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Kapitel 6 - Mondlose Nacht
Crewmitglied der Sphinx
für 250 Gold gesucht
dabei seit Apr 2016
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#71
Jedes Knirschen trieb die feinen Härchen ihres Nackens erneut in die Höhe. Fühlten sich ihre Bewegungen langsam und zähflüssig an, erlag die Nordskov beinahe dem Glauben, dass das Adrenalin in ihren Adern die Zeit verlangsamte. Ihre eigene wohl bemerkt. Hatte sie gerade noch die Flasche verschlossen und am Gürtel befestigt, trat bereits die erste Silhouette in ihren Augenwinkel. Instinktiv presste sich die Dunkelhaarige dichter an die Hauswand, beobachtete in einem scheinbaren Rausch, wie die Augen des Mannes sich weiteten, während seine Hand mit gezogener Waffe hinauf schnellte und Talin schlagartig im Zentrum der Seitengasse stand. Wie in einem Mechanismus griff Skadi gezielt nach dem schmalen Rohr an ihrer Seite und fixierte bereits den ersten Angreifer, während Talin voraus hechtete und ihren gezogenen Dolch tief im Magen des Zweiten versenkte. Spürte, wie sich ihr Oberkörper automatisch voraus lehnte und der Herzschlag Sekunde um Sekunde verlangsamte. Die Ruhe eines Jägers. Ein Gefühl, das ihr gleichsam vertraut wie fremd vorkam. Und noch während Skadi den ersten Pfeil in die Öffnung des Blasrohrs schob und mit einem gezielten Schuss die Spitze des Giftpfeils im Hals ihres Kontrahenten versenkte, trat "kaputtes Knie" in das schummrige Licht der Seitengasse und versenkte seinen Dolch wenige Zentimeter in der Schulter des blonden Lockenkopfes. Wie in Zeitlupe bewegten sich die Umstehenden, während Skadi selbst stehen blieb und mit geweiteten Augen auf Talin blickte. Eine beklemmende Stille setzte jäh ein und zerbarst in tausend Stücke, als die Worte der Jüngeren ertönten. So laut, dass Skadi kaum mehr über ihre nächsten Züge nachdachte. Wie von selbst schnellte ihr Körper im Halbdunkel voraus, dem Angreifer entgegen, der so sehr auf den Lockenkopf fixiert war, dass er die Dunkelhaarige in seinem Rücken kaum wahrnahm. Ballte die Linke mitsamt Pfeilen zu einer Faust und versenkte sie gezielt in der Niere. Setzte im Anschluss zwei, drei geduckte Schritte voraus und tauchte im selben Augenblick mit einer Drehung unter den angehobenen Armen hindurch, als sich der Ältere vor Schmerz schreiend nach seinem Angreifer herum wandte. Presste in einer schnellen Aufwärtsbewegung die zweite Faust mit Blasrohr von unten gegen den Oberarm und hörte wie das Kugelgelenk der Schulter knirschte und knackte. Umklammerte beinahe im selben Moment  mit  der nun mehr freien Hand das Handgelenk und zog es in einer schnellen Abwärtsbewegung neben sich. Ein Mark erschütternder Schrei hallte durch die Seitengasse, als der Arm aus der Pfanne sprang und ein Inferno im Körper ihres Angreifers zurück ließ. Doch das, was Skadi zum Aufatmen brachte, war nicht der Schmerz, der sich auf dem bärtigen Gesicht ausbreitete, sondern das metallene Scheppern, das die hinab fallende Waffe auf dem Kopfstein hinterließ. Sie hatten nicht mehr viel Zeit, um die Situation zu ihren Gunsten zu wenden. Und lauschte die Dunkelhaarige nur eine Sekunde den Signalen ihres Körpers, war da bald kein Riegel mehr, der ihre Übelkeit im Zaum halten konnte. Viel Zeit zum Nachdenken blieb ihr also nicht mehr. Lediglich das, was ihr Unterbewusstsein ihr suggerierte. Die Bewegungen, die es ihren Muskeln übermittelte und  ihr dabei half, die letzten Züge für sich zu entscheiden. Ruckartig schob Skadi ihr Bein zur Seite, nutzte dadurch das schwankende Gleichgewicht ihres Gegners und  riss ihn mit einer schnellen Rückbewegung zu  Boden. Intensivierte seinen Fall nur noch zusätzlich mit ihrem eigenen Körpergewicht voraus und schickte ihn ins Land der Träume, kaum dass sich der kurzweilige Schwindel legte und ihr Ellenbogen unter einem stechenden Schmerz seitlich den Schädel des Mannes traf.

Mit einem tiefen Atemzug glitt der hoch gewachsene Körper seitlich von der Brust hinab, auf der sie kniete, und wandte die dunklen Augen bereits in der Bewegung über die Schulter zurück, um das schimmernde Metall der Pistole auf dem Kopfstein zu erspähen. Doch der Alkohol verlangsamte schlagartig ihre Reaktion und brachte ein dumpfes Pochen zurück in ihre Kehle. Nicht mehr lange und sie konnte das bittere Gefühl, das ihren Magen stetig hinauf schnellte, kaum mehr unterdrücken. Schwer atmend  umfassten die langen Finger endlich den Griff der Waffe und zielten bereits auf den Kopf des Mannes, der immer noch in einen Kampf mit Talin verwickelt war. Der Erste war bereits röchelnd und zuckend neben ihnen zu Boden gegangen und presste erschrocken und panisch die flache Hand auf seinen Hals. Alsbald würden seine Lungen kollabieren – Skadi vernahm es mit jeder Bewegung, die sie erst vom Boden auf die Beine und dann in Richtung der zwei verbliebenen Kämpfer führten.

“Waffe fallen lassen. Sofort!“

Nur langsam kam die Dunkelhaarige zum Stehen. Umklammerte die Pistole mit nunmehr beiden Händen und wirkte nicht im Geringsten, als würde sie viel darauf geben, dass sie mit nur einem Schuss nicht nur ihn, sondern ebenso Talin treffen konnte. Noch standen sie viel zu dicht beisammen, um einen Querschlag oder Streifschuss auszuschließen. Doch die Nordskov vertraute darauf, dass ihre Kapitänin tun würde, was sich ihr just in diesem Moment bot, als der Kopf des Mannes zurück schnellte und die hellen Augen ihr Gesicht in Augenschein nahmen.

[auf der Flucht mit Talin in den Seitengassen]
Crewmitglied der Sphinx
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#72
In Sekundenschnelle breitete sich die Hitze an seiner rechten Seite aus, züngelte in die Höhe und ließ ihn genau wie ihre Angreifer auf der anderen Seite der Feuerwand zurückschrecken. Farley und Shanaya waren bereits losgelaufen und Liam folgte ihnen nur einen Augenblick später ein paar Meter hintendran. Der Rum würde nicht ewig brennen und sie mussten jeden Vorsprung nutzen, den sie kriegen konnten, um ihre Verfolger irgendwie abzuhängen. Liam bezweifelte, dass sich die Männer lange von ihrer improvisierten Straßensperre abhalten lassen würden – vor allem würde es sie nicht davon abhalten, ihnen Kugeln hinterher zu schicken, bis sie um die nächste Kurve bogen und sich kurz in der Sicherheit wiegen konnten, keinem weiteren Kugelhagel ausgesetzt zu werden. Ohne das Rumfass in den Armen war der Lockenkopf deutlich schneller als zuvor noch, Sineca hatte sich vorsichtig mit den Krallen im Stoff seines Hemdes festgekrallt und versuchte, die Bewegungen des Rennens geschickt auszutarieren. Vor sich hörte er die Stimme der Dunkelhaarigen, doch er kam nicht dazu, zu antworten. Ihn trennten noch immer wenige Meter von seinen Begleitern und leider bemerkte er die Schatten im Augenwinkel einen Moment zu spät, die aus einer dunklen Seitengasse heraus mit gezückten Waffen auf ihn zustürmten. Was folgte, war reiner Reflex, mit dem er sich im Lauf noch zur Seite drehte und somit dem ersten Hieb des Degens entgehen konnte, dafür aber unvorbereitet mit dem Rücken gegen die Mauer zu seiner Linken stieß, die ihm unangenehm bewusst werden ließ, dass er nicht weiter zurückweichen konnte. Er hatte keine Zeit, um lange darüber nachzudenken, was er tun sollte, stieß sich mit den Händen wieder vom Stein in seinem Rücken ab und zog seinen eigenen Degen, um den zweiten Hieb des Vordermannes zu parieren. Just in diesem Moment spürte er, wie der warme Pelz seiner Begleiterin an seiner Wange vorbeiglitt und sich mit gespreizten Krallen auf das Gesicht seines Gegners warf. Indes war der zweite Mann an seinem Mitstreiter vorbeigetreten, um den unvorbereiteten Moment des Lockenkopfes zu nutzen, dem es gerade noch gelang, auch diesen Hieb irgendwie abzuwehren, ohne Schaden zu nehmen. Währenddessen versuchte der Erste, den Pelz der Ginsterkatze in die Finger zu bekommen, die noch immer ohne Rücksicht auf Verluste die Krallen tief in sein Gesicht schlug, ehe sie über seinen Kopf hinweg in die Richtung des zweiten Mannes sprang. Liam nutzte den Moment, um ihm kurzerhand den Griff seines Degens mit voller Wucht gegen die Schläfe zu donnern, und drehte sich, kaum dass der Erste zu Boden ging, dem zweiten zu, der nun ebenfalls ein pelziges Problem im Nacken sitzen hatte. Es war alles so schnell gegangen, dass er erst jetzt bemerkte, dass Shanaya ihm zur Hilfe eilte. Mit einem kurzen Pfeifen deutete er der Ginsterkatze den Rückzug, ehe er zu einem Tritt ausholte und den Zweiten aus dem Gleichgewicht brachte und in die Richtung der Jüngeren schubste. Sineca ließ ab, kletterte wieder Liams Schultern empor, der seinen Degen verstaute und schließlich an dem Zweiten vorbei zurück zu den anderen beiden trat, nachdem er niedergestreckt worden war.

„Ich glaube, beides ist keine allzu gute Idee.“, brachte er unter schnellen Atemzügen hervor, ehe er sich wieder in Bewegung setzte, damit sie nicht allzu lange aufgehalten wurden. „Das hier war kein Zufall. Und sie werden uns sowohl in der Taverne als auch auf der Sphinx zu suchen wissen.“

Seine Stimme ließ keinen Zweifel daran, dass ihm die Aussicht darauf, den anderen nicht zur Hilfe eilen zu können, nicht wirklich behagte. Doch was brachten sie dem Rest ihrer Leute, wenn sie kopflos wieder in die Falle rannten? Blieb zu hoffen, dass sie sich selbst gut genug zu helfen wussten. Blieb nur die Frage offen, wohin sie denn dann sollten, wenn sowohl die Taverne als auch die Sphinx rausfielen.

„Hast du irgendeinen dieser Typen wiedererkannt?“, wandte er sich im Lauf schließlich leise an Shanaya. Nicht, weil er nicht wollte, dass Farley mithörte – es war mehr eine unterbewusste Reaktion die ihrer Flucht zu verdanken war. „Wir sollten erstmal raus aus dem Dorf. Wenn wir sicher sind, dass uns niemand mehr auf den Fersen ist, versuchen wir herauszufinden, was mit der Sphinx passiert ist.“

Vor seinem inneren Auge flackerte abermals das Licht vor wenigen Minuten auf, das den Himmel erhellt hatte. Blieb zu hoffen, dass das nicht ihr Schiff gewesen war.

{ Shanaya und Farley | Seitengassen auf der Flucht }
Crewmitglied der Sphinx
für 60 Gold gesucht
dabei seit Nov 2015
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#73
Die Gasse blieb noch von dem Feuer erleuchtet, das Liam gezündet hatte. Es war Fluch und Segen, aber Shanaya machte sich keine Sorgen um die zwei Männer, mit denen würden sie schon fertig werden. Farley sicherte sie von vorn, während die junge Frau selbst die letzten Schritte zu Liam zurück legte. Die Schritte der Schwarzhaarigen wurden noch ein wenig schneller, als Liam beinahe an die Mauer gedrängt wurde, sich aber doch wehren konnte – und der Lockenkopf hatte schon eine weitere Verbündete, die gerade ihre Krallen in das Gesicht des Mannes grub – und Shanaya hätte mit ihm gefühlt, wäre ihr nicht danach gewesen, ihn in die Flammen zu schubsen. Jetzt pfiff Liam, Sineca ließ von ihrem zweiten Opfer ab und Shanayas Griff um ihren Degen festigte sich noch einmal. Der Mann taumelte, versuchte sich noch zu fangen, als Shanaya ihn schon erreicht hatte, nicht den Hauch einer Sekunde zögerte, sondern ihm die Klinge direkt durch den Bauch stach. Sie hatten keine Zeit für langes Zögern, für Zweifel.
Liam kam wieder zu ihnen, als der leblose Körper gerade zu Boden sackte, antwortete auf ihre vorher gegangene Frage und entlockte ihr damit ein leises Brummen – irgendwo zwischen Zustimmung und Missfallen. Sie wusste es. Und trotzdem zog es sie in diese beiden Richtungen. Sie konnte sich vorstellen, woran das liegen mochte... aber sie verdrängte diesen Gedanken für den Moment, folgte Liam und bewegte kurz die Hand, die ihren Degen noch immer umfasste um sie zu lockern.

Ich hoffe, wenn sie an beiden Orten sind haben gewisse Personen ihnen genug entgegen zu setzen.“

Egal ob im Rauschzustand oder nicht. Shanaya war vieles, nur kein Held... und trotzdem. Es missfiel ihr, nicht zu prüfen, wie es den Anderen erging. Verdammt... sie hatte noch keine Zeit gehabt, sich genug in dieser Stadt umzusehen. Sie kannte keine Wege, sie sie schnell an ihr Ziel bringen würden.

Nein, niemanden. Aber das heißt Nichts.“

Es suchten auch genug Leute nach ihr, die sie noch nie in ihrem Leben gesehen hatte. Farley lief bei ihnen, behielt aber eher die Umgebung im Blick, als sich an einer Entscheidung zu beteiligen – und Shanaya konnte es ihm nicht übel nehmen. Sie wusste in diesem Moment nicht, was richtig war, aber ihre Gedanken fühlten sich auch an, als steckten sie hinter einem dichten Schleier. Und wieder musste sie weglaufen. Verdammt.

Sie kommen schon irgendwie zurecht.“

Sie glaubte wirklich daran – trotzdem lag dieser Hauch von Sorge in ihrer Stimme.

[Gasse, auf der Flucht | Liam (& Farley)]
Crewmitglied der Sphinx
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#74
Das Blut rauschte noch in Rúnars Ohren. Er konnte nicht hören über was die beiden sprachen und als sein Herz sich etwas beruhigt hatte, hatten sie aufgehört zu reden und Trevor--

Rúnar zog die Augenbrauen zusammen. Im Ernst? Trevor hatte der Frau die Pistole aus der Hand gerissen und ihr damit gegen den Schädel geschlagen und jetzt -- lag sie da auf dem Boden. Bewusstlos. Und das hatte er alles geschafft während er es zuvor nicht mal geschafft hatte seine Finger zu zählen. (Ob er das nüchtern auch getan hätte war eine andere Sache, aber sie waren fürs erste wenigstens in Sicherheit.)

Er wusste immer noch nicht, was eigentlich vor sich ging -- die Piraten wussten sicher mehr als er, aber dass es sehr viel mehr war bezweifelte er. Ihm war es sowieso egal. Er brauchte Leute die ihn von hier weg brachten -- jetzt sowieso, bevor das hier noch vollends eskalierte -- und was sie nebenbei noch so trieben war ihm egal.

In Ordnung. Er atmete einmal tief ein, wischte sich mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn und stand auf. Deeskalation.

Er nahm bewusst die Schultern zurück und ging dann mit resoluten Schritten, fast laufend, zielstrebig auf Trevor zu. Mit (absichtlich) tiefer, donnernder Stimme rief er: "TREVOOOR!"

Egal wer ihn sonst noch hörte. Keine Angst vor nichts.

Ohne etwas weiteres zu sagen packte er Trevor am Oberarm und--

Warte, wo war seine Harpune?

Da.

Trevor immernoch in der einen Hand hob er mit der anderen die Harpune auf. "Du kommst jetzt mit," sagte er. Wie ein Vater zu seinem Kind, dass er draußen beim Spielen aufgesammelt hatte, nachdem es schon vor zwei Stunden hätte daheim sein sollen.

Er spürte wie seine Ringe im Stiefel nach unten rutschten. Die Kante seines Siegelrings drückte in seinen Knöchel.

Rúnar zog Trevor mit unter dem Licht zweier Laternen entlang und nutzte dann einen Schattenabschnitt um in einer schmale Gasse zu  verschwinden. Er ließ Trevor loß und lehnte sich gegen Wand um kurz zu verschnaufen. (Dabei war es körperlich nicht so anstrengend. Nur nervlich. Aber es reichte um außer Atem zu geraten. Und die Hitze -- die machte irgendwie alles ein bisschen schlimmer.)

{ sieht dabei zu wie Trevor die Fremde bewusstlos schlägt | nimmt Trevor mit in eine Seitengasse }
Crewmitglied der Sphinx
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#75
Er hatte sich in weiser Voraussicht dazu gezwungen, einfach nicht hinzusehen, denn ihm war durchaus bewusst, dass er womöglich der einzige dieses gesamten Piratenhaufens war, der sich so lange weigern würde, irgendeinen ihrer Verfolger zu töten, wie es ihm möglich war. Solange, wie er es sich erlauben konnte und wie sich die Möglichkeiten derart praktisch anboten wie bei dem anderen Mann, der hoffentlich noch eine Weile in seliger Bewusstlosigkeit verbleiben würde, ehe er neben seinem toten Kollegen aufwachen müsste. Liam schluckte, konnte einen kurzen Seitenblick nach unten nämlich nicht wirklich vermeiden, ehe er den Kopf hob und sich dazu zwang, sich wieder auf ihre Situation zu konzentrieren. Solange sie ihnen nach dem Leben trachteten, hatten sie im Grunde nichts anderes verdient. Vielleicht beneidete er Shanaya sogar einen flüchtigen Moment um ihre Bereitwilligkeit, wohl wissend, dass er sich so lange wie möglich dagegen wehren würde, ebenso endgültig handeln zu müssen. Sie eilten also weiter, tiefer in das Geflecht aus Gassen hinein und hofften inständig, in keine weitere Sackgasse zu geraten. Shanayas Worte riefen das in sein Bewusstsein zurück, was er die ganze Zeit bewusst zu verdrängen versucht hatte. Seine Augenbrauen zogen sich besorgt zusammen, ehe er sich räusperte.

„Sie werden das schon schaffen.“

Zu seiner eigenen Überraschung klang er nicht so überzeugt, wie er es gerne getan hätte. Nicht, weil er den anderen nicht zutraute, ihre Angelegenheiten selbst zu regeln, ganz im Gegenteil. Eher, weil er die Sorgen teilte, die er in der Stimme der Dunkelhaarigen zu hören glaubte oder hineinprojizierte. In diesem Augenblick fand er noch nicht einmal Gelegenheit, sich über die plötzliche Fürsorge seiner Begleiterin zu wundern. Dazu war er zu sehr mit sich selbst beschäftigt und damit, sich selbst an all die Momente zu erinnern, in denen Alex und er in verschiedene Richtungen geflüchtet waren, um sich um ihre eigenen Hintern zu bemühen. Sorge war nie angebracht gewesen. Sie lenkte ab und das konnten sie sich absolut nicht erlauben.

„Gut, also wissen wir nicht genau, mit wem wir es zu tun haben.“, bemerkte er auf Shanayas Worte hin, ohne genau zu wissen, was er mit dieser Erkenntnis nun anfangen wollte.

Im ersten Moment war er sowieso noch damit beschäftigt, die Szenarien um die anderen beiseite zu schieben, die vor seinem inneren Auge aufblitzten und sich erstaunlich oft um die gleichen Gestalten drehten.

„Hm?“, entwich es ihm fast so, als hätte ihn Shanaya mit ihren Worten bei irgendetwas erwischt, von dem er nicht wusste, was es war. Erst einen Augenblick später registrierte er, dass es ihre eigenen Sorgen waren, die ihn dieses Mal doch erstaunt eine Augenbraue heben ließ, ehe er sich wieder zu einem schmalen Lächeln durchringen konnte. „Wo ist die abgebrühte Shanaya hin, die ich kenne? Willst du nicht lieber Leichen zählen, um dich nachher mit den anderen zu messen?“

Der unangenehme Beigeschmack blieb bei diesem Vorschlag, doch er schluckte ihn hinunter. In erster Linie ging es darum, die Jüngere wieder zu ihrer Bestleistung anzuspornen.

„Wobei mir die Zeit lieber wäre, bis wir die Kerle abgehängt haben.“

Schließlich endete die Gasse und ließ ihnen nur die Optionen, nach links oder nach rechts abzubiegen. Unzufrieden kam Liam zum Stehen, lauschte kurz und entschied sich dann für die linke Gasse, nachdem er rechts von ihnen glaubte, Schritte gehört zu haben.


{ Shanaya und Farley | Seitengassen auf der Flucht }
Crewmitglied der Sphinx
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#76
Aufregung. Herausforderungen. Gefahr.
Dafür lebte der Schwarzhaarige. Adrenalin schoß durch Enriques Körper und spülte den Nebel fort.
Sylas Worte waren, ob seiner Erregung, bedeutungslos an sein Ohr geschwappt, hatten dabei nicht genug Macht besessen, um seine Aufmerksamkeit weit genug von seinem Spielchen mit Ceall abzuziehen, dass er darauf hätte reagieren können oder wollen. Das er wusste, dass sie da waren, aber deren Inhalt kaum bei ihm angekommen war, zeigte ihm, dass der Alkohol inzwischen dafür gesorgt hatte, dass sein Verstand ungewohnt eingleisig arbeitete. Es hatte ihn nicht beunruhigt, bis er der eigentlichen Bedrohung gewahr geworden war. Und erst die hatte es ihm ins Gesicht geschlagen. Jetzt ärgerte er sich darüber und fragte sich, während er die Dolche zog, was er noch alles verpasst hatte.
Wie zum Beispiel Cealls Antwort.
Was, bei den Geistern des Abgrundes, hatte der gesagt? Und wieso war ihm das gerade so wichtig?
Oder warum Lucien plötzlich stand.
Wieso starrte der so entgeistert auf den Hünen?
Der Mitreisende redete noch immer, bewegte sich langsam auf eine Konfrontation mit dem Hünen zu. Kurz schaute der ehemalige Offizier zu seinem ehemaligen Gefangenen und versuchte abzuschätzen, ob jener wirklich mit den Angreifern gemeinsame Sache machte. Dabei musste er sich leicht an der Wand abstützen um das Schwanken des Raumes besser ausgleichen zu können.
'Hayes? Mit denen?'
Irgendwie stimmte da die Chemie nicht. Ceall sprach sich nicht mit ihnen ab und Luciens Satz bestätigte diese Überlegung. Also wandte er den Blick wieder über den Umgestürzten Tisch und suchte dort nach dem Rädelsführer.
Die Worte des Schmugglers ließen ihn dann allerdings irritiert zu ihm zurückschauen.
'Ducken? Was willst du und warum soll ich mich ducken?', fragte er sich verwirrt, während er sich bemühte den Feind im Auge zu behalten.
Krachend schlug der schwere Tisch auf den Boden, noch bevor er nachfragen konnte und hielt noch einen Moment Enriques Aufmerksamkeit von den Fremden ab und auf ihrer kleinen Gruppe. Und dieses Zögern ließ ihn die Chance auf einen Wurf verpassen.
Als das "Runter" ertönte, drang auch das Knacken der gespannten Hähne zu ihm durch, registrierte das Anlegen und das begierige Glitzern in den Augen der Jäger und sorgte dafür, dass er sich fallen ließ.

Keine Sekunde zu früh.
Er spürte Wind auf dem Scheitel und Rucken in seinem Haar und der Kleidung, kurz bevor einige der Kugeln in die Wand hinter ihnen einschlugen. Irgendwas riss an seiner linken Schulter, wo niemand war, ließ ihn dabei taumeln und fast eines der Wurfmesser verlieren. Ein weiterer Fluch verließ seine Lippen.

Kaum daß er in der Hocke war und sich mit beiden Händen abstützen konnte, jagte de Guzmáns Blick durch den Raum, suchte nach einem Ausweg, blieb kurz an dem Fenster nur zwei Schritte von ihnen entfernt hängen und flog weiter. Bis ihn Luciens Worte stoppten.
'Interessant, du kennst den Halunken auch, mi capitán?'
Diese Feststellung amüsierte Enrique trotz des Schwindels dermaßen, dass er kichern musste und vergaß, weiter über eine Flucht nachzudenken. Als dann Luciens Frage kam wurde daraus tatsächlich ein trunkenes Auflachen.
'Gut, dann sage ich es dir eben nicht', deuteten Enriques leere Hände, ehe sie die Messer, die er kurz auf den Boden gelegt hatte, wieder ergriffen.
Grinsend, ja fast kichernd und mit Wurfbereiten Klingen, lauschte er dann dem sich anbahnende Gespräch diesseits und den Schritten und Worten jenseits der Tischplatte und scheinbar wie gewohnt sprangen seine Gedanken von Möglichkeit zu Möglichkeit.
'Die Idee mit dem Tisch war gar nicht so schlecht, dass muss ich Hayes lassen. Woher die Beiden sich wohl kennen?'
Aber auch diesen Gedanken konnte er nicht festhalten und merkte es nicht einmal. Denn jetzt waren seine Gedanken wieder bei dem Sprecher der Angreifer jenseits ihrer Deckung:
'Komm schon, nur noch einen Schritt näher und ich muss nicht mal meine Deckung verlassen und du bist Geschichte.'
Er sah bereits den Haaransatz des unscheinbaren Mannes. Der Fremde war so nah, dafür bräuchte er nicht einmal eine Pistole.

Dann fiel der Steckbrief in ihre Mitte und erinnerte ihn an die Marine, daran, daß deren rechte Hand nicht wusste, was die linke tat und an—
Das wäre völlig bescheuert. Er prustete fast erneut vor Erheiterung. 'Bloß nicht umfallen!', ermahnte er sich amüsiert. Sicherheitshalber legte seine linke Hand das Messer auf den Boden und ergriff eines der Oberen Tischbeine. Ein leichtes, warmes Ziehen machte sich dabei bemerkbar, doch er ignorierte es. 'Das war aber auch typisch für diesen Sauhaufen ...'
Sollte er es wagen?
Kurz suchte er Luciens Blick, doch eigentlich war ihm längst klar, dass keiner hier wirklich Lust darauf hatte, sich gefangen nehmen zu lassen. Und vielleicht sollte er sich das für den Fall aufheben, wenn sie Tatsächlich die Waffen strecken müssten.
Bevor er diesem Gedanken allerdings weiter folgen konnte brachten ihn die Worte des Anführers in die Realität zurück:

Ich möchte euch nur ungern umbringen, denn das mindert unseren Gewinn, also wenn ihr so nett wärt und eure Waffen von euch werfen und dann einfach brav herauskommen würdet?

'Aber sicher doch.'
Plötzlich schlug seine Fröhlichkeit in Wut um. Das Grinsen blieb, doch in den Augen leuchtete Hass. Trügerisch sanft antwortete er:

"Das könnt ihr haben señor."

Unbewusst hatte Enrique sich an dem Klang der Stimme des selbstüberzeugten Anführers ausgerichtete, einer Stimme so voller Arroganz und Siegessicherheit, dass sie in ihm schlagartig ein schier übermächtiges Verlangen weckte. Mit der Schnelligkeit einer Kobra schlug er zu, spannte die Muskeln im linken Arm an, gerade genug, dass er Kopf und Schultern des Anführers über die Tischkante sehen konnte und ließ die Rechte einer Peitsche gleich vorschnellen.

"Sonst noch wer, der will, dass wir unsere Waffen wegwerfen?", grollte er.

Er wartete nicht ab, um zu sehen, ob er getroffen hatte, sondern lockerte bereits während seiner Worte die Anspannung in der Linken um erneut abzutauchen; dummerweise tat er das so weit, dass er ob des Alkohols den Halt gänzlich verlore und zur Seite, direkt zwischen Ceall und Luc, kippte. Fast gleichzeitig mit seinem Aufschlagen auf dem Boden, erreichte die Klinge ihr Ziel, denn bei der geringen Distanz machte weder der unsicher Stand des 26-jährigen einen großen Unterschied, noch die Tatsache, dass er nicht ganz so gut wie sonst zielte, war selbst der unscheinbare Mann doch groß und nah genug,
Tief bohrte sich der Stahl in den Körper des Anführers und ließ ihn zurücktaumeln.
Dann brach die Hölle los.

{ In der Kneipe am Tisch | bei Lucien, Sylas und Ceallagh | in Josiahs Sichtweite, hinter dem Tisch }
Crewmitglied der Sphinx
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#77
Gregory hätte sich liebend gern die Wange gerieben, um ihr Brennen zu mildern. Da ihm aber, im wahrsten Sinne es Wortes, die Hände gebunden waren blieb ihm nichts anderes übrig, als es so zu ertragen. Das war aber gar nicht so schlecht, wie er feststellte. Denn so konnten ihn seine Hände nicht verraten und das dickfellige Grinsen und der 'Hab ich dich!'-Blick in Richtung Elmo kam doppelt so gut rüber. Und er behielt ihn im Blick, folgte süffisant jeder Bewegung dieses Mannes und versuchte ihn wortlos erneut zu provozieren.
Zufrieden hatte er dabei festgestellt, dass Elian sich zumindest nicht auf die falsche Weise einmischte. Sorgen tat er sich trotzdem um den jungen Mann, wusste er doch nicht, ob dessen Schweigen Angst oder einen anderen Grund hatte.
Jetzt hatte er allerdings keine Zeit, sich weiter darum zu kümmern, denn dass die Männer sie verlegen wollten, das war gar nicht gut. Aufmerksam aber äußerlich völlig ruhig lauschte er den Worten, bis ihn ein scharfer Knall zusammenfahren ließ.
Wer hatte geschossen? Und wo?
Er zwang sich dazu, den Kopf nur langsam zu drehen und das siegessichere Grinsen zurückkehren zu lassen, so als gehöre das alles zum Plan. Und dann musste er wirklich kurz auflachen, wurden die Leute um sie herum doch hektisch.

"Läuft wohl alles nicht so wie geplant, was?", rief er dem Anführer hinterher, wohl wissend, dass er den Mann damit nicht aus der Fassung bringen würde. Aber vielleicht einen der Anderen ...

Dann suchten seine Augen die Schatten und Winkel des Hafens ab, bis er eine Bewegung und die Frau entdeckte. Wer wohl da drüben in der Gasse war?
Doch seine Aufmerksamkeit wurde von Elians Protest zurück auf das Schiff gelenkt.
Als er dann sah, wie sie mit ihm umsprangen, weil er sich nicht fesseln lassen wollte, wurde sein Blick hart. Das konnte er nicht verhindern, weder das eine, noch das andere, doch mehr erlaubte sich der Schiffsarzt nicht zu zeigen, verbannte sein Mitleid in die tiefsten Tiefen seines Ichs, und seine Angst gleich hinterher. Trotzdem versuchte er Schaden von dem jüngeren Montrose abzuwenden, indem er mit ihm sprach:

"Hör auf dich zu wehren Junge! Nicht mehr lange und diese Halunken werden die Rechnung präsentiert bekommen."

Leider half es nicht viel und Greg war obendrein klar, dass sie danach zu ihm kommen würden, also bereitete er sich darauf vor, ebenfalls Schläge einzustecken.
Und so war es auch. Stur hielt er den Schlägen stand, versuchte, sie abgleiten zu lassen oder sie abzumildern, wehrte sich aber nicht gegen das gefesselt werden.
Stattdessen bemühte er sich dem Gespräch am Fuße der Planke zu folgen, dass allerdings nur bruchstückhaft über Satons gefluche bei ihm ankam.
Erst als der dritte Bewacher bei ihnen auftauchte konnte er einen klaren Blick auf ihn erhaschen. Der kurze Wortwechsel zwischen den dreien zeigte, dass eigentlich der Neuling das Sagen hätte haben sollen, bewies der doch weit mehr Intelligenz, als die beiden Handlanger. Doch dem war nicht so. Stattdessen bedrohten sie ihn und so wunderte es den älteren Scovell nicht, dass der es gleichgültig zuließ, dass die Männer seine Worte ignorierten.

Scheinbar unbewegt musterte Greg Zairym, als dieser ihn ansah und schnaubte amüsiert.

"Sie an:
"Da ist doch tatsächlich jemand dabei, der die Anweisungen des Masters ernstnimmt."


Dann sah er zu Montrose hinüber und sog scharf die Luft ein. Er musste die letzten Schläge verpasst haben, denn das sah wirklich nicht gut aus. Okay, das meiste Blut schien von der Platzwunde am Haaransatz zu stammen und das blutete immer wie sau, doch es war möglich, dass da noch mehr war. Und wenn er zuviel Blut verlor ...
Er musste was tun, nur was?
Wobei ...
Doch. Der Außenseiter der Bewacher hatte ihm eine gute Vorlage geliefert. Noch immer seinen Schiffskameraden betrachtend meinte er:

"Wenn ihr nicht wollt, dass der Junge verblutet, dann solltet ihr wirklich einen Arzt holen. Andernfalls habt ihr bald den ersten Verlust unter eurer Beute. Und ich unter meinen Kameraden ..."

Der letzte Satz kam leiser und bedauernd. Dann blickte er die drei wieder provokant an und grinste zur Hälfte bitter, zur anderen mit grimmiger Befriedigung

"Dumm nur, dass ihr hier, laut Anweisung, nicht weg dürft, da werdet ihr wohl damit leben müssen, dass euch einiges an Gold durch die Lappen geht. Glaube nicht, dass das eurem Vorgesetzten gefallen wird."

Fluchend langte Saton nach Gregorys Kragen und zerrte ihn hoch.

"Wie wäre es, wenn du dreckige Töle endlich mal aufhörst zu kläffen?!? Bist Elmo vorhin schon mehr als genug auf den Sack gegangen."

"Warum sollte ich? Schlag mich ruhig bewusstlos! Ist sicherlich toll, einen wehrlosen Schiffsarzt niederzustrecken."

Da landete die Faust von Kerl A auch schon in Gregorys Magengegend und sorgte für Übelkeit. Dieses Mal unterdrückte Trevors Cousin den Schmerzlaut nicht. Saton grinste und holte erneut aus.

"Na also! Der Hund kann ja doch winseln."

[ Auf der Sphinx | bei Elian, Zairym (und Greo) ]
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#78
Shanaya Blick behielt die Umgebung genau im Blick, die Mauern, ob sie kleine Versteckmöglichkeiten boten, ob die Straße eine Abzweigung nahm. Wenn sie sich auf all das konzentrierte, routierten in ihrem Kopf nicht die Gedanken um das Wieso. Was sie von ihnen wollten... Sie konnte sich nicht vorstellen, dass Mardoc es auf diese Art und Weise probieren würde. Aber sie traute dem noch nicht. Auch Liams Stimme ließ sie ihre Aufmerksamkeit nicht umlenken, auch wenn sie auf seine Worte hin leicht brummte. Er klang nicht wirklich überzeugt, aber die Schwarzhaarige ging nicht weiter darauf ein. Sie war vollkommen davon überzeugt, dass sie da schon durchkommen würden. Zumindest die, an die sie in diesem Moment dachte. Was er als nächstes sagte, ließ die junge Frau leise seufzen, den Knauf ihres Degens ein wenig fester umfassen.

Nicht wer und nicht warum...“

Eine knappe Antwort, ein kurzer Blick in Liams Richtung. Das Warum... Vielleicht hätten sie sie einfach nett fragen sollen, wieso sie sie jagten? Manch anderer hätte das sicher getan, leider (zumindest für ihre Gegner) sprach Shanaya eine ganz andere Sprache. Vielleicht würden sie es ja irgendwie erfahren, wenn jeder von ihnen irgendwie in Sicherheit war. Was Liam dann fragte, ließ die junge Frau zuerst den Kopf etwas zur Seite neigen, ohne dass sie den Blick zu dem Lockenkopf herum wandte.

Erstens tust du so, als würde ich jeden umlegen, dessen Nase mir nicht passt... und zweitens... mache ich mir eben Gedanken um meine Mitmenschen!“

Das lockte selbst ihr ein kurzes Lächeln auf die Lippen, obwohl es nicht einmal ganz gelogen war.

Immer dran glauben, dann klappt das auch.“

Volle Überzeugung lag in der Stimme der Schwarzhaarigen, die an der Kreuzung kaum langsamer wurde, nur einen Blick in die rechte Gasse warf und Liam und Farley dann folgte. Sie haderte noch immer mit sich, ob sie nicht doch zur Sphinx oder zur Taverne hätten gehen sollen. Sie hätten zumindest die Situation beobachten können, abwägen, was sie als nächstes tun sollten. Sie seufzte tonlos.

Den nächsten halte ich so lange fest, bis er ausspuckt, was sie von uns wollen...“

[Gasse | Liam & Farley | Richtung Irgendwo]
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#79
Natürlich hätte Skadi ihren Ausruf nicht gebraucht, um zu erkennen, wie tief Talin in der Tinte saß. Dennoch war es ein befriedigendes Gefühl gewesen, ihre Panik raus zu lassen. Half ihr in der momentanen Situation nur leider gar nicht weiter. Der Kerl vor ihr forderte ihre ganze Aufmerksamkeit zurück, als er mit seinem Degen mehr Kraft ausübte. Sie wich einen Schritt zurück, damit sie einen besseren Stand hatte, aber der Kerl kam ihr dennoch mit der Waffe näher. Ihren linken Arm hing nutzlos an der Seite herab, obwohl sie ihn zur Verstärkung ihres Griffes hatte nutzen wollen, was ihr mit einem scharfem Schmerz bestraft wurde. Deshalb brauchte sie auch ihre ganze Konzentration, um den Kerl abzuwehren. Ein wenig hätte sie darauf, dass die Kampfgeräusche um sie herum ihn ablenkten, aber er war vollkommen auf sie fixiert. Talin knirschte mit den Zähnen. Wäre es ihr vorher nicht schon bewusst gewesen, so hätte sie spätestens jetzt gewusste, dass die Kerle keine einfachen Dorfbewohner waren, die spontan nicht mehr nett zu ihren Geästen sein wollten. Viel zu organisiert, viel zu konzentriert und offensichtlich kampferprobt. Zu fragen, was sie von ihnen wollten, würde mit Sicherheit nichts bringen. Denn die Wahrscheinlichkeit eine Antwort zu bekommen, war gering und in ihrem alkoholbenebelten Kopf konnte sie sich auch denken, was sie wollten. Allerdings musste die Blonde ihn irgendwie hinhalten, hoffen das ihn das ein wenig ablenkte, sonst würde er sie ganz leicht besiegen, wenn nicht sogar töten.

Was wollt ihr?“, fragte sie Zähne knirschend. „Wir haben kaum Geld und bringen vermutlich noch weniger ein.

Sie wünschte, sie hätte ihm so etwas wie ein Bösewichtlachen entlockt, damit er ihr dann den großen Plan verriet. Stattdessen sah er sie aus hellen Augen einfach nur an, legte noch mehr Gewicht in seine Waffe, sodass Talin ihren Körper wieder ausbalancieren musste, wollte sie nicht von seinem Degen getroffen werden.
Sein Schweigen hielt an und das Mädchen traute sich nicht ihn noch einmal anzusprechen. Unterbrochen wurde die Stille nur von Kampfgeräuschen, die auch ihren Angreifer das erste Mal zu verunsichern schienen. Sein Blick huschte erst an Talin vorbei und starrte in die Gasse hinter ihr, bevor er versuchte zu erkennen, was hinter ihm selbst geschah. Die Blonde wollte instinktiv angreifen und seine Unaufmerksamkeit ausnutzen, aber sie wusste selbst, dass sie es nicht schaffen würde, ihn zu besiegen. Sie brauchte eine größere Ablenkung, brauchte Rückendeckung. Und als hätte jemand ihre Gedanken gelesen, verstummten die Geräusche hinter ihrem Gegner. Talin warf einen flüchtigen Blick hin und erkannte, dass es Skadi war, die die Auseinandersetzung überlebt hatte. Ein kleines Lächeln schlich sich auf ihre Lippen. Es dauerte endlose Sekunden, als die andere Frau den Kerl ansprach. Vollkommen überrascht – anscheinend hatte er fest mit dem Sieg seines Kumpels gerechnet – drehte er den Kopf in Richtung der Brünetten und schaute in einen Pistolenlauf. Völlig verwirrt minderte er den Druck, den er auf Talin ausübte, sodass sie mit einer Drehung seiner Waffe entkam, ihn dadurch leicht nach vorn stolpern ließ, und ihren Degen in seinen Hals stach. Es war nur ein Röcheln zu hören und sie erntete einen ungläubigen Blick.
Da sie ihren Arm nicht benutzen konnte, um die Waffe aus dem Sterbenden zu ziehen, drückte sie ihn zu Boden, stellte ihren Fuß auf seinen Oberschenkel und zog kräftig. Das schmatzende Geräusch, das dadurch entstand, ließ ihren Magen sich umdrehen. Der Zusatz, das ihr Arm pochte und Blut daran herabfloss, machte es nicht besser. Ohne ihre Waffe zu säubern, steckte sie den Degen wieder in die Schlaufe an ihrer Hüfte und sah dann zu Skadi auf. Auf sie sah ein bisschen grün um die Nasenspitze aus.

Na das lief doch erstaunlich...“ Neben ihr ertönte noch einmal ein Röcheln und Gurgeln, gefolgt von einem Husten, dann war es still. Doch die Geräusche waren in dem Moment zu viel. Talin hechtete in die Seitengasse zurück und übergab sich an eine der Hauswände gelehnt.

[mit Skadi in einer Seitengasse]
Crewmitglied der Sphinx
für 0 Gold gesucht
dabei seit Feb 2016
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#80
Er war noch immer nicht so in seinem jetzigen, momentanen Leben angekommen, dass ihm der einfache Grund, dass sie eben Piraten waren, für das hier Grund genug gewesen wäre. Hätte Shanaya wenigstens einen von ihnen erkannt, hätten sie wenigstens gewusst, weshalb man ihnen an den Kragen wollte, so aber blieb ihnen nichts weiter als Spekulation. Immerhin hatten sie sich nichts zu Schulden kommen lassen – nicht jedenfalls, seit sie die Morgenwind aus unglücklichen Umständen heraus in ihre Einzelteile zerlegt hatten. Aber diese Kerle hier waren keine Marinesoldaten, die sie dafür zur Rechenschaft ziehen sollten, jedenfalls hatte keiner von denen bisher derart steif ausgesehen, wie es die Marine so an sich hatte. Außerdem hätten sie bestimmt nicht vergessen, sich mit Rang und Namen zu brüsten. Auch Kopfgeldjäger kamen ihm kurz in den Sinn, aber so offen, wie Aspen manchmal neben seinen Plakaten posierte, hatten sich Liams Erwartungen diesbezüglich in den letzten Monaten ziemlich verflüchtigt. Und selbst wenn – hätte es dann nicht gereicht, Prinz Eisenherz nachzustellen?  Mit finsterer Miene erwiderte er Shanayas flüchtigen Blick, ehe er sich nach Farley umsah und schließlich wieder die Gasse vor ihnen und die rechte Seite im Blick behielt, während die Jüngste von ihnen es ihm mit der linken Seite gleichtat. Farley bildete inzwischen die Rückendeckung.

Schließlich gelang es ihm ganz gut, sein Unwissen einfach hinzunehmen. Im Endeffekt half es ihnen sowieso kein Stück weiter, zu wissen, wer es auf ihren Tod abgesehen hatte. Selbst wenn es sich um ein Missverständnis gehandelt hätte, hatte bislang keiner dieser Männer so gewirkt, als wäre er auf einen Plausch aus gewesen, um die Dinge richtig zu stellen. Die Anspannung ließ ein wenig nach, als sich die Schwarzhaarige so bereitwillig auf seinen Versuch einließ, ihre Sorgen um die anderen auf später zu vertagen – nach außen hin jedenfalls, aber das sollte ihm genügen. Unter anderen Umständen hätte Liam vermutlich ungläubig geschmunzelt. So allerdings war es bloß ein blasses Lächeln, dass sich unscheinbar auf seine Lippen legte, während er der Dunkelhaarigen einen vielsagenden Seitenblick zuwarf. Im fahlen Licht sah es beinahe so aus, als hätte sie ihre Aussage selbst nicht so wirklich ernst nehmen können.

„… Ist das nicht das, was du eigentlich am liebsten tun würdest?“, entgegnete er mit einer gehobenen Augenbraue erstaunlich ernst.

Sie bogen um die Ecke in eine weitere Gasse hinein und ließen die Schritte, die nun in ihrem Rücken lagen, hinter sich. Allmählich drosselte Liam sein Tempo ein wenig, um auf dem Kopfsteinpflaster weniger Geräusche zu erzeugen als in vollem Lauf.

„Tu dir keinen Zwang an.“

Nicht, dass er sich viel davon erhoffte, aber es würde zumindest Shanaya ein bisschen gnädiger stimmen. Er hatte nichts dagegen, solange sie kein unnötiges Risiko eingingen, bloß weil jemand mit dem Kopf durch die Wand wollte. Die Schritte, die kurzzeitig recht nah gewirkt hatten, entfernten sich allerdings wieder. Schien, als würden sie sie noch immer suchen. Sineca hatte, seit sie um die Ecke gebogen waren, ihren Rücken aufmerksam im Blick behalten und drehte sich nun wieder vorsichtig auf Liams Schulter nach vorne. Ihre Nase zuckte in der Nachtluft und witterte, was Liam aber nicht weiter beachtete. Erst, als sie von seiner Schulter herab auf den Boden sprang, blickte er überrascht auf. Doch die Ginsterkatze ließ sich nicht lange aufhalten und lief die Gasse voraus, blieb an der nächsten Kreuzung kurz stehen und bog schließlich nach rechts, womit sie aus ihrem Sichtfeld verschwand. Es missfiel ihm, dass sie sich ausgerechnet jetzt eigenständig auf Entdeckung begab, aber es hätte auch keinen Sinn gehabt, zu versuchen, sie aufzuhalten.

Die Straße, auf die die kleine Schleichkatze eingebogen war, war eine größere und breitere als die Gassen, durch die sie die ganze Zeit geflohen waren. Nach links schien es zurück zum Hafen zu führen, während es rechts herum in ein paar Hundert Metern Entfernung noch dunkler wurde, weil auch das Licht der Laternen fehlte. Dicht im Schatten der Hauswände schlich die schmale Gestalt die Straße hinauf, witterte abermals und überquerte sie schließlich einem Schatten gleich, um direkt wieder hinter einer kleinen Fässerreihe zu verschwinden, die am Straßenrand aufgestapelt war. Schließlich bog sie abermals nach links in eine weitere Gasse hinein und blieb mit erhobener Nase stehen. Am anderen Ende konnte sie eine Gestalt erkennen, die sich vorn übergebeugt an einer Hauswand abstützte. Eine weitere folgte. Sineca beobachtete sie einen Augenblick, ehe ein Laut aus ihrer Kehle drang, der genauso von einem Fuchs oder Wiesel hätte sein können.

„Sie hat etwas gefunden.“, kommentierte Liam den Ruf, der noch immer mit Farley und Shanaya möglichst unauffällig durch die kleine Gasse auf der anderen Seite der Straße schlich und runzelte die Stirn.

Es war ein ungutes Gefühl, dass sich in seine Magengegend schlich. Was sollte sie schon gefunden haben...


{ Shanaya und Farley | Seitengasse | Sineca in Sichtweite zu Skadi und Talin }


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