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Kapitel 8 - Schleichende Wasser
Crewmitglied der Sphinx
für 60 Gold gesucht
dabei seit Nov 2015
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Irgendwo in diesem Schwindel, der ihr jede Orientierung nahm, hörte Shanaya die Stimmen der Crew. Sie waren weit entfernt, schrien etwas, dessen Bedeutung nicht zu ihrem Verstand durch sickerte. Jedoch sickerte keine Information zu ihr durch, erst Recht nicht, als jemand nach ihr griff, sie festhielt. Für sie nur gefühlte zwei Herzschläge später spürte Shanaya eine sanfte Berührung, die sie dennoch zusammen zucken ließ. Zuerst wollte sie sich wehren, bis eine vertraute Stimme zu ihr durch drang, mit der sich die junge Frau sofort entspannte. Greo war da. Er passte auf. Für den Hauch einer Sekunde entspannte Shanaya nicht, antwortete nur mit leiser Stimme.

Geht schon. Bei dir?

Das dem nicht so war, würde er ihrer Stimme entnehmen können, aber sie hatte nicht die Zeit, sich darüber Gedanken zu machen. Sie konnte die Schulter nicht bewegen, also musste es für den Moment eben mit einer funktionieren. Immerhin blieb ihr gar nichts anderes übrig.
Greo half ihr auf die Beine und auch wenn die Schwarzhaarige kurz taumelte, stand sie recht fest – hörte dennoch nicht den Ruf, der von abseits des Schiffes kam. Jemand war über Bord gegangen, eine Information, die die junge Frau beunruhigt hätte, wäre sie nicht vollkommen darauf fixiert, das Schiff wieder unter Kontrolle zu bringen. Die Sphinx stand wieder aufrecht, der Vogel war vorerst nicht mehr zu sehen. So sehr der Schmerz ihr Bewusstsein beeinträchtigte, so stark war der Wille, sie alle sicher von hier weg zu bringen. Fest entschlossen hielt die junge Frau auf das Steuer zu, den linken Arm vor ihrem Körper verschränkt, um möglichst wenig Schmerz zu provozieren. Sie mussten nur aus diesem Nebel heraus, damit wäre ihnen sicher schon einmal geholfen. Kurz bevor die junge Frau das Steuer erreichte, schlug Greo die Schiffsglocke, was der Schwarzhaarigen jedoch nur einen kurzen, verwirrten Blick entlockte. Noch immer war ihr nicht bewusst, dass nicht jeder noch auf der Sphinx war.
Kaum am Steuer angelangt, das sich zwar noch immer drehte, aber längst nicht mehr mit solcher Gewalt wie zuvor, spannte Shanaya ihren ganzen Körper an, setzte jegliche Kraft ein, um das Rad wieder unter ihre Kontrolle zu bringen. Der Schmerz, der mit dieser Anspannung dafür sorgte, dass ihr einen Moment schwarz vor Augen wurde lockte auch einen der seltenen Flüche von ihren Lippen und ließ Tränen über ihre Wangen rinnen. Ihr Atem raste, ihr Körper schien ihr kaum gehorchen zu wollen. Und zu all dem mischte sich mehr und mehr die Angst in ihrem Empfinden. Zwei Namen lagen ihr auf der Zunge, Greo konnte sie von hier aus sehen. Die Sorge ließ sich nicht herunter schlucken, ihr Blick strich hoffnungsvoll über den Nebel, ohne eines ihrer Ziele zu erkennen.

„Greo, weißt du wo...“

Die Angst, der Kloß in ihrem Hals und die Tränen, die nicht versiegten, ließen sie innehalten, schwer schlucken. Was tat der Dunkelhaarige da an der Reling? Shanaya umfasste mit der gesunden Hand das Steuer, so fest sie konnte, um nicht noch einmal die Kontrolle zu verlieren. Ihren Kompass sicherte sie so gut es ging, so war er jetzt nur minimal verrutscht und auch, wenn die Karte nicht mehr am richtigen Ort lag, verließ die junge Frau sich auf ihre Erinnerung daran. Sie wusste, wohin sie mussten, um diesem Nebel zu entkommen und zumindest davor in Sicherheit zu sein. Nur um durch den Nebel zu rufen fehlte ihr jede Kraft, und noch immer lagen die Namen der beiden Geschwister ihr schwer auf der Zunge, die Ungewissheit. Was blieb ihr also, außer sie aus diesem Nebel heraus zu steuern? Solange dieser Vogel nicht zurück kam, würde das mit einem funktionierenden Arm kein Problem sein. Zumindest hoffte Shanaya darauf.

[Achterdeck, wieder am Steuer | Nahe bei Greo | Fängt an, die Sphinx aus dem Nebel zu steuern]
Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Mar 2020
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Es war ein weißglühender Schmerz, der sie ihre Kiefer aufeinander pressen ließ. Der sie dazu veranlasste die eingeatmete Luft, die ihre Lungen füllte, geräuschvoll wieder  auszustoßen. Es tat weh und brannte. Was im Namen aller Götter war das nur für ein Nebel, der Isas Wunden mit Säure bedeckte, so schien es. Zumindest hatte es sich gelohnt und es kam ein kurzer Anflug von Erleichterung bei ihr auf, als die Jägerin wieder sicheren Boden unter den Füßen hatte. Zumindest halbwegs sicheren.

Die braunhaarige Frau wusste gar nicht wie ihr geschah, denn im nächstem Atemzug war sie die Patientin und Skadi versuchte scheinbar ihre Wunde zu inspizieren. Isa wollte ein 'halb so wild' von sich geben, doch ihr Gegenüber gab nun Informationen nach unten weiter. Mit ihren Fingern strich sie indess über die kleineren Schnitte, die nicht ganz so sehr brannten, aber mehr als sie sollten. Ihre Grünen Augen inspizeirten das Blut an ihren Fingern. Wo waren sie hier nur rein geraten? Plötzlich war Skadi wieder in ihrem Blickfeld. Jünger als sie, aber ihre Erfahrung ging ihrer weit voraus... Isala. Die Frau hatte noch viel zu lernen.

Isala hörte sich an, was die Frau zu sagen hatte und nickte zwischen durch immer mal. Es war beinahe so, als hätte sie einen kleinen Schock. Die Flasche, die Skadi ihr gab, wurde kurz begutachtet aber nicht weiter hinterfragt. Es konnte nicht mehr schmerzen als ohnehin schon. Isa öffnete diese und schmierte sich die Flüssigkeit auf den immer noch blutenden Arm

Dann kramte sie etwas aus ihrer eignen Tasche und ohne ein Wort zu verlieren erschien ein Kompass in ihrer Hand. Den trug sie tatsächlich seit Jahren mit sicher herum... er hatte mehr Bedeutung als ihr lieb war.

Doch etwas ließ sie dann doch aufhorchen. Das 'Mann über Bord' drang bis zu ihnen nach oben durch und ehe Skadi die Chance hatte noch etwas zu ihr zu sagen, stemmte sich Isa hoch und lugte über das Geländer des Krähennests hinunter... doch sie konnte infach nicht sehen! "Dieser verdammte Nebel!", fluchte sie vor sich hin.

"Tarón? Mir gehts gut, was ist da unten los?!", rief sie nach unten, drehte sich dann aber wieder zu Skadi, als nichts mehr kam. Es lag kurz Sorge in ihrem Blick, ehe sie schluckte und versuchte nun in die Ferne zu blicken und irgendwas auszumachen, an dem sie sich orienteren konnten. Die grünen Augen hefteten sich indess an die Nadel des Kompasses. Immer noch klebte der Schweiß und die Luftfeuchtigkeit auf ihrer Haut und noch immer hämmerte ihr Herz rasend schnell gegen ihr Brustbein.


[Bei Skadi im Krähennest ]
Néniel Valerius
Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Keine Angabe
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Die junge Frau starrte den Vogel an, musterte die von Schmerz verzerrten Gesichter der Männer, die für einen Moment in seinen Klauen gefangen waren, ehe Holz splitterte und ihr entgegen stob. Néniel schloss die Augen, hielt sich schützend die Hände vor das Gesicht und spürte wie wie einige dieser Splitter viele kleine Wunden in ihre Haut rissen. Jóns Faszination bemerkte sie erst, als er das Wort an sie richtete. Ungläubig starrte sie den hysterisch lachenden Mann an, versuchte sich einen Reim auf sein Verhalten zu machen, ehe ihr die vage Erinnerung kam, dass er sich ja gerne mit der Flora und Faune dieser Welten beschäftigte. 

"Wie hätte ich das nicht sehen können?", fragte sie mit deutlich weniger Begeisterung (?) in der Stimme als der Jüngere und strich sich mit den Händen über die Kleider um sich von den Holzsplittern zu befreien. Es mochte für ihn vielleicht faszinierend gewesen sein, sie jedoch hatte eine Heidenangst und wollte so schnell wie möglich das Schiff verlassen, wenngleich sie sich auch davor fürchtete, was vielleicht in dem Wasser sonst noch so lauerte. Land war ja weit und breit nicht in Sicht. Néniel schluckte und sah sich für einen Moment um. "Und ich hoffe, dass ich das Tier nie wieder sehe - auch nicht in meinen Träumen.", entgegnete sie und wollte sich gerade wieder erheben, als ein Ruck durch das Schiff ging und sie wieder auf den Boden beförderte. "Mit diesem Schiff segeln wir nirgendwo mehr hin...", murmelte sie und schaute wieder zu ihrer Begleitung, der mit dem Gesicht auf dem Deck gebremst hatte. "Hast du dir weh getan?", fragte sie und ignorierte die restlichen Matrosen, die versuchten sich auf dem modernden Holz ein Floß oder ähnliches zu bauen. 

"Kannst du schwimmen?", fragte sie nachdenklich und ging alle möglichen Optionen in ihrem Kopf durch. Im Grunde blieb ihnen nur das.

{DECK DES HANDELSSCHIFFES - JÓN}
Crewmitglied der Sphinx
für 0 Gold gesucht
dabei seit Apr 2016
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Liam kam nicht dazu, auf ihre Frage zu antworten. Das lag nicht daran, dass er ihr nicht antworten wollte – glaubte sie zumindest – sondern einfach daran, dass die Leute um sie herum in Bewegung kamen. Rayon machte sich wieder auf den Weg, um Liams Ablenkung vorzubereiten und Elian folgte ihm, um neues Wasser zu holen. Gregory hingegen starrte Löcher in die Luft, bis er sich wieder gefasst hatte und zu dem Medizinschrank ging, um nach dem zu suchen, wonach Liam gefragt hatte. Die Blonde war dem Lockenkopf dankbar, dass er die Sache in die Hand nahm und über Skadis Vorschlag hinaus dachte. Am liebsten hätte sie das Gleiche getan oder zumindest schneller geschalten, um sich irgendwie nützlich zu machen, aber ihr Körper schien sich nicht weiter bewegen zu wollen und ihr Kopf einfach nur zu explodieren. Hatte sie sich doch schlimmer wehgetan, als sie gedacht hatte? Lähmte sie die ganz Situation, obwohl sie sich doch in die Gefahr hineinstürzen sollte? Der Gedanke, dass so etwas wie Nebel oder ein Riesenvogel sie erstarren ließen, war so lachhaft, dass sie sich fast gegen die Stirn geschlagen hätte. Sie hielt sich nur zurück, weil die Blonde wusste, dass es ihren Kopfschmerzen nicht zu Gute kommen würde. Trotzdem hob sie beide Hände und schlug sich unsanft mit den Handflächen gegen die Wangen. Es klingelte in ihrem Kopf, aber sie ignorierte es und konzentrierte sich darauf, dass Gregory Liam zwei Fläschen reichte, bevor die Welt abermals kippte.
Es war nicht so, als wäre sie darauf besser vorbereitet gewesen, als beim ersten Mal. Dennoch war sie etwas geistesgegenwärtiger und griff reflexartig nach der Tischkante, statt mit dem Kopf dagegen zu schlagen. Nur Sekunden später standen Schiff und Welt wieder gerade. Schnell sah sie sich nach den anderen um, die zwar umgefallen, aber sich nicht mehr zu verletzt haben schienen, als zuvor. Während Liam und Gregory nach den beiden Phiolen suchten, die anscheinend aus der Hand des Dunkelhaarigen gefallen waren, drehte Talin sich um und wollte schon durch die Tür hinauf aufs Deck rennen, dachte dabei nicht mehr groß an ihren Plan mit den Tüchern, als Farley ihr entgegenkam. Sein Gesichtsausdruck gefiel ihr ganz und gar nicht und sie konnte sich ein genervtes Seufzen nicht verkneifen, als der junge Mann ihr ungutes Gefühl mit seinen abgehetzten Worten bestätigte. Fast hätte sie so etwas wie Erleichterung verspüren können, dass der Riesenvogel sie losgelassen hatte, doch als die ersten Nebelschwaden sich ihren Weg durch die Ritzen zwischen den Brettern des Schiffes suchten, konnte sie sich einen herzhaften Fluch nicht verkneifen. Zum Teufel mit der Erleichterung. Sie schielte zu Liam und Gregory, die genauso alarmiert wirkten, wie sie sich fühlte. Sie nickte auf die Worte des jungen Mannes und erkannte dann aus dem Augenwinkel, dass Elian mit einem Eimer wiederkam.
Talins Griff um ihren Dolch verstärkte sich. Überrascht erkannte sie, dass sie unbewusst danach gegriffen haben musste, als Farley aufgewühlt angerannt gekommen war. Kühle, unheimliche Nebelfinger schienen nach der Klinge zu greifen und nur mit großer Anstrengung konnte die Blonde das Bedürfnis unterdrücken, nach den Fäden zu schneiden. Es war nur Nebel... ihre Augen wurden groß und sie spürte fast, wie ihr jegliche Gesichtsfarbe entwich, als sie den Dolch näher an ihr Gesicht hielt, nur um diese leichte rote Färbung darauf noch deutlicher zu erkennen.

Bei allen Welten...“ Sie drehte den Dolch, sodass auch Liam und die anderen den Hauch von Rost auf der Waffe sehen konnten. Bevor sie jedoch mehr sagen konnte, erklang über ihnen die Alarmglocke, gefolgt von den Rufen, dass jemand über Bord gegangen war. Noch mehr konnte Talin gar nicht fluchen, deshalb biss sie nur krampfhaft die Zähne zusammen. Ihr Herz raste wie verrückt, denn der Gedanke, dass Lucien es war, der ins Wasser gefallen war.

Wo sind wir hier nur gelandet?“ Sie fuhr sich kurz durchs Haar und steckte ihren Dolch wieder weg, da er ihr nutzlos erschien. „Liam, mach mit deinem Plan weiter. Elian, du kümmerst dich um die Tücher. Komm an Deck, wenn du sie fertig und hier unten alle verteilt hast. Ich schau oben nach, ob sie Hilfe brauchen und was verdammt noch mal passiert ist. Hoffen wir einfach mal, dass das Vogelvieh nicht wieder kommt und wir aus diesem Nebel wieder verschwinden können. Wenn ich mehr weiß, komm ich sofort wieder runter.

Ohne groß die Zustimmung der anderen abzuwarten, drängelte sie sich an Farley vorbei und stürmte die Treppe zum Hauptdeck nach oben, nur um buchstäblich gegen eine weiße Wand zu laufen, die sie mit den Augen kaum durchdringen konnte.

[Im Lazarett bei Liam (Rayon, Farley, Elian, Gregory) | dann auf dem Hauptdeck ohne Orientierung]
Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit May 2017
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Rayon stieß einen der obszöneren Flüche in seinem Repertoire aus, als die Sphinx sich wieder aufrichtete und ihn abermals von den Beinen holte. Er prallte unsanft mit dem Kreuz gegen die Wand des Schiffes und ein stechender Schmerz durchfuhr seinen ganzen Körper, bevor sämtliche Luft seine Lungen stoßartig zu verlassen schien. Der Dunkelhäutige wartete einen Moment lang, bis der schlimmste Schmerz vorbei war, schüttelte sich, atmete tief ein und richtete sich dann vorsichtig wieder auf. Immerhin war die Welt jetzt nicht mehr schräg.

"Alles in Ordnung da drin?", rief er in Richtung des Lazaretts, während er sich stabilisierte und vergewisserte, dass es Elian ebenfalls den Umständen entsprechend gut ging. Gregory antwortete mit einem dumpfen, aber bejahenden Stöhnen, das Rayon für einen kurzen Moment beruhigte, ehe er Farleys Stimme hörte:

"Der Vogel ist weg. Aber dafür stecken wir jetzt mitten in diesem komischen Nebel!"

Das war gut - oder auch nicht. Der Vogel war eine Sache. Groß, stark, unberechenbar, aber wenigstens ein Lebewesen, das bluten und sterben konnte. Dieser Nebel hingegen... Rayon, der die ganze Zeit über unter Deck gewesen war, hatte nicht viel davon mitbekommen, aber er schien Teile der Crew regelrecht in Panik versetzt zu haben, und das war gewiss kein gutes Zeichen. Gegen ein Naturphänomen konnte er mit seinen Messern und Äxten nichts ausrichten. Sie konnten nur hoffen, dass wer auch immer gerade das Steuerrad in der Hand hatte sie schnellstmöglich aus diesem Teufelszeug herausmanövrieren würde.

Kurz entschlossen setzte der Smutje seinen Weg in Richtung der Frachträume fort und stieg eiligen Schrittes eine der Treppen hinab - wobei er darauf achtete, stets mit den Händen Halt zu suchen, um auf ein weiteres Kippen des Schiffes vorbereitet zu sein. Wenn sie es schaffen sollten, diesen Nebel hinter sich zu lassen, war es gut möglich, dass der Vogel erneut angreifen würde, und dann mussten sie unbedingt auf ihn vorbereitet sein. Das vertraute Gackern der Hühner und Meckern der Ziegen empfing ihn, als er die Tierpferche betrat, deutlich lauter und schriller als üblich, was angesichts der Turbulenzen kein Wunder war. Das Herz wurde ihm ein wenig schwer bei dem Gedanken, eines der wertvollen Tiere opfern zu müssen, aber solange niemand mit einem besseren Plan um die Ecke kam, blieb ihnen wohl keine andere Wahl. Er tätschelte die Seite einer der Ziegen, die ihn lauthals anblökte, griff sich dann einen der Hühnerkörbe und musterte das Federvieh, das sie momentan mit sich führten. Sie erfreuten sich alle bester Gesundheit, aber selbst wenn dem nicht so gewesen wäre, hätte er vermutlich kein krankes Tier auswählen können, denn das hätte der Vogel höchstwahrscheinlich verschmäht - wenn sich ihr Plan nicht ohnehin völlig in Luft auflösen sollte, denn warum sollte dieses monströse Ungetüm eigentlich ein mickriges, kleines Huhn verspeisen, wenn es ein piratenhaftes Festessen vor sich ausgebreitet sah?

Trotzdem rang sich Rayon schlussendlich dazu durch, eines der Hühner zu greifen und in den Korb zu verfrachten. Ganz so einfach war das gewiss nicht, denn die Tiere waren so aufgeschreckt, dass sie ihr Bestes gaben, um vor ihm zu fliehen, was angesichts der Größe der Pferche natürlich ein zum Scheitern verurteiltes Unterfangen war. Sobald er das Tier sicher verstaut hatte, machte der Koch sich auf den Weg zurück zum Lazarett, wobei er zwei Stufen auf einmal erklomm, um möglichst nicht noch mehr Zeit zu verlieren.

"Einmal Hühnerbrust, wie bestellt", sagte er in einem Anflug von Humor, als er das Lazarett wieder betrat. Das seichte Lächeln auf seinem Gesicht erstarrte jedoch sofort, als er die Nebelschwaden sah, die inzwischen damit begonnen hatten, sich großflächig unter Deck zu verteilen und sich dabei ganz und gar nicht verhielten wie normaler Nebel. Mit gerunzelter Stirn stellte er den Hühnerkorb zur Seite, als ein besonders aufdringlicher Ausläufer geradewegs auf ihn zugesteuert kam und sich neugierig um sein Handgelenk zu legen schien. Rayon riss seinen Arm nach oben und trat instinktiv einen Schritt zurück. Nein, das war ganz gewiss nichts Natürliches!

"Was im Namen der Götter ist das für ein Zeug?", murmelte er und behielt den Dunst dabei genau im Auge.

[ Kurz unter Deck bei den Tierpferchen, dann w/ Huhn wieder im Lazarett bei Liam (Farley, Elian, Gregory) ]
Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Jun 2019
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Das Wasser plätscherte leise gegen die Schiffswand der Sphinx und die Wellen trieben sanft auf und ab -- trotzdem hatte sich Panik in Rúnars Brust breitgemacht. Aber dort blieb sie. Er wusste, dass sie ihm helfen würden. Er war nicht allein. (Aber was wenn die Sphinx zu schnell weiterfahren würde und keiner ihn gehört hatte? Dann würde er einfach nochmal rufen. Er war nicht allein.) Rúnar holte gerade Luft um nochmal auf sich aufmerksam zu machen, als er die Schiffsglocke hörte und kurz darauf etwas über Bord geflogen kam und ein paar Meter vor ihm auf das Wasser klatschte. Eine Leine.

"Danke!", rief er, aber die Leine war zu weit weg ...

Er schwamm schneller, aber konnte die Leine nun schon gar nicht mehr sehen. Er blickte hinauf, suchte die Reling ab um zu erkennen, an welcher Stelle die Leine runterhing -- aber der Nebel war zu dicht und alles was er sehen konnte, waren dunkle und schemenhafte Formen.

Er hörte laute Stimmen an Deck, dachte irgendwie sein Name wäre dabei gewesen. "ICH BIN HIER!", schrie er, verschluckte sich halb am Wasser, als er versuchte, mit beiden Armen zu winken -- dann flog wieder etwas über die Reling. Etwas flatterndes. Etwas gezielteres. Und platschte auf dem Wasser auf.

Er hatte auch das schon wieder fast aus den Augen verloren, aber dann -- ein paar handbreit vor ihm, tauchte es wieder auf -- "Calwah!" (Er hätte die Echse am liebsten vor Freude an sich gedrückt, aber das wäre ihnen wohl beiden nicht besonders wohl bekommen.) "Calwah, komm her", sagte Rúnar und streckte die Hand nach ihm aus, aber das war nicht nötig: Die Echse kam zielstrebig auf ihn zugeschwommen, auch, wenn sie dabei nicht gerade glücklich aussah. (Falls sie das überhaupt jemals tat.)

Rúnar hob Calwah vorsichtig aus dem Wasser -- er erinnerte sich daran, wie es das letzte Mal ausgegangen war, als er ihn hochgenommen hatte, aber Calwah schien recht froh zu sein, dem Wasser zu entkommen. Rúnar zog das Seil von ihm ab und bot ihm an, sich auf seinen Kopf zu setzen, wo es wenigstens halbwegs trocken war. "Guter Junge", sagte Rúnar, als Calwah von seiner Hand auf seinen Kopf wanderte. Es ziepte etwas an den Haaren, vor allem als die Echse sich festhielt, als Rúnar den Kopf neigte um nach oben zu sehen, aber das war egal.

"Tarón!" schrie Rúnar nach oben. (Von jemand anderem hätte sich Calwah sicher nicht ins Wasser schmeißen lassen.)

Rúnar zog das Seil, das Calwah gebracht hatte weiter unter die Wasseroberfläche und schlang es einmal um seine Hüfte und fing an, es vorne zusammenzuknoten.

{ im Wasser | kommt an das Seil von Greo nicht ran | nimmt Taróns Seil und bindet es um seine Hüfte }
Griffith Everly
Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Keine Angabe
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Ein wildes Stimmengewirr umgab Griffith, der flach auf dem Rücken lag und alle Gliedmaßen von sich gestreckt hatte. Im ersten Moment erinnerte Griffith sich nicht wie er hierhergekommen war – war er etwa ohnmächtig gewesen? Griffith blinzelte einige Male feste, ohne damit eine Verbesserung seiner Sicht zu erreichen. Seine Augen brannten höllisch vom Salz, das in der Luft, seiner Kleidung, in seinen Poren, neuerdings offenbar in seinen Augen und auch sonst eigentlich überall war. Salz und Sand. Je näher er dem Ozean gekommen war, desto mehr hatten Salz und Sand sein Leben eingenommen. Früher hatte er immer davon geträumt an der Küste zu leben; ein Kapitän zu sein und die Welt zu erkunden. Alles war ihm besser vorgekommen als auf der Farm seiner Eltern zu leben und diese nur zu verlassen, wenn es darum ging, Waren auf dem örtlichen Markt zu verkaufen. Heute sehnte er sich ein wenig zurück nach der harten, aber vertrauten Arbeit auf den schier endlos wirkenden Feldern. Dort, wo für gewöhnlich weit und breit kein anderer Mensch zu sehen war. Dies stellte das komplette Gegenteil seiner aktuellen Situation dar. In seiner kleinen provisorischen Bleibe in Hafennähe war eigentlich immer etwas los; Menschenmassen tummelten sich überall und es war schwer einen ruhigen Moment zu fassen. Griffith genoss daher die Momente früh am Morgen, wenn er seinen Obst- und Gemüsestand aufbaute, während der Rest der Welt noch schlief und nur einige müde Seelen den Strand entlang schlenderten…

Für einen Moment hatte Griffith sich in seinen Gedanken verloren. Viel zu spät bemerkte er daher, dass eine ihm unbekannte junge Frau über ihn gebeugt war. Unweigerlich und sich halb erinnernd fasste sich Griffith an seine linke Wange, die kribbelte und sich warm anfühlte. Die Frau musste ihn geohrfeigt haben, um ihn aufzuwecken. Sie sagte irgendetwas zu ihm, aber Griffith konnte keines ihrer Worte ausmachen. Die Stimme war viel zu leise, viel zu leer, schien von ganz weit weg zu kommen und ging unter dem Dröhnen in seinen Ohren völlig unter. Wieso lag er eigentlich auf dem Boden? Griffith kniff die Augen nochmals zusammen. Er musste die Ereignisse mehrmals in seinem Kopf rekapitulieren, um greifen zu können, was geschehen war. Es hatte einen oder vielleicht auch mehrere laute Knalls gegeben, Körper waren dumpf auf dem Boden aufgeschlagen und sein Korb war ihm aus der Hand gerutscht; seine Haselnüsse waren über das Deck gerollt, hatten sich in alle Richtungen verteilt. Vater hatte ihn angeschrien, während etwas auf ihn zugeflogen war und… Vater – wo war er?

Griffith setzte sich auf und bemerkte einen dunklen Rand um sein Sichtfeld, der eine nahende Bewusstlosigkeit androhte, und stand deshalb zunächst nicht auf. Der Boden unter ihm war feucht und klebrig, genau wie sein Hemd und seine Hände. Die Welt um ihn herum war weiterhin vom Chaos beherrscht.

Vater?“, rief Griffith, wobei seine Stimme ihn krächzend verließ, und blickte von rechts nach links, doch konnte niemanden ausmachen. Er blickte auf und wollte die junge Frau fragen, ob sie seinen Vater gesehen hatte, der mit ihm an Board gewesen war, doch sie sah ihn nun nicht mehr an. Ihre Aufmerksamkeit war von etwas anderem, etwas hinter Griffith, eingenommen worden. Ihre Augen waren weit aufgerissen, ihre Hand hatte sie über ihren vor Schock leicht offenstehenden Mund gelegt. Vielleicht hätte dies Griffith mehr erschrecken müssen, als es das tat. Vielleicht hätte er wissen müssen, dass etwas ganz und gar nicht stimmen konnte. Aber alles, was er bemerkte, war, wie die junge Frau plötzlich losrannte. Griffith sah ihr für einen Moment lang nach und schrie dann wieder einige Male: „Vater??“, bevor er aufgab und stattdessen: „Hilfe!“, gefolgt von einem leiseren: „Kann mir jemand helfen?“ rief.
 
{DECK DES HANDELSSCHIFFES – Jón / Néniel}
Crewmitglied der Sphinx
für 0 Gold gesucht
dabei seit Feb 2016
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Irgendwo im Hintergrund hörte er jemanden Befehle bellen, was vermutlich der Kapitän war. Dann war zumindest der nicht über Bord gegangen. Nach wie vor verschleierte der Nebel ihm die Sicht. Es war ihm klar, dass die Chancen für halbherziges Rettungsmanöver schlecht standen, zumal die Schot zu leicht war. Egal, wie gut er sie zu bündeln und dann auszuwerfen versuchte, sie schien nicht annähernd in die Nähe der verlorenen Person zu reichen. War das der blonde Hänfling, den er da hatte rufen hören?
Unwillkürlich schüttelte er den Kopf und ließ einen Moment ernüchtert die Arme hängen. Er kam sich nutzlos vor. Sein Gesicht verzog sich zu einer etwas gequälten Miene, während er sich erneut die brennenden Ellenbogen rieb, dann schoss er die Schot sauber auf, hängte sie sich sicherheitshalber um (man wusste ja nie) und ging zu Shanaya hinüber. Er klappte den Mund auf, als ob er etwas zu sagen hatte, doch ihm fiel kein schlauer Satz ein. Sie wusste schließlich selbst, dass sie in einer misslichen Lage waren: man konnte kaum ein paar Meter weit schauen, Nebel, der Korrosion bewirkte, jemand war über Bord gegangen, irgendwo da oben trieb sich angriffslustiges Viehzeug herum und die Karten allein wussten, ob sie Gefahr liefen, eine Grundberührung zu erleiden. Ganz zu schweigen von dem Handelsschiff, was ebenfalls irgendwo da draußen vor sich hindümpeln musste.
Obgleich es auf dem Achterdeck nicht viel Sinnvolles zu tun gab, weigerten sich Greos Füße entschlossen, es zu verlassen und den anderen auf dem Hauptdeck zur Hilfe zu kommen. Was, wenn hier wieder etwas geschah?
Er griff nach der Scherschere – die Schusswaffe war ihm entglitten – und zuckte zusammen, als seine Finger über eine raue Oberfläche fuhren.

„Och nö. Nööö…“,

jammerte Greo entsetzt und schaute konsterniert auf seine Scherschere, deren sonst so blitzsaubere, stets geschärfte Schneiden von krümeligem, feinem Rost überzogen waren.

„Nö nö nö…“

Er löste sie von seinem Gürtel und hielt sie vor sich. Dazu fiel ihm jetzt erst recht nichts mehr ein. Sein Blick hingegen sprach Bände. Er guckte Shanaya an, als ob sie das große Unheil irgendwie rückgängig machen könnte. Er fasste den Verfall seiner liebsten Waffe als tiefe persönliche Kränkung auf, die ihn schier handlungsunfähig zurückließ. Sofort prüfte er den dunstigen Himmel nach einer Regung. Wenn jetzt was von dort oben auf sie herunterschoss, was sollten sie dann tun?
Resigniert klinkte er die Schere zurück an ihre Halterung und machte sich auf die Suche nach der vermaledeiten Kanone.

[Achterdeck | Shanaya | sucht die verlorene Kanone]
James Killigan
Crewmitglied der Sphinx
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Konnte dieser Katastrophentag endlich vorbei sein? Kaum hatte man sich halbwegs gedanklich mit der Tatsache angefreundet von einem mörderischen Riesenvogel verfolgt zu werden, umhüllt von einem Nebel der weiß-Gott-was anrichtete, da ging auch noch jemand von der Mannschaft über Bord. James hatte die Nase gestrichen voll. Von diesem Tag, von diesem Schiff, von der Piraterie, von allem. Er wollte wieder an Land, festen Boden unter den Füßen und in die nächste Kneipe. Egal auf welcher Insel, es würde sich schon eine hübsche junge Frau finden, bei der er seinen Akku wieder aufladen könnte. 
Sein Blick fiel auf Soula, die neben ihm stand und ebenfalls nicht so aussah als wäre sie sonderlich glücklich mit dieser Situation. Für einen Moment war er vom Instinkt getrieben sie tröstend in den Arm zu nehmen, aber die Order von Lucien hielt ihn davon ab, denn nach wie vor war jemand im Wasser und bisher waren scheinbar alle Rettungsversuche im Nichts verlaufen. 

“Aye Captn.“

gab James zurück, als Hinweis dass er die Anweisung verstanden hatte und machte sich postwendend auf den Weg zum Bugaufbau. Der Weg dahin stellte sich als beschwerlicher dar, als er es sich hätte ausmalen können. Fast wäre James über ein Fass gestolpert, dass wie aus dem Nichts vor ihm auftauchte. 

“Verfluchte, elendige Kackscheiße!!“

zischte er durch seine zusammengebissenen Zähne und seine kleine Hasstirade gegen den Tag riss auch nicht ab, bis er endlich den Bug des Schiffes erreicht hatte. Erst dort angekommen merkte er, dass er nicht alleine dem Befehl des Captains gefolgt war, sondern das Soula sich einige Schritte hinter ihm befand, um ebenfalls die rettenden Netze zu besorgen. Je länger er darüber nachdachte, desto wahrscheinlicher wurde es in seinen Augen, dass dies hier sein Ende sein würde. Sein letzter Tag auf Erden. Statt wie jeder andere Mensch seines Standes friedlich auf weißen Laken gebettet dahin zu siechen, würde er von irgendeinem Monster aufgefressen, ertrinken, vom Nebel zerfressen oder sonst irgendwie sterben. Und das alles wegen einer derart blödsinnigen Wette, dass er sich selbst in den Allerwertesten beißen könnte. 
So hatte er sich das Ende seines Lebens jedenfalls nicht vorgestellt. Optimalerweise hätte er eher alt und grau sein wollen und das Gesicht zwischen zwei wohlgeformten Brüsten einer gutaussehenden Frau vergraben haben, während er seinen letzten Atem aushauchte. Immer noch recht zornig über seine eigene Dummheit, schnappte er sich einen Haufen Netze aus dem Lager und wandte sich zu Soula um, um sie ihr zu überreichen. Doch statt genau das zu tun, ließ er die lebensrettenden Netze fallen, machte noch einen Schritt über den kleinen Haufen drüber um direkt vor Soula zum stehen zu kommen, ihr Gesicht in beide Hände zu nehmen und, ohne groß darüber zu grübeln ob Soula damit überhaupt einverstanden war, küsste er sie. Nicht sonderlich liebevoll oder zärtlich, sondern hart und fordernd. Und wieso das ganze? Wenn er heute wirklich sein Leben lassen musste, dann wenigstens in dem Wissen, dass eines der letzten Dinge die er getan hatte, dieser Kuss war. 

(zunächst bei Lucien und Soula, dann mit Soula am Bug)
Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Jun 2019
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Er hätte gern von sich behauptet, dass er wusste, dass seine Kugel nicht daneben gehen würde. Dass er immer sein Ziel traf, egal in was für einer Lage er sich befand. Und wenn ihn jemand gefragt hätte, ja, dann hätte er genau das auch lautstark behauptet. Aber in diesem Augenblick auf diesem wackelnden Holzkahn unter und das sich bewegende Ziel über sich, wusste er nicht, ob seine Kugel nicht doch daneben gehen würde. Für einen winzigen Augenblick hätte er sogar beunruhigt sein können, das er nicht den Vogel, sondern einen der beiden menschlichen Schemen dort oben traf. Vor allem, als das Riesenvieh auf einmal den Kopf nach hinten riss. Und doch...da... Rym konnte es nicht mit Sicherheit sagen, aber er meinte zu erkennen, dass seine Kugel das Gesicht des zu groß geratenen Vogels traf und dieser mit einem ohrenbetäubenden Schrei schließlich losließ. Das Schiff schnipste in rasender Geschwindigkeit wieder zurück, wie eines dieser Spielzeuge, das man anstubste und das dann immer von der einen Seite auf die andere schwankte, bis es schließlich zum Stillstand kam. Geradeso schaffte er es noch, nach der Reling zu greifen, um nicht wie wild durch die Gegend zu fliegen, nur um schnell wieder nach oben zu schauen, ob das Mistvieh auch wirklich weg war. Am Rande nahm er dabei wahr, dass dort oben jemand drohte über Bord zu gehen. Doch der Vogel war weg.
Nur unter größter Anstrengung widerstand der Dunkelhaarige dem Drang, seine Faust siegesgewiss in die Höhe zu stoßen. Zum einen war es eine unglaublich lächerliche Pose, die er das letzte Mal mit jungen vierzehn Jahren gemacht hatte und zum anderen konnte er sich nicht einmal sicher sein, ob sie wirklich in Sicherheit vor dem Tier waren. Er sah den Umriss des Vogels schon wieder näher kommen, legte erneut seine Waffe an, nur um dann gegen eine Wand zu starren.
Irritiert ließ Rym sein Gewehr sinken und sah sich auf dem Schiff um. Er sah nichts mehr, als wäre er völlig blind. Ruckartig nahm er sein Gewehr nach unten und riss sich die Brille von der Nase, aber er erkannte noch viel weniger als vorher, Nebel hüllte ihn völlig ein und ließ ihn sich fühlen, als wäre er abgeschnitten von der ganzen Welt. Das Herz des jungen Mannes begann schnell und heftig zu pumpen, ließ den Körper verkrampfen und seine Atmung sich beschleunigen. Es war lange her, dass er sich so gefühlt hatte, dass letzte Mall als ihn statt dunstiger, grauer Nebel völlige Schwärze umhüllt hatte. Nur mit Mühe hielt Rym sich an seiner Waffe fest, die ihm das Gefühl gab noch mit der Welt verankert zu sein. Die Textur des Gewehrs schien sich allerdings unter seinen Fingern zu verändern, doch er konnte nicht sagen, was dort geschah, da er nicht einmal die Kraft hatte, den Kopf zu drehen. Er wusste, dass um ihn herum die Welt noch existiere und sich die Leute in seiner Nähe bewegten. Doch er nahm nichts wahr, als hätte jemand Stroh in seine Ohren gesteckt, um ihn daran zu hindern, wirklich zu hören. Ihm war bewusst, dass er eine angehende, wenn nicht sogar schon ausgewachsene Panikattacke hatte. Als Kind hatte er so etwas öfter gehabt. Doch das Wissen darum ändere nichts daran, dass er immer noch wie erstarrt an Ort und Stelle stand und er weiterhin hektisch nach Luft schnappen musste. Wieder erklangen Rufe um ihn herum und er meinte seinen eigenen Namen dabei zu hören. Das war...ah das Lockenköpfchen. Dann war er wirklich nicht allein in diesem Nebel, richtig?  Der Dunkelhaarige schloss die Augen – ob Weiß oder Schwarz vor Augen war doch wirklich einerlei – und versuchte, dabei tief einzuatmen, was immer noch nicht ganz gelingen wollte.
Das Geräusch einer Glocke riss ihn schließlich aus seinen festgefahrenen Gedanken und seiner Starre. Rym zuckte zusammen und sah sich in die Richtung um, aus der das Geräusch erklungen war. Wie zu erwarten, sah er nichts, aber dennoch klärten sich seine Gedanken und er konnte sich wieder bewegen, wenn auch noch etwas abgehakt. Und was war das gewesen, was Lockenköpfchen gerufen hat? Sie könnten wieder angegriffen werden? Das wäre Rym gerade mehr als Willkommen, weil die Wand vor seinen Augen sich dann nämlich wieder lichten würde. Doch er wusste, dass er sich nicht auf die glorreiche Erscheinung des Riesenvogels würde verlassen können – allein weil er nicht so viel Glück haben konnte -, weshalb er sich wohl eine bessere Stelle suchen musste, um auf alles heranfliegende schießen zu können. Auch wenn ihn kurz der Gedanke kam, dass er mit seiner Blindheit nicht viel ausrichten konnte.
Mit einer ruckartigen Bewegung steckte er seine Brille weg, legte die Hand auf die Reling und hangelte sich mehr schlecht als recht in... irgendeine Richtung. Nach nur wenigen Schritten stieß er gegen etwas, was über das Holz schabte und er hob es auf. Eine Pistole und von der Textur her, ließ sie sich genauso wie sein Gewehr anfassen, irgendwie falsch. Rym runzelte die Stirn, richtete sich wieder auf und meinte in seiner Nähe Stimmen zu hören. Er wusste nicht, wer es war, aber irgendjemand schien nicht sehr begeistert von der Situation zu sein, sonst würde er nicht die ganze Zeit ‚Nein‘ sagen. Was ihm nicht gerade wie ein guter Fluch erschien. Nur mit Mühe konnte er einen Fuß vor den anderen setzen, als er sich von der Reling entfernte, und meinte schließlich einen Schemen im Nebel erkennen zu können. Er wusste nicht wer es wahr, aber er war groß und damit vielleicht der Mann, der gerade noch so niedlich geflucht hatte.

Was verhagelt dir so die Stimmung, dass du nicht mal mehr in der Lage bist, anständig zu fluchen?“ Ein kleiner Geistesblitz traf ihn. „Suchst du vielleicht die hier?“ Er hielt dem Mann die Waffe hin.

[Auf dem Achterdeck | erst allein dann bei Greo und Shanny | mit Greos Kanone]


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