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Kapitel 3 - Freiheit oder Tod
Crewmitglied der Sphinx
für 250 Gold gesucht
dabei seit Apr 2016
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#41
Diese Nacht hatte mit Anbeginn der Dämmerung kein gutes Ende nehmen sollen. Und hätte Skadi ihrem Bauchgefühl ausreichend Beachtung geschenkt, säße sie jetzt vielleicht nicht in dieser Lage, die mit jedem Wort der anderen und jedem weiteren Atemzug ihrerseits immer mehr nach dem aussah, was nicht einmal mehr Enrique beherrschen konnte: eine Rettungsmission. Denn ohne Zweifel waren die vier seltsamen Gestalten nicht hier, um etwaige Befehle des Kapitäns auszuführen. Sie wirkten nicht wie die typisch aufsässigen Marinezöglinge, deren Respekt erst hart erarbeitet werden musste. Ihre Augen ruhten zu unruhig auf der Umgebung, vor allen die der zwei Knirpse, deren Aufmerksamkeit ständig zu den Zellen der Gefangenen schwappte - einer Zelle ganz besonders. In all den Jahren in denen die Nordskov nun an Board der Morgenwind diente, hatte sie sich keinen besseren Zeitpunkt erhofft, als diesen. Doch statt die aufkeimende Unruhe zu nutzen und ihren lang gehegten Plänen nachzugehen, saß sie zwischen betrunkenen Seemännern, Piraten und einem unschlüssigen Offizier fest, der ihr mit keinem Blick zu verstehen gab, dass er selbiges dachte, wie sie. Seine Miene blieb so schweigsam, wie die Schwärze der Nacht und es brachte die Jägerin nahezu zum Knurren. Untätig herum stehen und darauf warten, dass die Übermacht sie überrannte, wie eine wild gewordene Rinderherde. Entweder hatte Enrique weitreichendere Absichten, die sie nicht verstand oder aber er glaubte tatsächlich daran, die Situation auf seine Seite ziehen zu können. Immer tiefer bohrten sich die langen Finger in den Stoff des Matrosen, der zu ihrer Seite stand, dessen mit Rum verseuchten Atem sie um ihre Nase tanzen spürte und kaum mehr den angewiderten Ausdruck verbergen konnte, der sich mit tiefen Furchen von ihrer Stirn zu ihren dunklen Augenpaaren hinab zog. Erst als Enrique endlich das Wort erhob, wandte sie den Blick von den Umstehenden ab, nickte im Halbdunkle auf seinen Befehl und wandte sich bereits auf dem Absatz halb herum. Drückte energisch mit der flachen Hand gegen die harte Brust ihres Gegenübers, um ihn zum Gehen zu bewegen. Keine Sekunde würde sie noch länger hier bleiben, wenn der Aufstand begann. Heraus zögern konnte man nichts mehr und sie wäre keineswegs so naiv, es anzunehmen. Vielleicht mochte diese Maskerade für den Anfang ausgereicht haben, doch allein mit dem absoluten Fehltritt des blonden Hünen, hatte sich die Gruppe keinen Gefallen damit getan "unentdeckt " zu bleiben. Womöglich wollten sie das auch gar nicht? Wer wusste schon, welche Gefangenen und frischen Rekruten in diese Komplott involviert waren?
Mit einem tiefen Atemzug wandte Skadi den Blick ab, starrte in die Dunkelheit, die sich hinter ihrem Rück auftürmte und verzog die vollen Lippen. Es brauchte einen geschickten Schachzug um mir nichts dir nichts in die Gemächer des Kapitäns vorzudringen - vielleicht konnte sie sich den zunehmenden Lärmpegel zu Nutze machen und mit der Gefahr einer Meuterei die fette Beutelratte aus ihrem Versteck heraus ziehen. Zumindest sollte es einen Versuch wert sein.

Gerade hatte sie einen Fuß zur Seite setzen wollen, presste sich ein felsenfester Druck gegen ihre Seite, riss sie mit einem lauten Aufprall zu Boden, den sie nicht hatte kommen sehen. In ernste Grübeleien versunken und absolut nicht bereit dafür, den Hünen in seinem Fall zu bremsen. Knirschend krachte ihr Knie gegen die Holzplanken, gesellte sich zur schmalen Hüfte und Schulter, die unter einem kurzen Aufbegehren augenblicklich Ruhe gaben. Der Soldatin nur kurz ein wütendes Zischen entlockten, ehe sie knurrend und aus dunklen Obsidianen abwärts blickte und sich mit energischen Bewegungen unter dem breiten Leib des Fremde hervor wand. Mit einem gezielten Tritt gegen die massive Schulter, schob sie den Trunkenbold letztlich von sich, spie ihm einen wütenden Fluch entgegen und sprang mit einer fließenden Bewegung zurück auf die Beine. Spuckte dem vor sich hin murmelnden Weichei direkt ins Gesicht, kaum dass er sich auf den Rücken rollte und maulend die Hand vor die Augen hob. Gott, wie sie dieses Gesindel doch hasste! Und als hätte es die Meute um sie herum gerochen, gesellte sich ein warmer Körper an ihren Rücken, umschlang ihren Oberkörper wie einen Schraubstock und bohrte gefährlich nah die Spitze eines kleinen Dolches an ihre Kehle. Skadi brauchte keine Beweise mehr, um sich über die Identität der sonderbaren Gestalten im Klaren zu sein. Allein die eindringlichen Worte, die der Fremde gegen ihr Ohr hauchte, waren Erklärung genug. Trieben ihr sogar ein kurzweiliges Schmunzeln auf die Lippen.

"Du hast dir eindeutig den Falschen für diese Spielchen ausgesucht.", murmelte sie ihm entgegen, wandte ihr Gesicht dicht neben seinem herum und fixierte seine Miene mit festem Blick. Hatte er zu Beginn noch zurückhaltend und "schüchtern" gewirkt, war es wohl mehr eine lauernde Haltung gewesen, die vielmehr dazu diente die Umgebung zu erkunden, während sein Kollege voran schritt und die Aufmerksamkeit der Crew für sich beanspruchte. Guter Schachzug.
Ruckartig hob Skadi die langen Finger an Liams Handgelenk und schob es ungehindert hinauf. Bohrte die Spitze des Dolches gegen ihren Hals, bis ein kleines Rinnsal Blut hinab strömte. Ein Verhalten mit dem der Pirat nicht rechnete, schon gar nicht von einem Marinesoldaten, dessen Höschen in der Regel bei einem waschechten Kampf kaum weiß blieb. Doch war sie nun einmal nicht das, was sie vorgab zu sein. Hatte eine weitaus bessere Maskerade aufrecht erhalten, als die vier Piraten, deren Plan allmählich aufzugehen schien.
Mit einer weiteren ruckartigen Bewegung spannte die Jägerin ihren gesamten Brustkorb wie ein Gebläse auf, nutzte den kurzen Schockmoment des Fremden, ehe sie seine Klingenhand von sich stieß, mit dem Kopf abtauchte und ihr Gesäß an seiner unbewaffneten Seite vorbei schob. Umklammerte die freie Hand Liams an seinem Gelenk und schlug mit der freien Hand fest zwischen seine Beine. Kaum ertönte der kurze Luftzug seines Atems dicht neben ihr, zog sie energisch sein Handgelenk zurück, trat einen Schritt weiter rückwärts und zwängte ihn mit einem gezielten Schlag ihres Unterarms gegen seinen ausgestreckten Ellenbogen zu Boden.
Es brauchte nur einen Herzschlag, ehe sie auf seinem Rücken kniete, sich zu seinem Ohr hinab beugte, das sich in Richtung Decke wandte. "Wenn du lieb bist, lass ich dich los und helfe dir und deinen Leuten hier raus." Hatte sie das gerade wirklich gesagt? Es ernsthaft in Erwägung gezogen, sich den Piraten anzuschließen, um von Board dieses Schiffes zu verschwinden? Nun - manchmal heiligte der Zweck ja die Mittel. Und wenn die Dunkelhaarige nicht gerade mit einem kurzen Seitenblick den schlanken Katzenkörper entdeckt hätte, der sich fauchend auf sie zubewegte, hätte dieses Vorhaben wohl mehr als gut funktioniert.
{Zellentrakt, windet sich aus Liams Griff | Gefangene, Piraten, betrunkene Soldaten }
Crewmitglied der Sphinx
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#42
Shanaya unterdrückte ein Gähnen. Gut, sie durften noch nicht so agieren, wie sie wollten. Das hatte alles Sinn und Zweck – trotzdem war ihr langweilig. Selbst das kleine Manipulations-Spielchen, das sie hier gerade spielte, wollte da nicht so richtig helfen. Aber das lag vielleicht auch an die Ausstrahlung dieser zwei Griesgräme, die drein schauten, als hätten sie noch nie die Sonne gesehen. Was für ein trauriger Anblick, und wäre sie nicht sie, dann hätte sie vielleicht Mitleid gehabt. So war das Verlangen, ihnen ins Gesicht zu gähnen, deutlich größer. Aber die Schwarzhaarige riss sich zusammen, wog nur den Kopf ein wenig zur Seite, immernoch darauf wartend, dass einer der Betrunkenen reagierte.
Aber die Wendung, die Sehnsucht nach etwas zu tun, kam schneller als erwartet. Und mit einem Mal war das kleine Spiel vergessen, auch wenn sie zu gern erlebt hätte, wie sich ein Gefecht zwischen den Marinesoldaten entfachte. Aber auch dafür würde sich sicher noch die Chance bieten. Nur wenige Herzschläge lang beobachtete Shanaya, wie Talin dem einen Griesgram deutlich näher war, ihn in Zusammenarbeit mit der polierten Birne festgesetzt hatte. Die kleine Bewegung ihrer Hand reichte, dass ein kurzes Zucken durch den Körper der jungen Frau ging, nur noch einmal von Liams kleiner Aufforderung angetrieben. Fast hätte sie sich die Mütze vom Kopf gerissen, aber nicht einmal dafür schien sie Zeit zu haben. Sie setzte sich ganz automatisch in Bewegung, bekam nicht einmal den überaus verwirrten Blick des Mannes mit, neben dem sie eben noch gestanden hatte – und der sie nun hatte aufhalten wollte. Betrunken sein Gehirn benutzen war sicher nicht leicht, die verzieh ihm also. Nur aus den Augenwinkeln konnte sie sehen, wie Liam sich dem zweiten Soldaten annahm, somit waren die zwei, die sich am meisten auf sich einbildeten, wenigstens für einen Moment abgelenkt. Eine Situation, die sie nutzen musste. Auch wenn sie gedacht hätte, sie würden zumindest erst die Betrunkenen loswerden... das schien sich nun erledigt zu haben. Und damit fackelte die kleine Flamme in der jungen Frau wieder auf.
Es waren nicht viele Schritte zu Talin, und auch, wenn sie glaubte, dass sie sich nicht ablenken lassen würde sprach sie sie nicht an. Erst, als sie direkt bei ihr war, stubste sie ihr kurz und ohne Druck mit zwei Fingern auf den Rücken. Mit der gleichen Hand griff sie mit dem nächsten Herzschlag nach dem kalten Metall in der Hand der Blonden.

Kümmer dich gut um ihn.“

Ihre Stimme war ein leises Raunen, gut gelaunt und voller Zuversicht. Ob der Dunkelhaarige das jetzt hörte... sie hatte den Schlüssel in der Hand – was sollte er ihr jetzt tun? Trotzdem wandte sie sich von dem kleinen Dreiergespann ab, allein schon, weil die drei Soldaten in ihrer Nähe nicht vergessen waren. Es waren nur wenige, kleine Schritte, bei denen der Schlüssel in ihrer Hand beinahe gut gelaunt klimperte, bis die Zellentür erreicht war. Auch wenn das Rumpeln hinter ihr nicht zu überhören war, so wandte die Schwarzhaarige den Blick doch nur leicht herum, gerade soweit, dass sie sicher sein konnte, dass in diesem Moment niemand hinter ihr auftauchen konnte. Und kaum hatte sie sich wieder zu der Zelle gewandt, hob sie die Hand, um einen der Schlüssel in das Schloss zu stecken. Ein bisschen hatte sie ja darauf gehofft, dass der erste nicht der richtige sein würde – aber langweilig, wie es hier zuging, ließ er sich leicht herum drehen. Shanaya unterdrückte nur ein Schnaufen, genauso wie das Verlangen, sich in tanzenden Bewegung vorwärts zu bewegen. Stattdessen schob sie unter einem leisen Quietschen das Gitter auf, rümpfte kurz die Nase und betrat mit einem Fuß die Zelle, den Schlüssel aus dem Schloss ziehend. Mit munterer Miene fasste sie den einzigen Mann in dieser Zelle ins Auge, der sie wenigstens einen Hauch interessierte. Die Schritte, die vom anderen Ende des Gangs zu ihnen hallten, trieben sie ein wenig zur Eile.

So schön es hier auch ist, dein Aufenthalt ist zu Ende.“

Mit diesen Worten warf sie Lucien den Schlüssel zu, ein wenig von unten, immerhin sah er nicht so aus, als hätte er die letzten Jahre das Fangen trainiert. Aber den Rest musste er irgendwie selbst anstellen, sie würde irgendwie die drei Soldaten abhalten, die sich auf sie zu bewegten. Wobei sie ein wenig auf Aspen hoffte, der bisher verdächtig still geworden war.
Halb in der Zelle, halb außerhalb blieb die Schwarzhaarige ruhig stehen, hatte so noch die heraneilenden Soldaten im Blick, genauso aber die Insassen... ihr war nicht wirklich danach, von denen auf's Ohr gelegt zu werden.

Und du solltest dich vielleicht beeilen.“

Bewusst sprach sie nicht die beiden anderen an, die konnten machen, was sie wollten. Luien würde sie notfalls an den Ohren hier herausziehen, zumindest für seine Schwester. Und kaum hatte sie diesen Gedanken zu Ende gedacht, war der erste Soldat auf der perfekten Höhe, um mit einem kräftigen Ruck die Tür der Zelle aufzuwerfen, mit dem Fuß genug Schwung dahinter zu bringen, dass es nur laut knallte und der Mann getroffen zurück taumelte. Endlich konnte sie sich ein bisschen austoben!
[Erst bei den Soldaten - Kurz bei Talin - Dann halb in der Zelle bei Yaris, Lucien & Samuel]
Crewmitglied der Sphinx
für 6.000 Gold gesucht
dabei seit Nov 2016
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#43
Na aber hallo … wo war denn die vielerlei gezeigte Kühnheit? Yaris hatte ganz offensichtlich mit seiner Vermutung voll ins Schwarze getroffen. Als Antwort traf ihn nur ein äußerst vorsichtiger und skeptischer Blick. Der Kleine vertraute ihm nicht weiter, als er in einer mondlosen Nacht blicken konnte. Was verdammt weise war in Anbetracht der Verbrechen, für die er verurteilt war. Da spielte es keine Rolle, dass sie die gleiche Heimat teilten. Das machte sie noch lange nicht zu Verbündeten.
Hinter ihm erhob sich eine zweite, dunkle und gezeichnete Stimme. Der Bärtige war näher getreten und mischte sich nun ebenfalls in ihre illustre Runde ein. Er bestätigte nur, was Yaris bereits kommentiert hatte. Die total bescheuerte Kühnheit der vier seltsamen Gestalten vor der Zelle. Ein kühles, berechnendes Lächeln spielte um die kantigen Züge des Attentäters. Nur kurz hatte er den Blick gesenkt, um andeutungsweise über die Schulter zu blicken. Zwar hatte dieser Blick seinen Zellengenossen nicht erreicht, doch die Symboltracht war nicht zu leugnen. Eben jenes Lächeln spiegelte sich auch in den Augen wider, die sich nun wieder auf das Duo richtete und zu sagen schienen:

‘Erwischt!‘

‘Ich wüsste nicht, was euch das interessiert … Es sei denn, ihr habt zufällig vor, euch ein bisschen nützlich zu machen.‘ Aber, aber, wer wird denn gleich so aggressiv sein.
So ganz nebenbei musterte er den kleinen Blonden, mit dem er eben noch gesprochen hatte, aus den Augenwinkel. Der stellte die Kiste ab und öffnete sie und … sein erfahrenes Auge erkannte das kurze Aufblitzen, als eine Klinge das spärliche Licht des Zellentracktes einfing, bevor es im Ärmel verschwand. Eine Waffe!! Doch als hätte er es nicht bemerkt, richtete sich seine volle Aufmerksamkeit wieder auf den Jungspund vor ihm.

“Nun, leider sind mir gerade ungünstig die Hände gebunden …“ Zu Verdeutlichung drehte er sich in ein leichtes Profil und bewegte die Hände mit den Ketten leicht. Unter anderen Umständen wäre auch das kein Problem oder großartiges Hindernis. Yaris war ein flexibler Mann und äußerst beweglich. Doch mit einem so geschundenen Rücken wären derartige Aktionen nicht gerade die beste Vorgehensweise. “Aber sonst gern … es sei denn ihr schafft die Schlüssel heran und seid dann noch gewillt sie zu lösen … wenn ihr den Mut dazu habt … dann können wir gern noch mal drüber reden …“ Yaris hing durchaus an seinem Leben und wollte seinen Henker und die Hölle gern noch etwas auf ihn warten lassen, doch er bettelte auch nicht. Das hatte er bei seinem Vater nie getan und später auch nicht und bei diesem Knirps würde er nicht anfangen. Wenn sie ihn hier ließen, weil sie es als zu gefährlich empfanden seine Fesseln zu lösen, da wäre es so. Doch wenn sie es taten, würde er sich dafür natürlich erkenntlich zeigen und den Weg in die Freiheit für alle ermöglichen.

So, wie der Bärtige ihn – vielleicht auch ungewollt – unterstützte, unterstützte der Blonde seinen jungen Zellengenossen … DIE Blonde. Als sie ihre Mütze weiter in den Nacken schob, enthüllte sie die weiblichen, weichen Züge. Dazu diese weibliche Stimme. Ihre Worte waren nicht an ihn gerichtet, doch alle Achtung. Die Frau hatte Eier. Vor allem, wie sie dem Leutnant, der in arger Bedrängnis an der gegenüberliegenden Zelle stand, mit der Klinge an die Kehle ging, um den Schlüssel an sich zu bringen. Gleichzeitig war es wohl das Startsignal für ihre Kumpanen … Also doch … still verfolgte er, wie neuerlich Bewegung in die Szene vor der Zelle kam. Der Leutnant war voll in der Zange. Ein schadenfrohes Lächeln zuckte in den Mundwinkeln des Attentäters. Und auch der zweite war ... nein, war nicht wirklich. Der zweite Offizier war wirklich ein Kampfzwerg. Seine schmächtige Gestalt mochte einen täuschen, aber er legte den falschen Soldaten mit scheinbarer Leichtigkeit aufs Kreuz. Und dann war da der Schwarzhaarige. Umringt von Marine und es fehlte nur noch das fröhlich gepfiffene Liedchen und der Anblick wäre komplett.
Yaris, der dem Zelleneingang am nächsten stand, hob eine Augenbraue, schwieg ansonsten aber. Er … sie öffnete die Zelle. Jetzt, wo der Jungspund ihm durch das Öffnen der Zelle und Weiterreichen des Schlüssels so nahe kam, konnte SIE die Farce nicht mehr verbergen.

So schnell wie sie eingetreten war, war sie auch wieder aus der Zelle. Gleichzeitig wanderte Yaris‘ Blick zu seinem jungen Zellengenossen. Die Aufforderung in dessen Blick war eindeutig. Fesseln lösen. Dass er bereit zum Kämpfen war, machte der Attentäter deutlich, indem er den schmerzenden Rücken durchdrückte. Würde er das Gefahr, die von ihm ausging als annehmbar einstufen oder nicht und ihn zurücklassen. Letzteres wäre keine Option und der Grünäugige sollte sich besser dessen bewusst sein. Zur Not würde er ihm den Schlüssel aus seinen kalten, toten Händen entwenden. Und deswegen waren seine Kumpel da draußen doch nicht gekommen. Wäre doch zu schade um die Mühen. Und so konnte man sich eher Verbündete schaffen als wenn man einen Leidensgenossen zurückließ und damit dem sicheren Tod.

{mit Lucien und Sam in der Zelle, die später von Shanaya geöffnet wird}
Samuel Zaedyn
Crewmitglied der Sphinx
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#44
Nicht, dass es aus irgendeinem Grund einen weiteren Beweis dafür gebraucht hätte, dass die vier Möchtegernsoldaten sich auf unrechtmäßigem Wege auf dieses Schiff begeben hatten und sich für etwas ausgaben, das sie ganz offensichtlich nicht waren - als der Blonde vor ihrer Zelle allerdings seine Mütze leicht nach oben schob, um ihm eine überaus schnippische und dreiste Antwort zu geben, wurde mehr als deutlich, dass die Vier nicht nur bei ihrer Beschäftigung und dem Grund ihrer Anwesenheit, sondern zumindest in diesem Fall auch bezüglich ihres Geschlechts gelogen hatten. Vor ihm stand zweifelsohne eine Frau, die deutlich jünger, vielleicht gerade einmal halb so alt war wie er selbst. Zudem fiel ihm auf, dass sie eine unverkennbare Ähnlichkeit mit seinem jüngsten Zellengenossen hatte, dessen Gesicht er sich im Laufe ihrer gemeinsamen Reise aufgrund mangelnder alternativer Beschäftigungsmöglichkeiten genug eingeprägt hatte, um diesen Umstand in der Hektik der Situation erkennen zu können. Besonders fielen ihm dabei die Augen auf, die dasselbe Grün aufwiesen wie die Draveans, wenn auch gemischt mit einem kräftigen Blau. Samuel kniff die Augen zusammen und runzelte die Stirn angesichts des Kommentars der jungen Frau, die den Altersunterschied zwischen ihnen damit förmlich umzukehren schien. Schätzchen. Samuel hatte für Eitelkeiten schon zu viel Leid hinter sich, aber der Kontrast zwischen absoluter Respektlosigkeit und dem Angebot, gemeinsam mit den Eindringlingen zu fliehen, erweckte eine Art Trotz in ihm, die ihn beinahe zu einer ebenso schnippischen Reaktion gebracht hätte.

Bevor er jedoch die Gelegenheit dazu erhielt, eskalierte die Situation vollends. Die blonde Frau drehte sich auf dem Absatz um, ohne auf seine Antwort zu warten, und aus den Augenwinkeln sah Samuel, wie der glatzköpfige Gefangene aus einer der gegenüberliegenden Zellen De Guzmán durch die Gitterstäbe hindurch gepackt hatte, nun gegen die Außenwand seiner Zelle drückte und dabei kurz davor stand, ihn zu erwürgen. Die augenscheinliche Schwester seines Zellenkameraden enthüllte kurz entschlossen einen Dolch, den sie anscheinend schon zuvor in der Hand gehalten hatte, überbrückte den Abstand zum Leutnant mit wenigen Schritte und hielt ihm dann ohne Umschweife die Waffe an die Kehle. Offensichtlich war dies der Moment, um die Tarnung endgültig aufzugeben.

Samuels Nervenzellen arbeitete auf Hochtouren. Dies konnte die Gelegenheit sein, seinem sicher geglaubten Schicksal zu entfliehen, zumindest für einen begrenzten Zeitraum. Im allgemeinen Chaos könnte er versuchen, zu entkommen, war dabei aber auf die Hilfe der Eindringlinge angewiesen, denn immerhin befanden sie sich auf offener See und allein würde er niemals das Festland erreichen. Die junge Frau hatte zwar angedeutet, dass er sie würde begleiten können - und auch Dravean selbst hatte ihnen mit der Aufforderung, sich doch nützlich zu machen, einen ähnlichen, wenn auch subtileren Hinweis gegeben -, aber  Samuel hatte nicht den geringsten Grund, ihnen zu vertrauen... ebenso, wie sie es sich nicht leisten konnten, ihm zu trauen. Nicht unwahrscheinlich war es deshalb, dass sie seine Hilfe bei ihrem Fluchtversuch in Anspruch nehmen und ihn dann zurücklassen würden. Ein weiterer sehr relevanter Faktor war De Guzmán, dessen Leben in akuter Gefahr war. In Anbetracht der Hilfe und des Vertrauens, das dieser ihm bereits entgegengebracht hatte, ließ ihn dieser Umstand nämlich alles andere als kalt. Die Flucht einiger Gefangener, während der Dunkelhäutige Wachdienst hatte, würde negativ auf ihn zurückfallen, ihn vielleicht seinen Posten oder Schlimmeres kosten und damit auch dafür sorgen, dass seine letzte Nachricht an seine Tochter niemals an ihrem Bestimmungsort ankommen würde.

Während dieser Überlegungen hatte die Blonde dem Leutnant bereits die Schlüssel abgenommen und sie an einen ihrer Komplizen weitergegeben, der sich kurz darauf ebenfalls als weiblich herausstellte. Die Dunkelhaarige, die noch jünger sein musste als die Schwester seines Mitgefangenen, öffnete zielsicher die Tür zu ihrer Zelle und warf Dravean mit einem spielerischen Kommentar den Schlüssel zu. Die Tür zur Freiheit stand sperrangelweit offen, doch noch immer wusste Samuel nicht, ob er die Gelegenheit erhalten würde, sie zu durchschreiten - oder ob er das überhaupt wollte. Mit seinem Leben hatte er eigentlich schon längst abgeschlossen... Gab es da überhaupt einen Weg zurück?

Zumindest die Fesseln wollte er zunächst einmal loswerden. Ob er dann einen Fluchtversuch wagen würde,
wusste er selbst noch nicht, doch zumindest würde er dann nicht mehr dazu verdammt sein, untätig in dieser Zelle zu hocken, während um ihn herum das pure Chaos ausbrach. Ein schiefes Grinsen aufsetzend blickte er deshalb zu Dravean und streckte die Hände aus.

"Wir hatten doch so viel Spaß zusammen", meinte er mit vor Ironie triefender Stimme, zeigte dann aber mit einem Kopfnicken auf die Szenerie vor ihrer Zelle. "Wie wär's mit noch ein bisschen mehr davon?"

[ In der mittlerweile geöffneten Zelle mit Lucien und Yaris ]
Crewmitglied der Sphinx
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#45
Ein Hauch von Blutvergießen ...
Als plötzlich ein Arm hinter Enrique durch die Gitter langte und den Leutnant gegen die Zellentür zog, ihm die Luft abschnürte, brach auf einen Schlag das Chaos aus. Der Glatzkopf verzog das Gesicht zu einem mordlüsternen Grinsen, seine Zellengenossen stürzten zum Gitter und schlugen gegen das Eisen, packten sich den Offizier, wo sie ihn erreichen konnten und zerrten an seiner Uniform herum. Ein ohrenbetäubender Lärm erhob sich in den Zellen. Wütendes, aggressives Gebrüll erfüllte die Luft auf dem Gefangenendeck. Die Atmosphäre peitschte sich zu roher Gewalt auf. Waffenstahl blitzte im dämmrigen Licht.

Keiner der Soldaten hatte sich im ersten Augenblick rühren können, als de Guzmáns scharfer Befehl durch den Gang schnitt. Lediglich Jackson hatte einen Schritt nach vorn gemacht, um der Aufforderung nach zu kommen. Doch als Talin ihren Dolch zückte und ihm den Leutnant ans Kinn presste, hielten auch die drei vollkommen nüchternen Wachsoldaten im ersten Moment entsetzt inne. Doch sie begriffen schnell, dass sich das Blatt wendete, dass die vier 'Neuen' nicht die waren, die sie zu sein vorgaben. Sie wurden angegriffen!
Jackson und Martínez stürzten los und zogen noch im Laufen ihre Degen. Doch lange bevor sie die Piraten und die beiden Offiziere erreicht hatten, stellte sich ihnen ein hoch gewachsener blonder Mann in Uniform in den Weg und zog seinerseits die Waffe. Aspen.
Martínez, halt die Gefangenen auf!“, brüllte Jackson seinem Kollegen zu und deutete mit einem Kopfnicken auf die Zelle des Auftragskillers und seiner Mithäftlinge. Selbst auf die Entfernung hin erkannten sie, dass die Schwarzhaarige dabei war, sie zu öffnen.
Als Martínez entschlossen nickte, griff Jackson an und das Geräusch von Stahl auf Stahl mischte sich unter die Rufe der Gefangenen. Da er Aspens gesamte Konzentration mit schnell aufeinander folgenden Hieben für sich einforderte, sprang der zweite Soldat an ihnen vorbei und hielt auf Shanaya und die geöffnete Zelle zu. Er legte es darauf an, dass die Piratin zu abgelenkt von ihrem Befreiungsversuch war, um sein Kommen zu bemerken, rechnete jedoch nicht mit ihrer schnellen Reaktion. Mit lautem Scheppern krachte Martínez gegen die plötzlich aufschwingende Zellentür und taumelte zurück, hielt sich die Stirn. Er blieb jedoch auf den Beinen und kämpfte darum, sein Gleichgewicht zurück zu erlangen.

Jones und seine vier betrunkenen Kumpanen standen da wie erstarrt, offenbar von der Geschwindigkeit der aufeinander folgenden Ereignisse völlig überrumpelt. Selbst das erwartungsfrohe Grinsen, das sich bei der Aussicht auf Lohn und Rum zuvor noch auf das ein oder andere rotwangige Gesicht der Trunkenbolde geschlichen hatte, wich nun Entsetzen und Erkenntnis. Mit dem ersten Aufblitzten von Talins Dolch sickerte auch bei ihnen die Gewissheit durch, dass hier irgendetwas ganz und gar nicht stimmte. Liams Aufforderung, dem Leutnant zu helfen, indem sie die Zelle zu dem Glatzkopf öffneten, stieß deshalb auf taube Ohren. Nicht einmal in ihren Vollsuff legten sie die jahrelange Loyalität zur Marine vollkommen ab und wenn die vier 'Neuen' zusammen gehörten, war er der Feind.
Das hieß jedoch nicht, dass sie in ihrem Zustand auch noch bereit waren, sich ins Messer zu werfen. Zwei der Soldaten wichen instinktiv zurück, näher zu der Treppe zum oberen Deck, von der sie gekommen waren. Nur Jones und einer der beiden Männer direkt neben ihm kamen auf die Idee, ihrem Leutnant zu helfen. Beide zogen ihre Degen und stürzten in Talins Richtung, um sowohl sie zu überwältigen, als auch den Glatzkopf umzubringen, der de Guzmán im Schwitzkasten hielt.
Der Dritte, der blieb, hechtete zu Filan hinüber, der nach Kaladars heftigem Tritt nach wie vor auf dem Boden lag und sich in seinem betrunkenen Elend suhlte. „Hoch mit dir, verdammt, und kämpfe, du besoffene Made!“, schnauzte er ihn – selbst nur halb nüchtern – an und zog ihn auf die Beine. Nur wenige Fuß entfernt von Kaladar und Liam.

O'Reily, der letzte der Wachsoldaten am anderen Ende des Ganges wich mit entsetzten Zügen rückwärts bis zur Treppe zurück und stolperte die Stufen hinauf, um Hilfe zu holen und die schlafende Morgenwind zum Kampf zu rufen.



Spielleitung für die Morgenwindgruppe

[Im Gang vor der Zelle von Yaris, Samuel und Lucien]

# Jackson kämpft mit Aspen
# Martínez noch auf den Beinen; bei Shanaya, Yaris, Samuel und Lucien
# Jones und ein weiterer eilen Enrique zu Hilfe
# Filan und ein weiterer unweit von Liam und Skadi
# zwei Betrunkene flüchten zur Treppe bei der Zelle
# O'Riley flüchtet über die zweite Treppe
Crewmitglied der Sphinx
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#46
Lucien stieß mit einem leisen Laut der Belustigung die Luft durch die Nase aus. Die Antwort des Attentäters lockte ein Schmunzeln auf seine Lippen und ließ ihn die lauernde Haltung ein wenig lockern. Nach wie vor lag überlegendes Abschätzen in den klaren, grünen Augen, während er den Gefesselten musterte. Er ahnte ja nicht, wie wenig Mut es den Dunkelhaarigen tatsächlich kostete, diesem Vorschlag nach zu kommen. Er würdigte den Attentäter jedoch keiner Antwort, richtete stattdessen den Blick wieder auf Talin und der kurze Moment der Erheiterung verschwand.
Eben diesen Augenblick nutzte sie, um die Kappe, die ihr Gesicht verbarg, ein Stück zu heben und damit ihre Tarnung zumindest vor seinen beiden Zellengenossen aufzugeben. Es war nicht schwer, ihre Züge und ihre Stimme einer Frau zuzuordnen und sie gab sich auch nicht besonders große Mühe, so zu tun als ob. Über die Antwort, die sie dem Bärtigen entgegen warf, hätte Lucien sich sogar amüsieren können. So und nicht anders kannte er seine kleine Schwester. Wobei ihr 14-jähriges Ich aus seinen Erinnerungen eher zu einer Kastanie (oder einem Stein) denn zu ein paar wohl gewählten Worten gegriffen hätte. Doch da wandte sie sich schon von der Zellentür ab.
In diesem Moment lenkte Talin seine Aufmerksamkeit zum ersten Mal wirklich auf das, was außerhalb seiner Zelle auf dem Gang geschah. Er sah kurz an ihr vorbei, dorthin, wohin auch ihr Blick ging und entdeckte den dunkelhäutigen Leutnant mit dem Rücken zu einer der Zellen – gerade als dieser von hinten gepackt und gegen die Gitter gedrückt wurde. Einer der Gefangenen hielt ihn im Würgegriff und seine Schwester schien diese Gelegenheit für sich nutzen zu wollen. Lucien durchschaute ihren Entschluss in dem Moment, in dem sie vorwärts stürmte und ihn mit seinen beiden ausgesprochen nutzlosen Zellengenossen zurück ließ.

Talin!“, versuchte der Dunkelhaarige, sie zurück zu halten, obwohl er wusste, dass es nichts bringen würde. Sie hatte den Leutnant längst erreicht, zückte ihren Dolch und setzte ihn dem Mann ans Kinn – und trat damit eine Kettenreaktion an Ereignissen los. Der Schein, den sie und ihre Begleiter zunächst aufrecht erhalten wollten, war gebrochen und alle vier gingen zum Angriff über. Es dauerte nur Sekunden, bis auch die Soldaten begriffen, dass sie es nicht mit Ihresgleichen zu tun hatten und ebenfalls ihre Waffen zogen.
Wütend knallte Eisen auf Eisen, als Lucien mit der Faust gegen die Zellentür schlug und den Gitterstäben einen derben Fluch entgegen knurrte, den ohnehin niemand beantworten würde. Das machte es nur nicht viel besser. Nicht einmal dem aufgestauten Frust in ihm konnte er damit Luft machen. Bei allen Welten, wie er es hasste, nichts tun zu können. Nur zuzusehen, wie sie für ihn nun Kopf und Kragen riskierte.
Mit aller Selbstbeherrschung, die er aufbringen konnte, unterdrückte der Dunkelhaarige das Verlangen, an der Zellentür auf und ab zu marschieren, wie ein verdammtes Tier im Käfig, während sein schnell schlagender Puls das Adrenalin durch seinen Körper pumpte. Er versuchte, sich einzureden, dass er im Augenblick ohnehin nicht helfen konnte. Er war sich nicht einmal sicher, ob er einen Degen würde halten können, wenn man ihm einen in die Hand drückte – geschweige denn ihn benutzen. Aber es half nur wenig. Selbst seine Mitgefangenen waren für einen Moment vergessen, während die grünen Augen den Ereignissen auf dem Gang folgten.

Einer von Talins Begleitern, kaum größer als seine Schwester, huschte zu der Blonden hinüber, nahm dem Leutnant den Schlüssel ab und machte sich dann zweifelsfrei auf den Weg zu dieser Zelle. Wenige Herzschläge später stand die kleine Gestalt vor der Eisentür und schob den Schlüssel ins Schloss.
Und da war sie. Zum Greifen nahe. Seine Freiheit.
Ein kurzer, skeptischer Blick galt seiner Befreierin – offensichtlich ebenso weiblich wie Talin. Doch die tausend Fragen, die sich ihm erneut aufdrängten, schob er für's Erste beiseite, als sie ihm mit äußerst passenden Worten den Schlüssel zu warf. Lucien wusste selbst, dass keine Zeit für Erklärungen war. Was jetzt zählte, war Handeln. Eine Bewegung in den Augenwinkeln ließ ihn den Blick von der Schwarzhaarigen lösen und kurz zur Seite schauen, von wo sich zielstrebig ein Soldat näherte. Doch Talins Begleiterin kümmerte sich darum und der 21-Jährige fackelte nicht mehr lange. Die Fesseln ließen genug Spielraum, um den Schlüssel ins Schloss zu bekommen und ihn zu drehen. Mit einem dumpfen Scheppern schlugen die Eisen auf den Holzboden und er nahm sich den Bruchteil einer Sekunde, um sich über die längst blutig verschorften Handgelenke zu reiben.
Dann drehte er sich zu seinen beiden Zellengenossen um.
Amüsanterweise brauchte es schon längst weder Drohung noch Herausforderung, um den Dunkelhaarigen zu überzeugen. Er hatte diese Entscheidung schon lange vorher getroffen. Ihn interessierte nicht, was diese beiden Männer in ihrem Leben einmal verbrochen hatten. Er vertraute ihnen auch nicht. Was ihn interessierte, waren Taten.
In die grünen Augen trat ein Funken seiner altbekannten Kühnheit und ein knappes Lächeln stahl sich auf seine Lippen, als er den Blick auf den Bärtigen richtete und ihm mit einer schwungvollen Bewegung den Schlüssel zu warf. Dann deutete er mit einem Kopfnicken auf den Attentäter.

Mach ihn los und dann sehen wir zu, dass wir verschwinden. Wäre doch wirklich schade, wenn sich unsere Wege hier und jetzt trennen würden, oder?

Dass der dem Bärtigen den Schlüssel zu warf, lag schlicht daran, dass ihm mehr Bewegungsfreiheit zur Verfügung stand. Tatsächlich vertraute Lucien viel eher auf das Ehrgefühl des Attentäters, als auf das des Älteren. Letzten Endes war es ihm jedoch egal, was die beiden aus den Möglichkeiten machten, die sich ihnen jetzt boten. Nur eines stellte er nicht ohne Herausforderung in seinem Blick noch klar:
Ihr schuldet mir was. Mir und meiner Schwester. Vergesst das nicht.

Damit überließ er die beiden Männer sich selbst und wandte sich der Schwarzhaarigen zu. Das Lächeln verschwand indes von seinen Zügen und machte pragmatischer Entschlossenheit Platz, während er sich aus der Zelle und an ihr vorbei in den Gang schob. Sein Blick huschte wie von selbst zu der Treppe, über die die Betrunkenen vorhin gekommen waren und die nun zwei von ihnen eilig wieder erklommen.

Ich hoffe, ihr habt auch einen Plan, wie wir von diesem Schiff herunter kommen sollen...“, raunte er ihr zu und konnte den leicht skeptischen Ton nicht vollständig verbergen.

[Erst an der Zellentür | bei Yaris, Samuel und Shanaya | dann auf dem Gang]
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#47
Hach, diese Aufmerksamkeit, wenn man eine Gefangenenzelle aufschloss, in der drei vermutlich sehr ausgehungerte Kerle saßen. Und das in mehr als einem Sinne. Aber dieser Gedanke ging der jungen Frau nur kurz durch den Kopf, ausnahmsweise konzentrierte sie sich auf etwas anderes. Und wer hätte schon gedacht, dass SIE sich auf den Weg machen würde, um jemanden zu retten? Und sie hatte kein Geheimnis daraus gemacht, dass hier nicht einer der männlichen Vertreter ihrer Art daher spazierte. Was hatte sie auch zu verstecken? So schnell der kurze Moment der Aufmerksamkeit aber auch gekommen war – so schnell verflog er wieder. Und vermutlich hatte er eh mehr dem Schlüssel in ihrer Hand gegolten, der recht schnell auch wieder den Besitzer wechselte. Der Hauch von Skepsis, der in allen drei Mienen gelegen hatte, überging die Schwarzhaarige jedenfalls. Nach wie vor achtete sie kaum auf die anderen beiden.
Erst, als der verwirrte Soldat von der Tür getroffen, zurück wich, wandte Shanaya den blauen Blick herum, wo der erste seine Fesseln gelöst hatte und nach kurzem Wortwechsel den Schlüssel an einen zweiten weiter reichte, während der Dritte schwieg. Sie war gespannt, ob die beiden ihnen folgen würden. Zwei weitere Crewmitglieder, die die Dunkelhaarige in diesem Moment nun selbst skeptisch beäugte. Es sollte ihr nochmal jemand sagen, sie wäre ein schlechter Mensch! Immerhin hatte sie gerade drei Männer befreit, denen sie nicht weiter traute, als sie sie werfen konnte. Was tat man nicht alles, um Versprechen zu halten... Der Soldat, der vor die Tür gelaufen war, fand das ganze sicher nicht so spaßig, aber er schien sich wieder etwas berappelt zu haben, war schon mit ehrgeizigem Blick und erhobenem Degen auf dem Weg zu ihr. Also wandte sie sich wieder herum, zog den Degen ein wenig aus der Scheide. Er schien wütend, viel zu erbost darüber, dass sie ihn auf so unfaire Weise ausgetrickst hatte. Wie konnte sie auch nur? Die junge Frau wartete noch einen Herzschlag, legte eine Hand an den Degen, mit der anderen zog sie sich die Mütze vom Kopf – die im nächsten Moment, als der Soldat auf ihrer Höhe war, schmerzvoll auf der Höhe seiner Augen auf sein Gesicht traf, ohne, dass Shanaya sie los ließ. Sein Degen surrte dabei nah an ihrem Gesicht vorbei, erwischte jedoch nur ein paar Haare. Wieder war der Mann kurzzeitig geblendet, und diese Chance nutzte die Schwarzhaarige dieses Mal zog den Degen und rammte ihn dem Mann durch die Seite, als er sich wieder zu ihr drehen wollte. Nicht schnell genug, auch wenn ihr Hieb nicht tödlich war, der Soldat ging mit einem Schnauben in die Knie, versuchte sie nur unbeholfen von sich weg zu schlagen. Von ihrem Sieg überzeugt zog die junge Frau die Waffe also zurück, lächelte nur über das schmerzvolle Aufjaulen des Mannes. Soldaten waren wirklich echte Männer! Die Mütze in der einen, den Degen noch in der anderen richtete Shanaya sich also wieder an die drei Insassen, wo langsam Leben in die Zelle kam. Sie trat einen Schritt auf die geöffnete Tür zu, behielt dabei aber auch den zu Boden gegangenen Soldaten im Blick. Wo er wohl hin kriechen wollte?
Ihre Aufmerksamkeit wurde jedenfalls erst wieder herum gelenkt, als sich jemand direkt an sie wandte, und Lucien im nächsten Moment an ihr vorbei auf den Gang trat. Der helle Blick huschte kurz zurück in die Zelle, musterte die beiden anderen Männer, ehe sie sich mit amüsierter Miene und einem optimistischen Lächeln an den Mann mit Bart wandte.

Das hier war eigentlich anders geplant...“ Ihr Blick huschte zu den Anderen Kämpfenden. „Aber wie du siehst, sind deine Retter Meister im Improvisieren. Bevor du dich versiehst, sind wir hier runter.“

In ihrer Stimme schwang absolute Sicherheit mit, als gäbe es keinerlei Zweifel daran, dass sie nicht innerhalb der nächsten Minuten im kühlen Wasser und von Greo heraus gefischt werden würden. Mit einem weiteren, kurzen Lächeln zu Lucien drehte sie sich halb um, auch die anderen beiden im Blick.

Wer von euch kann noch eine Waffe halten? Da ist eine frei geworden.“

Sie nickte in die Richtung des Soldaten, der noch nicht weit gekrochen war, sich eine Hand auf die blutende Wunde drückte. Auch wenn sie diesen Kerlen misstraute, sie konnten schlecht drei Unbewaffnete gegen eine ganze Marinemannschaft verteidigen. Das durften sie schön selbst tun.

[Vor der Zelle | Lucien, Yaris & Samuel]
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#48
Aus seinem Versuch, die übrigen noch ein wenig aufzuhetzen, hatte er sich ohnehin nicht viel versprochen. Aber Liam wäre nicht Liam gewesen, wenn er sich diesen Spaß in dieser angespannten und bedrohlichen Situation hätte verkneifen können. Liam wäre ebenfalls nicht Liam gewesen, wenn er dabei nicht auch ein wenig vernachlässigt hätte, worum es sich eigentlich zu kümmern galt. Zugegeben – er hatte eigentlich kaum mit großer Gegenwehr gerechnet. Nicht zuletzt, weil sich auch ihr Einbruch ins Hafengebäude als eher einfach herausgestellt hatte. Und das sagte immerhin der, der dabei eine Streifwunde davon getragen hatte, die ihn genauso gut auch hätte umbringen können. Als sich Kaladar in seinem Griff zu winden begann, blinzelte er verdutzt zu ihm hinunter und zog den Arm etwas fester an. Als aber auch das den Soldaten nicht zum Stillhalten bewegen konnte, sondern eher zu einer recht gewagten Aussage verleitete, seufzte er innerlich und festigte den Griff um den Knauf seines Dolches. Immerhin hatte er ihn vorgewarnt. Noch bevor er sich selbst allerdings von der Idee überzeugt hatte, jetzt einfach kurzen Prozess zu machen (was eindeutig die schlauere Wahl gewesen wäre), war er auf der anderen Seite durchaus gespannt auf das, was auf seine Worte folgen würde. Bloß heiße Luft, wie es immer war? Oder hatte der Kleinere vielleicht wirklich etwas drauf? Liam war schlichtweg nicht der vorsichtigste. Deswegen auch nahm er die Betrunkenen noch immer nicht für voll (haha, im Kampf jedenfalls nicht) und war sich ihrer Überzahl ziemlich sicher. Spätestens, wenn Shanaya und Talin die Zelle geöffnet hätten. Dann würde sich das Ganze wohl ohnehin von selbst regeln. Die Gefangenen hatten sich bestimmt für einiges zu rächen.

Damit also ließ er den Griff um Kaladar zwar nicht lockerer, sah aber davon ab, ihm die Klinge des Dolches noch tiefer in den Hals zu drücken – das übernahm er selbst schon ziemlich gut bei seinem Versuch, sich zu befreien. Ein kleines Handgelange entstand, bei dem Liam versuchte, sich den Spaß nicht direkt zu vermasseln, in dem ihm der Dolch doch ausrutschte – bis es letztendlich aber auch für ihn ernst wurde. Der Soldat schaffte es, seinem Griff zu entkommen, schob sich an ihm vorbei und kaum hatte er sich versehen, hatte er auch schon einen kräftigen Schlag ins Gemächt einzustecken. Seine Lungen pressten die Luft zwischen zusammengebissenen Zähnen nach außen, während sich der Lockenkopf getroffen zusammenkauerte. DAS war eindeutig unfair gewesen. Einen Moment später fand er sich auch schon auf dem Boden wieder. Und das musste er ihm lassen – mit unfairen Mitteln konnte er umgehen. Aber was hatte er auch von einem Soldaten der Marine erwartet? Liam lag leicht seitlich, verlagerte sein Gewicht mit einem angewinkelten Bein und presste noch immer die Lippen fest aufeinander, während sich der Schmerz weiter durch seine Lenden zog. Seine Hand klammerte sich um den Dolch, der dank seiner unglücklichen Position im Augenblick allerdings eher nutzlos war. In Wahrheit sah er seine missliche Lage gerade aber als geringeres Problem als das Pochen seiner Lendengegend. Als sich Kaladar schließlich zu seinem Ohr hin beugte, fixierte er die feinen Gesichtszüge aus den Augenwinkeln. Ach, er wollte das Spiel umdrehen? Na, das hatte er sich so gedacht. Ohne Vorwarnung nutzte Liam den wenigen Platz, der ihm blieb, um die wenigen Zentimeter auszuholen und dem siegessicheren Soldaten über ihm eine Kopfnuss zu verpassen, die sich gewaschen hatte. Und tatsächlich – die Überraschung reichte, damit er sich unter ihm heraus auf den Rücken rollen konnte, wo er sich abermals kurz in seinen Schmerzen suhlte, bis er sich auf die Beine kämpfte. Sein Schädel brummte wohl ebenso sehr wie es der des Soldaten tun musste, der ihnen eben noch so großzügig seine Hilfe angeboten hatte. Doch bevor er sich wieder seinem Gegner widmen konnte, war erst ein Ausfallschritt gefragt, der zumindest alles wieder in die richtige Position rückte. Das war ausnahmslos eine Frauenmasche gewesen. Und eigentlich war keine Rache groß genug, um diesen hinterlistigen Angriff auszugleichen.

Um sie herum war das Chaos ausgebrochen. Die Gefangenen grölten und pöbelten. Lange hatten sie nicht mehr Zeit, sie mussten sich beeilen, wenn sie von diesem Schiff herunterkommen wollten. Das war selbst dem Chaoten wohl bewusst. Trotzdem trat er langsam an seinen Sparringspartner heran. Groß verwunderlich wäre es nicht gewesen, wenn ihm die Worte, die er ihm eben noch ins Ohr geflüstert hatte, gänzlich entgangen wären, doch zu Liams eigener Überraschung klingelten sie noch immer in seinem Köpfchen nach.

„Wenn du uns helfen willst, hier rauszukommen, dann mach dich nützlich, Mädchen. Ansonsten verfüttere ich dich vielleicht wie deinen Offizier an die hungrige Meute.“

Oh, bewies er da nicht gerade wieder einen 1A-Piraten? Er war ein unheimlich großes Talent darin, andere zu beleidigen. Denn auch, wenn ihn eine Vorahnung beschlichen hatte, wusste er damit nicht so recht umzugehen. 'Mädchen' bezog sich dabei mehr auf die unheimlich feminine Art und Weise, wie er ihn ausgeschaltet hatte. Für einen kurzen Moment hielt er dem auf dem Boden liegenden Soldaten die freie Hand entgegen, als wolle er damit ihre Abmachung besiegeln – unter den wachsamen Augen Sinecas jedenfalls, die sich noch immer auf etwa doppelte Größe aufgebauscht hatte und fauchend die spitzen Zähne zeigte, während sie kurz den Kopf am Bein des Piraten rieb. Lange blieb Kaladar nicht Zeit, sich zu entscheiden, da begab sich der Lockenkopf schon wieder in Angriffsbereitschaft, um den torkelnden Angriff der beiden Betrunkenen entgegenzunehmen, die auf sie zuwankten. Die Ginsterkatze hatte sich mit zwei gezielten Sprüngen an seinen Kleidern emporgearbeitet, um dem ersten von ihnen mit gespreizten Pränkchen entgegezuhüpfen.


{rangelt mit Skadi und schafft es, sich zu befreien | bietet ihr dennoch an, ihnen zu helfen }
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#49
Er hatte sich abgestoßen, sah den kleinen Blondschopf hinter den anderen kurz in die Knie gehen - wohl um die Kiste abzustellen, um dann ein paar Worte mit den Gefangenen zu wechseln, das Scottsdale finster lächelte, Zaedyn die Augenbrauen zusammenzog, war bereits gedanklich dabei Filan Willard zu packen und Jackson in die Hände zu drücken, da wurde er zurückgerissen und prallte abermals schmerzhaft gegen die Zellengitter.
Enrique versuchte noch dem Arm zu entgehen, indem er sich fallen ließ, doch der Stärke Rawats hatte er mit diesem Manöver nicht wirklich etwas entgegenzusetzen, er sorgte lediglich dafür, dass der Pirat nachgreifen musste ehe sich ein starker Arm unerbittlich um den Hals des Leutnants legte und zudrückte.
Fluchend und wütend auf sich selbst packte er mit der Rechten den Oberarm und stemmte sein Kinn in die Armbeuge um dem Würgegriff zu kontern, doch der Mann hinter ihm war ein erfahrener Schläger, ließ ihn etwas frei kommen, packte mit einer Pranke Enriques Schädel und riß zuerst den und dann de Guzmán ganz zurück.
Dem Dunkelhäutigen blieb nichts anderes übrig als tief Luft zu holen ehe sich Muskeln hart gegen seine Kehle drückten.

"Vergiss es Jeiticacu', du gehörst jetzt mir", knurrte Taran Rawat dem Offizier ins Ohr, der sich wütend aufbäumte und versuchte seinen Säbel zu ziehen aber durch weitere Hände daran gehindert wurde und sich auch nicht dem Piraten entziehen konnte.

Derweil schienen der Lockenkopf und der kleine Blonde ihn gleichzeitig anzuvisieren und zu überlegen, ob sie sich noch um ihn kümmern müssten. Der Blonde, galt das Talin ihm?, kam seinem Kumpanen zuvor und eilte die wenigen Schritte, die es brauchte zu ihm. Was würde der Blonde tun? Sein wahres Gesicht zeigen oder die Gelegenheit nutzen um ihn gewogen zu stimmen und helfen?

Sie entschied sich für ersteres und zwar im doppelten Sinne, sah sie ihn doch offen an und ließ ihn die Spitze ihres Dolches spüren, worauf der andere in Richtung der Zelle nickte und sich Kaladar zuwandte, der bereits wieder auf die Füße kam. Mehr Aufmerksamkeit schenkte er den Beiden jedoch nicht, der Sergeant würde sich zu wehren wissen, sondern konzentrierte sich wieder auf die Kleine und brachte die freie Rechte erneut zum Arm des Piraten. Bald würde er Luft holen müssen. Fast hätte er trotzdem gelacht, denn damit wurde ihm schlagartig klar, was ihn die ganze Zeit auch am Schwarzhaarigen gestört hatte und er sollte es wenig später bestätigt bekommen.

„'Tschuldigung, Sir. Aber Befehl ist Befehl, nicht wahr?“ Ihr überraschend sanfter, neutraler Ton, ihre Selbstsicherheit und ihre spitzbübisches Lächeln am Ende ihrer ironischen Frage änderten das Bild, was er von ihr hatte drastisch. Charmant. Äußerst charmant. Langsam schob er die Hand soweit Richtung Säbelgriff, dass der Schlüssel frei lag, ohne das Rawats freiwillige Helfer der Waffe habhaft werden konnten.

Der Leutnant spürte, dass nicht nur sie nach dem Schlüssel griff und wie sie ihre Hand aus der des Gefangenen wand, nur um das Schlüsselbund gleich darauf von der Schwarzhaarigen abgenommen und eine ebenfalls ironische Anweisung zu bekommen, während die Stimmen des Mannes, der mit Sicherheit nicht Deggeroy hieß einen äußerst sarkastischen Vorschlag machte, der im Lärm, den die Gefangenen veranstalteten und einige der Schläfer direkt über ihnen wecken musste, unterging. Einen Moment war die Blonde Befreierin abgelenkt. Wütende Proteste drangen aus der Zelle hinter dem Leutnant als sich Shanaya abwand und auf die Zelle Draveans zuhielt. Dabei vergaßen alle Insassen außer dem Piraten de Guzmán festzuhalten und der Offizier nutzte die Gelegenheit.

"Bedauerlich, nicht wahr?", presste er hervor, hob unauffällig die Linke und löste seine Waffenhand, um sie der Blonden sanft, fast schon zärtlich um die ihre zu legen - dann packte er sie mit festem Griff, zwang sie und das Messer darin jäh herum und zog die Klinge mit voller Kraft durch den Arm des Piraten. Taran brüllte auf, Enrique verdrehte ihm mit der anderen Hand den selbigen und tauchte darunter weg, während er begierig den Atem einsog und die Blonde mit dem Unterarm von sich stieß aber nicht los ließ.

"Sie sollten wirklich nicht mit Messern spielen Jovencita Talin", schoß er einfach mal ins Blaue, sollte der Name nicht zu ihr gehören wüsste er zumindest, wie er die Schwarzhaarige anzureden hatte, "sie könnten jemanden damit verletzen. Und das wollen sie doch nicht oder?", mahnte er so ruhig er unter Atemnot konnte mit einem ebenfalls amüsiert-ironischen Lächeln.

Jones schickte sich an Talin zu greifen, aber Enrique fuhr ihn an:

"Die gehört mir!"

Mit einer hebelnden Bewegung drehte er sie und nutzte den Schwung, den er ihr vorhin verpasst hatte um sie mit dem Rücken gegen sich taumeln zu lassen und die Messerhand auf ihrem Rücken Richtung Schulterblätter zu heben. Nebenbei registrierte er was bei Draveans Zelle und auch sonst auf dem Gang passierte und seine Gedanken spielten rasend schnell seine Möglichkeiten durch. Seine linke Hand packte ihr Kinn um ihren Kopf nach hinten und ihr Gesicht zu sich zu bewegen. Sie wehrte sich aber er brauchte nur einen Moment um sich für die nächsten Schritte zu entscheiden und ihr etwas ins Ohr zu flüstern:

"Seht zu dass ihr jetzt Land gewinnt! Ich habe keine Lust unnötig viele meiner Männer zu verlieren."

Dann lockerte er seinen Griff und brüllte Befehle. Hätte er sie richtig gegeben, hätte er Tourville nach oben und Alvarez zu sich beordert, Jackson und Harknes nicht gestört, Martínez gewarnt und den Rest angefeuert. Damit hätte er sie zu einer Einheit zusammengeschweißt, hätte ihnen eine Richtung gegeben und ihre Kampfkraft verstärkt. So aber müsste er den Befreiern Tür und Tor öffnen. Denn seine Anweisungen fielen anders aus, und jenen unter seinen Leuten, denen es hätte auffallen können waren viel zu sehr beschäftigt:

"Tourville, Alvarez, halten sie die Gefangenen auf! Harknes, alarmieren sie den Kapitän! O'Reily?! O'Reily, kommen sie her! Verdammt, Jackson, wo ist O'Reily?!"

Dass er damit die beiden Flüchtenden an der Treppe zurückbeorderte, den, der Willard versuchte auf die Füße zu bringen, nach oben schickte und Jackson ablenkte war volle Absicht und würde das Chaos nur noch mehr verstärken...

{ Zellentrackt | nur einen Schritt vor der Zelle des Hünen Taran "Großkopf" Rawat | gegenüber der offenen Zelle |
| erst in Tarans Griff, dann im Zweikampf mit Talin |
| mitten unter Skadi, Jackson, Martínez, den 6 Betrunkenen und den anderen drei Piraten | Vielleicht noch in Hörweite O'Reilys }
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#50
Es war wohl eine Berufskrankheit, denn Yaris hatte ein Auge auf das Geschehen vor der Zelle gerichtet. Immer musste der Attentäter wissen, was in seiner Umgebung abging und ob akute Gefahr im Anmarsch war. Sie war zwar nicht direkt im Anmarsch, jedoch dennoch sehr akut. Vor der Zelle tobte der Kampf in einem schieren Chaos. Der Leutnant im Schwitzkasten und zusätzlich noch eine Klinge an der Kehle, der blonde Riese im Zweikampf mit einem der Soldaten, der Kleinere vom zweiten Offizier aufs Kreuz gelegt und gerade den Spieß wieder umdrehte, die kleine Schwarzhaarige war ebenfalls beschäftig und spätestens jetzt war auch der letzte Gefangene auf den Beinen und rüttelte an den Gittern.
Mit dem anderen Auge verfolgte er seinen jungen Zellengenossen. Klirrend fielen seine Fesseln zu Boden. Der Augenblick der Wahrheit. Würde er oder würde er nicht? Es lag noch immer kein Vertrauen in den grünen Augen, als er sich umdrehte. Doch Yaris erkannte den einen Funken darin, der ihm seine Frage unmissverständlich beantwortete, noch bevor dieser den Schlüssel mit der Anweisung ihn loszumachen weiterreichte. Nun wanderte sein Blick schweigend weiter zu dem Bärtigen, während der Jüngling sich an ihm vorbeischob. Dabei vernahm er die Worte der Schwarzhaarigen und sein Blick auf den Bärtigen war eindeutig eine stille Aufforderung seine Fesseln endlich zu lösen. Damit er tun konnte, was er am besten konnte. Um sie noch zu unterstreichen, wandte der Attentäter sich ein Stück um und nickte mit einem harschen Ruck seiner dunklen Locken auf das Eisen an seinen Gelenken. Yaris gestattete dem Alten nicht einmal, seine Fesseln vorher zu lösen. Es war taktische Vorgehensweise. Denn seine Kampfkraft wäre von größerem Nutzen da draußen – wenn sein Zustand zwar nicht förderlich sein würde, seine Erfahrung wäre es Was bitte hätte der Bärtige in die Waagschale zu werfen, was an das heranreichen konnte? Yaris bezweifelte das es etwas gäbe. Nur dachte sein älterer Zellengenosse da wohl ein klein wenig anders. Klirrend fielen die Ketten zu Boden. Der Blick, der seinem begegnete konnte man nur als Absage deuten. In diesem Blick lag die Unsicherheit. Der Kampf in seinem Inneren, ob er sollte oder nicht. Der Bärtige zögerte. Der Attentäter verengte die Lider und sandte damit eine stumme Drohung aus. Es wäre eindeutig gesünder für den Alten, es nicht darauf anzulegen und einen Mann wie den Attentäter herauszufordern. Kalte Entschlossenheit stand in den tiefgrünen Augen, die wie Eis zu splittern schienen. Yaris war ein Mörder. Unzählige Leben hatte er ohne mit der Wimper zu zucken genommen und schlief des Nachts dennoch sehr gut. Yaris würde nicht zögern, dem Mann die verdammten Schlüssel aus seinen kalten, toten Händen zu entwenden und sich selbst zu befreien.
Doch anstatt die Warnung ernst zu nehmen, wollte sich der Mann tatsächlich an ihm vorbeischieben und mit dem Schlüssel unverrichteter Dinge die Zelle verlassen. Dumme Entscheidung. Dumm und sehr falsch. Auch wenn der Mann ihn genau im Auge behielt, er hatte keine Chance. Trotz Verletzungen. Yaris war schnell. Zapfte binnen von Sekunden verborgene Reserven an. Er ging in die Hocke und holte den Alten mit einem gezielten Tritt in die Beine schmerzhaft auf den Boden der Tatsachen zurück. Noch während dem Mann durch den Aufprall die Luft aus den Lungen wich, setzte er nach. Schnellte herum und versetzte ihm mit der Ferse einen heftigen Schlag gegen die Schulter. Wirbelte herum, schlang ihm die Beine um den Hals und drückte die Schenkel unerbittlich um seinen Hals zusammen. Alles in nur einem Atemzug und ganz ohne die Arme zu nutzen, die auf seinem Rücken gefesselt waren. Yaris ignorierte das heiße Brennen auf seinem Rücken, wo verkrustete Wunden durch die heftige Beanspruchung erneut aufgerissen waren, genauso wie die warmen Rinnsale, die daraus hervortraten.
“Öffne … die verdammten … Fesseln … oder ich werde … dein Henker sein …“, keuchte er angestrengt und sein Blick verschwamm immer wieder. Doch der Druck seiner Schenkel wurde nur noch umso fester. Unerbittlich schnürte er dem Alten die Luft ab und sollte er sich nicht bald dazu durchringen, die Eisen zu lösen, würde sein Spatzenhirn sich schneller abschalten, als er überhaupt die Entscheidung treffen konnte, sich mit einem Attentäter anzulegen.

Als auch seine Fesseln endlich fielen, zögerte Yaris nicht und verschwendete auch keine Zeit, sich mit seinem Zellengenossen aufzuhalten oder sich mit seinen gezeichneten Handgelenken zu befassen. Seine steifen Muskeln rebellierten. Sein Kopf strafte die abrupten Bewegungen mit neu auflodernden Schmerzen, die während der Ruhe zu einer glimmenden Glut abgeebbt waren. Der Schlag mit der Pistole des Leutnants hatte sein Hirn ganz schön durcheinandergeworfen. Der Bluterguss an seiner Schläfe tief violett. Doch Yaris verbannte das alles in die hinterste Ecke seines Bewusstseins.
Ohne ein Wort oder der kleinen Schwarzhaarigen einen Blick zuzuwerfen, umrundete er diese, kniete sich neben den Soldaten, der sich am Boden wand. Sein Bluttränkte die schmutzigen Dielen, obwohl er sich die Wunde krampfhaft abzudrücken versuchte. Sein röchelnder Atem kam stoßweise und im spärlichen Licht der wenigen Lampen, erkannte er die Erkenntnis in seinen Augen. Er wusste was sein rasselnder Atem Yaris verriet. Die Verletzung war nicht sofort tödlich gewesen. Doch nun füllte sich seine Lunge mit Blut. Der Mann würde jämmerlich an seinem eigenen Blut ersticken. Wortlos nahm Yaris den Degen aus der Hand, den der Soldat völlig Freiwillig losließ – mit einem ganz bestimmten Flehen in seinen dunklen Augen. Der Attentäter verstand es. Eine wortlose Kommunikation und Verstehen zwischen zwei Todfeinden. Doch im Moment des Todes waren sie alle gleich, wie Katzen in der Nacht alle grau waren. Ein leichtes Nicken und obwohl um sie herum heftig gekämpft wurde, legte er dem Mann die Hand auf die Schulter und drückte sie licht, während der Attentäter die Spitze des Degens auf die Brust des Mannes setzte. Dieser schloss die Augen und mit einem kurzen Ruck stieß Yaris die Klinge zwischen die Rippen.
Eine Sekunde verstrich. Sie waren Feinde im Leben gewesen. Doch gestorben war dieser Mann mit dem Blick auf seinen Erlöser. Als Attentäter nahm Yaris nicht nur Leben, weil es sein Auftrag war. Hin und wieder – wenn auch selten – war der Tod auch eine Erlösung für den Sterbenden. Und manchmal wussten wenige es auch zu schätzen und starben mit einem Lächeln auf den Lippen. Genau wie dieser Mann.

Noch einmal atmete Yaris tief durch und erhob sich, während der Degen gleichzeitig aus dem toten Körper herausglitt. Ein schneller Blick, mit dem sich der Attentäter einen Überblick über die Lage verschaffte. Der Leutnant hatte sich befreit. Der zweite Offizier … dem der kleinere Kerl der Angreifer einladend die Hand entgegenstreckte, als wolle der einen Pakt abschließen mit dem Feind. Aber ganz ehrlich? Bei diesem Haufen verwunderte ihn gar nichts mehr. Der Hüne kämpfte noch immer verbissen und der Leutnant bellte seine Befehle. Den Sinn dahinter verstand ein nicht Eingeweihter wohl kaum. Auch die Soldaten nicht, auch wenn sie dem Folge leistete. Yaris hingegen wusste, was Sache war. Die Möglichkeit zur Flucht. Er räumte sie ihnen damit ein.
Einer der Soldaten polterte wieder die Treppe herunter, ein anderer rannte sie rauf. Yaris zögerte nicht und setzte ihm nach. In Anbetracht seines Zustandes ziemlich schnell. Genauso agil duckte er sich um einem Irrläufer mit dem Degen von dem blonden Riesen hinweg. Man konnte kaum glauben, dass er Gefangener auf diesem Schiff gewesen sein sollte. Doch Yaris hatte gut auf seine Reserven aufgepasst, für alle Eventualitäten. Der Vorsteher des Gefängnisses hatte ihm alles abverlangt. In seinem Versuch, den Attentäter zu brechen, hatte er ihn an die Grenzen getrieben. Doch seine Reserven hatte Yaris geweigert anzuzapfen. Jetzt waren sie Gold wert. Sein Körper wollte rebellieren, seine Muskeln und sein Kopf und sein Rücken brannten vor Schmerz, doch Yaris zwang sie alle zu funktionieren. Zwang sich im Sprint die Treppen hinauf. Hinter dem Soldaten her, der den obersten Treppenabsatz bereits erreicht hatte und zur Alarmglocke sprinten wollte, um die Morgenwind aus ihrem Schlaf zu reißen, genau wie die beiden Begleitschiffe zu warnen. Doch soweit würde es Yaris nicht kommen lassen. Auf dem Kanonendeck nutze er einen Stapel abgedeckter Kisten als Sprungbrett für die Abkürzung, erwischte den Soldaten. Mit der Kraft, die ihm dieser Sprung verlieh, stieß der Attentäter dem Soldaten den Degen in den Nacken und durchtrennte das Rückenmark an der kritischsten Stelle. Lediglich sein Aufkommen war dumpf auf dem Deck zu hören. Den erschlafften Körper hatte Yaris auffangen können. Dennoch, lauschend schaute sich der Attentäter um und wartete gespannt, ob eine Patrouille zu nahe gewesen war und ihn gehört hatte. Doch blieb still.
Aber Verschnaufen oder Ausruhen war nicht. Yaris schleifte den Toten hinter eine der Kanon und weit genug aus dem direkten Sichtfeld, wo er ihn zurückließ, um selbst in den Zellentrackt zurückzukehren. Trotzdem, es würde nicht mehr so lange dauern, bis der Lärm die restliche Besatzung weckte und alarmierte.

Am Fuße der Treppe erwischte er einen der Angreifer, der mit einem Soldaten beschäftigt war. Die kleine Blonde. Auch wenn sie vielleicht keine Hilfe brauchte oder wollte, mischte er sich in den Kampf an.
“Wir sollten verschwinden. Lange bleibt der Lärm da oben nicht mehr verborgen.“, zischte er ihr bei der ersten sich bietenden Gelegenheit zu.

{zunächst in der Zelle, dann mitten im Kampf, zwischendrin auf dem Kanonendecke, dann bei Talin}


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