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Shanaya Árashi ist 17 Jahre alt und wurde unter den Sternen der ersten Welt auf der Insel Yvenes geboren. Dieser mutige Pirat reist als Navigator durch die Meere der Inselwelten und plünderte mit der Crew bereits auf 170 Streifzügen in 155 Tavernen.
Habseligkeiten
Einen Degen, einen Dolch und eine Tasche voller Geheimnisse
Körperliche Verfassung
Endlich Mal wieder vollkommen uneingeschränkt!
Nacht des 01. Mai 1822
Skadi Nordskov & Shanaya Árashi
Das Feuer hatte etwas nachgelassen, es brannte nicht mehr in jeder Faser ihres Körpers. Aber die Glut blieb, glühte in ihrem tiefsten Inneren und fachte ihr Verlangen an. Luciens Berührungen hatten etwas hinterlassen, was die junge Frau nicht einfach ignorieren konnte. Sie wusste nicht einmal wie lange ihre Begegnung her war, aber in diesem Moment fühlte sich die Schwarzhaarige, als würde diese Glut nicht so schnell wieder erlöschen. Sie war vollkommen hin und hergerissen, wollte Abstand und Nähe und alles gleichzeitig. Sie verfluchte diesen Kerl, hatte sich in diesem Moment für Abstand entschieden. Wo auch immer er war, ihr Weg hatte sie zurück an Deck geführt, als die Sonne längst untergegangen war. Nur eine kleine Laterne spendete etwas Licht, wahrend Shanaya nur das Rauschen der nächtlichen Wellen zu hören glaubte. Vielleicht war da aber auch mehr... in diesem Moment hatte sie keine Aufmerksamkeit dafür, war mit den Gedanken viel zu sehr an einem anderen Ort.
Mit einem tiefen Seufzen ließ sich Skadi der Länge nach auf den Planken nieder und verfluchte ihre Schlaflosigkeit dafür, die Schäfchen just in dem Moment zu vertreiben, wenn die Schwere ihren Körper erreicht. Das anhaltende Kribbeln in ihrer Brust machte sie bald verrückt, noch mehr, dass kein schweißtreibendes Training der Welt mehr half, um ihre Glieder müde und abgekämpft in eine Händematte zu verfrachten. Was machte sie nur so unfassbar rastlos? Wieso im Namen der Götter fand sie keine Ruhe mehr auf diesem überbevölkerten Schiff? Mit zusammengezogenen Brauen starrte die Jägerin in den dunklen Nachthimmel. Schnaubte wütend über sich selbst und ballte die Hände zu Fäusten. Ließ die Fingerknöchel geräuschvoll auf das Holz unter sich prallen und japste, als leichtes Schuhwerk ihre Seite streifte. Was zur Hölle…?! Blinzelnd starrte Skadi dem schmalen Körper entgegen, der geradewegs über sie stolperte und hatte gerade noch so viel Reaktionsfähigkeit über, um Shanaya am Handgelenk zu packen und ihr Gesicht vor einem schmerzhaften Aufprall zu bewahren. “Wow… was wird das?!“
Shanayas Gedanken drifteten in alle möglichen Richtungen, ohne dass sie genau ausmachen konnte, wohin. Und was für ein Ziel sie verfolgten. Sie wollte schlafen, aber sich jetzt ruhig hinzulegen erschien der jungen Frau als unmöglich. Dummerweise war sie für einen Moment so in Gedanken versunken, dass sie nicht sah, dass jemand in der Dunkelheit auf dem Boden lag. Sie stolperte, ihre Augen weiteten sich ein ganzes Stück, als jemand sie am Handgelenk packte. Im ersten Moment wollte sie nach ihrem Degen greifen. Dieser lag jedoch schon unter Deck – und wer sollte sich mitten auf dem Meer auf die Sphinx geschlichen haben? Ihr Herz machte einen großen Hüpfer, beruhigte sich aber schnell wieder, als Skadis Stimme erklang. Ihre Anspannung fiel zum Großteil von ihr ab, als sie leise schnaufte. „Eigentlich wollte ich auf dich drauf treten. Hat nicht geklappt.“ Sie schmunzelte etwas schräg, was auch in ihrer Stimme mitschwang.
“Benutzt man dafür nicht eher seine Füße.“ Ein amüsiertes Schnauben verließ Skadi Kehle und zauberte ihr den sanften Hauch eines Schmunzelns auf die Züge. Shanaya wirkte ungewohnt neben der Spur. Wenn sie es nicht besser wüsste, würde sie ja Lucien dahinter vermuten. Aber wer war sie schon die Jüngere einschätzen zu können. Konnte auch gut möglich sein, dass sie gerade mit herbem Blutverlust zu kämpfen hatte. “Alles… okay?“ Die Jägerin erwartete keine Antwort. Ließ mit schiefgelegtem Kopf die langen Finger vom Handgelenk Navigatorin gleiten und stützte sich mit beiden Händen rücklings auf den Planken ab.
Shanaya brummte nur leise auf die Antwort der anderen Frau hin und hob leicht eine Augenbraue. Hatte sie doch. Im übertragenen Sinne. Irgendwie. Auf Skadis Frage reagierte sie nicht sofort, richtete sich auf, als die Dunkelhaarige sie los ließ und verschaffte sich so einen winzigen Moment mehr Zeit für eine Antwort. „Ich liege nicht nachts auf dem Deck und lasse mich von irgendwem über den Haufen rennen, oder?“ Sie versuchte ihrer Stimme ein wenig mehr Gelassenheit zu verleihen.
“Ne… das schaffst du auch ganz gut allein.“ Welche Laus auch immer ihr über die Leber gelaufen war: Shanaya schien alle Mühe damit zu haben, die Schatten von ihren Zügen und Gedanken zu vertreiben. Immer wieder hing das Lächeln nur halb auf ihren Lippen. Ihre Augen trafen nie so ganz den Blick ihres Gegenübers. Eigentlich beantwortete es die Frage der Nordskov von selbst. Doch sie sah in diesem Zusammentreffen eine willkommene Abwechslung zu ihren eigenen, unruhigen Geistern. “Es beantwortet allerdings nicht wirklich meine Frage.“ Unter einem tiefen Atemzug rappelte sich Skadi auf und schob mit einem Fuß die aufgestellte Lampe zur Seite. Umfasste den metallenen Henkel mit der Linken und hob die tänzelnde Flamme in die Lüfte.
Shanaya hatte das dringende Bedürfnis, auch Skadi in diesem Moment auf Abstand zu bringen. Eine innere Anspannung blieb, auch wenn ihr Körper sich entspannte. Was machte die Dunkelhaarige eigentlich um diese Zeit hier? Wieso war sie nicht in der Hängematte, wo man um diese Zeit hin gehörte, wenn man nicht die Nachtwache hatte. Und wer war überhaupt sonst noch auf dem Schiff unterwegs? Kurz aber kräftig biss Shanaya die Zähne aufeinander, schnaufte dann als Überleitung auf die Worte der anderen Frau hin, die sich langsam erhob und dabei jetzt fest von Shanaya beobachtet wurde. „Ich bin einfach nur müde und kann nicht schlafen. Ganz genau wie du, nehme ich an?“ Sie riet einfach ins Blaue. Vielleicht hatte Skadi ja auch etwas zu Essen gestohlen und versuchte das zu vertuschen? Möglich war alles.
Shanayas Kiefer warf für einen kurzen Moment einen deutlichen Schatten im Licht der Öllampe. Skadi konnte kaum anders als wortlos zu Schmunzeln und diese stille, wenn auch eindringliche Reaktion auf sich wirken zu lassen. Auch wenn Shanaya sie mit ihren hellen Augen taktierte, schien die Jägerin recht unbeeindruckt – sofern sie überhaupt zu weit gegangen war und Shanayas Missfallen nicht fehl interpretierte. “So ist es.“ Für einen Moment noch blieb die Nordskov stehen. Wandte erst den Blick auf die Kiste neben sich, ehe sie zu ihr hinüber lief und die Lampe neben einem Lederbeutel abstellte. “Nicht einmal das hier hilft.“ Demonstrativ hob die Dunkelhaarige das Säckchen mit zwei Fingern hinauf. Überlegte, ob sie es der Jüngeren einfach zuwerfen sollte und beschlossen, es vorerst sicher auf das spröde Holz zurückzulegen.
Skadi bestätigte ihre Vermutung, woraufhin Shanaya leicht den Kopf neigte. Sie machte sich jedoch keine großen Gedanken darüber, wieso die Dunkelhaarige nicht schlafen konnte. Es gab immerhin einfach Mal Nächte, wo es nicht so lief, wie es sollte. Ganz so wie bei ihr in diesem Moment. Der Blick der anderen Frau glitt zu einer Kiste, Shanaya folgte ihr mit den Augen und fragendem Blick, als sie schließlich auch dorthin schritt, ein kleines Säckchen in die Hand nahm. „Was hast du da wieder zusammen gemischt? Irgendwelche Schlafpilze?“ Sie grinste, immerhin traute sie genau das der anderen Frau zu.
Wider erwarten erhob sich die Dunkelhaarige. Stand nur wenige Atemzüge später neben ihr und hielt das kleine Säckchen in Händen, das Skadi für einen Augenblick in Augenschein nahm, ehe sie schmunzelnd zu Shanaya hinauf blickte. “Pilze wären denkbar schlecht für ein Schlafmittel. Die meisten werden davon… unheimlich komisch.“ Und die Betonung lag dabei mehr auf unheimlich, denn komisch. Doch das würde Shanaya vielleicht irgendwann selbst noch herausfinden. Oder eben nicht. “Das sind getrocknete Passionsblumen und Johanniskraut. Also nichts, was dich in irgendwelche Parallelwelten befördert.“
Shanaya schwenkte das kleine Säckchen leicht hin und her, betrachtete es dabei halbherzig neugierig. Ihr war alles Recht, was sie in diesem Moment ablenkte – und wenn es irgendwelche zusammen gesammelten Stoffe waren, von denen sie vielleicht nicht einmal wissen wollte, woher Skadi sie hatte. „Aber dann wäre es einem vielleicht egal, dass man zu müde ist um Ruhe zu finden.“ Ein vielsagender Blick galt der anderen Frau, ein amüsiertes Lächeln. Was sich dann wirklich in dem kleinen Beutel befand war nicht unbedingt spannend, sodass Shanaya nur kurz daran schnupperte und es zurück auf das Fass legte. „Wirklich, hättest du rote Haare würde ich mir Sorgen machen, dass wir dich irgendwann von einem Scheiterhaufen retten müssten.“
Sicherlich war einem auf Pilzen vieles egal – doch in Skadis Augen sollte es dennoch kein Grund sein, sich diesem unsagbaren Rausch hinzugeben. Sie hatte einmal diese Erfahrung gemacht und war vorerst nicht sonderlich erpicht darauf, sie zu wiederholen. “Wenn Ablenkung dein einziges Problem ist, besorge ich dir das nächste Mal welche.“ Ein Achselzucken und Augenzwinkern folgten. Ein intensiver Blick, der den Shanayas erwiderte. Gefolgt von einem breiten Grinsen, das dunkle Schatten in die Grübchen ihrer Wangen schob. “Na was für ein Glück, dass ich keine Tochter der Lilith bin.“ Wobei selbst das nicht gesagt war. Wenn sie an die vergangenen Tage, Wochen, Monate und Jahre zurück dachte, war sie weder Fisch noch Fleisch. Keine Unschuld vom Lande, aber ebenso wenig die menschliche Gestalt eines Monsters. “Aber sag mir nicht, dass du an so etwas wie Hexen glaubst.“ In ihrer Stimme klang keine Missachtung mit, keine Skepsis. Es war schlicht und ergreifend neutrales Interesse.
Shanaya schüttelte auf die Worte der Frau hin leicht den Kopf. „Ich würde sowieso Nichts davon nehmen, nur weil ich Mal eine Nacht nicht schlafen kann. Das ist Nichts, was sich nicht von selbst wieder erledigt.“ Dessen war sie sich ganz sicher. Während Skadi weiter sprach warf Shanaya ihr einen vielsagenden Blick zu, ehe sie an die Reling trat, sich den frischen Wind ungestört ins Gesicht wehen ließ. Ob sie an Hexen glaubte? Eine gute Frage. „Mich hat noch niemand vom Gegenteil überzeugt.“ Ein weiterer Blick galt der Dunkelhaarigen. Sie glaubte nicht an viele übernatürliche Dinge, aber sie verurteilte das alles auch nicht sofort. Sie ließ sich gern überraschen, nahm also alles wie es kam. Mit einer müden Bewegung fuhr sie sich schließlich über das Gesicht und durch die schwarzen Haare.
Nichts was sich nicht wieder von selbst erledigte? Unweigerlich schnippte Skadis Augenbraue hinauf. Das war allerdings sehr interessant. Und ließ für ihren Geschmack leider immer noch zu viel Interpretationsfreiraum. Aber nachzuhaken kam kaum in Frage, als sich Shanaya mit einer Antwort auf den Lippen abwandte und an die Reling trat. Sichtlich geschafft von irgendetwas und zumindest körperlich müde genug, um alsbald in die Hängematte hinab zu sinken. “Geht mir genauso.“ Ein sanftes Lächeln zierte Skadis Lippen. Nur langsam ließ sie sich gegen die Holzkiste gleiten, mit direktem Blick auf die Dunkelhaarige. “Was war das verrückteste, was du jemals erlebt hast?“ Sie brauchten diese Ablenkung. Es wäre dumm etwas anderes zu glauben. Und zumindest für Skadi war ein kleiner, wenn vielleicht auch nur oberflächlicher Plausch, besser als mit sich allein zu sein. Schon wieder.
Shanaya wandte den Blick nur leicht zurück, als Skadi ihre Worte erwiderte. Hatte sie nicht eben noch gesagt, dass ihr das Zeug nicht geholfen hatte? Naja... die Dunkelhaarige lehnte sich gegen die Kiste und Shanya musterte sie nur noch einen kurzen Moment, ehe sie die blauen Augen wieder auf das Meer hinaus wandte. Die Frage der anderen Frau ließ sie kurz die Augen schließen. Der unendlich zynische Gedanke, ihr zu sagen, dass das Verrückteste ihr Bruder war, der mehrmals versucht hatte sie zu vergwaltigen, überkam sie einen kleinen Moment. Stattdessen gab sie nur ein leises, grüblerisches Brummen von sich. Etwas verrücktes... „Vielleicht das ich eine Crew kenne, die sich untereinander kaum kannten und trotzdem ein Marineschiff geentert haben?“ Ein amüsiertes Ausdruck huschte über ihre Züge.
Shanaya Árashi ist 17 Jahre alt und wurde unter den Sternen der ersten Welt auf der Insel Yvenes geboren. Dieser mutige Pirat reist als Navigator durch die Meere der Inselwelten und plünderte mit der Crew bereits auf 170 Streifzügen in 155 Tavernen.
Habseligkeiten
Einen Degen, einen Dolch und eine Tasche voller Geheimnisse
Körperliche Verfassung
Endlich Mal wieder vollkommen uneingeschränkt!
Man hörte das amüsierte Schnauben deutlich, das Skadis Lungen verließ, kaum dass sie ob Shanayas Worte den Kopf senkte. Das war durchaus etwas Verrücktes und ehrlich gesagt ein guter Stoff aus dem sich Geschichten weben ließen. “Muss wohl etwas magisches in der Luft gewesen sein.“, entgegnete die Nordskov mit triefender Ironie und wusste, dass es einfach nur eine reichliche Portion Gleichgültigkeit, Geld oder Rachegelüste brauchte, um sich solch einem Plan anzuschließen. Oder eine schräge Verbindung zum Kapitän, die es zwingend notwendig machte, Schulden zu begleichen und Loyalität zu beweisen. “Talin hatte wohl schon immer eine sehr besondere Art, Menschen für sich zu gewinnen.“ Grinsend richtete Skadi den Blick aus dunklen Augen auf den schwach zu erahnenden Horizont. Verschränkte die Arme vor der Brust und gab sich dem Moment hin, sich das erste Aufeinandertreffen gedanklich vorzustellen.
Shanaya schnaufte leise amüsiert, als Skadi davon sprach, dass etwas magisches in der Luft gelegen hatte. „Ich fürchte, die Magie wird in den Legenden, die man darüber schreiben wird, nicht vorkommen...“ Was die andere Frau dann über Talin sagte, ließ das Lächeln auf ihren Lippen ein wenig wärmer werden. Tja... was sollte sie dazu sagen? Sie hatte ihren Grund, Talin geholfen zu haben und war jetzt mehr als froh darüber, dass sie diesen Schritt gegangen war. Skadi konnte davon Nichts wissen, was ihre Worte nur umso amüsanter machte. „Hoffen wir, dass sie das beibehält.“ Gerade als Frau, die es sowieso schon einmal schwieriger hatte. Dann wandte sich die Dunkelhaarige ab, ließ den Blick zum Horizont schweifen. Shanaya folgte ihrem Blick kurz, schloss dann selbst die hellen Augen. „So werden wir sicher noch das ein oder andere chaotische Begegnung hinter uns bringen.“
Legenden. Das klang viel zu epochal für das, was diese Aktion eigentlich wirklich gewesen war. Doch wo Shanaya Recht hatte, hatte sie Recht. Magie wäre da sicherlich nicht Teil der Erzählung, die man sich bestimmt jetzt schon in der Marine unter vorgehaltener Hand weitergab. Dennoch schmunzelte Skadi für einen Moment über diese Formulierung und leckte sich über die Lippen. “Davon gehe ich aus… Potential haben wir dafür reichlich.“ Von Trevor abgesehen, der wohl der ungeschlagene König des Chaos bleiben würde. So viel stand fest.
Shanaya rieb sich mit einer Hand über das müde Gesicht, nachdem sie über Skadis Anwtort leise aufgelacht hatte. Und ob sie das hatten. Sie musste das aus ihrem Kopf verbannen, was sie wach hielt, obwohl die Müdigkeit in jeden Winkel ihres Körpers zog. Wäre es nur so leicht, wie es klang. Sie bekam es nicht zu fassen, wusste nicht, was los war. Also würde sie diese Nacht einfach irgendwie hinter sich bringen müssen. Mit einem leisen, müden Schnaufen ließ die Schwarzhaarige sich nun auf das Deck sinken, glitt an der Kiste hinab, an die sie sich gerade noch gelehnt hatte. „Sollte ich einschlafen, bindest du mich dann fest oder überlässt du mich der nächsten Welle?“ Mit einem Schmunzeln wandte sie den hellen Blick zu Skadi herum, ehe sie herzhaft gähnte.
Mit einem knappen Seitenblick folgte Skadi der Jüngeren auf ihrem Weg gen Boden. Schmunzelte amüsiert beim Anblick des herzhaften Gähnens, das über die vollen Lippen glitt und sehr eindrucksvoll demonstrierte, wie müde die Dunkelhaarige eigentlich war. Gott. Was gäbe sie nur, sich selbst irgendwo hinlegen und einschlafen zu können. “Ich könnte dich festbinden oder auch einfach in deine Hängematte tragen.“ Sie zuckte mit den Achseln und schwenkte die dunkelbraunen Augen aufs Meer zurück. “Wobei es sicherlich weitaus witziger wäre, dir beim Umkippen zuzusehen.“ Es war kaum zu vermeiden, bei diesen Worten amüsiert aufzulachen und zu grinsen. Nicht, dass es sie es wirklich so meinte. Dafür troff zu viel Ironie aus ihren Worten.
Shanaya hob vorsichtig eine Augenbraue, als Skadi ihr eine weitere Möglichkeit offenbarte. Sie in ihre Hängematte tragen? „Du willst das Risiko eingehen, dass ich einen Albtraum habe und um mich schlage?“ Das Bild in ihrem Kopf amüsierte sie, wie sie Skadi ohne Vorwarnung einfach überall hin schlug, was sie gerade erreichen konnte. Aber auch die andere Frau schien von diesem Gedanken amüsiert und Shanaya folgte ihrem Blick zum dunklen Meer nur für einen Herzschlag. Dann seufzte sie gespielt beleidigt und fuhr sich mit der Hand durch die dunklen Haare. „Da muss schon ein bisschen mehr passieren als eine schlaflose Nacht weil...“ Ja... warum? Was trieb sie nun schon eine ganze Weile hier herum und hinderte sie daran, sich einfach in ihrer Hängematte zusammen zu rollen. Ein grüblerisches Schnaufen verließ ihre Lippen.
“Wäre nicht das erste Mal, dass du mir eine reinhaust. Oder?“ Zumindest wäre dieser Versuch von mehr Erfolg gekrönt als ihr erster und einziger. Skadi musterte die Dunkelhaarige für einen Herzschlag aus dem Augenwinkel und grinste. Wirklich abgeneigt erschien Shanaya nicht, wenn man sie fragte. Doch das konnte auch bloße Einbildung sein. Ihren Satz beendete sie nur mit einem halbherzigen Brummen, das deutlich nach einem „Mhm“ klang und verschränkte die Arme vor der Brust. Hüllte sich dann, mit dem Blick zum Meer gerichtet in Schweigend und verstärkte das Gewicht ihrer Hüfte gegen die Kiste. “Alles okay bei dir?“ Die Frage kam aus dem Nichts. Skadi rechnete nicht einmal mehr mit einer Antwort, weil sie Shanaya bereits schlafend glaubte.
Shanaya konnte sich ein hämisches Lachen bei den Worten ihres Gegenübers nicht verkneifen. „Wenn man es genau nimmt habe ich dich beim ersten Mal nicht einmal getroffen.Und wenn ich schlafe, bin ich noch viel unberechenbarer.“ Die letzten Worte flüsterte sie leise, beinahe verschwörerisch. Sie ließ den Blick über das dunkel da liegende Deck schweifen, schluckte dann trocken bei der Frage, die Skadi als nächstes stellte. Ob alles okay war? Es war alles wie immer. Sie blinzelte, neigte den Kopf dann leicht zur Seite um die Dunkelhaarige anzublicken. „Ich bin mit den Gedanken einfach woanders... und hundemüde.“
Mit den Gedanken woanders beschrieb es wohl ganz gut, wenn sie blindlings über sie stolperte, während sie regungslos auf dem Deck lag und den Nachthimmel niederstarrte. Und es konnte viele Gründe haben, wieso die Jüngere diesen winzigen Teil an Kontrolle verlor. Skadi würde es wohl kaum erfahren. Weder heute, noch innerhalb der nächsten Tage. "Was du nicht sagst." Sie schenkte Shanaya einen knappen, süffisanten Seitenblick. Sog dann die Nachtluft tief in ihre Lungen und zog die steifen Arme über ihren Kopf in die Dunkelheit. "Hätte nicht gedacht, dass es etwas gibt, dass dich so aus dem Konzept bringen könnte." Ehrlich gesagt dacht sie an so vieles, dass sie es kaum an einer Hand abzählen konnte. Doch das würde sie der Dunkelhaarigen wohl kaum unter die Nase reiben.
Shanaya seufzte nur leise über die kurze Antwort der anderen Frau, ging aber nicht weiter darauf ein. Viel mehr beschäftigten sie die nächsten Worte Skadis, mit denen sie den Blick von der Dunkelhaarigen abwandte und sich dem Horizont widmete, der in diesem Moment nicht mehr als eine dunkle Masse war. Tja... es gab auch nicht wirklich viel, das ihre Aufmerksamkeit so zu bannen wusste. Und jetzt... jetzt war sie sich nicht einmal selbst sicher, was in ihrem Kopf vor sich ging. Eine Tatsache, die sie nur noch nervöser machte. „Es gibt Einiges, was du von mir nicht weißt.“ Nun schlich sich ein vielsagendes Lächeln auf die Lippen der Schwarzhaarigen, ohne dass sie den Kopf zu Skadi herum wandte. „Aber ich muss zugeben, ich weiß diesmal selbst nicht, was es ist. Ich bin eben auch nur ein Mensch.“ Wenn auch ein ziemlich toller.
Es knackte in ihrer rechten Schulter. Wenig später in der Linken, kaum dass sie die bemalten Arme aus der Dehnung zog und hinter ihrem Rücken verschränkte. Die Faust entspannt auf der Kiste abgelegt, an der sie noch immer lehnte und den Blick gen Meer gerichtet hielt. Ein Lächeln schob sich bei Shanayas Worten auf ihre Lippen. Eines, das ähnlich dem der Jüngeren war, dessen Zerstreutheit ihr wohl selbst der "größte Dorn" im Auge war. Menschen mit einem starken Hang zur Kontrollsucht konnte nun einmal nicht einfach damit leben, dass sie unkonzentriert waren. So zumindest Skadis bisherige Erfahrung. Dafür musste sie Shanaya kaum kennen. Dafür reichte ihr das, was sie bereits auf den mehreren Wochen gemeinsamer Überfahrten über sie gelernt hatte. Und doch war diese Aussage der Dunkelhaarigen auf nahezu jedem auf diesem Schiff anwendbar. So wirklich kannte sie hier keiner. Der ein oder andere wusste vielleicht mehr, doch die Nordskov bezweifelte es, dass es auch nur einen unter ihnen gab, der hier wirklich irgendjemanden richtig gut kannte. Ihr selbst machte das nichts aus. Es war nun einmal wie es war. "Ich hätte ja fast darauf getippt, dass da ein Mann hinter steckt." Wenn Shanaya wirklich glaubte, dass man ihr Spielchen mit Lucien nicht längst bemerkt hatte... oder war es ihr selbst gar nicht bewusst geworden? Für einen Moment verzogen sich die dichten Brauen der Jägerin nachdenklich. Denn die Navigatorin WAR zwar jung, doch das bedeutete nicht im Umkehrschluss, dass sie noch nie etwas mit einem Kerl zu tun gehabt hatte. Oder? So gesehen wäre sie unfassbar spät dran. Gut für sie, dass der Kelch einer zu frühen Entjungferung an ihr vorbei gegangen wäre. "Oder du kannst in deinen Träumen in die Zukunft sehen und ahnst, dass die nächsten Wochen für uns nicht all zu rosig aussehen werden."
Skadi schien sich einen Moment mit ihren eigenen Gedanken zu befassen, sodass Shanaya ihre Bewegungen nur aus den Augenwinkeln beobachtete. Was die andere Frau überdachte, offenbarte sich jedoch nicht und sprach erst einige Momente später und ließ Shanaya leicht blinzeln. Ein Mann, der dahinter steckte, dass sie in dieser Nacht keine Ruhe fand? Die junge Frau konnte sich nicht gegen ein Bild wehren, dass sich vor ihrem inneren Auge bildete und schnaufte daraufhin nur leise, um es wieder zu verjagen. Dann schüttelte sie leicht den Kopf, die zweite Theorie, die die andere Frau aufstellte, wirkte ihr beinahe realistischer. „Jemand, der mich so aus dem Takt bringt, muss erst noch geboren werden.“ Sie schmunzelte über ihre eigenen Worte, ehe sie fortfuhr. „Auch wenn das nicht besonders verlockend klingt... wäre das vermutlich wahrscheinlicher. Aber... das ist eine Nacht, vermutlich war in letzter Zeit so viel, dass mein Kopf sich diese Nacht ausgesucht hat, um alles noch einmal zu durchdenken.“ Und morgen würde sie wieder die selige Ruhe finden, die sie sonst jede Nacht besuchte.
Instinktiv presste die Nordskov die Lippen aufeinander, als Shanaya etwas aussprach, das irgendwie eine Spur zu selbstsicher war. Angesichts dessen, dass die Jüngere die meiste Zeit nichts anderes als die Selbstsicherheit in Person war, wirkte es nicht wie eine große Neuigkeit. Und doch war sich Skadi nicht sicher, ob da gerade eine ziemlich große Portion Unsicherheit mitschwang, die überspielt wurde. Aber das war weder ihr Problem, noch etwas, womit sie sich intensiver auseinandersetzen würde. Also beließ sie es stumm lächelnd dabei und schenkte Shanaya ein zustimmendes Brummen, ehe sie dazu überging mit einer Hand ihren Nacken zu massieren. “Wird nicht die dümmste Idee sein. Es wird ganz sicher in nächster Zeit nicht einfacher werden, unbemerkt zu bleiben.“ Ob durch das Verschulden anderer oder der einfachen Tatsache wegen, dass die Marine nur ungern Überfälle wie diese und in diesem Ausmaß ungesühnt ließ. “Gibt es eigentlich schon Pläne für unsere nächste Route?“ Aus den Augenwinkeln musterten die dunklen Augen der Nordskov die feine Silhouette ihres Gesichts, die sich im Mondlicht abzeichnete. Meist wurde ja immer nur von ihrem nächsten Ziel gesprochen, doch selten darüber, was eigentlich danach auf sie wartete.
Shanaya ließ den blauen Blick nach vorn gerichtet, wandte sich auch bei Skadis nächsten Worten nicht zu der anderen Frau herum. So entgingen ihr die Regungen auf dem Gesicht der Dunkelhaarigen, aber die Dunkelheit, die das Schiff umgab, war auch irgendwie verlockender. Kurz wuschelte sie sich mit einer Hand durch die schwarzen Haare, ehe sie zu einer Antwort auf Skadi Frage ansetzte – das vorherige Thema einfach beendete. „Auf einer Insel Proviant besorgen und dann weiter zu einer Werft, die unsere Sphinx wieder auf Vordermann bringt.“ Sie überlegte kurz, richtete den Blick dann doch zu Skadi herum, ein Lächeln auf den Lippen. „Genug Stoff also, um das Hirn auf andere Gedanken zu bringen.“
Es blieb zu hoffen, dass der Aufenthalt in der Werft sie nicht all zu leicht zu einem einfachen Ziel machen würde. Ohne Schiff besaßen sie nur noch den Schutz einiger Hauswände und ihre Beine. Wie aufgescheuchte Mäuse, die man geradewegs in ein Labyrinth schickte – ohne ihr Rettungsboot. Zumindest von Liam konnte sie zweifellos behaupten, dass er sich da herauswinden konnte, wenn sie so an seine Geschichten mit seinem Freunde zurück dachte. Bei ihr selbst war es eine Frage dessen, wie flink sich Enrique aus der Scheiße zog – oder ziehen ließ. “Talin und Luc haben da wohl ein paar alte Beziehungen?“ Zumindest klang es in ihren Ohren nicht nach einem bloßen Zufall, wenngleich sie sich auch täuschen konnte. In Anbetracht des nächsten Kommentars schmunzelte Skadi hingegen nur vielsagend und wippte mit dem dunklen Schopf überlegend nach rechts und links. “Ich hoffe doch. Und wenn nicht Stoff, dann ausreichend andere Dinge.“ Langsam wandte sich der Haarschopf der Jägerin herum, bis ihre Augen denen Shanayas begegneten. Mit einem Lächeln, das dem der Navigatorin in Nichts nachstand.