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Kapitel 6 - Mondlose Nacht
Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Jun 2019
#91
Für einen Moment wurde seine Aufmerksamkeit wieder zur anderen Seite des Schiffes gelenkt, als Saton sich noch ein wenig weiter über die Reling beugte. Als könnte er so noch mehr sehen oder gar hören, was gesprochen wurde. Der Reiz ihn mit einem Kick über Bord zu befördern, war verlockend, aber dann würde der andere Rym vermutlich verprügeln wollen.  Und darauf hatte der Braunhaarige keine Lust. Stattdessen wandte er sich dem Schiffsarzt zu, der ziemlich sarkastisch bei seiner Erwiderung klang.

Manch einer würde Schläge als gesund betrachten.“, kommentierte er, bevor er doch ein wenig die Stirn runzeln musste. Der Arzt klang ziemlich wichtig, als er so mit seinen Fachbegriffen um sich warf. Nicht, das Zairym irgendetwas damit anfangen konnte. Der Kerl hätte genauso gut Begriffe aus der Feldarbeit nehmen können und Rym hätte nicht sagen können, ob es ansteckende Krankheiten waren.  Allerdings hatte er gelernt Menschen ziemlich gut zuzuhören. Und auch wenn es nur ganz leicht war, erklang da ein kleines Zittern. Glaubte er sich selbst nicht, was er da sagte? Naja, sei es drum.
Er glaubte zumindest an die eher geringe Intelligenz Satons und das machte ihn fast sympathisch. Rym kratzte sich am Kinn unter seinem Bart, während er nachdachte.

Naja...mag stimmen, dass sie es nicht verstehen, aber es war einfach ein Ticken zu dramatisch, verstehst du? Meine Meinung. Aber nun ja, letzten Endes hat er aufgehört den Kleinen zu verprügeln, also: Sehr edelmütig.“ Ein kleiner Hauch Spott schwang in seiner Stimme mit.

Er glaubte eine Bewegung im Augenwinkel zu erkennen. Deshalb drehte er den Kopf in Richtung des nicht gefesselten Bewusstlosen. Aber da war nichts. Zumindest konnte er nichts erkennen. Die Hand des Mannes zuckte zur Hemdtasche an seiner rechten Brust, aber die Frage des Arztes lenkte ihn ab. Während er zu ihm sah, ließ er die Hand sinken und zuckte mit den Schultern.

Nenn es Geld, Achter, Gold, wie auch immer. So lange es  schön gleißend blinkt, mach ich fast jede Arbeit. Du als Pirat solltest das doch verstehen, oder nicht?“ Ein Schmunzeln zuckte in seinen Mundwinkeln. „Und ehrlich gesagt, sind die Jungs hier auch nicht anders.“ Er deutete in Satons Richtung, der sich just in dem Moment umdrehte.

Halt die Fresse, du Spaten.

War das jetzt Feldarbeit, Krankheit oder eine miese Beleidigung? Aber der Mann kam nicht näher, sondern sah wieder Richtung Hafen, sodass Rym ihm nicht antwortete, sondern nur leise pfiff.

Meine Güte. Was habt ihr getan, dass sie euch so dringend wollen? Die letzten Male haben sie's leichter genommen.

[ Auf der Sphinx | bei Elian, Gregory (und Greo)]
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Crewmitglied der Sphinx
für 6.000 Gold gesucht
dabei seit Nov 2016
#92
Die Stille war kaum besser als das Klirren und Knallen der Schüsse, Schritte und Tische.
Dann war da keine Stille mehr.
Josiah zog die Stirn kraus, als die Schritte erklangen und sich ein Mann in sein Blickfeld schob.
Er war schmal, unauffällig. Josiah erinnerte sich daran, ihn öfters an der Bar gesehen zu haben als manch anderen. Und dass er einer derjenigen war, die öfters zu Lucien geblickt hatte.
Aber nie oft genug, um zu sehr aufzufallen.
Der Mann erhob die Stimme, und die Geschehnisse wurden endlich sinnig.
Josiahs Züge verschärften sich, das Wurfmesser zwischen seinen Fingern tanzen lassend. Der Mann hatte seinen Job nicht schlecht gemacht. Er hatte einen Angriff geplant, und es dabei geschafft, sie alle zu täuschen. Hatte sie in einen Hinterhalt gelockt, sie abgefüllt und sich damit einen Vorteil erarbeitet. Josiah hätte ihm mehr Respekt gezollt, wäre da nicht die Inperfektion.
Der Plan war gut, aber nicht perfekt. Es war deutlich, dass der Mann kein Stratege war. Er war ein Spieler, jemand, der es gewohnt war, sofort in die Offensive zu gehen. Aber seinem Plan fehlte die Finesse, und er fühlte sie zu sicher. Er schien keine bösen Überraschungen zu erwarten, und kaum Gegenwind – offen und frei hatte er sich vor die gestellt, die er in die Ecke getrieben hatte und sich damit einer Gefahr ausgesetzt, die er nicht kontrollieren konnte. Dennoch versprühte er eine Sicherheit, die so eindrücklich war, dass sie kaum gestellt sein konnte und nur Arroganz genannt werden konnte. Josiah schnaubte kaum hörbar auf. Irgendetwas hatte dieser Kerl an sich, was ihn nervte. Und damit auch reizte.
Der Mann hatte seinen Monolog noch nicht vollendet, als Josiah leichtfüßig und leise sich ein Stück zur Seite geschoben hatte. Es war sein Vorteil, dass sich alle Aufmerksamkeit bei dem Schwachkopf befand, als er vorsichtig die Tür ein Stück weiter aufgeschoben hatte, um mehr Handlungsfreiraum zu haben. Ihm war klar, dass Lucien sich nicht ergeben würde. Und wenn er Glück hätte, würde das Ausknocken des Anführers der Gruppe die Struktur nehmen.
Draußen war es wieder still.
Sein Finger tippte ein letztes Mal gegen die Rückseite der Klinge, dann holte er aus.

In genau diesen Moment zerriss ein Ruf die Stille. Dann das Geräusch von dem auf den Boden aufprallenden Körper des Anführers.
Josiah erstarrte.
Sekundenschnell hatten sich seine Finger um sein Wurfmesser gewungen, es gepackt, bevor es die Hand doch noch verlassen konnte. Sein Blick war fest auf den wankenden Anführer gerichtet, bis dieser schließlich zu Boden gegangen war.
Dann brach draußen das Chaos aus.
Josiahs Puls hämmerte, als er sich ruckartig ein Stück zurück zog, Unwillens, das Risiko zu erhöhen nur weil er überhastete handelte.
Jemand war ihm zuvor gekommen.
Josiah ließ das Messer kurz auf seinem Zeigefinger wippen. Draußen wurde ein Stuhl geworfen.
‚Der Stimme kann es sich nur um Enrique gehandelt haben. Wütend und Besoffen. Aber er hatte immerhin getroffen.‘, sinnierte er.
Schüsse knallten. 3 Stück. Glas splitterte irgendwo außerhalb seines Sichtfeldes.
Es wurde lauter. Eine verirrte Kugel fand ihren Weg in die Tür und schlug in einem Fass hinter ihm ein. Das leise Gluckern des nassen Inhalts wurde von dem Lärm des Kampfes übertönt.
Josiahs Atem ging flach.
Alkohol sammelte sich unter seinen Füßen und sorgte dafür, dass jeder seiner wenigen Schritte von einem platschenden Geräusch begleitet war, als er die Tür vorsichtig weiter aufschob und nach draußen spähte.
Ein besonders gewitzter Teil seines Schädels merkte an, dass die Kneipe noch belebter wirkte als vorher. Doch anstelle von Gesang und Gepolter erfüllten Klirren, Schüsse, Schreie und Rufe den kleinen Raum. Menschenleiber warfen sich polternd auf den Boden oder sackten weg, während andere aus ihren Deckungen hervorsprangen.
Ceallagh hatte sich gerade in das Zentrum geschmissen. Doch Josiah hatte nicht lange Zeit, den Kampf des anderen zu verfolgen und abzuwägen, ob er sich einschalten sollte oder der andere klar kam.  Denn etwa im selben Moment schrie eine warnende, leise Stimme in ihm auf. Eine böse Vorahnung. Das Gefühl, beobachtet zu sein.
Sein Blick flog zur Seite und traf prompt das kleine Dreiergespann.
Hinter der Theke knieten sie, ein Knoten aus emsig beschäftigten Menschen. Ihre Bewegungen waren hektisch, unkoordiniert. Bis die von einen von ihnen.
Dunkelbraun traf auf Grün.
Scharf starrte ihn das Augenpaar aus einem bleichen Gesicht heraus an.
Die Klinge von einen seiner Leute steckte immer noch in der Brust des Anführers, der von zwei Mitstreitern hinter die Bar gezerrt worden war.
Seine Lippen bewegten sich und die zwei Männer, die bei ihm waren, sahen auf.
Der Blonde hatte seine Überraschung als erstes überwunden. Nur für den Bruchteil einer Sekunde konnte Josiah einen Blick auf den anderen hinter ihm werfen: der Barkeeper funkelte ihn böse an, während er sich vor den Anführer schob, die Fäuste geballt. Josiah hatte keine Zeit darüber nachzusinnen, warum der Barmann keine Waffe ergriffen hatte, da zerriss auch schon der nächste Schuss die Luft. Die Kugel verfehlte ihn haarscharf und Holzspäne splitterte auf ihn hinab, da hatte er sich schon wieder in die kleine Kammer wieder zurückgezogen. Sein Atem ging rasch, als er sich in den kleinen Spalt zwischen Regal und Tür drückte und in die Knie ging. Vorbei war das Zögern.
Keine Sekunde später schlug die nächste Kugel durch das Holz über seinen Kopf. Eine weitere, dann erschienen Beine im Raum. Josiah schnellte nach vorne.
In einer schnellen, effizienten Bewegung grub er die Klinge noch während er sich aufrichtete in die Kniekehle des Angreifers.
Ein leiser Schrei entwich der Kehle des Blonden und als er herumstolperte stand ihm die Überraschung ins Gesicht geschrieben. Im selben Moment kollidierte Josiahs Faust auch schon mit seinem Hals. Blondies Augen wurden weit. Ein verwirrter, auf niemanden speziell gerichteter Schuss löste sich, als er den Mund nach Luft ringend öffnete und die Waffe fortwarf, um sich an den Hals zu greifen.
Josiah hob gerade dazu an, den Kerl an der Schulter zu packen und zu sich ran zu ziehen, um ihn das mit der anderen Hand hervorgezogene Messer in den Unterleib zu rammen, als die andere Hand von Blondie etwas zu greifen fand und sich in seiner Todesangst daran klammerte.
Im nächsten Moment brach das Regel über ihnen zusammen.
Der erste Krug erwischte Josiah an der Schulter. Die Überraschung überragte den Schmerz. Auch Blondie schien erschrocken zu sein, wenn auch vor allem benommen: Mit verwirrtem Blick starrte er nach oben, während sein Mund sich weiterhin stumm öffnete und wieder schloss und sein Gesicht rot anlief. Aber auch wenn er bei klarem Verstand gewesen wäre und sein Gehirn etwas schneller registrierte, was da geschah, und das, was er da umklammerte, losließ: das Regal war im Fallen, selbst wenn er die Hand von den Streben gelöst hätte, wären die Kräfte der Natur zu sicher mit dem gewesen, was sie erreichen wollten.
Josiah hingegen zögerte nicht. Kaum hatte er registriert, was geschah, hatte er sich auch schon in einer ruckartigen Bewegungen nach herum geworfen. Ein Regalbrett erwischte ihn und für einen kurzen Moment musste er mit dem Gleichgewicht kämpfen, als sich einer der Krüge zwischen seine Beine schob. Dann verschwand der Schatten aus seinem Augenwinkel und ein leichter, aber dennoch gut wahrnehmbarer Luftzug umspielte seine Beine. Es krachte und knarrte, dann erstarb das Geräusch und der Tumult draußen war wieder das lauteste Geräusch in seinen eigenen Ohren.
Josiah stoppte. Einige Atemzüge lang starrte er die Tür an, darauf wartend, dass jederzeit jemand von dem Geräusch aufmerksam geworden war und mit gezogener Waffe auf ihn zustürmte. Doch es kam niemand – der Lärm und die Hektik draußen mussten ihren eigenen hier drinnen übertönt oder einfach mit sich gerissen haben.
Dann drehte er sich um.
Das Regal war zerbrochen. Es hatte das Fenster halb mit sich gerissen und war schließlich zum Teil daran hängen geblieben. Aber der Großteil lag flach auf dem Boden. Nichts rührte sich, kein Geräusch drang zu ihm hindurch.
Einer der Bierkrüge rollte gegen seinen Fuß. Josiah ging in die Knie und tippte ihn leicht an, um ihn zurück unter das Regal rollen zu lassen. Er folgte ihm mit dem Blick, in der Hoffnung, Blondie zu entdecken. Die gähnende Dunkelheit verspottete ihn jedoch für den Versuch. Die dicke Rückwand machte es unmöglich, zu erkennen, ob Blondie noch lebte. Doch das Regal war aus Massivholz gewesen. Zwar relativ leer, aber dennoch massiv genug, um jeden noch so stattlichen Mann erstmal bewegungsunfähig zu machen. Und Blondie war verletzt, hatte kaum versucht, sich selber zu schützen.
Josiah biss sich leicht auf die Lippen, während er versuchte, die Situation abzuwägen: den Aufwand, sicher zu stellen, dass Blondie tatsächlich tot war, gegen das Risiko, dass er mit sich brachte, sollte er noch leben.
Dann strafften sich seine Schultern, als sein Kopf eine Entscheidung getroffen hatte.
Josiah warf einen letzten Blick auf die Kammer hinter sich, dann hastete er zur Tür zurück.
Die Toten draußen hatten sich vervielfacht, die herumwirbelten Menschenleiber waren jedoch bedeutend weniger geworden. Übersichtlicher. Josiah zählte insgesamt 4, bis er sich innerlich korrigierte: 6. Weder der Barkeeper, noch der unter Umständen noch lebendige Anführer waren auf den ersten Blick zu erkennen.
Für einen kurzen Moment spürte Josiah etwas, was man Erleichterung nennen mochte: Der Kapitän stand mitten im Gedränge, bewaffnet und Ceallagh laut zur Flucht anhaltend. Aber er schien noch keine Glieder verloren zu haben. Stattdessen deckte er jemanden, den Josiah in der Hetze nicht genau ausmachen konnte, zumal sich genau in dem Moment einer der Angreifer in sein Blickfeld schob. Und damit Josiahs Eintritt in das verbliebene Chaos kennzeichnete.
Das Wurfmesser grub sich in den Nacken des Mannes, kaum war Josiah aus der Tür getreten. Der Begleiter des Betroffenen zuckte zusammen, doch als er herumschnellte – die Waffe erhoben – stand Josiah schon hinter ihm. Mit einem gezielten Griff packte er den ausgestreckten Arm des Mannes und zog ihn zur Seite, sodass die Waffe horizontal zum Boden zeigte. Dann, begleitet von den Schwung seines Angriffes, ließ er seinen Handkanten auf den Oberarm herabsausen.
Ein leises Knirschen war zu erahnen, dann ging die Waffe begleitet von einem Schmerzensschrei zu Boden. Josiah wartete diesmal nicht darauf, dass der andere Zeit hatte, sich zu erholen: in einer schnellen Handbewegung versenkte er die Klinge des Messers im Hals seines Opfers und ließ seine Schreie in einem Gurgeln untergehen.
Mit einem dumpfen Ton stieß er auf den Körper seines toten Freundes mit dem Messer im Nacken.
Josiah zollte ihnen keines weiteren Blickes. Stattdessen wechselte das Messer von der linken Hand in die rechte und wurde in einer beiläufigen Bewegung notdürftig am Hemd abgestrichen, damit das Blut nicht dafür sorgte, dass es ihm aus dem Griff gleiten konnte. Dann richtete er sein Augenmerk auf Lucien.
Selbst der kurze Blick verriet ihn genug über den Zustand der Truppe. Sie waren zu dritt, mindestens einer schwerer verletzt. Und einer fehlte.
Knapp deutete er auf die Tresen, während er den Revolver am Boden mit dem Fuß in die Richtung der versammelten Truppe trat und sich gleichzeitig wieder umdrehte, um die anderen beiden Angreifer wieder in Augenschein zu nehmen:

Zwei hinter den Tresen. Wo ist Sylas?

Er ließ das Messer leicht über seine Finger wippen, ehe er es fester packte und seine Finger an die für einen Wurf passenden Positionen setzte.

[in der Kneipe | zuerst in seiner Abstellkammer, dann bei Lucien, Enrique und Ceallagh]
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Crewmitglied der Sphinx
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#93
Ein Arm hielt sie aufrecht, an die Wand gestützt und der Andere hing nutzlos herab. Innerlich verfluchte sie sich, während sie die letzten Reste von zu viel Alkohol und wenig Essen erbrach. War es eigentlich peinlich, wie sowohl Skadi, als auch sie sich nach einem Kampf sich erst mal auskotzten? Sie konnte es nicht sagen oder wollte zumindest gerade nicht darüber nachdenken. Skadi hingegen traf es auf den Punkt, als sie zu ihr kam, um ihr die Haare aus dem Gesicht zu halten. Fast wäre die Blonde an ihrem Lachen erstickt, als sie gleichzeitig auch noch nach würgen musste. Wie recht ihre Begleitung doch hatte. Scheiß Alkohol. Aber vermutlich hätte Talin nur einen Kater am nächsten Tag gehabt, wenn diese Idioten nicht gewesen wären. Erst rennen, dann kämpfen und verletzten lassen. Nein, so musste einfach jeder sich übergeben.
Sie seufzte leise zwischen den einzelnen Würgern, als Skadi neben ihr sich anspannte. Die Blonde schielte in ihre Richtung und erkannte, dass die Frau ihre Waffe gezogen hatte. Offensichtlich gleich so ernst. Was hatte Skadi gehört, was ihr entgangen war? Schritte? Waffengeklirr? Eine Katze? Talin spitzte die Ohren und hörte das Maunzen einer Katze, gefolgt vom Flüstern ihrer Begleitung. Vorsichtig richtete die Blonde sich ein wenig auf, blieb aber größten Teils in ihrer 'Zu-viel-Alkohol'-Stellung. Angespannt drehte sie den Kopf, um in die Dunkelheit zu sehen. Ohne etwas genaues aus machen zu können, außer drei Schemen, die näher kamen.
Ihr Arm spannte sich an der Wand an, ballte sich zur Faust, als der erste Schatten – ebenfalls mit gezogener Waffe, wie sie jetzt sah – näher kam und sich erst als Frau und schließlich als Shanaya entpuppte. Erleichtert ließ Talin von ihrer Waffe ab, während ihr klar wurde, dass sie nicht als einzige angegriffen worden waren. Offensichtlich hatten die Kerle es wirklich auf die ganze Crew abgesehen. Was ihr ja schon durch den Schuss in der Taverne hätte klar sein müssen. Für einen Moment wanderten ihre Gedanken zurück zu Lucien, der entweder verletzt oder vielleicht schon tot in dieser Spelunke gefangen war. Aber da die Typen sich solche Mühe gaben sie nicht zu töten, ging sie einfach mal davon aus, dass er noch lebte. Sie hoffte darauf. Hoffte, dass er es daraus schaffte und den gleichen Gedanken hatte wie sie. Sie wurde von Shanaya aus ihren Gedanken gerissen, als diese sich neben sie stellte und ihr den Arm um die Schulter legte.
Talin stieß ein Zischen aus und drehte den Kopf zu der Schwarzhaarigen, während sie sich gleichzeitig gänzlich aufrichtete.

Ja, Verletzungen gibt es. Und bei euch?“, meinte sie mit unterdrücktem Schmerz in der Stimme und bewegte sich so, dass der Arm der Jüngeren etwas bequemer auf ihrer Schulter lag. Ihr Blick huschte über die drei Crewmitglieder, aber sie konnte nicht viel auf den ersten Blick erkennen. „Aber wir leben immerhin noch, was man von denen da nicht sagen kann. “ Sie deutete auf die vier Leichen und sah dann ernst Liam an. „Um deine Frage zu beantworten, ich glaube wir sind alle betroffen. Als wir vor der Taverne waren, haben sie uns umzingelt. Gleichzeitig fiel im Gebäude ein Schuss, was unsere Angreifer ziemlich irritierte. Ich glaube nicht, dass sie uns töten wollen. Oder wollten. Wie es jetzt aussieht, weiß ich nicht.

Sie hob ihre rechte Hand, wischte sich erst über den Mund, dann die Hand an ihrem Rock, bevor sie sie an ihre Schulter drückte, um die Blutung ein wenig zu stillen. Gleichzeitig sah sie Liam kaltblütig an. Sie schätzte ihn, auch seine Worte und ruhigen Gedanken, aber sie konnte ihn in dem Moment nicht zustimmen.

Verdammt noch mal, nein, Liam! Wenn die auf meinem Schiff sind, töte ich sie alle eigenhändig. Ich lass sie sicher nicht allein mit diesen Scheißkerlen. Wir sollten hingehen und die Lage ausspähen. Wenn es eine Übermacht ist, verstecken wir uns erst mal und machen einen Plan, wie wir weiter vorgehen. Außerdem werden die Jungs aus der Kneipe auch zur Sphinx kommen, wenn sie sich befreit haben. Ist unsere einzige Fluchtroute.“ Fragend sah sie die anderen an, würde aber auch allein losziehen, wenn sie ihr nicht folgen würden.

[In den Seitengassen | mit Liam, (Farley), Shanaya und Skadi]
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Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Dec 2014
#94
Ein Hauch von Wahnsinn ...

Die Männer verteilten sich und waren schon bald aus dem Blick des Mannes verschwunden. Sanft strich er die Haare der am Boden liegenden Frau aus dem Gesicht, bevor er sie schließlich hochnehmen wollte, um sie zum Doc zu tragen. Bei dem Gedanken an dem Mann musste er schon mit den Zähnen knirschen. Aber gerade, als der Anführer sie anheben wollte, schlug die Frau die Augen wieder auf. Als hätte er sich verbrannt, ließ der Mann sie wieder los und ging ein bisschen auf Abstand, damit sie sich langsam aufrichten konnte.
Alles in Ordnung Momo?
Ja, Bosss. Tut mir leid. Er war sssso betrunken, ich habe ihn untersssschätzt.“ Also war es wer aus dieser Piratengruppe gewesen.
Es war nur einer?“ Der Anführer klang nicht besorgt, sondern einfach nur erzürnt. Diese Piraten machten mehr Ärger, als sie letztlich vermutlich Wert waren.
Ja“, beantwortete die Frau die Frage, „Ich konnte niemanden weiter sssehen.
Das ist schlecht. Die anderen haben sich noch nicht gemeldet. Vermutlich sind sie mit den Piraten zusammen gestoßen. Vielleicht haben die sich auch schon wieder zusammengetan.“ Er knirschte verärgert mit den Zähnen. „Momo! Gib das Zeichen für die Schildkröten. Wenn die Piraten in den Straßen sind, brennen wir sie raus.
Die Frau – schon im Aufstehen begriffen – rappelte sich schnell gänzlich hoch und salutierte ungelenk, bevor sie sich schwindlig in die Richtung bewegte, aus der sie vorhin gekommen war. Der Anführer entledigte sich währenddessen seines Tauchanzuges.
Direkt in der Mitte des Kais stand immer noch die Flasche, die die Frau zurückgelassen hatte. Daneben lag noch unangetastet eine Rakete. Die Frau schluckte, bevor sie das Feuerwerk in die Flasche stellte und mit zittrigen Händen ihre Feuersteine aneinander klackte.
Klack.
Klack.

Nach dem vierten Versuch funkelte die Schnur auf, brannte schnell runter und der Körper flog mit einem Zischen in die Luft. Am dunklen Himmel explodierte er feuerrot. Ein Zeichen, was in der ganzen Stadt zu sehen war.
Nachdem wieder Stille eingekehrt war und der Himmel nur noch von ein paar Sternen erleuchtet wurde, öffnete sich quietschend auf der anderen Seite des Dorfes – unweit von Liams, Shanayas und Farleys Ausgangspunkt – ein großes Tor...
Kurz darauf hallte ein seltsames Rattern durch die Straßen, was von der Dunkelheit durch das ganze Dorf getragen wurde.

Spielleitung für alle


Ein Hauch von Zusammenstoß ...
Sylas war noch gar nicht weit gelaufen – eigentlich nur um die nächste Ecke – als er mit jemanden zusammenstieß. In Alarmbereitschaft doch noch in einen Kampf gezogen zu werden, den er nicht als seinen sah, wollte er sich schon bereit machen, als er aber im Licht einer Rakete eine kleine Seitenstraße entdeckte. Diese führte zwar weiter in den Irrgarten der Straßen, aber irgendwann sicher auch hinaus aus dem Dorf. Und da sein Gegenüber nicht so aussah, ihn sofort anzugreifen, hatte er seine Entscheidung schnell getroffen.
Ohne den Mann eines weiteren Blickes zu würdigen oder sich zu entschuldigen, beeilte er sich, sich weiter von den Kampfgeräuschen zu entfernen. Da wieder Pistolenschüsse erklangen waren, hatte er keine Lust auf eventuelle Verfolger oder von einer verirrten Kugel getroffen zu werden. Was die Rakete zu bedeuten hatte und dieses seltsame Rattern, darüber machte er sich keine Gedanken.

Spielleitung für Aidan
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Aidan Sinclair
Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Keine Angabe
#95
Aufmerksam lehnte Aidan an der Wand und blickte zu den Sternen. Er wägte ab, dem Geräusch der Schüsse zu folgen. Nur ging es ihn nichts an, bedeutete Gefahr für Leib und Leben und außerdem sind ein paar Pistolenduelle nicht gerade beunruhigend unter Piraten. Folglich gewann seine Ruhe die innere Diskussion und so schweiften seine Gedanken ab. 
Abwesend spielte der schlanke Mann mit dem Dolch in seinen Händen, immer darauf bedacht, sich nicht noch einmal zu schneiden. Er mochte seine Finger und hatte nicht vor, sie frühzeitig zu verlieren. 
Der Tag heute war spaßig gewesen. Er hatte der guten Gelegenheit nicht widerstehen können, einfach Beute zu machen. Feste, vor allem Verlobungsfeiern waren für einen Reisenden mit flinken Finger geradezu die perfekte Chance, ein wenig Profit zu machen. Hier und da ein wenig Trinken und Essen, während der Arbeit. Ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen. Ein wenig zu einfach und gemütlich.
Schritte lenkten ihn ab und dann ein unerwarteter Stoß. Beinahe verlor Aidan das Gleichgewicht, mehr instinktiv als geplant fing er sich mit dem rechten Fuß nach hinten ab. Der Dolch fiel klirrend auf den Boden. Der stechende Schmerz sagte dem Mann, dass die Klinge ihn geschnitten hatte. Ein derber Fluch entfloh ihm und der Dunkelhaarige blickte sein Gegenüber wütend an, seufzte aber kaum eine Sekunde danach. Schwachsinn! Es ist meine Schuld. Der wusste doch gar nicht, dass ich da bin! Ermahnte Aidan sich selbst. 
Der andere Mann war nicht viel größer als er selbst, aber wesentlich stärker. Zumindest hatte es den Anschein. Flüchtig lies Aidan seinen Blick über den Fremden wandern, überlegte ob der eine Bedrohung war. Aber so wie der Blick des verletzten Mannes nach einigen Sekunden im roten Licht eines Feuerwerks in Richtung der Gasse fiel, wohl eher nicht. Der wollte eher ganz weit weg vom Dorf und anscheinend auch von den Schüssen. Sollte mir recht sein
Die Unfreundlichkeit des anderen beachtete er gar nicht, es war ihm egal. Viel Wert auf Höflichkeit legte er ja schließlich auch nicht. 
Viel eher interessierte es Aidan, wo diese Rakete herkam, denn offensichtlich hatten die Pistolenschüsse wieder angefangen. Und die Luft roch förmlich nach Ärger. In einem kleinen Dorf könnte sowas ziemlich schnell auch ihn betreffen, ob er es wollte oder nicht. 
Seufzend bückte er sich nach dem alten Dolch, steckte ihn wieder zurück in den Gürtel und betrachtete kurz den kleinen, aber tieferen Schnitt. Das war 's dann mit dem Versuch, heute keine Narben zu bekommen!
War nur die Frage, was er denn nun nachgehen sollte? Dem Rattern oder der Rakete? Das seltsame Geräusch klang nach was Großem. Also würde er sich wohl den Ursprung des Feuerwerks mal anschauen. Aufmerksam bahnte er sich seinen Weg Richtung Kai. Irgendwo dort war sie abgeschossen worden. 

[In der Gasse neben der Taverne | Alleine | Dann auf dem Weg zum Kai]
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Crewmitglied der Sphinx
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#96
„TREVOOOR!“

Trevor zuckte zusammen, als hätte ihm jemand etwas gegen den Kopf geworfen. Aber nein, war nur sein eigener Name gewesen. Etwas verdattert sah er sich um – da, Daggi! Daggi kam auf ihn zu! Überraaaaschung!

„Oh heeeeey!“

Er nutze eine seiner erhobenen Hände, um damit begeistert zu winken. Irgendwie funktionierte das mit dem Nicht-synchron-sein aber nicht so ganz, deswegen fuchtelte er stattdessen mit beiden gleichzeitig. Auch gut!

„Wo warst du denn?! Die haben auf mich geschossen! Geschossen! Die da, guck– Ey!“

Daggi packte seinen Arm, bevor er ihn auf den Haufen übergewichtiger Menschen aufmerksam machen konnte, die inzwischen erschreckend schnell auf sie zugewatschelt kamen. Gerade noch rechtzeitig sortierte er seine Beine, da riss der andere ihn bereits mit sich, durch Dunkelheit und Licht und Dunkelheit und wieder Licht, wie dramatisch!

„Ey, wo gehen wir hin?! Laufen wir etwa weg, wir laufen doch nicht weg, oder?! Die haben auf mich geschossen! Wollen wir nicht warten und fragen –“

Er versuchte ungelenk, sich im Laufen umzudrehen, und nach ihren Verfolgern zu gucken, stolperte dabei aber nur fast über seine eigenen Füße. Daggi hielt keinen Moment inne.

„Aber – aber die waren auf der Sphinx! Und Greg sagt immer –“

Er hätte auch dann abrupt innegehalten, wenn Daggi ihn nicht just in diesem Moment in eine Seitengasse bugsiert hätte. Der Griff um seinen Arm löste sich und Trevor wurde eiskalt. Und ein bisschen schlecht. Gedanken schlingerten wild durch den Alkohol in seinem Gehirn, die Welt drehte sich, es klickte und Trevor riss die Augen auf.

„Greg!“

Ruckartig machte er auf dem Absatz kehrt, wollte aus der Gasse stürmen, aber Daggi verflucht noch mal packte ihn schon wieder und –

„Aber Greg ist –!“

– auf dem Schiff!, hatte er schreien wollen, bei den seltsamen fetten Typen! Die auf mich geschossen haben! Aber Daggi hielt ihm den Mund zu! Was fiel dem Kerl eigentlich ein?! Trevor packte das Handgelenk des anderen und –

„Willst du sterben?! Wir helfen Greg, aber das muss vernünftig geschehen.“

Was, sterben? Beinahe hätte er schon wieder losgelacht. Er starb doch nicht! Hatte Daggi ihn nicht gesehen? Er war schon drei Mal nicht gestorben in den letzten fünf Minuten und drei war eine maaaagische Zahl! Und fünf bestimmt auch, irgendwo. Aber dann waren da noch die Wörtchen „helfen“ und „vernünftig“ und er war sich wirklich nicht sicher, ob er betrunken genug war, um sich so etwas wie einen vernünftigen Plan auszudenken. Urks. Okay. Ergeben hob er die Hände und hielt still, bis Daggi ihn tatsächlich wieder losließ. Trevor warf ihm einen sehr misstrauischen Blick zu und schob sich langsam die letzten Zentimeter zum Ausgang der Gasse. Vorsichtig lugte er um die Ecke.

Die waren ja gar nicht fett. Die hatten bloß komische Anzüge an, aus denen sie sich jetzt im Schein der Laterne herausschälten. Sie redeten auch, aber Trevor war viel zu beschäftigt damit, nicht in Gekicher auszubrechen bei dem Anblick, als dass er etwas Zusammenhängendes verstanden hätte. Irgendetwas mit „Schiff und ihre Leute zurück“, „Piraten“ und „Doc“. Oh verdammt. Er zog den Kopf rasch zurück, als sich die Männer aufteilten und zwei von denen in ihre Richtung kamen. Sein Herz schlug so schnell, irgendwo zwischen Wut und Vorfreude, was für eine Mischung!
Daggi hatte die Schritte offenbar auch gehört, denn er drückte Trevor die Harpune – oh hey, eine Harpune! Seine Harpune! – in die Hand und begann, sich auszuziehen. Moment, was. Trevor blinzelte. Doch, da fiel eindeutig Kleidung in der Dunkelheit zu Boden. Ganz schön viel Kleidung sogar, wer trug denn bitte so viel Kleidung, hatte der jetzt überhaupt noch was an?! Warte, war das jetzt schon der vernünftige Plan? So viele Fragen. Trevor war sich verdammt sicher, dass er gar nicht wieder aufhören würde zu plappern, wenn er einmal wieder damit anfing, also sah er bloß mit offenem Mund zu und nickte zu allem, was Daggi sagte.
Klar. Noch mal dasselbe machen. Konnte er. Er lies die Harpune von seiner rechten in die linke Hand fallen, verschätze sich mit dem Abstand und konnte das Stockdings gerade noch mit viel Händegefuchtel abfangen, bevor es klappernd aufs Kopfsteinpflaster gefallen wäre. Ha! Konzentration, Konzentration war eine tolle Idee, eine vernünftige Idee, apropos, wo war Daggi hin?! Bei allen Welten, der stand auf dem Kai und redete mit den beiden ehemals fetten Typen! Und Trevor durfte nicht raus oder wie?! Pah!

„Die haben dich ‚halb im Vorbeirennen ausgeraubt‘?“, fragte einer der Männer und Trevor fand, dass er viel zu misstrauisch klang. Wie unsympathisch. Sein Begleiter dagegen lachte. „Gierige Vollidioten, sag ich dir doch. Piraten. Er spukte Daggi vor die Füße und zog seinen Degen. Okay, das war jetzt unsympathisch. „Hey, warte–“, begann der erste, doch sein Freund drehte sich bereits um und stürmte in Trevors Gasse oh oh oh verdammt, das war der vernünftige Plan gewesen! Trevor stolperte zurück, zurück und direkt über Daggis Kleiderberg, verflucht! Der Typ wirkte genauso überrascht, ihn direkt hier anzutreffen, was Trevor eine winzige Sekunde Zeit verschaffte, um sich zur Seite zu rollen. Die Degenspitze bohrte sich neben ihn in den Stoff.

„EY! Nicht nett!“

Der Mann schüttelte den Stoff von seinem Degen. „Was jetzt, Pirat oder nicht?“

„Natürlich!“

Ah, ja, Augenblick, das war jetzt nicht so schlau gewesen, oder. Trevor setzte sich ein wenig zu schwungvoll auf, nur um sich im nächsten Moment wieder zurückkippen zu lassen, weil eine Klinge dort entlang sauste, wo sich eben noch sein Hals befunden hatte. Er wollte nach der Waffenhand greifen, aber was war denn das für ein dummer Stock in seiner Hand, egal, dann stach er eben damit zu, der Mann heulte auf und Trevor krabbelte rückwärts außer Reichweite, kam schwankend auf die Beine und– Harpune! Das war's, woah, er hatte eine Harpune! Hatte eine Harpune gehabt, denn jetzt steckte sie ganz schön tief in der Seite des Mannes, der fahrig danach griff. Trevor überprüfte kurz, ob seine Hände jetzt wirklich frei waren, man wusste ja nie, dann stürzte er vor, packte die Harpune und stieß sie erst weiter in den Körper des anderen, bevor er sie mit einem Ruck herauszog. Der Mann ging gurgelnd zu Boden. Hey, immerhin landete er weich auf Daggis Sachen. Trevor selbst stolperte zurück, bis er gegen etwas Weiches stieß. Ein Arm legte sich von hinten um seinen Hals und drückte mit voller Kraft zu.

Ach jaaaa, dachte Trevor, das waren ja zwei. Und: Uui, ein Feuerwerk!
[Mit Rúnar und zwei der Kopfgeldjäger in einer dunklen Seitengasse am Hafen]
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Crewmitglied der Sphinx
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dabei seit Apr 2016
#97
Immer wieder stahl sich eine Welle drückender Gänsehaut über ihren Körper, wenn Talin erneut zu würgen begann. Noch immer fühlte sich die Nordskov benebelt und ausgelaugt. Wagte es jedoch nicht für einen kurzen Moment innezuhalten und sich auszuruhen. Sie waren bei weitem nicht auf sicherem Gelände. Diese vier Männer bildeten nur einen verschwindend geringen Teil des ganzen Problems und es wäre absolut fahrlässig davon auszugehen, dass dieser Zwischenfall der letzte an diesem Abend bleiben würde. All das hier wirkte zu gut geplant. Zu durchdacht um purer Zufall oder gar Einbildung zu sein. Und wenn Skadi dem Bauchgefühl vertraute, das hier und da schmerzhaft an ihrem Körper zwickte, dann war der Kampf für Talin und sie nur aus einem Grund so glimpflich ausgegangen: sie waren nicht das eigentliche Ziel gewesen. Man hatte sie nicht töten wollen. Die andere Frage war, weshalb? Und noch während sie mit gezogener Waffe auf die Gasse starrte, dessen Dunkelheit nur zaghaft zwei menschliche Schemen Preis gab, dämmerte es ihr. Wie ein flüchtiger Gedanke, der sich schmerzhaft in ihre Eingeweide fraß. Der Angriff auf die Morgenwind. Das massige Damoklesschwert, das die letzten Wochen über ihren Köpfen gehangen hatte und nun – mit hoher Wahrscheinlichkeit – zitternd hinab gefallen war. Erst als Shanayas Stimme und wenig später die Liams die Gasse erfüllte, wagte es Skadi die verengten Augen zu öffnen. Bemerkte, wie ihre Lungen angespannt nach Sauerstoff verlangten und wohl seit etlichen Sekunden unter der plötzlichen Konzentration erstarrt waren. Ruckartig löste sie den Finger vom Abzug und schnaubte knapp. Versuchte damit das ungute Gefühl aus ihren Gliedern zu vertreiben, während sie Talin sanft mit der anderen Hand über den Rücken strich und das blonde Haar Strähne um Strähne zurückgleiten ließ. Das Würgen hatte schlagartig aufgehört. Ebenso das sanfte Zittern, das durch den zierlichen Körper direkt in ihre Fingerspitzen gedrungen war.

Mit einem knappen “Passt schon.“ entgegnete sie den Worten der Dunkelhaarigen und wandte erst den Blick auf Talin zurück, ehe sie begann den dritten und vierten im Bunde aus den Augenwinkeln zu mustern. Sowohl Liam als auch Shanaya und Farley schienen weitestgehend unbeschadet zu sein. Doch sie zweifelte keineswegs daran, dass alle drei dazu in der Lage waren etwaige Verletzungen herunterzuspielen und sich kaum anmerken zu lassen. Ob aus Stolz, Pflichtgefühl oder dem inneren Wunsch nicht zur Last zu fallen – das war wohl zweitrangig. Noch während sie Liam auf seinem Weg in Richtung der Leichen folgte und bei seiner knappen Berührung die brennende Gänsehaut in ihrem Nacken zu ignorieren versuchte, pressten sich die vollen Lippen zusammen. Formten kurz darauf Worte, die ungewohnt sanft und mütterlich ihre Kehle verließen.

“ Ich hoffe ihr seid wohlauf?“

Langsam wandte sich der dunkle Haarschopf herum. Musterte kurz Farley, dann Shanaya, ehe er erneut prüfend über die Dächer streifte und auf Liam hängen blieb, der bereits zurückkehrte und dicht hinter ihr zum Stehen kam. An der Unterhaltung beteiligte sich die Nordskov jedoch nicht weiter. Behielt lieber die Umgebung im Blick, während Talin den anderen von der Schießerei in der Taverne berichtete. Nur für einen kurzen Moment schweiften ihre Gedanken zu Enrique ab. Gestattetem dem Rumoren in ihrem Magen für einen Lidschlag die Oberhand zu gewinnen und die aufkeimenden Sorgen zuzulassen, die mit den Schüssen einher gingen und den Talins um Lucien wohl nicht unähnlich waren. Wurden jedoch ruckartig zerschlagen, als der Ton zu ihrer Seite rauer wurde und sie dazu zwang den Kopf herum zu drehen. Den Körper halb zu Liam gewandt, dessen Gesicht sie kurz nach dem eisigen Blick Talins in Augenschein nahm. Sollte sie sich wirklich in diese Diskussion einmischen? Stellung beziehen, wenn sie sowohl die Jüngere als auch den Musiker verstehen konnte? Tot brachten sie immerhin niemandem etwas. Doch die anderen zurück zu lassen, kam ebenso wenig in Frage. Allerdings widerstrebte ihr diese brutale Kälte, die der blonde Lockenkopf ausstrahlte. Und es hinterließ kleine Furchen auf ihrer Stirn, als sie sich letzten Endes herum wandte und mit ernster Miene zu Talin hinüber sah.

“Wir lassen niemanden im Stich… aber bei allem Respekt Talin… mit dieser Schulter wirst du kaum kämpfen können. Eher bist du verblutet.“

Wie von selbst legten sich die langen Finger der Jägerin beschwichtigend auf Liams Schulter und spürten für einen kurzen Moment das weiche Fell Sinecas, deren pelziger Leib auf die andere Seite des Älteren geklettert war.

“Bevor wir also wie Wildgewordene davon stürmen, sollten wir uns …“

Weiter kam die Nordskov allerdings nicht mehr. Wie ein Kanonenschlag zerbarst die zweite Rakete an diesem Abend in schillerndem Rot am Nachthimmel. Lenkte den Blick der Dunkelhaarigen ruckartig auf die schillernden Funken und presste ein dumpfes, bedrohliches und bebendes Gefühl in ihre Magengrube.

“Was zur Hölle.“, flüsterte sie leise und wandte sich, Liam immer noch an der Schulter ergriffen, vollends zu ihm herum.
Das braune Augenpaar auf das nun mehr dunkel gewordene Sternenmeer gerichtet und aufmerksam in die abrupte Stille hinein horchend. Bis zu jenem Moment, indem sich zwischen das starke Klopfen ihres Lebensmuskels ein weiterer Laut mischte. Ein beständiges Klackern. Nein. Ein Rattern. Skeptisch und aufgewühlt schnellten die braunen Iriden auf die feinen Züge Liams, versuchten in dessen Miene eine Antwort auf die tausend Fragen zu erkennen, die sich in ihrem Kopf überschlugen. Nur um sich dann schlagartig zu Shanaya, Talin und Farley herum zu drehen.

“Wir müssen schleunigst runter von der Straße. Sofort.“

Und mit einem letzten Blick hechtete sie an Liam vorbei auf die Leichen zu. Griff gezielt nach einem Dolch, einer Pistole, Munition und einem Satz voll Wurfmesser, ehe sie zur Gruppe zurück sprintete und fieberhaft in der Dunkelheit nach Fenstern und Türrahmen Ausschau hielt. Hatte sie sich bereits bei ihrem ersten Fluchtversuch auf die Dächer der Stadt gewünscht, bäumte sich das Verlangen unbarmherzig in ihrem Inneren auf. Denn nirgends waren sie sicherer als in den luftigen Höhen über der Stadt.

[erst schützend vor Talin in der Seitengasse | dann bei Shanaya, Talin, Liam und Farley | nach dem Feuerwerk bei den Leichen und auf dem Rückweg zur Gruppe ]
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Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Nov 2016
#98
Schwindel und Übelkeit wollten sich in Enrique breitmachen, als er dort auf dem Boden zwischen ihnen lag, doch Cealls Schlag scheuchte sie zurück, zumindest weit genug, dass der Schwarzhaarige weitermachen konnte.
Fast schon amüsiert hielt er den Blick des Schmugglers stand. Vielleicht hatte er überstürzt gehandelt, aber es war definitiv die richtige Entscheidung gewesen.
Dann unterbrach etwas Anderes das Blickduell und ließ ihn auf die Bretter des Tisches schauen:
Der Anführer lebte noch.
Ein unverständlicher Fluch glitt über Enriques Lippen. Es blieb also abzuwarten, wieviel er erreicht hatte.
Kaum waren die entsetzten Rufe verklungen geschah das nächste Unvorhergesehene:
Sylas türmte.
Das war, genau wie der umgeworfene Tisch, eigentlich gar keine so schlechte Idee. Es müssten nur alle mitziehen. Da das auch ihn beinhaltete, brachte de Guzmán sich wieder in eine hockende Position, umklammert erneut das Tischbein und brauchte einen Augenblick um die Welt anzuhalten. Sich zu betrinken war definitiv eine völlig beschissene Idee gewesen.
Und Sylas blieb verschwunden. Kein Hinweis darauf, dass er noch hinter dem Fenster war und sie unterstützte. '¡coño!'
Kaum aber, dass er sich so weit berappelt hatte, dass der Dunkelhäutige etwas, bezüglich gemeinsam fliehen, hätte sagen können, stürzte sich Hayes in den Kampf.

"No tan loco como tú", nuschelte Enrique und machte sich weder die Mühe laut noch deutlich genug zu sprechen, dass der ihn verstehen würde, musste er doch gegen eine neue Welle von Übelkeit ankämpfen.

Einen Augenblick lang dachte er sich dann, dass er sich Luciens Fluch merken sollte. Der war erstaunlich kreativ, doch dann blaffte der ihn an und trieb damit jeglichen Trotz und Widerstand in ihm auf die Beine. Womit ihm auch der Fluch aus den Gedanken glitt.

"Vergiss es!", knurrte er zurück.

Der schwarzen Blick bohrte sich stumm und wütend in den Luciens, bis der sich abwandte, weil er einfach keine Zeit mehr hatte, wenn er seinem Freund noch helfen wollte. Ein "No" folgte ihm so leise das der Grünäugige es über den Lärm wahrscheinlich nicht hörte. Mochte die betrunkene Stimme noch so wenig Widerworte dulden, alles was sie derzeit erreichte war, dass Enrique seinen weiteren Protest für sich behielt.
Noch einmal würde er keinen aus seiner Crew verlieren, wenn er es verhindern konnte. Das hatte er sich geschworen.
Und derzeit konnte er noch verdammt viel tun.
Den Capitán zurücklassen kam zudem nicht in Frage:
Talin würde, so der nicht zurückkehrte, sehr wahrscheinlich behaupten, er hätte ihren Bruder feige im Stich gelassen, um sein eigenes Leben zu retten und ihn möglicherweise von Bord werfen. Aber er würde sich von ihr nicht einen Feigling schimpfen lassen! Auch nicht wenn sie es nur aus Trauer und Wut tat.
Und wie war das mit gemeinsamen Feind?
Außerdem hatte er da noch eine Rechnung offen, und zwar mit dem, der sich verkriechen wollte. Drückeberger, die nicht mit ihren Männern in der ersten Reihe kämpften, konnte er derzeit gar nicht verknusen. Er kam überhaupt nicht darauf, dass er den Anführer vielleicht so schwer verletzt hatte, dass der zum Kämpfen gar nicht mehr in der Lage war.
Und er würde nicht ohne Cornelis Dolch von hier verschwinden. Zumindest nicht, so lange er noch eine Chance sah, ihn wiederzubekommen.

Seine Finger tasteten nach der Geschwisterklinge, die, die er vorher hier abgelegt hatte, stießen dagegen und schlossen sich um den Griff. Gerade rechtzeitig, als der vom Stuhl getroffene Angreifer sich anschickte Lucien in den Rücken zu fallen. Der Mann wollte sich just am Nachbartisch hochziehen, da schnellte der ehemalige Offizier auf ihn zu, packte ihn am Kragen, riss ihn gegen sich und mit sich um. Ein kurzer Schnitt, ein ersticktes Gurgeln und ein weiterer Kopfgeldjäger war endgültig aus dem Rennen.
Dann hieß es schnell sein:
Die verbliebenen Vier hielten inne, überlegten, ob sie weiter zu Enrique vordringen sollten oder doch besser in den Kampf eingriffen, um ihren Kameraden zu helfen. Die Waffen schwenkten zu Luc und Ceall herum, zielten.
Irgendwie schaffte es der Schwarzhaarige auf die Knie und in Wurfposition. Cornelis zweiter Dolch flog und bohrte sich in die rechte Schulter des nächsten Angreifers, die eben noch gehaltene Pistole polterte zu Boden, während der 26-jährige seinen Säbel zog und mit wütendem Aufbrüllen auf die Füße kam und auf die Männer zustürmte.
Maldita! Er hatte auf das Herz gezielt!
Zwei wichen förmlich in Josiahs Klingen hinein zurück, der wie aus dem Nichts hinter ihnen auftauchte, und schossen, ohne sich Zeit zum Zielen zu nehmen, auf Enrique, der Verletzte duckte sich zur Seite aber der Vierte zielte und schoss trotz allem auf Dravean.

Die Kugel jagte auf ihn zu, erreichte Lucien, als jener sich seitwärts auf Ceallagh zubewegte und traf, nicht wie gewollt das Herz, sondern die Flanke, riss ihm Kleidung und Haut auf, schrammte über eine Rippe, prallte ab und schlug kurz darauf die Wand hinter ihm ein.

Doch auch Enrique kam nicht ungeschoren davon. Es war einer der ungezielten Schüsse, der ihn in die linke Schulter traf und zum Stolpern brachte. Adrenalin und Alkohol hielten ihn auf den Beinen und ließen ihn auch diesen Treffer zunächst kaum spüren, gab es für den Esteroaner doch immer noch ein Ziel, das sich nicht bewegt hatte. Mit noch immer reichlich Wucht zog der ehemalige Offizier dem Kopfgeldjäger, der auf Luc geschossen hatte, seine Klinge quer über Rücken und Leiste und schickte ihn zu Boden.

***

Damit war der Kampf fürs Erste vorbei. Der letzte stehende Gegner taumelte rückwärts gegen die Wand und hob die Hände so gut er konnte, der Andere wandte sich stöhnend am Boden, von Wirt und dem unscheinbaren Mann war nichts zu sehen und der Letzte, ein recht junger Mann, der unbeachtete die ganze Zeit die Wirtshaustür bewacht hatte, war, bereits während des Gemetzels, zur selbigen hinaus gestürzt und rannte. Er musste die anderen warnen, dass der Part in der Kneipe, trotz des Alkohols, komplett nach hinten losgegangen war. Draußen stoppte ihn kurz das Feuerwerk, dann hastete er weiter, wissend, was er jetzt zu tun hatte.

Im Schankraum hielt sich der getroffene Kopfgeldjäger die Schulter und suchte einen Ausweg, ging er doch nicht davon aus, dass die Piraten ihn leben lassen würden. Zum zerborstenen Fenster und zur Tür versperrten sie ihm den Weg, die Tür zur Küche und damit zum Hinterausgang versperrte der Tresen aber die Tür zum Lagerraum stand offen und der Weg war frei. Da ihn die Klinge beim Laufen behindern würde, packte er sie mit der Linken und zog sie heraus, als er sich zur Seite warf und beschleunigte. Hoffentlich waren sie zu sehr mit ihren eigenen Verletzungen beschäftigt ...

Hinter der Theke hatte der Anführer, nachdem er Blondie losgeschickt hatte, nicht lange gefackelt, sondern den Wirt angewiesen, sie beide so schnell wie möglich aber ohne aufzustehen in die Küche zu bringen. Jetzt, als da draußen der Kampfeslärm verstummte und das flammendrote Feuerwerk die Landschaft hinter den Fenstern gespenstisch erhellte, waren die Beiden längst auf den Füßen und schon fast durch die Küche hindurch, der Flur zum Hinterhof und ein weiterer seiner Männer zum greifen nahe.
Verdammt! Es waren nur drei besoffene Piraten gewesen! Gegen ein gutes Dutzend von ihnen. Selbst der Nachzügler hätte keinen großen Unterschied machen sollen. Aber anstatt aufzugeben hatten sie angegriffen. Und dann war dieser Mann aufgetaucht, der, wenn er sich nicht täuschte, schon länger gesucht wurde.
Sie mochten größtenteils unbeschriebene Blätter sein, aber diese Crew bestand eindeutig aus Teufelskerlen, die obendrein das Glück gepachtet zu haben schienen.


"Schneller!", grollte er, wohl wissend, dass er sich damit verausgaben würde.

Der Wirt nickte schweigend und beschleunigte seine Schritte.


***

Drinnen straffte sich Enrique, sah sich um, dann mischte sich grün mit in sein ungewöhnlich dunkles Gesicht und er schwankte. Die Übelkeit von vorhin wallte wieder auf.
'¡Ahora no, maldita sea!'
Für einen Moment mußte er sich schwer auf einem Tisch aufstützen, wunderte sich über die Schwäche in seinem linken Arm und schaffte es trotzdem irgendwie auf den Füßen zu bleiben. Ihm war heiß, aber er würde jetzt nicht aufgeben oder zusammenbrechen. Das rote Feuerwerk bekam er nicht mit.

Josiahs Worte ließen die Wut wieder hochkochen. Der ehemalige Offizier überließ es den anderen zu antworten, stieß sich ab und sah den einen Angreifer zur Kammer hetzen. Doch das war nicht sein Ziel. Er wollte den Anführer. Wenig Schritte brachten ihn zum Ende der Theke und um sie herum, er rechnete damit Ausweichen zu müssen.
Um so überraschter war er, den Bereich dahinter leer vorzufinden.

Verwirrt und schwankend stand er einige kostbare Sekunden da, ehe er "Verdammt, sie sind weg." meinte und sich erneut, ohne darüber nachzudenken, in Bewegung setzte. Dieses Mal mit Ziel Küchentür.

{ In der Kneipe, erst hinter dem Tisch | dann mitten im Kampf |
| am Ende hinter dem Tresen | bei Josiah, Lucien und Ceallagh }
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Crewmitglied der Sphinx
für 545 Gold gesucht
dabei seit May 2019
#99
Ein brennender Schmerz durchfuhr seine Schulter und ließ Ceallagh für einige Herzschläge lang die Luft anhalten. Fast schien es ihm als verlangsamte sich die Welt zunehmend. Begleitete ihn in seinem Fall, nur um mit dreifacher Beschleunigung voran zu schreiten und ihn noch härter auf den Boden der Taverne zu pressen. Der Schmerzenslaut verkeilte sich jäh zwischen den hellen Zahnreihen, die er krampfhaft aufeinander presste und mit Händen und Füßen versuchte den massigen Leib des Bewusstlosen von sich zu schieben. Nur unterbewusst bemerkte er, wie der Schemen Luciens an ihm vorbei hechtete und den Schützen in die Knie zwang. Kurz darauf selbst dazu überging mit einem gezielten Schuss das Gesicht eines Zweites zu zerfetzen und mit einem geblafftem Befehl in seine Richtung den Rückzug einzuläuten.
“Schon dabei…“, gab der Hüne knirschend zu Protokoll und presste noch in der Hocke die Hand auf die blutende Schulter. Kam jedoch kaum weiter, als sich aufzurichten und mit geduckter Haltung einem erneuten Kugelhagel zu entgehen. Bemerkte nur aus den Augenwinkeln die Silhouette Enriques und eines weiteren Mannes, deren Klingen schimmernd voraus schnellten und Schlag um Schlag einen Kopfgeldjäger nach dem anderen in die Ewigkeit schickten. Dieses Gemetzel war widerwärtig. Und es widerstrebte dem Blonden Teil dieses Chaos‘ zu sein. Sich mitten im Auge des Sturms aus Blut, Hass und Leichen zu befinden und nichts anderes tun zu können, als um sein Überleben zu kämpfen.  Erst das abrupte Aufatmen vor ihm, richtete die wachsamen blaugrünen Augen zurück auf den schmalen Körper Luciens und stellte sämtliche Härchen in seinem Nacken auf. Die Kugel sauste knapp an seinem Kopf vorbei und hinterließ winzige Tropfen dunklen Blutes auf seinen Zügen.  Entsetzt starrte Ceallagh einen Herzschlag lang auf den Rücken seines Freundes. Spürte seinen Puls jäh in seinen Ohren wummern, ehe er voraus schnellte, um Lucien stützend aufzufangen. Dabei den Schmerz unterdrückend, kaum das der Dunkelhaarige gegen seine linke Schulter prallte.
 
“Hab dich.“, flüsterte er kaum vernehmbar, ließ die Augen prüfend über die breite Schulter Luciens gleiten und wandte den hellen Haarschopf zu Josiah hinüber, dessen Worte unter der plötzlichen Stille des Kampfes wie ein Befreiungsschlag wirkten. Enrique hatte sich nach einer letzten martialischen Attacke auf einen der Tische gestützt und wirkte kaum mehr wie das blühende Leben. Ceallagh wusste, dass sein Körper ihm bald den Dienst versagte, wenn er sich in seiner überschäumenden Wut nicht bremste. Betrunken und schwer verletzt – das war eine ungemein schlechte Kombination für den weiteren Verlauf dieses Abends.
 
“Du meinst die Großfresse? Die hat das Weite gesucht, kaum dass der erste Schuss gefallen ist…“
 
Dem Hünen war es in diesem Augenblick egal, dass der Fremde weder wusste wer er war, noch wie er hieß. Es änderte in seinen Augen nichts an der Situation und an der Antwort seiner Frage, die immer noch im Raum schwebte, während sich Ceallagh versuchte zu sammeln und geistig auf die nächsten Schritte vorzubereiten. Wenn er die Situation recht überblickte – und bei dem ganzen Chaos und Handgemenge, in das er verwickelt gewesen war, erschien ihm das wie eine Mammutaufgabe – gab es vier Problemherde: der verletzte Kopf dieser Gruppe mitsamt Wirt, der türmende Wachposten an der Tür und das blasse Gesicht, das mit Dolch in der Schulter in Richtung Nebenraum verschwunden war. Und das erneute Explodieren einer Rakete am Nachthimmel, dessen roter Funkenflug den Innenraum der Taverne in mattes rotes Licht tauchte. Was für eine Scheiße lief hier eigentlich ab? Wie viel gab die Marine auf das Kopfgeld eines vermeintlichen Offiziers, der angeblich an der Sprengung eines Marineschiffs beteiligt gewesen sein sollte? Ganz davon abgesehen, dass es Zeugen brauchte, die das Überleben des Dunkelhaarigen versicherten, stand doch hier eine Stellung in Frage, die nur mit viel Druck von oben in Schieflage gerückt werden konnte. Was im Namen der Götter hast du angestellt de Guzmán, dass sie dich so dringend drankriegen wollen?
Lucien regte sich. Riss Ceallagh mit seiner Gewichtsverlagerung aus den Gedanken und lenkte den wachsamen Blick aus blaugrünen Augen von dem Gleichaltrigen auf die eigenen feinen Züge. Nur langsam richtete sich der Blondschopf zur vollen Größe auf, während sich sein Freund auf die eigenen Beine zurück schwenkte und sich von ihm entfernte. Sein eigner pochender Schmerz in der Schulter war fast schon zweitrangig geworden, blieb das wachsame Augenpaar unverwandt auf Lucien geheftet. Bis zu jenem Augenblick als Enrique fluchend das Wort erhob. Ceallagh brauchte einen Herzschlag, um die neue Position des Dunkelhaarigen auszumachen. Verengte jäh die funkelnden Iriden, als jäh Bewegung in den Esteoraner zurückkehrte und ein Brennen in Cealls Muskeln frei setzte. Das war doch jetzt ein verdammter Witz, oder?!  War dieser Dummkopf ernsthaft auf dem Weg den beiden Flüchtigen hinterher zu hetzen?
 
“Dieser Vollidiot.“, drang es bitter und grollend aus Ceallaghs Kehle.  Schon damals hatte er das bebende Temperament des Dunkelhaarigen miterlebt und nur milde belächelt. In der wohligen Gewissheit, dass es ihn  – ohnehin gefangen und angekettete – nicht mehr schlimmer treffen konnte. Doch nun ritt ihn diese blinde Wut in ein unkontrollierbares Chaos, das nicht nur ihn, sondern ebenso Lucien mit hinein zog. Und dessen Anblick war es letztlich, der die wütende Hitzewelle just durch seinen eigenen Körper jagte und als dunkle Schatten auf seine Züge legte.
Mit einem kurzen Seitenblick auf die immergrünen Augen seines Freundes, vergewisserte er sich, was er nicht auszusprechen brauchte. Sah in dem kurzen Funkeln, das zu ihm hinauf blitzte, dass der junge Dravean wohl denselben Gedanken hegte wie er selbst. Und mit nur einem knappen Nicken wandte sich der hoch gewachsene Hayes  herum und ließ Lucien und Josiah allein im Schankraum zurück. Schenkte seinem Freund aus Kindertagen im Vorbeigehen nur ein brummendes “Ich kümmer mich drum.“, ehe er Enrique mit schnellen Schritten hinterher jagte und mit gezielten Sprüngen über die Leichen, Stühle und Tische hinweg setzte. Das stetige Pochen in seiner Schulter ignorierte er für den Moment, in dem er den dunklen Haarschopf des Offiziers fixierte. Es gab wichtigeres, um das er sich jetzt kümmern musste. Dinge, die nicht aufgeschoben werden konnten, bis sich die Wogen glätteten. Weil es kaum dazu käme, sollte de Guzmán sein Ziel erreichen und in den nächsten Strudel aus Verwüstung geraten.

Mit einem einzigen Satz beschleunigte Ceallagh seine Schritte und packte Enrique fest an den Schultern. Verlor durch dessen unsicheren Tritt und die fehlende Kraft seines eigenen Arms jedoch das Gleichgewicht und krachte mit ihm zu einer menschlichen Kugel verschmolzen lauthals durch die Küchentür. Hart drückte sich der Boden auf seine Schulterblätter, presste ihm in einem Sekundenbruchteil jegliche Luft aus den Lungen, während der Dunkelhaarigen wie ein blutender Mehlsack auf ihm lag und zappelte. Doch Ceall verschwendete keine Zeit. Rang den Offizier mit einer geübten Drehung herum und kniete nun über ihm. Das eine Knie auf die unverletzte Schulter gedrückt und mit der linken, schwachen Hand sanften Druck auf die frische Schusswunde ausübend. De Guzmán musste schmerzhaft begreifen in welcher Lage er gerade steckte, bevor er noch vollends die Kontrolle verlor und sich in seinem betrunkenen und verletzten Delirium umbrachte. Denn die blassen Züge, die Ceallagh wachsamen ins Auge fasste, zeugten wortlos vom körperlich miserablen Zustand des Dunkelhaarigen.
 
“Verdammt nochmal de Guzmán. Hör auf uns noch weiter in die Scheiße zu reiten. Du wirst noch dabei draufgehen!“
 
Hatte er die Worte bereits ausgesprochen, zischte etwas an seinem Kopf vorbei. Streifte sein Ohr nur um Haaresbreite und drang zitternd und klappernd in das Holz der Küchentür in seinem Rücken. Irritiert und perplex wanderten die grünblauen Augen hinauf. Erspähten erst im zweiten Anlauf den Leib des Wirtes und des Anführers, dessen Fluchtversuch jäh am anderen Ende des Raumes geendet und in den Schutz einer Kiste geführt hatte. Mit einem tiefen Grollen in der Kehle kletterte der Hüne von Enrique hinab, ließ sich sicher auf die Füße gleiten und schielte prüfend die Seitenwand hinauf. Ruckartig blieben die wachsamen Iriden auf einem Messerblock hängen. Bingo. Ohne zu zögern sprang der Schmuggler zur Seite und entkam  nur knapp einem zweiten Messerwurf.
 
“Jetzt hab ich aber die Schnauze gestrichen voll.“, blaffte er in das gedimmte Licht und umfasste den Griff eines filigranen Filetmessers. Ließ kaum eine Sekunde verstreichen, bis er den ersten Wurf gezielt in jene Richtung lenkte, aus der ihn panische Augen musterten und versenkte die Spitze des schimmernden Metalls mit einem splitternden Geräusch im oberen Drittel der Kiste.
Während sich seine Angreifer zuversichtlich in Sicherheit wähnten und bereits erneut die Köpfe hinter ihrem Versteck hervor wagten, warf der junge Hayes bereits ein zweites Messer aus dem Block und verfehlte nur um Haaresbreite den Scheitel des Wirts. Fluchend presste dieser seinen Anführer schützend zu Boden, ließ einen Schwall wütender Beschimpfungen hervor sprudeln, ehe er nach der Pistole am Holster seines Komplizen griff und sie zu laden begann. Doch vergebens.
 
“Das würde ich sein lassen.“
 
Mit einem süffisanten Grinsen stand Ceallag bereits über die beiden gebeugte, stütze sich mit einem Knie auf dem Deckel der Kiste ab, während er kaum eine Sekunde verstreichen ließ und die zwei gusseisernen Pfannen in seinen Händen auf die Kontrahenten hinab regnen ließ. Bewusstlos sackten die Körper zu Boden. Ebenso die Pfanne in Ceallaghs linker Hand, dessen Zittern durch das unbarmherziges Pochen in seiner Schulter nun nicht mehr zu ignorieren war. Er konnte nur auf einen glatten Durchschuss oder eine früh gestoppte Kugel hoffen. Denn heraus puhlen konnte er sich das Ding wohl kaum selbst. Und ob der Rest der Bande, dessen einen Teil er mit ernstem Blick ins Auge fasste, dazu überhaupt in der Lage war, schien fraglich.
 
“Hey.“
 
Für einen Augenblick herrschte Stille in dem kleinen Raum, dessen Halbdunkel schlagartig an Bedrohlichkeit verlor.

“Wenn du nochmal versuchst abzuhauen... “
 
Weiter sprach er nicht. Hob nur demonstrativ die verbliebene Pfanne in seiner Hand und… gluckste? Ja, er gluckste. Weil diese Situation über die Maße absurd und kaum zu glauben war. Und es ihm besser erschien, über den Schmerz hinweg zu lachen, der ihm etwas Farbe aus der Miene trieb. Zumindest für den Moment.

[erst direkt hinter Lucien | dann Enrique hinterher in die Küche ]
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Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Jun 2019
Rúnar musste sich davon abhalten, das Gesicht zu verziehen, als der eine Kerl auf den Boden spuckte -- nur eine handbreit neben seine Stiefel -- und dann vor in die Gasse rannte. Rúnar hielt den Atem an um nicht offensichtlich aufzuatmen.

Perfekt. Hoffentlich machte Trevor mit.

Und hoffentlich machte der andere Kerl auch noch mit.

Am besten jetzt.

Aber er seufzte, zog dann gemächlich seinen Degen und folgte seinem Begleiter in die Gasse. Oder er wollte es zumindest. Er stoppte, als Rufe aus der Gasse tönten. Der andere Kerl drehte sich zu Rúnar um und Rúnar schlug entsetzt die Hand vor den Mund. "Oh, Scheiße." Das galt sowohl ihm selbst als auch der Farce gegenüber der beiden Fremden. "Die sind wohl nicht weit gekommen." Rúnar ging ein paar Schritte zurück, streckte dann bittend die Hände nach vorne und sagte: "Bitte helfen Sie mir, die haben mir alles abgenommen."

Der Kerl schüttelte den Kopf, sagte aber: "Ja, ja, wir helfen Ihnen ja. Wir wollen diese Piraten mehr als Sie Ihr Eigentum zurück wollen, das können Sie mir glauben." 

Ja, mache ich und jetzt geh.

Der Kerl rannte Richtung Gasse, rief irgendwas, aber Rúnar hörte nicht mehr zu. Er würde gleich sehen, dass Trevor allein war und dass ein Haufen Klamotten bei ihm in der Gasse lagen und Rúnar konnte nicht riskieren, dabei zu sein, wenn er eins und eins zusammenzählte. Er rannte. Nicht allzu weit weg, nur zur nächsten dunklen Gasse.

Ein wuchtiger Schlag in seine Seite schlug ihm die Luft aus den Lungen. Es haute ihn aber nicht um -- er taumelte zur Seite, nahmen einen tiefen Atemzug.

"Hinterhältiger Piraten-Abschaum!", hörte er neben sich. "Dachtest du, du könntest--" Aber er hörte den Rest nicht, zu beschäftigt damit einem Degenstich auszuweichen. Nächster Stich -- Rúnar kickte gegen die Klinge, taumelte nochmal, aber er hörte ein metallisches Geräusch auf den Pflastersteinen.

"Bastard!", schrie der Kerl, ließ seinen Degen liegen und rammte Rúnar noch einmal. Aber Rúnar war vorbereitet und stemmte sich gegen den Typen, umgriff beide Handgelenke. Seine Sohlen rutschten einige Zentimeter über den Boden. Er war viel schmächtiger, viel schwächer als der Fremde. Er musste ein paar Schritte machen, sonst läge er gleich am Boden. Und noch ein paar Schritte, und noch ein paar Schritte, und er hörte plätscherndes Wasser.

Er nahm seine letzte Kraft zusammen und mit einem Aufschrei schwang er den Kerl zur Seite. Die Welt drehte sich, die Luft blieb wieder weg. Er spürte den Luftzug in seinem Nacken, die steinerne Kante an seinen Schulterblättern. Er rührte sich nicht, ließ die Augen geschlossen. Die Muskeln in seinen Armen und seine ganze linke Körperhälfte brannten. Und dann ließ der Typ ihn einfach liegen. 

Gut. Gut. Er musste liegen bleiben, alles andere wäre sein Tod.

Ein Pfeifen und ein darauffolgender Knall ertönten -- noch eine Rakete.

Dann war kurz alles still.

Zu still.

Scheiße.

Rúnar stand wieder auf -- ohne unerträgliche Schmerzen, den Göttern sei Dank -- und rannte zurück zur Gasse, in der er Trevor, seine Harpune und seine Kleidung gelassen hatte. Davor lag der Degen den er dem Fremden eben aus der Hand gekickt hatte. Er hob den ihn auf.

Der Anblick in der Gasse war gut und schlecht: Der eine Kerl war tot, Trevor lebte noch -- aber gleich wahrscheinlich nicht mehr. Mit dem Rücken zu Rúnar stand der Fremde und er hatte Trevor so fest im Griff, dass Rúnar seine rechte Faust über seiner linken Schulter sah. 

Rúnar stürzte auf den Kerl zu, packte die Rückseite seines Mantels und stieß ihn nach vorn. Er ächzte, lockerte seinen Griff um Trevors Hals und Rúnar zog ihn nach hinten, zur Seite, schnellte mit der Klinge des Degens auf das Gesicht des anderen zu -- eine Hand am Griff, die andere an der Klinge. 

Refexartig packte der Kerl die Klinge und Rúnar drängte ihn nach hinten. "Nein, nein, nein!", rief der Fremde frustriert. Weiter nach hinten. Er konnte nichts tun oder er würde seine Finger verlieren. Weiter nach hinten. Oder wahlweise sein Gesicht. 

Der Kerl schrie und hielt sich am Degen fest, als er über die Kante der Kaimauer nach hinten kippte. Rúnar schaffte es gerade noch rechtzeitig, den Degen selbst loszulassen. Er hielt seine blutende Hand von sich weg als er sich auf den Weg zurück in die Gasse machte. "Trevor!" rief und war ein wenig überrascht über die Besorgnis, die in seiner Stimme mitschwang.

Erst jetzt fiel ihm das Rattern auf und er fügte hinzu: "Was ist das für ein Geräusch?"

{ Mit Trevor und jetzt nur noch einem der Kopfgeldjäger in den Gassen | Kopfgeldjäger → Wasser }
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