18.05.2022, 22:22
"Geld für Macht – Macht für Geld" - Familienmotto der Piréaux - |
Zwei Dinge sind den Piréaux schon seit den Anfängen der Ersten Welt gegeben: Die Fähigkeit des Handel Treibens und stets zwei Söhne. In den Annalen ist immer von der Handelsfamilie Piréaux die Rede, weshalb ich davon ausgehe, dass wir nie etwas anderes gemacht haben. Und wenn ich mir unseren Stammbaum so ansehe, dann stimmt auch dieser zweite Punkt: Es gibt immer einen Erst- und einen Zweitgeborenen – was sich in vielen Fällen als nicht besonders vorteilhaft für die Nachgeburt herausstellte. Aber fangen wir beim Anfang an: Der Stammvater meiner Familie.
Obwohl schon immer sehr reich, durch Handel und einige Spekulationen in zwielichtigen Geschäften, blieb meiner Familie der Aufstieg in den hohen Adel verwehrt – sowohl vor, als auch während der Regentschaft der ersten Königsfamilie. Aus diesem Grund wurde auch nicht Alistor der Ältere, sondern sein Erstgeborener – Alistor der Jüngere – Stammvater der Familie. Es läge nun an mir, viel Lobhudelei über meinen Vorfahr zu erzählen, was für ein schlauer Geschäftsmann er war, wie er sich das Wohlwollen der zweiten Königsfamilie sicherte und vieles mehr. Aber ich denke, am besten lässt es sich mit unserem Familienmotto zusammen fassen: „Geld für Macht – Macht für Geld“. Auch wenn es sich manch einer in der Familie vielleicht anders gewünscht hätte, so sind diese Worte keine leeren. Als sich Alistor dem Jüngeren die Möglichkeit des Aufstieges bot, verwendete er das Geld der Familie, um den Umsturz der Königsfamilien und die Zerstörung der Ismail zu unterstützen. Noch mehr Geld wurde dann auf die Bestechung andere Familien verwendet, um seinen Freund Rhenan Louvette auf den Thron zu verhelfen und seinen eigenen Bruder Elias Piréaux aus der Familie zu verstoßen.
Das Verhältnis der beiden Brüder wird in den Aufzeichnungen der Familie nicht genauer beschrieben, außer das Elias das Geschäft in den Ruin getrieben hätte, wäre er geblieben. Unfähig, voreilig und viel zu leichtgläubig soll er gewesen sein, weshalb er gehen musste. Und da ein Piréaux niemals jemanden aus der eigenen Familie verstoßen würde, wurde die Hilfe der zweiten Königsfamilie in Anspruch genommen. Dass aus dieser Entscheidung eine ewige Fehde mit den Tarlenn entstehen würde, damit konnte niemand rechnen. „Hätte Alistor der Jüngere sich für eine schnelle Lösung entschieden, gäbe es diesen Abschaum gar nicht mehr“, meinte mein Vater immer. Und vermutlich auch sein Vater und dessen Vater vor ihm. Aber dazu später mehr.
This image is blocked to guests. Please Login or Register to unblock it
Unter der Herrschaft der zweiten Königsfamilie und dem neuen Sitz im Hohen Adel veränderte sich einiges für unsere Familie. Weiterhin galt, dass der Erstgeborene das Geschäft übernehmen sollte. Doch war dieser nicht fähig genug, Geld und Macht beieinander zu halten, wurde schnell einmal der jüngere Bruder zum Älteren. In unserem Stammbaum ist eine hohe Sterblichkeitsrate sowohl von Erst- als auch Zweitgeborenen zu erkennen – alle in einem recht jungen Alter. Ein gutes Beispiel dafür sind Kartelan und Nethan Piréaux.
Kartelan war der Erstgeborene und stellte sich schon als Kind recht geschickt an. Sein Vater wollte ihn daher als seinen Nachfolger ernennen, wie es Brauch war. Nun begab es sich aber, dass auch Nethan eine Begabung für Zahlen und Handel entwickelte und der Vater wollte, dass die Jungen es unter sich austrugen. Nur wenige Jahre und einige Unfälle später waren beide Brüder gestorben und ein uneheliches Kind – Ranlarian Piréaux – erbte den Titel. Damit so etwas nie wieder passieren konnte, wurde schnell entschieden, auf die alten Pfade zurückzukehren und dem Zweitgeborenen niemals die Möglichkeit zu geben, den Titel zu erben. Nach dieser Entscheidung kam es zu einigen Abwanderungen der jüngeren Söhne, da sie ihr Glück woanders suchen wollten. Begünstigt wurde diese Entscheidung auch durch das Erstarken der Tarlenn, die es sich zur Lebensaufgabe gemacht hatten, jedes Handelsschiff der Familie Piréaux zu überfallen, zu plündern und bestenfalls auch zu versenken. Es waren schwarze Tage für unsere Familie, denn mit dem Verlust der Waren verloren wir auch Geld und Macht. Doch am schlimmsten traf unsere Familie der Fall der Königsfamilie und der Aufschwung der Marleys, sowie deren Verbot des Sklavenhandels. Die Einbußen waren enorm und die Schwächung unserer stärksten Verbündeten traf uns hart.
Nur langsam schafften wir es, uns wieder zu erholen, wobei unsere Schwarzmarktgeschäfte und der illegale Handel mit Sklaven uns halfen. Das verlorene Geld kam zu uns zurück, aber die Macht, die damit einhergehen sollte, fehlte. Deshalb fasste mein Großvater – Ranlarian II. Piréaux – den Plan, unsere Familie mit der der Marlyes zu verbinden. Mein Vater – Alarico Piréaux – vollbrachte es schließlich, indem er die junge Prinzessin heiratete. Selbst ich, als sein Sohn, kann nicht sagen, wie er es geschafft hat, überhaupt in die engere Auswahl zu kommen. Nachdem er zum Prinzregenten und schließlich zum Regenten ausgerufen wurde, änderte er das ungeschriebene Gesetz unserer Familie wieder und entschied, dass nicht mein älterer Bruder, sondern ich, der Zweitgeborene, die Handelsgeschäfte übernehmen sollte.
Ich würde gern glauben, dass er dies tat, weil er es mir auch wirklich zutraute, aber ich befürchte, dass er einen Plan verfolgt, der weit schlimmere und weit fatalere Folgen nach sich ziehen wird. Mit dem Tod meines Vaters hätte alles vorbei sein sollen, aber die Machtverschiebungen beginnen gerade erst. Denn es ist und bleibt, wie es immer ist: Geld ist Macht und Macht ist Geld.
[niedergeschrieben von Alvero Piréaux aus dem Haus Piréaux]
Bildquellen
Bild von Youssef Jheir auf Pixabay