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Kapitel 4 - Außer Sicht
Crewmitglied der Sphinx
für 250 Gold gesucht
dabei seit Apr 2016
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#41
Stoßweise presste Skadi heißen Atem zwischen ihren Zähnen hindurch, während sie den Körper des hoch gewachsenen Trevors wanken sah. Getroffen von der ungebremsten Wucht des Holzstücks, das mit einem Klonk gegen seinen Hinterkopf prallte und kurz darauf inmitten grüner Sträucher verschwand. Im letzten Moment rette sich der Kerl zurück auf seine Füße - die Arme ausgestreckt und mit verblüfftem Ausdruck auf den dunklen Augen. Sein fröhliche, unbeschwertes Gemüt war gewichen. Was vielleicht besser war, wie Skadi mutmaßte. Irgendwann würde ihm das sicherlich noch sein Leben kosten. Gregory hatte gut daran getan, sie darum zu bitten, ein wachsames Auge auf ihn zu haben. Vielleicht mochte der jüngere Bruder nicht dumm sein - ganz und gar nicht, wie ihr beim Sammeln der Kräuter aufgefallen war. Nur leider hatte er zuweilen die Aufmerksamkeitsspanne eines Schmetterlings. Da wäre es durchaus von Vorteil wenn sein Quadratschädel die geschmeidigen und leichten Strukturen von Holzscheiten besäße, auch wenn er diesen Umstand  lauthals bestritt und sich mit einer Hand an seinem Hinterkopf zu ihr herum wandte.
Fast wäre ein süffisantes Grinsen auf ihre Mundwinkel gehuscht,  wenn da nicht der zitternde Strick in ihrem Augenwinkel gewesen wäre. Der Kerl konnte von Glück  reden, dass er sich nicht darin verfangen hatte. Der Ruck, der sämtliche Blätter und umstehendes Gestrüpp im Umkreis in die Luft gezogen hatte, wäre sicherlich nicht liebevoll mit seinem Fußgelenk umgegangen. Im schlimmsten Fall hätte die Falle sie ihm vollständig aus den Fugen gezerrt. Eine schmerzhafte Angelegenheit, wie Skadi aus eigener Erfahrung wusste. Nur gut, dass der Dunkelblonde es selbst bemerkte, bevor er sich in seinem Monolog verlor. Es blieb also noch reichlich Hoffnung, dass ihr Ohr nachwachsen würde. Was ein Glück.

"Oh wow... eine Silbermünze für den Gewinner.", murmelte sie seufzend, beobachtete Trevor bei seiner schieren Euphorie und staunte innerlich binnen wie vieler Herzschläge er sich von wütend, fröhlich und aufgeregt wandelte. Wenn sie es recht bedachte, hatte der hochgewachsene Pirat bedeutende Ähnlichkeiten mit einem Kind, das ein neues Weltreich entdeckte.

"Beinahe wärst du drin gewesen...", erwiderte die Jägerin daher mit erhobener Stimme und setzte ihren Weg in Trevors Richtung fort. Schenkte Rayon einen kurzen Seitenblick, dessen Lächeln kaum zu übersehen war. Schön wenn ihn all das so sehr amüsierte.
"... und ich möchte hinzufügen, dass an dir zu wenig dran wäre, um dich überm Feuer zu rösten." Nicht, dass es einen Kannibalen sonderlich störte, vergnügte man sich doch in der Not mit ALLEM was man zwischen die Zähne bekam. Und Rayon tat gut daran diese Situation als kritisch einzuschätzen. Sie wussten schließlich nicht wo sie waren und wer diese Insel als sein Territorium beanspruchte. Dementsprechend deutlich nickte sie auf seine Worte hin und ließ einen prüfenden Blick über das Dickicht schweifen - den Bogen fest zwischen den Fingern ihrer Linken haltend.
Auch ihr war der seltsame Geruch aufgefallen, der sich über das Blattwerk hinweg in ihre Richtung begab. Doch Trevor war wie so üblich schneller beim Wort gewesen, als sie. Drehte sich schon wieder in jene Richtung, in die er zuvor davon hechten wollte und zwang seinen Kameraden regelrecht ihn zurück zu pfeifen. Wie gut, dass diese Aufgabe nicht ihr zuteil geworden war. War sie unter ihren Geschwistern gern als Drillsergeant verschrien gewesen, musste sie diesen Posten wohl kaum auf einem fremden Schiff übernehmen, dessen Besatzung ohnehin keine Rosen der Dankbarkeit nach ihr warfen. Somit beschränkte sie sich darauf dem Dunkelhäutigen ein bestätigendes Nicken zu schenken und einen ihrer Pfeile aus dem Köcher zu ziehen. Sicherlich würde sie keinen davon verschwenden, doch wenn es um Leben oder Tod ging, musste der erste Schuss sitzen. Je länger sie also in dem halb leeren Behälter herum fischte, desto weniger Zeit würde ihr zum Zielen bleiben.

Mit bedächtigen Schritten folgte Skadi dem Gespann. Blieb bewusst das Schlusslicht der kleinen Truppe, um Trevor im schlimmsten Fall vor einem erneuten Alleingang zurück zu halten. Sicherlich gefiel ihm das ganz und gar nicht, doch interessierte es sie ohnehin nur geringfügig.
"Musik?"
Skeptisch verzogen sich die dunklen Augenbrauen, schoben sich tief zum schwarzen Augenpaar hinab und hinterließen dunkle Schatten in dem kantigen Gesicht der Nordskov. Ihr war bis zu jenem Tag kein Unterweltler untergekommen, dessen Lippen jemals eine Flöte berührt hätten. Entweder lebten auf diesem Eiland okkulte Kreise oder friedliebende Menschen. Zu hoffen war letzteres.
Der weiche Erdboden unter ihren Füßen ließ sie kurz hinab blicken und mit einem schweren Atemzug den hellen Sandstrand zwischen dem satten Braun erkennen. Die Wahrscheinlichkeit weiterer Schiffsbrüchiger war gestiegen und damit die Gefahr ungehaltener Gestalten, die sich just darauf verstanden, ihre Köpfe an hohe Galgen zu knüpfen.
"Zeichnet sich bereits etwas ab?", flüsterte Skadi über Trevors Rücken in Richtung Rayon, hob den dunklen, kurz geschnittenen Haarschopf und versuchte etwas im Lichtschein zu erkennen, der zwischen einzelnen Farnbüscheln und Baumstämmen aufblitzte.

[Waldstück an der Westseite der Insel, in der Nähe des Strandes | direkt hinter Trevor und Rayon | in Hörweite zu Scortias ohne ihn durch das Blattwerk sehen zu können]
Crewmitglied der Sphinx
für 186 Gold gesucht
dabei seit Jan 2016
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#42
Nun, nach Aspens kurzer Berechnung der Materialien würden sie die Sphinx wahrscheinlich wieder seetauglich reparieren können, doch das Ziel, sie zu verbessern wäre damit nicht erreicht. Zumindest schien Enrique, dem er während seiner Überlegungen zugenickt hatte, weiterhin nicht der Verlockung zu folgen, Ryan hinterher zu hechten, sondern besann sich eines Besseren und folgte des Montrose Spuren. Das Schmunzeln des dunklen Mannes konnte er zwar nicht einordnen, doch in Anbetracht ihrer gescheiterten Mission war ein wenig Humor wohl die bessere der zwei Lösungen.
Abermals strich sich Aspen über den Bart, langsam den Entschluss fassend tatsächlich umzukehren und lieber die Reparatur zu beginnen, als er zusammenzuckte bei Enriques Flüchen, die er – dem Himmel sei Dank – nicht verstand. Den ersten Satzteil konnte er ja noch einordnen, aber die restlichen Wortfetzen... Doch noch bevor sich der Blondschopf weiter in der Sprache vertiefte konnte, besann er sich auf das Wichtige: Warum?! Skeptisch und mit erhobenen Brauen verfolgte er das Ex-Marinetier mit den Augen, wie dieser erst mit dem Fuß über das Grün strich und sich anschließend senkte. Steine...? Warum wollte er unbedingt Steine sammeln...? Doch noch bevor Aspen seine wenig gutheißenden Fragen stellen konnte, ließ Enrique die Sicht auf seine – oder des Diebes – Entdeckung zu. Das war... Menschenwerk. Reflexartig wurde sein Griff um die Machete fester, als würde er sich vor der Bedeutung ihres Fundes wappnen.
Natürlich traute er Shanaya zu sie zu koordinieren und nicht auflaufen zu lassen, doch die bisherige Annahme war gewesen, dass sie auf einer unbewohnten Insel gelandet waren.

„Wir sollten zurück.“, gab er nur kund und keine Faser seines Körpers verriet, dass er lieber noch weitere Hinweise gesucht hätte. Waren dies Spuren von Zivilisation, oder nur die Anfänge der Menschlichkeit? Je nach Witterung konnten die Steine kaum vom Alter bestimmt werden, das feuchte Klima tat schließlich sein übriges.

Zur Absicherung ließ Aspen ebenfalls den Blick über Boden und Stämme schweifen, suchte jedoch eher nach verräterischen Fallen – auch wenn es schwierig werden würde diese im Dickicht zu erkennen. War es bisher nur reines Glück gewesen, dass sie noch in keine getappt waren, oder sollten die hiesigen Anwohner bereits ebenso verwelkt sein wie ihre Hinterlassenschaften?
So oder so, er hatte kein Interesse daran einem Wilden – oder noch schlimmer: einem Feind- zu begegnen.

„Wir sollten versuchen genau den selben Weg zurückzufinden, bevor wir noch weitere nicht ganz so nette Begrüßungsgeschenke finden.“, brummelte er, mehr um Enrique auf mögliche Fallen hinzuweisen, als dass er unbedingt Worte finden musste.

Er zweifelte nicht die Kampfkunst des Mannes an, jedoch stand es außer Frage, dass nicht viele Menschen je mitten in der Wildnis „überleben“ mussten. Vorallem nicht wenn sie tatsächlich durch die Elster angekündigt wurden. Wobei Aspen sich selbst eingestehen musste, dass ihnen wahrscheinlich noch ein wenig Zeit bleiben würde, bis Ryan auf Menschen traf und sich - dann auch noch - mit ihnen in Verbindung setzen würde.

(Enrique)
Crewmitglied der Sphinx
für 250 Gold gesucht
dabei seit Nov 2016
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#43
In Enriques Kopf jagte ein Plan den anderen, eine Idee löste die andere ab, ergänzte oder veränderte sie, seine Überlegungen beinhalteten durchaus die Frage, wie das Schiff am besten zu verständigen sei und striffen auch die Möglichkeit des Abbruches der Mission, kamen aber zu einem gänzlich anderen Ergebnis als Aspen.
Jetzt gehen?
Überrascht sah er hoch. Denn er hatte absolut nicht damit gerechnet diesen Vorschlag vom Blondschopf zu hören.
Gut, es war eine schlüssige Logik dahinter, das ließ sich nicht bestreiten. Andererseits waren in den Augen des Offiziers die Gründe mehr als schwach.
Schweigend erhob er sich und fügte diese Variablen mit in seine Berechnungen ein. Dann drehte er sich Montrose zu, der noch eine Anmerkung seinem Satz hinzugefügte.

"Zurück?", fragte er dann ungläubig. "Und was willst du den Geschwistern sagen? Wir sind zurück, ohne das nötige Material, dafür haben wir einen Mann an Ruinen verloren? Glaubst du nicht die jagen uns aufgebracht wieder zurück oder lachen uns aus?"

Der Dunkelhäutige schüttelte den Kopf und unterstrich das Ganze noch mit einer verneinenden Handbewegung.
Dann hielt er dem Zimmerer entschlossen vor:

"Bis jetzt sieht das Ganze hier ziemlich tot aus. Ein paar kaum erkennbare Wildwechsel, dicker Bewuchs, kein Licht, kein Feuer, keine Anzeichen von aktiver Besiedelung.
"Jemandem, der den Dschungel kennt, haben die Tiere längst verraten, dass sich hier etwas Beunruhigendes durch das Dickicht schlägt. Wenn solche Bewohner hier sind, haben sie uns bis jetzt weder angegriffen noch angerufen. Wir waren bis jetzt nun wirklich nicht leise."


Ganz im Gegensatz zu Ryan, fügte er, sich rügend, in Gedanken an. Wieso hatte er nicht früher an die Sachen, die er bei seiner Großmutter gelernt hatte, gedacht? Er war zwar eingeroste und es waren nur die Grundlagen gewesen aber das Alles würde ihnen jetzt helfen.

"Und 'weitere nicht ganz so nette Begrüßungsgeschenke'? Wenn du damit auf Fallen anspielst, das ganze hier ist alt genug, dass Pflanzenfasern und Tierhaare soweit verrottet sein dürften, dass sie bei Belastung brechen werden, wenn sie das nicht schon längst sind oder sie wieder erwarten gepflegt werden. Lederschlingen und ähnliches, was vielleicht etwas länger hält, dürften längst ausgelöst und geplündert oder so zugewuchert sein, dass sie unbrauchbar sind, falls überhaupt noch vorhanden. Lediglich mit Brettern abgedeckte Lagerräume oder überwucherte Fallgruben könnte es noch geben, die eine gewisse Gefahr darstellen. Letztere bringt man normalerweise auf den offensichtlich Laufwegen an, erstere in den Umfriedungen.
"Wenn wir ab jetzt vorsichtig sind und nicht wie bisher, wie wütende Keiler, durch den Wald brechen, dann sollten wir sie bemerken, bevor sie uns mitbekommen oder wir in Fallen hineinlaufen.
"Ich gehe zusätzlich davon aus, dass, so el señor Black etwas findet, er uns warnen wird. Und sollte ihn etwas finden können wir ihm vom Schiff aus definitiv nicht helfen."


So Gut wie Kaladar oder Ryan war er zwar nicht, aber er hielt sich für gut genug. Der Blonde würde da eher auffallen, außer er zeigte dabei ein paar überraschende, neue Qualitäten. Aber selbst dann sollte es ihnen möglich sein, sich unbemerkt näher an Leute aus den Herzogtümern heranzuschleichen, so der Mann vor ihm in dieser Hinsicht nicht gänzlich unfähig war und überhaupt welche hier wären. Und Eingeborene? Tja, da hinge es davon ab, welche sie hier denn fänden...

"Außerdem haben wir hier, je nachdem, wie lange es her ist, dass hier Menschen waren, gute Chancen ein paar geeignete junge Bäume zu finden, die wir mit unserer Ausrüstung fällen können."

Einen Moment hielt er inne, so als wäre ihm gerade erst noch ein anderer Gedanke gekommen, sah dann seinen Begleiter spöttisch an und fragte:

"Oder willst du damit andeuten, dass du Angst vor ein paar alten, bewachsenen Steinen hast..?"


{ Bei den Ruinen im Dschungel | bei Aspen }
Crewmitglied der Sphinx
für 186 Gold gesucht
dabei seit Jan 2016
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#44
Bei Enriques Einspruch hob er ungläubig die Brauen. Für Aspen blieb ihnen gar keine andere Wahl, als die restliche Crew über Ryans Untreue aufzuklären und die Sphinx lieber jetzt zu reparieren, als wenn sie dazu überhaupt nicht mehr kommen sollten. Daran änderte auch des Überläufers anfänglicher Sarkasmus nichts, der keinerlei Hinweise auf ein „warum“ enthielt. Dieses folgte – unerwarteter Weise – als Aspen sich das Material wieder laufbereit auf dem Rücken zusammenordnete und an der Brust festschnürte. Nein, sie hatten definitiv nicht genug gefunden, um die Sphinx besser als zuvor herzurichten, da musste er dem Dunkelhaarigen Recht geben. Sie hatten jedoch genug gefunden, um zumindest die Schäden zu reparieren und sich an die Ausbesserung zu setzen – das sollte vorerst ihr Hauptziel bleiben.

Als Enrique seinen Monolog und Appell beendete, seufzte der Blondschopf schwer. Natürlich standen sie im Zwiespalt: Entweder sie nahmen die mögliche Gefahr wahr und zogen sich lieber zurück, um ihre größte Stärke – die Sphinx – wieder fahrtüchtig zu bekommen, oder sie verließen sich auf ihr Glück, forschten den Wald weiter ab um mehr Material zu finden, nur um wahrscheinlich der Gefahr in die Arme zu rennen. Er wog tatsächlich die Einwände des beinahe unbekannten Mannes ab, auch wenn sein Entschluss feststand. Auf die gewagte Provokation ging er nicht ein.

„Zuallererst müssen wir unser Schiff wieder herrichten. Dazu reicht das Material“, mit einem Kopfnicken deutete er sowohl auf seine Last und dann auf Enriques, „und das, das wir auf dem Rückweg finden werden. Falls es hier wirklich noch Menschen gibt, werden sie nicht erfreut sein, dass wir ihr Reich betreten. Darauf müssen wir vorbereitet sein, die Sphinx seetauglich herrichten und abfahrbereit sein. Die Crew wäre zu schwach für einen Angriff.“, setzte er mit geduldiger Stimme nach.

Auch unter dem Deckmantel eines Piraten mussten sie rational handeln. Sie waren eben kein Marineschiff, vollbesetzt mit mehr als 50 Mann, das gegen fast jeden ankam. Vielleicht rührte das gefährlich große Selbstbewusstsein des ehemaligen Leutnants noch auf seinem vorherigen Leben.
Ein weiteres Mal ließ Aspen den Blick von den Steinresten über das nahe Grün schweifen. Es war leichter zu sprechen, als seinem eigenen Rat zu folgen. Lieber würde er seiner Neugierde folgen und herausfinden, ob die Ruinen mehr als nur alte Hinterlassenschaften waren. Und noch viel lieber würde er weiteres Material zusammenbekommen. Abermals verließ ihn ein tiefer Atemzug.

„Wenn's dir entgegenkommt, können wir einen Umweg zum Schiff nehmen, auf dem Weg mehr Holz sammeln und nach weiteren Hinweisen wie diesen“ - ein weiteres Kopfnicken zu den Steinen - „Ausschau halten.“

Damit wäre zwar der große Sicherheitsaspekt verloren, doch zumindest hätten sie ihre ursprüngliche Aufgabe weder vernachlässigt, noch würden sie Zeit verlieren. Leider musste Aspen sich selbst eingestehen, dass sein vorheriger Plan um einiges logischer und sicherer war – doch vielleicht fanden sie ja ein paar Hinweise, ob es hier noch Menschen gab.
Ohne auf Enriques weiteren Einspruch zu warten, nahm er die Machete wieder an sich, den Vorsatz des Dunklen im Kopf, tatsächlich leiser vorzugehen, bevor er den Schritt wieder aufnahm. Zurück in Richtung Meer.

(Enrique)
Scortias Bartholomew
Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Keine Angabe
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#45
Das Meer rauschte angenehm in Scortias Ohren. Es war in den letzten Tagen eher selten, dass sich Wellen angenehm angehört hatte, waren es doch Sinnbildlich die Gitterstäbe des kleinen Gefängnisses, auf dem er und Kapitän Feuerbart ausgesetzt worden waren. Aber irgendetwas schien hier vor sich zu gehen. Diese Krähe, sie gehörte nicht auf diese Insel und dass sie sich verflogen hatte, davon war wohl nicht auszugehen. Während Scortias auf der Flöte ein recht bekanntes Kinderlied spielte, da er somit den Fremden zu verstehen geben wollte, dass es sich um eine zivilisierte Person handelte, die das Instrument blies, blickten seine Augen auf den schwarze Vogel, welcher sich an den Eingeweiden des Hirsches beköstigte. Dem Jungen war das nur recht, denn umso weniger würde er später beiseiteschaffen müssen, auch wenn die 50 Gramm, die der Vogel wohl fressen würde, kaum einen Unterschied machten. Der Zwölfjährige hatte so einen verdammten Hunger und er konnte nichts Essen, da er die Flöte spielen musste. Der Geruch des gebratenen Fleisches war so köstlich und dennoch musste er weiter die Aufmerksamkeit auf sich ziehen, wenn sie es von dieser Gottverlassenen Insel runter schaffen wollten. Es war nur zu hoffen, dass es keine Marinesoldaten waren die sich hierher verlaufen hatten, denn das wäre für den Captain unvorteilhaft.

Scortias sah zu den Dünen, zu denen sich Cornelis aufgemacht hatte und dort hinter dem hohen Gras lauerte. Zu sehen war der Rotbart nicht, aber der Schiffsjunge wusste, dass Van der Meer ihn nicht aus den Augen lassen würde. Schließlich wussten sie nicht, wer da in der Nähe im Wald umher wanderte. Es könnte doch auch gut sein, dass es keine freundlich gesinnten Menschen waren. Und somit war Feuerbart sein Schutz. Scortias drehte seinen Kopf zum Waldrand, während er weiter die Flöte spielte. Irgendwann müsste doch jemand auftauchen. Der Junge hatte sich so gesetzt, dass ihn kein Pfeil in den Rücken treffen könnte, nur für den Fall, dass jemand mit einem Pfeil auf ihn schießen würde, denn der Stamm der Palme verdeckte ihn dort. Die Gefahr war trotzdem noch hoch und es spielte auch etwas Angst mit, dass ein Surren die Luft zerschnitt und ein stechender Schmerz seinen Körper überflutete, aber es war ein Opfer, das gebracht werden musste, um die Chance zu erhalten von hier zu verschwinden. Einen kurzen Augenblick dachte der Schiffsjunge darüber nach, sich zum Waldrand zu begeben und selber nach Menschen Ausschau zu halten, allerdings könnte Cornelis ihn dann nicht mehr beschützen. Also hielt er sich an den Plan und blieb einfach da hocken.

Nachdem Scortias dieses Lied beendet hatte, spielte er ein weiteres, welches oft in Tavernen gespielt wird. Sollten sich die Besucher der Insel also ab und an in solchen Gaststätten aufhalten, müssten sie es eigentlich wiedererkennen. Wieder ein Zeichen dafür, dass es sich hier, bei seiner Person, nicht um einen Wilden handelte. Zwischen den Flötentönen sang der Junge schließlich den Refrain. Auch seine Stimme war etwas lauter als sie normalerweise war wenn er sang. Wieder ein Zeichen an die Gruppe, die sich irgendwo im Dickicht aufhielt, dass keine Gefahr von ihm ausging, da es ja nun mal eine Kinderstimme war, die da musizierte. Am liebsten würde er noch tanzend um das Feuer rennen, damit man ihn besser sah, aber das würde dann wieder eine freie Schussbahn auf ihn geben.

“15 Mann auf des toten Manns Kiste, Yohoho und ne Buddel voll Rum.
Schnaps stand stets auf der Höllenfahrtsliste, Yohoho und ne Buddel voll Rum.
Der Maat war senkrecht aufgespießt,
mit Smutjes Spieß, den der steckenließ,
der Anblick Smutjes war ähnlich fies.
Das Blut ihm aus den Ohren rann,
und da lagen sie tot, 15 Mann,
ein Szenario was der Teufel ersann.
Yohoho und ne buddel voll Rum.“

[Am westlichen Strand | Cornelis außer Sichtweite /
Cesarea beobachtend / Laut auf der Flöte spielend und singend, so dass Trevor, Skadi und Rayon es hören können]
Crewmitglied der Sphinx
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dabei seit Apr 2016
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#46
Und wieder wunderte sie sich, wie ein kleines Persönchen, wie sie selbst eines war, einen ausgewachsenen Mann so Kleinlaut werden lassen konnte. Es passte nicht so ganz in ihr Weltbild, dass jemand so reagierte, wenn sie noch überhaupt nichts getan hatte. Außer dieser Jemand verbarg vielleicht etwas...aber sie unterstellte Gregory bestimmt etwas. Vielleicht...vermutlich...mit ziemlicher Sicherheit, auch wenn sie es ihm schlecht beweisen konnte. Außerdem musste es erst einmal hintenan gestellt werden, denn interessanter fand Talin an dieser Stelle, was er über die neuen zu sagen hatte. Als Arzt oder zumindest als derjenige, der die meisten medizinischen Kenntnisse hatte, konnte er mehr über die Leute in Erfahrung bringen, als sie selbst in jedem Gespräch. Die Leute redeten gerne, wenn jemand an ihren klaffenden Wunden rumstocherte, damit sie nicht darüber nachdenken mussten, wie scheiße weh das eigentlich tat.
Als sie ihrem Gegenüber ins Gesicht blickte, stellte sie verwundert fest, dass sein Ausdruck sich verfinstert hatte. Gerade eben noch sprach er über Yaris Wunden und nun schaute er so drein? War mit diesem schweigsamen Kerl doch nicht alles in Ordnung, wie Gregory gerade verkündet hatte? Oder war es vielleicht dieses andere Geheimnis, dem sie hoffte, auf die Spur zu kommen...
Die Blonde richtete sie ein wenig höher auf, weil sie mit dem interessantesten rechnete. Die Glöckchen in ihrem Haar klingelten leise, als sie sich leicht vorbeugte, um ja nichts zu verpassen, was der Arzt sagte. Doch statt interessanten und faszinierenden Geheimnissen, bekam sie nur wieder Beschwerden.
Mit einem genervten Stöhnen, richtete sie sich wieder richtig auf und strich sich ein paar blonde Strähnen hinters Ohr. Wieso nur dachte sie nie daran, er könne seine jetzige Position in der Mannschaft nicht mögen? Sie selbst fand seine Funktion als Arzt sehr gut und dachte auch gar nicht daran, ihn demnächst durch jemand anderen zu ersetzen. Schon gar nicht auf einer Insel, die nicht bewohnt war. Aber sie hütete sich davor es ihm zu sagen. Vermutlich schaute er sie dann nur noch griesgrämiger an. Auch wenn er seine eigenen Worte gleich wieder abschwächte. Dieser Mann mochte es wirklich nicht, jemanden zu verärgern. Also lächelte sie nur teils beschwichtigend, teils nichtssagend.

„Wir werden sehen, was passiert, wenn wir wieder eine größere Insel ansteuern. Hier werden wir so schnell niemanden finden, der deine Rolle übernehmen könnte und ob jemand sich uns anschließen will, dass ist jetzt noch eine andere Sache. Ich weiß nicht, wie gut es andere Menschen finden einer Mannschaft beizutreten, die ein Marineschiff in die Luft gejagt hat. Ich habe das Gefühl alle halbwegs tüchtigen Männer sind der Inbegriff von Ehre, Mitgefühl und Emotionalität, bei denen der gesunde Menschenverstand völlig abhanden kommt.“

Ihr Gesicht verfinsterte sich bei dem Gedanken an die ewig langen Gespräche mit...naja, eigentlich fast allen aus der Mannschaft. Vorwürfe über die Grausamkeit und Nutzlosigkeit ihrer Aktion konnte sie inzwischen gar nicht mehr hören, ohne das Bedürfnis zu verspüren über Bord zu springen. Sie verstand die Zweifel der Männer, sie verstand ihre Trauer um die Leben, die beendet wurden und die noch nicht hätten zu ende gehen müssen. Auch ihr taten diese armen Seelen leid, aber in der Lage, in der sie sich befunden hatten, wäre ein Sicheres davon kommen oder überhaupt ein Überleben ungewiss bis überhaupt nicht vorhanden gewesen. Es erschien ihr die einzige Option gewesen zu sein und dann immer Vorhalte zu hören bekommen, wie unnötig das alles gewesen war von Leuten, die entweder nicht dabei gewesen waren oder nicht klar und keine anderen Vorschläge gemacht hatten, war nicht gerade hilfreich.
Mit einem leichten kneten ihrer Nasenwurzel verscheuchte sie die Gedanken aus ihrem Kopf und sie konzentrierte sich auf Gregorys Worte, die die Blonde allerdings mit einem sarkastischen Auflachen kommentierte.

„Ich würde ihn nicht als umgänglich bezeichnen. Der böse Teil in mir behauptet, er plant meinen Tod, aber ich denke eher, er trauert. Ob um die Leute an Bord, seinen verlorenen Posten oder etwas anderes, ich weiß es nicht.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Es geht mich auch nichts an. Es ist seine Sache und solange er sich irgendwann in den Griff kriegt oder mit mir reden will, soll es mir recht sein.“

Noch einmal seufzte sie und setzte sich dann auf den Stuhl, auf dem meistens die Patienten platz nahmen, wenn sie noch sitzen konnten.

„Was auf der Morgenwind passiert ist? Kurz: Alles ist schief gelaufen. Wir wurden recht schnell entdeckt und aus mir unbekannten Gründen haben unsere beiden Marinesoldaten uns geholfen. Sie hätten nicht da bleiben können und Lucien meinte, er will den Leutnant mitnehmen, also hab ich nichts gegen ihn gesagt.“ Wieder zuckte sie die Schultern. „Und auch jetzt sag ich nichts dagegen, dass sollen die Männer unter sich klären. Ich werde einfach nur auf meinen Rücken aufpassen.“ Sie grinste den braunhaarigen schelmisch an. „Was ist mit dem anderen? Kaladar? Über ihn hast du noch gar nichts gesagt?“
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#47
Na, machte ihn doch ganz sympathisch, dass er sich nicht gleich wieder in die 'Arbeit' stürzen wollte, sondern kurzerhand in Liams Finte mit einstieg und sich so ein bisschen Freizeit ergaunerte. Liam hatte nicht geplant, diese nun mit gezwungenem Smalltalk zu füllen, aber wenn es sich ergab, war er wohl der Letzte, der ein Gespräch verneinte. Auch, wenn er eher den gesprächigen Anschein machte – immerhin war es der Lockenkopf, der direkt drauf los plapperte und Lucien über den eigentlichen Hintergrund in Kenntnis setzte. Daraufhin bestätigte der Captain sogar tatsächlich den ursprünglichen Eindruck, den Liam erhaschen konnte, als Mr Manierlos auf sie zu marschiert war. Er nickte den Dank annehmend, schluckte sein siegesstolzes Grinsen allerdings kurzerhand hinunter, als sein Blick zurück zu Yaris fiel, der ein bisschen verloren bei Shanaya stehen geblieben war. Ein bisschen wie bestellt und nicht abgeholt, wobei er sich – wenn – wohl selbst bestellt hatte. War das, wie wenn man sich als Frau selbst Blumen kaufte? Darüber würde er wohl später nachdenken.

„Shanaya hatte offenbar weniger Glück.“, stellte er gedämpft fest.

Doch da hatte sich auch die Schwarzhaarige befreit und gesellte sich zu ihnen, was Liams Eindruck von Yaris unterbewusst festigte. Ihrem Kommentar galt ein amüsiertes Schmunzeln, während er schuldbewusst mit den Schultern zuckte.

„Hier ist doch genug Möglichkeit, ihn wieder etwas abzukühlen.“, verteidigte er sich und machte eine ausladende Geste gen Meer. „Dann hätten wir sogar alle ein bisschen Spaß dran, oder nicht?“

Allen voran ganz sicher die Dunkelhaarige, so wie er sie kannte. Einen kurzen Augenblick sah er sie wissend an, ehe Lucien weitersprach und Liam überlegend den Kopf von einer Seite zur anderen wog.

„Naja, wir haben die Marine ja auch nicht allzu lange belogen, wir seien welche von ihnen.“, rief er in Erinnerung und rückte ihren schlecht ausgeführten Plan ein wenig in besseres Licht. „Also würde ich schon sagen, dass wir recht ehrlich sind.“ ...Oder?, blickte er in die Runde und Bestätigung suchend zu Shanaya. Der Witz in seiner Stimme war deutlich zu hören. Als Lucien fortfuhr, überließ er Shanaya das Wort, ehe er selbst ansetzte. „Und ich... Öhm. Mädchen für alles?“

Abermals zuckte er mit den Schultern. Grinsend. Zufrieden damit.


{ Lucien, Shanaya | bisschen plauschen | Sineca bei Yaris }
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#48
Beide Hände an der Reling blickte Shanaya am Rumpf der Sphinx hinab, verengte kurz die Augen. Einen Moment lang überlegte sie, ob sie einen Grund finden konnte, um sich mit einem Sprung vom Schiff zu begeben. Sie hätte Nichts gegen eine Runde schwimmen, zögerte aber doch. Vielleicht später. Trotzdem beobachteten die blauen Augen noch einige Momente das Wasser unter ihnen, scheinbar vollkommen abgelenkt und fasziniert. Den Blick des quasi Fremden hatte sie wohl wahr genommen, ihn mit festem Blick erwidert und sich nur ihren Teil dazu gedacht. Natürlich. Ganz klar. Sie hätte sich auf einem Silberteller servieren sollen, dann hätte er aus jedem Blickwinkel etwas von ihr gehabt. Dieser Gedanke ließ sie nur wissend lächeln, bis Liams Antwort ihr ein leises Schnauben entlockten. Die Schwarzhaarige lehnte sich noch ein wenig weiter über die Reling, glaubte ein paar Fische in der Nähe des Holzes schwimmen zu sehen.

Ich wette auf 300 Achter, dass kein Hai ihn anrühren würde. Und seine Frisur wäre zerstört. Willst du dir das Gejammer wirklich antun? Nachher bricht er sich noch einen Fingernagel ab.“

Mit einem gut gelaunten Lächeln richtete die junge Frau die blauen Augen zu Liam herum.

Anderseits wäre es mir das allemal wert zu sehen, ob ein Hai ihn anknabbern würde...“ Nachdenklich wog sie den Kopf zur Seite. „Das sollten wir uns für die nächste Flaute merken.“

Und im Eiltempo ging sie den Rest der Crew durch – und wer wohl von einem Hai gefressen werden würde. Ob Haie auf menschliche Reize reagierten? Den Blick von Liam abwendend, richtete sich ihre Aufmerksamkeit noch einmal auf das Wasser. Ob ein Hai Sie Aspen vorziehen würde? Ein banaler Gedanke, der vermutlich hinfällig war. Und sowieso zu Ende gedacht, als der dritte in dieser kleinen Runde wieder zu sprechen begann. Ihre Augen huschten zu Lucien herum, musterten ihn mit einem munteren Lächeln auf seine Worte, dann noch einmal zu Liam. Ehrlich? Natürlich! Aber gut... Sie betrachtete Liam noch einen Moment, ehe die blauen Augen wieder auf den Neuzugang gerichtet wurden.

Aber um es genauer zu sagen; wir wollen dir ja nicht verraten, zu wem du dich gesellen darfst, wenn du dich auch als so ein Idiot heraus stellst.“

Das durfte er alles selbst heraus finden. Und während manch einem nun vielleicht die Panik in die Augen getreten wäre – wie konnte sie nur SO mit ihrem Captain sprechen, also wirklich! - musterte die Dunkelhaarige den Mann nur mit einem herausfordernden Grinsen. Seine Reaktion auf ihre Worte würde ihr einiges verraten, was manch anderer vielleicht nie heraus gefunden hätte. Bei seiner nächsten Frage ließ die junge Frau Liam zuerst antworten, richtete den Blick dann wieder auf das Wasser unter ihnen. Hatten sie irgendwo eine Angel? Wobei... sie konnte die Fische schlecht lebendig auf dem Schiff halten... und essen... Nein. Vielleicht doch eine Runde schwimmen, um zu sehen, was sich da alles unter ihnen tummelte? Oder sie schubste einen der beiden Männer. Hmm...

Ich bin die mit den Karten und dem Kompass. Du darfst also jederzeit mit mir darüber verhandeln, wohin wir segeln sollen.“

Ein kurzer Seitenblick, noch immer ein Grinsen auf den Lippen.

[Liam & Lucien | An der Reling | Nähe Yaris]
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#49
Vorsichtig, unbemerkt und ruhig. Nur für den Fall. Trevor rümpfte die Nase, verschränkte die Arme, entschränkte sie wieder, wippte auf den Füßen vor und zurück und beäugte Rayon mit dem kritischsten Blick, den er in seinem Grimassen-Repertoire hatte. Er war noch nie ein Fan von „Nur für den Fall“-Handlungen gewesen. Schon gar nicht, wenn sie vorsahen, dass er vorsichtig oder unbemerkt oder ruhig oder – Himmel! – alles gleichzeitig sein musste. Damit kamen sie der der Auflösung, ob der Fall denn nun wirklich eintrat oder nicht, doch nur noch langsamer auf die Spur! Was hieß, dass die „Nur für den Fall“-Handlung entweder unnötig durchgeführt oder unnötig in die Länge gezogen wurde. Allein dass er jetzt gerade hier mitten im Urwald stand und sich – mit inzwischen sehr konzentriertem Gesichtsausdruck – all diese komplizierten Verkettungen ausdachte! Anstatt sich einfach das zu holen, was da so verflucht lecker roch. Apropos: In diesem Moment knurrte sein Magen und erinnerte Trevor prompt daran, warum er sich grundsätzlich eher auf ihn als auf seinen Kopf verließ.

„Okay, okay!“

Er zuckte mit den Schultern und strahlte Rayon unschuldig an. Im Endeffekt war es doch nur wichtig, dass er zum Essen kam. Er machte sich nicht im Mindesten Sorgen, wer sie dort empfangen mochte – wenn sie ihnen freundlich gesinnt waren, bekam er Essen und neue Freunde und wenn sie ihnen feindlich gesinnt waren, bekam er Essen und Action. Am besten wäre eine Kombination, überlegte er, freundlich gesinnte Menschen, die das Essen aber nicht freiwillig hergeben wollten, weil warum auch immer. Dann hätte er Essen, Freunde und Action. Bei dem Gedanken hellte sich sein Gesicht noch weiter auf.
Da er ihren kleinen Trupp ja schon so beeindruckend zielsicher bis hier her gebracht hatte, war es nur fair, dass Rayon aussuchen durfte, wie es weitergehen sollte. Zumindest so die nächsten vier, fünf Meter.

Ebenso abrupt wie seine Gesichtsausdrücke sich von einen Herzschlag auf den anderen ändern konnten, fiel Trevor also in seinen Meisterspion-Modus – den echten, nicht den spielerischen, wie er ihn Shanny in Linara demonstriert hatte. Nicht, dass es da einen großen Unterschied gegeben hätte. Im Wesentlichen hielt er sich bewusst hinter Rayon, als es endlich weiterging, und spielte „Auf wie viele Dinge kannst du dich gleichzeitig konzentrieren?“
Da wären zum Beispiel diese ganzen kleinen Stöckchen, die er vorher absichtlich zum Spaß zertreten hatte und denen er jetzt auswich, dann die Suche nach weiteren Fallen, die er leider nicht auslösen, aber immerhin noch als Erster entdecken durfte, der Geruch des gebratenen Fleisches, dem sie nach Nordwesten folgten, die Sonne über ihm und das Wellenrauschen vor ihm, an dem er diese Himmelsrichtung ausmachte, Kaladars leise Schritte hinter ihm, das Summen eines Käfers, der zwar ziemlich dick war, aber nicht dick genug, um einen Zeh verschluckt zu haben, mehr verschiedene Vogelstimmen, als Trevor zählen konnte und dazwischen diese eine Flötenmelodie – unglaublich, aber wahr, Trevors Bewegung wurden koordiniert genug, dass er sogar noch rechtzeitig innehalten konnte, als Rayon vor ihm stoppte.

„Hey, das Lied kenn ich!“

Trevor legte den Kopf schief und lauschte schon fast andächtig. Es war ein Kinderlied, eins von denen, die sich über fast alle Inseln verbreitet hatten, weil selbst der erwachsenste Seemann den Ohrwurm nicht mehr aus dem Kopf bekam. Trevor war sich gerade nicht mehr sicher, ob er noch weiter zuhören konnte, ohne laut mitzusummen, da verstummte die Melodie. Wenig später setzte eine Kinderstimme zu einem weiteren Lied an und zauberte Trevor damit ein Leuchten auf das Gesicht.

„Nach deinem ‚Fall, dass es sich anders verhält‘ klingt das aber nicht, Rayon.“

Wenn da ein Vorwurf in seiner Stimme stecken sollte, wurde sie von seiner Begeisterung überdeckt. Wer auch immer da am Strand war, Trevor wollte ihn kennenlernen! Kurzentschlossen nutze er den Moment, in dem die anderen lauschten, und schlüpfte an Rayon vorbei. Ohne den Blick vom Waldrand abzuwenden, hob er abwehrend eine Hand in Richtung seiner Freunde – eine Geste, die man als „Macht euch keine Sorgen, noch weiter gehe ich ohne eure Zustimmung nicht!“ interpretieren könnte. Oder aber als „Pech gehabt, wenn ihr mich jetzt zurückzerrt, macht ihr nur noch mehr Krach!“
Für seine Verhältnisse fast lautlos ging er hinter einem der letzten Bäume in Deckung und spähte durch die Farne auf den Strand.

„Das ist nur ein Kind“, flüsterte er über die Schulter und war sich offensichtlich nicht sicher, ob er „ein“ oder „Kind“ betonen sollte.

Aber es war ja auch egal, Trevor hatte ja nicht vor, das Kind zu essen. Viel mehr interessierte ihn das Lagerfeuer und das auf Stöcken aufgespießte Fleisch, dass darüber briet. Sogar Cesarea war schon da! Sie krächzte, wie sie es aus unerfindlichen Gründen immer tat, wenn sie gerade fraß und Trevor sich ihr näherte. Dann hüpfte sie auf die andere Seite ihrer Beute, sodass sie zwischen ihr und dem Wald saß, und funkelte misstrauisch ins Unterholz. Trevors Augen wurden groß und er warf Rayon einen Blick zu, der sich diesmal eindeutig interpretieren lies: „Bitte bitte, darf ich hin, darf ich, ja, ja?!


[am Waldrand zum westlichen Strand, immer noch etwas südlich von Scortias | bei Rayon und Skadi, versteckt, aber vielleicht sichtbar für Scortias, wenn er genau hinschaut | Cesarea hat ihn entdeckt]
Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Jul 2017
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#50
Es war schon eine seltsame Laune des Schicksals: Obwohl der junge Kleinkriminelle sonst so geschickt mit den Händen war - immerhin wurde er (normalerweise) nie erwischt, wenn er lange Finger machte -, stellte es sich wieder und wieder heraus, dass er für gewisse handwerkliche Arbeiten einfach zu ungelenk war. Sicher, mancher hätte gesagt, dass Männerhände für Weiberkram ohnehin nicht geeignet waren. Doch Farley erachtete diese Ansicht gelinde gesagt als ziemlich dumm. Im Zweifelsfall musste ein Mann, der allein auf sich gestellt war, ebenso in der Lage sein sein Essen zuzubereiten wie eine Frau. Und wer nicht in allzu zerlumpten Hosen herumlaufen wollte und keinen dieser (Halsab-)Schneider bezahlen wollte, der musste selbst zu Nadel und Zwirn greifen. Nun, er hatte das Glück gehabt, dass ihn auch in den vergangenen Tagen niemand von Bord geworfen oder in irgendeinem Hafen der Gerichtsbarkeit übergeben hatte. Offenbar waren die Mitglieder der Crew selbst nicht sonderlich erpicht darauf, dem Gesetz zu begegnen - was kein Wunder war, wenn man bedachte, dass sie ein ganzes Schiff in die Luft gejagt hatten. Farley schmunzelte unwillkürlich. Er fand noch immer, dass diese Seeleute einen sehr amüsanten Hang zur Dramatik hatten. Und da er mit heiler Haut davongekommen war, störte ihn der Rest auch nicht weiter. Das Einzige, was dem jungen Mann gehörig gegen den Strich ging, war die Schuld. Sie hatten ihn ohne viele Fragen mitgenommen, ihn versorgt und sich um die leichten Wunden gekümmert. Er hatte neue Kleidung und einen Schlafplatz bekommen. Das war fast ein bisschen zu viel für einen Menschen, der es nicht mochte auf andere angewiesen zu sein. Farley würde diese Schuld irgendwie abarbeiten müssen, wenn seine Retter das wollten - eine Aussicht, die ihm wenig gefiel, denn er arbeitete nicht nur gerne nicht mit anderen, sondern noch viel weniger gerne für andere. Hierarchien hatten die dumme Angewohnheit, Untergebene schlecht zu behandeln. Er hatte das nur allzu oft erfahren müssen, nicht nur in seiner Jugend.

Doch die Gedanken daran, was Crew und das Kapitänsgeschwisterpaar wohl von ihm verlangen könnten, hatte der junge Mann zunächst zur Seite geschoben. Da der offenbar behelfsmäßige Schiffsarzt Gregory ihn ohnehin behandelt hatte, und der junge Dieb sowieso schon in der Schuld dieser Leute stand, hatte er sich aus dem Arztfundus Zwirn und eine Nadel geliehen. Nichts, worauf Gregory bei der Behandlung des schwer verletzten Gefangenen nicht hätte verzichten können und nichts, was unnötig Aufsehen erregte, aber für Farley waren die beiden Dinge sehr nützlich - selbst wenn er sich wie immer mehr als ungeschickt anstellte bei den Näharbeiten. Näharbeiten? Durchaus. Zwar hatte er ein frisches Hemd erhalten, waren seine alten Kleider doch etwas zerschlissen und vor allem eine ziemliche Zumutung für alle Nasen in drei Seemeilen Umgebung gewesen. Doch etwas fehlte ihm - die Innentasche, die er für alle Fälle gerne in seiner Bekleidung hatte. Es gab nichts über ein kleines Versteck für Dinge, die man eben so fand bei anderen Leuten - Kleinigkeiten meistens, ein paar Münzen hier, ein paar Schlüssel dort. Man wusste nie, was man gebrauchen konnte. Es war also ein paar zerstochene Fingerkuppen und die Mühe wert, sodass Farley überhaupt keine Probleme damit hatte, die anderen auf der ohnehin unbewohnten Insel herumstromern zu lassen, während er unter Deck ohne Hemd und mit barer Brust in seiner Koje saß und mit einem Stoffrest besagte Tasche in sein Hemd zu flicken versuchte. Die Schwierigkeit lag darin, die Naht des kleines Verstecks - meist an der Seite oder am Rücken befestigt - so sauber und kleinstichig zu setzen, dass der Faden nicht auffiel. In der wackligen Hängematte war das noch schwieriger. Im Schneidersitz und Halbdunkel des Decks musste der junge Mann sich mehr als konzentrieren. Immer wieder traf er dennoch mit der Spitze die eigenen Finger - wie gesagt, Farley war nicht der geschickteste im Umgang mit dem Zwirn. Doch nach einiger Zeit hatte er sich an seinen wackligen Sitz gewöhnt und kam einigermaßen schnell voran, bis er schließlich den Faden verknotete und ihn zwischen die Zähne nahm, um den Rest mit einem kräftigen Ziehen abzureißen. Zufrieden betrachtete er sein Werk. Dann schob er das Messer, das er zuvor gereinigt und neben sich gelegt hatte, wieder in seinen Stiefel, schob die Hose darüber und streifte sich mit einer schnellen Bewegung das Hemd über. Nur Augenblicke später hatte er sich aus der Hängematte geschwungen und sich die Nähutensilien geschnappt. Der Braunhaarige wollte keineswegs noch mehr Gründe haben in der Schuld irgendeines Crewmitglieds zu stehen, deshalb beschloss er dem Arzt die Utensilien lieber sofort zurückzugeben - und das obwohl er versucht war sie einfach zu behalten. Man konnte nie wissen, wann man einen vernünftigen Faden benötigte. Da er nach seiner Gefangennahme praktisch ohne Habe war, erschien ihm der Gedanke äußerst verlockend. Doch er verwarf ihn wieder, wollte er doch nicht, dass man auf die Idee kam den Dieb doch noch auf dieser Insel zurückzulassen. Zwar würde er hier keine Körperteile verlieren, wie es ihm als Häftling mit krimineller Vergangenheit durchaus gedroht hatte, allerdings schien ihm das Eiland dann doch etwas zu einsam.

Es war nicht sonderlich weit bis zum improvisierten Lazarett des Schiffs und die Leinen hielten nur wenig von den Stimmen zurück, die aus dem Inneren drangen. Da Farley zuvor aber mit seiner Fingerarbeit beschäftigt gewesen war und nun keineswegs die Intention hatte zu lauschen, schnappte er nur einige Wortfetzen auf. Er gab sich keine Mühe leise zu sein, als er die Stoffbahnen zur Seite schob und eintrat. Der junge Mann wollte die beiden nicht erschrecken, indem er sich so lautlos bewegte, wie er es sonst tat, wenn er seinem… nun, Lohn und Brot nachging. Seinen Mund aber konnte er nicht halten - etwas unkommentiert zu lassen, das er mitbekam, gehörte nicht unbedingt zu seinen Stärken.

“Auf seinen Rücken sollte man generell gut aufpassen - egal ob bekanntes Gesicht oder nicht.”

Farley war versucht der Blonden zuzuwinkern, erinnerte sich aber gerade noch rechtzeitig daran, dass sie als Kapitän ja in gewisser Weise über ihm stand - und das womöglich als unnötige Provokation erachten könnte. Herrje, er hoffte, dass sie bald einen Hafen anlaufen würden, an dem er sich verabschieden konnte. Dann musste er wenigstens nicht mehr aufpassen, was er tat oder sagte. Ein amüsiertes Schmunzeln, das seine Augen aber nicht erreichte, konnte er sich dennoch nicht verkneifen. Es verschwand aber jedoch nach einigen Sekunden wieder, als er sich dem “Medizinmann”, wie er ihn heimlich nannte, zuwandte und ihm den Zwirn und die Nadel entgegenhielt.

“Mit bestem Dank zurück.”


[Erst in seiner Koje, dann im provisorischen Lazarett bei Talin und Gregory]


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