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Kapitel 8 - Schleichende Wasser
Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Oct 2020
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Als die Piraten anfingen geschäftig zu werden, erlaubte Jón sich, die eigene Crew in den Blick zu nehmen. Eigene Crew. Ha. Als sei er ihr Kapitän. Nun, dessen Leiche lag immerhin zwischen den Dutzend anderen, zwischen denen wiederum die noch Lebenden Crewmitglieder saßen oder kauerten, verletzt oder verängstigt, oder beides. Oder auch nicht -- wie beispielsweise--

Moment. Wo war er? Wo war Vasario?

Jón rieb sich über die Stirn. Sicherlich hatte Vasario nichts Gutes im Schilde. Eine Klaue des Ärgers griff in Jóns Brust. Wie konnte ihm nur entgangen sein, dass sich dieser ungeschickte Clown davongestohlen hatte?

Wo war dieser Penner hin verschwunden?

Wie dem auch sei, er hatte keine Zeit dafür. Wölfe, Pferde, Menschen -- Herdentiere. Ein fehlender Anführer bedeutete ein verlorenes Rudel. Er war sonst nicht gerade derjenige, der bei der nächstbesten Gelegenheit die Chance ergriff, die Führung zu übernehmen,* aber jetzt war es eben so gekommen.

*Zumindest dafür hatte er genug Eigenwahrnehmung, wenn auch für nichts weiter.

Sein Hals fühlte sich trocken an und er konnte ein Husten nicht unterdrücken. Nervös? Er war nicht nervös. Nie. Aber daran lag es auch nicht, wie er bemerkte -- die anderen husteten ebenfalls, und als er seinen Blick wieder in Richtung Piraten wandte, bemerkte er, dass sie alle Tücher vor ihren Mündern trugen. Natürlich. Der Nebel. 

Das erinnerte ihn auch an die Vögel, und während er die Front seines Hemdes anhob und die untere Hälfte seines Gesichts darunter verschwinden ließ, wagte er einen Blick nach oben. Sein Herz begann schneller zu schlagen als ein Schatten über das Schiff hinwegglitt. Tief genug um einen Schatten auf das Deck zu werfen. Nicht tief genug um den Verursacher des Schattens hinter dem deckenden Nebel zu erkennen. Oder besser die Verursacherin -- in der Regel wurden nur brütende Weibchen so aggressiv.

Sein Herz hörte allerdings nicht auf zu schlagen -- wurde eher noch schneller, als das Schnappen von Metall auf Holz hörte, das sein Blick zurück zur Reling zucken ließ -- dort, wo das Geräusch hergekommen war. Die Piraten hatten Enterhaken geworfen, begannen sich zu dem halben Wrack hinüberzuziehen. Es knarzte und scharrte ekelhaft als die Schiffe sich über das Gesunkene Wrack unter ihnen zogen und Jón erwartete fast, dass die morsche Reling vor der er stand unter dem Zug des Drachenschiffs nachgeben würde. 

Tat sie aber nicht. Mit einem Rumms stießen die beiden Schiffe gegeneinander und ein paar Splitter bröckelten von der Reling des Schoners ab. Jón musste einen kleinen Ausfallschritt nach hinten tun um sein Gleichgewicht zu behalten. Er sah aus dem Augenwinkel, wie einer seiner Matrosen aufstand, sich aber sonst nicht weiter von der Stelle bewegte.

Jón wagte einen flüchtigen Blick hinter die Gruppe die da vor ihm stand. Ein paar Crewmitglieder waren wohl am Herumwerkeln. Wie er sich schon zuvor gedacht hatte, hatten die Piraten auch mit der Situation zu kämpfen. Bedeutete also, sie hatten Besseres zu tun, als eine wehrlose Handelscrew mit zerstörtem Schiff zu töten. Ihm war danach, sich ihnen anzuschließen. Ihnen anzubieten, einfach alles vom Handelsschiff einzupacken, was sie wollten, inklusive ihn. Aber dann würde er die übrige Crew verraten und das konnte er nicht zulassen. Sie könnten sie alle mitnehmen, inklusive ihrer Waren und sie am nächsten Hafen -- ohne die Waren, natürlich -- absetzen. Es war noch nicht mal sehr gelogen, dass das Schiff gesunken war und sie die Waren verloren hatten. Jón hatte keine Ahnung, wie viel von den Waren noch brauchbar waren oder wie viele gar schon auf dem offenen Meer herumtrieben. Oder sie könnten zusammenarbeiten um den Vögeln zu entkommen -- das schien für alle Beteiligten eine Priorität zu sein. Und für wen es das nicht war, der hatte vermutlich einen an der Klatsche.

Aber Jón würde sich nicht herausnehmen, den Piraten Vorschläge zu machen, auf dass sie als Vorgaben ankamen. Er sah vom einen zum anderen -- sie sahen alle entweder aus wie raue, verwitterte Seeleute, oder hatten düstere Blicke, oder breite, bemuskelte Schultern. Sicherlich keine zufällig gewählte Gruppe. Jón weigerte sich, sich einschüchtern zu lassen. In neutral-diplomatischem und zuvorkommendem Ton sagte er: "Erzählt mir von eurem Plan und dann finden wir heraus, was ich für euch tun kann."

{ Tarón, Lucien, Trevor, Josiah, Ceallagh, Talin, Rayon | beim Entern }
Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Aug 2020
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Nachdem sie die benötigten Dinge auf das Achterdeck gebracht hatte, begannen die beiden Männer direkt, an der Waffe herumzuwerkeln. Sie hatte immer noch kein gutes Gefühl bei der Sache, aber sie versuchte das in ihrem Inneren zu verschließen. Kurz darauf machte sich eine Gruppe daran, auf das andere Schiff zu kommen, oder eher gesagt, was noch davon übrig war. Soula ließ ihre Unterstützung wieder da, wo sie gebraucht wurde und war ansonsten recht still, da auch Alex, der noch geblieben war, nicht wirklich etwas zu sagen hatte. Seine Anspannung war spürbar und sie konnte es nachvollziehen. Das Vorhaben war nicht ohne…

Das Schauspiel schien er sich aber nicht entgehen lassen zu wollen. Als er sich aufrichtete, tat sie es ihm kurz darauf gleich und beobachtete die Gruppe. Soula war wirklich froh, dass sie kein Teil von ihnen war. Sie war eben keine Vollblutpiratin. Überhaupt sah sie sich absolut nicht als Piratin. Wuchs man da irgendwie rein? Irgendwann würde sie diese Crew wahrscheinlich sowieso verlassen, also… kein Grund sich darüber Gedanken zu machen.

Wenn es Überleben bedeuten würde… es klang ziemlich hart und Soula merkte wieder, dass sie sich jetzt in einer Welt befand, von der sie lange Zeit geglaubt hatte, dass sie keine Berührungspunkte mit ihr zu haben brauchte. Diese Berührungspunkte hatte sie jetzt, so sehr, dass sie sie in manchen Situationen gar nicht direkt verarbeiten konnte.

„Wofür ich mich entscheiden würde, wenn es ums Überleben gehen würde, habe ich offenbart, als ich mich auf Calbota der Crew angeschlossen habe“, antwortete sie ruhig.

Es ging in ihrer Situation wahrscheinlich nicht direkt ums Überleben oder vielleicht doch, Soula wusste es nicht. Aber auch wenn sie nicht das Gefühl hatte, dass sie in direkter Lebensgefahr geschwebt war, hatte sie sich Piraten angeschlossen. Sagte das nicht schon genug aus? Sie hatte Alex bereits gesagt, dass sie ihm ihre Beweggründe vermutlich irgendwann erzählen würde. Vielleicht dauerte ‚irgendwann‘ ja gar nicht mehr so lange.

„Was tun sie? Werden sie Geiseln nehmen? Töten? Oder geht es ihnen nur um Reichtümer?“, fragte sie, da sie noch nie bei so einer Aktion dabei gewesen war.

Soula sah die bittere Realität direkt vor sich, allerdings war sie in diesem erwähnten Zustand, dass sie die Dinge nicht richtig verarbeiten konnte. Vermutlich hat dieser Zustand nochmal mehr eingesetzt, als Alex erzählt hatte, dass er auf Liam schießen wollte… Das hatte wenigstens etwas Gutes, dass sie die Realität auch nicht zu nah an sich heranlassen konnte.

[Alex | Achterdeck]
Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Jun 2019
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James hatte ihnen doch noch seinen Spiegel überlassen und auch sonst hatten sie noch genug davon auftreiben können, um ihre provisorische Linse zu bauen. Der Plan war gewesen, die Spiegel zu zerschlagen und deren Scherben so passförmig wie möglich mit dem Leim, den Liam aufgetrieben hatte in die Schüssel zu kleben, die Rúnar aufgetrieben hatte. (Rúnar stellte sich vor, wie Rayon ihnen die Schüssellinse oder Linsenschüssel später um die Ohren hauen würde, denn unbrauchbar war sie dann sicher.)

Rúnar ordnete die Stücke an und reichte sie Liam, der sie in die Schüssel klebte. Er dachte sich gerade noch, dass er vorsichtig sein sollte, da schnitt er sich in den Finger. Sofort quoll das Blut aus der Wunde wie eine blubbernde, heiße Quelle -- das war aber nicht Rúnars größtes Problem. Es brannte höllisch. "Au, fuck!" Er begann seine Hand zu schütteln, um sich von den Schmerzen abzulenken. "Fuck, fuck, fuck!" Erfinderisch war er vielleicht, aber handwerklich begabt? Er stolperte zu dem Haufen Tücher, die James mitgebracht hatte und wickelte sich eines davon um den Finger und die Hand. "Fuck, das hat gerade noch gefehlt!"

Etwas verärgert, aber trotzdem effizient genug arbeitete Rúnar weiter mit Liam an der Linse und sie schafften es, ohne weitere Vorfälle auf Seiten Rúnars sie fertig zu bauen. Die Wunde brannte langsam nur noch auf normalem Niveau, wie Wunden eben so brannten. Der abartige Schmerz von eben: sicher der Nebel. Aber die Sorge darüber durfte sich hinten anstellen.

Rúnar überließ es Liam, die Linse mitzunehmen, bevor er sich wieder ungeschickt anstellte und ihre ganze Mühe zunichte machte. Mit hoch ins Krähennest würde er trotzdem kommen. Er hatte sofort ja gesagt, als Liam es ihm vorgeschlagen hatte, bevor er es sich anders überlegen konnte. Bevor sich die Angst in ihm breit machen konnte und seine Entschlossenheit wie die Fliege an der Wand zerschlagen konnte.

{ mit Liam, James und Isala | unter Deck, auf dem Weg zum Krähenest }
Crewmitglied der Sphinx
für 0 Gold gesucht
dabei seit Nov 2015
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Als Lucien den Blick seiner Schwester bemerkte, mit dem sie ihm und Tarón die Tücher reichte, verdrehte der Dunkelhaarige nur kurz die Augen und band sich den Stofffetzen kommentarlos vor Mund und Nase. Dass sich das ungewöhnliche Kratzen in seinem Hals längst zu einem ausgeprägten Hustenreiz entwickelt hatte, der ihn schon beim Werfen der Enterhaken behindert hatte, verschwieg er wohlwissend. Im Augenblick mochte es gehen und sobald sie diesen Nebel hinter sich ließen, würde das Kratzen hoffentlich von selbst verschwinden.
Hier und Jetzt beschäftigten ihn jedoch andere Dinge weit mehr. Die Sphinx und das kleine Handelsschiff hatten aneinander festgemacht, die Matrosen auf der anderen Seite der Reling hatten sich – soweit Lucien das überblicken konnte – als kleiner Haufen zusammengerottet und wartete auf ihre Ankunft, und Tarón hatte wie geheißen eine kleine Gruppe zusammengestellt, die sich bereit machte, auf das andere Deck überzuwechseln.
Für einen Herzschlag huschte der Blick des jungen Captains zu Ceallagh hinüber, dann zu Talin und an ihr vorbei zum Achterdeck, wo er Alex noch beim Vorbereiten der Kanonen vermutete. Was immer er und Liam planten – er konnte nur hoffen, dass es funktionierte. Denn wenn sein Vorhaben nicht aufging, das Revier dieser Vögel im Schutz des Nebels zu verlassen, dann blieb ihnen nur die Idee der beiden Männer. Und die wenigen Bruchstücke, die Talin zu berichten wusste, klangen genauso erfolgversprechend, wie darauf zu hoffen, dass die Nebelbank groß genug und langsam genug war, um ihnen Deckung zu bieten.
So oder so blieb ihnen nicht viel Zeit. Sie würden aufsammeln, was aufzusammeln sich lohnte, und dann von hier verschwinden. Und mit ein bisschen Glück, genug Wind und Liams und Alex‘ Unterstützung vielleicht mit heiler Haut davon kommen.

Also gut, wir haben nicht viel Zeit“, wandte er sich damit an die Gruppe, die mit ihm an der Reling stand und darauf wartete, dass es los ging. „Tarón, Talin und ich werden mit diesem Jón sprechen. Josiah und Rayon kümmern sich um die Leute an Deck. Treibt sie zusammen und sorgt dafür, dass sie nicht zur Gefahr werden. Die anderen Beiden durchsuchen das Schiff nach allem, was wir gebrauchen können und schaffen es rüber auf die Sphinx. Es ist ein Handelsschiff, also finden wir bestenfalls ein paar Sachen, die wir im nächsten Hafen wieder verkaufen können. Irgendwas, was dieser Nebel noch nicht völlig zerfressen hat. Aber seid vorsichtig. Gut möglich, dass Unterdeck immer noch jemand am Leben ist, der sich über euren Anblick nicht besonders freut. Selbst über Ceallaghs hübsches Gesicht nicht.

Mit einem kurzen Schmunzeln, dass sich in kleinen Fältchen um seine Augen zeigte, bedeutete er ihnen mit einem Nicken, dass es los ging und wandte sich dann zu der Planke um, die Trevor und er von einem Deck zum anderen gelegt hatten.
Nach wenigen Schritten betrat er das kleinere Handelsschiff, wartete nur einen Augenblick, bis Tarón und Talin bei ihm waren, bevor er sich dem jungen Mann zuwandte, der mit ihnen in Verhandlungen hatte treten wollen. Nur kurz streifte sein Blick dabei die Matrosen, die sich in einer Ecke zusammengerottet hatten, doch als Jón das Wort ergriff, richtete Lucien seine gesamte Aufmerksamkeit auf ihn. Vertraute seiner Crew schlicht und ergreifend, dass sie die übrigen Männer in Schach halten konnten.

Nun ja, was heißt Plan?“, erwiderte Lucien mit der Spur eines Lächelns in der Stimme. „Wir verschwinden von hier, das ist unser Plan. Aber wir sind bereit, diejenigen von euch mitzunehmen, die freiwillig mitkommen wollen und euch auf der nächsten bewohnten Insel abzusetzen. Ich vermute, das ist das, was du gehofft hast. Die Frage ist nur, was ihr als Gegenleistung bieten könnt?

[Zunächst auf dem Deck der Sphinx | mit Ceallagh, Talin, Tarón, Trevor, Josiah & Rayon | dann auf dem Deck des Handelsschiffes | mit Tarón, Talin & Jón]
Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Mar 2020
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Groß Zeit, um in ihrem neuen Leben anzukommen, hatten sie alle nicht gehabt – jedenfalls die nicht, die sich erst in Calbota der Crew angeschlossen hatten. Für Alex war es immerhin nicht das erste Mal auf See. Und auch nicht das erste Mal, dass er sich in solch einer Situation befand. Soula hingegen war eine Landratte durch und durch. Vermutlich würde sie vieles dafür geben, wieder ein normales, bürgerliches Leben zu führen. Eines in ihren gehobenen Kreisen, in dem sie nicht mehr tun musste, als gut auszusehen und lächeln. Aber es hatte seine Gründe, dass sie nun hier war und Alex dämmerte es längst, dass es nicht bloß der Wunsch war, aus dem Prinzessinnenleben auszubrechen. Seit jenem Abend in der Taverne hatte er allerdings nicht mehr nachgefragt. Ihm lag nicht mehr an dieser Information, als Soula daran lag, sie für sich zu behalten. Stattdessen nahm er Hinweise wie jene, die die Brünette neben ihm kurz darauf bereitwillig vor die Füße warf und bastelte sich sein eigenes Konstrukt daraus. In solchen Momenten wirkte sie auch gar nicht mehr so jung wie sie dastand. Ein bisschen verbittert, vom Leben gezeichnet und entschlossen, das Richtige getan zu haben. Die Mundwinkel des Lockenkopfes zuckten im Hauch eines Schmunzelns, während er ihr einen flüchtigen Blick zuwarf.

„War es da auch so unmittelbar wie jetzt?“, fragte er in gewollt beiläufigem Ton, um ihr nicht das Gefühl zu geben, dass er die Antwort unbedingt hören wollte. Menschen redeten meistens offener, wenn sie das Gefühl hatten, dass es sich um belanglose Dinge handelte.

Während Soula leise fortfuhr, kam Bewegung in die Gruppe an Deck und die ersten überquerten die Planke, die die beiden Schiffe miteinander verband. Alex‘ Miene war wieder ernster geworden. Sein Blick wanderte aufmerksam über die kleinen Grüppchen an Matrosen, die nervös die Ankunft der Piraten über sich ergehen ließen.

„Ich weiß es nicht.“, gab er Soula dann die Antwort, die er ihr schuldig geblieben war. „Fakt ist, dass die ohne Hilfe nicht mehr hier wegkommen werden. Ein Teil hat sich längst mit den Rettungsbooten aus dem Staub gemacht. Der Rest sitzt hier fest wie ein verletzter Seehund in einem Haifischbecken. Entweder also, sie bringen gute Argumente vor, dass wir sie mitnehmen oder besiegeln ihr eigenes Schicksal. Und wenn einem von ihnen die Zündschnur platzt, ja, dann sind die Vögel vermutlich auch nicht mehr ihr Problem.“

Weil sie vorher den Löffel abgeben würden. Dann allerdings hatte auch Alex nur wenig Mitleid mit ihnen. Lucien und auch Talin machten nicht den Eindruck, hier um alles in der Welt ein Blutbad veranstalten zu wollen. Vor allem hätte Liam dann auch nicht darauf bestanden, dass sie weiter an Board dieses Schiffes blieben. Aber er schätzte sie resolut genug ein, die eigene Crew vor Unheil zu bewahren. Und dann war’s ja auch kein Mord, sondern Notwehr, richtig? Mit langsamen Schritten ging Alex näher an die Reling heran, die das Achterdeck vom weiter unten liegenden Hauptdeck trennte. Er warf einen Blick nach unten, doch unter Deck war es noch immer ruhig.

Sollte die Situation gleich eskalieren, geh‘ hinter dem Mast in Deckung.“


{ Soula  | Achterdeck }
Crewmitglied der Sphinx
für 0 Gold gesucht
dabei seit Feb 2016
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Möglichst unauffällig presste der Lockenkopf die Luft zwischen seinen Lippen hindurch und versuchte, seinen Geist dazuzubringen, nicht mehr ganz so gefährlich unter seinen Füßen zu wanken. Zu seinem Glück waren die anderen entweder zu sehr in ihre Arbeit vertieft oder zu angespannt, als dass ihnen etwas aufgefallen wäre. Die Abstände zwischen den kurzen Momenten, in denen sich Dunkelheit über seine Augen legte, ihm die Hitze zu Kopf stieg und der Schwindel ihm den schlimmsten Wellengang seit einigen Monaten vorzugaukeln versuchte, wurde kürzer. Aber Liam hatte keine Zeit. Keine Zeit hierfür jedenfalls. Woher auch immer der plötzliche Anflug seines Körpers kam, ob nun Stress der Auslöser war (wofür er eigentlich eher unanfällig war) oder eine Krankheit in ihren Startlöchern - nicht jetzt, wiederholte er in Gedanken, drückte seine verletzte Hand etwas fester an ihren Arbeitstisch und atmete auf, als ihn die Symptome wieder verließen. Drei Stunden, vielleicht vier. Dann konnte er gerne mit Brech-Durchfall ausfallen. Aber nicht, bevor sie die Sphinx nicht irgendwie hier herausmanövriert hatten. Rúnars Ausruf traf ihn, als das Schneegestöber vor seinen Augen gerade nachließ. Liam blinzelte einige Male, bis sich sein Sichtfeld normalisiert hatte, ehe sein Blick zu dem Blonden hinüberschnellte.

„Alles okay?“, fragte er und fühlte sich noch ein bisschen benommen, doch Rúnar machte schon das, was in diesem Moment wohl das Schlauste war – die Wunde mit Tüchern verbinden und weiterarbeiten. „Zieh‘ die Tücher eng, das mildert die Angriffsfläche für den Nebel.“

Ein kleiner Rat, den er ihm aus eigener Erfahrung heraus mit auf den Weg geben konnte, ehe sie konzentriert weiterarbeiteten. James schien noch immer eher skeptisch ob ihrer Bastelei und Isala wirkte mehr besorgt und angespannt, als dass sie sich überhaupt groß Gedanken darum gemacht hätte, was sie hier vorhatten. Abermals glitt sein Blick über den Jüngeren. Liam hatte ein schlechtes Gewissen, weil er ihn tatsächlich gefragt hatte, ob er mit nach oben kommen würde. Zu zweit würden sie ihre Vorrichtung besser bedienen können. Aber es missfiel ihm, Rúnar einer derartigen Gefahr auszusetzen. Sie hatten nur keine andere Wahl. Und Liam hoffte inständig, dass Rúnar wusste, dass ein ‚Nein‘ durchaus eine Option gewesen wäre. Als sie fertig waren, nickten sie sich kurz zu. Liam packte die Teile ein und gemeinsam machten sie sich auf den Weg nach oben.

„Scheint, als würden wir genau richtig kommen.“, murmelte er seinem Leidensgenossen zu und warf einen flüchtigen Blick in die Richtung des anderen Schiffes.

Sie hatten das Handelsschiff inzwischen erreicht und ein paar ihrer Leute waren gerade im Begriff, überzusetzen. Liam legte die modifizierte Schüssel und die Lampe an den Fuß des Hauptmastes und beobachtete die Szenerie auf dem anderen Schiff einen weiteren Moment, dann wandte er sich um und teilte einen entschlossenen, aber besorgten Blick mit Alex, der vom Achterdeck zu ihnen hinuntersah.

„Rúnar.“, begann Liam dann wieder leise, während er sich allmählich vom Achterdeck abwandte. „Du… Musst nicht mit hoch, wenn du nicht willst.“, stellte er ihm die Option abermals offen. „Wenn es nicht funktioniert, kann ich für nichts garantieren.“


{ Rúnar  | Hauptmast }
Crewmitglied der Sphinx
für 0 Gold gesucht
dabei seit Feb 2016
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Greo sah kurz über seine Schulter zurück zu dem Überläufer, diesem Zimttypen. So ein Gierhals. Was brachte es, andere auszurauben, wenn einem im nächsten Augenblick der Schädel vom Hals gerissen wurde?
Was er erzählt hatte, ließ Greo zudem an seiner Zurechnungsfähigkeit noch deutlicher zweifeln als schon zuvor. Da, wo meine Eltern herkommen, dachte er ein wenig bissig in stummer Erwiderung, hat Gin nichts mit Magie zu tun. Diese Magie, fuhr er in Gedanken fort, kann ich dir gerne erklären. Aber die hängt sicher nicht mit Vögeln so groß wie Beiboote zusammen.
Andererseits: so viel hatte er sich auch noch nie hinter die Binde gekippt. Wer wusste schon, was man dann sah und hörte.
Greo wandte sich ab trottete hinter Shanaya her Richtung Lazarett, wo er sich die Wunden an den Ellbogen notdürftig mit ein wenig Süßwasser spülen und umwickeln wollte, um das Brennen weiter einzudämmen. Sie zwickten nach wie vor empfindlich, wenn er die Arme abrupt abwinkelte. Als er jedoch Liam und Rúnar mit einem merkwürdigen Gegenstand erblickte, warf sein Inneres den Anker aus. Es gab jetzt Wichtigeres und im Verhältnis war ihm nicht allzu übel mitgespielt worden. Shanayas Schulter bereitete ihm mehr Sorgen. Sie würde nicht so flink in ihrer Verteidigung sein, wie das sonst der Fall war und niemand wusste, was genau sie noch erwartete. Eigentlich missfiel es ihm, sich von ihr zu entfernen. Doch er konnte nicht umhin zu prüfen, ob er an anderer Stelle Einsatz leisten konnte, die Sphinx (und damit auch sich selbst) in Sicherheit zu bringen.
Er berührte sie an ihrem unversehrten Arm, um ihre Aufmerksamkeit zu erhaschen und wollte etwas sagen, aber was sollte das schon sein? Stattdessen sah er sie für den Bruchteil einer Sekunde eindringlich an. Ich bin sofort wieder da, sagte dieser Blick, vielleicht auch: und wenn nicht, dann kümmere dich nicht drum und versuch wegzukommen.
Das Tuch vor seinem Mund sog sich eng an sein Gesicht, als er tief einatmete, ihren Arm kurz einmal drückte und verschwand.

Dass es einen Plan gab, hatte er verstanden, worum genau es sich handelte aber nicht. Das spielte in dem Moment auch nicht die größte Rolle. Er lief auf den Dunkelhaarigen und den Blondschopf zu, nickte beim Gehen zu der Lampe und dem Spiegelgedöns und deutete auf den Mast.

„Das da, dahin?“, fragte er und zeigte nach oben. Braucht ihr Hilfe?

[Hauptmast | Rúnar, Liam]
Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit May 2017
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Rayon war aus zwei Gründen verhältnismäßig froh darüber, wie die Dinge sich entwickelten. Zum einen hatte Lucien Tarón damit beauftragt, eine kleine Gruppe zusammenzustellen, welche das Handelsschiff entern würde, insofern man bei dem, was sie vorhatten, tatsächlich vom Entern sprechen konnte. Tarón war ein vernünftiger Mann, der unnötiges Blutvergießen sicherlich ebenso vermeiden wollte wie er selbst. Zum anderen war er als Teil dieser Gruppe bestimmt worden. Das beruhigte ihn ebenfalls ein wenig, denn so hatte er zumindest einen gewissen Einfluss darauf, dass die Lage - hoffentlich - nicht eskalieren würde, auch wenn er sich bewusst war, dass er im Zweifelsfall, wenn die beiden Captains sich dazu entschließen sollten, ihre Rolle als Piraten wörtlicher zu nehmen, wenig tun konnte, das nicht in Meuterei ausartete. In jedem Fall würde das Schicksal der Crew des Handelsschiffes weitestgehend davon abhängen, wie kooperativ sie sich zeigen und ob es weitere Angriffe, mochten sie auch noch so jämmerlich sein, gegen die Sphinx oder ihre Besatzung geben würde. Zumindest darauf konnte er vielleicht einen gewissen Einfluss nehmen.

Der Dunkelhäutige stand äußerlich ruhig, aber innerlich nervöser als üblich an der Reling und machte sich bereit, auf das Schiff zu wechseln, während Lucien seine Anweisungen erteilte. Tarón würde den beiden Captains also bei den Verhandlungen zur Seite stehen, während Josiah und er sich um die Crew kümmern sollten. Das war gut, denn so konnten sowohl Tarón als auch er jeweils einen beruhigenden Einfluss auf die Geschehnisse nehmen. Gut war auch, dass die Captains beide auf das Schiff übersetzten. Talin würde im Zweifelsfall vielleicht etwas zögerlicher damit sein, Gewalt anzuwenden, wenn es eine weitere harmlose Provokation geben würde. Andererseits war es wahrscheinlich, dass Lucien wirklich Rot sehen würde, wenn das Leben seiner Schwester in Gefahr war.

"Aye", sagte er mit fester Stimme, als Lucien seine Ausführungen beendet hatte. "Die Crew wird keine Probleme machen."

Das war ein gewagtes Statement, schließlich lag nicht vollständig in seiner Hand, was tatsächlich passieren würde. Aber er wollte Lucien das Gefühl geben, die Lage unter Kontrolle zu haben, damit er eine möglichst rationale Entscheidung treffen konnte - und ein paar unschuldige Seemänner abzuschlachten war sicherlich nicht rational.

Schließlich ging es los. Lucien betrat die Planke, die die Sphinx mit dem Handelsschiff verband, und Rayon und der Rest ihrer Gruppe folgten ihm. Als er auf das Schiff übersetzte, warf er einen kurzen Blick auf den Verhandlungsführer der Gegenseite, der trotz der misslichen Lage, in der er sich befand, und obwohl er sich gerade einem Haufen Piraten gegenübersah, einen bemerkenswert selbstbewussten Eindruck machte. Mit dieser Erkenntnis wandte er seine Aufmerksamkeit allerdings auch schon wieder seiner eigentlichen Aufgabe zu. Er sah Josiah ernst in die Augen, nickte ihm zu, richtete sich zu seiner vollen Größe auf und bewegte sich dann auf die Crew zu, die sich bereits in einer Ecke des Schiffs versammelt hatte. Jetzt kam ihm seine eindrucksvolle, durchaus einschüchternde Statur zugute. Die Matrosen des Handelsschiffes waren vermutlich ohnehin schon verängstigt angesichts der Situation, in der sie sich befanden; auf Grund gelaufen, die Vögel als ständige Gefahr, und jetzt auch noch in der Hand von Piraten. Auch wenn er Mitgefühl mit ihnen hatte, wusste er, dass er diesen Umstand ausnutzen musste, um dafür zu sorgen, dass keiner von ihnen Probleme bereiten würde.

"Gentlemen, in Anbetracht der aktuellen Lage kann ich Euch dazu beglückwünschen, dass Ihr es zwar mit Piraten zu tun bekommen habt, aber nicht mit einem Haufen gewissenloser Bastarde. Das bedeutet, dass wir Euer Leben verschonen werden, solange Ihr keine Dummheiten anstellt."

Er ließ seinen Blick über die Matrosen schweifen und hielt dabei demonstrativ eine Hand an den Griff seiner angerosteten Axt gelegt, von der er wusste, dass sie in einem Kampf vermutlich nicht von sonderlich großem Nutzen sein würde. Dann nickte er mit dem Kopf auf das Deck direkt vor ihm.

"Zunächst einmal muss ich Euch darum bitten, alle Waffen, die Ihr bei Euch tragt, auf einen Haufen hier direkt vor mir zu legen. Unseren Captains fällt das Verhandeln viel leichter, wenn sie nicht befürchten müssen, dass ein übereifriger Matrose versucht, ihnen eine Kugel in den Hinterkopf zu schießen."

Rayon gefiel die Rolle nicht sonderlich, die er hier gerade spielen musste, aber er wusste, dass er gut darin war. Und Josiah würde sein Übriges dazu beitragen, dass die Crew sich nicht trauen würde, ihnen zu widersprechen.

[ Erst an Deck der Sphinx mit Lucien, Talin, Tarón, Josiah, Trevor und Ceallagh; dann mit Josiah an Deck des Handelsschiffes ]
Crewmitglied der Sphinx
für 250 Gold gesucht
dabei seit Apr 2016
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Das Schiff versank im heillosen Chaos. Kaum dass der Wind nachließ, trieben Worte und Anweisungen die Mannschaft von A nach B. Und blieb man nur eine Sekunde stehen, frischte der Wind auf und hinterließ ein unangenehmes Kribbeln auf der Haut. Hinzu gesellte sich die bittere Nachricht, die Alex aufs Deck getrieben hatte und damit der Nordskov eine Eiseskälte über den Nacken jagte. Ein Ablenkungsmanöver. Der Plan die kreischenden Vögel über ihren Köpfen los zu werden. Instinktiv war Skadis Blick zur Seite geglitten. An den Seilen hinweg, die sie und die Segel verband, die sie gemeinsam mit Rayon und Ceallagh in Bewegung setzte. In der Hoffnung den Lockenkopf mit einem eindringlichen Blick zu erhaschen, der ihm wortlos zu verstehen gab, auf seinen Hintern aufzupassen, wenn er nicht wollte, dass sie ihn in der Anderswelt heimsuchte und vermöbelte. Doch offensichtlich war er noch immer unter Deck. Mit Rúnar, wie der Dunkelhaarige erklärte und dann verschwand. Skadi bildete sich sogar ein, den Anflug eines Grinsens in seinen Mundwinkeln zu sehen, als sein Blick den ihren kreuzte. Doch sie schnaubte nur darüber hinweg.
Blaffte ihm ein “Schieß bloß nicht daneben.“ hinterher, bevor das Schiff Fahrt aufnahm und in Richtung des Handelsschiffes steuerte.

***

Die Vögel hockten noch immer hoch über dem Nebel und verspotteten sie mit jedem weiteren schreienden Ruf und jedem Meter, den sie näher an das Handelsschiff heran kamen.  Skadi brummte. Missmutig. Befestigte die Seile der Segel und wandte sich zu Talin herum, die neben sie getreten war.  Es gefiel ihr nicht, was die beiden Lockenköpfe ausgeheckt hatten. Noch weniger die Tatsache, dass es wenig Sinn haben würde, Liam davon abzuhalten und selbst wieder nach oben zu klettern. Denn es endete mit hoher Wahrscheinlich in einer Endlosdiskussion, für die ihnen weder die Zeit noch die Kraft blieb. Dass dann auch noch Talin mit der Bitte zu ihr kam, sich um Shanaya und den Fremden zu kümmern, verstärkte nur umso mehr den Wunsch, endlich Land zu erreichen und wieder mit sich allein zu sein.
“Mast- und Schotbruch da drüben.“,murmelte sie ihr als Antwort zu und nickte in Richtung der Gruppe um Lucien. Presste die Lippen in einem halben, schmalen Lächeln aufeinander und straffte seufzend ihre Schultern, als Talin davon ging und sie allein zurück ließ.

Mit einem letzten Blick auf die Blonde, wandte auch sie sich herum. Erreichte gerade den Hauptmast, als Liam und Rúnar vom Unterdeckt heran kamen. Augenblicklich zogen sich die dichten Brauen der Nordskov beim Anblick der beiden zusammen. Noch mehr, als die seltsamen Gerätschaften in ihren Händen aufblitzten. Schritt um Schritt wurde sie langsamer. Blieb letztlich neben den beiden stehen.

“Hey…“ , raunte sie in den kleinen Raum zwischen sich und Rúnar. Ließ die dunklen Augen über die beiden wandern und atmete tief durch.

“Passt auf euch auf okay? Diese Vögel fackeln nicht lange. Eine falsche Bewegung und ihr seht schlimmer aus als Isala.“  

Und man musste Isala nicht einmal gesehen haben, um zu verstehen, was sie damit meinte. Allein der Ausdruck in ihren Augen genügte, genauso ihre Miene, die unter dem hellen, klammen Stoff verborgen war. Noch mehr die feinen Schnitte auf ihrem Oberkörper, die mit jeder verstreichenden Minute unangenehmer kribbelten. Fest biss Skadi die Zähen aufeinander, als sie ihre Hand auf Liams Schulter legte und ihn eindringlich musterte.

“Ich will dich in einem Stück wieder hier unten haben, okay?“, raunte sie ihm zu.

Fast um den Druck ihrer Worte zu unterstreichen verkrampften sich ihre Finger über dem klammen Stoff seines Oberteils. Lösten sich jedoch augenblicklich von ihm und der angenehmen Wärme darunter, als sie weiterlief. Ohne eine Antwort abzuwarten.

***

Es brauchte jegliche Überzeugungskraft, dass die Navigatorin ihr folgte. Sehr wahrscheinlich war es Talins Eindringlichkeit zu verdanken, dass sie sich überhaupt in Bewegung gesetzt hatte und sich ins Lazarett begab. Verübeln konnte Skadi es ihr nicht. Sie selbst sah keine Notwendigkeit darin ihre Schnittwunden überprüfen zu lassen, ganz gleich ob sie brannten oder nicht. Eher sollte sich Isala unter Deck begeben, von der jedoch jegliche Spur fehlte, wie Skadi mit einem Schulterblick feststelle.

“Und du ziehst es also vor, dich mit Piraten zu verbünden, statt bei deiner Crew zu bleiben?“

Peregryne hatte gerade aufgeholt, als Skadi mit Shanaya im Schlepptau an Liam und Rúnar vorbei gelaufen war. Die Brauen noch immer nachdenklich verzogen. Irgendetwas am Anblick des Lockenkopfes war ihr nicht geheuer. Doch es fehlte ihr die Zeit dem Gefühl nachzuspüren, statt mit einer Hand die Tür zum Unterdeck aufzudrücken und darauf zu warten, dass Shanaya und der Fremde zuerst hindurch traten.  

[erst bei Liam und Rúnar am Mast | dann mit Per und Shanaya auf dem Weg unter Deck zum Lazarett]
Crewmitglied der Sphinx
für 6.000 Gold gesucht
dabei seit Nov 2016
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Langsam bewegten sie sich mit ihren Handlungen wieder auf gewohntere Gebiete zu. Jedenfalls gewohntere für die meisten Crewmitglieder.
Josiah reihte sich stumm bei den anderen ein, die für einen Exkurs auf das andere Schiff zusammen getrommelt worden waren, und versuchte, seine Konzentration auf Lucien zu wenden. Alex und Soula würden das auch ohne ihn schaffen. Alex definitiv, Soula würde sich jetzt ein wenig beweisen dürfen. Aber es gab wahrscheinlichere schlechtere Crew-Mitglieder für die Rolle.
Sein Name fiel. Dann Rayon. Sein Blick glitt zur Seite, als er den Smutje suchte und eigentlich auch sofort fand. Ruhig und gefasst mit ernsten Blick stand er da und hörte Lucien aufmerksam zu. Josiah überlegte, ob er ihm zunicken würde, doch der Mann ließ seinen Blick nicht von Lucien, der weiter die Gruppe aufteilte. Also wandte auch Josiah seine Aufmerksam wieder ihren Kapitän zu. Massenkontrolle, Gewinnsuche und Verhandlungen. Ohne die „besonderen Umstände“ könnte das jetzt fast ein normaler Tag werden.
Rayons Ausruf untermalte er mit einem knappen Nicken, mehr aus Höflichkeit als ernst gemeinte Zustimmung, dann brachen sie auf.

Josiah ließ seinen Blick trotz seiner Aufgabe aufmerksam über das andere Schiff gleiten, als sie aufbrachen. Die Ereignisse der vergangenen Minuten waren auch ihnen anzusehen. Leblose Körper lagen hier und da zwischen Fässern, Holzplanken und anderen Krimskram. Einer von ihnen stand vor der Reling. Dunkles, wirres Haar rahmten ein überraschend junges Gesicht ein, in dem Entschlossenheit geschrieben stand. Josiah versuchte, einen Blick auf mögliche Waffen erhaschen zu können. Mut war immer so eine Sache, vor allem in ausweglosen Situationen.
Das musste der von Lucien erwähnte Jón sein. Ein Kapitän war das auf jedenfall nicht.
Josiah riss seinen Blick von dem Knaben. Lucien war nicht unfähig, und er hatte Tarón an seiner Seite. Er hatte keine Matrosen erhaschen können, die allzu Kampfbereit waren. Bereit ihr Leben zu verteidigen wohl, aber niemanden, der sofort in die Offensive zu gehen scheinen wollte. Doch sicher sein konnten sie sich nicht. Rayon fand seine Aufmerksamkeit und nickte. Josiah nickte zurück, blieb er noch einen kurzen Moment stehen, sich einen letzten Blick erlaubend, ehe auch er die Schultern straffte und sich neben Ryan schob, eine finstere Miene aufsetzend. Auch er hatte die Gruppe einige Meter weiter entdeckt. Wie aufgeschreckte Schafe hatten sie sich zusammengedrängt, nahezu eingepfercht. Auf dem Weg zu ihnen ging er bei dem ein oder anderen Körper, der noch halbwegs lebendig wirkte, kurz auf die Knie und schob seine Finger jeweils kurz an den Hals. Doch die Seelen hatten sie alle schon verlassen. Josiah zollte ihnen danach keine weiteren Blicke.
Anders als Rayon stellte er seine Waffe aber nicht zur Schau und schob nur leicht seine Weste zurück, jederzeit bereit, theatralisch eins seiner Messer durch die Luft sausen zu lassen. Es würde vorerst reichen, wenn Ryan eine mögliche Waffengewalt deutlich ausspielte. Zumal kleine Wasser immer eine etwas andere Wirkung als größere Schlagwerke hatten. Stärke ausspielen war auch so eine Sache. Sie mussten präsent genug sein, um niemanden auch nur den Gedanken zu erlauben, eine tatsächliche Chance zu haben. Aber auch sanft genug, um ihnen nicht das Gefühl zu geben, das hier wäre die letzte Chance auf ihr Leben.
Er war froh, dass Ryan zuerst die Worte ergriff.
Während er sprach, ließ Josiah seinen Blick langsam über die Männer schweifen, versuchte, ihre Blicke jeweils einzufangen. Die meisten wichen ihm aus. Josiah machte sich eine Gedankennotiz zu denen, die es nicht taten. Dann war Rayon fertig, und nach einer kurzen Pause (des Zögerns, aber das musste ja niemand wissen), wagte Josiah es doch, seine eigene Stimme zu erheben. Er wusste, dass er nicht mal ansatzweise eine ähnlilche Wirkung erzielen würde wie Rayon, aber es konnte nicht schaden zu zeigen, dass sie beide die Kontrolle übernehmen würden.

Aber immer schön ruhig, keine hektischen Bewegungen und vor allem: keine Spielereien.“, schob er also hinterher und zog eine Augenbraue hoch. „Wir wollen doch wirklich nicht, dass es hier nochmal zu Lärm kommt, das macht uns allen doch nur Kopfschmerzen.

Seine Worte waren trocken und kühl. Er ließ seinen Blick kurz zur Seite gleiten, als er nochmal das Wort ergriff:

Und vor allem: wenn ihr noch ein paar Freunde kennt, die sich hier an Deck versteckt halten, wäre jetzt auch der perfekte Zeitpunkt, um sie zu uns zu rufen.

Noch bevor seinen Satz beendet hatte, blickte er die Männer vor ihnen wieder genau an, um keine noch so kleine Zuckung in einer ihrer Gesichter zu verpassen. Selbst wenn sie entschlossen wären, sich nicht gegenseitig zu verraten, so waren Menschen zumeist einfache Geschöpfe mit wenig Selbstkontrolle.

[ zuerst an Deck der Sphinx mit Lucien, Talin, Tarón, Josiah, Trevor und Ceallagh;
dann an Deck des Handelsschiffes mit Rayon und ein paar Matrosen ]


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