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Kapitel 6 - Mondlose Nacht
Crewmitglied der Sphinx
für 60 Gold gesucht
dabei seit Nov 2015
Natürlich ließ man sie nicht einfach so in Ruhe. Es wäre ja auch noch schöner gewesen, wenn man sie einfach in Ruhe hätte zum Hafen gehen lassen... Nicht, dass Shanaya da irgendwie mit gerechnet hätte, spätestens mit dem Auftauchen von Trevor war das wohl jedem klar gewesen. Es wurden immer mehr von ihnen, genug, um sie zurück zu drängen. Aber ihr war es Recht. Sollten sie ruhig kommen.
Bis sich zeigte, was das stete Rattern zu bedeuten hatte. Shanaya stand mit dem Rücken zu dem, was da auftauchte, ihr Gegner ließ nicht zu, dass sie sich umdrehte. Erst der ohrenbetäubende Knall der die Kampfgeräusche durchbrach, ließ die junge Frau zusammen zucken. Sie hatte vieles erwartet – aber nicht das. Dem Mann, der die Klinge gegen sie erhoben hatte, schien die Lust auf einen Kampf verloren zu haben, unvollrichteter Dinge wandte er sich ab und lief davon. Shanaya haderte den Bruchteil einer Sekunde, lief ihm jedoch nicht hinterher. Jetzt wandte sie sich herum, erkannte das Ausmaß der Zerstörung und schluckte trocken. Wurden sie ungeduldig und packten deshalb... so etwas aus? Die Schwarzhaarige nahm sich jedoch nicht die Zeit, dieses... Ding zu bewundern. Es war interessant, aber ihr Hintern war ihr dann doch zu wichtig, als sich in solch eine Gefahr zu bringen. Schnell suchte ihr blauer Blick die Umgebung ab, aber die anderen waren längst... irgendwohin verschwunden. Sie selbst wollte sich dem anschließen, hielt eine Gasse im Blick, bis ihr eine Person auffiel, die nicht den Anschein machte, als wolle er sich in Sicherheit bringen. Die bewaffneten Männer kamen näher – und Shanaya wusste genau, was Trevors Ziel war. Sie zögerte, entschied sich aber dazu, dem Älteren eine Chance zu geben. Also setzte sie sich mit schnellen Schritten in Bewegung, wurde auch bei Trevor nicht langsamer, sondern packte ihn nur grob am Arm, zog ihn mit sich.

Mitkommen.“

Ihre Stimme war eindringlich, ließ keinen Widerspruch zu. Das Geräusch einer angezündeten Lunte ließ ihr Herz noch ein wenig schneller rasen. Wenn sie sich nicht beeilten... vielleicht hätte sie doch...
So schnell ihre Beine zu ließen, lief sie mit dem taumelnden Trevor zu der Gasse in unmittelbarer Nähe. Auch jetzt blieb sie nicht stehen, was ihr Glück war. Sie wusste nicht, wie viele Herzschläge vergangen waren, als es hinter ihnen knallte – und der Rückweg von Trümmern versperrt wurde. Glas und Steinstücke flogen ihnen entgegen, schnitten kleine Wunden in ihre Kleidung und Haut, die Druckwelle brachte Shanaya zum taumeln, beinahe stürzte sie, konnte sich im letzten Moment jedoch noch fangen. Ein leises Knurren drang aus ihrer Kehle. All das änderte Nichts daran, dass sie mit Ruhe vorgehen mussten. Sie hatten wenige Momente Zeit, die Fremden konnten ihnen nicht sofort folgen. Sie wusste, was zu tun war. Zuerst musste sie dafür sorgen, dass ein gewisser Jemand nicht alle Pläne über den Haufen warf. Erst jetzt ließ sie Trevors Arm los, trat einen Schritt auf ihn zu. Sie erinnerte sich an den Moment, in dem er betrunken ins Wasser gefallen war, als er sie und Talin hatte retten wollen. Und jetzt hatte sie ihn schon wieder betrunken an der Backe.
Ein kalter Ausdruck legte sich in ihren Blick, mit dem sie dem Mann fest in die Augen blickte.

Hör mir genau zu, Trevor. Du tust, was ich sage. Du rennst nicht einfach vor, schreist nicht herum, versuchst nicht, dich mit irgendwem anzufreunden. Ich gebe dir eine Chance, ich werde dich nicht retten. Wenn du draufgehst, ist das dein Problem.“

Ihre Stimme war ruhig, ließ keinen Platz für einen Widerspruch. Die junge Frau atmete tief durch, ihr Herz beruhigte sich jedoch kein bisschen. Zu viele Eindrücke, zu viele Gedanken und irgendwie zu viele Sorgen. Sie biss die Zähne fester aufeinander, ehe sie sich wieder in Bewegung setzte.

Wir gehen zum Hafen, versuchen dort einen Überblick zu bekommen... und möglichst unbemerkt zur Sphinx zurück zu kommen. Du bleibst genau bei mir.“

[Seitengasse - Richtung Hafen | Trevor]
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Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Feb 2018
Elian fiel es immer noch schwer, sich zu orientieren. Er versuchte, möglichst unauffällig festzustellen, wie viele Wachen sie hatten und wo auf der Sphinx man sie abgelegt hatte. Er fragte sich, wo Aspen und Rh--Tanis steckten. Das Wenige, was die Wachen bisher für ihn verständlich gesagt hatten, klang ja eher so, als hätte die Mannschaft sich auf der Insel versteckt. War das gut oder schlecht? Er hoffte wirklich, dass er nie sein Augenlicht einbüßen würde. Er war furchtbar nutzlos als Blinder.

Er hatte keine Antworten auf seine Fragen. Er hasste, dass er es kaum wagte, zu blinzeln. Und er hasste die Tatsache, dass er hier nutzlos herumlag wie ein nasser Sack und niemandem helfen konnte, noch nicht einmal sich selbst.

In die atemlose Stille erklang das laute Scheppern der Schiffsglocke. Hoffnung, möglicherweise, aber der Lärm brachte ihn fast um den Verstand. Himmel, ist sie immer so laut? Liegen wir genau darunter? Wo auf den Kopf haben diese Arschlöcher mich geschlagen?

Elian blinzelte und schloss sofort wieder die Augen, weil er eine Wache sah. Den Aufprall direkt neben sich spürte er dennoch, und hörte dann Gregorys Flüstern, die Frage, ob es ihm gut gehe. Ich bin gefesselt und mein Kopf bringt mich um und ich versinke deswegen in Selbstmitleid statt mich um einen sinnvollen Fluchtplan zu bemühen - du könntest keinen besseren Partner haben, Gregory.

"Fantastisch. Nie besser."

Der Sarkasmus passierte einfach. Ich verbringe zu viel Zeit mit Leuten, deren erste Reaktion auf alles Galgenhumor ist. Er hoffte inständig, dass Gregory ihn überhaupt verstanden hatte. Sein Kopf dröhnte und da die richtige Lautstärke zu treffen war schwer, aber er wollte auf keinen Fall riskieren, dass die Wachen bemerkten, dass er wieder bei Bewusstsein war. Sie hatten den Überraschungsvorteil nur so lange, wie die dachten, dass sie es mit einem Gefesselten und zwei Bewusstlosen zu tun hatten. Und sie hatten JETZT ein kurzes Zeitfenster, während diese Kerle nachschauten, wer die Schiffsglocke geläutet hatte.

Elian hinterfragte an dieser Stelle nicht, wer das gewesen sein könnte. Vielleicht kam Rettung. Vielleicht war es ein Unfall der Bewacher, eine Ungeschicktheit. Vielleicht war es eine Meerjungfrau die Mitleid mit Piraten hatte.
Er musste die Fesseln loswerden und er musste Greg und Greo helfen.
Elian drehte schnell den Kopf und stellte fest, dass sie keine Bewacher hatten, zumindest für den Moment nicht. Er verdrehte sich so weit, bis seine Hand an seinen Stiefel kam, und zog seinerseits sein Messer, drehte es in der Hand, begann an seinen Fesseln zu sägen. Immer wieder musste er innehalten und nachfassen, weil der Winkel wirklich unpraktisch war. Warum übt man so etwas eigentlich nicht in der Grundausbildung? Es wäre sicherlich nützlicher als die ganzen Uniform-Vorschriften... Er wusste nicht, wie viel Zeit sie hatten, aber viel würde es wohl nicht sein.

Hastig, hastig... Er fügte sich selbst kleine Schnittverletzungen am Handgelenk zu, aber in einiger Entfernung verstummte die Glocke. Elian ahnte, dass ihr kleines Fenster der Möglichkeiten sich rapide schloss.

Er hatte die Augen jetzt voll offen und konnte sehen, dass auch Gregory sich, soweit es seine Fesseln zuließen, krampfhaft schnell bewegte. Natürlich hat er auch ein Messer. Die größte Überraschung war eher, dass die Wächter ihnen ihre Klingen nicht abgenommen hatten. Ich meine, der Stiefel war als Versteck gedacht, aber ich habe die Idee aus einem Buch. Wenn ein Autor darauf kommen kann, sollte es in der Praxis ein wirklich längst überholtes Versteck sein. Nun, offenbar nicht. Oder man hatte ihn für so harmlos gehalten, dass auf eine Durchsuchung verzichtet werden konnte.

Oder unsere Wachen sind absolute Vollidioten, was... na schön. Umso besser.

Ein Schuss zerriss die Nacht. Dann eine vorwurfsvoll-spöttische Stimme. Schritte, die sich wieder näherten.

Letzte Chance. Elian riss die Klinge mit all seiner Kraft durch seine Fesseln, ohne darauf zu achten, ob er sich dabei selbst verletzte. Der Schmerz kam sofort, aber seine Arme sprangen auch auseinander, und das war im Moment die Hauptsache! Er setzte sich flugs auf und beugte sich zu seinen Knöcheln. Alles vor seinen Augen drehte sich, der Schwindel war übermächtig, aber seine Stiefel waren ihm ehrlich gesagt noch viel weniger wichtig als seine Handgelenke. Es musste kein schöner Schnitt sein. Freiheit ging vor!

Er hörte Rufen, Sprinten auf den Planken. Würde er sich schnell genug befreien? Wie weit war Gregory? Was konnten oder sollten sie mit Greo machen?
Elian kam auf die Beine. Er sah aus dem Augenwinkel zwei Männer näher rennen, aber er sah auch die Reling...

Springen oder kämpfen. Springen oder kämpfen?! Keine Zeit, um zu sehen, was Gregory machte. Aber er war stark genug, um Greo zu packen. In einem verzweifelten Kraftakt versuchte er, den bewusstlosen, gefesselten Körper seines Kameraden und sich selbst über die Reling zu wuchten. Unter ihm lag schwarz das Hafenbecken. Dort unten irgendwas erschießen war praktisch unmöglich... Aber war er schnell genug?

[Auf der Sphinx | mit Greg, Zairym (und Greo)]
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Crewmitglied der Sphinx
für 0 Gold gesucht
dabei seit Jul 2016
„HAST DU DAS GESEHEN!“

Trevor rappelt sich auf, hustete, spuckte Staub und Blut aus und starrte mit großen Augen hinüber zu dem großen Berg an Schutt, der ihm die Sicht auf das Ding versperrte. Was war das?! Eine riesige Schildkröte?! Okay, keine echte Schildkröte, aber trotzdem ein riesiges, Pirouetten drehendes Schildkrötendings! Das mit Kanonenkugeln um sich schoss! Okay, er hatte zwar noch nicht so wirklich einen Plan, aber er musste auf jeden Fall hin und sich das Ding genauer angucken, so viel stand fest.
Shanny – oh, Moment, sie war das, die ihn mitgeschleift hatte? Lustig, normalerweise war er das, der Leute hinter sich her zerrte. Egal, jedenfalls, Shanny lies ihn los. Trevor wäre vermutlich einfach geradewegs über das Geröll hinweggekraxelt, mal ehrlich, so hoch war das nun auch wieder nicht, aber sie sagte „Hör mir genau zu, Trevor“ und guckte ihn dabei ganz fürchterlich ernst an. Also wirklich, warum das denn?!

„Aber –“, begann er.  

Fassungslos gestikulierte er zwischen sich und Shanny und dem Geröllhaufen mit der Schildkrötenballerina dahinter hin und her.

„Aber – aber – ABER!“

Er hatte das Gefühl, er sollte an dieser Stelle erst mal ein paar Abers einbauen, die guten Argumente würden ihm dann schon noch einfallen. Hatte sie das Ding etwa nicht gesehen?! Offenbar nicht, denn sie drehte sich einfach um und ging. Trevor verschränkte trotzig die Arme.

„Ich muss überhaupt nicht tun, was du sagst! Du bist doch nicht Talin. Oder Rayon. Oder Gre–“

Greg. Ja okay, das war vielleicht eins von den guten Argumenten. Leider keins, das fürs Bleiben sprach. Greg war auf dem Schiff, und Shanny wollte zum Schiff. Aber wenn sie seinen Bruder dann erst mal gerettet hatten, was sollte er ihm denn dann erzählen?! Er hatte das Ding ja keine drei Mal feuern sehen! Andererseits, es hatte auf sie gefeuert, also kam es ihnen vielleicht nach, wenn sie zum Hafen liefen? Außerdem war alleine bleiben ja auch irgendwie doof. Unschlüssig sah er zwischen Shanny und dem versperrtem Weg hin und her.

„Okay, okay! Warte!“

Er holte zu ihr auf, bremste ab, machte auf dem Absatz kehrt und lief zurück, um sein Entermesser vom Boden aufzusammeln.

„Aber warum darf ich mich denn mit niemandem anfreunden?“, fragte er ein kleines bisschen missmutig, nachdem er wieder zu ihr aufgeholt hatte. Es war gar nicht so leicht, gleichzeitig zu reden, das Entermesser neben seine Pistole in den Gürtel zu stecken und dabei nicht über herumliegende Trümmer zu stolpern.

„Nicht rennen, nicht schreien, blablabla – krieg ich hin. Aber keine Freunde ist eine doofe Regel. Daggi und der Kerl mit den Pistolen haben uns doch sogar geholfen eben!“

Okay, das war eine vergleichsweise geringe Anzahl nützlicher neuer Freunde, wenn man bedachte, mit wie vielen neuen Leuten Trevor sich heute unterhalten hatte. Und er hatte dafür Aspen und Scortias verbummelt, aber das konnte ja vorkommen, er war ja nicht ihr Babysitter.

„Aber ich glaub, die Leute am Hafen mögen mich eh nicht so gerne.“

Er zuckte mit den Schultern und gluckste bei dem Gedanken an den Toten in der Gasse.

„Wenn wir so ein Ding wie das da in klein finden, dann darf ich es aber doch mitnehmen, oder?!“

[Seitengasse - Richtung Hafen | bei Shanaya]
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Crewmitglied der Sphinx
für 60 Gold gesucht
dabei seit Nov 2015
Shanaya war sich sicher, irgendjemand wollte sie testen. Jetzt hatte sie nicht nur einen Haufen Menschen, die ihr – und den Anderen - ans Leder wollten, sondern auch noch Trevor, auf den sie aufpassen musste. Und das galt nicht seinem körperlichen Wohl, sondern viel mehr ihrem und dem Bewusstsein, dass Trevor dieses erheblich in Gefahr bringen konnte. Einfach weil er war, wie er eben war. Und so kam auf ihre kleine Ansprache natürlich ein Aber, viel mehr jedoch nicht. Er wiederholte diesen Widerspruch noch einige Male, was der Schwarzhaarigen nur eine gehobene Augenbraue entlockte. Als er dann verkündete, sie hätte ihm Nichts zu sagen, weil sie nicht besagte Personen war, schnaufte Shanaya lautlos. Zum Glück war sie keine dieser Personen. Aber sie sagte Nichts dazu, wandte sich einfach ab. Sie hatten keine Zeit für Diskussionen, vor allem nicht mit einem betrunkenen Trevor. Das würde noch schwer genug werden.
Trotz seines offensichtlichen Missmutes über ihre Anweisungen folgte ihr der Mann, drehte jedoch wieder um, nur um im nächsten Moment zurück zu kommen und wirr seine Waffe zu verstauen. Mit seiner Frage hätte sie rechnen müssen, zuerst reagierte die junge Frau jedoch nicht darauf, wurde langsamer und lauschte. Aber das Rattern in ihrem Rücken machte es schier unmöglich, näher kommende Schritte zu hören. Dazu noch Trevors Geplapper...

Ganz einfach, weil deine neuen Freunde sich vielleicht als nicht so hilfreich wie die beiden erweisen. Und wenn sie dich umgelegt haben, bin ich die Nächste.“

Ihre Stimme blieb ruhig, während ihr blauer Blick aufmerksam umher streifte. Sie waren in einer langen Gasse, irgendwo zwischen den Hintergrundgeräuschen glaubte Shanaya das leise Rauschen des Meeres zu hören. Der Hafen musste in der Nähe sein... Sie musste also nur Trevor und sich selbst noch ein wenig weiter voran bringen. Dass die Leute am Hafen den Mann nicht mochten ließ die Dunkelhaarige den Blick zu ihm herum wenden, es blieb jedoch bei einem kurzen Blick. Dann wandte sie sich wieder nach vorn, kam an der Straßenecke zum stehen und streckte den Arm aus, um Trevor auch zum stehen zu bringen.

Wenn du tust was ich sage und wir so ein Ding in klein finden, kaufe ich es dir.“

Ihr Blick kehrte nicht zu Trevor zurück, sie lauschte stattdessen aufmerksam. Sie hörte Stimmen. Es war nur ein dumpfes Geräusch, man verstand keine Worte. Shanaya neigte sich also minimal vor, versuchte um die Ecke zu blicken, zu sehen, wie viele dort auf sie warteten. Im Rücken noch immer dieses verdammte Rattern. Folgten sie ihnen auf einem anderen Weg? Oder hatten sie sich an die Anderen geheftet? Shanayas Hand sank langsam zu dem Knauf ihres Degens.

Wir müssen uns den Weg zum Ankerplatz frei kämpfen. Die Sphinx ist noch ein Stück entfernt, ich hoffe, dass sie uns nicht bemerken, wenn wir uns ihre Kumpanen vornehmen...“

[Nähe Hafen, Richtung Sphinx | Trevor]
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Crewmitglied der Sphinx
für 0 Gold gesucht
dabei seit Apr 2016
Der überraschende Angriff war schon zu viel des Guten. Wieder von Männern eingekesselt zu sein, die nicht ihren Tod wollten, aber ganz offensichtlich darauf abzielten, wurde immer weniger lustig. Aber das die Kopfgeldjäger sie wie Vieh irgendwo hintrieben und jetzt auch noch so eine Maschine aufgetaucht war…was bei allen acht Welten war das eigentlich? Es war wie ein Schiff an Land, nur das es nicht offen war und niemand drin zu sitzen schien. Was unlogisch wäre, wenn das Ding doch Kanonen abschießen konnte. Und davon reichlich. Es war ihr Glück, dass diese Leute sie nicht töten wollten – zumindest noch nicht – sodass sie dieses Treffen einigermaßen unbeschadet überstanden hatten. Wenn es doch noch aus allen Kanonen feuerte…dann hatten sie ein verdammtes Problem.
Ihre Schulter pochte, während sie die Gasse weiter entlang liefen. Ihr Herz raste, ihre Lungen schienen kollabieren zu wollen, aber sie wusste, dass hinter ihr und Farley jemand her war. Auch wenn das Blut in ihren Ohren rauschte und sie nichts hörten konnte, hatte sie ihn gesehen, als sie kurz nach hinten gesehen hatte. Wobei sie mit einem von denen vermutlich besser klar kamen, als wenn es fünf gewesen wären. Aber was nicht war, konnte ja noch werden. Hier gab es genug Türen, aus denen irgendwelche Angreifer purzeln konnten.
Sie biss die Zähne zusammen sprintete um die nächste Ecke, weil sie in der Dunkelheit weiter vor sich eine Hauswand erahnen konnte. Jetzt in eine Sackgasse zu rennen, wäre ihr Untergang. Während sie um die Ecke bog, sah sie hinter sich und erkannte, dass der Kopfgeldjäger langsam aufholte, dabei schon umständlich seine Pistole zog, um auf Farley und Talin zu schießen.
Wahrscheinlich tat sie gerade das dümmste, was sie machen konnte, denn sobald sie außer Sicht des Mannes waren, blieb die Blonde ruckartig hinter der Ecke stehen, sodass der Kerl, nachdem er ebenfalls abgebogen war, in sie hinein rannte. Talin stolperte durch den Aufprall nach vorn, aber den Mann riss sie wahrlich den Boden unter den Füßen weg. Noch während des Abfangens, drehte sie sich um und nagelte den Gegner mit ihrem Fuß an seinem Hals am Boden fest. Er röchelte, während sie sich runter beugte und ihren Dolch zog, den sie ihm dann kurz darauf über die Kehle zog. Da so etwas meist niemand überlebte, erhob sie sich und sah Farley an, während sie nebenbei ihren Dolch an ihrem Rock säuberte. Sie zeigte mit einer Kopfbewegung tiefer in die Gasse und lief auch schon wieder los. Sie wollte so viel Platz wie möglich zwischen sich und dem Ding haben, die einen dritten Schuss abgegeben hatte. Wen sie damit allerdings hatte treffen wollen, wusste sie nicht.
Nach nicht einmal einer weiteren Minute rennen, hielt Talin abrupt vor einer weiteren Wand. Noch eine Sackgasse.

Ehrlich, jetzt? Das ist doch nicht euer ernst!“ Ob sie damit jetzt irgendwelche Götter, Geister oder nur die Kopfgeldjäger meinte, ließ sie einfach mal offen. Stattdessen wandte mit einem genervten Blick an Farley. „Was wollen wir tun? Zurückgehen hätte ich gern als Möglichkeit Z. Das wäre Selbstmord.

[bei Farley | in einer Sackgasse]
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Crewmitglied der Sphinx
für 0 Gold gesucht
dabei seit Feb 2016
Ein kurzer Blick hatte gereicht, um zu wissen, dass ihre Chancen soeben rapide gesunken waren. Liam presste sich an die Wand der Seitengasse und nutzte den kurzen Moment aus trügerischer Sicherheit, um den Schmerz, der sich nach der hastigen Flucht wieder penetrant in seinen Arm bohrte, irgendwie herunterzuspielen. Es war kein Wunder, dass es ihm schwerfiel, kontrolliert zu atmen, wenn man sich vor Augen hielt, dass diese Mauer in seinem Rücken gerade eigentlich nicht mehr als Sichtschutz bot, wenn man es genau nahm. Ein Hindernis war sie für dieses Ding jedenfalls nicht mehr, genauso wenig wie jedes andere Haus rund um diesen Platz herum. Wenn man sie wollte, würden sie sich spätestens ab jetzt den Weg einfach freischießen. Und dass man sie wollte, hatten sie inzwischen mehr als anschaulich bewiesen. Als der Musiker seinen pochenden Arm wenigstens wieder etwas in den Hintergrund seines Bewusstseins gedrängt hatte, lehnte er sich ein weiteres Mal flüchtig um die Ecke, um einen Blick auf das Geschehen zu werfen. Dieses Ding war noch nähergekommen, drum herum standen noch immer ein paar der Wachen. Der Rest des Platzes schien allerdings wie leergefegt – jedenfalls konnte er keinen der anderen mehr erkennen. Weder lebend noch leblos am Boden liegend. Er wertete es vorerst als positiven Umstand.

„Also entweder du gehörst zu ihnen und gehst über Leichen, um uns deine Unterstützung vorzugaukeln und deinen Auftrag zu erfüllen, oder du hast ein genauso großes Problem wie wir.“, stellte Liam schließlich an den Fremden gewandt fest, der mit Trevor aufgetaucht war.

Er klang dabei nicht sonderlich misstrauisch oder abweisend. Im Endeffekt hätte er ihm so angeschlagen wie er war ohnehin nicht wirklich viel entgegenzusetzen, besonders nicht in Anbetracht der Pistolen, die er mit sich führte. Dem Fremden galt ein kurzer Blick, ehe Liam es abermals wagte, den Kopf hinter ihrem Versteck hervorzustrecken und die Situation zu beobachten. Wenn er mit seiner ersten Annahme Recht hatte, war er nicht sonderlich erpicht darauf, seinen Tod kommen zu sehen. Da konnte er es sich auch erlauben, seinem Gegenüber überspitzt ausgedrückt den Rücken zuzukehren. Und wenn er den Moment der Zweisamkeit nicht nutzte, um ihn auszuschalten, war das fürs erste wohl Vertrauensbeweis genug. Eine bessere Gelegenheit würde der Dunkelhaarige nämlich wahrscheinlich nicht bekommen, um sich seiner zu entledigen.

Dieses hölzerne Ding war an jeder Stelle mit Kanonen gespickt, an der man noch Platz gefunden hatte. Im Inneren war vermutlich kaum mehr Platz als für eine Person, die das Ganze steuern und zünden musste. Unter anderen Umständen hätte ihn die Konstruktion brennend interessiert, aber gerade empfand er eher Ehrfurcht als Begeisterung. Sie mussten es los werden. Einfach davonzulaufen und sich einen anderen Weg zu suchen, war zwar das erste, was ihm in den Sinn kam, doch so gern er es getan hätte – ihnen wäre es nicht wirklich zu Gute gekommen. Er wusste, wohin die anderen sich flüchten würden. Und ihm drängte sich immer mehr ins Bewusstsein, dass sie alles daransetzen mussten, dass diese bewaffnete Schildkröte es ihnen nicht gleich tat. Wenn sie eine dieser Kugeln nämlich im Rumpf der Sphinx versenkte, wäre es das mit ihrem Fluchtplan gewesen. Flüchtig flackerte der Gedanke in ihm auf, dass diese Kopfgeldjäger sie längst versenkt hatten, um sie hier festzusetzen, aber er verdrängte es schnell wieder, während er sich wieder zu seinem neuen Komplizen umwandte und trocken schluckte.

„Wie viel Schwarzpulver hast du dabei?“, rutschte ihm schließlich die Frage raus, noch ehe er seine plötzliche Idee zu Ende gedacht hatte.

Liam legte die Stirn kurz nachdenklich in Falten und blickte sich abermals um. Sein Blick blieb an einer der Fackeln hängen, mit denen der große Platz beleuchtet war. Doch sie hatten zu wenig Spiel, um das Feuer irgendwie ins Innere dieser Maschinerie zu bekommen, um die dortigen Schwarzpulvervorräte für ihre Zwecke zu nutzen. Da brachte ihnen auch eine Lunte aus ihrem eigenen Schwarzpulver nicht viel. Eine andere Idee musste her. Sein Blick fiel auf die Männer, die sie ausgeschaltet hatten, kurz bevor sie überhaupt erst auf diesen Platz gedrängt worden waren.

„Wenn das Gas aus den Kanonen nicht entweichen kann, geht das gesamte Ding in die Luft, oder? Wie, wenn man den Lauf einer Pistole verstopft.“

Ihm gefiel die Richtung nicht, die seine Gedanken annahmen, während ein weiter Kanonenschuss hinter ihnen eine schnelle Entscheidung einforderte.


{ Aiden | Seitengasse unweit des großen Platzes in der Nähe der Leichen }
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Crewmitglied der Sphinx
für 250 Gold gesucht
dabei seit Apr 2016
Ruckartig hechtete Skadi zur Seite und presste den ganzen Körper rückwärts gegen die Hauswand. Hatte den Fremden wortlos mit sich gezogen, der ihr dabei beinahe über die Füße gestolpert war und nun vollkommen aufgelöst neben ihr stand - von Kopf bis Fuß zitternd. Doch sie konnte sich nicht auf den Blondschopf fokussieren, während ihre Angreifer in hörbarer Nähe waren. Auch das Blut, das von seinem Unterarm an ihren Fingern klebte, rückte jäh in den Hintergrund, kaum dass sie sich einen tiefen Atemzug erlaubte. Wo kamen nur diese ganzen Menschen her? Kaum hatten sie einen Moment der Ruhe, schossen die nächsten Kopfgeldjäger aus ihren Löchern und wetzten grinsend die Säbel. Wenn das so weiter ging, kamen sie nicht mehr lebend von dieser Insel, so viel war klar.

“Scheiße…“

Scharf schnalzend wandte sie sich zu Rúnar herum. Ließ die dunklen Augen nur knapp über sein mit Blut verschmiertes Gesicht gleiten, ehe sie etwas in seinem Rücken erkannte, dass sie beinahe erleichtert aufatmen ließ. Mit energischem Schritt glitt die Jägerin an dem Hünen vorbei auf die Tür zu, dessen abgenutztes Holz sichtlich schief in den Angeln hing. Lugte durch den kleinen Spalt hindurch, ehe sie mit ausgestrecktem Arm die Türkannte weiter ins Freie zog und prüfenden Blickes die Lage im Inneren sondierte.

“Hier rein…“, raunte sie Rúnar zu und wartete nicht einmal darauf, dass er reagierte. Zog ihn stattdessen wie zuvor ohne Rücksicht mit sich ins Haus und den Flur hinab. Angespannt lauschte sie in die Stille hinein. Erwartete schon beinahe den nächsten Hinterhalt, in den sie womöglich unwissentlich gelaufen waren. Doch auf Stille, folgte gähnende Leere. Und wenig später Schritte, die am Eingang der Gasse innehielten. Schritte die nach einem kurzen Wortgefecht lauter wurden und sich unmissverständlich auf sie zubewegten. Kurz blickte Skadi über die Schulter und an Rúnar vorbei in Richtung Eingangstür. Verfluchte sich jäh dafür, dass sie das Ding nicht vorsorglich zugezogen hatte.

“Nach oben.“

Es war mehr eine stille Anweisung, denn nett gemeinter Ratschlag. Zumal sie den Blonden wie eine Puppe die Treppe hinauf führte und in das erstbeste Zimmer einbog, das unbewohnt war. Denn so, wie der Fremde nun neben ihr stand, vollkommen aufgelöst und mit sich und der Situation überfordert, konnte sie ihn nicht sich selbst überlassen. Geschweige denn dass er auch nur im Entferntesten für einen Kampf bereit gewesen wäre. Mit einem Ohr an der Tür stand sie somit neben ihm. Hatte von ihm abgelassen, kaum dass sie eingetreten waren und lauschte mit dem Gesicht zu ihm gewandt in die Stille des Hauses hinein. Glaubte sie erst, dass ihr Herz immer hörbarer gegen ihren Brustkorb donnerte und jegliche Hinweise auf ihre Verfolger übertönte, war der unregelmäßige Takt der Geräusche eben das, was sie stutzig machte. Mit zusammengezogenen Augenbrauen presste sich das Gesicht der Nordskov noch stärker gegen das kalte Holz. Ehe sie sie hörte.
Schritte.  Gefolgt von Stimmen, die sich den  unteren Flur entlang schoben. Ruckartig lehnte sich Skadi zur Seite und überspannte Rúnars Lippen mit ihren Fingern. Zwang ihn dazu seine Laute zu mindern, die fast schon unkontrolliert seine Kehle verließen. Er sah mitgenommen aus. Skadi konnte mit Gewissheit sagen, dass ihn diese Situation regelrecht verstörte. Dass sie ihn bis ins tiefste Mark verängstigte. Doch sie hatten bei weiterem größere Probleme, wenn die halbe oder gar ganze Insel hinter ihnen her war.

“Okay… hör zu.“, erhob die Nordskov mit gedämpfter Stimme und streckte sich so gut es ging zu den weißblonden Spitzen hinauf. Zum ersten Mal an diesem Abend blickte sie direkt  in das verheulte Gesicht, das ihr ein dumpfes Gefühl in die Magengrube presste.

“Du bleibst hier und versteckst dich. Ich kümmere mich um unsere Verfolger.“

Immer wieder umrissen die dunklen Augen die feinen Züge, ergründeten jede noch so kleine Regung seiner Mimik, ehe die Jüngere unter einem tiefen Atemzug sanfter hinzufügte:
“Ich lasse nicht zu, dass sie dich finden, okay? Verhalte dich ruhig und warte, bis ich dich holen komme.“

Ein letzter intensiver Blick ruhte auf den eisig blauen Augen. Dann löste sich die Nordskov langsam von ihm. Lauschte auf die Geräusche außerhalb ihres Verstecks und zog mit angehaltenem Atem die Tür einen Spalt breit aus dem Rahmen. Anhaltende Finsternis erstreckte sich noch immer über den Flur zu ihnen hinüber. Von den Kopfgeldjägern war nichts zu sehen. Nur ihre Stimmen halten durch das Gemäuer, flüsternd und offensichtlich genervt. Doch sie waren noch im unteren Stockwerk. Irgendwo in der Küche, wenn sie das laute Scheppern einer Schar von Töpfen zuordnen konnte.
Ohne noch einmal zurück zu blicken, presste sich der schmale Körper der Nordskov durch den Spalt und zog das Holz lautlos ins Schloss. Die Augen wie gebannt auf den Treppenabsatz gerichtet, den sie wenig später hinab stieg und Rúnar im ersten Stock allein zurück ließ. Die Männer waren nun von der Küche ins Wohnzimmer und den Essbereich gewandert. Untersuchten die Abstellkammer und den Kamin, während Skadi in einem eingespielten Automatismus nach ihrem Blasrohr und den Pfeilen mit Froschgift griff. Ihr würde nicht viel Zeit bleiben, um beide Männer mit einem Schlag zu überwältigen. Vor allem nicht auf so engem Raum und einer Umgebung die ihr schnell zum Verhängnis werden konnte. Ihr blieb nur noch eine Möglichkeit: sie musste die beiden trennen.
Auf Zehenspitzen schlich die Jägerin, nun völlig in ihrem Element über den Boden hinweg. Erkannte die schemenhafte Silhouette des ersten Mannes, als sie am Wohnzimmer und Esszimmer vorbei in die Küche schlich und biss sich auf die Lippen. Wie zu erwarten zeichnete sich deutlich der Umriss einer Pistole in seiner Hand ab. Schon wieder. Wieso mussten diese Vollidioten mit diesen Dingern um sich schmeißen wie Süßigkeiten? Nicht nur dass sie unfassbar unhandlich und beschissen nachzuladen waren, auch bargen sie eine unkontrollierbare, zerstörerische Kraft in sich. Selbst wenn ihnen diese nichts mehr bringen würde, sollte der Plan der Nordskov funktionieren.

Ein Klimpern ertönte. Nicht unweit vom Treppenaufgang zum Keller. Drang bis zum Wohn- und Essbereich hinüber, in dem die beiden Männer schlagartig innehielten und sich einen skeptischen Blick durch den hölzernen Türbogen zuwarfen. Ihr Gespräch war jäh verstummt und folgte wortlosen Kopfbewegungen. Mit gezückter Waffe trat der Erste voran in Richtung Flur, während der Zweite  seinen Rückweg über die Verbindungstür zur Küche antrat. Eine drückende Stille legte sich über das Haus und ließ Skadi, im Schutz der Dunkelheit eine kribbelnde Gänsehaut über die Arme fahren. Fast spürte sie den lieblichen Geschmack von Adrenalin auf ihren Lippen. Duckte sich für einen Moment in ihr Versteck hinein, von dem aus sie zwar den Fremden im Blick behalten konnte, vor dessen Blick sie jedoch geschützt  blieb und wartete. Immer stärker presste sich ihr Lebensmuskel gegen ihre Rippen, konnte den Moment kaum erwarten, in dem der Fremde endlich voraus schritt und ihr direkt in die Schussbahn lief. Schweres Schuhwerk  schob sich mit sonderbaren Schleifgeräuschen über den Boden. Mischte sich in die aufkeimende Geräuschkulisse des Zweiten, der wohl den Keller erreicht hatte und zum Aufschrecken seiner Beute irgendetwas umwarf oder zerschoss. So genau konnte Skadi es kaum von ihrem Standpunkt ausmachen, während sie versuchte das stete Rauschen in ihren Ohren zu unterdrücken und ihre Muskeln zu entspannen. Immer fester spannten sich die langen Finger um das Blasrohr in ihrer Hand. Bis der hoch gewachsene Körper endlich in den blassen Lichtstrahl trat, der durch das Fenster auf der andere Seite drang. Tief sog die Nordskov die stickige Luft ihres Verstecks in die Lungen. Versenkte mit einem leisen Zischeln den Giftpfeil in die helle Stelle seines Halses, die wie ein Licht in der Dunkelheit  aufleuchtete, und zog sich schlagartig wieder in den Schatten des lädierten Schranks zurück, zwischen dessen Türspalt sie den Fremden anvisiert hatte. Zumindest ein Gutes hatte es, dass diese Gegend keinen Wert auf Etikette und hochwertiges Mobiliar legte. Die schief hängenden Flügeltüren des massiven Schranks boten reichlich Platz, um aus dem Hinterhalt zu agieren.
Und um ihrem Verfolger beim Überlebenskampf zuzusehen. Laut fluchend tastete dieser bereits  nach dem Ursprung seines Schmerzes und senkte die gezogene Waffe. Rief vor Entsetzen nach seinem Kumpanen, als die ersten Lähmungserscheinungen einsetzten und der massive Körper auf die Knie sackte. Abwartend verharrte Skadi in der Dunkelheit und lauschte den stetig lauter werdenden Schritten, während sie das Blasrohr in seine Halterung zurückgleiten ließ. Blieb selbst dann noch in den Schatten verborgen, als der Zweite jäh im Türrahmen stand und perplex ins Zwielicht starrte. Verfolgte die Szenerie in der Küche mit wachsamen Augen und trat erst dann mit gezücktem Dolch heraus, als der Körper des einen reglos auf dem Boden ruhte und der Verbliebene dazu übergegangen war sich erneut mit erhobener Waffe durch den Raum zu bewegen. Direkt auf sie zu.

Skadi nutzte den ersten Schreckmoment mit einem lauten Aufschrei und gezielten Hechtsprung auf seine Hüfte zu. Spürte den harten Boden unter sich, als sie mit den Knien voran aufschlug und krampfhaft versuchte die Waffenhand gen Decke zu drücken. Doch der stämmige Körper presste sie bereits wie eine Feder von sich und verkeilte seine freie Hand schraubstockartig um das Handgelenk ihrer Waffenhand. Schaffte es sogar sich mit ihr aufzurichten und reckte ihr sein vor Wut verzerrtes Gesicht entgegen. Erneut reagierte ihr Körper, ehe sie auch nur einen logischen Gedanken fassen konnte. Lehnte sich ihm für einen Moment entgegen, um ihre Beine in einen sicheren Stand zu bringen und dann schlagartig fest und kräftig in seine Achsel zu treten, während sie mit einer gezielten Rück- und Seitwärtsbewegung am Handgelenk seiner Waffenhand zog. Ein Schrei durchschnitt jäh die Kampfgeräusche und übertönte beinahe das sonderbare Knirschen, das seine Schulter freisetzte. Es war der einzige Moment, der ihr bleiben würde, ehe die kochende Wut in seinen Adern ihn für ein paar Minuten skrupellos werden ließ. Unter einem starken Ruck befreite Skadi ihr Handgelenk aus seinem Griff. Rappelte sich auf und stürmte durch das Esszimmer ins Wohnzimmer zurück. Hörte wie der Kopfgeldjäger sich fluchend aufrappelte und seine Waffe vom Boden auflas, die ihm beim Zweikampf aus den Fingern geglitten war. Schwere Schritte hallten durch das Haus und wurden zunehmend schneller. Ein letzter Blick auf den Durchgang und der schmale Körper der Nordskov schlüpfte bereits durch die Tür in Richtung Flur. Trampelte regelrecht zur Kellertür, um sicher zu gehen, dass der Fremde nicht die Treppe nach oben nahm. Sie hatte einen Plan. Hoffte, dass er funktionieren würde. Alsbald würde sie keine Kraft mehr haben, um sich erneut in einen Zweikampf zu begeben. Bereits jetzt pochte jeder Muskel ihres Körpers und ganz gleich wie geübt sie darin war ihre Schmerzen zu ignorieren, bestand sie immer noch aus einem verletzbaren Konstrukt aus Fleisch und Knochen.

Somit huschte sie die hölzernen Stufen in den Keller hinab. Trat zuvor, beide Hände stützend an den Rahmen gelegt, kräftig gegen die Holztür, die knirschend aus ihren Angel rutschte und so kaum mehr zu verschließen war. Andernfalls hätte sie der Fremde, der just am anderen Ende des Flurs auftauchte, wohl kurzerhand im Keller eingesperrt. Wenn ihr selbst dieser Gedanke gekommen war, wollte sie ihm wohl kaum die Chance dafür lassen.

Denn nun war er es, der in das schummrige Zwielicht starrte. Mit vor Schmerz verzerrtem Gesicht und einem Fluch auf den Lippen. Höchst wahrscheinlich hatte niemand von seiner Bande damit gerechnet, wie schwer sie es mit diesen Piraten haben würden. Waren womöglich davon ausgegangen, dass ihr Plan aufgehen würde. Doch je tiefer er in den Keller hinab stieg und hoffte, dass sich sein Widersacher an dem Chaos, das er hier unten hinterlassen hatte, verletzen würde, desto geringer waren seine Chancen dieses Haus lebend zu verlassen. Skadi lauerte bereits unter der Treppe. Den Dolch im Anschlag und die dunklen Augen auf den Spalt zwischen den Stufen fixiert. Sie hatte nur noch eine Möglichkeit, den sie zu ihrem Vorteil nutzen konnte. Sie musste schnell sein, um den Kerl als erstes zu Fall zu bringen, bevor er ihre Hand vollständig in Mitleidenschaft zog.
Und dann erschien die gestiefelte Silhouette im Halbdunkel. In einer ruckartigen Bewegung schnellte ihre linke Hand voraus, um den Knöchel oberhalb zu packen. Brachte durch seine Wucht den massiven Körper bereits aus dem Gleichgewicht, der weiter voran schreiten wollte. Unterbrach ihn in seinem natürlichen Bewegungsfluss und entlockte der rauen Kehle einen erstickten Laut. Bevor der Fremde die Stufen hinab stolpern konnte, versenkte Skadi die Spitze ihres Dolches tief in der Verse. Zog mit aller Kraft den Griff zu sich heran und an ihrem Körper vorbei, um die festen Sehnen und Muskelstränge zu durchtrennen. Tauchte dann, vom Dolch ablassend unter der Treppe hervor. Sah die dunkle Silhouette schreiend die letzten Stufen hinab rollen, ehe sie sich lautlos auf ihn stürzte und seinen Qualen ein Ende bereitete.

Plötzliche Stille breitete sich in dem Haus aus. Kroch die Wände bis zum ersten Stockwerk hinauf, in dessen Kinderzimmer der weißblonde Fremde hockte. Von der Jägerin und ihren Verfolgern war kaum mehr etwas zu vernehmen. Erst eine gefühlte Ewigkeit später waren Schritte zu hören. Schritte, die den Flur entlang und dann die Treppe zum oberen Stockwerk bewegten. Das darauffolgende Klopfen auf Holz durchdrang das Kinderzimmer beinahe wie ein Kanonenschuss.
Doch Skadi wartete nicht darauf, dass Rúnar antwortete. Trat mit versteinerter Miene ein und wischte sich in einer beiläufigen Bewegung Blut aus dem Gesicht. In ihrer Linken ruhte sicher verwahrt eine Pulle Rum, die sie geräuschvoll entkorkte, während sie nach dem hellen Blondschopf Ausschau hielt.

“Du kannst rauskommen. Die Zwei sind wir erstmal los.“

[in einem der Häuser | erst bei Rúnar im ersten Stock | dann bei ihren Verfolgern im Erdgeschoss]
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Enriques unmittelbare Zustimmung zum Aufbruch drang schlagartig nicht mehr zu Lucien durch. Denn draußen, im Schatten zwischen den eng stehenden Häusern, knirschten fremde Schritte auf der staubigen Straße. Ohne auch nur den Bruchteil einer Sekunde darüber nachzudenken, riss der Dunkelhaarige die geladene Pistole in die Höhe, richtete beides, Blick und Mündung, auf die Gestalt, die sich aus der Dunkelheit schälte und auf ihn zu trat.
Betrunken oder nicht, auf die Entfernung hätte Lucien niemals daneben geschossen. Aber er drückte nicht ab. Vielleicht lag es an der Haltung des Mannes, die Art, wie er seine Hände gut sichtbar präsentierte, oder an dessen beschwichtigendem Tonfall. Was auch immer es war, es reichte, um ihn kurz innehalten zu lassen. Zeit genug, damit die warnenden Worte bis zu seinem Verstand vordrangen und er ihre Bedeutung vollkommen begriff. Und wie zur Antwort ertönte die Schiffsglocke der Sphinx, rief ihre Mannschaft zurück. Ihre Mannschaft, die in Gefahr schwebte.
Es war nicht so, dass er keine Sekunde an Talin gedacht hatte. Irgendwo in seinem Unterbewusstsein hatte die Erkenntnis längst auf ihre Enthüllung gelauert, dass sie zurück gekommen wäre, als in der Taverne die ersten Schüsse fielen, wenn sie nur gekonnt hätte. Dass sie deshalb selbst in Schwierigkeiten sein musste. Irgendwo in den Straßen und Gassen dieses verfluchten kleinen Ortes. Dass sie verletzt sein konnte. Oder schlimmer noch. Tot.
Aber so lange er um sein eigenes Leben gerungen hatte und in unmittelbarer Gefahr gewesen war, gestattete er sich nicht, darüber nachzudenken. Da nicht. Doch jetzt traf es ihn umso härter.
Durch seinen Pistolenarm ging ein Zucken. Die Mündung der Waffe sackte ein gutes Stück nach unten ab, als Lucien die Farbe aus dem Gesicht wich. Talin. Er musste sie finden. Er musste seine Schwester finden.

Erst die plötzliche Anwesenheit von Enrique und Ceallagh riss ihn aus diesem Gedankenkarussell wieder heraus. Der junge Captain hörte, was sie sagten, begriff es aber im ersten Moment nicht. Bis sein Verstand träge wieder zu arbeiten begann.
Ceallagh mocht mit seiner Korrektur Recht haben, dass die Sphinx das einzige Schiff seit Langem war, das hier angelegt hatte. Aber den anderen Bedenken stimmte Lucien durchaus zu. Niemand sagte ihnen, dass dieser Typ nicht zu den Kopfgeldjägern gehörte. Niemand sagte ihnen, dass er sie nicht in die nächste Falle lockte. Ihm nicht zu trauen wäre nur vernünftig, ihn direkt zu erschießen wäre wahrscheinlich sogar vertretbar gewesen. Aber alles, worüber der 21-Jährige in diesem Augenblick nachdenken konnte, war die Frage, wie er am schnellsten zu seiner Schwester kam. Also entschied er sich gegen langes Überlegen, gegen Erschießen und gegen weiter Rumstehen.
Die Waffe senkte der Dunkelhaarige erst, als Ceallagh sich mit einem Seil an ihm vorbei schob und den Fremden fesselte. Ein kluger Schachzug, der ihnen zumindest einen Vorteil verschaffte. Aber für den jungen Captain war das ohnehin längst zweitrangig.

Erst mal.“, antwortete er knapp auf die Frage seines alten Freundes, der von ihm eine Entscheidung verlangte. Erst mal würden sie Enriques Vorschlag folgen und diesen Schrein ansteuern. Dort würde man sie zumindest nicht gleich als Erstes suchen und dort konnte dieser Fremde ihnen auch immer noch sagen, wie er gedachte, sie heil aus ihrer Zwangslage heraus zu manövrieren. Und wenn es sein musste, dann ohne ihn. Denn er würde sich bestimmt nicht irgendwo verkriechen, bevor er Talin nicht gefunden hatte.
Sie setzten sich in Bewegung, Josiah mit dem bewusstlosen Kopfgeldjäger über der Schulter und Ceallagh, der den Fremden in Schach hielt. Lucien hatte die Pistole mittlerweile gesenkt, steckte sie aber nicht weg. Er ließ derweil Enrique den Vortritt, die kleine Gruppe zu dem Gebäude zu führen, das er als erstes Ziel ausgesucht hatte, während er den Druck seiner Hand auf die Wunde verstärkte und einen kaum vernehmlichen Schmerzlaut ausstieß. Schon seine Stimme hatte sich gerade deutlich gepresst angehört und auch, als er sich jetzt an den Fremden wandte, beschränkte er sich nur auf das absolut Nötigste.

Und wenn du schon dabei bist, zu reden... Wie kommen wir deiner Meinung nach am schnellsten zu unserem Schiff zurück? Bestenfalls ohne dabei erschossen zu werden.“, fügte er eher etwas beiläufig mit an.

[Hinterausgang der Taverne, auf dem Weg zum Schrein | mit Ceallagh, Enrique, Josiah & Tarón]
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„Also das ist jetzt aber pessimistisch.“

Trevor war kurz sehr stolz darauf, dass er das Wort „pessimistisch“ richtig ausgesprochen hatte. Hatte er doch, oder? Beim ersten Mal! Jetzt konnte er herumlaufen und aaaalle Leute als pesisi–, nein, peschimis– Moment. Ach. War ja auch voll egal, wo blieb denn ohnehin der Spaß dabei, bloß allen anderen zu sagen, dass sie eine doofe Einstellung hatten? Er konnte die Zeit doch viel besser nutzen, um mit seiner Einstellung um sich zu schmeißen!

„So ist es“, grinste er also stattdessen. „Sie müssten dafür erst über meine Leiche. Und so schnell sterb ich nicht, keine Sorge. Ich beschütze dich.“

Ohne stehen zu bleiben, hob er wichtig das Kinn und legte die linke Hand auf die Brust. Ganz so, als würde er irgendetwas schwören. Er schaffte es sogar, ganze zwei Herzschläge lang nicht zu grinsen. Okay, also, fast nicht zu grinsen.

„Totsein stell ich mir eh voll langweilig vor. Da kann man so wenig machen, weißt du, bloß in schrägen Positionen rumliegen. Mit deinem kleinen Zehn in der Nase, oder so. Apropos Zeh, wollen wir wetten, dass ich wieder aufwache, wenn sie über mich rüberkletten, um an dich ranzukommen? Und dann beiß ich ihnen in die Füße. Schmeckt bestimmt – uff.“

Er war geradewegs in Shannys ausgestreckten Arm gerannt. Oh, wie praktisch, dass sie so was machte. So konnte er plappern, ohne auf seine Umwelt zu achten. Die war eh nicht sonderlich interessanter geworden, das ratternde Dings war immer noch in ihrem Rücken. Sie standen jetzt bloß an so einer Art Kreuzung.

„Kaufen?“, wiederholte er belustigt, ging aber nicht weiter darauf ein, dass sie doch Piraten waren. Shanny legte nämlich gerade ihre Hand auf den Knauf ihres Degens. Uh. Das war ein gutes Zeichen. Ein tolles Zeichen!

„Unbemerkt den Weg zum Ankerplatz freikämpfen. Ist angekommen. Krieg ich hin.“

Er tippte sich mit einem Finger an die Stirn und zog mit der anderen Hand seine Pistole. Hey, sollte er die vielleicht doch mal laden? Er warf gerade einen kritischen Blick in den Lauf, als hinter ihnen ein erneuter donnernder Kanonenschuss die Wände zum Zittern brachte. Nah.

„Startschuss!“, flötete er und hüpfte an Shanny vorbei.

Für einen Moment stand er jetzt einfach im Dunkeln, was wirklich irgendwie unspektakulär war. Dann bemerkte ihn der Mann, der ein paar Schritte vor dem Rest der Gruppe seine Fackel spazieren führte, und Trevor bekam zumindest genug Rampenlicht, um theatralisch seine Pistole zu heben.

„Hände hoch!“

Hach, das hatte er schon die ganze Nacht sagen wollen! Aber der Fackelmann hatte seine eine Hand ja schon erhoben (menno) und schien sich ziemlich sicher zu sein, dass seine Kumpanen Trevor erschießen würden, bevor er die zweite heben musste. Und überhaupt war dieser Pattsituationskrams ja lahm, also stürzte Trevor sich eben auf ihn. Er tauchte unter der wirbelnden Fackel hindurch, rammte dem Mann den Ellbogen kurz unterhalb der Brust in den Bauch, die Fackel fiel zu Boden, der Mann ächzte, gab nach und Trevor geriet ins Straucheln. Er sah die Wand der Gasse auf sich zurasen, huiii!
Blind griff er nach dem Hemd des Mannes, zerrte ihn mit sich und sie schlugen beide ähnlich schmerzhaft mit dem Kopf gegen die Wand. Trevor wurde ein bisschen schlecht. Er ließ den Mann los, befand das aus diversen sehr wichtigen Gründen für eine dumme Idee und schlang ihm den Arm diesmal von hinten um den Hals, brachte ihn zwischen sich und die vier schreienden Männer, die auf ihn zu stürzten. Er war sich relativ sicher, dass er ein paar von ihnen doppelt sah, und sehr sicher, dass sie ihn alle umbringen wollten. Er sah Sterne oder Mündungsfeuer aufblitzen und spürte, wie die erste Kugel in sein menschliches Schutzschild schlug. Woah, ich bin ein Genie, dachte er noch, dann kippte er rücklings um.

[Seitengasse - Richtung Hafen | bei Shanaya]
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Er zuckte nur minimal zusammen. So vertraut war ihm das Geräusch von einer Harpune, die in einen Körper schnellte.

„Hey, die hab ich dir geklaut, oder? Ich erinnere mich!“

Seine Harpune steckte im Rücken der Frau, nur eine Handbreit von seiner Achselhöhle entfernt. Sie war glatt zwischen zwei ihrer Rippen durchgegangen. Das hätte ultimativ schiefgehen können, aber Trevor hatte damit wieder bewiesen, wie treffsicher er war—es überraschte Rúnar gar nicht mehr.

Er starrte auf das Gesicht der Frau. Ihre Augen sahen ins Leere und eine Schicht Blut überzog ihre Lippen, ein Rinnsal lief aus ihrem Mundwinkel und tropfte auf die Pflastersteine.

Rúnar richtete sich ruckartig auf, spürte die Hausfassade in seinem Rücken. Er sah von der Frau zu Trevor, der war aber schon wieder mit anderen Dingen beschäftigt und sah sich fluchend um. Seine Pistole hatte er auch wieder. Rúnar lächelte, obwohl ihm danach nicht zumute war.

Er sah nochmal zu der Frau. Er—hätte sie gehen lassen. Was hätte er sonst tun sollen? (In der hintersten Ecke seiner Gedanken war er froh, dass man ihm die Entscheidung abgenommen hatte.)

Seine Hände legten sich zögerlich um den Griff seiner Harpune. Er konnte das—er hatte das schon hunderte Male getan. Rúnar griff fester zu, schloss die Augen. Das ist nur ein Wal, das ist nur ein Wal, das ist nur ein Wal—Widerhaken vom Fleisch weghebeln—das ist nur ein Wal—und dann mit einem Ruck—

—zog ihn jemand nach hinten. Ein reißendes Krachen ertönte hinter ihm, die Harpune löste sich mit einem hässlichen Geräusch aus dem Fleisch, ein Arm legte sich um seinen Hals und drückte ihn gegen einen Brustkorb. Rúnar schrie auf, holte mit seiner Harpune aus um sie wie eine Keule zu schwingen, aber traf ins Leere. Etwas blitze silbern auf, direkt vor seinem Gesicht—Messer.

Auf einmal löste sich der Griff des Angreifers. Er sackte auf den Boden und im nächsten Moment wurde Rúnar an der Hand gezogen. Vor ihm sprangen die brauen Locken mit jedem Schritt seiner Retterin—sie gehörte zu den Piraten. Seine Erleichterung ließ ihn fast in die Knie gehen.

Sie hielten in einer Gasse an. In irgendeiner. Rúnar hatte keine Orientierung mehr. Etwas an seiner rechten Hand brannte—er wunderte sich nicht einen Deut als er seinen Ärmel hochschob und einen (weiteren) blutenden Schnitt vorfand. Er machte einen schartigen Bogen über seinen Handrücken fast bis zur Mitte seines Unterarms.

Ein sichtbarer Schauer fuhr durch seinen Körper. Er konnte nichts dagegen tun.

Die Piratin fluchte, schob sich hinter Rúnar. Er ging einen Schritt zur Seite. „Hier rein ... “ Und sie zog ihn wieder mit. Im Haus war es angenehm kühl und still, ihre Schritte waren nur ein leises Tapsen auf dem Steinboden—die, die von draußen kamen waren lauter. Rúnar presste die Lippen zusammen und atmete flach. Er war so außer Atem, er fürchtete das war es, was ihre Verfolger auf sie aufmerksam machen könnte. „Nach oben.“ Er wurde die Treppe hinauf geschoben, in das nächstbeste Zimmer.

Als die Tür hinter ihm zufiel atmete er auf, fuhr sich mit den verbluteten, verdreckten Händen übers Gesicht (das auch nicht viel besser aussah), versuchte seinen Atem zu regulieren und dabei nicht vor sich hinzuschluchzen—aber er konnte nichts gegen das Wimmern tun, das ihm entfuhr, als er unten Schritte und Stimmen hörte. Eine Hand legte sich auf seinen Mund und er fuhr ruckartig mit seiner hinauf, aber—natürlich. Es war nur die Piratin. Sie wollte ihm nur helfen. Und nicht sterben, nahm er an. Er kniff die Augen zusammen, lehnte seinen Kopf gegen die Wand. Sein Atem begann zu zittern als er noch stärker versuchte, ihn zu kontrollieren.

Als die Piratin Rúnar anredete öffnete er die Augen. „Okay ... hör zu.“ Er nickte. „Du bleibst hier und versteckst dich. Ich kümmere mich um unsere Verfolger.“ Nickte nochmal. „Ich lasse nicht zu, dass sie dich finden, okay? Verhalte dich ruhig und warte, bis ich dich holen komme.“

„M-hm.“ Es hörte sich kläglich an. Ihr Blick war eindringlich, aber er sagte, Ich weiß, was ich tue. Irgendetwas nagte an seine Gedanken, da war irgendwas—irgendwas, das ihn für den Bruchteil eines Moments woandershin transportierte—und dann war sie weg. Durch die Tür.

Rúnar schwang sich die Harpune über die Schulter und schonte seinen rechten Fuß als er in die Mitte des Raumes lief. Es war nicht das erste Mal, dass er mit seinen Ringen in seinem Stiefel unterwegs war. Jetzt kam es ihm dumm vor. Er hätte etliche Male sterben können heute und darüber machte er sich Sorgen. „Scheiße, man...“ flüsterte er und neue Tränen lösten sich von seinen Augen. Er hätte etliche Male sterben können.

Jetzt hielt er sich selbst die Hand vor den Mund. Er sollte sich verstecken. Aber wo? Wenn sie ihn finden würden, dann hätte er sowieso überhaupt keine Chance mehr. Er war fertig.

Er wollte sich setzen, aber würde er das jetzt tun, würde er bestimmt nicht so schnell wieder aufstehen können—aber wenn die Piratin mit ihren Verfolgern fertig wurde, dann würde sie ihm auch aufhelfen. Und wenn nicht, dann würden ihre Verfolgern sowieso auch ihn holen kommen.

Er setzte sich, lehnte sich mit dem Rücken gegen den Bettrahmen und starrte auf das Bücherregal ihm gegenüber. Es war schick. Mit Holzornamenten. Und voll mit säuberlich sortierten Buchreihen.

Durch die Tür begannen dumpfe Kamfpgeräusche von unten herauf zu dringen. Rúnar hielt sich die Ohren zu und schloss die Augen, lauschte dem Rauschen seines Blutes.

Innerlich lachte er sich selbst aus. Nur wegen seiner dummen, einfältigen Suche nach Svavar war er hier gelandet. Er hätte sich ihm stellen wollen—das, und sich dann seiner Magie widersetzen wollen—ihn zähmen wollen, was noch unwahrscheinlicher war als ihn überhaupt zu finden. Dabei schaffte er es nicht einmal, sich gegen ein paar Gauner zu wehren ohne dabei sein Nervenkostüm zu verreißen wie einen alten Lumpen. Wie sollte er dann jemals Svavar überwältigen?

Etwas berührte sein Schienbein. Er zuckte und riss die Augen auf. Die Piratin kniete vor ihm, mit einer Flasche in der Hand—ihr Mund bewegte sich. Rúnar nahm die Hände von den Ohren. "Hast du was gesagt?" Er brachte es kaum raus.

{ wird von Skadi mitgezogen, erst durch Gassen, dann in ein Haus | wartet, bis Skadi zurückkommt}
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