17.06.2024, 15:54
Lets talk about...something
Kieran Darvell & Cassy Rice, Datum & Zeit, 18. Juli 1822, Mannschaftsdeck (nähe Kombüse an einem Tisch)
Mittlerweile waren gut zwei Wochen vergangen, seitdem Cassy das erste Mal mit der Sphinx in See gestochen war und sie hatte ihren Platz in der Kombüse bereits gefunden. Sie half dort, wo man sie gerade brauchte und die Speisen, die sie zubereitete, schienen soweit in Ordnung zu sein, dass man ihr auch weiterhin zutraute, Dinge für das Essen der Crew vorzubereiten. Es war ein Job wie jeder andere auch und doch unterschied er sich so stark von dem, was Cassy sonst so an Land getrieben hatte. Ihre freie Zeit nutzte die junge Frau oft dazu, Musik zu machen, war es nicht nur etwas, das sie über die Runden gebracht hatte, sondern ebenso eine Leidenschaft, die sie nicht komplett vernachlässigen wollte. Die Musik war etwas befreiendes. Gerade dann, wenn sie wieder einmal irgendwo waren, wo weit und breit kein Land zu sehen war, erdeten sie die Klänge des Musikinstrumentes und sie konnte mit geschlossenen Augen dort sein, wo auch immer sie gerade sein wollte. Denn das Gefühl, auf See gefangen zu sein, von dem Schiff nicht einfach wieder herunter zu kommen, weil sie sonst drohte zu sterben, war etwas, an das sie sich eindeutig noch gewöhnen musste.
Ebenso an die Crew. Es war eine bunte Truppe ziemlich sympathischer Menschen. Hatte sie festgestellt oder besser gesagt beschlossen. Dies traf bei den einen mehr und bei den anderen eben weniger zu. Es gab jene Mitglieder, mit denen die Blondine mehr sprach und eben jene, mit denen sie weniger Kontakt hatte. Aber insgesamt musste sie schon sagen, fühlte sie sich wohl und sie hoffte, dass das so bleiben würde. Sie hoffte nach wie vor, dass diese Chance wirklich mehr als das sein würde. Dass es nicht nur ein Abenteuer auf der Liste ihres Lebensweges bleiben würde, sondern dass es etwas war, was sie dauerhaft machen konnte. Denn so beängstigend wie die Hohe See auch sein mochte, sie bot der jungen Frau Sicherheit. Sicherheit vor ihrer Vergangenheit und aufgrund der Tatsache, dass sie sich wirklich in der Crew ihren Platz sichern wollte, war es vielleicht langsam an der Zeit mit den anderen Mitgliedern mehr Kontakt zu suchen als das, was man eben im Alltag so miteinander teilte. Beim Essen sprach man schon mal zwei oder drei Worte, ebenso bevor es dann schließlich ans Schlafen ging. Man musste sich schließlich ständig irgendwie absprechen und dennoch bekam man so nicht die Möglichkeit, sich näher kennenzulernen.
Eigentlich war Cassy auch nicht auf den Mund gefallen und doch fiel es ihr hin und wieder schwer, wenn es keinen offensichtlichen Grund gab, das Gespräch von sich aus zu suchen. Die Initiative zu ergreifen sozusagen. Deshalb war sie auch oft mehr für sich und das war etwas, was sie definitiv auf Dauer ändern wollte. Sie wollte integriert werden und sie war davon überzeugt, dass sie dafür auch ein wenig etwas tun wollte. Gesagt. Getan. Oder eben auch nicht. Aber jetzt, wo das Essen gerade beendet war, die Teller alle verstaut waren und der Spüldienst der Kombüse nicht ihre Aufgabe war, sah sie sich um und hatte sich selbst fest vorgenommen, ihr Vorhaben in die Tat umzusetzen.
Einige der Crewmitglieder hatten sich bereits wieder auf ihre Posten begeben, andere schlugen ihre Zeit mit irgendwelchem Zeug Tod und dann war da noch Kieran. Dem Seemann hatte sie hin und wieder bei einer seiner Aufgaben geholfen, war ihm zur Hand gegangen und er erschien ihr eher ruhig, aber umgänglich. Nun bot sich doch die Möglichkeit, ihn einfach mal anzusprechen und zu schauen, ob sie sich nicht sogar auf einer Wellenlänge befanden. Das wäre doch schon einmal etwas, oder? Nur noch den Mut musste sie dazu aufbringen.
Es dauerte einen Moment und Cassy hatte sich mehrfach überlegt, was sie denn sagen wollte, was sie denn tun sollte, was sie mit ihm nun ja bereden wollte. Doch wirklich etwas eingefallen war ihr nicht und dann ergriff sie die Chance, aus Angst er könne von dem Platz an dem er sich gerade befand, doch noch aufstehen und sie es wieder nicht geschafft haben, ein Gespräch zu beginnen. Sie kam sich wirklich bescheuert vor, wirklich. Wie so ein Teenager. Unfug. Es war doch nur ein Gespräch, sie wollte ihn ja nicht anflirten, oder sonst was. Also trat sie auf ihn zu.
Hey
Immerhin, kein stottern, kein leises Wort, das man nicht verstehen konnte, sondern sie hatte ihn direkt und deutlich angesprochen. Ein Lächeln lag in ihrem Gesicht.
Kann ich mich ein wenig zu dir setzen oder passt es dir gerade nicht?
Ging doch. War gar nicht so schwer. Ja, nun hatte sie sich überwunden, ihn anzusprechen und der Rest würde dann schon von selber kommen. So funktionierten Unterhaltungen schließlich. Oder etwa nicht? Nun musste sie nur hoffen, dass er sie nicht postwendendd wieder wegschicken würde, denn das wäre wirklich unangenehm und irgendwie auch peinlich für zukünftige Begegnungen.