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Kapitel 6 - Mondlose Nacht
Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Jan 2016
#11
Tatsächlich hatte Aspen sich die letzte Woche an Bord der Sphinx häufiger am Restalkohol vergriffen, den die Crewmitglieder nach drei langen Wochen an Deck übrig gelassen hatten. Zuvor war er den Neudazugestoßenen zu skeptisch gegenüber gewesen, als dass er sich ein paar Sinne benebelt hätte. Insbesondere Taranis, der leichtsinnige Kerl, stieß ihm auf – nicht zuletzt deshalb, weil er Elian auf verquere Art und Weise so nahe stand. Diese Art konnte der Blondschopf einfach nicht genau deuten und das stieß ihm auf. Umso besser gefiel es ihm nun, die frische Hafenluft – nach altem Fisch, Müll und Salzwasser – in die Lungen ziehen zu können, ohne dem schweißigen Tavernengeruch ausgesetzt zu sein. Aspen hatte sich wirklich gefreut über die Einladung des Brautvaters, auch wenn er sich tatsächlich wunderte, weshalb gerade sie als ersichtliche Piraten eingeladen wurden. Zwar war es ihm bekannt, dass die gesamte Stadt eingeladen wurde, aber weshalb verschwendete man köstliche – köööstliche! - Speisen an Seeleute, die danach wieder abreisen würden?

Nunja. Bisher war alles gut gegangen, auch wenn Aspen sein mulmiges Bauchgefühl zu all den offenen Fragen noch ein wenig Beachtung schenkte. Er hoffte tatsächlich darauf, sich an Deck sicherer zu fühlen, oder zumindest für mehr Sicherheit sorgen zu können. Nichts desto trotz war er ziemlich froh, wieder an Land zu sein, unter fremden Menschen und einem normalen Alltag nachzugehen. Die Abwechslung tat ihm gut, sodass sein Kopf in seiner Zufriedenheit gegen das Bauchgefühl ankämpfen musste.

Sein Arm um Trevors Hüfte fasste sich enger, als der schlacksige Kerl wieder einmal kurz davor war das Gleichgewicht zu verlieren.

„Standhaft beim Trinken zu bleiben, üben wir nochmal, was?“ , neckte er das Kerlchen und schüttelte belustigt-tadelnd den Kopf, während seine Gedanken – mal wieder – die Kampfratte von ihrem Marineüberfall mit dem betrunkenem Kerl verglichen. Zwei Gesichter in einem Mann vereint – das beschrieb Trevor wohl am besten. „Im Idealfall fängst du schon früh genug an, Scorti. Dann beendest du deine Abende nicht wie unser Freund hier.“

Einem Kind Alokohol empfehlen? Jau. Soweit Aspen bisher mitbekommen hatte, waren die Arbeiterfamilien einfach nur zu arm, um den Jünglingen die Leckereien zu besorgen – ansonsten wären sie genau so versoffen wie die wohlhabenderen Familien.

(Scortias und Trevor - auf dem Rückweg zur Sphinx)
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Crewmitglied der Sphinx
für 60 Gold gesucht
dabei seit Nov 2015
#12
Shanaya verengte die Augen auf Liams Worte hin, warf ihm einen vielsagenden Blick zu. Aber er hatte Recht, das konnte sie leider nicht leugnen. Umso gemeiner war es, dass sie es in diesem Moment eben NICHT war, die alles aufaß. Und auch das würde ihr vermutlich niemand glauben. Farley stichelte noch ein wenig hinterher, was der Schwarzhaarigen ein leises Schnaufen entlockte. Sie hätte einfach einen anderen Weg gehen sollen. Alleine mit den Häppchen – und eventuell Sineca. Es gab auch jetzt noch genug dunkle Gassen, in die sie verschwinden konnte... hm.
Während Liam Farley etwas von seiner Beute hinhielt, die er ihr gestohlen hatte und die wiederum von dem pelzigen Tier auf seiner Schulter geklaut wurde, ließ die junge Frau den Blick nach vorn wandern, seufzte leise, auch wenn ein Lächeln auf ihren Lippen lag. Erst als Liam sich wieder an sie wandte, drehte die junge Frau den Kopf etwas zur Seite, hob dabei leicht eine Augenbraue. Ob sie das selbe für ihn tun würde? Eine gute Frage. Vermutlich kam es auf den Zustand ihres Magens an. Farley schien jedenfalls bedient, sonst hätte er sich sicher nicht den Spieß vor der Nase wegschnappen lassen. Und jetzt stand sie vor der Entscheidung, was sie wählen sollte. Aber gerade, als sie den Mund geöffnet hatte, hatte der Lockenkopf schon wieder zu gegriffen und im nächsten Moment hatte sie etwas vor der Nase, was irgendwie nach Fleisch aussah. Gut, da hatte sie Nichts gegen. Aufmerksam, sie hatte immerhin ein bisschen Angst, dass Liam stolperte und sie mit Essen aber nur mit einem Auge zurück kamen, hapste sie danach, kaute dann zufrieden auf dem Fleisch, bis sie schluckte.

Wie kannst du das nur verschmähen, Farley? Völlig unverständlich.“

Sie biss erneut etwas von dem Spieß ab, zog sich so etwas Fleisch in den Mund und ließ den Blick noch einmal etwas schweifen, während sie den Happen zerkaute. Liams Frage ließ sie dann leise murren, bis sie wieder schluckte und zu einer Antwort ansetzte.

Liam, also wirklich. Natürlich weiß ich das. Was denkst du denn?“

Ein erneuter, eindeutiger Blick galt dem Dunkelhaarigen.

Wenn wir schnell genug sind und ihn abhängen, können wir noch etwas von den Häppchen retten.“

Mit diesen Worten und einer herausfordernden Miene wandte sie sich wieder an Farley, bei dem sie sich nicht sicher war, wie viel er getrunken hatte. Und ob er noch so schnell laufen konnte. Aber einen Versuch wäre es doch allemal wert.

[Rückweg zur Taverne | Liam & Farley]
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Crewmitglied der Sphinx
für 0 Gold gesucht
dabei seit Feb 2016
#13
Amüsanter Weise bekam die Jüngste ihrer Runde nicht nur von ihm Gegenwind, sondern auch von Farley, der bislang ein wenig mit sich selbst beschäftigt gewirkt hatte. Liam hatte damit kein Problem damit – wie sollte er auch? Immerhin war er normalerweise der, der geistesabwesend durch die Gegend lief und nicht mitbekam, was um ihn herumgesprochen wurde. Demnach war Farley sogar weitaus geschickter als er, denn obwohl er sich mit seinen eigenen Gedanken abgelenkt hatte, war ihm durchaus nicht entgangen, was um ihn herum passierte. Den tadelnden Blick Shanayas nahm er mit einem eindeutigen Feixen hin, dem die zusätzliche Belustigung über Farleys Ansicht durchaus in den Mundwinkeln hing. Zum Glück war ihre junge Navigatorin so hart im Nehmen. Mit Aspen wäre wohl spätestens jetzt aus unsinnigem Geplänkel ein waschechter Streit vom Zaun gebrochen. Oder einen Augenblick später, als man Liams Frage durchaus als Seitenhieb ob ihrer Tätigkeit verstehen konnte.

„Vermutlich hat er bei all dem Trubel eben auch nicht vergessen, etwas zu essen.“, mutmaßte er und ließ das ‚im Gegensatz zu dir‘ unausgesprochen in den zwielichtigen Gassen stehen.

Wirklich wissen tat er das nicht. Er hatte während der Festlichkeiten besseres zu tun gehabt, als auf das Ess- und Trinkverhalten der anderen zu achten und sich ähnlich wie Shanaya die meiste Zeit mit Tanzen beschäftigt. Mit dem kleinen Unterschied bloß, dass er sich zwischendurch immer mal wieder etwas von den Speisen in die Backen geschoben hatte. Er stibitzte nicht, weil er wirklich Hunger hatte, doch all die Bewegung (und vermutlich auch der Alkohol) forderten ihren Tribut in Form von Appetit. Außerdem konnte man an den Speisen wirklich absolut nichts aussetzen. Liam war schon immer der gewesen, der nahm, wenn es sich anbot. Man wusste immerhin nicht, wie lange sich keine andere Gelegenheit mehr bieten würde. Und da er so ein guter Mensch war, war er auch Shanaya dabei behilflich, ihr Nahrungsdefizit aufzufüllen – glücklicherweise, ohne ihr dabei ein Auge auszustechen oder selbst über das Kopfsteinpflaster zu stolpern. Sineca beobachte dabei mit einem Funkeln in den Augen das tanzende Fleisch am Spieß, welches nach und nach im Mund der Frau verschwand. Liam legte den leeren Spieß zurück auf die Platte, fing ihren echauffierten Blick auf seinen Orientierungs-Kommentar mit einem flüchtigen Seitenblick auf und fischte sich den nächsten Spieß für den Eigenbedarf von der Platte. Ein amüsiertes Glucksen drang aus seiner Richtung, als sie versuchte, Farley in den Versuch einzuspannen, ihn abermals irgendwo auszusetzen.

„Nett, immerhin auf einer Insel mit Zivilisation. Du hältst dein Wort.“, rechnete er ihr hoch an und zog sich ein Stück Gemüse vom Spieß. „Ihr könnt es ja versuchen.“

Er nahm es nicht persönlich - wie sollte er auch? Wer austeilte, musste auch das Echo vertragen. Und gerade bei Shanaya – vielleicht sogar nur bei Shanaya – war er sich sicher, dass sie es ihm offen ans Herz legen würde, sollte es ihrer Ansicht nach Zeit für ihn sein, zu gehen. Bis es allerdings dazu kommen würde, hätte Liam vermutlich schon längst die Entscheidung getroffen, wieder eigener Wege zu ziehen. Bislang sah Liam den Versuch der Schwarzhaarigen eher amüsiert und gelassen.

„Ihr bekommt 2 Minuten Vorsprung. Und dann spürt meine Spürnase euch auf. Oder zumindest die Häppchen. Schätze, dass sie Prioritäten setzt.“

Man musste realistisch bleiben. Und Sinecas Aufmerksamkeit galt im Augenblick eher den Spießen als ihrer Begleitung. Und im Fall, dass er am Ende sowohl Shanaya und Farley als auch Sineca verloren hätte, würde er auch irgendwie über die Runden kommen. Wäre immerhin nicht das erste Mal, dass er durch die Gassen irgendeiner Stadt irrte. Mit einem unschuldigen Blick zog er das letzte Stück Gemüse vom Spieß.


{ Shanaya & Farley | auf dem Rückweg zur Taverne }
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Crewmitglied der Sphinx
für 0 Gold gesucht
dabei seit Apr 2016
#14
Ihre geringe Aufmerksamkeit wurde von dem Neuankömmling zurück auf Skadi gezogen, als diese ihr antwortete. Talin legte leicht den Kopf schief und musste das aufsteigende Lachen unterdrücken. Skadis Worte tanzten durch ihren Kopf, ließen Bilder wie Wellen über sie einschlagen. Der Gedanke, wie überschwänglich die Hochzeit erst gefeiert werden würde, erschien ihr aber auch zu komisch. Vielleicht sollten sie einfach so lange hier bleiben, damit sie auch bei dem Fest sich den Bauch vollschlagen und den Kopf benebeln konnten. Eigentlich eine ziemlich gute Idee.
Sie wandte ruckartig den Kopf in Richtung der anderen Frau und spürte dabei einen leichten Schwindel. Vielleicht war die Idee doch nicht so gut, wie zuerst gedacht. In der Hoffnung dem Drehen entgegenzuwirken, drehte sie den Kopf wieder zurück, aber der Boden schwankte ebenfalls.
Sprunghaft – wie Gedanken von Betrunkenen meistens waren – zerstoben die einzelnen Bilder wieder und die Zweifel kehrten zurück. Kurz darauf verscheuchte Talin diese aber mit einem Schulterzucken. Nur weil sie niemals so gastfreundlich sein würde, musste das ja auf andere nicht auch zu treffen.

Du hast recht. Wir sollten uns nicht über das Essen beschweren und schon gar nicht über den Alkohol. Es ist nur...“ Sie machte eine fahrige Bewegung in der Luft, sah in dem Moment aber drei der Einwohner fröhlich lachend an ihnen vorbeigehen. Sie winkten den beiden Frauen zu, vermutlich weil sie dachten, die Blonde hätte ihnen gewunken. Wie sollten diese Leute irgendetwas Böses im Sinn haben? „Ist nicht so wichtig. Vermutlich alles nur Einbildung.

Und weil sie davon umso mehr überzeugt war, als die drei Männer lachend und sich gegenseitig schubsend weiter gingen, drehte sie sich wieder Skadi entgegen, die für einen kurzen Moment zwei Mal neben der Jüngeren stand. Sie musterte die Beiden, bis sie wieder zu einer Person verschmolzen, woraufhin Talin nicht anders konnte, als zufrieden zu lächeln.
Und wieder sprangen ihre Gedanken zu etwas anderem, was sie beschäftigte.

Hast du dich an das Piratenleben eigentlich gewöhnt? Das frag ich mich schon die ganze Zeit. Ist ja doch ziemlich anders, als was die Marine einem so vorschreibt. Oder?

[Vor dem Wirtshaus | zusammen mit Skadi und Taranis]
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Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Feb 2018
#15
So turbulent es andernorts in der Stadt zugehen mochte - der Hafen lag friedlich und still in der Nachtluft da. Elian hatte sich ein Fass an die Reling gezogen und saß darauf, ein Bein unterschlagen und das andere baumelnd. Auf seinem Schoss hielt er sein Notizbuch, in dem er mit geübten, schnellen Strichen eine Skizze der Insel - vom Hafen aus betrachtet - anfertigte.

Er hatte kein Problem damit, als Wache zurückgelassen worden zu sein, eher im Gegenteil. Ihm war selten nach lautem Gedrängel und Alkohol, aber er hätte es sich Aspen und Taranis zu Liebe vermutlich angetan. So hatte er eine Ausrede, ohne dass die beiden durch ihn gezwungen waren, auf den Spaß zu verzichten.

Es war gut, dass die Captains ihm jetzt schon mit der Wache vertrauten, richtig? Er war einen Monat mit ihnen gesegelt, hatte sich nützlich gemacht so gut er konnte (etwas mehr, seit sein Rücken zugeheilt war), und seine medizinische Ausbildung fürs Erste für sich behalten. Allein beim Gedanken daran, eine Operation durchzuführen, zitterten seine Hände so stark, dass er nichts damit festhalten konnte. Die Medizin war für ihn erstmal gestorben, und er war froh, dass Taranis (den er inzwischen meist ohne Fehler sogar in Gedanken so nannte) ihn dahingehend in Ruhe gelassen, ihn zu nichts gezwungen hatte. Solange die Captains nicht wussten, welche Ausbildung er mitbrachte, würden sie hoffentlich nicht denken, dass er ihnen etwas vorenthielt. Tat er nämlich nicht. Er hatte die Carta unterschrieben, ein mieses Gefühl dabei im Bauch, aber er hatte es gemacht. Aspens Name stand dort. Folglich war er in nicht allzu schlechter Gesellschaft. Und die Mannschaft, soweit er sie kennen gelernt hatte, waren auf ihre Weise gute Leute. Sie hielten zusammen. Das war mehr, als man in vielen Fällen von der Marine hätte sagen können.

Er drehte den Kopf, als er Schritte hinter sich hörte.

"Hinten bei euch auch alles ruhig?"

Greo und Gregory waren während der ersten Stunden ihrer Wache im hinteren Bereich des Schiffs geblieben, während Elian sich im vorderen Bereich so gut er konnte still beschäftigt und gleichzeitig den Hafen im Blick behalten hatte. Der Mann, der neben ihn trat, war Gregory.

"Hey, da fällt mir ein... ich glaube, wir sind noch gar nicht zu einem Gespräch unter vier Augen gekommen." Er streckte dem Schiffsarzt die Rechte hin. "Danke nochmal, für meinem Rücken. Ist wirklich gut geheilt. Wo lernt ein Pirat so gut mit Wunden umzugehen? Wenn ich fragen darf?"


(Mit Gregory (& Greo) auf dem Schiff)
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Crewmitglied der Sphinx
für 0 Gold gesucht
dabei seit Jul 2016
#16
BOOOOMM!, rief Trevor und warf die Arme in die Luft, um Scortias‘ Plan lautmalerisch und gestikulierend zu unterstreichen, wahres Schauspieltalent war das hier! Er hatte zwar schon gar keine Ahnung mehr, warum Scortias die kleine Insel eigentlich unter Beschuss nehmen wollte, schließlich waren doch alle voll nett zu ihnen und so, aber ein paar Explosionen konnten ja nicht schaden.

„Boooom!“, wiederholte er, weil er das Wort mochte, das war doch ein Wort, oder? „Wie bei der Morgenwind! Aber, aber, oh! Wir müssen aufpassen, dass wir die Rumfässer nicht treffen! Oooh, oder gerade die Rumfässer, die explodieren dann so richtig, so –“

Ihm fiel das Wort nicht ein, also riss er noch mal den Arm los, den er aus ihm jetzt unerfindlichen Gründen um Aspens Schultern gelegt hatte, um damit wild in der Luft herumzufuchteln, aber diesmal ging irgendetwas schief und plötzlich stürzte der Boden auf ihn zu oder er auf den Boden, so genau ließ sich das nicht sagen, jedenfalls hielt Aspen ihn auf, das war wirklich sehr nett von ihm. Ach, deshalb hatte sich festgehalten. Trevor brauchte einen Moment, um seine Füße zu sortieren, warum hatte er eigentlich zwei davon, es gab einen links und einen rechts und man musste die auch noch abwechselnd benutzen, so verwirrend! Er war wunderbar zurecht gekommen, als er in Mîlui nur einen hatte belasten können, aber, oh hey, er konnte jetzt abwechselnd auf einem Bein hüpfen! Er wollte das gerade ausprobieren, als mit winziger Verzögerung zu ihm durchsickerte, dass Aspen gerade mit ihm geredet hatte.

„Standhaft?“, wiederholte er beleidigt und blieb so ruckartig stehen, dass sich der Griff des anderen für einen Moment lockerte. Sofort wand Trevor sich heraus und hüpfte außer Reichweite. Freeeeiiiheeeit! Warum hatte er sich überhaupt noch mal festgehalten, Festhalten war doof, nein, langweilig, nein, beides! Und überhaupt!

„‘Standhaft‘ ist mein zweiter Vorname!“, erklärte er Aspen mit erhobenem Zeigefinger, hielt aber noch im selben Atemzug inne und starrte mit gerunzelter Stirn auf besagten Finger. Er musste dafür ein bisschen schielen.

„Nein, isses nicht, ‚Standhaft‘ ist ein doofer Name, stell dir das mal vor, Trevor Standhaft Scovell!“

Er machte eine von diesen Begrüßungs-Verbeugungen und musste so heftig kichern, dass er fast wieder gestolpert wäre. Rückwärts vor anderen Leuten herlaufen war wirklich eine Kunst für sich, er sollte das öfter machen!

„Außerdem hab ich gar nicht soooo viel getrunken.“

Er nickte zu seinen eigenen Worten, plötzlich todernst. Er gab sich sehr viel Mühe dabei.

„Guck, wie gut ich reden kann! Fischers Fritze fritzt fische Frische. Frische Fische fischige Fische … Fische. Wusstet ihr, dass ich mal einen Fisch namens Fritz hatte? Er war grün. Und er hatte Beine, aber nicht immer. Und er hatte sooo große Augen.“

Er riss seine Augen so weit auf, wie es ging, und weil das ganz bestimmt nicht genug war, formte er mit seinen Händen noch zusätzliche Kreise und guckte durch sie erst Aspen und dann Scortias furchteinflößend an.

„Und eines Tages– ey, aua!“

Er wirbelte herum und boxte denjenigen, der es gewagt hatte, sich in seinen Weg zu stellen. Noch mal ließ er sich nicht von hinten schubsen! Gleich darauf zog er seine Hand fluchend zurück. Was war das, Holz?! Ein Fass! Wer stellte denn ein Fass mitten in den Weg, wie unhöflich, also so was, wirklich! Er wollte ihm gerade noch einen Tritt versetzen, nur um sicher zu gehen, dass – okay, eigentlich hatte er keine Ahnung, wozu, war ja auch egal, denn in dem Moment fiel ihm auf, dass das Fass gar nicht mitten im Weg stand, er selbst, Trevor Standhaft Scovell, war nur sehr, sehr schief gelaufen – rückwärts und Kunst und so – und jetzt war da eine Hauswand und davor das Fass, nein, die Fässer, ein ganzer Stapel, so ein Pyramidendings! Trevor legte den Kopf in den Nacken. Konnte er?! Und ob!

„Wer als erster oben ist!“, quietschte er begeistert und im nächsten Moment sprang er behände und nur ein ganz, ganz, ganz kleines bisschen schwankend auf das erste Fass.

[mit Aspen und Scortias auf dem Weg zum Hafen]
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Taranis Ives
Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Keine Angabe
#17
Lachen. Gesang. Taranis wusste, dass es zu gut war, um wahr zu sein. Ein Fest, an dem die Fremden teilnehmen durften? Oh, er wartete darauf, dass sie alle in Schweine verwandelt werden würden. Welche Geschichte war das noch einmal gewesen…oh, Elian würde es wissen…Elian hatte ein Gedächtnis für die Abenteueranteile der alten Epen, während sich Tanis immer nur an eine ewige Wahrheit erinnerte: Alles endete tragisch. Nur Ungeziefer blieb immer oben, die Ratten kamen vom Schiff.
Oh ja, Tanis wusste, dass das hier in Scheiße enden würde. Er wusste noch nicht wie, er wusste noch nicht warum, aber er wusste, dass er es schon irgendwie überstehen würde. Jemand ohne Gewissen und Ehre hatte verdammt viele Vorteile. Und Elian war auf dem Schiff. Elian konnte im schlimmsten Fall wegfahren. Nicht, dass er das machen würde, aber er hatte Piraten bei sich, die ihn niederschlagen konnten und dann einfach das richtige und gewissenlose tun konnten. Keine Ehre unter Gesindel! Wohoo!
 
Tanis tanzte auf dem Tisch. Es war das, was hier erwartet wurde oder? Er kannte diese Art von Fest, er kannte diese Art von Publikum. Er kannte Piraten. Er wusste, wer er hier sein musste, um sich Freunde zu machen. Er wusste, wen sie sehen wollten, wen sie am Ende bei sich behalten würden, wem sie irgendwann vertrauen würden. Er erinnerte sich an diese Person. Er hatte einmal gedacht, dass das die Person war, die er war unter all den Masken. Jetzt fühlte sich das Grinsen falsch an auf seinem Gesicht, verzerrte es, das Lachen tat ihm im Magen weh. Es fühlte sich an, als würde er sich selbst in der Ecke sehen, still, verurteilend, ein sardonisches Lächeln auf dem Gesicht und die Beine weit von sich gestreckt.
Er hatte die Welt immer schon verachtet. Aber er hatte sie auch immer genießen können. Er hatte Teile von ihr lieben können.  Wann war ihm das vergällt worden?
 
Er dachte darüber nach, sich zu betrinken. Der Wein war gut. Aber er schwenkte seinen Humpen herum, lachend, verschüttete mehr als die Hälfte davon und trank nur genug, um sich die Wangen zu röten. Da war dieses Mädchen, das dort saß. Sie hatte mausbraune Haare, ein zu rundes Gesicht. Aber ihre Oberlippe hatte diesen Bogen, die Ohren waren ein wenig spitz. Sie sah aus wie ein Kobold und sie ließ sich von ihm auf den Tisch ziehen und rauschte mit ihm darüber, wirbelte und drehte sich. Es war ein Hauch von Erinnerung. Sie war wie tausend Mädchen, mit denen er getanzt hatte, sie war wie der Hauch von Freiheit, den man nur in den übelsten Hafenspelunken fand. Sie war wie eines der leichten Mädchen, nachdem die Kundschaft fort war, als er noch jung gewesen war.
 
Tanis sprang vom Tisch, hob sie herunter, drehte sie.
Es wäre so normal gewesen, sie zu küssen. Sie hatte den Feuerschein in den Augen, sie roch nach Wein und Heu. Sie hatte sicherlich ein warmes Bett, zu dem sie ihn ziehen würde.
Elian war in Rhys verliebt.
Nun. Rhys war tot. Rhys war weit, weit fort, eine Maske, die sich viel zu real angefühlt hatte und viel zu gut.
Tanis machte einen Schritt rückwärts und ließ das Mädchen los, verabschiedete sich nicht, ehe er sich umdrehte und ging. Scheiße. Hieß das, er würde keusch bleiben? Er konnte sich nicht vorstellen, wie das funktionieren sollte. Er konnte sich auch nicht vorstellen, Elian noch einmal zu verraten, auch wenn es nicht…wenn es nur ein Traum war, eine Illusion, Erinnerung. Es hatte nichts mit ihm zu tun. Elian kannte ihn nicht einmal wirklich, geschweige denn, dass er ihn mögen würde.
Aber es wäre gleich.
 
Tanis stieß die Tür auf und atmete tief durch. Fuck. Das alles hier war einfach… Wie um Himmelswillen war das sein Leben geworden? Hatte die Göttin irgendwann beschlossen, dass sie sich einen Menschen auf Erden aussuchen würde, den sie nach Strich und Faden zu ihrem eigenen Amüsement verarschen würde?
Es klang zumindest immer mehr und mehr danach.
„Marine?“ Tanis lachte schallend auf. Ah. Wundervoll. „Sammelt ihr Ex-Soldaten an Bord? Nicht, dass ich mich beschwere, wenn sie so aussehen, aber es ist eine merkwürdige Häufung oder?“
Er hatte die verdammte Carta schon unterschrieben. Elian hatte es getan, da hatte es dann keinen Weg mehr dran vorbei gegeben. Zumindest hatte er die dumpfe Hoffnung, dass ihn DIESE Arschlöcher nicht einfach am nächsten Strand vergessen würden. Drauf gepisst, auf die verdammten Schweinehunde!


[Vor dem Wirtshaus | zusammen mit Skadi und Talin]
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Crewmitglied der Sphinx
für 250 Gold gesucht
dabei seit Apr 2016
#18
Talins Gesichtsausdruck war ein wahrer Quell der Übelkeit. Wann immer sie sich herum wandte, spürte Skadi bereits dieses flaue Magengefühl, das sich vehement auf den Zügen der blonden abzeichnete und presste es mit aller Willenskraft herunter. Ihr Captain hatte eindeutig viel zu viel getrunken. Trat leicht schwankend von einem Fuß auf den anderen und schaffte es nicht einmal sich zu ihr herum zu drehen, ohne dass sie grün anlief. Mit einem Seufzen akzeptierte Skadi allerdings die Tatsache, dass sie selbst keinen Deut besser war. Sich womöglich aus denselben Beweggründen der Trunkenheit hingab, wie ihre blonde Begleitung, derer sie sich mit vorsichtigen Schritten näherte. Weil sie endlich vergessen konnte, was sie vergessen wollte. All den Ballast, den sie mit sich herum schleppte, den sie ungewollt immer wieder aufsuchte, weil irgendwie nie so ganz ihre alten Gewohnheiten ablegen konnte. Sie kümmerte sich um andere – um ihre Familie. Doch waren die anderen das für sie? Nein. Definitiv nicht. Umso schwieriger war es, sich mit all dem zu befassen, was hinter ihr lag. Den aufgewühlten Seelen, derer sie sich angenommen und mit denen sie geradewegs hinab in den Morast gesunken war. All das wollte sie vergessen. Wenigstens für einen Moment.

“Wenn ich eines gelernt habe…“, stieß die Nordskov etwas lauter als geplant heraus und blieb mit erhobenen Händen stehen, um ihr Gleichgewicht zu halten. Ließ dann, einen tiefen Atemzug später die langen Finger über die sanften Locken Talins gleiten, ehe sie langsam versuchte sich herum zu drehen und mit den dunklen Augenpaaren das blasse Gesicht in Augenschein zu nehmen.
“… dann auf die weibliche Intuition zu hören. Die ist Gold wert.“
Mit einem zusammengekniffenen Auge tippte sich die Nordskov mit dem ausgestreckten Zeigerfinger der freien Hand gegen die Nasenspitze und schmunzelte. Sah den drei Männern im Vorbeigehen nur mit einem skeptischen Blick hinterher, während sich die geschwungen Brauen bereits nachdenklich verengten.
Sie teilte Talins Befürchtungen, ebenso wie ihre Bereitschaft all das zu ignorieren. Ohnehin wären sie aufgeschmissen, wenn sich die Gastfreundschaft als Falle entpuppen würde. Womöglich wäre es dann vielleicht besser gewesen, nicht ganz so zugelaufen durch die Straßen zu irren. Doch letztlich war Skadi nicht dazu erzogen worden, sofort die Flinte ins Korn zu werfen. Ihr eiserner Wille würde sie schon halbwegs lebendig aus diesem Schlamassel heraus holen. Und wenn nicht, nahm sie vorher noch ein paar ihrer Widersacher mit in die dunkle Ewigkeit. So viel stand fest!

Erst als die helle Stimme ihrer Begleitung die Gedankenblase durchstach, die Skadis Kopf heftig zum pulsieren brachte, klärte sich die Miene der Älteren auf. Wandte sich ohne Umschweife auf das blasse Gesicht, dessen Züge sie erst verschwommen wahrnahm. Verdammt war dieser gepanschte Alkohol!

“Unter echten Piraten wäre ich wohl längst vergewaltigt oder misshandelt worden…“ Sie hatte die Worte schneller ausgesprochen, als ihr lieb gewesen war. Verharrte jedoch mit ehrlichem Blick auf Talin, um ihr wenigstens ihre Offenheit anzubieten, wenn sie schon so direkt und unverblümt war. Letztlich entsprach es der Wahrheit. Die ganze Crew war weit von dem entfernt, was sie auf einem Piratenschiff erwartete und in ihrer Zeit bei der Marine erlebt hatte. Die Vorstellung dessen, was ihr Leben hätte sein können, wenn sie wirklich zwischen Unholden und Schwerverbrechern gesegelt wäre, hinterließ ihr ungewollt eine Gänsehaut auf Armen und Nacken.
“… ich bin also sehr froh, dass ich stattdessen auf euch gestoßen bin.“
Schlagartig legte sich ein sanftes Schmunzeln in ihre Mundwinkel. Strahlte bis zu ihren dunklen Augenpaare hoch, die Talin eine Weile musterten, ehe sie dem plötzlichen Geräuschpegel folgten, den Taranis beim Verlassen der Taverne in die Umgebung frei ließ.
Seine Worte entlockten der Nordskov allerdings keine Danksagungen. Nicht einmal einen geschmeichelten Ausdruck – auch wenn er ihr durchaus ein Kompliment ausgesprochen hatte. Doch das bezog sich wohl lediglich darauf, dass sie Brüste besaß. Wie charmant.

“Klar… wir spielen Marinequartett… das größte Arschloch gewinnt.“

Wollte sie sich gerade noch auf die Zunge beißen, um den bissigen Kommentar wohl behalten in eine ihrer inneren Schubladen zu stopfen, war es bereits zu spät. Stattdessen schloss sie nur mit einem kurzen Seufzen die schweren Lider und schielte aus den Augenwinkeln zu Talin hinüber.

“Hab wohl gewonnen.“

Nicht, dass das auch nur ansatzweise eine Entschuldigung sein sollte. Doch zumindest konnte die Dunkelhaarige in ihrem Zustand halbwegs einsehen, dass sie sich vielleicht zu schnell hatte hinreißen lassen. Doch Taranis machte nicht den Anschein, als wäre er gerade von der Sonne auf den nackten Hintern geküsst worden. Vielmehr strotzte sein Gesicht gerade vor Verbitterung. Womöglich war es DAS worauf die Nordskov so rabiat reagierte. Oder weil er sie im selben Atemzug beleidigte, wie er ihr „nette“ Worte entgegen brachte. Vielleicht aber glaubte er auch nicht an Zufälle. Unterstellte ihr womöglich noch, dass sie unausgesprochene Absichten hatte. Dass sich nicht ohne Grund so viele desertierte Marineangehörige in den Reihen der Sphinx widerfanden.

“Aber Recht hast du… die Marine hat ‘nen ziemlichen Verschleiß an qualifizierten Mitarbeitern, die auch mal ohne ihren hohlen Schwanz denken können.“

Herr Gott… wieso war sie nur so verdammt bissig?

[Vor dem Wirtshaus | zusammen mit Taranis und Talin]
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Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Nov 2016
#19
'Wann habe ich eigentlich nachgegeben?'
Enrique fühlte leichten Schwindel als er Skadi hinterhersah, deren Hand ihn gerade noch kurz berührt hatte.
Den ersten Becher hatte er zum Anstoßen angenommen und sich daran festgehalten, bis er überrascht feststellte, dass er leer war. So leer, wie sich diese Feier hohl anfühlte.
Aber er hatte nicht aufgehört zu trinken, war nicht zum Schiff zurück gegangen und auch nicht mehr daran interessiert, was hier eigentlich wirklich vor sich ging. Und jede dieser Entscheidungen war genauso falsch wie diese Feier, denn die war viel zu gut um wahr zu sein.
Seit dem hatte er nicht aufgehört, sich zunächst nur etwas an Skadis Becher beteiligt, dann irgendwann doch seinen eigenen Bierhumpen genommen und es nach dem Tanzen mit ihr bereut und draußen eine Weile gesessen, hatte sich schließlich wieder hineinbegeben und sich nach und nach einen Becher voll Rum einfach nur hinter die Binde gekippt, um für eine Weile zu vergessen und anschließend in einem stillen Winkel gehockt, bis Skadi ihn daraus wieder hervorgezerrt hatte.
Augenscheinlich war inzwischen genug Zeit vergangen, dass er wieder klar genug war, um sein Handeln zu hinterfragen und Skadis besorgte Frage leicht zu zerstreuen. Und zu kapieren, dass ihm das auch nur gelang, weil sie keine Ahnung davon hatte, was Alkohol mit ihm langfristig anstellte und sie zudem inzwischen weit mehr als er intus hatte. Das hatte ihm eine gewisse perfide Freude beschert.
Er und aufpassen!
Natürlich würde er das, aber auch nur, weil das hier viel zu interessant zu werden versprach. Und ansonsten würde er sich nachher noch einmal richtig abschießen. Bereuen würde er das Morgen eh schon, da konnte er auch Nägel mit Köpfen machen.
Langsam wandte er den Blick zurück und betrachtete die beiden Männer ihm gegenüber:
Der eine fiel fast um, als er von der Theke zurückkehrte. Der andere verzog das Gesicht und angelegte sich weiteren Schluck.
'Portwein oder Rum?', fragte er sich, ob der Auswahl, einen Moment lang, verwarf die Überlegung allerdings schnell wieder und überließ es dem Zufall, indem er mehr oder weniger blind nach einer der Flaschen griff, weil er lieber weiter beobachtete, was sich zwischen den beiden Streithähnen da anbahnte. Erst dann sah er kurz hinab.
'Port.'
Auch gut. Die Chance darauf war ja auch doppelt so groß gewesen. Oder war es nur die Flasche, die übrig geblieben war? Wohl eher letzteres.
Gleichgültig schenkte er sich, recht unkoordiniert, nach.
'Immer wieder erstaunlich. Und verlockend ...'
Zwar körperlich angeschlagen aber gedanklich noch ziemlich klar lehnte auch er sich zurück und genoss die Stille in seinem Kopf, grinste versteckt hinter dem Becher, trank einen Schluck und konzentrierte sich wieder auf Lucien und Sylas.
Was wohl als nächstes kam?

{ In der Kneipe am Tisch | bei Lucien und Sylas }
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Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Aug 2017
#20
Ein wenig Sorgen machte er sich ja schon um Trevor, doch er wusste auch, dass der schon irgendwie zurechtkommen würde und das es genug andere aus der Crew gab, die zumindest teilweise ein Auge auf ihn haben würden. Talin zum Beispiel.
Also hatte Greg sich kleinere Arbeiten gegriffen (Noch immer gab es reichlich Gut zu ersetzen) und war die ganze Zeit am Tackeln und Spleißen, sowie er sich einen Moment hinsetzen konnte und hielt nebenbei Augen und Ohren offen.
Vielleicht hätte er jetzt lesen sollen, versuchen, denn widerborstigen Texten etwas wissen abzuringen, immerhin war es still wie sonst nie hier an Bord. Sogar sein Bruder würde ihn nicht plötzlich stören, es wäre also die Gelegenheit.
Aber das würde ihn zuviel Konzentration kosten und, um sich dafür von der Wache abzumelden, hätte er es jemandem erklären müssen.
Sicher, Greo schien ihm nicht der Typ, der ihn damit schlecht machen oder es weittragen würde, aber noch war er nicht so weit, es an die große Glocke zu hängen und außerdem wollte er Greo und Elian nicht mit der Wache allein lassen.

Ein paar Mal war er schon eine kleine Runde über das Schiff gewandert, ehe er dem Dunkelhaarigen zu verstehen gab, er würde sich jetzt erstmal eine Weile unter Deck aufhalten, nachdem er noch einmal bei ihrem Neuzugang nach dem Rechten gesehen hatte.
Interessanter Weise sah der Jüngere Montrose nicht nur auf, sondern richtete sogar das Wort an ihn.

"Alles ruhig", antwortete er.

Dann musste er über die Feststellung schmunzeln.

"Wohl nicht, wenn man die wenigen Worte bei der Entfernung der Kugel und der anschließenden Wundversorgung nicht zählt."

Fest griff er die ihm dargebotene Hand und lächelte etwas verlegen.

"Keine Ursache. Und ich glaube ich bin weit froher darüber, dass sich die Wunde so problemlos geschlossen hat als ihr, jetzt wo ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn es sich entzündet und eitert."

Er schauderte ein bisschen ob der Erinnerung. Dann sah er auf den Hafen hinab. Seltsamer Weise war ihm, obwohl er den Mann neben sich kaum kannte, nach reden zu mute, so dass er ausführlicher als geplant antwortete.

"An Deck im Kugelhagel und danach darunter. Oder wo immer es sonst noch notwendig wird.
"Aber ich bin nicht gut. Nur besser als die meisten, da ich mir nicht die Sinne mit Alkohol vernebel, wie es die anderen Schiffsärzte, vor allem bei Piraten, tun, denen die Leute unterm Messer verbluten. Ich habe zu oft anständige Männer deswegen sterben sehen."


Kurz schüttelte er den Kopf, die Lippen hart aufeinandergepresst.

"Es gibt mehr als genug Schiffe da draußen, die mit sowas auskommen müssen:
Betrunkenen Zahnreißern, tatrigen Ärzten, die weder mit noch ohne Alkohol mehr wissen, was sie tun, halbblinden Schneidern, Schlachtern oder dem erstbestestn Matrosen, der halbwegs ein Messer halten kann.
So gesehen hattet ihr Glück:
Die Grundlagen habe ich vom Tierarzt unseres Heimatdorfes gelernt, Schnitte, Schürfwunden, Prellungen, Brüche und so, alles an Kleintieren, der Rest ist reine Übung. Der Herr ist ebenfalls ein anständiger Mann und ich schätze, er wäre mit meinen Fähigkeiten inzwischen zufrieden. — Gerade weil ich mich nicht mehr bei jedem kleinen bisschen Blut, das ich sehe, übergebe."


Der ältere Scovell grinste Elian halb schalkhaft, halb entschuldigend an.

"Ich hoffe es stört euch nicht, dass ein, auf dem Posten widerwillig gestrandeter, Möchtegerntierarzt euch versorgt hat. Denn mehr hat dieses Schiff nicht zu bieten und irgendjemand muss es ja tun."

{ An Bord der Sphinx | erst achtern, dann am Bug
|
(erst bei Greo und dann) bei Elian }
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