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Kapitel 4 - Außer Sicht
Crewmitglied der Sphinx
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#31
Es war ja nicht so, dass er vergessen hatte, wieso er hier durch den Wald lief. Sie waren auf der Suche nach Essen gewesen und er hatte etwas potenziell Essbares gehört. Anfangs hatte er noch ein, zwei Blicke zurückgeworfen, um sicherzugehen, dass Rayon und Kaladar ihm folgten. Nicht, dass er daran gezweifelt hätte, aber er hatte Greg versprochen, sie im Augen zu behalten und Trevor hielt seine Versprechen immer. Aber die beiden waren mehr oder weniger dicht hinter ihm gewesen und das reichte. Er hatte schließlich ein potenziell essbares Etwas zu fangen und das würde sich sicher nicht die Pfoten Schrägstrich Hufe Schrägstrich Klauen Schrägstrich mysteriös-exotische Fortbewegungsplattformen am Ende der Beine schlecken und abwarten, bis Trevor bei ihm war. Oder wenn doch, dann wäre das doch verdammt lahm und er könnte es ja ein bisschen aufscheuchen. So oder so, er war jedenfalls losgelaufen, um es zu fangen – schau, er wusste es noch genau!
Es war nur irgendwie so, dass das jetzt eben nicht mehr so wichtig war.

Fester Boden an sich war langweilig – er schaukelte nicht in zwei oder drei oder vier verschiedene Richtung, nein, er bewegte sich überhaupt gar nicht vom Fleck. Aber er hatte diesen einen entscheidenden Vorteil gegenüber einem kleinen Schiff, dass man schier unendlich weit darüber hinweg rennen konnte. Und Trevor rannte! Seine Füße flogen über den weichen Untergrund, Sträucher, Farne, Blätter verwischten zu grünen Schlieren und er hätte die Arme ausgebreitet (okay, er hatte es kurz tatsächlich getan), wenn da nicht überall Bäume gewesen wären, an denen er sie sich hätte brechen können. Aber Halb-Fliegen reichte völlig aus, um sein Herz springen zu lassen wie doof und ihm ein Lachen ins Gesicht zu zaubern, das sich hervorragend als Fliegen-, ach was als Libellenfalle geeignet hätte.

Ein heftiger Schlag auf den Hinterkopf beendete seinen Höhenflug jäh.

AU!

Wie üblich blieb er so abrupt stehen, dass sein eigener Schwung ihn fast vorne über riss. Und wie üblich fing er sich mit einem geschickten Ausfallschritt und wirbelte auf dem Absatz seiner neuen, jetzt nicht ganz so schicken Stiefel herum.

„Mein Kopf ist nicht aus Holz!“, rief er beleidigt, als er Kaladar zwischen den Bäumen ausmachte, und fuhrwerkte sich mit einer Hand am Hinterkopf herum. Das tat echt weh!

„Da ist ein Schädel drunter, aus Knochen. Greg hat einen, das ist nicht meiner, aber er sieht ihm ähnlich, sagt er, also Greg, nicht der Schädel, der kann nicht mehr reden. Du darfst ihn dir bestimmt mal anschauen! Den Schädel, mein ich jetzt. Guck, dein Stock hier, der ist aus Holz!“

Er gab dem Stock, den er spontan unter den vielen auf dem Waldboden als das Wurfgeschoss auserkoren hatte, einen Tritt. Ein klitzekleines Bisschen war er schon sauer, dass er hatte stehenbleiben müssen. Er fühlte sich noch nicht im Mindesten außer Atem - aber vielleicht redete er auch bloß wieder reflexartig wie ein Wasserfall, damit seine Lungen noch ein bisschen auf Sprint-Niveau weiterarbeiten durften. Meistens funktionierte das ganz gut, nur hin und wieder verhaspelte er sich, bekam gar keine Luft mehr und lief blau an. Aber heute nicht, heute hörte er bloß auf, seine Haare noch mehr durcheinderzubringen und grinste Kaladar doch wieder freundlich an.

„Aber echt gut getroffen. Aber waru-“ Seine Augen plötzlich groß. „Hey, warte! Wo ist das potenziell essbare Etwas?! Haben wir es schon eingeholt?!“

Er drehte sich einmal um sich selbst. Dabei fiel sein Blick auf etwas, dass da nur wenige Meter hinter ihm in der Luft baumelte - eine Schlinge. Sein Herzschlag setzte einen Moment lang aus.
Die Dinge, vor denen er so etwas Ähnliches wie Angst hatte, konnte Trevor an einer Hand abzählen. Zu einem Teil lag das daran, dass er nicht viel weiter zählen konnte, als er Finger hatte, und zu einem anderen daran, dass er sich grundsätzlich für den furchtlosesten Menschen auf Erden hielt und aus Prinzip bei fünf aufgehört hätte zu zählen. Hauptsächlich aber verschwand einfach alles potenziell Angsteinflößende bis zu dem Moment aus seinem Kopf, in dem es gerade dabei war, ihm die Kehle aufzuschlitzen oder ihm das Genick zu brechen oder doch zumindest verflucht nahe dran war.

Trevor machte instinktiv einen Schritt rückwärts und klappte den Mund auf - „Ist das ...“ - dann fiel ihm auf, dass er immer noch Luft zum Reden hatte und dass die Schlinge völlig falsche geknüpft war und dass es allgemein ziemlich dämlich wäre, jemanden mitten im Urwald aufzuhängen. Was hätte das denn für einen Unterhaltungswert? Und damit verpufften jegliche Galgenszenen in seinem Kopf.

„… so ein Schlingendings zum Tiere fangen?! Hey, ich hab eine Falle gefunden! Kaladar! Rayon! Guckt mal!“

Mit wieder leuchtenden Augen sprang er zu dem Seil und zog ein paar Mal probehalber daran. Schien so eine zu sein, die urplötzlich aus dem Boden schoss und einen in die Luft riss, wenn man auf sie trat. Jetzt bedauerte er es fast, dass die Falle nicht ihn gefunden hatte – dann könnte er jetzt vielleicht wirklich fliegen!

„Ist aber nichts drin.“

Er klang nicht wirklich bedauernd. Wie langweilig wäre es denn gewesen, wenn jemand anderes sein potenziell essbares Etwas gefangen hätte?! Obwohl es okay gewesen wäre, wenn es Kaladar oder Rayon oder – ja, wer denn noch? Außer ihnen war doch niemand hier. Und die beiden hatte er die ganze Zeit, na ja, die meiste Zeit, mehr oder weniger überwiegend, im Auge behalten. Außerdem war er ja wohl als Erster hier gewesen. Er war ja fast geflogen!
Nachdenklich legte er den Kopf schief. Wie aufs Stichwort fing irgendwo ein Vogel an zu singen. Oder so ähnlich.

„Hey, riecht ihr das?“

Eigentlich hatte er „hört“ sagen wollen, aber seine Nase hatte offenbar ein Mal mehr beschlossen, dass der Umweg über das Gehirn fiel zu umständlich war, um ihm eine Informationen mitzuteilen.

„Ist das – das riecht wie Braten!“

Und wo bei anderen Menschen eine wilde Diskussion zwischen Kopf – Fremde Menschen! Fremde Menschen auf fremden Inseln sind nicht immer nett, denk an das letzte Mal! – und Bauch – Essen! – ausgebrochen wäre, stapften Trevors Füße einfach auf gut Glück los. Dafür waren sie schließlich hier!

[Waldstück an der Westseite der Insel, dicht am Strand, etwas südlich von Scortias‘ und Cornelis‘ Lagerplatz | bei Rayon und Skadi, in Rufweite von Scortias und Cornelis | auf dem Weg zu Scortias]
Crewmitglied der Sphinx
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#32
Anstelle einer ausführlichen Antwort oder eines bissigen Kommentars, wie Aspen es eher erwartet hätte, von Ryan, schlug sich Enrique weiter durch das Dickicht und verlor unterdessen scheinbar seinen müden Stolz, sich selbst einen Weg durch das Grün zu schlagen. Bei Aspen angekommen blieb der große Mann tatsächlich stehen, schien sie nicht so augenscheinlich genervt von seiner Aufgabe zu sein, wie der Montrose es erwartet hätte. Ein dezenter Blick widerfuhr dem Dunkelhaarigen, prüfend, als wäre seine Arbeitskraft und -wille noch nicht kategorisiert worden, während dieser sich nach dem Dieb umsah. Doch Schwäche zeigte das ehemalige Marinemitglied nicht.

„“El senor Black“ scheint andere Interessen zu verfolgen, als unsere Flucht weiter voranzutreiben.“, gurrte Aspen als nichtsaussagende Antwort – er wusste schließlich selbst nicht, was die Elster nun wieder beabsichtigte. Wollte er nur Zeit schinden und daraufhin endgültig flüchten? Im gewissen Sinne war der Mann in Schwarz, wie Enrique ihn betitelte, noch immer ein Gefangener.

Mit einem tiefen Einatmen – natürlich war er genervt – schulterte Aspen wieder die bisherigen Materialien und Hilfsmittel. Es war eine schöne Abwechslung wieder an Land zu sein und besonders für ihn, in dem das Grün so viel Heimat herauf beschwor, gab es keinen Bedarf nach noch mehr Entspannung, doch im Vordergrund stand nun einmal, dass sie die Sphinx wieder so hinbekamen wie vor den ganzen Angriffen – Hoffentlich noch besser.
Leider schien die Elster ganz andere Wünsche zu haben: Die dunklen Umrisse am Boden bewegten sich nämlich langsam wieder, was immer sie dort auch gefunden hatten, bevor Ryan sich erhob und in die komplett andere Richtung verschwand. Für einen Moment hielt der Montrose in seiner Bewegung inne und sah der dunklen Gestalt nach, bevor er abermals seufzte und sein Blick sich sekundenlang verfinsterte. Wirsch murmelte er etwas über „falsche Teamzusammensetzung“, „Schutz des Captaines“ und „verzögerte Abfahrt“, während er sich an Enrique vorbei durch das Gestrüpp zurückkämpfte, augenscheinlich der Elster hinterher – wenn auch viel zu langsam für eine Verfolgungsjagd. Es hätte sowieso nichts gebracht ihm hinterher zu rufen oder rennen, das hatten sie bereits damals in der Taverne mitbekommen.

Statt dem Dieb auf schnellen Fuß zu verfolgen, nahm er dessen vorherige Stelle wieder ein, um zumindest den Grund für Ryans Flucht zu finden oder sich das Messer zurückzuholen, dass der Geflüchtete an Bord erhalten hatte für ihre Aufgabe. Doch anstelle der Arbeitsmaterialien fand er nur die zuletzt gefundenen Holzreste – na, zumindest gingen diese nicht verloren – und die platt getretene Kuhle, die Ryan zurückließ.

Verstimmt über die allgemeine Situation sah er zu Enrique zurück, überlegend, ob es nicht sinnvoller wäre umzukehren, auf dem Rückweg weiter zu sammeln und Tally – pardón, und Lucien - Bescheid zu geben, dass ihre Elster verschwunden war. Mit einem Nicken zu dem ehemaligen Marinetier forderte er beinahe eine Einschätzung des Mannes, was er über Ryans Verschwinden dachte - in der Hoffnung, dass Enrique dieses zwischen dem neuen Grün zwischen ihnen beiden wahrnahm.

(Wald, Enrique)
Crewmitglied der Sphinx
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#33
Während sich Yaris den beiden Männern näherte, bekam er den Worttausch zwischen dem Captain und Shanaya durchaus mit, doch interessierte der ihn nicht wirklich. Ihm war egal, wer wem etwas schuldete und warum. Wie gewohnt registrierte er es und speicherte es ab, um es irgendwann wieder hervorkramen und für sich nutzen zu können. Auch wenn das eine wohl kaum nützliche Information war. Doch es war gut, dass manche Dinge nicht ausgetrieben werden konnten.
Sein Ziel fest vor Augen richtete der Attentäter sein Begehr auch direkt an die Person, für die es bestimmt war. Ohne sich Gedanken darüber zu machen, ob er da etwas rüde ein Gespräch unterbrach oder nicht. Denn eigentlich schüchterte sein harscher Tonfall und seine direkte Art die Leute ein. Nur hat er es diesbezüglich bisher meist mit der einfachen Bevölkerung zu tun. Piraten gehörten für gewöhnlich nicht zu seinem Umgang und wenn, dann beschränkte sich die Kommunikation auf das Schwert. Hier aber bot ihm ein junger Bursche tatsächlich unerwartet die Stirn. Wer den Attentäter meinte zu kennen, würde den Burschen als verdammt mutig oder unglaublich Lebensmüde bezeichnen. Wer ihn wirklich kannte, wusste, es würde nichts geschehen. Denn Yaris war kein Psychopath. Er nahm nicht grundlos Leben oder weil ihm etwas unlieb war. Doch diese Feinheiten verstanden die wenigsten. Selbst der Lieutenant, der ihn auf das Gefangenenschiff überstellt und mit ihnen geflohen war, hatte es nicht verstanden.
Dennoch, ein ungläubiger Blick traf den jungen Mann und folgte ihm, als der auch noch die Dreistigkeit hatte, ihn einfach vor vollende Tatsachen zu stellen und stehen zu lassen.

Belustigung blitzte in den jungen Augen auf, als sich Yaris seinem alten Zellengenossen wieder zuwandte. Belustigung und seine Worte begleitete noch etwas anderes. Was ihm schon in der Zelle aufgefallen war und ihm verriet, dass diese junge Seele schon sehr viel gesehen hatte. Der Attentäter nickte langsam. Er hatte Geduld, doch von diesem Gespräch hing ab, ob er auf diesem Schiff bleiben würde oder nicht. Er machte sich keine falschen Hoffnungen. Piraten hin oder her, selbst für sie war Plündern und Morden das eine, denn sie taten letzteres, sollte ihnen jemandem im Weg stehen. Es war etwas anderes, wenn man es so wie Yaris Scottsdale für Geld tat. Sie töteten, wenn sie es mussten. Er tötete, weil er es wollte.

Doch ein Angebot, die beiden Männer zu begleiten? Ein Schnauben erklang von seinen Lippen. “Mein Handwerk ist ein anderes …“, gab er offen zu, auch wenn sein Blick erst dem jungen Burschen folgte dann zu der Takelage und schließlich wieder zurück auf den Jungen aus Kelekuna. Mit einem kurzen Nicken gab er zu verstehen, dass Yaris warten würde, bis sich dieser die Zeit nahm. Dann wandte er sich ab und das grüne funkeln seiner Augen blieb an dem Mädchen hängen, das sich nicht einmal darum bemühte zu verschleiern, welches Interesse sie an einer heftigen Konfrontation hatte. Es tat ihm nicht leid, sie da enttäuscht zu haben.
Ohne eine Regung in seiner Mimik kam er etwas näher, blieb jedoch weit genug auf Distanz, bevor er sich bedacht in die Hocke begab und der Katze seine Hand entgegenhielt, damit diese ihn beschnuppern konnte. Das Tier hielt tatsächlich in seinem Tun inne und begutachtete ihn misstrauisch – entschied sich dann jedoch gegen die Neugier und machte einen großen Bogen um den Fremden. Yaris schmunzelte kaum merklich. Schlaues Tierchen. Zu viel Vertrauen konnte sich schnell als fatal herausstellen.
Langsam erhob sich der Mann wieder und stand einfach da, das Gesicht der Sonne zugewandt. Die salzige Meeresbrise genießend.

{Bugaufbau | erst bei Lucien und Liam | dann weiter bei Shanaya}
Crewmitglied der Sphinx
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#34
Aspens musternden Blick bekam er am Rande mit und ließ ihn gewähren. Wie er schon zum niña urraca gesagt hatte, ein Urteil bildete sich auch dieser Mann so oder so. Verstecken würde er sich, wo es inzwischen keinen Grund mehr dazu gab, bestimmt nicht mehr, weder vor ihr noch vor ihm oder sonst irgendwem. Und da sich viel erzählen ließ, die Meisten aber nur wenig hielten, würde er seine Taten sprechen lassen. Blieb abzuwarten, welches Urteil sie ihm einbringen würden.
Aufrecht, ein dickes Bündel faseriger Pflanzenstengel an einem Seil über die Schulter geworfen, den Offizierssäbel in der Hand, das nicht mehr ganz weiße Hemd über der Brust zur Kühlung geöffnet und mit leicht zerzaustem Haar, löste sich der Zopf doch, ob des hängen Bleibens an Ästen und anderem, langsam auf, stand er also da und ließ sich beurteilen. Genau wie bei dem Handwerker waren auch bei ihm die ersten Schweißperlen am Haaransatz zu erkennen.

"Hmpf", brummte Enrique als Antwort auf die Ausführung des Blonden.

Eigentlich war der Einäugige nicht so leicht ablenkbar wie dieser pelele Trevor, und intelligent genug, um zu wissen, dass diese Insel, trotz ihrer Quelle, ein denkbar schlechter Ort war um das Schiff zu verlassen, so er das denn überhaupt vorhatte.
Eine Bewegung verriet ihm schließlich Ryans Position, etwas, was nicht passiert wäre, wenn der Dieb nicht gesehen werden wollte, sodass sich die Schultern des Offiziers senkten. Eine Gefahr war es jedenfalls nicht, allerdings auch kein geeigneter Baum oder anderes Material. Aber was dann?

Beiläufig sah er zu Montrose hinüber, als der seine Last wieder aufsammelte, beobachtete dann wieder die schwarze Gestalt, bis sie sich ruckartig erhob und verschwand.
¡Típicamente!
Der Schiffszimmerer grummelte daraufhin vor sich hin und, trotz seiner schlechten Laune, ließ Enrique es zu, dass sich, ob des Inhaltes, ein zurückhaltendes Schmunzeln auf seinem Gesicht zeigte. Wie häufig hatte er unter ähnlichen Umständen doch ähnliches gedacht.
Aspen schob sich an ihm vorbei und bahnte sich seinen Weg zu der Stelle, an der sie Ryan zuletzt gesehen hatten und der Dunkelhäutige setzte sich ebenfalls langsam in Bewegung. Das Schmunzeln wurde breiter, als Enrique erkannt, dass auch seinem verbliebenen Begleiter klar war, dass es sich nicht lohnt dem anderen Mann hinterherzuhetzen.
Auf dessen fragenden Blick hob der Offizier zunächst lediglich die Schultern, dann, sich durch das Grün an Aspen vorbeistrebend, um besser in die Richtung sehen zu können, in die der Dieb verschwunden war, stieß er mit dem Fuß schmerzhaft gegen etwas Hartes.

"No, ich habe keinen Schimmer wo— ¡AGH! Con todos los diablos del mar!"

Er war versucht mit dem Säbel nach dem unbekannten Hindernis zu schlagen hielt sich aber zurück. Auch so würde es dauern die Klinge wieder so scharf wie sie sein sollte zu bekommen. Statt dessen ging er genau wie der Dieb in die Hocke und schob die Blätter bei Seite.

"¡Quiero ser maldito!“

Alle anderen Gedanken neben der Materialsuche waren mit einem Schlag wie weggeblasen. Ruhe und Konzentration erfüllten ihn.
Entschlossen drückte er das Grün noch weiter auseinander, so dass auch Aspen die Mauerreste deutlich sehen konnte, während er seinen Blick schweifen ließ.
Einmal darauf aufmerksam geworden sah er gen Herz der Insel, in der Richtung, in die auch Ryan verschwunden war, weitere deutliche Anzeichen für eine ehemalige Besiedelung: Hier ein paar Steine, die aufeinander getürmt lagen und unter dem Bewuchs hervorschauten, dort nahezu waagerechte und senkrechte unnatürlich gerade Linien im Unterholz, da eindeutig von Menschenhand erzeugte, verwitterte Aststümpfe in den Bäumen...


{ Im Dschungel | bei Aspen | hat, wie Ryan, die Mauerreste gefunden }
Crewmitglied der Sphinx
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#35
Wenn sie es nicht besser gewusst hätte, wäre ihr fast der Gedanke gekommen, sie würde Gregory mit ihrer Haltung einschüchtern. Während sie ihn beobachtete, versuchte auf Anzeichen seiner Beunruhigung zu erkennen, sah sie die Bewegung seines Adamsapfel, als er schluckte. Bei diesem verräterischen Zeichen zuckten ihre Augenbrauen in die Höhe. So wie er sie ansah, fühlte Talin sich, als wäre sie eine Mutter, die ihr Kind bei etwas Verbotenem erwischt hatte und das nun mit Schelte rechnete.
Seine etwas gestammelten Worte bestätigten ihre Vermutung nur, weshalb sie leise seufzend einen Schritt zurück trat. Sie wollte den armen Mann ja nicht so sehr bedrängen, dass er sich von ihren stattlichen 164 cm bedroht fühlte. Aber anscheinend war der Schaden schon angerichtet, sonst würde er nicht so krampfhaft versuchen das Thema zu wechseln.
Leicht verzog sie das Gesicht, rieb sich aber schnell mit der Hand darüber, um ihm nicht zu zeigen, wie sehr es sie nervte keine Antwort zu erhalten. Wenn er vorerst nicht darüber reden wollte, dann musste die Blonde das respektieren, doch fiel ihr das verdammt schwer, so neugierig war sie.
Sie ließ ihre Hand vom Gesicht zu ihrem Nacken wandern und rieb diesen kurz.

„Zu aller erst einmal solltest du dich wieder beruhigen und das Sie lassen. Ich bin 'Talin', 'Du' oder 'Captain', aber niemals 'Sie', klar? Das klingt furchtbar!“

Sie schmunzelte leicht, um ihn zu beruhigen und entgegen zu kommen. Aber das hieß noch lange nicht, dass sie ihre Frage vergessen hatte. Sie schraubte ihre Neugierde nur vorerst runter. Stattdessen dachte sie über seine Frage nach. Was hielt sie von den Neuen? Tja, darüber hatte sie schon so viel nachgedacht, dass ihr fast der Kopf platzte. Mit ihrem Bruder hatte sie auch schon darüber gesprochen, vor allem, weil über die zwei Marinesoldaten, die siemit an Bord genommen hatten. Und dann erst die anderen zwei Gefangenen...ihre Gedanken fingen an herum zu schwirren und sie musste kurz blinzeln, um sich wieder auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren.

„Das ist eine gute Frage. Ich war misstrauisch, wegen den Soldaten und den anderen Gefangenen. Aber wir haben auch den Dieb behalten, also werde ich ihnen einen Chance geben. Und bis jetzt haben sie nichts getan, was mir seltsam vorkommt.“

Sie zuckte nichtssagend mit den Schultern. Das einzige, was sie noch dazu hätte sagen können, wäre ihre persönliche Meinung über Enrique gewesen oder die Geschichten die sie von Yaris kannte. Aber darüber wollte sie noch nicht sprechen, so lange sie sich nicht selbst ein ganzes Bild von allen gemacht hatte.

„Was ist denn mit dir? Hast du ein Problem mit einem von den Neuen? Oder bereiten dir Yaris Wunden Schwierigkeiten? Brauchst du noch etwas anderes, außer neues Verbandszeug und Heilpflanzen?“

[improvisierten Lazarett auf dem Kanonendeck | bei Gregory]
Crewmitglied der Sphinx
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#36
Kaladars Methoden waren zwar etwas rabiat, aber dafür umso effektiver. Sicherlich hätte Rayon einschreiten und ihn daran hindern können, Trevors - wie Rayon schien - mittlerweile ganz und gar nicht mehr zielgerichteten Hindernislauf durch den Dschungel mit dem gezielten Wurf eines Holzstücks zu beenden, aber er wusste so gut wie kaum ein anderer auf dem Schiff, mit Ausnahme natürlich von Gregory, dass ruhig gesprochene Worte manchmal nicht ausreichten, um den Scovell zurück auf den Boden der Tatsachen zu holen. Und wer war er, den ehemaligen Marinesoldaten für den Griff zu einem solchen Mittel zu verurteilen? Schließlich hatte er Trevor eigenhändig geohrfeigt, um ihn bei dem Befreiungsversuch ihres zweiten Captains zur Ordnung zu rufen... eine Handlung, auf die er natürlich nicht stolz war und die obendrei noch überhaupt nichts gebracht hatte, weil der junge Mann viel zu betrunken gewesen war. Zumindest rief er Kaladar deshalb nicht zurück und war dennoch froh, dass, auch wenn der Wurf den Hinterkopf des Sturkopfes traf, außer den damit verbundenen Schmerzen nichts weiter geschah.

Selbstverständlich schien Trevor nicht nachtragend zu sein, als sie ihn eingeholt hatten, denn er plapperte bereits weiter und lobte Kaladar sogar für dessen Wurf. Rayon schmunzelte angesichts des so sonnigen Gemüts ihres Kameraden, blendete dessen Worte dann aber aus und wandte sich der Falle zu, der er nur um Haaresbreite entgangen war. Bisher hatten sie auf dieser Insel keine Anzeichen menschlicher Anwesenheit gefunden und waren deshalb davon ausgegangen, dass sie vollkommen unbewohnt war. Dass es sich ganz offensichtlich anders verhielt, war eine enorm interessante Entdeckung, denn das hieß, dass entweder bereits vor ihnen Menschen hier gewesen - oder es sogar jetzt noch waren. Der Dunkelhäutige trat einen Schritt an das Seil heran, das jetzt mit leerer Schlinge in der Luft baumelte und kümmerte sich nicht um Trevor, als dieser es ihm gleichtat und begeistert daran zog. Das hier war definitiv eine unkonventionelle Methode, um Tiere zu fangen - gerade größere Exemplare hätten wahrscheinlich genug Kraft, um entweder die Schlinge zu lockern oder gleich den ganzen Ast abzureißen. Sie schien ihm viel eher dafür geeignet, Menschen zu fangen, auch wenn das natürlich ein Trugschluss sein konnte. Vielleicht hatten die Erbauer ganz einfach keine anderen Mittel gehabt und sich deshalb nicht besser zu helfen gewusst. Trotzdem, auch er hatte selbstverständlich die Geschichten über Kannibalen gehört, die auf scheinbar einsamen Inseln hausten und zufällig gestrandete Seemänner als willkommenes Festmahl verspeisten. Auch wenn er den Fund nicht eindeutig einordnen konnte, bedeutete das zumindest, dass sie ab jetzt auf ihrer Suche nach Nahrung deutlich vorsichtiger sein mussten.

"Das gefällt mir ganz und gar nicht", schloss er seine Analyse halb geflüstert ab und warf seinen Begleitern einen ernsten Blick zu. "Wir sollten..."

Doch weiter kam er nicht, denn Trevor unterbrach ihn prompt, schnupperte kurz, identifizierte den Geruch, den er anscheinend soeben wahrgenommen hatte und machte sich schon wieder auf den Weg in Richtung seines neu gewählten Zieles. Diesmal jedoch ließ Rayon ihn nicht so einfach davonlaufen. Er machte einen Schritt vorwärts, packte Trevor an der Schulter und zog ihn zurück.

"Erstens...", begann er und drehte den jungen Mann zu sich um, "... könnten hier noch weitere Fallen herumliegen, also sollten wir aufpassen, wohin wir treten. Zweitens habe ich kein gutes Gefühl bei dieser Sache." Er wande den Blick zu Kaladar, dem er in dieser Situation ein besseres Urteilsvermögen zutraute als dem sorglosen Trevor. "Vielleicht sind wir nur rein zufällig auf andere Schiffsbrüchige gestoßen, aber nur für den Fall, dass es sich anders verhält, sollten wir uns die Sache erst einmal ganz vorsichtig, unbemerkt und RUHIG ansehen."

Die letzten Worte waren wieder an Trevor gerichtet gewesen, dem er mit einem eindringlichen Blick und einem Nicken zu verstehen gab, dass seine sonst so laute, spontane und unbekümmerte Art in dieser Lage nicht angebracht war. Rayon wusste, dass der Blondschopf durchaus auch anders konnte, wenn er nüchtern war und den Ernst der Lage erkannte und hoffte, dass es sich gerade jetzt auch so verhalten würde. Langsam ließ er die Schulter seines Kameraden los, bedeutete den anderen, ihm zu folgen und bewegte sich dann langsam auf die Quelle des Geruchs - denn mittlerweile hatte er auch er den Duft gebratenen Fleisches wahrgenommen - zu, den Blick dabei immer auf den Boden gerichtet, um mögliche weitere Fallen zu identifizieren. Nur wenige Meter weiter hielt er allerdings inne, denn nun gesellten sich eindeutig Flötentöne zu dem Bratenduft. Rayon wusste nicht, ob Kannibalen musikalisch begabt oder den schönen Künsten zugetan waren und ließ sich dadurch deshalb nicht zu einem unvorsichtigeren Vorgehen hinreißen, doch zumindest wussten sie jetzt ganz genau, in welche Richtung sie gehen mussten, und das Rauschen des Meeres, das sich langsam den Weg zu seinen Ohren bahnte, ließ ihn erkennen, dass sie sich in unmittelbarer Nähe zum Strand befanden.
[ Waldstück an der Westseite der Insel, in der Nähe des Strandes | Rayon und Skadi | in Hörweite zu Scortias, vorsichtig dem Duft des Fleisches und der Musik folgend ]
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#37
Zum Glück kannte Liam keine Angst. Zumindest keine Angst vor Personen, ganz gleich, welche Rolle sie spielten oder zu spielen glaubten. Er hatte nicht sonderlich viel für dieses Rollen- und Schichtsystem übrig, in dem die Gesellschaft gefangen war, denn er war stets irgendwie außen vor gewesen, während er mit seinem Vater die Welt bereist hatte. Als Händler war es unwichtig, wo man stand, denn arm und reich begehrten Waren, die man verkaufte. Man segelte sozusagen zwischen den Schichten, ohne wirklich zu einer zu gehören. In dieser Zeit hatte der damals noch junge Bursche gelernt, dass es nicht auf den Stand ankam, sondern darauf, wie man mit seinem Gegenüber umging. Respekt machte einen Charakter aus, kein Geld und auch kein scheinhaftes Auftreten, weil man sich auf irgendeinen Titel oder Rang etwas einbildete. Seither ging er stets gleich auf die Menschen zu, ungeachtet dessen, wer sie waren oder was sie taten. So hatte er keine Probleme damit, einem armen Mädchen etwas zu schenken – gleichzeitig aber auch nicht damit, einen üblen Ganoven um seine wertvolle Ware zu bringen. Sineca war der beste Beweis dafür. Deshalb auch ließ ihn Yaris' Verhalten kein bisschen zurückschrecken. Seine Stimme schüchterte ihn nicht ein – ganz im Gegenteil, denn eigentlich wäre es ein Grund gewesen, mit den Augen zu rollen. So, wie bei Enrique, der sich in der Nacht vor ein paar Tagen noch etwas auf seinen Marinerang eingebildet hatte, nun aber mit ihnen im selben Boot saß. Respekt bekam, wer sie verdiente, nicht, wer sie verlangte.

Er ließ ihn stehen, um Lucien an den Ort zu führen, den er sich ausgeguckt hatte, ohne auch noch einen Blick zurückzuwerfen. Lucien bat ihn noch um ein wenig Verzögerung. Man merkte dem jungen Captain an, dass er sein eigenes Schiff offenbar lange Zeit nicht mehr gesehen hatte. Liam konnte sich bildlich ausmalen, wie manch anderer Captain mit dem harschen Auftreten des Geretteten umgegangen wäre. Im Augenblick war Yaris noch Geduldeter. Liam an seiner Stelle hätte einiges daran gelegen, sich einzufinden, als dankbar für die Rettung zu sein und sich ein wenig erkenntlich dafür zu zeigen, vorerst mitsegeln zu dürfen.

Als Lucien aufgeholt hatte, blickte Liam ihm kurz über die Schultern entgegen. Er verzog die Lippen ein wenig, fand ein weiteres Kommentar allerdings unpassend und unnötig. Als sie den Bugaufbau erreicht hatten, lehnte er sich vorne über die Brüstung, als versuchte er, ein bestimmtes Teil im Rumpf des Schiffes von dort aus zu sehen. Dann aber winkte er ab und wendete sich mit einem leichten Lächeln an den wiedergefundenen Captain, der die Finte vielleicht noch nicht als solche erkannt hatte.

„Aspen weiß, welche Bereiche des Schiffes ganz oben auf der Reparaturliste stehen.“, versicherte er, ehe ihm der Gedanke kam, dass Lucien mit dem Namen vielleicht gar nicht so viel anfangen konnte. Immerhin hatte er die letzten Tage in seiner Kajüte verbracht. „Ehm. Der Blondschopf.“, fügte er an Ermangelung eines besseren Vergleiches an und immitierte die Frisur ihres Schreiners mit einer Geste an seinem eigenen Lockenschopf. Dann aber fiel ihm doch noch die ultimative Beschreibung ein. „Unser Prinz Eisenherz.“

Erneut warf er einen kurzen Blick den Rumpf entlang, ehe sich seine Aufmerksamkeit im Grün der Insel verlor. Vielleicht würde er sich später nochmal etwas umsehen. Später, wenn die Arbeit getan war.

„Im Grunde haben wir alles im Griff. Ich dachte mir bloß, dass es dir auch gegönnt sein sollte, die Freiheit ein wenig zu genießen, bevor dich der erste direkt wieder überfällt. Ankommen wird ja noch erlaubt sein. Auch, wenn es natürlich sehr wichtig sein muss.“

Man hörte die Skepsis aus seiner Stimme, allerdings hatte Liam auch keinen Grund dazu, sie zu verbergen. Da er den Blick recht schnell wieder abwendete, erweckte er auch nicht den Anschein, wirkliches Interesse an dem Gespräch zu haben, was dank ihm nun etwas warten musste. Aber mal ehrlich – was konnte so wichtig sein, dass es nicht ein wenig warten konnte. Hier, auf einer einsamen Insel irgendwo im Meer, wo sie sich unmöglich ewig aus dem Weg gehen konnten.


{ Lucien | gewährt Lucien ein wenig Zeit für sich | Sineca bei Shanaya }
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#38
Es war so einfach. Wenn man sie auch nur ein bisschen kannte, konnte man ihre Gedanken in diesem Moment so einfach lesen. Aber die Schwarzhaarige hatte ihre Zweifel daran, dass einer der anwesenden dazu fähig wäre. Vielleicht umso besser. Auf ihren Lippen lag jedenfalls ein belustigtes Lächeln, mit dem sie zu den Männern hinüber blickte. Luciens Worte hatten ihr nur ein belustigtes Schnauben entlockt. Vergessen. Er hatte gehofft, sie würde das mit der Pistole vergessen! Wie könnte sie denn ihr so geliebte Pistole vergessen, sie hatten immerhin eine ganze Nacht zusammen verbracht. So etwas vergaß man nicht einfach, auch wenn so ein dahergelaufener sie auseinander riss. Und zu dem Dank, den er ihr schuldete sagte er Nichts. Die Schwarzhaarige wusste nicht, ob sie genau das hatte erwarten sollen. Irgendwie schon. Ob es etwas gebracht hätte, wenn sie in mit einem Stück Fleisch beworfen hätte? Er war ein Mann, vermutlich also eher nicht. Aber vielleicht hätte sie dann die Aufmerksamkeit von allen dreien. Aber bevor die junge Frau diesen Gedanken zu Ende denken konnte, hatte sich auch Nummer zwei abgewandt. Die blauen Augen in die Richtung des neuen Captains und dem Katzenbesitzer gewandt verzog Shanaya die Lippen leicht zu einer grübelnden Miene. Verdammt. Sie überlegte, stützte das Kinn auf einer ihrer Hände, ehe ihr Blick auf eine Bewegung in der Nähe fiel. Der Samariter trat in ihre Nähe, blieb jedoch stehen und ging in die Hocke. Er streckte die Hand aus, und Sineca, die sich unbemerkt das Stück Fleisch von ihrem Bein geklaut hatte, trat kurz zu ihm, schnupperte und machte dann einen Rückzieher. Konnte ja auch nicht jeder so eine anziehende Persönlichkeit sein wie sie selbst. Auch wenn ihr in diesem Fall die anziehende Wirkung von Essen bewusst war. Aber sonst halt. Mit einem Schmunzeln bedachte die Dunkelhaarige die kleine Katze, wog den Kopf etwas zur Seite und biss ein Stück von dem Fleisch in ihrer Hand ab. Während der Mann sich wieder erhob, sich der Sonne zu wandte. Oh, wie gut sie dieses Gefühl verstehen konnte. Nach so langer Zeit endlich wieder Wind und Sonne auf der Haut zu spüren. Einige Herzschläge beobachtete Shanaya den Mann, hob dann leicht eine Augenbraue, ehe sie selbst mit einer ruhigen Bewegung wieder auf den Füßen stand. Die Hände klopften ein wenig Staub von ihrer dunklen Hose, womit sie auf den Älteren zutrat, ein amüsiertes Lächeln auf den Lippen.

Keine Sorge, du bist ganz bestimmt nicht der einzige, der ein Stück von seiner Aufmerksamkeit will.“

Während dieser Worte konnte die Schwarzhaarige sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, mit dem Bild, das sich automatisch vor ihrem inneren Auge abspielte. Eine Crew, die vollkommen besessen davon war, ihren neuen Captain zu belagern, ihn auszufragen. Während sie völlig entspannt daneben stand und auf dem Fleisch in ihrer Hand herum kaute. Sie würde an alles heran kommen, was sie wissen musste. Und das, ohne irgendwen belagern zu müssen.
Ob der Mann also angefressen war? Vielleicht. Er hätte den beiden Männern auch einfach folgen können. Wobei sie da wieder bei ihrer Anziehungskraft waren. Was für wirre Gedanken. Die Dunkelhaarige schüttelte den Kopf über sich selbst, warf dem Mann ein kurzes Lächeln zu, hob dabei abwinkend die Hand.

Es gibt Schlimmeres. Und die Katze gewöhnt sich bestimmt auch an dich. Spätestens, wenn du sie bestichst.“

Mit dem letzten Wort führte die Schwarzhaarige das nächste Stück Fleisch zu ihrem Mund, kaute munter darauf herum.

Ich kann dir einen Moment mit ihr allein geben, vielleicht werdet ihr dann die besten Freunde.“

Shanaya zuckte mit den Schultern, wartete jedoch nicht mehr auf eine Reaktion, sondern wandte sich zum gehen. Er konnte ja auch mitkommen, wenn ihm danach war. Sie dachte noch einmal über die Anziehungskraft nach, schmunzelte und trat dann mit ruhigen Schritten in die Richtung, in die Liam und Mister Captain verschwunden waren. Sie brauchte nicht lang, bis die beiden in Hörweite waren, schmunzelte über Liams Worte. Aspen wusste Bescheid. Das klang nach einem starken Widerspruch. Bevor die junge Frau jedoch zu den beiden Männern trat, wandte sie sich noch einmal um, blickte hinter sich, ehe wenige, weitere Schritte folgten, mit denen sie bei den Beiden angekommen war, sich halb mit ihrem Kopf zwischen sie schob und direkt ein leises Seufzen von sich gab, jedoch weiter lächelte.

Liam, pass auf. Nachher hört Blondi das noch, das steigt ihm doch so zu Kopf.“

Ein halb theatralischer, halb ernster Blick galt dem Lockenkopf, ehe die blauen Augen mit einem prüfenden Ausdruck zu Lucien herum gewandt wurden.

Unser neuer Captain soll doch einen ehrlichen Eindruck von der Crew haben.“

Noch einen Herzschlag musterte sie den Mann, ehe sie sich selbst über die Reling lehnte, zum Wasser hinunter blickte.

[Yaris & Sineca, Hauptdeck -> Dann Liam & Lucien Achterdeck]
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#39
Als Talin ihm, mit ihrem Schritt zurück, mehr Raum gab, beruhigte ihn das tatsächlich etwas, allerdings hob ihre kleine Anweisung, trotz ihres Schmunzelns, das wieder auf.
By thunder! Er hatte es gewusst und es dennoch falsch gemacht. Das war ja schon irgendwie peinlich.
Und ausgerechnet jetzt musste er sich da vertun, wo jeder Fehler schrie: Ja, da ist ein Problem und es beschäftigt ihn sehr!
Dementsprechend klang seine ansonsten bestimmte Antwort auch ein winziges bisschen kleinlaut in seinen Ohren. Aber geschehen war geschehen und nochmal würde ihm das nicht passieren. Das nahm er sich fest vor.

"Aye Captain."

Dann besann er sich, dass er sich beruhigen sollte und atmete mehrere Male tief durch, während er auf ihre Antwort wartete.
Dass sie sich Zeit nahm beruhigte ihn weit mehr als ihr vorheriges Schmunzeln, denn sie nahm seine Frage, trotz ihrer so deutlichen anderen Richtung, ernst. Also überlegte er nebenbei, wie er mit der Blonden reden könnte, ohne das eigentliche Problem anzusprechen. Da ihm Lügen viel zu anstrengend war, zog er es normalerweise vor Alles oder Nichts zu sagen, aber für Nichts war es ja bereits zu spät.
Als ihre Antwort dann kam fiel sie zu seinem Leidwesen allerdings wenig hilfreich aus.

"Yaris Wunden sind kompliziert. Aber sie werden mit der Zeit heilen. Das ist es nicht."

Zumindest würden sie das, so lange er den Eiter herausbekam und sich nichts entzündete. Und er keinen anderen Fehler machte. Oder dieser Mann sich überanstrengte. Oder, oder, oder... Da durfte er jetzt nicht drüber nachdenken.
Und was sie wirklich bräuchten wäre ein verdammter, waschechter Arzt. Dann könnte der sich um diesen ganzen vermaledeiten Scheiß kümmern.
Sein Gesicht verfinsterte sich.
Eigentlich hatte er mit der Versorgung der Wunden der "Neuen" nur angefangen, weil Shanaya sich gesträubt hatte, er sich aber überraschender Weise Sorgen um sie machte und weil by Thunder! sonst nichts zu tun gewesen war. Die Segel gesetzt fuhr das Schiff fast von alleine, Licht hatte es nur spärlich und unter Deck gegeben und niemand war ihnen gefolgt. Nicht, dass ihn Letzteres nicht freute, aber jetzt würde diese Arztsache wieder wie Pech an ihm kleben, gerade auch, weil er nicht damit aufhören würde bis Alle gesund waren. Um etwas anderes von sich zu glauben kannte er sich schlicht zu gut. Warum konnte er nicht einfach mal das Glück haben und das Alles jemand Fähigerem überlassen dürfen?!?

"Aber wenn du schon so fragst: Treib einen gelernten Arzt auf! Der weiß wenigstens was er tut. Ich bin im Vergleich dazu nur ein lausiger Flickschuster", knurrte er.
Und ich will das eigentlich gar nicht machen.

Goddess! Sagen hatte er das eigentlich auch nicht gewollt. Immerhin hatte er den zweiten Teil für sich behalten können. Obendrein hatte er hin und wieder Talins anerkennende Blick mitbekommen und er wollte sie nicht schon wieder vor den Kopf stoßen. Seine Hand trommelte mit dem Federkiel gegen seinen Oberschenkel, während er sich mit der anderen über die Augen rieb.

"Sorry. War nicht so gemeint", grummelte er also leise. "Bis wir irgendwo sind, wo wir überhaupt einen finden könnten wird das Alles erledigt sein. Also Alles halb so wild."

Und bestimmt auch das andere Problem. Vielleicht würden sie oder wenigstens einer von Beiden das Schiff schnell wieder verlassen und alles bliebe bis dahin ruhig.
Er seufzte. Ob sie das abhalten würde weiter nachzubohren? Nein. Irgendetwas würde er zu den Geretteten noch sagen müssen.

"Und was die "Neuen" betrifft:
"Ich frage mich, warum dieser Offizier hier ist. Nur wegen seinem Begleiter? Das sie..."


Wie sollte er das jetzt formulieren? Freunde? Das waren sie irgendwie nicht. Oder doch? Kameraden? Da war eindeutig mehr. Blindes Vertrauen zum Beispiel. Verwandte? Kampfgefährten?

"Das der Offizier Kaladar", hier stockte er kaum merklich, "den Rücken frei halten wird, egal was passiert, ist offensichtlich. Und das die Beiden mehr verbindet, als bloß gemeinsame Zeit auf dem Schiff auch.
"Aber was hat die Beiden dazu gebracht das Schiff zu verlassen? Warum sind sie nicht bei der Marine geblieben? Was genau ist eigentlich an Bord der Morgenwind passiert? Und wie kommt es, dass einem der hohen Tiere einer der kleinen Leute so wichtig ist?
"An sich scheint er..."


Wieder hatte er sich in eine Ecke manövriert. Gregory fuhr sich mit der freien Hand durch die Haare, seine Finger blieben am Ende an einer Locke hängen und fingen an zu zwirbeln.

"...seit ein paar Tagen nicht mehr völlig in sich gekehrt und abweisend, dafür weiterhin schweigsam aber recht umgänglich zu sein. Zumindest oberflächlich betrachtet und so lange man nicht zu sehr nachbohrt. Ich habe allerdings das Gefühl, dass das darunter ganz anders aussehen könnte.
"Vielleicht können s— kannst du mir da mehr verraten?"



{ Gregory | im Lazarett (Kanonendeck) | bei Talin |
|
| Cesarea | am Strand (bei Scortias) | tut sich an den Innereien gütlich }
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#40
Noch einmal zuckten seine Mundwinkel belustigt, da sein Gegenüber für sein Angebot nur ein trockenes Schnauben übrig hatte. Wie immer hatte Lucien weder das eine noch das andere erwartet, sondern nahm die Entscheidung des Älteren mit gewohnter Gelassenheit hin. Mit einem leichten Neigen des Kopfes deutete er ein verstehendes Nicken an, dann wandte er sich endgültig ab und folgte dem Lockenkopf in Richtung Schiffsbug.
Der Attentäter hatte die Carta noch nicht unterschrieben, war kein Pirat und kein Teil der Crew, dessen Captain Lucien nun sein sollte. Sein Geschäft war der Tod. Es bestand also auch nicht die Notwendigkeit, dass er sich mit der Mannschaft abgab, sich gut mit ihnen stellte. Und solange sich an dieser Tatsache nichts geändert hatte, sollte es dem Dunkelhaarigen Recht sein.

Ohne sichtliche Eile schloss er zu dem Lockenkopf auf, der sich nur mit einem kurzen Blick über die Schulter davon überzeugte, dass Lucien ihm folgte und sich dann weit über die Reling beugte, um die Stelle ausfindig zu machen, von der die Rede gewesen war. Der junge Captain indes ließ die Hand flüchtig über das Holz der Brüstung gleiten, von der sich an vielen Stellen trockene Splitter lösten. Ein paar davon stachen ihm leicht in die Handfläche, ließen die Haut jedoch unverletzt.
Unwillkürlich kehrte der Blick aus grünen Augen zu dem jungen Mann an seiner Seite zurück. Gerade noch rechtzeitig, um dessen Geste zu bemerken.
'Aspen'. Jetzt, da er den Namen hörte, erinnerte er sich daran, dass Talin ihn erwähnt hatte. Einer der Männer, die mit ihr auf die Morgenwind gekommen waren, um ihn raus zu holen. Er erinnerte sich dank der anschaulichen Demonstration sogar an dessen Gesicht. Leider wollte ihm darüber hinaus der zweite Name, der im Bericht seiner Schwester gefallen war, trotzdem nicht einfallen.
Aber Prinz Eisenherz? Mit einem belustigten Schmunzeln lehnte sich der Dunkelhaarige rücklings gegen die Reling, stützte die Ellenbogen links und rechts seines Oberkörpers auf das Holz und verlagerte seinen Schwerpunkt ein wenig nach hinten, um einen Blick auf den Rumpf der Sphinx zu werfen. Er hielt erst inne, als sein Gegenüber erneut das Wort ergriff und damit bestätigte, was Lucien insgeheim schon vermutet hatte. Ein leises Schnauben war die Antwort darauf.

Ich hab' schon so eine Ahnung, worum es geht, also muss ich dir für die Rettung wohl dankbar sein. Für ein Gespräch dieser Art hätte ich gerade nicht genug Geduld.“ In den grünen Augen blitzte der Schalk auf. Seine Laune war im Moment einfach zu gut, um irgendetwas übermäßig ernst zu nehmen. Da stand ihm eher der Sinn nach losem Geplauder.

Bei dem man sie gleich darauf jedoch ein weiteres Mal unterbrach.
Als die kleine Schwarzhaarige sich zu ihnen gesellte, erlosch das Funkeln in seinen Augen kurz, machte zunächst Überraschung, dann reiner Neugier Platz. Damit, dass sie den beiden Männern folgte, hatte der Dunkelhaarige nun nicht gerechnet. Sie hatte eher den Anschein erweckt, sich mehr für dieses Katzentier zu interessieren. Aber scheinbar löste ein neues Gesicht auf dem Schiff eine noch ganz andere Faszination aus. Ihr prüfender Blick entging dem Dunkelhaarigen jedenfalls nicht und er erwiderte ihn mit einem gelassenen Lächeln, nutzte den Moment, um sie seinerseits kurz genauer zu mustern. Genauer, als er es auf dem Gefangenendeck der Morgenwind hatte tun können. Jung, etwa das Alter seiner Schwester, ein hübsches Gesicht und beeindruckend blaue Augen. Nett...
Als sie sich mit aller Selbstverständlichkeit zwischen den beiden Männern an die Reling lehnte, folgte sein Blick ihr, bevor er mit einem Lachen in der Stimme den Kopf schüttelte.

Dann wärt ihr die einzige ehrliche Piratencrew von der ich je gehört habe.“ Die grünen Augen huschten zu Liam zurück, dessen Namen Shanaya beiläufig verraten hatte. Glück gehabt. Damit blieb ihm die Peinlichkeit erspart, raten zu müssen. „Prinz Eisenherz ist also – vermute ich – der Schiffszimmermann. Welche Aufgaben übernehmt dann ihr beide hier?

[Hauptdeck | Liam und Shanaya | nicht weit entfernt von Yaris]


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