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Kapitel 3 - Freiheit oder Tod
Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Jul 2017
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#91
Es gab sie tatsächlich. Diese Momente, in denen du dein Leben überdenkst und dich fragst, ob die Richtungen, die du eingeschlagen hast, wirklich die richtigen waren. Ob du dich an bestimmten Punkten hättest anders entscheiden müssen, andere Wege gehen sollen, um nicht dort zu enden, wo du gerade bist. Farley hatte bisher nie Reue verspürt für irgendeine seiner Entscheidungen. In einer Zelle im Schiffsbauch eines Gefangenentransportes zu sitzen und eben diese Zelle mit zwei Halunken teilen zu müssen, die schlimmer stanken als all der gammlige Fisch in den Häfen der acht Welten zusammen, hatte ihn allerdings doch nachdenklich gemacht. Nicht, dass er über das Weglaufen von Zuhause, die Heelerei, die kleinen Gaunereien oder die Diebstähle nachdachte. Nicht doch, das wäre nahezu lächerlich gewesen. Er liebte seinen Beruf, wenn man das, was er tat so nennen wollte. Nein, Farley spielte mit dem Rücken an die Zellenwand gelehnt und so weit von seinen Zellengenossen wegsitzend wie möglich, nur immer wieder jede Minute seines letzten Coups in Gedanken durch. Wie hatte es nur dazu kommen können, dass er erwischt wurde? Natürlich war ihm in den Sinn gekommen, dass er verraten worden war. Aber es war im Allgemeinen eher nicht sein Stil anderen die Schuld in die Schuhe zu schieben. Er suchte sie lieber bei sich. Wenn er sich darum sorgen musste, dass andere ihn womöglich verrieten, hätte das noch seine wichtigste Regel ins Wanken gebracht. Traue  niemandem, außer dir selbst. Und gehe schon ja keine engen Beziehungen mit jemandem außer dir selbst ein. Das brachte nur Scherereien. Da alle seine Kontakte eher oberflächlicher Art waren, kam ihm auch niemand so richtig in den Sinn – außer eben sich selbst – der die Aktion hätte verbockt haben können. Doch der Fehler, den er gemacht hatte und der letztlich dazu führte, dass er statt einen erfolgreichen Rumschmuggel abzuschließen und einigen Goldmünzen mehr in seiner Tasche zu haben, die Eisen angelegt bekam, wollte sich einfach nicht entdecken lassen. Sinnlos, wie lange er auch darauf in seinen Gedanken herumnagte. Der junge Mann unterdrückte ein Seufzen und schloss die Augen. Nach Schlafen war ihm nicht zumute. Er mochte die Seefahrt und er hatte nichts gegen Schiffe. Allerdings war der Geruch unter Deck nicht der beste. Mehrere Tage ohne frische Luft, ohne die Aussicht aufs Meer und eingesperrt mit zwei Widerlingen, die vom Wort Körperhygiene scheinbar in ihrem ganzen Leben noch nie etwas gehört hatten, waren nicht unbedingt die Voraussetzungen, unter denen man die Augen schloss und im nächsten Moment schlummerte wie ein Kleinkind. Zumal er, wenn er schlief, keineswegs darüber nachdenken konnte, wie er aus dieser vermaledeiten Zelle entkommen konnte. Farley hatte keine große Lust in irgendein Gefängnis zu wandern und womöglich eines seiner Körperteile zu verlieren. Der Gedanke allein war unappetitlich.

Allerdings schien er nicht der einzige zu sein, der so empfand. Auch wenn er zugeben musste, dass das, was sich in den nächsten Minuten abspielte, eher... ungewöhnlich war. Alles war recht schnell gegangen. Die Matrosen hatten ihre Verladearbeiten beendet, zwei dieser höherrangigen Tiere waren nach unten gekommen und plötzlich waren vier weitere Gestalten aufgetaucht, die einen der Gefangenen abholen wollten. Es war nicht schwer gewesen, die Geschehnisse aus dem Schatten der Zelle heraus zu beobachten, ohne sich zu deutlich bemerkbar zu machen. Sicher hatte er nicht jedes Wort mitbekommen, aber so wie die Ereignisse sich entwickelten, war das doch recht eindeutig ein Befreiungsversuch – der darin endete, dass ein riesiger Tumult im Zellentrakt entstand und sich eine Tür nach der anderen langsam öffnete. Farley hatte darauf verzichtet sich wie die anderen Idioten in die Zellentür zu hängen, die Arme hinauszustrecken und darum zu betteln, ebenfalls freigelassen zu werden. Seiner begrenzten Erfahrung nach hatte das so viel Erfolg wie einen Fisch darum zu bitten in die heiße Bratpfanne hüpfen zu wollen. Nein, Farley konnte geduldig sein, wenn er es wollte und sein musste. Denn Geduld zahlte sich meist aus. Während seine Mitgefangenen noch immer zwischen den Gittern hingen, erhob sich der Braunhaarige langsam und schob sich naserümpfend hinter sie, um den Rest des Geschehens beobachten zu können. Die beiden hohen Matrosentiere, die die untergebenen Seemänner gefühlt alle zwei Minuten anbrüllten... schlugen sie sich auf die Seite der Befreier? Die Lage wurde unübersichtlich, aber Farley glaubte zu sehen, wie einige der vier zuerst aufgetauchten Gestalten unter Deck verschwanden. Ihm schwante nichts Gutes, die führten doch etwas im Schilde. Noch weniger als in einem Gefängnis zu verrotten wollte Farley im Zellentrakt eines Schiffes sterben. Und diese Befreiungsaktion roch danach, dass noch etwas Großes passieren würde. Der Tumult über ihnen war nicht zu überhören. Befehle wurden gebrüllt, was genau konnte er nicht sagen, da der Lärmpegel im Zellentrakt zu einem ohrenbetäubenden Geschrei angewachsen war. Scheinbar hatten alle Taugenichtse, die bis vor wenigen Stunden noch friedlich in ihren vergitterten Kajüten gesessen hatte, ihre Stimmen wiedergefunden. Verfluchtes Pack. Doch das Glück schien ausnahmsweise auf seiner Seite zu sein, denn auf wundersame Weise schienen die beiden, mit denen er eine Zelle teilte, zu irgendeiner besonderen Gruppe von Idioten zu gehören. Denn nur kurze Zeit später sprang die Tür zu ihrer Zelle auf. Die beiden vor ihm stürmten hinaus und um den zurückgelassenen Farley kümmerte sich niemand.

Der junge Dieb wartete einige Sekunden ab und schaute sich um, bevor er die Zelle verließ. Kurz überlegte er, ob er sich eine Waffe besorgen sollte. Bei der Durchsuchung hatte man ihm alle größeren Verteidigungsgeräte abgenommen. Er benutzte sie so gut wie nie, aber ein gutes und überzeugendes Argument in der Hand zu halten war nie verkehrt. Allerdings hatte man das kleine Messer in seinem Stiefel übersehen. Amateure. Nun ja, ihm sollte es reicht sein – und es sollte ihm zunächst genügen, um sich im Notfall verteidigen zu können. Die anderen Gefangenen interessierten Farley nicht. Sollten sie die Soldaten verprügeln, abstechen oder was auch immer mit ihnen tun – oder sich selbst die Köpfe einhauen. Nein, er interessierte sich für die Gruppe, die so unvermittelt im Zellentrakt aufgetaucht war und erst der Grund für all dieses Durcheinander war. Es war nicht ganz leicht in dem Tumult aus befreiten Gefangenen den Überblick zu behalten. Nach einigem Suchen aber entdeckte er die Gesuchten und sah sie gerade noch, wie sie in Richtung Kanonendeck verschwanden. Farley fackelte nicht lange, schlängelte sich geschickt zwischen stinkenden und einem offenbar toten Körper vorbei und folgte den anderen die Treppe hinauf. Im Gegensatz zu den anderen, die das seltsame Gebilde von einem Wachsoldat und mehreren Gefangenen abgaben (die konnten wirklich von Glück reden, dass die Soldaten so dumm waren ihnen dieses Schauspiel abzunehmen), hatte der junge Mann allerdings keine Tarnung. Farley blieb also nichts anderes übrig als sich so normal und schuldlos wie möglich zu verhalten. Er sah nicht so unflätig und abgeranzt aus wie ein Großteil der anderen Gefangen. Selbst mit seinem nicht mehr sonderlich sauberen weißen Hemd und seinen Stiefeln hätte er fast einer der Seemänner sein können, der gerade erst wach geworden und auf der Suche nach seiner Uniform war. Zielstrebigen Schrittes folgte er also den anderen. Er zog einige misstrauische Blicke auf sich, die er mit einem festen Nicken gen Oberdeck beantwortete. Aber im Allgemeinen dauerte es nicht lange, bis die Soldaten sich wieder hektisch anderen Dingen zu wandten – woanders wurde ihre Anwesenheit wohl dringender gebraucht und kaum jemand hatte Zeit sich um einen einsam herumlaufenden jungen Mann zu kümmern.

Auch wenn sich der Weg als unkomplizierter erwiesen hatte, als zunächst befürchtet, atmete Farley auf als er die Gruppe hinter einer Tür verschwinden sah, die scheinbar zu einer Kajüte gehörte. Er stürmte nicht gleich mit der Tür ins Haus, sondern lehnte sich zunächst daneben mit dem Rücken an die Wand, ließ den Kopf für einen Moment rückwärts gegen das Holz sinken. Eine Sekunde lang erlaubte er sich sogar die Augen zu schließen und zu lauschen. Es war schwer mit dem Tumult auf dem Schiff etwas zu verstehen. Bruchstückhaft glaubte er, etwas von „festhalten“, „schwimmen“ und „runter hier“ zu verstehen. Der Braunschopf reimte sich die Geschichte selbst zusammen. Vielleicht stimmte sie nicht in allen Details und war hier und dort lückenhaft. Am Ende lief es aber darauf hinaus, dass das Schiff untergehen würde – und er hatte keine Lust mit unterzugehen. Gerade als einer der Gruppe – klang das nach einer weiblichen Stimme – etwas von einem Schiff faselte, das sie holen kommen würde, öffnete Farley die Tür der Kajüte und schlüpfte leise herein. Natürlich hatte er sich zuvor versichert, dass ihn niemand sah – je mehr ungebetene Besucher, desto schlechter für ihn.

„Und was ist der Preis für jemanden, der gerne auch noch ein Plätzchen auf diesem Schiff hätte?“, fragte er ganz in der Nähe der Tür stehen bleibend und in die Runde sehend. Die kleine Gruppe hatte nun die Wahl ihn umzubringen, ihn springen und dann ersäufen zu lassen oder ihn mitzuretten. Die Frage war, welchen Preis es für die letzte Option gab. Farley hoffte, dass es überhaupt einen gab und man sich einig werden würde. Für alle Fälle war er allerdings durchaus bereit, das Messer in seinem Stiefel zu ziehen – oder die Aufmerksamkeit der Soldaten auf die Kajüte zu lenken.


[erst Zellendeck | dann erst vor, schließlich in Enriques Kajüte| Talin, Shanaya, Aspen, Yaris und Lucien]
Crewmitglied der Sphinx
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#92
Ein Hauch von Feuer ...
"Alle Mann von Bord! Rette sich wer kann!"
Der gebrüllte Befehl hallte über das Deck und ließ die Soldaten verwirrt Inne halten. Kostbare Sekunden verstrichen, bevor wieder Bewegung in die Mannschaft kam. Wegen der unterschiedlichen Befehle, die über das Deck geschrien worden waren, stolperten einzelne Männer übereinander, in der Absicht den jeweiligen Instruktionen nachzukommen. Die pflichtbewusste Hälfte versuchte wieder hinunter zu gelangen, nachdem sie aufgeschnappt hatten, dass die Gefangen ausgebrochen waren. Die andere Hälfte wollte dem Befehl Enriques nachkommen und standen damit den anderen im Weg.
Währenddessen bracht die Tür zur Kapitänskajüte mit einem splitternden Geräusch auf. Als der Blick der zwei Soldaten auf die Leiche am Boden fiel, rannte einer auf den toten Captain zu, während der andere sich umdrehte und hektisch nach dem Übeltäter suchte. „Der Captain! Der Captain!“ Mit seinem Gebrüll, das von der allgemeinen Unruhe angesteckt worden war, sorgte er, dass das Chaos komplett war.
In diesem Tumult schlüpfte, wie ein Schatten, eine Gestalt die Treppe vom Kanonendeck hinauf. Die hektischen, kleinen Marinesoldaten ließ er links liegen, suchte in der Menge nach dem bekannten Gesicht, dem er die Schuld an seiner , jetzt ehemals, gefangenen Lage gab. Sein Griff um den Degen, den er einem der Toten abgenommen hatte, wurde stärker, als er den Leutnant entdeckte. Sich um die hilflosen Soldanten herumschlängelnd, näherte er sich Enriques Gestalt. Und als er bei ihm ankam, holte er mit seinem Degen aus und ließ diesen auf den auserkorenen Bösewicht nieder sinken.
In dem Augenblick, bevor die Waffe den Leutnant tödlich treffen konnte, sprang jemand dazwischen, der nur auf die Chance gewartet hatte, sich für die guten Taten Enriques zu revanchieren: Samuel. Der scharfe Degen sauste nieder und schlitzte den Brustkorb des Mannes auf. Mit schmerzverzerrtem Gesicht, hielt er beide Arme vor die Brust und sank zu Boden. Einen kurzen Blick warf er nach hinten, um zusehen, ob Enrique entkommen konnte, bevor er vorn überfiel, von allen umstehenden unbeachtet. Der Täter wurde noch während des tödlichen Schlages von einem Marinesoldaten, der das Blitzen der Klinge gesehen hatte, erstochen.

Drei Decks unterhalb des Chaos suchte sich ein stetiger Funke einen Weg die Pulverspur entlang. Am unteren Absatz der Treppe angelangt, flackerte er kurz, als würde er zögern wollen, bevor er sich weiter in Richtung der Fässer bewegte. Drei...Enrique, auf der Suche nach Kaladar und Skadi befanden sich immer noch auf dem obersten Deck... Zwei...Mit unaufhaltsamer Langsamkeit bewegte sich der Funke weiter... Eins...durch das Auftauchen des Fremden und Liams in der Kajüte wurde die kleine Gruppe um Talin davon abgehalten zuspringen...
BUMM!!
Ohrenbetäubend laut explodierten die Fässer um den Hauptmast herum, zerrissen diesen und alles in seiner Umgebung in tausend kleine Splitter, während im Schiffsrumpf ein riesengroßes Loch klaffte. Die Gefangenen, die sich noch direkt auf dem Deck darüber aufhielten, riss es den Boden unter den Füßen weg. Auch auf dem Kanonendeck spürte man die Erschütterung der Explosion und hörte das Ächzen des Hauptmastes, als dieser wegen seines Gewichts langsam begann zur Seite zu kippen. In der Kajüte des Leutnant riss es die kleine Gruppe von den Füßen. Die Gegenstände schaukelten, Kleinigkeiten, die nicht befestigt waren, fielen zu Boden. Den Stuhl, den Shanaya getragen hatte, kippelte, als sie zu Boden geworfen wurde, fiel dann schließlich um und traf die junge Frau am Kopf.
Auf dem Achterdeck spürten die Soldaten die Detonation nur geringfügig. Als der Hauptmast allerdings ein lautes Ächzen von sich gab, schwankte, und sich langsam in Richtung Kapitänskajüte bewegte. Noch während die Soldaten in einer Schockstarre den Mast anstarrten, nahm dieser an Geschwindigkeit zu und krachte schwungvoll auf das Achterdeck. Kleine und Große Holzsplitter flogen durch die Gegend. Mehrere mittelgroße Splitter flogen auf Skadi zu und trafen sie an Armen und Beinen.
Während das Hauptaugenmerk der Mannschaft auf der Gefahr durch den Hauptmast lag, breitete sich auf dem Gefangenendeck langsam, aber stetig, ein Feuer aus. Gefräßig bewegte das Flammenmeer auf die Treppen nach oben zu, auf der weiteres Schwarzpulver gelagert wurde.



Spielleitung für die Morgenwindgruppe

[Kanonendeck der Morgenwind]

# Lucien, Talin, Yaris, Aspen, Liam und Farley wurden von der Explosion umgeworfen
# Shanaya liegt verwundet am Boden
# Skadi wurde verwundet, kann sich aber frei bewegen
# Enrique kann frei agieren

# Die Crew auf der Sphinx hat die Explosion gehört, ebenso die anderen beiden Marineschiffe
Crewmitglied der Sphinx
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#93
Mehr aus dem Augenwinkel bekam der Leutnant mit, dass der Richter ihm entgegen seiner Anweisung folgte. Dieser dreimal verfluchte Idiot! Aber wenn er ihn nicht persönlich bei Lucien aus der Luke befördern wollte, dann musste er wohl damit leben.
Direkt darauf war die Aufmerksamkeit des Dunkelhäutigen wieder wo anders.

"ZU DEN BOOTEN VERDAMMT! RUNTER VOM SCHIFF!"

Seine Anweisung echote von Mc Murphy zu ihm herüber und auch er wiederholte sie. Aber Harper hatte einen gegenläufigen Befehl gegeben, so dass sich die Männer wieder nach unten orientierten und in den Untergang eilten. Ihm blieb nur zu hoffen, dass sowohl sie als auch die Befreier es trotzdem schafften und zu tun, was er konnte während er nach Kaladar suchte.
Irgendwo musste der doch stecken!

Um ihn herum bemühte sich die Crew der Situation Herr zu werden. Waffen wurden an die Seesoldaten ausgegeben, die sich in Einheiten sammelten und Richtung Niedergänge wandten sowie sie vollzählig waren. Andere bildeten einen Kordon um Harpers Kajüte oder versuchten die Tür zu öffnen. Matrosen machten sich unter Anleitung an den Rettungsbooten zu schaffen oder suchten nach Schwimmhilfen. Dazwischen wankten jene umher, die noch immer zu viel Alkohol in Blut und Verstand hatten und behinderten die anderen. Gaskel und die anderen Fähnriche halfen Ravenport das ganze zu koordinieren und kamen damit mehr schlecht als recht zu Rande während die Nummer eines zwischen Harpers Befehle wiederholen, zur Tür, hinter der sein Kapitän war, starren und hilflos die Hände ringen schwankte. Wer sich verständlich machen wollte musste gegen den Lärm anbrüllen.

Nur Kaladar war nicht zu sehen. Und wieso wollten die Seesoldaten die Tür aufbrechen?

Der Grund zeigte sich prompt, als die Tür nachgab und einer der Seesoldaten „DER CAPTAIN! DER CAPTAIN!“ hervorstieß. Der Sergeant hatte doch wohl nicht...

"SIE! LEUTNANT DE GUZMÁN, WAS IST HIER LOS?!", fuhr der erste Leutnant ihn an, hielt sich aber nicht mit Warten auf eine Antwort auf sondern schrie: "HAUPTMANN, SETZEN SIE IHN FEST!"

"ABER—", wollte Enrique protestieren, als Samuel gegen ihn stieß und der Angriff auf ihn Skadis Worte untermauerte.
Der zweite Leutnant fuhr herum, registrierte die Wunde auf der Brust des Richters, sah den Soldaten zustechen, das blitzen des reflektierten Feuers auf der fallenden Waffe des Angreifers, erkannte den Übeltäter und wusste, der Schlag hatte ihm gegolten. Wut ließ ihn zuschlagen, obwohl sein Gegenüber schon tot war.

Die Nummer Eins war geschockt.
Waren die beiden Gefangenen dem Leutnant etwa doch gefolgt, weil sie ihn hatten angreifen wollen und nicht um ihm zu helfen? Wie passte dann Kaladars Verhalten dazu? Waren die Beiden etwa doch nicht miteinander verschworen?
Verwirrt gab er dem Hauptmann das Zeichen zu warten.

Samuel wankte. Die freie Hand des Dunkelhätigen packte den Unschuldigen, als der sich zu ihm umwandte und ihn ansah. Enrique versuchte seine Fall zu dämpfen und bettete ihn sanft auf Deck.

"Hahom Guatiao", flüsterte er, "Danke Bruder. Keine Sorge, ich kümmere mich um sie."

Mit einem seufzen schloss Zaedyn die Augen. Dann war es für ihn vorbei.

Einen Moment lang ballte Enrique die Fäuste. Mehr Zeit blieb dem Leutnant nicht. Die Wut stieg weiter in ihm hoch. Er musste hier weg, bevor sich Harpers rechte Hand entschloss ihn doch aufgreifen zu lassen.

Da war es soweit. Die Morgenwind bockte unter der heftigen Erschütterung und fegte jeden, der nicht sicher stand von den Füßen oder brachte ihn ins taumeln. Wasser stürzte in den Frachtraum und begann das Schiff nach unten zu ziehen.
Das Entsetzen mischte sich mit Panik.
Zunächst langsam, dann immer schneller, neigte sich der Hauptmast und riss den hinteren gleich mit gen Achterdeck und ließ das Schiff nach Steuerbord krängen. Schreie von Verletzten mischten sich in das Chaos und wenn der Mast aufschlug würden es noch mehr werden.

Dann wollte Enrique nicht mehr hier sein. Lediglich eine Sache konnte er noch für sein ehemaliges Schiff und die Mannschaft tun:
Dafür sorgen, dass Ravenport das Komando bekam.
Sein Zorn brach sich erneut Bahn. Mit einer fließenden Bewegung kam er hoch, packte die taumelnde Nummer Eins, rammte ihr den Säbel durch die Brust und spuckte dem verhassten Vorgesetzten ins Gesicht. Dann stieß er ihn Richtung Hauptmann und setzte über die Reling vom Achter- aufs Hauptdeck.
Ein Blick in die Kapitänskajüte reichte um ihm zu zeigen, dass Harpers Tyrannei endgültig vorüber war.

Holz barst, als die Schwerkraft endgültig gewann und die Stämme krachend aufschlugen. Unter der Last der Masten neigte sich die Morgenwind weiter zur Seite.

Eine Frage bohrte sich in seinen Kopf: Hatte es die Pulverkammer gleich miterwischt? Nein. Das wären mehrere Explosionen gewesen. Und nicht nur dort, direkt achtern über dem Kiel, wartete weitere Zerstörung. Einige der nicht fachgerecht verstauten Pulverfässer standen noch auf dem Kanonendeck. Es würden also weitere Explosionen folgen.

Am Steuerbordschanzkleid gewahrte er endlich die gesuchte Gestalt und eilte los. Wie ein Berserker fuhr er zwischen die wenigen Leute, die noch standen und auf Befehl des Hauptmannes ihm den Weg versperren wollten, verteilte je einen Hieb nach rechts und links und war hindurch. Nur wenige Augenblick später war er bei Kaladar. Skadi hatte kaum Zeit zu realisieren, wie ihr geschah, als Enrique ihr auch schon den Arm um die Hüfte schlang, sich abstieß und sie mit über Bord riss.
Kurz darauf schlug die See über ihren Köpfen zusammen.
{ Erst auf dem Achterdeck, dann kurz auf dem Hauptdeck und schließlich im Wasser | bei Skadi }
Crewmitglied der Sphinx
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#94
Ruuuuuummmms? Was zur Hölle hatte Rayon sich nur dabei gedacht, Trevor aus seinem Schlummer zu reißen? Der Junge konnte schon in nüchternem Zustand eine ernsthafte Herausforderung für den Erfolg sorgfältig geplanter oder ausgesprochen wichtiger Unternehmungen sein - hatte er ernsthaft geglaubt, dass sich dieser Umstand nicht um ein Vielfaches verschlimmern würde, nachdem Trevor eine nicht unwesentliche Menge Alkohol genossen hatte? In dieser Verfassung zumindest würde er in einer möglichen Kampfsituation eher eine Last denn eine Verstärkung darstellen, und Rayon wusste ganz genau, dass er derjenige sein würde, der ihn aus der ein oder anderen verzwickten Situation würde befreien müssen, anstatt den anderen Crewmitgliedern zu helfen. Allerdings hatte er sich das nun auch selbst eingebrockt, dachte er grimmig.

Kopfschüttelnd betrachtete der Smutje die ersten Koordinationsversuche seines Kameraden, die überaus holprig und tollpatschig ausfielen. Auch wenn er sich normalerweise dadurch auszeichnete, dass er für jede Situation einen lustigen Kommentar auf den Lippen hatte - diesem Anblick hatte er kein einziges Wort hinzuzufügen. Und auch Trevor schien eine Konversation mit ihm nicht im Geringsten für notwendig zu erachten, ganz im Gegenteil... Sein ohnehin schon vernebeltes Hirn schrie anscheinend sofort nach mehr Alkohol, und so machte er sich taumelnd auf den Weg an Deck, um seinen Saufkumpanen Greo (der es glücklicherweise nicht so übertrieben hatte) aufzusuchen. Rayon zuckte mit den Schultern und trabte hinter Trevor her, nicht zuletzt, um darauf zu achten, dass er sich beim Erklimmen der Treppenstufen nicht das Genick brechen würde.

War das Verhalten Trevors unter Deck schon jämmerlich gewesen, brach das nun Folgende sämtliche Rekorde. Zunächst schien der Volltrunkene sich als gedungener Assassine versuchen zu wollen und schlich sich vollkommen ineffektiv an den Mann am Steuer heran, ehe er spontan seine Berufung wechselte und einen Tanz aufführte, dessen Anblick in Rayon einen äußerst unangenehmen Anfall von Fremdscham auslöste. Unter normalen Umständen hätte er diese Darstellung wohl für recht amüsant befunden, doch die aktuelle Situation war alles andere als entspannt, schon gar nicht lustig und deshalb war ihm auch überhaupt nicht zum Spaßen zumute. Aus diesem Grund beschloss er, diesem Trauerspiel ein vorzeitiges Ende zu setzen. Sobald Trevor auf dem Achterdeck angekommen war, folgte Rayon ihm, packte den Jungen an der Schulter, drehte ihn zu sich herum - nur nicht zu schnell, ihm war wahrscheinlich schon schwindlig genug - und verpasste ihm eine saftige Ohrfeige. Kurz wartete er eine Reaktion ab, merkte, dass diese Maßnahme noch nicht den gewünschten Erfolg bringen würde und ließ darum kurzerhand eine weitere Ohrfeige, diesmal auf die andere Wange, folgen.

"Reiß dich zusammen, Mann! Was hast du dir eigentlich dabei gedacht, dich kurz vor einer so wichtigen Mission zu besaufen?"

Rayon war kein jähzorniger oder gewalttätiger Mensch, aber in dieser Situation sah er keine andere Möglichkeit, Trevor zumindest ein wenig Verstand einzubläuen und den Rausch ein wenig aus seinem Körper zu vertreiben. Bevor er jedoch die Gelegenheit bekam, das Ergebnis seiner Erziehungsmethoden zu begutachten, erklang eine andere Stimme, die ihn kurz zusammenzucken ließ. Verdammt. Den Dieb hatte er völlig vergessen. Und Sarkasmus war ganz sicher genau das, was er in dieser Situation gebrauchen konnte.

"Uns ist selbst nicht entgangen, dass der Plan allem Anschein nach nicht aufgegangen ist. Ein taktisches Genie wie du sollte sich jedoch denken können, dass..."

Weiter kam er nicht - denn in diesem Augenblick ertönte ein lauter Knall aus eben der Richtung, in der die Morgenwind lag. Mit klopfendem Herzen schoss Rayon herum und spähte in die Dunkelheit, in welcher der mittlerweile hell erleuchtete Gefangenentransporter glücklicherweise gut zu erkennen war.

"Was zum...", murmelte er und verengte die Augen zu Schlitzen, ehe er nach dem Fernrohr griff, das neben dem Steuer lag. Ein schneller Blick durch eben jenes bestätigte ihm, was er im Grunde bereits gewusst hatte - auf der Morgenwind hatte es eine Detonation gegeben, die nun dafür sorgte, dass das pure Chaos auf dem Schiff ausgebrochen war, woran der sich gefährlich neigende Hauptmast sicherlich nicht ganz unschuldig war. Bereits seit dem Klingeln der Alarmglocken war die Situation aus dem Ruder gelaufen - und jetzt war sie anscheinend vollends eskaliert.

"Diese verdammten Vollidioten!", schimpte der Dunkelhäutige und wandte sich an Greo. "Volle Fahrt voraus. Wir müssen sie vor den beiden Schiffen der Marine erreichen, wenn wir sie da lebend rausholen wollen!"
[ Kanonendeck der Sphinx -> Achterdeck der Sphinx | Trevor -> Trevor, Greo und Ryan ]
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#95
Mit etwas verhärmter Mimik erwiderte Greo Rayons Blick, der vielleicht nicht sonderlich viel Zuversicht, aber eine Menge Tatendrang und Entschlossenheit enthielt. Es fiel Greo nicht schwer zu glauben, dass der Dunkelhäutige ein guter Anführer geworden wäre. Dementsprechend verwunderte es ihn, dass er sich für die Stellung eines Koches entschieden hatte, wo seine rednerischen Qualitäten und die Energie, die in den Worten mitschwang, andere Menschen leicht anstecken konnten. Solche Fähigkeiten ließen sich für weitaus interessantere Dinge, als gut gebratenes Fleisch nutzen – und das aus Sicht eines alteingesessenen Farmers bedeutete schon was. Er neigte zustimmend das Kinn und sah Rayon noch ein paar Sekunden lang nach, bevor er seine Konzentration erneut dem Geschehen in der Ferne widmete.
Er zuckte leicht zusammen, als er Ryans Stimme vernahm. Es war weniger der Tonfall, als die Tatsache, dass er das Hütchen nicht gesehen hatte, die ihn fast etwas erschreckte. Mit zusammengezogenen Brauen schaute er sich in der Dunkelheit nach dem Fremdling um und beschloss dann, ihn zu ignorieren. Arrogantes Gerede konnte er in dieser Situation nicht gebrauchen und er hatte nicht vor, sich auf ein verbales Kräftemessen einzulassen. Greo schob sich den Hut zurecht und wandte sich erneut dem Steuer und seiner Aufgabe als Beobachter zu.

Auf der Innenseite seiner Wange rumkauend hob er dann und wann das Fernrohr an, wenn er eine ruckartige Bewegung oder ein flackerndes Licht an Deck der anderen Schiffe registrierte. Aufmerksam spähte er, ob die Konturen ihm Hinweise darauf geben konnten, was da drüben vor sich ging.
Er kniff die Augen zusammen.

«Komm schon…»,

murmelte er, in Erwartung, irgendein Signal erkennen zu können. Aber das einzige Signal, was daherkam, kündigte sich mit Pauken und Trompeten an, um ihm dann fast ins Gesicht zu springen. Ruckartig drehte er sich um und ließ fix das Fernrohr sinken, weil es Trevors Gestalt in seinem Sichtfeld grotesk aufblähte und heranholte.

«Der Terrier.» ,

flutschte ihm knurrend aus dem Mund, halb verwundert, dass Trevor überhaupt noch Laufen konnte und ein wenig verärgert, weil er einen solchen Radau veranstaltete. Greo war nicht sicher, ob er erleichtert sein sollte, dass der übermütige Jungspund sein hinterhältiges Ich-mach-dich-mit-Alkohol-unschädlich-Manöver überlebt hatte oder ob er ihn nicht doch lieber ausgeknockt in der Hängematte liegen hätte. War er als Kind einmal zu viel von der Wickelkommode gefallen, oder was war bei ihm verkehrt gelaufen?
Ryans Kommentar aus dem Off irritierte ihn kurz, reizte ihn aber wieder nicht zum Antworten. Er hatte kein Interesse an einer provokanten Diskussion, die sowieso nichts zur Problemlösung beitrug, denn das Kind war ja bereits in den Brunnen gefallen. Zudem hatten sie hier noch ein anderes Kind zu versorgen. Rayons verständliche, aber heftige Reaktion Trevor gegenüber, rief bei Greo dabei noch mehr Unbehagen hervor, als zuvor schon.

«Ich muss gestehen, das ist meine Schuld, ich wollte ihn aus dem Weg haben.» ,

gab er unumwunden zu, wissentlich, dass ihm das Minuspunkte einbringen konnte. Er legte das Fernrohr ab und fischte etwas an seinem Gürtel.

«War nicht sonderlich schlau von mir, ich hätte dich warnen müssen.» Er reichte Trevor ein kantiges Stück Brot und blinzelte kurz Richtung Ryan. «Rayon, lass gut sein, wir –…»,

Auch Greo unterbrach sich, als die Explosion durch die Luft krachte. Ein kurzer Blick zu Rayon genügte.

«Segel dicht!» , bellte er mit Blick auf den Wind und ihre Möglichkeiten, schneller zur Morgenwind zu gelangen.

[Achterdeck Sphinx am Ruder | Rayon, Trevor und Ryan]

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#96
Suchend ließ sie ihren Blick durch den Raum schweifen, in der Ordnung etwas stabiles und leichtes zu finden, an dem sie sich würde festhalten können. Sie machte sich Sorgen, ob Lucien und der andere Kerl überhaupt schwimmen würden können. Shanaya hingegen machte sich sofort ans Werk. Talin schmunzelte kurz darüber. Auch der gruselige Typ suchte sich einen Gegenstand, an dem er sich im Wasser würde festhalten können. Statt also nur hier rumzustehen, sollte sie sich lieber selbst auf die Suche machen. Mit raschen Schritten ging sie zu dem Regal hinüber, das auch schon Yaris zerstört hatte. Sie würde einfach eines der Bretter nehmen, das würde es tun. Doch bevor sie sich eines heraus nehmen konnte, hörte sie eine Stimme. Ruckartig fuhr sie herum, den Degen schon gezogen, um den möglichen Angreifer niederzustrecken. Im Raum stand tatsächlich jemand Fremdes, doch sah er auf den ersten Blick nicht wie ein Marinesoldat, sondern wie ein Gefangener aus. Das hieß zwar noch lange nicht, dass er keine Bedrohung für sie darstellte, doch sah sie keine Waffe, mit der er sie hätte angreifen können.
Talin nahm wieder eine entspannte Haltung ein, ließ den Neuankömmling aber nicht aus den Augen. Er hatte sich hinein geschlichen, ohne dass sie etwas mitbekommen hatte. Vielleicht lag es daran, dass sie zu abgelenkt gewesen war oder schon in ihrer Aufmerksamkeit nachließ, aber es gefiel ihr nicht. Er hätte sich nicht so anschleichen dürfen können. Erst ein paar Augenblicke drangen seine Worte zu ihr durch. Wie bitte? Er wollte mit ihnen kommen? Die anderen Gefangenen hatte sie immerhin so gut abwiegeln können, damit sie sich ihren eigenen Weg von diesem Schiff suchen konnten, aber der war hierher zu ihnen gekommen? Na ganz toll! Das wurde ja immer besser.
Schon überlegte sie, wie sie ihn am besten auch los werden konnte, als die Tür erneut aufging und ein bekanntes Gesicht hinein schlüpfte. Liam! Wenn er also hier war und er seine Aufgabe erfüllt hatte, dann würde das Schiff jeden Augenblick in die Luft fliegen. Und sie standen immer noch hier herum und redeten! Die Blonde wollte gerade etwas sagen, wollte alle zur Eile antreiben, als ein lautes Geräusch die Luft erfüllte, ein starkes Beben durch das Schiff ging und sie von den Füßen riss. Mit einem heftigen, schmerzhaften Stich landete sie auf den Knien und spürte, wie ihre Zähne laut auf einander klackten. Scheiße! Sie waren nicht schnell genug gewesen. Sie hätte schon längst im Wasser treiben wollen, sobald das Schiff explodierte, damit keiner verletzt wurde. Stattdessen hatte es sie jetzt alle von den Füßen gerissen.
Sie schnappte einmal nach Luft, damit sie den Schmerz ignorieren konnte, hob sie den Kopf und sah sich schnell im Raum um. Dann entfuhr ihr doch ein genervtes Stöhnen, als ihr Blick an Shanaya hängen blieb. Konnte denn auf dieser ganzen Mission noch irgendetwas schief gehen? Schnell stand sie auf und eilte dann zu Shanaya hinüber. Mit einem leisen Ächzen hob sie den Stuhl vom Kopf der jungen Frau und kniete sich dann neben sie. Ganz toll. Statt den Kopf anzufassen, um zu sehen, wie schlimm es war, rüttelte sie an der Schulter er Schwarzhaarigen. Die Blonde musste sehen, ob die anderen wach war oder ohnmächtig. Einen Stuhl auf den Kopf zu bekommen, war sicher nicht sehr angenehm.

„Shanaya? Hey, alles okay?“

Mit besorgtem Blick sah sie noch einmal durch den Raum. Alle anderen schienen es mehr oder weniger heil überstanden zu haben. Gut.

„Los, ab ins Wasser mit euch! Das Schiff wird nicht mehr lange über Wasser bleiben. Wenn ihr hier nichts zum Treiben lassen findet, dann schwimmt sicher jetzt schon Treibgut im Wasser.“

Sie warf dem dazugekommenen Fremden an und nickte ihm zu, dass er vorerst mitkommen konnte. Wie hätte sie auch verhindern sollen, dass er ihnen ins Wasser folgte? Das ging gar nicht. Also würden sie ihn zumindest soweit mitnehmen. Mit diesem letzten Gedanken, wandte sie sich wieder der Verletzten am Boden zu.

[Enriques Kajüte | mit Shanaya, Lucien, Yaris, Liam, Farley und Aspen]
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#97
Shanaya lauschte nur halbherzig den Worten, die gesprochen wurden. Sie richtete die hellen Augen nicht herum, musterte nur die Luke, durch die sie endlich von diesem Schiff verschwinden würden, beförderte den massiven Stuhl in diese Richtung. Sie würde lange genug durchhalten, aber den ehemaligen Gefangenen würde solch eine kleine Schwimmhilfe sicher helfen. Auch wenn keiner von ihnen auf sie reagierte. Von dem guten Samariter hatte sie das ja schon kennen gelernt, aber selbst Schuld, wenn er sich damit auf eine Stufe zu Aspen setzen wollte. Das war nun wirklich nicht ihr Problem. Aber wenigstens sorgte er für sich selbst, nahm das Regal auseinander.
Den Stuhl nun auf der Höhe der Luke hob die junge Frau doch den Kopf an, als eine fremde Stimme erklang. Kurz blinzelnd neigte Shanaya den Kopf etwas zur Seite, richtete die blauen Augen kurz auf Talin, um zu sehen, wie sie reagierte. Aber eine große Reaktion blieb aus, sie schien nur einen Moment lang verstimmt zu sein. Die Frage des Dunkelhaarigen blieb also noch offen, womit die Schwarzhaarige den Blick leicht herum wandte, den Fremden musterte. Das war nicht der Kerl, der bei Lucien in der Zelle gesessen hatte. Also einer der anderen Gefangenen, den sie nun an der Backe hatte.

Das kostet dich mindestens vier Finger. Wenn nicht eine ganze Hand.“

Ein amüsiertes Lächeln lag auf den Lippen der jungen Frau, auch wenn ihre Stimme nicht danach klang, als würde sie scherzen. Und das tat sie ja irgendwie auch nicht – sie würde persönlich für eine Strafe sorgen, wenn dieser Kerl sich daneben benahm. Er, sowie der Samariter, mussten mit keiner Gnade rechnen. Sie konnte ihnen also nur raten, sich zu benehmen. Aber der Fremde war in der Unterzahl, und auch wenn er nicht ganz so mitgenommen aussah wie Lucien und Ex-Zellengenosse, so würden Talin und sie sicher mit ihm fertig werden. Die Schwarzhaarige wollte sich wieder der Luke zuwenden, endlich von diesem Schiff verschwinden, als die Tür erneut aufging und ihr letzter Vermisster die Kajüte betrat. Liam war zurück – das hieß dass es bald...
… kaum hatte sie diesen Gedanken begonnen, erfüllte ein lautes Krachen die Luft, die hauptsächlich von den Schreien der Männer erfüllt war. Der Stuhl neben ihr war zur Seite gerutscht, zeitgleich hatte es Shanaya förmlich den Boden unter den Füßen weg gerissen. Sie hatte nicht einmal Zeit für ein überraschtes Geräusch, stolperte und stürzte gen Boden. Eigentlich hatte sie sich schnell wieder aufrappeln wollen, endlich hier verschwinden – aber ein stechender Schmerz in ihrem Kopf ließ sie zurück sacken, plötzlich war ihr Schwarz vor Augen und all die Geräusche klangen dumpf, als wäre sie schon unter Wasser. Sie spürte nicht einmal, wie ihr Körper auf den Boden sackte, unter dem Schmerz leicht zitterte. Sie spürte nur den Druck, der erst nach einigen Momenten nachließ. Und dann bewegte sich doch wieder alles, wenn auch ziemlich ruckhaft. Als nächstes hörte sie ihren Namen, weiterhin so dumpf, aber viel näher als die anderen Geräusche. Die junge Frau schlug blinzelnd die Augen auf, aber die Schärfe ihrer Umwelt wollte sich nicht wieder einstellen. Hatte sie gefragt, ob alles in Ordnung war? Natürlich war es das! Was machte es schon für einen Unterschied, wenn ihr Kopf so vehement puckerte und die Welt sich irgendwie noch drehte? Zitternd stemmte die junge Frau sich in die Hocke, wankte dabei leicht, konnte aber das Gleichgewicht halten, auch wenn sie sich dafür gegen Talin lehnen musste. Die Blonde sagte etwas zu den Anderen, und damit fiel es auch ihr wieder ein. Das Schiff. Sie mussten hier runter. Mit diesem Gedanken hob die Dunkelhaarige die Hand, fasste sich an die Stelle, die so unangenehm puckerte. Ihre Hand war nass – nur das noch kein Wasser in der Nähe war. Immernoch blinzelnd suchte sie nach Talins Blick, ließ ihre Hand dann wieder in ihr Blickfeld sinken und musterte sie einen Moment. Das war eindeutig zu dunkel für Wasser, zu klebrig. Viel zu eindeutig.

Es wird Zeit, dass wir verschwinden.“

Wunderbar. Auf den letzten Momenten musste ihr dieser verdammte Stuhl den Kopf anschlagen. Glanzleistung.

Na los, bevor der Tisch meint, er müsste dich niederstrecken.“

Die Stimme der jungen Frau war leise, zitternd, nur für die Blonde zu hören. Sie wankte, versuchte trotzdem irgendwie auf die Beine zu kommen. Als wenn sie sich jetzt noch aufhalten lassen würde! Der blaue Blick schweifte durch den Raum, ohne wirklich etwas zu erkennen. Aber die Luke war so nah, sie mussten also die Chance nutzen.

Wenn ich ohnmächtig werde, schlag mir mit dem Stuhl ruhig ins Gesicht.“

Shanaya konnte kaum Kraft für diesen Scherz aufbringen, krallte sich dabei aber an Talins Schulter fest, um nicht den Halt zu verlieren. Und so wankte sie mit der Blonden zu der Luke, die freie Hand entknotete das Tuch um ihre Hüfte, drückte es schließlich gegen die Wunde an ihrem Kopf. Die Schwarzhaarige wich nicht von der Seite ihres Captains, alles andere hätte wohl mit erneutem Bodenkontakt geendet, wankte aber trotzdem gefährlich. So hörte sie auch nicht mehr darauf, ob noch jemand sprach, machte sich nur zum Sprung bereit, ehe sie schließlich den letzten Schritt machte und darauf wartete, dass das kühle Nass sie umhüllte und in der Wunde brannte.

[Kajüte | Liam, Lucien, Yaris, Farley, Talin & Aspen -> Im Wasser]
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#98
Kaum, dass er seine Antwort hatte, ließ er sich auch nicht mehr lange bitten. Ob die übrigen seine Aussage so ernst nahmen, wie man sie nehmen sollte, war ihm herzlich egal – entweder dieser rangorientierte Wachhund war eingeweiht worden, als er Talin und den Übrigen offenbar einen anderen Weg offenbart hatte, von Board zu kommen, oder er würde mit dem Leben dafür bezahlen, ihnen geholfen zu haben. Wenn er nicht mit ihnen verschwand, blühte ihm dieses Ende wohl so oder so: Unterschied war nur, ob er mit dem Schiff unterging, von der Explosion in Stücke gerissen wurde oder ob die Marinesoldaten das im Nachhinein für ihn erledigten. Ebenso stand es wohl um diesen Kaladar, den er seit seinem Rückzug in den Frachtraum nicht mehr gesehen hatte. In Wirklichkeit zögerte Liam natürlich doch einen kurzen Moment und spielte mit dem Gedanken, den Dunkelhäutigen noch einmal auf die Dringlichkeit einer Flucht hinzuweisen, aber im Endeffekt machte ein Opfer mehr oder weniger den Bock auch nicht mehr fett. Dass das, was er unten zum Glühen gebracht hatte, noch immer nicht mit seinem Gewissen wirklich vereinbar war, war kein Geheimnis, aber kleinlich wollte er bei dieser Aktion dann doch nicht werden.

„Dann vielen Dank...“, murmelte er zu sich selbst, als er die Treppe nach oben erklomm.

Damit würde dieser Offizier im Nachhinein auch nichts anfangen können, wenn seine Überreste von Haien aus dem Meer gefischt wurden, aber wenigstens Liam hatte noch einen Gedanken daran verschwendet, dass ihre Hilfe nicht selbstverständlich gewesen war, ihnen aber zweifelsohne das Leben gerettet hatte – bis jetzt jedenfalls, denn noch waren sie nicht in Sicherheit. Mit einer raschen Bewegung war Sineca in der Jacke seiner Uniform verschwunden, als er sich selbst trotz des wild pochenden Herzens und all dem Adrenalin in seinem Blut dazu zwang, sich ein wenig den Bewegungsabläufen der übrigen Soldaten an Deck anzupassen, um unauffällig an sein Ziel zu gelangen. Rufe, denen er keine Aufmerksamkeit schenkte, sorgten offenbar für genug Ablenkung, sodass er am hinteren Teil des Hauptdecks wieder einen Zahn zulegen konnte. Kaum war er die nächste Treppe nach unten gehechtet, schlüpfte die Ginsterkatze wieder aus ihrem Versteck hervor und schnupperte konzentriert. Obwohl der Lockenkopf in diesem Moment keine wirkliche Ahnung hatte, ob er richtig war und in welche Richtung er wirklich musste, sträubte sich alles in ihm dagegen, hier auf besseres Wetter zu warten. Doch gerade, als er das Tierchen kurzerhand wieder hochnehmen und weiterzerren wollte, machte sich Sineca zielstrebig in eine Richtung auf. Blindes Vertrauen verband ihn mit dem Tier, selbst wenn es bei weitem nicht so denken konnte, wie es ein Mensch tat. Trotzdem war anzunehmen, dass sie die Fährte der übrigen in der Nase hatte und sie wahrscheinlich seine schnellste Möglichkeit war, den Ausweg zu finden. Letztlich fand er sich vor einer Tür wider, hinter der er bekannte Stimmen vernehmen konnte, packte die Genette unsanft mit einer Hand unter dem Bauch und betrat das Zimmer. Kaum hatte er die Tür hinter sich wieder zugeworfen und nach Worten gesucht, übernahm ein lauter Knall das Wort.

Sie waren zu spät. Mit einem Keuchen wurde der Lockenkopf zu Boden geworfen und schaffte es nur gerade so, Sineca davor zu bewahren, unter ihm begraben zu werden. Diese widerum schlüpfte mit einem aufgeregten Fauchen aus seinem Griff heraus und verzog sich in eine Nische. Liam hingegen kämpfte sich recht schnell wieder auf die Beine. Ebenso Talin, doch Shanaya schien es härter erwischt zu haben. Ihm entging das rötliche Schimmern ihrer Stirn nicht, doch da ihr Captain schon längst bei ihrer Freundin stand, empfand er sich mehr als überflüssig. Stattdessen lauschte er ihrem Gespräch im Hintergrund, während er kurzerhand alles mögliche aus der Luke feuerte, was auch nur im entferntesten schwimmen konnte. Die vorangegangene Explosion hatte manches schon in Kleinteile zerlegt, sodass es wenigstens sicher durch die Öffnung im Rumpf passte.

„Da schwimmt mehr als genug.“, stimmte er Talin zu, während er noch ein Teil der Tür nach draußen warf, ehe er sich umwendete und Shanaya und Talin begutachtete.

Sein Blick sagte eindeutig, dass er ihnen den Vortritt ließ, sie sich allerdings nicht allzu viel Zeit lassen sollten. Schon waren die beiden Frauen nach draußen verschwunden und Liam sah sich nach Sineca um, um der Dringlichkeit ebenso schnell nachzukommen. Diese aber war auf den ersten Blick nicht wirklich zu entdecken. Ein kurzer Blickaustausch mit Aspen folgte, der den beiden anderen folgte, um Talin im Falle eines Rückschlags der Schwarzhaarigen zu unterstützen. Indes machte er selbst den zitterten Körper der gefleckten Katze aus, ließ einen recht kräftigen Biss in seine Handgelenke über sich ergehen, lockerte den Griff um das Tier aber dennoch nicht, sondern wandte sich kurzerhand um und schlüpfte den anderen hinterher ebenfalls durch die Luke. Ab jetzt musste er Sineca ohnehin nicht mehr wirklich festhalten – die hatte sich nämlich mit weit aufgerissenen Augen so sehr in seine Uniform gekrallt, dass er froh war, die Jacke nicht zuvor schon über Board geworfen zu haben. Mit geschlossenen Augen spürte er, wie er durch die Wasseroberfläche tauchte und ihn das Meer vollständig umspülte. Dumpf nahm er das Geräusch von weiteren, kleinen Explosionen wahr, bis er sich wieder nach oben gekämpft hatte und Luft holen konnte. Sineca kauerte erbärmlich aussehend und zitternd auf seiner Schulter, die Ohren so dicht angelegt, dass sie kaum mehr sichtbar waren. Das Chaos an Board war auch im Wasser noch deutlich zu hören, während das Schiff nach und nach in seine Einzelstücke zerbrach. Das Feuer ließ das Meer lichterloh erstrahlen, doch die Sphinx konnte er dennoch nicht sehen – ebenso schwer fiel es ihm, die anderen bei all den Wellen auszumachen. Zum Glück hatte er recht bald ein Stück des Treibguts ergattert, von dem aus sich mit Sicherheit ein besserer Überblick erhaschen ließ.

„Talin! Shanaya! Aspen!“, rief er ins tosende Meer hinaus.

Wenn Shanaya wider erwarten wirklich die Kraft verließ, hatte die Blonde kaum eine Chance, das Mädchen alleine über Wasser zu halten.


{ bei den übrigen | wirft holz über board | schließlich mit sineca im wasser }
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#99
Trevor starrte Rayon einen Moment perplex an. Sein Körper vollbrachte in diesem Moment tatsächlich die Glanzleistung, vollkommen stillzuhalten – wenn man mal von den Zehen am linken Fuß absah, die es immer noch feierten, schuhfrei zu sein und die Zehen vom rechten Fuß damit aufzogen, indem sie aufmüpfig wackelten. Die vom rechten Fuß bekamen das aber gar nicht mit, die steckten ja im Schuh, die Pechvögel. Etwas weiter oben, so Richtung Kopf, überlegte Trevors Gehirn, ob es überlegen sollte, was es mit dem Brennen auf den Wangen auf sich hatte und ob man da jetzt eventuell wütend werden müsste, oder so. In der Regel bedeutete so was, dass es irgendwas verbockt hatte, aber es wusste nicht so genau was und es war ja wohl eigentlich auch nicht sein Job, darüber nachzudenken. Nachdenken war so anstrengend und umständlich und ganz allgemein eignete sich dieser letzte Ohrwurm dahinten in der Synapse doch viel besser, um dazu ein bisschen hin und her zu schaukeln.
Der Moment endete, als das Zwischenhirn „Futter!“ realisierte. Trevor rupfte Greo das Stück Brot aus der Hand und begann geschäftig, es sich in den Mund zu stopfen.

Also wirglich, Rayon, wach denks su von mir?!“, beschwerte er sich vorwurfsvoll, grinste dabei aber so breit, dass man annehmen könnte, er hätte kapiert, was falsch gelaufen war und es würde ihm überhaupt nicht leidtun. „Sei nich so unfair, Greo darf doch auch ma gute Ideen habn! Apropos, Greo–

Er machte einen perfekten Pirouettenschritt in die Richtung des anderen (warum war er bloß Pirat geworden und nicht Tänzerin?!), hatte auf halben Weg keine Lust mehr auf den Ballettkrams, bei dem alles immer so ordentlich und leise und hübsch sein musste, ließ sich einfach gegen Greo kippen und schlang ihm kichernd den Arm um die Schultern (ach ja, deswegen). Er hatte schon wieder ganz vergessen, was er eigentlich von dem anderen gewollt hatte, es war irgendwas mit Rrrrrrr gewesen. Aber das war jetzt auch ganz egal, denn da schwebte er, nur Zentimeter vor ihm: der Hut!

Wäre in diesem Moment nicht einige hundert Meter entfernt ein Marineschiff explodiert, Trevor Scovell wäre stolzer Besitzer eines schicken nigelnagelwerweißwiealten Huts geworden. Zumindest für ein paar Sekunden. Stattdessen zuckte er von Greo weg, als sei der plötzlich persönlich in die Luft gegangen. Er sah sich einen Augenblick bedeppert um, um herauszufinden, was sich da den Weg in die Zentrale seines matschigen Hirns gebahnt hatte. Und im nächsten Augenblick hing er schon halb über der Reling, als würden ihm die paar Meter einen phänomenal besseren Blick auf die Ereignisse bieten.

Da isses! Da is das Schiff, das vonna Marine, ich hab das Schiff gefundn!“, rief er aufgeregt und fuchtelte mit dem Finger in die Richtung des brennenden Holzhaufens. „Es ist – sie ham – sie ham es geboooomt! … Rayon, warum sin wir nich auf dem Schiff?!

Die letzte Frage fügte er in dem enttäuscht-quengelndem Tonfall hinzu, den er in seinem momentanen Zustand bis zur Perfektion beherrschte. Das war ja besser als Feuerwerk! Und sie waren sooo weit weg! Was sollte das?!
Während die eine Hälfte seines Gehirns damit beschäftigt war, nicht von Bord zu fallen, schleppte die andere aufgekratzt sämtliche Infos zusammen, die in den letzten Minuten scheinbar unbemerkt in seinen Sumpf aus Synapsen und Alkohol geplumpst waren: Trevor war nicht auf dem Schiff, nicht auf dem von der Marine zumindest, aber die anderen, der Rest der Crew, und sie hatten einen Plan und der Plan war nicht aufgegangen (an dieser Stelle high-fiveten sich in Trevors Kopf zwei imaginäre Totenkopfäffchen: „Pläne sind Fischfutter!“) und jetzt – jetzt – jetzt –
Greos Befehl wäre vermutlich auch dann zu Trevor durchgedrungen, wenn er ihn nicht schon verinnerlicht hätte, Jahre bevor er von Milch zu Wasser und von Wasser zu Rum übergegangen war. Er musste dahin!

Er stieß sich von der Reling ab, taumelte ob des Schwungs ein paar Schritte, fing sich wieder und schaffte es tatsächlich noch, innezuhalten, zu salutieren und in aller Ernsthaftigkeit „Aye aye, Greo!“ zu rufen. Dann brach er wieder in Lachen aus.

Pirat, Tänzerin, Marinesoldat – er war ein verdammtes Schauspielnaturtalent, sie hätten ihn wirklich mitnehmen sollen! Mit ihm wäre der Plan garantiert nicht schiefgegangen. Was auch immer der Plan noch mal genau gewesen war. Aber das machte ja jetzt nichts mehr, jetzt war er ja unterwegs, unterwegs zum explodierenden, brennenden Marineschiff und zwar auf einem Schiff mit roten Segeln und nicht in einer kleinen, muffigen Holzkiste. Vielleicht, ach was ganz bestimmt, war es sogar nötig, besagtes Marineschiff zu entern, um die anderen zu retten! Kichernd brach er Richtung Segel auf, erstaunlich behände für seinen Zustand, aber innerlich durchgekitzelt vom Cocktail aus Alkohol und Adrenalin.


[Sphinx, Achterdeck, zwischen Rayon und Greo –> an der Reling, mit Blick auf die Morgenwind –> auf dem Weg, die Segel dichtzuholen. || Selber immer noch ziemlich dicht, aber ... zurechnungsfähig arbeitsfähig.]
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Die eine Schulter gegen das demolierte Regal gelehnt, das Brett in der anderen, legte Yaris den dunklen Schopf für einen Moment in den Nacken und schloss die Augen. Eine Sekunde Ruhe, Atem schöpfen, den verschwommenen Blick klären. So ungern er sich Schwäche eingestand, aber er war am Ende seiner Kräfte. Erst die Folter im Gefängnis. Dann der Kampf unten bei den Zellen gegen die Soldaten. Da hatte er schließlich das letzte Bisschen aufgebraucht. Jetzt forderte sein Körper den Tribut dafür. Doch noch nicht. Noch konnte der Attentäter nicht nachgeben.
Leise wurde die Tür geöffnet und ruckartig senkte sich das dunkle Haupt und der Blick aus grünen Augen heftete sich Instinktiv direkt auf den Eindringling. Den Yaris gesetzt seines Zustandes nur undeutlich erkennen konnte. Wenigstens seine Instinkte waren nicht beeinträchtigt.
Was wollte er? Mitkommen? Zwar reagierte der Attentäter nicht, doch er verfolgte das Geschehen soweit es ihm möglich war. Wirklich trauen tat er dem Ganzen nicht. Auf der anderen Seite … wem traute er überhaupt wirklich außer sich selbst? Kurz hinter ihm, schlüpfte noch eine Person herein. Nur vage konnte Yaris einen Schopf ausmachen. Eine Information, die ihm nicht wirklich half, denjenigen zuzuordnen. Allerdings schienen die Piraten auf seine Ankunft gewartet zu haben. Also gehörte die Gestalt wohl zu ihnen.

Nur Momente später ließ ein ohrenbetäubender Knall das Schiff erbeben. So heftig, dass es ihm die Beine unter den Füßen drohte wegzuziehen. Hätte Yaris nicht am Regal gelehnt, an dem er sich instinktiv festhielt, wäre genau das passiert. So blieb er zumindest halbwegs auf den Beinen. Krachend fiel sein Regalbrett auf die Planken. Etwas anderes hatte sich nicht vermeiden lassen. Dass er mit seinem geschundenen Rücken gegen das Regal stieß. Mehrfach und nicht gerade sanft. Schmerz zuckte durch seine Muskeln vom Bund seiner Lumpenhose bis hinauf in den Nacken, dass ihm kurze Zeit schwarz vor Augen wurde und ein gepresstes Zischen seinen rissigen Lippen entwich. Er spürte das Brennen von Schweiß in erneut aufgerissenen Grinden.
Irgendwo schrie jemand, dass sie endlich ins Wasser sollten. Den Kopf noch nicht wirklich klar, stimmte Yaris dennoch stumm zu. Denn das Schiff ächzte gefährlich und neigte sich bereits bedrohlich. Selbst mit vernebeltem Hirn suchte Yaris sein Glück lieber im kalten Meerwasser, als definitiv mit dem Schiff unterzugehen und zu ertrinken.

Ächzend stemmte der Attentäter sich auf die Beine, die sich wie Gummi anfühlten, nahm das zuvor erbeutete Regalbrett wieder an sich und wankte zur Luke. Kein letzter Blick zurück, ob irgendjemand von den Anwesenden noch Hilfe benötigte. Kein Zögern. Er sprang ins Wasser, das ihn mit eisiger Kälte empfing. Das und das Salz stachen wie tausende Nadeln. Dennoch klammerte sich der Dunkelhaarige an das Regalbrett, das ihn über Wasser hielt, und schwamm. Nur weg vom sinkenden Schiff, um nicht mit ihm zusammen in die Tiefe gerissen zu werden.

{erst in der Kajüte von Enrique dann im Wasser}


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