28.11.2021, 14:35
Why still bother?
Mittag des 15. Juni 1822
Isala Reginn & Shanaya Árashi
Auf Yvenes war es nie so warm geworden. Shanaya kannte die Hitze der anderen Inseln, aber… sie war es einfach nicht gewohnt. Mit der Zeit würde sich das sicher ändern, aber jetzt suchte sie irgendwie Abkühlung, so absurd ihre Ideen auch sein mochten. Dem Plan, dem sie in diesem Moment nach ging, war ziemlich klug – zumindest für einen Moment – aber auch genauso altbekannt. Gut gelaunt, aber in Gedanken versunken, näherte sich die junge Frau der Reling des Hauptdeckes, ließ den Eimer in ihrer Hand leicht vor und zurück schwingen. Gut mit einem Tau gesichert, wanderte der Eimer über die Reling, landete mit einem Platschen im Wasser und wurde im nächsten Moment schon wieder an Bord gezogen. Dort angekommen wartete Shanaya nicht lange, kippte sich das kühle Meerwasser direkt über den Kopf und genoss diese erfrischende Kühle. Sie störte sich jedoch nicht daran, dass ihre Bluse nun fast durchsichtig war. Solange sie ihre Abkühlung bekam, war es ihr das vollkommen wert.
Auch Isa befand sich an der Reling und lehnte an dieser. Sie sah dem Wasser dabei zu, wie es an dem Holz des Schiffes entlang schwappte. Als sie die Schritte der schwarzhaarigen hörte, sah sie auf und beobachtete still wie Shanny sich mit dem Meereswasser Abkühlung verschaffte... Isala erwischte sich dabei, wie sie auf die durchsichtige Bluse starrte, eh die Frau sich aufrichtete und sich nun mit dem Rücken an das Holz drückte. "Und? Hilft es etwas?" Sprach sie nun schmunzelnd und wischte sich selbst ein paar Perlen Schweiß von ihrer Stirn. Allerdings war sie selbst nicht erpischt darauf, dass jeder an Deck durch ihre Kleidung sehen konnte. Fakt war, dass auch sie die Hitze auf See unterschätzt hatte....sie war froh um ihre relativ kurzen Haare, denn ansonsten würden diese ihr überall kleben.
Shanaya hatte nicht darauf geachtet, wer sich in ihrer Nähe befand – es war ihr einfach egal, ob irgendjemand sie mit nasser Bluse beobachtete. Erst, als sie angesprochen wurde, wandte die junge Frau den Blick herum, musterte Isala, während sie sich eine nasse Strähne aus der Stirn strich. „Für den Moment, ja. Vermutlich muss ich das alle paar Minuten wiederholen.“ Denn auch, wenn die nasse Bluse für einen Moment kühlen würde… in dieser Wärme war sie sicher sehr schnell wieder getrocknet. „Leider würde es vermutlich aber noch weniger bringen, die Bluse einfach auszuziehen.“ Ein leises Seufzen untermalte die Worte der jungen Frau.
Isa lachte auf. "Wahrscheinlich, aber ein Sonnenbrand und die Blicke der gaffenden Männer an Bord wären dir auf jeden Fall sicher!" Sie selbst würde das sicherlich nicht sehr stören, schließlich hatte sie in einem Bordell gearbeitet. Da war nacktes Fleisch an der Tagesordnung. Die Frau warf kurz einen Blick auf das malerische Wasser unter ihnen. "Da wäre es besser gleich ins kühle Nass zu springen." Isalas grüne Augen richteten sich nach oben und betrachteten den strahlenden Himmel einen Moment. Beinahe fühlte es sich wie im Paradies an... Ein verdammt heißes Paradies.
Isala lachte und Shanaya zuckte leicht mit den Schultern, wog den Kopf dann etwas zur Seite. „Mit einem Sonnenbrand kann ich leben… und die Blicke sind mir so oder so gesichert. Egal, ob meine Bluse nass, trocken oder ausgezogen ist.“ Vollkommene Sicherheit lag in der Stimme der Schwarzhaarigen, denn daran hatte sie wirklich keinerlei Zweifel. „Tu dir keinen Zwang an, nur… ob wir dann Kehrt machen, um dich wieder einzusammeln kann ich dir nicht versprechen.“ Amüsiert, aber auch ein wenig provokant ruhten die blauen Augen auf Isala, die das Wetter trotz allem zu genießen schien.
Oh wow. Shanayas Sätze strotzten nur so vor Eitelkeit und Selbstbewusstsein. Für den Bruchteil einer Sekunde konnte man die Verwunderung darüber tatsächlich in Isa's Gesicht lesen. Dann stahl sich jedoch wieder ein Lächeln über ihre Lippen und sie ließ sich nichts mehr davon anmerken. Die Frau machte sich auf einem imaginären Zettel jedoch ihre kleinen Notizen. "Ich bin nicht so erpischt darauf als Futter für Seeungeheuer her zu halten." Kommentiere sie die letzten Sätze der jüngeren und ließ dafür die ersten geschickt unkommentiert."Aber mich stört die Hitze auch nicht so, auch wenn es tatsächlich eine andere Art Hitze ist, als an Land."
Isalas Blick, auch wenn er nur einen Moment dauerte, sprach Bände und ließ Shanayas Grinsen noch ein wenig breiter werden. Hätte sie ihr Gegenüber nicht genau im Auge behalten, wäre es ihr wohl entgangen… so seufzte sie leise über die Ältere. „Du bist noch nie einer Frau mit so viel Selbstbewusstsein begegnet.“ Keine Frage, viel mehr eine Feststellung bei der Shanaya sich ziemlich sicher war. Noch einmal strich sie sich eine Strähne aus der Stirn, ehe sie weiter sprach. „Jedes Wetter hat so seine Vorzüge – man muss sie nur zu schätzen wissen.“ Der von dieser Wärme lag auf der Hand, immerhin schaute niemand komisch – höchstens bewundernd – wenn man sich Mal etwas knapper anzog.
Nun musste auch Isa breiter grinsen und dieses Mal war es hundertprozentig echt. "Nein, ich glaube ich bin zu vielen Frauen mit viel Selbstbewusstsein begegnet" lachte sie nun. "Nur meistens waren es huren, nicht falsch verstehen." Sie hoffte einfach dass Shanny einen kleinen Spaß verstehen konnte. "Ich kann nur nicht wirklich damit umgehen im Mittelpunkt zu stehen. Ich muss lernen dass es OK ist, wenn das andere mögen" So ehrlich war sie selten, aber warum sollte sie auch etwas verheimlichen?
Sie war also zu vielen Frauen mit Selbstbewusstsein begegnet, von denen die meisten Huren waren? Tief in Shanayas Innerem regte sich eine kleine Flamme, die ihr Worte auf die Zunge legte, die die Schwarzhaarige jedoch herunter schluckte. „Soso. Du meinst also, die meisten Frauen mit Selbstbewusstsein sind Huren?“ Etwas lauerndes lag in Shanayas Blick, selbst wenn sie wusste, wie Isala es gemeint hatte. Das hämische Grinsen auf ihren Lippen blieb, nach wie vor ließ sie die andere Frau nicht aus den Augen, nahm jede Reaktion wahr. Dass die Dunkelhaarige nicht gern im Mittelpunkt stand ließ Shanaya unkommentiert, merkte sich diese Information vielleicht… vielleicht aber auch nicht.
Isa lachte. "Nein, das hast du falsch verstanden. Ich habe nicht viele Frauen kennengelernt bevor ich im Bordell gearbeitet hab, wo ihr mich aufgegabelt habt.... Ich war also selbst die meiste Zeit wohl unter Huren." Die Frau zuckte mit den Schultern. Sie hatte damit gerechnet, dass ihre Worte auf die Goldwaage gelegt werden...aber sie konnte nur etwas für die Worte, die aus ihrem Mund kamen, nicht aber für das was andere daraus für Schlüsse zogen. Isala blieb freundlich, weil sie tatsächlich keines der Worte irgendwie böswillig ausgesprochen hatte. Irgendwo bewunderte sie Shanny auch dafür, dass diese etwas konnte, was ihr in ihrer Kindheit schon ausgetrieben wurde.
Isala reagierte auf eine Art und Weise, die Shanaya seufzen ließ. Es langweilte sie. Vielleicht auch, weil zu oft ein Wort fiel, bei dem sich ihr gehöriger Würgereiz ankündigte. Ob Isala nun zu dieser Spalte ‚Mensch‘ gehörte oder nicht war für sie nicht wirklich von Belang. Sie hoffte, dass es dabei bleiben würde. Den Eimer nun an dem Tau durch die Luft schwingen lassend, ließ die Schwarzhaarige den Blick ein wenig schweifen, musterte eine der wenigen, winzigen Wolken am Himmel. „Und jetzt willst du auf der nächsten Insel im nächsten Hurenhaus verschwinden?“ Ihre Stimme hatte einen neutralen Ton angenommen, ohne dass ihre blauen Augen sich noch einmal auf Isala richteten. Auch kein ehrliches Interesse lag in ihrer Stimme.
Ach. Jetzt wurde Isala etwas mehr bewusst, mit wem sie hier eigentlich redete. Sie hatte gedacht, dass man tatsächlich normal mit Shanaya reden konnte, doch die Frau wollte provozieren wo es ging. Doch Isala ließ sich darauf nicht wirklich ein. Darauf hatte sie nämlich einfach keine Lust.... dass der Smalltalk die jüngere nicht einmal zu interessieren schien, ließ sie leicht seufzen. "Nein, das hatte ich tatsächlich nicht vor." Isa fuhr sich einmal mit der Hand durch das kurz Haare und schenkte ihrem Gegenüber - ähnlich wie Shanny selbst - keinen einzigen Blick.
Isalas Antwort fiel, beinahe wie erwartet, etwas kurz angebunden aus, was das Lächeln auf Shanayas Lippen einen Hauch hämischer werden ließ. Es war doch immer irgendwie das Gleiche. Aus den Augenwinkeln blickte sie kurz zu Isala hinüber, die sich gerade mit der Hand durch die Haare fuhr. Sie grinste. „Du meinst also, du bist für das Piratenleben gemacht, ja?“ Eine einfache, neutrale Frage.