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One of us is going down
Crewmitglied der Sphinx
für 60 Gold gesucht
dabei seit Nov 2015
#1
One of us is going down
28.06.1822
One of us is going down
Abend des 28. Juni 1822
Ceallagh Hayes, Peregryne Tallant & Shanaya Árashi  

Per musste ein bisschen zu laut schmunzeln, als niemand geringeres als Ceallagh — eine Person aus der Crew, mit der er bisher noch eher wenig zutun gehabt hatte — an ihm vorbeiflitzte, als wären zehntausend Hunde hinter ihm her. Bisher hatte er den blonden Seemann eher als die Ruhe in Person erlebt, meist eher von fern als nah, oder zumindest als jemanden, der nicht besonders viel auf das Gewäsch anderer zu geben schien. Jemand, der seinen eigenen Kopf hatte, aber nicht jede Sekunde das dringende Bedürfnis hatte, diesen auch durchzusetzen nur um des Durchsetzens Willen. „Sag nicht, du hast ernsthaft versucht, dich mit gezinkten Würfeln durchzumogeln?“

Er hatte den Schatten des Mannes nur beiläufig im Augenwinkel wahrgenommen. Ihm wenig Beachtung geschenkt, weil das Ziel seines Weges wichtiger war als der Weg selbst. Doch Per sonore Stimme und amüsierter Tonfall, stoppten seine Schritte. Wandten den blonden Schopf herum, der erst verdutzt blinzelte und dann zu einem gut gelaunten Grinsen ansetzte. "Was hat mich verraten? Mein Sprint oder die wütende Meute ein paar Straßen weiter?" Was vielleicht als diffuser Klangteppich im Hintergrund zu hören war, erschien in den Ohren der Umstehenden nur wie eine übliche Kneipenschlägerei. Was sie auch war. Dessen Auslöser jedoch weniger mit Hochprozentigem und alten Feindschaften zu tun hatte, als dem hochgewachsenen Hayes, der mehr als nur Unruhe stiftete.

"Beides. Gewissermaßen." Die Szene bot einen vertrauten Anblick, auch wenn er es mittlerweile vorzog, sein Glas in Seelenfrieden zu leeren anstatt sich auf eine wilde Hetzjagd durch die halbe Stadt und den ganzen Hafen einzulassen. Nicht, dass Ceallagh genau das beabsichtigt hatte. Obwohl, keine Ahnung, vielleicht half ihm das nachts beim Einschlafen. « Er muss hier lang sein! » tönte eine aufgeregte Stimme um die Ecke, dicht gefolgt von zwei anderen. Per linste zu Ceallagh und deutete auf einen Stapel Kisten und ein achtlos darübergeworfenes, relativ großes Tuch aus grobfasrigem Material. Als die drei Männer um die Ecke bogen, die Waffen bedrohlich an deren Hüften baumelnd (obwohl ihre Gesichter allein keinen wirklich bedrohlichen Eindruck machten), blaffte der erste, sobald er Per erblickte, bloß, «Was glotzt du so?» Der Zweite schien zumindest ein bisschen mehr Anstand (kaum) zu besitzen. Fragte Per, ob zufällig ein Mann mit Ceallaghs Beschreibung vorbeigekommen war. Per zuckte mit den Schultern. "Kann sein." Grübelte einen Moment, bevor er noch ergänzte: "Ja, doch. Ich glaube ich habe jemanden gesehen, wie er den Kahn dort bestiegen hat. Die Beschreibung passt." Er zeigte auf ein Schiff, das gerade in diesen Minuten dabei war aus dem Hafen auszulaufen.

Die Kiste stach immer wieder unangenehm unter sein Schulterblatt, während Ceallagh versuchte, durch den winzigen Brandfleck im Leinenstoff einen Blick auf die Straße zu erhaschen. Per stand noch immer seelenruhig an seinem Platz. Erinnerte ihn kurzweilig an einen Kleriker, der zu lange in den tiefen der Urwälder gelebt und ein paar Züge zuviel von seinem beruhigenden Tabak genommen hatte. Beobachtete ihn dabei, wie er in Richtung Hafen nickte und die Männer auf ein Schiff aufmerksam machte, dass mit allem beladen war - nur nicht ihm. "Na hoffen wir mal, dass sie dort keinem mies gelaunten Schlächter in die Arme laufen." Das Gepolter war seit einer Ewigkeit verstummt. Die Männer bereits in der Ferne des anbrechenden Abends verschwunden. Ein Knacken durchfuhr Ceallaghs Schulter, während er sich zur vollen Größe aufrichtete und hinter und teilweise halb aus den Kisten hervor kletterte. "Lust auf nen Rum?" Das Grinsen, das seine Miene überzog, zeugte mit keiner Spur von irgendeiner Reue. Ganz im Gegenteil. Die pralle Geldbörse, die urplötzlich auf seiner Handfläche ruhte, war wohl - in Anbetracht der Umstände - nicht einmal seine eigene.

Die Männer zogen ab und Per sah ihnen noch für einen Moment hinterher während Ceallagh dabei war aus seinem Versteck zu kriechen. Per hatte sich nie für hilfsbereit gehalten, nicht für jemanden, der großen Wert darauf legte, anderen aus der Patsche zu helfen; er hatte im Affekt gehandelt, aber Ceallagh schien ihm ja zumindest wirklich dankbar zu sein. Sofern der Pirat es nicht für selbstverständlich genommen hatte. Per schmunzelte, zuckte mit den Schultern und nickte auf die Frage. „Warum nicht.“ Auf dem Weg zur nächsten Taverne linste er zu Ceallagh hinüber, ein amüsiertes Grinsen im Gesicht. „Musst ja was richtig schlimmes ausgefressen haben, dass scheinbar die halbe Stadt mit Stöcken und stumpfen Säbeln nach dir jagt.“ Er lachte, diesmal richtig. „Hab die Aufregung ja fast schon wieder ein wenig vermisst.“ Seit er auf dem Handelsschiff Arbeit gefunden hatte, war sein Leben erheblich ruhiger geworden, zumindest bis zu dem Tag als die Sphinx, der Nebel und die Epogryphen auf dem Radar aufgetaucht waren.

Die halbe Stadt war vielleicht maßlos übertrieben. Aber so im Großen und Ganzen? "Ich bin fast etwas beleidigt, dass es keine Mistgabeln und Knoblauch sind. Stumpfe Säbel. Eine sehr schäbige Art von dieser Welt zu scheiden." Und das nur wegen des lieblichen Schoßes einer wunderschönen, leider verheirateten Frau. "Du kannst gern bleiben, wenn es dir nach mehr gelüstet. Ich gebe dir gern ein paar Tipps, wie es dir in Städten wie diesen niemals langweilig werden kann." Ceallagh grinste, zuckte dann jedoch unschuldig mit den Schultern, weil er ja eigentlich nur zu einem ganzen kleinen Prozentsatz ein "Schwerenöter" war - und das ja nicht zwangsläufig auf Per zutreffen musste. Vor allem mit diesem milchigen Auge.

_____________ Zeitsprung_____________

Für Shanaya ging ein relativ entspannter Tag zu Ende. Sie hatte ausgeschlafen, ausgiebig. Die Müdigkeit hatte sich damit ein wenig verflüchtigt, langsam fand sie zu ihrem eigentlichen Zustand zurück. Was auch immer das gewesen war, so schnell brauchte es nicht wieder kommen. Aber es ging bergauf, das war das einzige, was zählte. Sie hatte also ohne Eile ein paar Erledigungen hinter sich gebracht, die Stadt ein wenig erkundet und war schließlich hier gelandet. Der blaue Blick der jungen Frau wanderte einen Moment lang durch die Spelunke, betrachtete die Menschen, die sie umgaben, aber zum größten Teil ignorierten. Betrunkene Männer, leicht bekleidete Frauen, die eben genannten auf dem Schoß herum kletterten und sich anbiederten. Der Geruch von Alkohol lag in der Luft, gemischt mit Rauch und dem Geruch der Männer. Nichts davon störte die Schwarzhaarige, nicht im geringsten. Sie liebte diese Atmosphäre, die Musik, diese Momente, in denen sich nicht jeder benahm, als hätte er einen großen, langen Stock im Hintern stecken. Das war das Leben, und nichts anderes wollte sie mehr für sich. Nach einigen Herzschlägen richteten sich die blauen Augen trotzdem wieder auf das Papier vor sich, auf dem Tisch. Ohne den Blick davon abzuwenden, griff sie nach ihrem Krug, trank einen Schluck und tippte mit der Kohle in der rechten Hand auf der Tischplatte herum. Das Papier zeigte eine halbfertige Karte, deren Umrisse niemandem in diesem Raum bekannt vorkommen durfte, sofern er ihr nicht in den Kopf schauen konnte. Und damit stellte die Schwarzhaarige den Krug wieder zur Seite, machte sich wieder daran, die Umrisse der Insel zu vervollständigen.

Mistgabeln und Knoblauch. Man mochte fast meinen, der gute Ceallagh besaß noch Sinn für Humor, sofern dieser nicht im Schoß seiner letzten Eroberung liegen geblieben war. Während der blonde Pirat also all seine Überlebensweisheiten mit einem vielsagenden, fast stolzen (so meinte Per) Grinsen zum Besten gab, liefen die beiden Männer weiter durch die Straßen Ostyas zur nächsten Taverne, deren hölzernes Schild alsbald in deren Blickfeld auftauchte.

Per stieß die schwere Holztür auf und ein Schwall warmer, abgestandener, von Rum und Körperausdünstungen geschwängerter Luft schwappte ihnen entgegen. Die Taverne war gut besucht, von den üblichen Archetypen, wie man sie wohl aus allen Tavernen der ersten Welt kannte. Per ließ seinen Blick durch den Raum, über die bunte Mischung an Gestalten, eine merkwürdiger als die andere, schweifen bis er an einem Tisch hängenblieben, an dem nur eine einzelne Person saß, ein größeres Stück Papier vor sich ausgebreitet. Bei erneutem Hinsehen realisierte er, dass es sich dabei um niemand geringeres als Shanaya handelte. Über seine linke Schulter linste er zurück zu Ceallagh. „Da hatte wohl noch jemand dieselbe Idee.“, murmelte er, unbemüht mit dem Geräuschpegel der belebten Kulisse Stand halten zu wollen, und steuerte indes besagten Tisch an. „Sieh mal einer an. Schon das nächste Abenteuer in Aussicht?“ Mit einem Schmunzeln auf den Lippen nahm er das Papier vor ihrer Nase in Augenschein. Obwohl er genauso von ihrem Besuch in der Taverne sprechen konnte. Die Interpretation überließ er ihr.


"Mh?" Seitdem sie die Taverne betreten hatten, war Ceallaghs Blick über Pers Kopf hinweg durch den Raum geglitten. Etwas gelangweilt von der Ausbeute, die an den Tischen saß - zumeist Tagelöhner, Bauern und Fischer. Hier und da eine Gruppe junger Männer, die ihre Unterhaltung lauthals über mehre Tische hinweg brüllte und den Bedienungen nachgaffte. Immerhin waren die Damen liebreizend. Zumindest jene, die gerade an der kleinen Gestalt vorbei huschte, deren Kopf etwas zu tief über dem Pergament einer... Karte hing? Mit jedem Schritt den Ceallagh in Pers Rücken näher trat, kippte sein Kopf aufmerksam beobachtend zur Seite. Statt dem Fremden jedoch gänzlich zum Tisch zu folgen, blieb er kurz stehen und gestikulierte einer der Damen, die gerade mit einem Tablet leerer Krüge an ihm vorlief, mit zwei Fingern seine Bestellung.
"Du hast da was..." Mit Schwung zog Ceallagh den Stuhl zu Shanayas Rechten zu sich zurück. Nahm mit einer fließenden Bewegung darauf Platz und bedeutete ihr mit einem breiten Grinsen auf den Zügen, dass sie etwas Kohle im Gesicht hängen hatte.  


Auf die Karte vor sich konzentriert, vergaß Shanaya jedoch nicht ihre Achtsamkeit, lauschte hin und wieder auf ihre Umgebung. Immer wieder spürte sie Mal einen Blick auf sich, reagierte jedoch nicht. Bis sich Schritte ganz offensichtlich in ihre Richtung bewegten. Die junge Frau spannte sich nicht an, nahm nur einen tiefen Atemzug, um sich auf alles mögliche vorzubereiten. Auf irgendwelche dummen Sprüche ihr gegenüber, der Karte gegenüber. Irgendwelche Kerle, die versuchten, in ihre Nähe zu kommen. Vorerst hatte die Schwarzhaarige auch nicht die Intention, den Kopf zu heben – bis eine bekannte Stimme zu ihr durchdrang. Jetzt atmete Shanaya mit einem leisen Seufzen aus, hob zuerst nur die blauen Augen etwas an, ehe sie sich ganz den beiden Männern zuwandte, die nun bei ihr standen. „Immer. Wobei das mit einer nicht existenten Insel wohl eher schwierig wird.“ Während Shanaya Peregryne geantwortet hatte, hatte Ceallagh sich auf einen der Stühle sinken lassen und wies sie jetzt darauf hin, dass sie etwas im Gesicht hatte. „Jeder Strich steht für einen Mann, dem ich seiner Männlichkeit beraubt habe, weil er mich dumm von der Seite angequatscht hat. Also pass auf, was du sagst.“ Shanaya grinste amüsiert, lachte dann und wischte sich mit dem Ärmel über die Wange. „Aber ich denke, ihr seid nicht nur hier, um zu mir zu stoßen?“

Er tat es Ceallagh gleich und ließ sich auf dem verbleibenden Sessel zu Shanayas Linken nieder. Hielt sein Auge nach wie vor auf das Stück Pergament gerichtet, auch wenn er den Großteil darauf ohnehin nicht entziffern konnte. Bisher war es ihm auf seinen Reisen überraschend gut gelungen, sich als Analphabet durch die Welten zu mogeln. Er schenkte seinen beiden Tischgefährten einen abwägenden Blick, fragte sich, ob zumindest einer der beiden eine vage Vermutung hatte und — warf den Gedanken sogleich wieder über Bord. „Vielleicht ist das das wahre Abenteuer. Herauszufinden, ob’s die Insel wirklich gibt.“ Er schmunzelte, klopfte mit dem Fingerknöchel auf die Tischfläche in die Nähe des oberen Randes der Karte. „Oder jemand hat’s tatsächlich gewagt, sich einen Scherz mit dir zu erlauben. Trotz der Striche.“, feixte er. „Wo hast du die Karte aufgetrieben?“

Es war amüsant mit welchem Blick sie hinauf sah und daraufhin mit Worten aufwartete, die dem Schmuggler fast ein Lachen entlockten. Kleines, fieses Ding. Sein Grinsen blieb jedoch ungeschlagen. Wirkte sogar eine Spur wärmer, während er sich mit den Ellenbogen auf dem Tisch abstützte und den Kopf auf seinen ineinander verwobenen Finger bettete. "Mein Beileid, dass du bisher einen so unfassbar miesen Tag gehabt haben musst... " Angesichts der Größe der Karte und der Menge an Kohle an ihren Fingerspitzen saß sie bereits mehrere Stunden hier. Faszinierend womit sie so ihre Zeit verbrachte, statt draußen herum zu tollen. Hatte irgendwie viel mit ihm gemein. Auch wenn er seine Nase lieber in Bücher statt Landkarten steckte. Ein Schnalzen verließ Ceallaghs Zunge, als der Einäugige das Wort erhob. "Aber aber mein Freund... nicht aufgetrieben..." Er löste die Verschränkung seiner Hände und tippte sich mit einem Finger gegen die Stirn. "Frei erfunden... das ist Shanayas Interpretation einer Insel auf der es nur Eunuchen gibt." Mit einem breiten Grinsen wanderte der Blick aus blaugrünen Augen zur Seite und umrandeten die feinen Züge der Jüngeren. "Ich hoffe doch sehr, dass wir so etwas niemals ansteuern werden..."  

Shanaya warf Ceallagh bei seinen Worten ein vielsagendes Grinsen zu, zuckte dann mit amüsierter Miene mit den Schultern. „Wer sagt, dass ich nicht meinen Spaß dran hatte?“ Sie lachte, wandte den Blick dann zu Peregryne herum, der sich nun auf ihre andere Seite gesetzt hatte. Bevor sie jedoch auf seine Frage antworten konnte, klinkte der Blonde sich ein, antwortete für sie und entlockte der Schwarzhaarigen dann ein hoch theatralisches Seufzen. „Ceallagh, du enttäuscht mich. Ich lebe auf einem Schiff, dessen Crew zum Großteil aus… ‚Männern‘ besteht, die sich mindestens wie Eunuchen benehmen und Angst und Desinteresse vor Brüsten und nackten Frauen haben.“ Dieses eine Wort betonte sie vollkommen bewusst, viele Mitglieder der Crew sah sie nicht unbedingt als wirkliche Männer an. „Als ob ich mir eine Insel wünsche, die voll von solchen… Memmen ist.“ Sie hatte einige Männer der Crew vor Augen, die in diese Beschreibung passten, verzog dazu wenig angetan das Gesicht. Noch eine dramatische Geste mit der Hand, in der ihre Kohle ruhte, ehe sie sich wieder Peregryne zu wandte. „In einem Punkt hat er aber Recht. Die Karte hier ist eine von vielen, die eine Insel zeigen, die nur in meinem Kopf existieren. Selbst ausgedacht, selbst gezeichnet.“ Ihr Lächeln wurde mit ihren Worten ein wenig wärmer, ein begeistertes Funkeln in den hellblauen Augen.

Per konnte nicht anders als aufzulachen. Obwohl er sich nicht direkt angesprochen gefühlt hatte, entschied er doch auf ihren kleinen Seitenhieb einzugehen. „Und dennoch sitzt du hier mutterseelenallein mit deiner Karte.“ Als hätte er, oder besser gesagt Ceallagh es so bestellt, stellte eine junge Dame pünktlich zwei bis zum Rand gefüllte Krüge vor den Nasen der Männer ab. Per lehnte sich entspannt zurück, genehmigte sich einen Schluck, ließ den Blick einmal zwischen Ceallagh und Shanaya pendeln. Er fragte sich, ob es irgendwie eine Historie zwischen den beiden gab und entschied im nächsten Atemzug, dass es ihn schlichtweg nicht interessierte. „Du zeichnest Karten in deiner Freizeit? Schätze wenn du gerissen genug bist, ließe sich daraus bestimmt Profit schlagen.“ Was anfangs wie ein schlechter Scherz klang, fing an in seinem Kopf eine seltsame Gestalt anzunehmen. „Kommt natürlich darauf an, wie gut deine Karten sind, aber ein paar Einfaltspinsel finden sich auf jeder Insel.“

Shanaya klang ja fast, als fehlten ihr die gierigen Blick der Männer auf dem Schiff. Als wollte sie sich regelrecht in dem Begehren aalen, das sie mit einer simplen Handbewegung von sich weisen konnte. Ceallagh schmunzelte bei dem Gedanken. Zuckte zur Antwort auf ihre ausgesprochene Enttäuschung über ihr nur mit den Schultern. Die andere waren ihm ohnehin so ziemlich egal - er selbst wollte dennoch keiner werden. Nicht einmal einer Insel wegen, die ihrer Aussage nach mit jedem Strich aus eben jenen Eunuchen entstanden war. Somit begnügte er sich damit der jungen Damen zuzulächeln, die ihnen den bestellten Alkohol an den Tisch brachte. Drückte ihr einen Taler mehr in die Hand - für ihre Freundlichkeit, versteht sich. Nippte dann von seinem Rum und lauschte dem Gespräch, das ohne ihn fortgeführt worden war. “Mh.“, gab er dann auf Pers Worte von sich und leckte sich etwas Rum von der Oberlippe. “Ich glaube die Qualität ist, wenngleich sie tadellos sein wird, nicht einmal von Bedeutung wenn das Verkaufstalent des Verkäufers stimmt… aber dennoch… Die Idee gefällt mir irgendwie .“ Ein verheißungsvolles Grinsen schob sich auf seine Miene .

„Manchmal brauch man einfach einen Ortswechsel und ein bisschen Einsamkeit, um seine Kreativität neu aufleben zu lassen.“ Shanaya warf Peregryne ein vielsagendes Lächeln zu. Nicht, dass sie sich über mangelnde Kreativität beschweren musste, aber immer nur auf der Sphinx zu zeichnen wird irgendwann eintönig.
Die beiden Männer bekamen ihre bestellten Krüge, was Shanayas Blick für einige Momente durch den Schankraum schweifen ließ. Nicht, als würde sie jemanden suchen… vielmehr scheinbar einfach neugierig. Erst, als die beiden wieder auf ihre Karten zu sprechen kamen, richtete die junge Frau die blauen Augen wieder zu ihnen herum, nun lag ein amüsiertes Leuchten in ihrem Blick. „Ihr seid einen Hauch zu spät mit eurer Idee, etwas in diese Richtung ist schon in Planung.“ Wenn auch mit einem etwas bitteren Beigeschmack. „Vielleicht haben auch schon die ersten den Besitzer gewechselt… ist sehr gut möglich.“ Sie lachte, warf den beiden Männern einen verschwörerischen Blick zu. „Wenn ihr eine kaufen wollt… vielleicht macht mein Verkaufspartner euch ja einen ‚Freundespreis.‘“ Immerhin würde das Geld, was sie in diese Karte steckten, direkt der Crew zu Gute kommen.


Einen Ortswechsel und ein bisschen Einsamkeit. Per bemühte sich, nicht aufzulachen, und auch wenn er ein oder zwei Funken Wahrheit in ihren Worten fand, fand er es dennoch schwer sich vorzustellen, dass jemand wie Shanaya in Einsamkeit florierte. Nach dem ersten Eindruck, den er von ihr gewonnen hatte, ausgehend.
Aber er nickte bloß, mit einem verräterisch zuckenden Mundwinkel. Ceallagh machte ihm ein leichtes Spiel, den Kommentar zu übergehen, indem er direkt seinen inneren Geschäftsmann raushängen ließ.
„Danke. Passe.“, sagte er kühl und genehmigte sich zur Abwechslung einen Schluck Bier.
„Aber mir fielen da ein paar mögliche Kunden ein.“ Er linste zu Ceallagh hinüber und dann weiter zur Tür, die in jenem Moment aufging und niemand geringeres als drei der Verfolger von vorhin eintraten. Per verschnaufte innerlich, als die Kleingruppe erst mal die Bar ansteuerten, ohne den Blick in Richtung ihres Tisches schweifen zu lassen.
„Als gäb‘s nur eine verdammte Taverne in der Stadt.“, presste er leise zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, in Richtung des blonden Piraten. Wie gut, dass sie mit dem Rücken zur Bar saßen.


Ceallagh erhob eine Augenbraue. Sah von Shanaya, der er ein amüsiertes Schmunzelt schenkte, zu Per hinüber. Schwieg angesichts des vielsagenden Blickes auf seinem Haupt und zuckte abwehrend mit den Schultern. Worauf auch immer er hinaus wollte – und ja, Ceallagh war sich mehr als bewusst, worauf das Einauge anspielte – er würde ganz sicher nicht davon anfangen. Es war doch immerhin gut ausgegangen, oder nicht? Er würde nicht nachtragend sein, wenn der Seemann es genauso wenig war. Und hatte er sich gerade mit einem süffisanten Grinsen in seinen Mundwinkeln gegen die Lehne an seiner Brust fallen lassen, gefror es für eine Sekunde, kaum dass die Stimmen in seinem Rücken ein paar Rum und eine Auskunft erbaten. Wie von selbst schnellten die blau-grünen Augen zu Per zurück. Folgten dann der Bewegung seines blonden Schopfes über seine Schulter. So kurz, dass es die Umstehenden kaum wahrnehmen würden, doch lang genug, um die Silhouetten zu erkennen, denen er noch vor wenigen Stunden in den verwinkelten Straßen dieser Stadt entkommen war. “5 zu 1, dass sie genauso wenig erfreut sein werden, dich zu sehen.“ Nun, niemand an diesem Tisch sollte vergessen, weshalb es so verdammt einfach gewesen war den Kerlen zu entkommen. Nur bedingt eines hohen Intellekts wegen. Auch wenn der weiß Gott nicht zu unterschätzen war.

Keiner der Beiden wollte eine ihrer Karten kaufen, was Shanaya nur mit einem kurzen Zucken der Schultern hin nahm. Sie brachten vermutlich so oder so mehr Geld ein, wenn Lucien sie an irgendwelche ahnungslosen Idioten verkaufte, die sich mit ihren Karten Hoffnung auf den großen Schatz machten. Peregryne sprach mögliche Kunden an – wurde dann aber abgelenkt. Und auch Ceallagh schien von der Gruppe aus drei Männern abgelenkt genug zu sein. Die Schwarzhaarige hob leicht eine Augenbraue, blinzelte in die Richtung der Fremden und stützte dann einen Ellenbogen auf den Tisch, lehnte ihr Kinn auf die Hand und betrachtete die beiden Männer bei sich am Tisch. „Wart ihr etwa ungezogen? Habt ihr mit ihren Schwestern geschlafen?“ Sie schmunzelte amüsiert, wurde dann aber ihrerseits von einer Bewegung aus den Augenwinkeln abgelenkt. Ihre blauen Augen huschten herum, konnten gerade noch das Gesicht des Betrunkenen erkennen, der gegen ihren Tisch stieß, einen vollen Krug auf die Holzplatte schlug und mit völlig benebeltem Blick die beiden Männer anblickte. „Die… gehört… miiir…!“ Seine freie Hand deutete, in etwa, in Shanayas Richtung, deren Kopf sich nun etwas zur Seite neigte. Er schrie, keifte die beiden an und klammerte sich inzwischen mit einer Hand an die Tischplatte. Die Schwarzhaarige, noch nicht im Zentrum der Aufmerksamkeit, lehnte sich etwas zurück und betrachtete Ceallagh und Peregryne mit einem amüsierten Schmunzeln. Die laute Stimme des Mannes hatte die Fremden jedoch aufmerksam werden lassen und nun blickten und deuteten sie in die Richtung ihres Tisches. Der Betrunkene grabschte derweil etwas unkoordiniert nach Ceallagh, dabei weiter seine Besitzansprüche vor sich hin nuschelnd. Während die Fremden einen Schritt in ihre Richtung setzten.
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