22.01.2017, 14:46
Gemächlich tippte er mit den Fingern an den Rand des Bechers. Mit leicht gerunzelter Stirn schaute er den blinden Passagier (das schien, zumindest teilweise, ihm wahrsten Sinne des Wortes zuzutreffen) an. Ihm war der Typ suspekt. Es war nicht so, dass er ihn nicht leiden konnte – vielmehr war er sich noch nicht im Klaren darüber, ob er ihm trauen konnte. Der da ist auch Teil deiner Lebensversicherung, fuhr es ihm durch den Kopf und der Gedanke missfiel ihm. Irgendwie wäre es ihm lieber gewesen, sie hätten ihn irgendwo abgesetzt und sich selbst überlassen. Greos Züge glätteten sich wieder in dem Moment, da der Fremdling ohne Widerspruch der aufgetragenen Arbeit nachgehen wollte. Immerhin half er mit, aus welchen Motiven auch immer.
Bei der Bezeichnung als Hüne zog Greo kurz den Mundwinkel zur Seite und lupfte eine Braue. Als ob der Kerl selbst klein wäre.
„Kein Thema, Hütchen“
Brummte er in Anspielung auf die Kapuze des Fremden und wandte sich dann wieder zu Talin. Ihren Einwänden hatte er kaum was entgegen zu setzen, und einen Streit vom Zaun zu brechen, war auch nicht sein Ding. Natürlich gehörten nächtliche Übungen dazu, damit die Handgriffe auch im Dunkeln saßen – aber dann war auch in der Regel die gesamte Crew dabei und nicht nur drei verlorene Persönchen, die zwischen Winschen und Stagen umherirrten. Er nickte lahm. Es war ihr Schiff, nicht seines und er war nicht in der Position, um Befehle zu geben.
„Aye, Ma’am.“
Greo straffte die Schultern, zog sich den Hut gegen den Wind über den Kopf und marschierte zur Reling, um sich in die Webleinen zu schwingen. Dann begann er seinen Aufstieg in die Höhe, um zu tun, was ihm aufgetragen wurde.
[Steigt zu den Segeln hoch | Hör- und Sichtweite Ryan/Talin]