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Kapitel 7 - Purpurrote Vergeltung
Aik Malova
Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Keine Angabe
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#81
Die beiden Fremden waren ein seltsames Gespann. Der eine, der auf ihn zeigte, wie ein Kind es getan hätte, der andere sehr darum bemüht, ganz der Adlige zu sein, der dumpf über die Straße blöckte wie ein Schaf. Gesindel. Pah! Gesindel waren sie doch selbst, die beiden Möchtegern-Piraten, die sie hoffentlich waren. Aik lehnte sich zurück und beobachtete, wie der Mann mit dem Bart zu ihm herüber kam. Er überlegte, ob er ihm in den Weg spucken sollte, so als Begrüßung. Um ihn Willkommen zu heißen natürlich.

Aber Aik tat es nicht. Es wäre dumm, sich mit den Piraten anzulegen - generell war es dumm, sich mit irgendwem anzulegen, nur weil ihm sein Gesicht nicht passte. Der Bettler war kein großer Kämpfer und noch dazu nicht betrunken genug, um seinen Frust über die Worte des Bärtigen deutlich zu machen. Weshalb hatte der es überhaupt darauf abgesehen, ihn zu beleidigen?

Natürlich war Aik das Schauspiel bewusst, dass die beiden eher schlecht als recht versuchten. Nicht verstehen tat er, dass die Worte des Piraten ebenso dazugehören könnten wie sein gerader Gang und die hinter den Rücken geklemmte Hand. Stattdessen empfand er das, was er sagte, als Meinung des Bärtigen selbst, und fühlte sich entsprechend angegriffen. Er sah die Arroganz des Piraten, nicht aber die Andeutung eines Lächelns, und setzte seinerseits eine grimmige Miene auf. Wenn diese Männer seine Hilfe nicht wertzuschätzen wussten, dann würde er ihnen eben nicht helfen. Wobei - nein, das ging auch nicht. Die Tarlenn waren im Spiel, und er hatte einen Auftrag bekommen, den er unbedingt erledigen musste.

"Man hat es schon versucht", knurrte Aik schließlich als Antwort, "aber Unkraut kommt immer wieder." 

Der andere Typ war umso verwirrender. Er ... Er fragte, ob Aik Tee trank? Hatte der Mann nur Seewasser im Kopf? Der Bettler verstand nicht ganz, ob er sich über ihn lustig machte, oder das als ernste Frage gedacht war. Aber dieser Kerl strahlte eine Hemmungslosigkeit aus, die dem Bettler sympathisch war. Seine Frage nach dem Inhalt des Flachmanns beantwortete er trotzdem nicht.

Seine Laune hob sich, als dieser bartlosere Typ ihm eine Münze reichte. Endlich mal eine eindeutige Geste! Besonders, als Aiks Blick auf dessen Arm fiel. Oder genauer gesagt, auf das Tattoo, dass ihn so sicher als Tarlenn auswies wie eine offizielle Erklärung es getan hätte. Schön! Ja, ganz wundervoll sogar. Aik klaubte die Münze aus seiner Hand und biss darauf, um sich zu vergewissern, dass sie real war.

"Hrmpf", brummte er dann, "Das hier ist kein guter Ort, um zu warten."  So groß waren seine Bedenken noch nicht, denn die Bewohner der umliegenden Häuser schliefen für gewöhnlich noch eine ganze Weile, und auch das Mädchen von eben würde nicht allzu bald zurückkehren. Aber es war definitiv keine gute Idee, hier lange herum zu trödeln.
Die Aussicht darauf, dass generell noch weitere Unterstützung kam, befand Aik hingegen als sehr gut. Und den Plan, einfach zu läuten, als sehr sehr dämlich. Der Bettler starrte den Tarlenn erschrocken an.
"Auf keinen Fall!", blaffte er, während er nach dem Arm des Mannes langte, um ihn von Dummheiten abzuhalten. Auf halbem Weg entschied er sich jedoch wieder um zuckte stattdessen zurück. Sicherlich würde der Pirat ihm die Hand abschneiden, wenn er ihn einfach berührte.

Die ganze Sache wurde Aik immer suspekter. Ein mieser Kerl und einer, der leichtfertiger nicht sein könnte. Seine Aufgabe war es doch nur, sicher zu gehen, dass diese Piraten dem Hausherren einen Besuch abstatteten, nicht wahr? Er blickte von einem der Männer zum anderen, während er die Münze in seinem Mantel verschwinden ließ.
"Wenn wir Freunde sind, dann erzähle ich euch gern eine kleine Geschichte. Über die ... Teeparty."  Aik ging davon aus, dass das ein Tarnwort war, mit dem die Piraten ihr Vorhaben beschrieben. Je zügiger sie hier voran kamen, desto schneller konnte er sich seinem Flachmann widmen. Und jetzt, da er sich sicher war, welche Gesinnung die Beiden hatten, gab es keine Zeit mehr zu verlieren.
Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
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#82
Wie zu erwarten war, fragte der Mann nicht weiter nach und Isa beschloss es dabei zu belassen. Es würde sich schon irgendwann aufklären, aber sie empfand nicht gerade die Lust dazu. Wäre sie Tarón nicht begegnet, wüsste sie nicht ob sie sich ewig um solche belanglosen Sachen hätte kümmern dürfen oder ob man von ihr verlangt hätte, auch ihren Körper anzubieten. Die Frau hoffte, dass sie das nie herauskriegen würde. 

Ein leichter Schauer lief über ihre Arme und seit Tarón aufgetaucht war, bekam Sie das Bild ihres Stiefvaters nicht mehr aus dem Kopf. Und es war kein schönes Bild.

„Ja, ich denke die Echse ist Richtung Bar gelaufen… dort müsste sie auf jeden Fall jemand gesehen haben. Ich kann ja meinen ‚Kolleginnen‘ bescheid geben, dass sie ein Auge offen halten.“

Kurz beäugte Isa die Essensreste auf dem Boden und überlegte, ob sie diese noch entsorgen sollte. Würde Tarón sie überhaupt mitnehmen? Und wenn ja, würden die anderen Crew Mitglieder diesem zustimmen? Am liebsten hätte sie ihn direkt danach gefragt, doch sie hatte Angst, dass sie sich zu sehr entfremdet hatten und er sie nicht mehr so sah, wie früher. Dass viel in der Zwischenzeit passiert war, hatte sie ja schon feststellen müssen.

Also tastete sie sich ebenso langsam heran, wie Tarón mit der Frage nach ihrer Arbeit.

„Was genau macht denn deine Crew hier? Nur einen Zwischenstopp? Wo geht es denn noch hin?“

Ihr unpraktisches Kleid raschelte bei jedem verdammten Schritt.

[Auf dem Flur Richtung Bar | Bei Tarón]
Crewmitglied der Sphinx
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#83
Shanaya hatte auf Liams Worte nur leise hin gelacht. Ihm ein schlechtes Gewissen einreden? Das war doch nicht ihr Stil! So lief das eben, ganz einfach! Aber der Lockenkopf zeigte sich dem gegenüber entspannt, was seine nächsten Worte betraf, neigte Shanaya nur leicht den Kopf. Das waren wahre Worte... solch eine Spannung brauchte niemand von ihnen noch einmal. Dann sprach er den anderen Mann an, aber... er bekam keine Antwort. Natürlich nicht. Die junge Frau mochte Menschen, die nicht den ganzen Tag irgendeinen Blödsinn vor sich hin quatschten... aber die, die den Mund gar nicht auf bekamen, waren ihr auch nicht sympathischer.
Und noch während sie diesem Gedanken für einen Moment nach hing, passierte alles ganz schnell. Aus den Augenwinkeln erblickten ihre blauen Augen eine Bewegung, die so schnell bei ihnen war, dass es der Dunkelhaarigen kaum möglich war, zu reagieren. Mit dem nächsten Atemzug wurde sie zur Seite geschubst, aufgefangen von Josiahs Händen, als sie noch einen Moment mit dem Gleichgewicht kämpfte. Es dauerte keinen Herzschlag, bis sie wusste, was geschehen war, ihr Blick haftete noch auf dem Mann, der davon eilte, als Liam sich kurz an sie wandte und dann dem Fremden folgte, der ihre Tasche bei sich hatte. Sie würdigte Josiah keines Blickes, setzte sich einfach selbst im Bewegung, so schnell sie konnte. Eine schneidende Kälte lag in ihren Augen, in denen auch die Sicherheit stand, dass die diesen Kerl wieder erkennen würde. Da trug man die Tasche einmal anders als sonst... Und er sollte es wagen, den Inhalt auch nur an zu sehen. Sie würde ihn finden, egal, wo er sich versteckte. Und es gab keine Worte dafür, was sie mit ihm anstellen würde. So achtete sie nicht auf den Älteren, auch als er sich selbst in Bewegung setzte, um Liam und dem Fremden zu folgen. Sie verfluchte diese verdammten Krücken, das Fieber, das sie schwächte. Ansonsten hätte sie diesem Kerl schon bei lebendigem Leib die Haut abgezogen. Ihre Wut war es, die sie schneller voran kommen ließ, trotz des Ziehens in ihrem Bein.
Trotzdem dauerte es einen Moment, bis sie selbst um die Ecke bog, Liam Josiah und einen Fremden vorfand. Der kalte Blick der jungen Frau ruhte einen Moment auf dem Blonden. Für den Hauch einer Sekunde glaubte Shanaya, Aspen vor sich zu sehen, aber dieses Bild verschwand mit dem nächsten Blinzeln. Stattdessen betrachtete sie ihre Tasche, wartete einen Atemzug, ehe sie selbst danach griff, kein Wort des Dankes an einen der Männer wandte, nicht einmal einen Blick in die Tasche warf. Stattdessen wandte sich ihr heller Blick auf die weiterführenden Gassen.

Den kriege ich.“

Ihre Worte waren eine leise Drohung, ein stilles Versprechen. Niemand ging an ihr Hab und Gut und kam ungeschoren davon. Sie setzte sich also wieder in Bewegung, rief sich immer und immer wieder das Bild des Diebes vor Augen.

[Seitengasse | Liam, Josiah & Nathan]
Nathan Reed
Crewmitglied der Sphinx
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#84
Nathan verbeugte sich in einer formvollendeten, eleganten und höfischen Verbeugung, so wie er es tausendfach beobachtet und geübt hatte. Es war ihm sozusagen in Fleisch und Blut übergegangen. “Mein Vater beliebt oft zu sagen: Es kommt darauf an, am richtigen Ort zum richtigen Zeitpunkt auch das Richtige zu tun“, entgegnete Nathan dem blonden Mann, der aufgetaucht war und ohne zu zögern die Tasche an sich brachte. Nun kamen auch ein zweiter junger Mann und – etwas später - eine Frau dazu. Einen Moment setzte es bei Nathan sichtbar aus. Seine Augen weiteten sich, es war wie immer, wenn er eine schöne Frau erblickte.
Es war nicht so, als hätte er die rothaarige Gwen bereits vergessen. Da tat man dem Dieb durchaus Unrecht, denn diese würde er immer im Herzen behalten. Sein Herz war nur leider viel zu groß. Nathan sah sich eher wie ein Naturforscher, der Rosen entdeckte: Nur weil er eine neue schöne Blume erspähte und erforschte, hieß das ja nicht, dass er seine alten „Entdeckungen“ weniger zu schätzen wusste. Aber, und das musste er sich auch eingestehen, der jüngste Ärger hielt ihn davon ab, seinem Verlangen nach dieser weiblichen Gesellschaft in den Vordergrund zu stellen, was ein Jammer war. Aufgeschoben war nicht aufgehoben…

Es entsetzte ihn – und das war nicht im Mindesten gespielt - , dass irgendwer dieses Schmuckstück verletzt hatte, so sehr, dass die Dunkelhaarige auf Krücken wandern musste. Außerdem schien die Gute zu fiebern. “Bei allen Welten…, Ihr seid verwundet!“ Er wollte einen Schritt auf die Schönheit zu machen, fing aber einen warnenden Blick ihres bis dahin schweighaften Begleiters auf, und unterließ es. “Haltet Ihr das für eine gute Idee, Euch in Eurer Verfassung auf die Suche nach einem armen Teufel zu machen?“, fragte der Dieb, ohne den sorgenvollen Blick von der Dunkelhaarigen zu lassen. Diese hinkte zur Verfolgung weiter und an ihm vorbei, leider schien sie sich nicht im Klaren über ihren Gesundheitszustand zu sein. Die Rachsucht in ihren Augen hielt Nathan davon ab, sein Herz allzu sehr zu verlieren. Rachsüchtige Frauen bargen immer ein Risiko, gerade wenn sie Piraten waren.
Piraten. Keine Frage. Die wettergegerbten Gesichter, die von Salzwasser ausgeblichenen Kleidungsstücke, Schwielen an den Händen von der harten Arbeit an Bord… Für Marinesoldaten, Händler oder dergleichen fehlte die Offenheit in den Gesichtern. Stattdessen stand die für Freibeuter typische Wildheit in den Augen, das Funkeln der Schatzsucher, das in ihm selbst brannte. Vielleicht sogar ein bisschen zu sehr. Seine Gier verdrängte oft genug den klaren Gedanken, die Vernunft, die ihn normalerweise vor Schwierigkeiten bewahrte. 

“Wir sollten das nicht zulassen“, murmelte Nathan dem schweigenden Kerl neben ihm zu. Vielleicht hatte der große Kerl ja seine Zunge eingebüßt? Oder er war ohnehin eher ein leiser Vertreter seiner Art.
Piraten waren eine sehr gute Gelegenheit für Nathan von dieser Insel herunterzukommen. Flint war sicherlich bekannt, er hatte seine Kontakte und er würde nicht Ruhe geben, bis er Nathan habhaft wurde. Genug Geld hatte er dafür. Die Frage war jetzt nur, warum sollten ihn diese Menschen, sofern sie bei ihrem Captain überhaupt den leisesten Einfluss haben, mitnehmen? Wegen einer Tasche? Unwahrscheinlich.
Nathan hatte die Dame mit zwei schnellen Schritten eingeholt und vertrat Ihr den Weg. “Na, na… Erholt Euch doch erstmal. Ihr könnt Euch ja kaum auf den Beinen halten!“, spottete er, vielleicht etwas leichtsinnig angesichts des fiebernden Feuers seines Gegenübers. 

Gestattet mir, dass ich mich vorstelle: Ich heiße Matthew Flint.“ Dieses Mal deutete er die Verbeugung nur an. “Ich bin froh, dass ich Euch zu Diensten sein konnte! Mein Vater ist der Tuchhändler Travis Flint. Ihr kennt möglicherweise sein Monogramm, das man auf dieser Insel oft erblickt, wenn man nur auf den Tüchern danach sucht. Ich werde den Dieb für Euch finden lassen, solltet Ihr das wünschen.“ Was eine glatte Lüge war, wie das zuvor Gesagte natürlich auch.
“Ihr solltet Euch aber lieber ein warmes Bett und Schlaf gönnen. So wie Ihr ausseht, tut Euch das besser als das Jagen eines Tagediebes, der vermutlich am richtigen Zeitpunkt zum falschen Ort war.“

Er trat einen Schritt zur Seite, um ihr den Weg freizumachen, warf aber gleichzeitig einen hilfesuchenden Blick zu dem blond gelockten, der am ehesten so etwas wie Sprachtalent zu haben schien.
 
[Seitengasse | Liam, Josiah & Nathan]
Crewmitglied der Sphinx
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#85
Ein Hauch von Unschuld ...
Sechs Augen beobachteten das Treiben aus sicherer Höhe. Bisher war alles gut gegangen, aber jetzt... sie hatten ihn erwischt. Eigentlich hatte der vierte Junge im Bunde sich nur umsehen wollen, neugierig darauf, was in der Werft vorging. Jetzt stand er bei der Traube von Menschen, vielleicht würden sie ihn verdächtigen, ihn hängen, weil er einen Menschen getötet hatte. Jetzt lagen die übrigen drei auf dem Boden, blickten nervös zu der Gruppe hinab, in deren Mitte sich ihr Freund befand. Der Älteste konnte seine Angst nicht unterdrücken. Sein kleiner Bruder wurde irgendwie in diesen Mord hinein gezogen.

Er hat nichts getan!“

Er versuchte so viel Sicherheit in seine Stimme zu legen, wie es ihm nur möglich war. Sie würden von da unten kaum erkennen, wie viele von ihnen auf diesem Schiff waren, aber seine Stimme hatten sie gehört. Er spürte Blicke auf sich, die ihn nicht wirklich sehen konnten. Trotzdem drückte er sich noch mehr auf die Planken, die ihnen bis eben Sicherheit versprochen hatten.
Talins Blick ruhte einen Moment auf der Reling ihres Schiffes, ehe sie sich herum wandte, Enrique einen vielsagenden Blick zu warf. Der Schwarzhaarige nickte nur, folgte der jungen Frau, als diese sich in Bewegung setzte, um nachzusehen, was auf der Sphinx vor sich ging. Auch Greo schloss sich den Beiden an, immerhin wussten sie nicht, wie viele der Kinder, sollten es wirklich nur Kinder sein, sich auf dem Schiff versteckten. Er würde aufpassen, dass keiner von ihnen das Schiff verließ.

Das Kind, das von Skadi zu der kleinen Gruppe geführt worden war, wirkte nun noch viel mehr verschreckt als zuvor. Sie hatten seinen Bruder und ihre Freunde gefunden. Und das war alles seine Schuld. Seine ganz allein. Dabei hatte er doch wirklich nichts getan. Er hatte nicht einmal wirklich etwas gesehen.

Ich habe nur... gesehen... … der Hammer... geflogen...“

Die Stimme des Jungen zitterte, genau wie sein ganzer Körper. Er hatte niemanden gesehen, der weg gelaufen war. Dazu hatte er im falschen Winkel gesessen. Und das hatte er nun davon. Er war verzweifelt, Tränen standen ihm in den Augen, als er in die Runde blickte.

Tötet mich nicht... … Bitte...“



Spielleitung für die Werftgruppe

Auf der Sphinx
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#86
Die Schritte hinter ihm, die zuerst schnell auf sie zuhielten und schließlich ebenso langsamer wurden, sagten ihm, dass auch Josiah die Verfolgung aufgenommen hatte und letztlich bei ihnen zum Stehen kam. Er schwieg – nichts, was Liam überraschte – und deshalb warf der Lockenkopf doch einen flüchtigen Blick über die Schulter, um sich des finster dreinblickenden Gesichtes zu vergewissern, welches sich hinter ihm positioniert hatte. Vor ein paar Wochen noch hätte er sich wohl einfach blind darauf verlassen, dass er mit seiner Vermutung schon richtig liegen würde. Im Augenblick aber ging er lieber ungern größeres Risiko ein. Zu seiner eigenen Überraschung trieb die Anwesenheit des ehemaligen Attentäters sogar eine Welle der Erleichterung durch seinen Körper. Nicht, dass man es ihm ansah, aber es zeigte dem Lockenkopf nur allzu deutlich, dass seine Unbekümmertheit stark unter dem zurückliegenden Zwischenfall gelitten hatte. Dem Fremden galt ein dankbares Lächeln bei seiner Antwort, in der so viel Wahres lag. Trotzdem wusste er, wie wenig die Gesellschaft, in der ihr Gegenüber vermutlich aufgewachsen war, auf ihre eigenen Worte gab. Bevor er jedenfalls selbst zum Antworten kam, kündigte ein beständiges Klopfen auf dem Kopfsteinpflaster die letzte ihrer Runde an. Liam hob die Hand, in der er mittlerweile Shanayas Tasche hielt, doch jegliche Erklärung ging in der Düsternis ihres Blickes unter. Der arme Tropf. Diese Runde ‚Räuber und Gendarm‘ würde er wohl bis zum Ende des Tages durchhalten müssen. Kaum, dass die Dunkelhaarige an ihnen vorbeigehinkt war, zeichnete sich auf Liams Lippen wieder ein Schmunzeln ab. Ihre Entschlossenheit war wirklich bemerkenswert. Doch Liam hatte nicht vor, seine Meinung zu ändern – er würde sich nicht die Mühe machen, Shanaya von ihrem Plan abhalten zu wollen. Josiah vermutlich auch nicht, wobei dieser sich vermutlich auch nicht dazu verpflichtet sah, zumindest in ihrer Nähe zu bleiben, um sie irgendwie nach Hause zu bekommen, wenn ihr Körper unter dem Willen ihres Geistes doch zusammenklappte. Wie es schien, war Shanayas Verfassung allerdings abermals nicht nur ihr Problem. Gerade, als sich Liam wieder dem Blondschopf zuwenden wollte, um sich zu verabschieden, fiel ihm auf, wie entsetzt er der Jüngeren nachstarrte. Shanaya hatte keinerlei Anstalten gemacht, auf seine Sorge zu reagieren, war unbekümmert weitergehumpelt und behandelte den Blonden wie Luft. Er konnte ja nicht ahnen, dass ihr derartige Floskeln bereits aus den Ohren heraushingen. Aber auch Josiahs und seine Untätigkeit schien den Fremden nicht davon zu überzeugen, dass er im Begriff war, einen Fehler zu machen. Liam blinzelte ihn abwartend an, wurde aber gleich darauf darin bestätigt, dass er richtig vermutet hatte. Der Fremde wollte es auf Elians Art und Weise versuchen. Und Liam ließ ihn gewähren.

„Hätten wir ihn davon abhalten sollen?“, fragte er leise an Josiah gewandt, während er mit locker verschränkten Armen beobachtete, wie er sich lebensmüde in Shanayas Weg schob.

Die Belustigung in seiner Stimme zeugte ziemlich eindeutig davon, dass er die Frage rein rhetorisch gemeint hatte. Er konnte sich seine Abfuhr auch ganz alleine abholen. Das wirkte vermutlich nachhaltiger als eine nett gemeinte Warnung, sich der Dunkelhaarigen nicht in den Weg zu stellen. Liam beobachtete die Szenerie einen Moment und wog den Kopf leicht von einer zur anderen Seite. Dann aber setzte er sich doch in Bewegung, um Shanaya im Zweifel davon abzuhalten, dem gutgläubigen Jüngling auf offener Straße den Garaus zu machen. Fast, wie Josiah eben hinter ihm, positionierte sich Liam hinter Shanaya. Seine Arme waren noch immer verschränkt, seine Züge aber wohl die ihm Wohlgesonnensten in dieser kleinen Runde, während er seiner Vorstellung lauschte. Trotzdem verschwieg er ihm die Skepsis nicht, die sich angesichts seines Angebotes auf seinem Gesicht abzeichnete. Einen Dieb suchen lassen für einen Fremden? Einen Dieb, der nicht einmal mehr das Diebesgut bei sich hatte, um ihn wirklich identifizieren zu können? Entweder er hatte wirklich viel, viel Geld, um eine derartige Suche in Gang zu setzen oder er war naiv genug, zu glauben, damit bleibenden Eindruck bei Shanaya hinterlassen zu können. Schade, dass sie ihre Angelegenheiten lieber selbst regelte.

„Statt uns mit einer Finte ins Korn führen zu wollen*, solltest du lieber deinem Freund Taschendieb Bescheid sagen, dass er Gefahr läuft, heute noch mächtig eins über die Rübe gezogen zu bekommen.“

Er war der erste, der seine Vermutung laut aussprach, kaum dass Flint geendet hatte. Es war bloß ein Gefühl, welches Liam heimsuchte. Ein ausgeklügeltes Spiel, um den eigentlichen Dieb aus ihrem Visier zu holen, indem man ihnen versicherte, dass ‚sich darum gekümmert wurde‘. Und wären Josiah und er nicht so schnell vor Ort gewesen, um die Übergabe zu beobachten, hätte sich Flint vermutlich ungesehen mit der Tasche aus dem Staub gemacht, während sie sich dem Falschen an die Fersen geheftet hätten. Clever, das war er auch bereit, anzuerkennen. Allerdings lag es ihm fern, irgendetwas zu beweisen. Er war nicht hier, um für Recht und Ordnung zu sorgen – ihre Angelegenheit war eher die Selbstgerechtigkeit. Und Flint hatte das Glück, sich nichts zu Schulden kommen gelassen zu haben. Außer, dass er sich Shanaya in den Weg gestellt hatte, verstand sich.

{ In den Straßen in der Nähe des Bordells | Nathan & Shanaya & Josiah }
*ooc. ... Versteht ihr? Finte ins Korn führen, Flint, Flinte ins Korn werfen...? -hört Hände gegen Stirne klatschen- v.v Ich find's gut.
Crewmitglied der Sphinx
für 40.000 Gold gesucht
dabei seit Dec 2014
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#87
Ein Hauch von Flucht ...
Calwah musste hier irgendwo sein. Die Echse konnte sich nicht einfach in Luft auflösen. Isala und Tarón ließen die Blicke also suchend schweifen, sprachen währenddessen zögerlich über das, was ihnen passiert war. Der Flur führte sie zielstrebig in die Richtung der Bar, als plötzlich ein markerschütternder Schrei aus einem der Zimmer drang. Tarón schob seine Begleitung beinahe automatisch einen Schritt zurück, gerade noch im richtigen Moment. Mit dem nächsten Herzschlag schwang die Tür auf, eine braunhaarige Frau stürmte aus dem Raum, das Gesicht kreidebleich. Ihr entblößter Körper wurde nur spärlich von einem Tuch bedeckt. Eine feine Blutspur zeichnete sich an einem ihrer Beine ab.

Der Scheißkerl hat mich gebissen! Dafür hat er nicht bezahlt!“

Die dunklen Augen der jungen Frau erblickten Isala und Tarón, als auch schon der besagte Mann hinter ihr aus dem Zimmer geschossen kam. Auf seinem Gesicht lag endlose Verwirrung, nur sein Arm steckte in einer Öffnung seines Hemdes, mit dem er erfolglos rang. Auch er trug sonst keine weitere Kleidung.

Wo willst du hin?! Du gehörst mir, ich habe für dich bezahlt, also bleib gefälligst hier!“

Der Blonde schien vollkommen verwirrt zu sein. Er sollte sie gebissen haben?! Er wollte doch einfach nur...!

EIN MONSTER!!!!!

Die Frau gab erneut einen spitzen Schrei von sich, jetzt sprang auch der blonde Mann mit einem Aufschrei zur Seite, wobei sein Hemd zu Boden fiel. Auch die Gäste in der Bar bekamen den Trubel mit, wurden langsam unruhig. Calwah kam in aller Seelenruhe aus dem Zimmer, warf der kleinen Gruppe einen Blick zu, schien sich einen Moment anzuspannen, als er Tarón erblickte. Einen Moment zögerte sie Echse, ehe sie direkt auf die Bar zu lief, direkt auf Rúnar und Gregory zu.



Spielleitung für die Isala, Rúnar, Táron (& Gregory)

Im Bordell, in der Nähe der Bar
Crewmitglied der Sphinx
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#88
Sie kannte sich in dem Gebäude aus, was die dunkelhaarige Frau niemals gewollt hatte… der Plan war anders gewesen. Nur kurz hier verweilen und dann die Welt sehen. Aber vielleicht würde es nun ganz anders werden… wenn Tarón dies wollte. An ihr lag es auf jeden fall nicht… doch Isa hatte Angst zu fragen… Angst vor Abweisung. Doch nun galt es erst einmal die Echse zu finden und eventuell konnten sie ja danach immer noch darüber reden. Vielleicht würde sich ihr Leben dann ja endlich zum Guten wenden. 

Auf das Folgende war die Frau jedoch nicht vorbereitet ....bei Isala stellten sich jegliche Nackenhaare auf, als der Schrei ihr durch Mark und Bein ging. Als Tarón ihr beschützend zur Seite stand, fühlte sie sich wie damals und ein Gefühl von Nostalgie und Heimat breitete sich nur einen Augenblick in ihr aus, ehe es wieder alarmierender Vorsicht wich. Entsetzt starrte sie die Frau an, die aus dem Zimmer sprang und als sie das Blut sah, zogen sich ihre Brauen verärgert zusammen. Man sollte meinen, dass das hier eine ungewöhnliche Situation war, doch es kam jede Woche vor, dass ein Freier etwas von einem Mädchen wollte, was nicht vereinbart war. Isa ärgerte das jedes mal... Sie hasste Männer, die ihre Macht missbrauchten, nur weil sie 'bezahlt' hatten. Natürlich hatten sie bezahlt, dennoch konnten sie nicht alles mit den Frauen machen. Isala hatte sich schon öfter Ärger eingefangen, weil sie die Männer zur Räson zog und das nicht auf die nette Art und Weise. wahrscheinlich war ihr Job hier so oder so in Gefahr...

Nun trat sie hinter Tarón hervor und ging beschützend zu der Frau, scannte die Wunde kurz ab und entschied, dass sie ihr Bein wohl nicht verlor. 

"Hör mal zu, nur weil du bezahlt hast, heißt dass nicht dass du und dein dreckiger..." Sie kam gerade in Fahrt, da kam die Echse auch schon aus dem Zimmer getrottet… so ein Tier hatte sie noch nie gesehen.

Wie angewurzelt stand Isala da und glotzte der Echse hinter her.

„Ist DAS deine Echse?!“, fragte sie an Tarón gewannt und legte ihren Kopf leicht schräg. „Dann habe ich sie wohl schon gefunden. Ich bin einfach exzellent in solchen Sachen!“ witzelte sie und deutete mit dem Finger auf die zwei Männer an der Bar, auf die sie nun auch zu lief.


[ Im Bordell | An der Bar mit Tarón, Rúnar und Gregory ]
Jonah Blythe
Crewmitglied der Sphinx
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#89
Sollten nun all' die Wochen in denen er sich so bedeckt wie irgend Möglich gehalten hatte vergebens gewesen sein? Jonah hatte gewusst das dieses Treffen mit Nhoj von Anfang an riskant werden würde - aber wie sich die ganze Sache entwickelte war völlig abstrus und so langsam viel es dem jungen Deserteur schwierig den Geschehnissen folge zu leisten.
Ein toter Kamerad - eine schreiende Frau - eine neuartige Bekanntschaft - Beschuldigungen - viel zu viele Augen die viel zu viel gesehen hatten und jetzt - ein zitterndes Kind. Was zur Hölle war hier los?! Man konnte die Situation durchaus als chaotisch beschreiben und das war etwas, das Jonah ganz und gar nicht lag. Er mochte es geradlinig.. Aber wie geradlinig konnte das Leben eines desertierenden Jüngling schon sein? Sein ganzes Leben war in den letzten Wochen aus den Fugen geraten und mit jedem Moment der verstrich hatte er das Gefühl das es bald das Fass zum überlaufen brachte.
Und trotz dem Chaos in seinem Inneren rotierten seine Gedanken auf die selbe kalte und logische Art wie eh und je. 


Nicht einmal jetzt, als der Werftinhaber kundtat das man weder der Marine noch den Tarlenns bescheid geben wolle regte sich etwas in den Gesichtszügen des jungen Mannes. Erleichterung? Ja - er war erleichtert, auch wenn man es ihm nicht ansah. Schlussendlich stand er immer noch regungslos im Kreis des kleinen Grüppchens, wenngleich er nichts zu sagen hatte. Natürlich könnte er erwähnen das er vielleicht seit einer Viertel Stunde in der Werft war.. Er hatte Nhoj am Boden entdeckt, sich über ihn gebeugt in der abgwegigen Hoffnung noch etwas Leben in ihm festzustellen nur um dann von den Schreien der Frau aufgeschreckt zu werden. Und das... War es dann auch schon gewesen. Was die Meisten versammelten wohl nicht über den guten Mann wussten, war das der Kerl ebenfalls für die Marine arbeitete. Oder gearbeitet hatte. Und auch wenn es gegen alles ging was Jonah verkörperte, so wollte er sich darauf einlassen den Kerl dafür zu bezahlen um ein gutes Wort für ihn einzulegen. Das Wort eines Marinespions bei ihrem nächst höheren Offiziers. Die letzte Hoffnung dafür zurück zu können und die Suche nach seinem Captain fortzusetzen.
Eine Hoffnung die nun Tot am Boden lag.

Doch so abstrus wie die ganze Situation auch war, das die dunkelhaarige Frau nun ein Kind in ihre Mitte schob, macht es nur noch bizarrer.

"Ein Kind würde wohl kaum einen erwachsenen Mann mit einem Hammer niederstrecken können. Ich dachte wirklich euch wäre mittlerweile klar, wie viel Kraft man dafür hätte aufbringen müssen." ,kommentierte der junge Mann einmal wieder völlig nüchtern. "Seidern.. Es war ein versehen."

Wieso er sich plötzlich wieder einmischte? Keine Ahnung. Es war eigentlich ganz und gar nicht seine Art... Andererseits... Außergewöhnliche Situationen erfordern bekanntlich außergewöhnliche Maßnahmen. Und wenn diese ganze Situation nicht außergewöhnlich war, dann war er der Weltenwind höchstpersönlich.

Das sich dann die junge, blonde Frau mit zwei ihrer Crewmitglieder wieder aus dem Staub mache und niemand etwas dagegen zu haben schien, empfand Jonah zwar ebenfalls als seltsam, doch waren sie es ja nicht die verdächtigt wurden. Dann allerdings fragte sich der Lockenkopf was genau das alles bringen sollte? Was wollten sie tun, wenn sie einen Sündenbock für den toten Nhoj gefunden hatten? Ihn in reiner Selbstjustiz niederstrecken?

Da erweckte etwas anderes seine Aufmerksamkeit - diese gänzlich unscheinbare, leise Handbewegung von Alex - der kurze Blickwechseln zwischen ihm und der jungen Frau welche die Bewegung genauso bemerkt hatte wie Jonah, mit dem unterschied dass er nicht gesehen hatte was genau Alex vom Boden klaubte. Sollte er etwas sagen? Irgendwas in ihm sträubte sich jedoch dagegen, ein Gefühl dass er nicht in Worte zu fassen vermochte. War es.. Sympathie? Bevor die Dunkelhaarige etwas sagen konnte, ergriff der junge Mann also erneut das Wort.

"Was genau macht Nhoj's Frau eigentlich hier? Nhoj erzählte mir das seine Frau Bäckerin ist. Müssten Sie nicht...Nunja.. Arbeiten um diese Uhrzeit?" Eigentlich diente diese Aussage nur dazu, von Alex abzulenken. Aber wenn er nun so darüber nachdachte kam ihm etwas in den Sinn:

Hatten Bäckerinnen nicht ordentlich Kraft in den Armen vom ganzen Teig verarbeiten? Außerdem schob sie Jonah ohne Grund die Schuld in die Schuhe. Vielleicht dachte sie ja, Nhoj treffe sich hier mit einer Affäre und sie handelte vor lauter Eifersucht? Doch Mutmaßungen würde Jonah keinesfalls einfach so in den Raum werfen. 

- Alex & Skadi | Werft -  
Crewmitglied der Sphinx
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#90
Farley ließ es sich äußerlich nicht anmerken, doch er war durchaus erleichtert, dass Elian sich dagegen entschied, der Schwarzhaarigen und ihren Kumpanen zu folgen. Ein bisschen Weisheit schien doch in dem jungen Burschen zu stecken, na immerhin. Das ersparte ihm einen miesepetrigen Tag – jedenfalls von dieser Seite aus. Der junge Dieb hob die Hand und klopfte dem anderen zufrieden auf die Schulter, bevor er mit einigem Abstand zu den anderen den Weg aus dem Bordell hinaus antrat, Elian im Schlepptau. Der Braunhaarige war sich zwar nicht ganz sicher, ob der junge Montrose verstanden hatte, dass er das mit dem Stehlen in diesem Fall ausnahmsweise nicht ernst gemeint hatte. Doch darüber musste er in diesem Moment nicht nachdenken. Wenn sie erst einmal aus dieser Hütte heraus waren und irgendetwas taten – irgendetwas – konnte er seinen jungen Freund noch immer darüber aufklären, dass er keineswegs vor hatte ihn zu einem unehrlichen Halunken zu machen, wie er selbst einer war.

Ohne ein Wort des weiteren Abschieds bogen die beiden Braunschopfe draußen in eine andere Richtung ab und überließen die anderen ihren kaputten Beinen und ihren Launen. Nur kurz nachdem das Bordell und die anderen außer Sicht waren, kam Farley die Luft sehr viel frischer vor. Er hatte kaum gemerkt, wie stickig ihm das Innere des Etablissements vorgekommen war. Befreit sog er hörbar die Luft durch die Nase ein und atmete genüsslich und lautstark durch den Mund wieder aus, bevor er einen zufriedenen Seufzer hinterherschickte.

„Ah, schon viel besser, nicht wahr?“

Nicht, dass er eine Antwort von Elian erwartete. Farley schob erneut die Hände in die Taschen seiner Leinenhose, bevor er sich umsah – nicht, ohne den jungen Mann neben sich hin und wieder verstohlen zu mustern. Der Montrose ließ sich kaum anmerken, wie es in seinem Inneren aussah. Vielleicht fiel es ihm sogar schwer das selbst zu sagen. Immerhin was das Erstere anging war er seinem Bruder nicht unähnlich. In jedem Fall aber ließ sich sagen, dass er grübelte – worüber konnte Farley sich durchaus denken. Allerdings würde er einen Teufel tun und Elian darauf ansprechen. Er durfte von selbst reden, wenn er das Bedürfnis verspürte. Wenn nicht – nun, der junge Dieb war wohl der Letzte, der sich über mangelndes Vertrauen ihm gegenüber beschweren würde oder könnte. Er war ein Dieb, ein Halunke und seit ihrer Kindheit waren viele Jahre vergangen. Wie viele wurde klar, als sein Gegenüber plötzlich aufblickte und ihn nach seinen Fingerfertigkeiten fragte. Farley blickte sich kurz um, bevor er antwortete und versicherte sich, dass die Menschen, die an ihnen vorbeigingen, auch ja mit anderen Sachen beschäftigt waren. Lauschende Ohren würden sie nur in Schwierigkeiten bringen.

„Irgendwie muss ein Mann seinen Unterhalt ja zusammen bekommen. Holz und ich, das war ja nie die große Liebe, wie du vielleicht weißt. Und wer auf sein Geld nicht aufpasst, hat es meist auch nicht anders verdient.“

Der junge Kleinkriminelle zuckte mit den Schultern. Wahrscheinlich kam das dem jungen Burschen falsch und unaufrichtig vor. War es wahrscheinlich auch. Aber natürlich war das nicht Farleys einzige... nun, Einkommensquelle. Leider waren seine etwas ehrenhafteren Handelsgeschäfte seit seiner Verhaftung zum Erliegen gekommen. Aber davon würde er Elian beizeiten noch erzählen – wenn sich der ganze Trubel ein wenig gelegt hatte.

"Abgesehen von deinen medizinischen Kenntnissen, die ja nun mehr oder weniger gewürdigt werden... wie hast du vor, deinen auf dem Schiff zu leisten?“

Der Braunhaarige hatte zumindest von den beiden Kapitänen nicht das Gefühl vermittelt bekommen, dass man unbedingt etwas von ihm erwartete. Dass er die Schulden für seine Rettung mit Geld beglichen hatte, war eher seinem eigenen Empfinden zu verdanken. Er stand nicht gern bei anderen in der Kreide. Bei anderen jedoch hatte er durchaus den Eindruck, dass sie es nicht duldeten, wenn man seinen Teil schuldig blieb. Die Schwarzhaarige war nur eine davon.

[In den Straßen - bei Elian]


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