalber an den Fesseln, befand sie für perfekt und schlang das Seil nur zum Spaß noch ein weiteres Mal um die Handgelenke des anderen.
„Tadaa!“
Schnürsenkelschleifchen waren eine Sache, aber wenn es um Chaosknoten ging, die niemand in Leben jemals wieder aufbekam, war er ein wahrhaftiges Genie. Fand er zumindest. Er klopfte dem Gefangenem fröhlich auf die Schulter und erhob sich.
„Wir töten ihn aber schon, oder?“, fragte er an Shanny gerichtet. „Irgendwann?“
Er warf einen schiefen Blick auf den Mann am Boden. Hin und wieder waren Geiseln ja ganz nett. Manchmal wussten sie interessante Dinge oder konnten anderweitig unterhaltsam sein. Aber wenn selbst Greg bereit gewesen war, auf ihn zu schießen, dann sollte der Mann am besten längst in Stücken auf dem Meeresgrund liegen.
[auf der Sphinx || bei Shanny, hinter Zairym || der Knoten hält auf jeden Fall, die Fesseln an sich vielleicht nicht]
Elian Montrose ist alt und wurde unter den Sternen der ersten Welt auf der Insel geboren. Dieser mutige Pirat reist als Seemann durch die Meere der Inselwelten und plünderte mit der Crew bereits auf 22 Streifzügen in 15 Tavernen.
Habseligkeiten
Jacke & Hose (dunkel), Hemd (hell), Stiefel. Medizinische Ausrüstung in einer Umhängetasche, versteckter Dolch (Mordwaffe an seinem Vater), Tagebuch, Bleistifte und Bündel alter Briefe, Geigenkasten.
Körperliche Verfassung
Platzwunde am Kopf. Gilt als bewusstlos.
Gregorys Antwort war Musik in Elians Ohren – oder, naja, sie war wie Fingernägel auf einer Kreidetafel, aber auch wenn er wegen des Geräuschpegels allgemein das Gesicht verzog, war er doch erleichtert, dass Greo noch da war. Hoffentlich auch in Ordnung?
Elian drehte sich zu Greo um, just als dieser begann, sich aufzurichten. Gregory war schneller an seiner Seite und kümmerte sich um den Verletzten, der prompt in eine Art Panikattacke glitt. Elian war selbst zu schwummrig, um sich wirklich einzumischen. Er versuchte, sich zusammenzureißen, aber für den Moment noch waren all seine Bewegungen zäh und sein Gehirn matschig.
Auf seine zweite Frage, ob sie gewonnen hatten und wie nützlich er dabei gewesen war, bekam er keine Antwort – aber das ist an sich auch schon eine Antwort. Keine Ahnung zum ersten Teil, und ganz und gar nicht nützlich. Offensichtlich. Matschig oder nicht, sein Hirn kam allmählich wieder in Schwung.
Er warf einen unsicheren Blick auf die Gruppe um den Gefangenen, aber die schienen zurecht zu kommen und er wäre vermutlich eher im Weg gewesen. Umso besser, konnte er sich auf die Person konzentrieren, der er im Moment am ehesten noch helfen konnte – Greo. Es war nicht so, als ob es dafür Gregorys Anweisung bedurft hätte, aber Elian verstand auch, dass der Ältere vermutlich nur versuchte, die Kontrolle zu behalten und gut zu kommunizieren. Das war grundlegend nötig für den Gruppenzusammenhalt, also würde er sich nicht darüber beschweren, dass ihm jemand Anweisungen gab, die sich von selbst verstanden. Er hatte außerdem die Bezeichnung „Grünschnabel“ unkommentiert geschluckt bisher. Die Piratencrew wirkte eher so, als ob sich ein Mann in ihr nicht durch Worte, sondern durch Taten beweisen musste. Für besonders viele Taten hatte Elian bisher noch nicht die Zeit gehabt, also war ein wenig Herablassung von Seiten der Anderen völlig verständlich. Auch wenn es ein wenig an seinem Stolz kratzte, dass sich deutlich jüngere Crewmitglieder bereits führende Positionen erkämpft hatten und garantiert von niemandem mehr so genannt wurden. Er hätte jedenfalls ganz gern mal gesehen, wie Gregory Shanaya diesen Spitznamen nur basierend auf ihrem Alter und der damit verbundenen mangelnden Erfahrung vor den Latz knallte.
Elian ließ sich von Gregory das Entermesser in die Hand drücken, nur um es direkt an die Schiffswand zu lehnen, als der Ältere weg war. Eine Waffe war nun wirklich keine Lösung für Greos Zustand. Jedenfalls keine, die sich mit dem Cheval-Fortschen Eid* vereinbaren ließ!
Stattdessen ging er neben Greos zusammengekauerter Gestalt auf ein Knie, streichelte ihm beruhigend über den Rücken und redete leise mit ihm. Was genau er sagte, war nicht wirklich von Relevanz. In seiner Erfahrung zählte hier mehr die Tonlage.
„Du bist in Sicherheit. Nichts passiert dir. Tief atmen. So ist es gut. Tief weiteratmen.“
Er drehte dem Rest der Gruppe so den Rücken zu, dass sie nicht sehen würden was er machte, und legte Greo eine Hand an den Hals, um seinen Puls zu ertasten. Eigentlich hatte er danach noch eine ganze Reihe von Untersuchungen vor, die sich alle subtil hätten machen lassen, nur um sicherzustellen dass Gregory hinterher nichts entgehen würde. Greo aber machte ihm einen Strich durch die Rechnung, indem er anfing, sich heftig zu wehren. Elian blieb leider nichts übrig, als von seinem Vorhaben Abstand zu nehmen, wollte er doch keine Aufmerksamkeit auf sein Tun lenken. Erstens wollte er Gregory sicherlich nicht seinen Posten streitig machen, und zweitens war er noch nicht bereit, der Crew gegenüber zuzugeben, dass er eine Ausbildung als Marinearzt erhalten hatte. Das hier war weder die Zeit noch der Ort für solche Enthüllungen.
Greo gefiel nicht einmal der Anfang der Behandlung, und er schien immer noch verwirrt darüber zu sein, wo er sich befand. Statt wirklich sinnvoll etwas beizutragen, hatte Elian jetzt alle Hände voll zu tun, den Verwundeten ruhig zu halten.
Dann kam Gregory mit Wasser wieder, also nahm Elian hastig wieder das Entermesser an sich und überließ dem Älteren das Ruder bei der medizinischen Versorgung der Kopfwunde. Er hielt sich nur bereit, falls Gregory Hilfe benötigte, um den panischen Greo zu beruhigen.
Gregory hat meine Verbände immer halbwegs anständig angelegt – nicht professionell, aber sauber und halbwegs haltbar. Schätze ich kann nur hoffen, dass er mit Greos Kopf genauso sorgfältig verfährt...
[Bei Greo und Greg | in der Nähe von Shanny, Trevor und Zairym]
* Konnte schlecht Hippokrates klauen, aber es gab in den Anfängen der Ersten Welt mal ein Ärzteteam namens Cheval und Fort. Browniepunkte für alle Wortwitz-Fans :D
Shanaya Árashi ist 17 Jahre alt und wurde unter den Sternen der ersten Welt auf der Insel Yvenes geboren. Dieser mutige Pirat reist als Navigator durch die Meere der Inselwelten und plünderte mit der Crew bereits auf 170 Streifzügen in 155 Tavernen.
Habseligkeiten
Einen Degen, einen Dolch und eine Tasche voller Geheimnisse
Körperliche Verfassung
Endlich Mal wieder vollkommen uneingeschränkt!
Shanaya versuchte mit allen Mitteln, mit aller verbleibenden Kraft, die sie noch hatte, die Ruhe und Konzentration zu behalten, die ihr sonst nie schwer gefallen war. Es war deutlich leichter, wenn man sich nur um sich selbst sorgen musste, wenn niemand sonst da war, der einem durch den Kopf ging. In diesem Moment war es die Sorge um ihren Freund, der bewusstlos – einen anderen Gedanken ließ sie nach wie vor nicht zu – da lag. Das Gefühl, das sie mehr und mehr beschlich, fühlte sich an wie die bleierne Schwere einer blutenden Wunde. Und trotzdem konnte sie nicht aus ihrer Haut, konnte nicht vergessen, dass der Mann vor ihr kniete. Ihm musste ihre Aufmerksamkeit gehören, wenn sie nicht auch noch Greos Schicksal erleiden wollte.
Der Dunkelhaarige bewegte den Kopf, blickte zu der kleinen Gruppe hinüber und bat sie schließlich darum, einfach zu zustechen, es für ihn erträglicher zu machen. Shanayas Lächeln wurde noch ein wenig kälter, womit sie den Kopf etwas zur Seite neigte, den Degen dabei weiter fest umschlossen hielt.
„Ich spiele lieber mit meiner Beute, alles andere wäre viel zu einfach.“
Nur aus den Augenwinkeln konnte sie sehen, was Trevor schon wieder für Hampeleien vollbrachte, was dem dunkelhaarigen vor ihr noch etwas Zeit gab, auf ihre Frage zu antworten. Er wollte ihren Namen erfahren, damit er wusste, mit wem er hier ein Spielchen spielte? Aber so wie der Dunkelhaarige unterbrochen wurde, so gefror Shanaya mit einem Mal das Blut in den Adern. Greo lebte, seine Stimme drang deutlich zu ihr durch – auch wenn sie nicht verstand, was er von sich gab. Allein die Tatsache, dass er nicht verloren war, nahm der jungen Frau eine tonnenschwere Last von den Schultern. Durchatmen war ihr dennoch nicht möglich. Nur einen kurzen Blick gewährte sie sich in die Richtung ihres Freundes, der ihr Herz so schmerzhaft schlagen ließ, dass sie beinahe froh war, den Dunkelhaarigen vor sich knien zu haben. Sie wusste nicht, was sie für Greo tun sollte, wie sie ihm helfen konnte. Ihre Hand schloss sich fester um den Knauf des Degens, so sehr, dass ihre Fingerknöchel weiß wurden. Aber so konnte sie das leichte Zittern unterdrücken.
Was der Fremde sagte, verlockte die Schwarzhaarige beinahe dazu, ihm die ganze Sache wirklich zu erleichtern. Einige Herzschläge lang fasste sie den Gedanken, ihn von seinem schrecklichen Leiden zu erlösen, es brauchte einige, ruhige Atemzüge, um diesen Gedanken wieder zu verwerfen. Solange er sich ruhig verhielt, sollte er ruhig Schwachsinn vor sich hin reden. Gregory versicherte ihr, was sie nur halb wahrnahm, dass er sich um Greo kümmerte. Sie hörte seine Versuche, ihren Freund zu beruhigen und fragte sich still, ob dem Riesen das helfen würde.
Trevor kam endlich zu ihnen hinüber, begann sofort, den Fremden zu fesseln. Shanaya unterdrückte ein Seufzen, dass sie sich in diesem Moment mit Trevor zufrieden geben musste, bei dem sie sich nicht sicher war, ob nun der Alkohol aus ihm sprach oder nicht. Vielleicht war es ja das Beste, einfach nicht auf seinen Unsinn einzugehen. Die junge Frau beobachtete also nur still, wie Trevor den Fremden mehr schlecht als recht fesselte und schließlich sicher gehen wollte, dass er nicht viel länger leben würde. Wieder unterdrückte Shanaya ein Seufzen, ließ den Degen nun etwas sinken und trat einen Schritt zurück. Die Waffe behielt sie jedoch in der Hand, nur zur Sicherheit. Auf die Worte des betrunkenen Chaoten ging sie nicht ein.
„Trevor, schaffst du es, ohne viel Aufsehen zu erregen zum Hafen zu gehen? Sieh nach, ob du jemanden von uns findest. Bring sie zum Schiff. Wenn du nur Fremde in der Nähe findest, komm sofort zurück und berichte uns.“
Es war die einzige Idee, die ihr wenigstens etwas sinnvoll erschien. Sie würde Trevor nicht allein mit dem Fremden lassen, außerdem wollte sie lieber in Greos Nähe bleiben. Elian schien auch nicht ganz bei sich zu sein und Gregory, auch wenn sie ihm nicht unbedingt viel zutraute, sollte sich um den verletzten Dunkelhaarigen kümmern. Ihr blieb also nur zu hoffen, dass Trevor wenigstens einen Hauch vom Ernst der Situation verstand. Genauso wie sie hoffte, dass Greo bewusst wurde, dass er außer Gefahr war.
[Auf der Sphinx | Zairym & Trevor | Nah bei Gregory, Elian & Greo]
Tarón Valur ist 35 Jahre alt und wurde unter den Sternen der ersten Welt auf der Insel Chikarn geboren. Dieser mutige Pirat reist als Quartiermeister durch die Meere der Inselwelten und plünderte mit der Crew bereits auf 51 Streifzügen in 16 Tavernen.
Als die Finsternis der Kavernen sie in die zumindest etwas hellere Nacht spie, atmetet etwas in Tarón auf. Er hatte die Echse holen können, ohne später noch einmal den Weg in das höhlenartige Labyrinth antreten zu müssen, um sie nachzuholen. Calwah schwankte unversehrt, wenn auch etwas missgelaunt über die Expedition im Dunkeln, auf seinen Schultern, um die er sich folgsam gelegt hatte.
Vor allem aber war der Falke erleichtert, dass sie unter der Erde auf keinerlei Probleme gestoßen waren. Nicht nur hatte ihnen das einen Kampf erspart, der bei der Verfassung der Truppe selbst nach der provisorischen Behandlung heikel und gefährlich gewesen wäre, er hoffte aber in erster Linie auch, dass seine neuen Gefährten nun etwas mehr Vertrauen in ihn aufbauen konnten. Er hatte sie sicher geführt und kein Kopfgeldjäger hatte ihm die Tour versaut, indem er plötzlich im Dunkeln über sie gestolpert war, was ihn im schlechtesten Fall wie einen Verräter hätte aussehen lassen.
Die Befragung des Gefangen ließ jedoch letztendlich neue Sorgenwolken am Horizont erscheinen: es war nur eine Frage der Zeit, bis sich die Marine an ihre Fersen heften würde. Doch um sich neue „Freunde“ zu suchen, war es zu spät. Die Würfel waren gefallen, das Blatt ausgeteilt und er musste mit dem Ergebnis spielen.
Verfolgt zu werden war nichts neues für den Seemann. Es hatte Zeiten gegeben, da hatte er das Gefühl gehabt von seiner Crew abgesehen würde ihn die ganze Welt jagen. Und ob nun ein oder zwei Rudel Bluthunde hinter einem her waren, änderte im Endeffekt auch nichts mehr. So oder so: es galt sich nicht erwischen zu lassen. Und das hieß sie mussten so schnell es ging von dieser Insel runter und auf offenes Wasser.
Tarón nickte stumm auf den Befehl des Käptns, der mit seiner Wahl seinen blonden Aufpasser und ihn zu schicken, anstatt selbst nach der Lage auf dem Schiff zu sehen, eine gute und realistische Einschätzung der Lage bewies. Sollten sie kämpfen müssen, wären sie beide noch am fittesten. Außerdem war er – Tarón - entbehrlich für den Rest der Truppe. Für ihn aber war es eine weitere Chance, Punkte gutzumachen.
Er wandte sich an den ihm sympathischen Blondschopf und hob mit entschuldigender Miene die noch immer gebundenen Hände.
„Die könnte ich brauchen – falls es hässlich wird. Keine Tricks, versprochen. Ich will dich nur nicht darum bitten müssen, während wir bereits Kugeln ausweichen.“
Und offenbar reichte das Vertrauen, dass er in der bisherigen Zeit hatte aufbauen können – oder es war reiner Pragmatismus oder eine Mischung aus beiden. Wie auch immer: die Fesseln war er vorerst los.
Grade wollte er sich auf den Weg zu ihrer neuen Mission machen, als ein Mädchen auftauchte und dem Käptn geradezu in die Arme fiel. Die Wiedersehensfreude auf beiden Seiten war unübersehbar.
‚Das wird wohl die Person sein, um die er sich solche Sorgen gemacht hat…‘
Schloss Tarón in Gedanken mit einem warmen Lächeln. Die Szene war rührend – der Stratege in ihm begrüßte aber auch, dass sie damit zumindest für dieses Crewmitglied nicht mehr in die Stadt zurück kehren mussten und sie hoffentlich Informationen über andere Vermisste hatte. Mit ihrem Mann, der sich gerade auf den Dächern einen Überblick verschaffte, gab es also gute Chance, die Lage bald besser einzuschätzen – fehlte noch das Puzzleteil, welches das Schiff betraf.
Er zwinkerte seinem Begleiter für diese Mission zu, dann machte er sich auf den Weg zu dem Drachenschiff, auf dem sie hoffentlich in weniger Minuten abreisen würden und wartete nicht auf die Antwort der jungen Frau, was weitere der Vermissten anging. Diese Info konnte er im Zweifel später einholen und sie vielleicht bereits durch Neuigkeiten vom Schiff komplementieren.
Sich stets im Schatten haltend und die Deckung, die sich ergab, nutzend, lauschte Tarón bei ihrem Weg bereits angestrengt noch verdächtigen Geräuschen. Zumindest schien kein akuter Kampf auf dem Schiff zu toben, dafür war es zu still.
Bevor sie in die Zone eindrangen, die bei einer Besetzung des Schiffes gefährlich geworden wäre, wandte er sich an die Echse auf seiner Schulter.
„Calwah – geh außer Sicht.“
Sollten ihre Feinde aktiv sein, wollte er nicht riskieren, dass man ihm den Taschendrachen direkt von der Schulter schoss oder dieser sie mit seinem auffälligen Äußern verriet.
Calwah fauchte leise, dann krabbelte er von seiner Schulter und kroch zwischen ein paar Kisten, die am Hafen herumstanden.
Tarón warf noch einen Blick auf seinen menschlichen Begleiter, nickte diesem zu, ehe er sich erneut langsam vorarbeitete, bis er im Schutz einiger Fässer, einen Blick auf das Treiben an Deck werfen konnte.
Sein Blick fiel schnell auf einen verdächtigen dunklen Fleck in den Masten, auf den er den Blonden bei sich mit einem leichten Stupsen aufmerksam machte. Ein Vogel – wollten sie ungesehen bleiben, müssten sie doppelt aufpassen.
Doch an Deck entdeckte er einige Gesichter, die er ganz sicher der Crew zuordnen konnte. Die Lage schien unter Kontrolle. Ein Gefangener lieferte sich gerade ein Wortgefecht mit einer jungen Frau, die nicht aussah, als sollte man sie gerade jetzt testen. Er verstand die Worte aus der Distanz nicht, aber sie wirkte angespannt und Tarón bemerkte, dass ein Teil ihrer Aufmerksamkeit auf einem der Verletzten zu liegen schien, der gerade etwas munterer wurde. Sie wandte ihre Augen nicht von ihrem Gefangenen, doch Nuancen in ihrer Haltung zeigten ihm ihre Reaktion auf die Geräusche des anderen. Bei der jungen Frau war ein anderer junger Bursche, der dem Gefangenen nun die Hände fesselte… und der einen, Tarón konnte es nicht anders bezeichnen, verdammt exzentrischen Eindruck machte – und das lag nicht nur an der Wahl seiner Fußbekleidung. Er schüttelte leicht den Kopf, dann wandte er sich an seinen Kameraden.
„Ok…scheint sie haben die Lage unter Kontrolle. Willst du zu ihnen? Mich kennen sie nicht, also bin ich wohl auf eine Vorstellungsrunde angewiesen, wenn ich meinen Kopf ohne weitere Löcher wissen will. Ansonsten würde ich dem Käptn und dem Rest Bescheid geben, dass die Luft rein ist und wir durchzählen sollten, ob noch jemand fehlt.“
[Erst bei der Gruppe um Lucien, dann in Deckung am Hafen mit Ceallagh | Beobachtet das Vorgehen auf dem Schiff]
Greo ist alt und wurde unter den Sternen der fünften Welt auf der Insel geboren. Dieser mutige Pirat reist als Seemann durch die Meere der Inselwelten und plünderte mit der Crew bereits auf 57 Streifzügen in 25 Tavernen.
Habseligkeiten
Reiterhut, Gürteltaschen und eine Schafschere
Körperliche Verfassung
Fit, manchmal Migräne und wirre Träume, aufgerissene Ellenbogen
Gregory schien ein Geist zu sein. Greo war nicht sicher, ob er wirklich existierte oder nicht. Er sah ihn nicht einmal vernünftig an. Auch die gekauerte Position half ihm nicht wirklich, sich wieder zu orientieren. Es war schlichtweg alles falsch.
Ein flaues Gefühl brodelte zum zweiten Mal seine Kehle aufwärts, aber offenbar hatte sein Magen nicht viel mehr zu bieten als das, was er sowieso schon ans Tageslicht befördert hatte. Dennoch ließ ihn der gallige Geschmack stark speicheln und in Ermangelung einer Alternative, wischte er sich wohl oder übel mit dem Ärmel über den Mund. Es piepte weiterhin in seinen Ohren, gleichzeitig hatte er den Eindruck Stimmen zu hören, von denen er beim besten Willen nicht hätte sagen können, ob sie tatsächlich da waren. Das Treiben um ihn herum nahm er mehr oder weniger wie durch Watte wahr. Sicherheit? Hatte jemand Sicherheit gesagt? Sicherheit gab es für ihn nicht mehr. Sein Körper bebte.
Zusätzliche kitzelte mit einem Male Gänsehaut über seinen Leib, als er die Berührung Elians registrierte. Automatisch regte er die Schultern, was ein schwacher Versuch war, den Kontakt abzuwehren. Er konnte nicht einschätzen, was der Mann von ihm wollte, er bemerkte lediglich, dass er ihn anfasste und als er Finger an seiner Haut spürte, war eine Grenze überschritten, die ihn automatisch und heftig reagieren ließ.
Ruckartig schlug er mit mehr Kraft, als er selbst erwartet hätte, nach dem anderen Mann aus. Wut kochte in ihm hoch. Was wollte er von ihm, konnte er ihn nicht in Ruhe lassen?
„Finger weg.“,
knurrte Greo scharf und schaute ihn mit dem Ausdruck eines zornigen Hundes an. Doch er fokussierte nur kurz, bevor seine Augen wesentlich hektischer und zielloser durch die Gegend schauten. So impulsiv der plötzliche Energieschub auch gewesen war, so schnell verließ ihn die Kraft auch wieder. Seine Muskeln schienen zu Porridge geworden zu sein. Die Spannung winkte noch einmal nett zum Abschied und verdünnisierte sich. Greos Oberkörper schien in sich einzuklappen. Er seufzte, weil ihm vor Schmerz schwummrig war und das Geplapper der Umgebung und in seinem Kopf unaufhörlich weiterging.
„Auhauab. Hau ab.“,
murmelte er, plötzlich wieder nuschelnd, und rutschte, sich diesmal mit beiden Beinen rückwärts wegschiebend und einem Arm abstützend, noch etwas weg. Dann stieß er mit dem Rücken gegen das Schanzkleid des Schiffes. Den Arm, den er nicht belastete, hatte er in einer wabbeligen, kraftlosen Abwehr halb vor sich angewinkelt, um bloß zu verhindern, dass man ihn wieder anfasste oder gar bedrohte. Aber der andere Mann schien ihm nicht mehr auf die Pelle rücken zu wollen. Was machten eigentlich die übrigen Gestalten da?
Greos ungerichteter Blick konnte nicht richtig erfassen, was passierte. War dort jemand gefesselt? Wieso tat man ihm das an? War er einfach an Bord gebracht worden? Wer war das überhaupt?
„Ende. Höraufamit. Aufhörn. Lammushehn. Lammus - lassus lass uns gehen.“,
sagte er furchtbar leise, in der festen Überzeugung zu schreien. Er realisierte nicht, dass er durch die Tüte war. Aber offenbar spielte das auch keine große Rolle, solange man ihn in Ruhe ließ.
[Auf der Sphinx | Shanny, Zairym, Trevor | näher bei Elian und Gregory | durch die Bohne, lasst ihn ruhig mal da hocken]
× seems like all i'm worth is ×
what i'm able to withstand
Rúnar Rúnarsson ist 22 Jahre alt und wurde unter den Sternen der ersten Welt auf der Insel Andalónia geboren. Dieser mutige Pirat reist als Seemann durch die Meere der Inselwelten und plünderte mit der Crew bereits auf 55 Streifzügen in 15 Tavernen.
Habseligkeiten
Harpune • kleine Stofftasche: Briefpapier, ein wenig Kleingeld, Kamm, Rasiermesser • Halstuch, Hemd, Weste, Mantel, Kniehosen, Lederstiefel • vergoldeter Ehering, vergoldeter Siegelring
Rúnar hob verteidigend die Hände. „Schon gut, ich dachte nur—“ Er ließ die Hände wieder sinken, winkte ab. „Egal.“ Aber was sie sonst mit Streichhölzern— Oh. Klar. Er verstand.
Er hatte es mit Piraten zu tun. Nur weil sie nett zu ihm waren und ihm halfen hieß das nicht, dass ihr übriges Moralempfinden intakt war.
Aber jetzt war die Piratin auch wieder nett. „Wie geht es deinem Arm?“, fragte sie. Rúnar hob den Saum seines Hemdes und Mantels an, sah aber nur ein zwei Finger breites Stück des Schnitts. Es blutete nicht heftig, aber es brannte und das würde es erst recht tun, wenn er seinen Ärmel weiter hoch schob.
Rúnar konnte ein Lächeln nicht zurückhalten — ach was, er versuchte es gar nicht erst. Er hatte in den letzten Monaten viel zu wenig Menschen um sich gehabt. Viel zu wenig nette Menschen. Die mit denen er zu tun gehabt hatte, wollten entweder auf verschiedenste Weisen für irgendwelche Dienstleistungen bezahlt werden (und nicht die spaßige Art von Dienstleistungen) oder sie pöbelten ihn an weil er ... keine Ahnung ... im Weg stand, zu viele Fragen stellte, ein Ausländer war. Das war zumindest das, was am öftesten vorgekommen war.
Für einen Augenblick sah er an sich herunter. Selbst abgesehen von dem Blut hatten er und seine Kleidung schon bessere Tage gesehen. Er erinnerte sich daran, wie er sich Leuten gegenüber verhalten hatte, die in schmuddeligem Hemd auf ihn zugekommen waren und ihn um Arbeit gebeten hatten; deren Griff er von seinem Ärmel geschüttelt hatte; von denen er einen Schritt zurückgewichen war, wenn sie ihm die leere Hand entgegengehalten hatten, auch, wenn er ein paar Münzen oder einen Kanten Brot oder ein sauberes Hemd hineingegeben hatte.
Auge um Auge.
„Danke“, sagte er. „Ich kümmere mich lieber später darum. Darauf werde ich aber bestimmt zurückkommen.“ Auf die Kammillentinktur. Er lächelte noch immer — ließ den Saum seiner Ärmel wieder los. „Ansonsten ... schlimmer als der Rest von mir ist er bestimmt nicht dran.“ Der Arm.
Rúnar folgte der Fremden (und schonte dabei seinen rechten Fuß, der immer noch auf die Ringe in seinem Stiefel trat). Sie erinnerte ihn an eine Katze, wie sie leichtfüßig die Treppen hinabstieg, sich aufmerksam umsah ob die Luft rein war. Dabei flogen ihre Locken von Seite zu Seite. Und schon wieder war da etwas das er nicht greifen konnte und ihm wurde klar, dass es irgendwo in seinem Kopf war, aber sich Jahre und Jahre von anderen Erinnerungen und Gedanken darüber geschoben hatten.
Aber es war eben nicht greifbar — und im nächsten Moment war es weg.
Das erste, was Rúnar ins Auge fasste, als sich in der Dunkelheit des Kellers langsam Umrisse von Möbeln und Gegenständen abbildeten, war der Alkoholvorrat. Er ging zielstrebig auf ein paar etikettierte Flaschen zu. Eine davon hatte auf einem weißen Hintergrund ein goldenes Rad, dessen Speichen über den Rand des Rads hinausgingen und wie die Strahlen einer Sonne aussehen sollten. Er wusste das so genau, weil— „Wheel of Fortune“, sagte er, nahm die Flasche und riss den Korken heraus, setzte an und nahm ein paar großzügige Schlücke. Dann verzog er das Gesicht und schüttelte sich kurz. „Bah.“ Noch nie so viel auf einmal davon gehabt. „Andalonischer Likörwein.“ Er nahm noch ein paar Schlücke, schüttelte sich nochmal und stellte die Flasche dann wieder zurück ins Regal. Den Korken hob er sich unter die Nase, schloss die Augen und sog den Geruch ein. Er roch irgendwie nach Zuhause. Nach der Hausbar von Rúnars Vater, an die sie eigentlich nie ran gedurft hatten. Nach Kjartans Hemd, nachdem Ásta und Rúnar ihm beim unachtsamen Tanzen ein volles Tablett aus der Hand geschlagen hatten. Nach dem Badezimmer, als Finni, Hrafn und Rúnar allesamt ihre Alkoholverträglichkeit unterschätzt hatten. Nach den Gesprächen unter vier Augen, für die Nonni und Rúnar immer wieder einen neuen Platz hatten finden müssen, weil sie ja doch keiner in Ruhe lassen wollte.
Er steckte den Korken in die Hosentasche, auch wenn der Geruch wahrscheinlich bald verflogen sein würde.
In einem anderen Regal fand Rúnar einen Nähkasten. Er nahm jegliche Garnrollen und -knäuel hinaus — ob Werg dabei war oder nicht, wusste er nicht, aber es konnte ja nicht schaden. Unter dem Garn lag eine Schere und nach kurzem Zögern nahm er sie auch raus und steckte sie in seine Umhängetasche. Konnte auch nicht schaden. Alles was er in Schubladen, Regalen und auf Oberflächen fand und annähernd wie Stoff aussah wanderte hinterher.
{ mit Skadi im Keller eines Hauses in der Seitengasse }
Zairym al Said ist 29 Jahre alt und wurde unter den Sternen der dritten Welt auf der Insel Said geboren. Dieser mutige Pirat reist als Seemann durch die Meere der Inselwelten und plünderte mit der Crew bereits auf 39 Streifzügen in 7 Tavernen.
Er bereute seine Entscheidung jetzt schon. Hätte er die Kopfgeldjäger gewählt, würde er vermutlich nicht bezahlt werden, aber immerhin hätte er dann so etwas wie Frieden. Stattdessen saß er in diesem Zirkus fest. Hektische Betriebsamkeit wohin erblickte, unterbrochen von Eiseskälte direkt vor ihm, nur um dann zu einem tanzenden Bären auf einen Ball zu mutieren. Genau so wirkte er der Chaot, der das Schiff betreten hatte, auf ihn. Er hoffte wirklich, es lag nur am Alkohol, den dieser Trevor in der Schenke getrunken haben musste, aber sicher war er sich nicht. Und der Kerl, der da versuchte schwimmen zu gehen, schien auch nicht mehr ganz klar im Kopf. Wo genau war er hier nur hinein geraten?
Einen Augenblick noch bemitleidete er sich, für seine schlechte Entscheidung, als seine Arme auch schon runter gezogen wurden. Anscheinend folgte der Chaot den Anweisungen des Mädchens. Es war schon immer sein Traum gewesen, von einem Typen gefesselt zu werden. Und dann redete er auch noch die ganze Zeit. Rym sah den jungen Mann aus dem Augenwinkel an und seufzte leise. Er fragte sich ehrlich, wie die Kopfgeldjäger mit dem Kerl nicht hatten fertig werden können? Sie mussten ihn doch einfach nur reden lassen und dabei abstechen.
„Probiers aus, Kleiner. Wenn du willst können wir auch eine Wette auf mein Leben abschließen“
Er sprach nur so salopp dahin, nicht einmal wirklich auf Trevor konzentriert, bis der sich schließlich aufrichtete, als er sein Werk für vollendet hielt. Rym zog kurz an den Fesseln. Sie hielten. Also zumindest der Knoten saß stramm. Das ganze Gewirr drumherum…der Dunkelhaarige, drehte sein rechtes Handgelenk und musste das Seil festhalten, weil es runterzurutschen drohte. Es musste ja nicht gleich auffliegen, dass er sich befreien konnte. Wo hatten sie dieses Spatzenhirn nur her? Dieses Spatzenhirn mit sehr schrägen und seltsamen Windungen da oben. Wieso genau musste Rym jetzt gleich sterben, wenn er doch dem Doc das Leben gerettet…naja zumindest nicht genommen hatte?
Er zollte dem Mädchen Respekt, dass sie auf das ganze Gefasel des Typen nicht weiter einging, sondern ziemlich pragmatische Anweisungen gab. Wenn er sich an jemanden hätte halten müssen, dann wohl an sie. Da sie ihm aber im Moment keine Aufmerksamkeit schenkte, fiel sein Blick wieder auf die verletzte Gruppe, nicht weit von ihnen. Der Schönling hatte sich wieder erholt und versuchte jetzt den Großen zu beruhigen, während der Doc nirgends mehr zu sehen war. Da hatte er wohl gerade nicht aufgepasst, als der verschwunden war. Was ihn allerdings am meisten verwunderte war eher, dass sich der Große nicht beruhigen ließ. Als hätte er keine Ahnung, wo genau er sich befand.
„Deine Worte im Ohr der Göttin, Chaot, aber für mich sieht er nicht so aus, als würde er zu lassen, dass sich wer um ihn kümmert. Und wenn ihr ihn nicht beruhigt kriegt, ist er wirklich bald im Wasser.“
Er sah zu der Schwarzhaarigen hoch und deutete mit dem Kinn auf den Schönling und den Großen. Wenn Zairym ihre Reaktion vor ein paar Minuten richtig gedeutet hatte, dann machte sie sich wohl ziemliche Sorgen um den Verwirrten.
[Auf der Sphinx | Semigut gefesselt bei Trevor und Shanaya | in der Nähe von Gregory, Greo und Elian]
Enrique de Guzmán ist alt und wurde unter den Sternen der ersten Welt auf der Insel geboren. Dieser mutige Pirat reist als Seemann durch die Meere der Inselwelten und plünderte mit der Crew bereits auf 48 Streifzügen in 21 Tavernen.
Habseligkeiten
Säbel, mehrere Messer, kleiner Kompass, Taschenuhr, Geld, kleine Puppe aus Holzperlen und Muscheln, (Steinschlosspistole, Sextant, Abenteuerroman, Brief, Dokumente, Pin, Samtbeutel mit Perlenkette)
Körperliche Verfassung
Die linke Schulter ist nach wie vor steif und sein Griff mit der Linken schwächer als gewohnt. Das wird nicht nur die nächsten paar Tage so sein, dazu war die Wunde zu tief.
Wegen der Ereignisse auf Mîlui und danach ist er in ruhigen Momenten etwas ablenkbarer, nicht ganz so aufmerksam und schnell wie sonst. Und allgemein schneller erschöpft.
Die Dunkelheit und die Stille der Tunnel waren Enriques Stimmung nicht zuträglich. Und genauso verhielt es sich mit der Ungewissheit und Luciens Zurückweisung.
Plötzlich hatte der Offizier nichts mehr zu tun:
Tarón führte, Ceallagh bewachte ihn, Dravean ließ sich nicht helfen und Josiah schleppte den Gefangenen und übernahm zudem die Nachhut. Sogar die Fackel trug jemand anderes.
Aber er musste etwas tun.
Doch das einzige, was ihm blieb, war Schritt vor Schritt zu setzen, Haltung zu wahren und den Abend Revue passieren zu lassen. Und damit kamen die Fragen wieder hoch, die Sorgen und die Selbstvorwürfe.
Er hätte so vieles besser oder zumindest anders machen müssen, besser wissen müssen und überhaupt.
Das Grübeln zog ihn genauso runter, wie seine Verletzungen und die Umgebung, doch er war viel zu stolz, um das zu zeigen:
Aufrecht wie immer, schritt er schweigend mit den anderen mit und stürzte sich auf Arbeit, wo er sie fand. Auch deshalb bot er den Verletzten an, ihre Wunden kurz zu versorgen. Er funktionierte, verfiel in alte Gewohnheiten. Lauschte auf das Tropfen, das Getrappel, die Geräusche der anderen.
Das Rauschen des Wassers ließen ihn am Ende aufatmen. Angst vor engen Räumen hatte der Dunkelhäutige nicht und trotzdem war ihm, als wären sie, mit dem Hinaustreten befreit worden.
Jetzt hieß es, zu überlegen, was als nächstes zu tun sei, eine Frage, die der Capitán sofort beantwortete.
Über Luciens Entscheidung war Enrique jedoch alles andere als erbaut, doch momentan war er wieder Offizier und die Überlegungen dahinter hatten bestimmt Hand und Fuß. Außerdem war er viel zu müde zum Hinterfragen. Also schwieg er.
"Lucien."
Talins Stimme ließ den 26jährigen herum-, zusammenfahren und schwanken. 'Wo—?'
Da fiel sie auch schon förmlich aus dem Himmel und in die Arme ihres Bruders. 'Eine Sorge weniger.'
Prompt drohten Enrique die Beine zu versagen, jagten Tränen und wütende Worte nach oben.
Eisern hielt er alles zurück, um bloß nicht seine Maske zu verlieren, fühlte sich einsamer als je zuvor, hob schließlich den Säbel etwas an und sah sichernd nach oben.
Er hatte recht. Talin war nicht allein gewesen:
Farley.
"Ich werde Dich nicht auffangen", meinte er leise und mit einem Hauch trockenem Humor.
'Wie sollte ich auch mit der Schulter?'
Dafür machte er dem Dieb Platz und sicherte in die Dunkelheit, aus der gelegentlich gedämpfte Stimmen, entfernte Schritte und andere Geräusche zu hören waren, bis Farley neben ihm stand. Dann kamen die eindringlich geflüsterten Fragen:
"Seit ihr allein? Habt ihr die anderen gesehen? Werdet ihr verfolgt?"
{ An einer Kreuzung nahe des Hafens | bei Lucien, Talin und Farley }