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Kapitel 8 - Schleichende Wasser
Crewmitglied der Sphinx
für 6.000 Gold gesucht
dabei seit Nov 2016
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Es war als wäre der Geist des Chaos über das Board hereingebrochen. Was als einfache Jagd anfing endete in der Zerstörung – wenigstens waren sie diesmal in keine von Menschen gestellte Falle gelaufen.

Die Muskeln seines Armes schmerzten und die Wucht des zurück ins Wasser fallenden Schiffes riss Josiah fast von den Beinen. Aber es stand wieder. Ihr Schiff stand wieder. Josiah atmete innerlich auf.
Ruckartig riss er seinen Blick von seinen Kollegen ab und ließ ihn zurück nach oben gleiten, dorthin, wo der Vogel verschwunden war.
Von wo würde der nächste Angriff kommen? Wie war er getroffen worden? Was brauchte es noch, um ihn loszuwerden?
Doch auf halber Strecke wurde sein Blick von etwas anderem gefangen. Eine sanften, schleichenden Bewegung, die am Rande seines Bewusstseins kratzte, ehe er verstand und den Kopf herum riss.

Der Nebel. Der Nebel kam.

Josiah stieß sich hektisch von der Reling weg, als die Masse über sie hinüber schwappte wie eine Soße, ehe die höher stehenden Nebelschwaden ihr folgten. Kurz stolperte er ein, zwei Schritte rückwärts, blickte noch einmal kurz hektisch nach oben – der Vogel war noch nicht wieder aufgetaucht. Warum? Die meisten Raubvögel ließen sich nicht viel Zeit zwischen ihren Angriffen. Was tat er? – dann wieder zum Nebel, der unaufhaltsam näher rückte.
Verflucht.
Ohne noch weiter nachzudenken oder zu zögern schmiss Josiah sich herum und rannte los. Quer über das Deck, in Richtung Lucien. Kurz darauf hatte ihn der Nebel eingeholt – Josiah hielt instinktiv die Luft an. Er musste bei Lucien ankommen bevor dieser sich von seiner Stelle wegbewegen konnte und er ihn in dem Nebel noch schlechter wieder fand. Der Schrei des Vogels zerriss die Luft. Gellend. Josiah widerstand dem Verlangen, den Blick von dem langsam im immer dichter werdenden Nebel verschwindenen Lucien zu lösen und nach oben zu sehen und spitzte stattdessen die Ohren. Wenn der Vogel nah genug war, um wieder anzugreifen, würde er das auch hören können.
Doch da war nichts.
Lag es am Nebel?
Lucien tauchte aus dem Nebel wieder auf, neben ihm James. Josiah verfiel in einen leichten Laufschritt, bis er auch die letzten Meter überwunden hatte. Seine Lungen gaben ihm mit einem leichten Brennen zu verstehen, dass er langsam wieder Luft holen musste, und Josiah gab auf. Als er bei Lucien und James ankam, atmete er flach.

Alles gut bei euch?

Ohne eine Antwort abzuwarten ließ er seinen Blick über die versammelte Mannschaft gleiten, das Seil um Lucien, James‘ an dessen Hose gepresste Hände und die am Boden liegende Soula.
Mit wenigen Schritten war er bei ihr und streckte ihr die Hand entgegen.
Es war sonst nicht so seine Art, anderen auf die Beine zu helfen, aber je eher die junge Frau stand desto wahrscheinlicher war es, dass sie auf neue Ereignisse schnell und gescheit reagieren könnte. Und sie konnten jetzt jede tatkräftige Hand gebrauchen, die sie haben konnten.

Wieder einsatzbereit?

Sie mussten alle schnell handeln. Wie auch immer dieses Handeln aussehen mochte.

Im nächsten Moment ertönte Ceallagh’s Stimme aus dem Nebel. Josiahs Kopf fuhr herum als er mit dem Blick den Nebel abtastete.

Ceallagh!“, rief er auf’s Geratewohl in die Nebelwand. „Alles klar bei euch?
[am Anfang irgendwo, dann bei Lucien, James und Soula]
Crewmitglied der Sphinx
für 0 Gold gesucht
dabei seit Feb 2016
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Ihm lag ein ‚Ich auch nicht‘ auf den Lippen, doch er verschwieg es Talin und runzelte stattdessen nur nachdenklich die Stirn. Auf ihre Frage hin wanderte sein Blick nach draußen und er überlegte, ob es wirklich Sinn machte, den Köder von hieraus aus dem Schiff zu befördern. Vermutlich nicht, immerhin würden sie den Vogel so oder so erst einmal darauf aufmerksam machen müssen. Doch bevor er Talin seine Gedanken mitteilen konnte, wandte sich Rayon an sie und verkündete, eines ihrer Hühner dafür auszuwählen. So leid es Liam auch tat – ein lebender Köder würde ihnen vermutlich um einiges mehr bringen als ein totes Stück Fisch oder Fleisch, die sie voller Panik und falscher Hoffnung von Bord warfen, um ihre Überlebenschancen zu erhöhen. Er nickte dem Dunkelhäutigen hinterher, wollte sich gerade wieder vor Augen führen, bei welchem Gedanken er stehen geblieben war, als sich Elian mit kritischem Blick nähte. Gregory kramte währenddessen bereits im Medizinschrank. Der Lockenkopf hoffte inständig, dass er fündig werden würde und nicht alles zu Bruch gegangen war. Sein Blick traf den jüngeren Montrose, der seine Sorge kundtat, doch Liam winkte sie entschlossen ab.

„Hol lieber Wasser für die Tücher. Das hier ist nichts, was nicht auch noch bis später Zeit hätte.“

Er wusste Elians Bedenken durchaus zu schätzen, wollte allerdings keine Zeit mit Dingen verschwenden, von denen sie nicht wussten, ob sie ihnen überhaupt noch etwas brachten. Es gab wichtigeres zu tun. Mit einem flüchtigen Blick auf seine Handfläche, vergewisserte er sich, dass keine (sichtbaren) Glassplitter mehr in den Wunden steckten, ansonsten hatten sich die kleinen Risse lediglich mit ein bisschen Blut gefüllt. Der Alkohol, der die Basis für die Tinkturen darstellte, brannte an den offenen Stellen, aber Liam wischte ihn kurzerhand an der Hose ab und wollte sich wieder auf die wichtigen Dinge konzentrieren. Gregory hielt ihm gerade zwei heile Gläschen entgegen, doch noch bevor Liam sie entgegennehmen konnte, riss es sie abermals mit Wucht von den Beinen. Unsanft wurde er gegen die Anrichte geschleudert. Der Aufprall presste ihm die Luft aus der Lunge und abermals war er gezwungen, den Kopf einzuziehen, um einer der Laternen zu entgegen, die zwischen Gregory und ihm gnadenlos gegen den Schrank prallte. Immerhin schien sich die Sphinx nun wieder in einer aufrechten Position zu befinden. Einer der Türknäufe hatte sich bei seinem zweiten Freiflug unangenehm in seinen Rücken gedrückt und hinterließ einen dumpfen Schmerz. Vor der Tür des Lazaretts kämpften sich Elian und Rayon wieder auf die Beine. Auch Liam zog sich am Schrank wieder zurück auf die Beine.

„Wo sind sie hin?“, fragte er Gregory und half ihm gleich darauf, unterhalb der Schränke nach den zwei Phiolen zu sehen, die hoffentlich nicht auch noch zu Bruch gegangen waren.

Tatsächlich schimmerte dort etwas in der Dunkelheit und beschäftigte die beiden Männer eine Zeit lang damit, es in ihrer Eile und Furcht wieder herauszufischen. Gerade, als Gregory beide Phiolen wieder in der Hand hielt, stand eine weitere Gestalt in der Tür zum Lazarett, wirkte abgehetzt und beunruhigt.

„Der Vogel ist weg. Aber dafür stecken wir jetzt mitten in diesem komischen Nebel!“, berichtete Farley atemlos.

Es war offensichtlich, dass er gerade von oben kam. Fast so, als hätte er etwas gebraucht, was bewies, dass er die Wahrheit sprach, hatten sich sanfte Nebelschwaden an ihn geheftet und waren ihm bis zum Lazarett gefolgt. Kaum, dass der Lockenkopf sie bemerkt hatte, versuchte er, sie hastig abzuschütteln. Und als wäre das nicht bereits genug gewesen, drückte sich nur einen Herzschlag später auch schon ein weiterer Schleier von oben durch einen winzigen Zwischenraum in der Decke unter Deck. Sowohl Gregory als auch Liam starrten den hellen Dunst an, der sich wie eine Schlange von der Decke hängen ließ. Automatisch wurde sein Atem flacher.

„Beeilen wir uns.“, unterbrach Liam den Moment der Ehrfurcht und sah zu Talin. „Das Huhn können wir auch noch später damit marinieren.“

Er klaubte die beiden Phiolen aus Gregorys Händen und ließ sie in seiner Tasche verschwinden. Dass dieser Vogel tatsächlich von ihnen abgelassen hatte, wollte er nämlich nicht glauben. Spätestens, wenn der Nebel die Sicht wieder freigab, waren sie auch für den Vogel wieder sichtbar. Gerade schien der Nebel also wie Retter und Tod zugleich.
Er hatte abermals nach seinem Dolch gegriffen, um den Stoff zurechtzuschneiden. Immer mehr des weißen Dunstes kämpfte sich seinen Weg nach unten und hinterließ ein nervöses Kribbeln in seinem Nacken.


{ Talin (& Rayon & Elian & Gregory & Farley) }
Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Mar 2020
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Er knirschte angespannt mit den Zähnen als erst einmal Nichts geschah. Wo zum Teufel war dieser Josiah, wenn man ihn brauchte? Doch an Deck herrschte noch immer Chaos. Während das überdimensionale Suppenhuhn über ihnen Köpfen vehement versuchte, das Gleichgewicht zu behalten, kämpfte die Mannschaft unterhalt noch immer mit einem festen, sicheren Stand. Der Lockenkopf tauschte einen nichtssagenden Blick mit seinem Captain, dem – nebst der kleinen Platzwunde an der Schläfe – vorerst wohlauf schien, ehe Taróns Stimme über das Deck hallte. Alex nahm das Gewehr wieder in Anschlag und wartete auf den richtigen Moment. Beiläufig nur lauschte er den Ideen, die über Deck geworfen wurden, wobei er inständig hoffte, dass sie nicht wirklich auf die Idee kamen, eine Bombe zu zünden. Nicht nur, dass ihr Schiff bekanntlich aus Holz bestand; sie hatten ja bereits festgestellt, dass mit diesem Nebel irgendetwas nicht stimmte. Wer wusste wie explosiv die Mischung war, die sich langsam näher an die Sphinx heranzog. Bei der hochgelobten ‚Tiererfahrung‘, die Rúnar scheinbar haben sollte, horchte er auf – und kommentierte sie, kaum dass der Hellhäutige geendet hatte, mit einem für seine direkten Standnachbarn hörbaren Augenrollen.
 
„Diese ‚Schmerzen‘ nennen sich ‚Hunger‘.“, brummte er anschließend lauter.
 
Er war ja vieles gewohnt. Liam war auch jemand, der zuerst nach gewaltfreien Wegen suchte. Aber wenigstens sah er ein, dass es in manchen Situationen nur zwei mögliche Ausgänge gab: Lebendig oder tot. Obwohl in Rúnars Aussage nicht mehr als eine mögliche Feststellung gesteckt hatte, implizierte Alex automatisch irgendeinen haarsträubenden ‚Wir müssen dem armen Riesenhähnchen helfen!‘-Plan, der sie dem Tod zwangsläufig näherbrachte. Bevor er die eigene Anspannung allerdings weiter daran abreagieren konnte, den Hellhaarigen zynisch dabei zu ermutigen, dem Vögelchen bei seinem Problem behilflich zu sein – vielleicht hätte das Isala und Skadi auch genügend Zeit eingeräumt, nicht als Hühnerfutter zu enden – bewies Soula, dass er nicht der Einzige war, der Bedenken beim Thema ‚Schiff und Feuer‘ hatte. Seitlich von ihm öffnete und schloss sich die Tür, die unter Deck führte. Alex sah nicht auf, sondern behielt weiterhin den Vogel im Visier. Er bezweifelte stark, dass sie sich wirklich von Feuer beeindrucken lassen würden. Dazu hatten sie dann doch zu viel, was an einen Drachen erinnerte. Alex wollte gerade dazu ansetzen, seine Bedenken zu äußern, da hallte ein Schuss über sie hinweg. Augenblicklich hielt er die Luft an und setzte nach. Aus dem Augenwinkel heraus versuchte er, auszumachen, wo sein Treffer gelandet war, hatte aber unverzüglich die Waffe heruntergenommen, um nachzuladen. Der Vogel schlug mit den Flügeln und noch ehe einer von ihnen reagieren konnte, schnippte die Sphinx erleichtert wieder in die waagrechte. Die Kugel war das erste, was ihm aus der Hand glitt und im Meer verschwand. Gerade noch rechtzeitig hatte er einen Arm durch den Riemen des Gewehrs geschoben und sich im Ankerspill verkeilt, sodass es ihn nur von den Füßen riss, er aber irgendwie zwischen den Spaken Halt fand.
 
Erst, als das Schiff zu seinem üblichen Schaukeln auf den Wellen zurückgefunden hatte, lockerte sich sein Griff um das Holz. Das kurze Gefühl von Schwerelosigkeit hatte ihm die Übelkeit in den Magen getrieben. Er erkannte Lucien noch immer auf der anderen Seite des Hauptmasts, der gerade damit beschäftigt war, Soula wieder auf die Beine zu helfen. Auch James und Josiah fanden sich gleich darauf bei ihm ein. Sie waren offensichtlich nicht über Bord gegangen. Dann kam ihm wieder der Vogel in den Sinn – hastig hob er den Blick zum Krähennest, doch der dunkle Schatten war verschwunden. Stattdessen hatte sich dichter Nebel um den Hauptmast gelegt. Das Krähennest war nicht mehr zu sehen. Alex fluchte. Erstrecht, als ihm auffiel, dass der Nebel nicht nur über ihnen war, sondern inzwischen das gesamte Schiff verschlungen hatte. Seine Haut kribbelte unangenehm und sein Herz schlug spürbar schneller, kaum dass er die leichte rötliche Schicht bemerkte, die sich wie unheilbringende Seide über das Metall seines Gewehrs legte.
 
Von oben dran eine weitere Stimme zu ihnen hinunter. Scheinbar hatten die beiden Frauen im Krähennest mehr Glück als Verstand gehabt und überlebt. Bis jetzt jedenfalls. Schien also, als wären sie zumindest vorerst vor diesen Vögeln sicher. Solange, wie sie eben in diesem giftigen Nebel stecken. Pest oder Cholera. Sie hatten die Wahl.
 
„Rym, mach dich bereit. Ich fürchte, dieses riesige Suppenhuhn wird’s direkt wieder auf uns abgesehen haben, sobald wir hier raus sind!“, rief er in die Richtung, in der er den Bärtigen eben noch gesehen hatte.
 
Für einen kurzen Moment lauschte er angestrengt nach dem Geräusch der Segel im Wind. Dann huschte ein Schatten über das Deck, dessen Stimme ihn unweigerlich als Ceallagh identifizierte. Mit einem unguten Gefühl im Magen lud der Lockenkopf sein Gewehr nach, bedachte den Flugrost mit Sorge und überlegte fieberhaft, ob irgendetwas von dem, was Ceall da über Deck rief, wirklich Sinn machte. Für sie. In ihrer jetzigen Situation. Aber das hier war definitiv zu viel Schiff für zu wenig Stroh oder Mehl. Und zu viel Nebel für sämtliche Vorräte, die sie an Bord hatten.
 
„Salz. Auch wenn ich bezweifle, dass wir den Kampf gegen die Zeit hier wirklich gewinnen können.“, warf er ein und fixierte den Blondschopf einen kurzen Moment, ehe sein Blick wieder besorgt über das rostende Metall seiner Waffe glitt.


{ Hauptmast | Lucien, Soula, James, Josiah | Ceallagh, Tarón, Rúnar | Zairym }
Néniel Valerius
Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Keine Angabe
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Es war Erleichterung die sie ergriff, als Jón zu ihr kam, ihren Arm packte und sie mit zu dem Beiboot zog. Natürlich wäre das ohnehin ein sinnvoller Schritt gewesen, aber ihr Körper hätte sich wahrscheinlich erst nach der völligen Zerstörung des Schiffes bewegt. Um nicht zu ertrinken. Erleichtert folgte sie also dem jungen Mann, musterte für einen Moment die Seefahrer, die versuchten das kleine Boot klar zu machen. Doch ähnlich wie der Rest des Schiffes, begann auch das Holz zu modern und brüchig zu werden. Néniel beobachtete die Männer dabei, wie sie das Bötchen von dem Tau befreiten, als ein weiterer erschütternder Schrei in ihrer unmittelbaren Nähe über das Deck hinweg fegte. Die blauen Augen der jungen Frau weiteten sich und ihr Mund formte sich zu einem erschrockenen 'O', als ein riesen, vogelartiges Tier mit nach vorne gerichteten Klauen auf sie hinab schoss. 

Aus Reflex zog sie Jón ein Stück zurück, ehe die schuppigen Klauen in das Beiboot einschlugen und ein wütender Schnabel nach den wild rufenden Männern schlug. Abermals stürzte Néniel, konnte den Fall jedoch mit den Händen abfangen, sodass sie nicht nochmal mit dem Kopf auf den Boden schlug. 

Während dessen griffen die Männer nach den Waffen und begann den Vogel abzuwehren. Hektisch flog der Blick der jungen Frau zu Jón. "JÓN PASS AUF!", rief sie ihm zu, als sie sah, dass der Vogel - anscheinend um wieder abzuheben - seine großen Schwingen ausbreitete und begann kräftig damit zu schlagen. 

{ DECK DES HANDELSSCHIFFES - JÓN }
Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Aug 2020
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Während sie sich an der Querplanke festhielt, scheiterten ihre Versuche auf die Beine zu kommen. Immerhin hatte sie sonst nichts, was ihr irgendwie Halt geben konnte. Es hinderte sie aber nicht daran, ihren Senf zu der allgemeinen Diskussion abzugeben. Ihr halt war weder besonders gut, noch glaubte sie daran, dass sie sich sehr lange so halten konnte, besonders, falls der Vogel irgendwann vom Schiff ablassen würde oder es sich noch mehr neigte. Sie konnte also entweder loslassen und bis zur anderen Schiffsseite schlittern, bis sie die Reling erreichte, in der Hoffnung, dass sie nicht von Bord ging oder sie überlegte sich schleunigst etwas anderes. Soula konnte spüren, wie sich ihre Fingernägel regelrecht in das Holz der Planke krallten. Dann hörte sie jemanden ihren Namen rufen. Stimmen konnte Soula noch nicht einordnen. Sie wandte sich der Stimme zu und entdeckte Lucien, der ihr ein Seil zuwarf, nachdem er sich ihrer Aufmerksamkeit sicher war. Es war einfacher, nach dem Seil zu greifen, da sie nicht ihr komplettes Körpergewicht halten musste. Soula merkte sehr, dass sie solche Anstrengungen nicht gewohnt war. Das hatte schon mit den Kanonen angefangen und sie versuchte ihre meckernden Muskeln so gut es ging zu ignorieren. Nachdem sie mit einer Hand das Seil umschlossen hatte, straffte sie das Seil, sodass sie Halt durch den Zug bekam. Die andere Hand folgte, ehe sie ein Bein nach dem anderen aufstellte und gegen das Deck presste. Schritt für Schritt balancierte sie so auf Lucien und den Hauptmast zu. Sie war fast bei ihm angekommen, als der Vogel vom Schiff abließ und das Schiff zurückpendelte. Mit aller Kraft hielt sie sich am Seil fest und konnte doch nicht verhindern, dass es ihr schmerzhaft in die Hand schnitt, als sie Richtung steuerbord geworfen wurde. Innerlich entschuldigte sie sich in dem Moment bei Lucien dafür, dass es ihm sicher auch nicht leicht fiel, sie und das Seil festzuhalten und war ihm äußerst dankbar, dass er sie nicht fallen ließ. Dafür, dass sie eine Fremde war, fand Soula es ziemlich viel, was er in diesem Augenblick auf sich nahm. Leise stöhnte sie auf, als das Schiff wieder einigermaßen gerade war, nur noch ein wenig schaukelte. Ihre Hände brannten und sie würde wohl allen möglichen Göttern danken, wenn sie diesen Tag überstand. Wirklich gläubig war sie nicht, aber vielleicht war das die perfekte Möglichkeit damit anzufangen? (Jemand sollte sie bitte davon abhalten)

Die Stimme von Lucien erreichte sie, als sie sich auf ihre Hände stützen wollte. 'In Ordnung' kannte Soula anders, als es ihr aktueller Zustand gerade hergab, aber sie wusste, was Lucien meinte.

„Ja, alles in Ordnung. Danke für deine Unterstützung“, antwortete sie deswegen. Dann entdeckte sie die helfende Hand, die ihr entgegengehalten wurde. Soula nahm sie ohne Zögern entgegen und ließ sich von Josiah auf die Beine helfen.

„Ja, danke“, sagte sie erneut, diesmal aber an Josiah gewandt, dem sie zuvor auch Talins Nachricht überbracht hatte. Sie sah sich um, denn auch James hatte es zu ihrer Gruppe verschlagen.

Erst, als der Nebel sie umschloss und sich ein heftiger Schmerz an ihrem Ellbogen bemerkbar machte, spürte sie die blutende Verletzung, die sie sich geholt haben musste, als sie das Gleichgewicht verloren hatte. Sie keuchte auf vor Schmerz, denn sie wusste gar nicht mehr, dass Verletzungen SO brennen konnten. Besonders, wenn sie nicht so tief waren? Hatte sie diese Schmerzen früher nur gut unterdrücken können oder was war hier los? Es schien so, als müsste sie Rúnar nicht mehr fragen, wie der Nebel sich anfühlte, sie spürte es gerade am eigenen Leib. Die freie Haut, die der Nebel berührte kribbelte und Soula begann sich direkt unwohl zu fühlen. Die Stimme von Skadi hieß hoffentlich, dass es den beiden Frauen dort oben gut ging. Sie meinte, dass die Vögel sich nicht in den Nebel trauten, Alex war sich wiederum sicher, dass sie angreifen würden, sobald das Schiff den weißen Dunst hinter sich gelassen hatte. Er war sehr optimistisch, dass sie den Nebel durchqueren konnten. Bisher war er Soula ebenso unheilvoll vorgekommen, wie die Vögel selbst und sie war sich sicher, dass sie hier drin noch irgendetwas erwartete.

Etwas wirklich hilfreiches, was sie in der Runde einbringen konnte, hatte Soula gerade nicht parat, deswegen war sie recht still. Sie lauschte auf jedes Geräusch, gerade jetzt, da die Sicht eingeschränkt war.

[Hauptmast | Lucien, James, Josiah, Alex]
Crewmitglied der Sphinx
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dabei seit Jun 2019
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Zwei Schüsse ertönten. Holzsplitter flogen und der Vogel kreischte und riss den Kopf herum. Ein paar lose Federn segelten durch die Luft.

Etwas in Rúnars Brust zog sich kurz zusammen. Frust und Wut und ... irgendwas das er nicht deuten konnte. Aber das Endergebnis wäre ohnehin dasselbe gewesen: Allgemeine Verwirrung und nicht den Deut einer Ahnung, was er tun sollte oder konnte. Und die brennenden Muskeln in seinen Armen, die seine Finger dabei unterstützen sich an die Reling zu klammern, halfen nicht gerade beim konzentriert Nachdenken.

Der Vogel spannte die Flügel und erhob sich und das erste was Rúnar spürte war, wie seine Arme sich entspannten -- dann den Fahrtwind in den Haaren -- wie die Fliehkraft die Reling in seine Rippen presste -- wie er die Balance verlor--

Er schrie, aber der Aufprall auf dem Wasser schlug ihm die Luft aus den Lungen. 

Rúnar strampelte, versuchte gegen die reißenden Wellen anzukommen, sah wie die Blitze die Wasseroberfläche aufflackern ließen -- realisierte, dass er nicht dort war, sondern hier. Die See war ruhig, es gab keine Blitze und es gab keine Elding, die von einer Welle umgestürzt und in die Tiefe gerissen wurde und ihn allein auf der offenen See treiben lassen würde. Alles war still. Es gab die Sphinx. Und Rúnar war nicht allein.

Er schwamm zur Oberfläche, prustete das Salzwasser aus der Nase und dem Mund. Vor ihm war die in dicken Nebel gehüllte Bordwand der Sphinx. Rúnar rief: "MANN ÜBER BORD!"

{ geht über Bord, Steuerbordseite } 
Crewmitglied der Sphinx
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dabei seit Feb 2016
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„Nein!“

Himmelherrgottinteufelsnamen. Greo zog einem Frosch gleich die Beine an und drückte sich ab. Er schmiss sich regelrecht nach vorne und schleuderte die Arme voraus, in der Hoffnung, sie irgendwie zu erwischen. Alsbald seine Finger Stoff unter der Haut spürten, grapschte er feste zu. Er hatte ihre ohnehin schon ramponierte Bluse erwischt und nun auch noch ihre unversehrte Schulter. Eigentlich war das unnötig gewesen: sie hätte wesentlich mehr Schwung draufhaben müssen, um entweder die Reling zu durchbrechen oder über sie hinwegzufliegen, aber Greos Verstand hatte in diesem Moment bereits ausgesetzt und seinen Körper zum Handeln befehligt.
Nun lag er also da, mit der einen Hand in Shannys Kleidung verkrallt, mit der anderen flach neben ihrem Kopf und selbst ausgestreckt wie ein Tier, das von einem Vierspänner überrollt worden war. Erst jetzt wurde ihm gewahr, dass er vor Spannung die Luft angehalten hatte und er ließ die Stirn für einen Augenblick auf das Holz sinken, während er den Atem in einem erleichterten Seufzer ausstieß. Dann konnte er seine verkrampften Finger lösen und krabbelte auf sie zu. Ein jäher Anflug von Zuneigung durchfuhr ihn. Greo beugte sich unvermittelt über sie, umarmte sie vorsichtig, barg sie wie ein sicherer Wigwam unter sich und atmete tief durch.

„Oh bitte sag mir, dass deine Knochen noch an Ort und Stelle sind.“,

murmelte er, während er ihr behutsam unter die Arme griff, um sie ebenfalls auf die Knie zu ziehen. Der plötzliche Adrenalinstoß betäubte für den Augenblick das Brennen in seinen Ellbogen, aber so ganz weg war es nicht. Geistesabwesend rieb er sich die Wunde am linken Arm und schwenkte mit dem Blick irgendwo dahin, wo Zairym war – bloß, dass er ihn in dem Nebel und der Umnachtung seines ratternden Hirns nicht als solchen erkannte. Er schien mehr die Andeutung eines menschlichen Wesens zu sein. Hatte der Typ sich schon vorher auf dem Achterdeck befunden? Greo konnte sich nicht erinnern.
Er stand auf, rückte sich seinen Hut ordentlich zurecht und eierte mit Shanaya an der Seite zum Ruder hin. Er beugte sich tief über eines der Pulte neben dem Steuerrad, kaum, dass der Ruf eines Manns über Bord kam. Aber wo zum Teufel war das? Er konnte nichts sehen, schlug die Alarmglocke ein paarmal kräftig an, bis ihm klar wurde, dass das vorn und hinten keinen Sinn machte und schüttelte resigniert den Kopf. Unschlüssig stand er da. Er wollte nicht auf das Hauptdeck und Shanaya verlassen. Er schnappte sich hingegen eine leichte Schot, knotete einen großen Palstek und entfernte sich nur wenige Schritte, um über die Steuerbordreling spähen zu können – um dann wieder nichts zu sehen. Frustriert schmiss er in einem blinden Versuch die Schot aus: er konnte weder erkennen, wo sie landete, noch sehen, ob sich der verlorene Mann überhaupt auf der richtigen Höhe, in passender Entfernung oder gar der gleichen Schiffsseite befand.

[Achterdeck, Nähe von Shanaya und Rym, betätigt erst die Alarmglocke und wirft pseudomäßig ein Rettungsmittel nach Steuerbord aus]
Crewmitglied der Sphinx
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dabei seit Oct 2020
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Hätte Néniel sich nicht an ihm festgehalten als sie stürzte, und ihn mit zu Boden gerissen, wäre Jón direkt in der Ziellinie des Vogels gewesen. Aber er hatte nicht anders gekonnt -- er war da gestanden und hatte den Vogel angestarrt und sich noch dabei erwischt, wie er hoffte, er konnte später eine übrige Feder irgendwo aufklauben. Aber der Vogel gab ihm die nötige Realitätsprüfung: Er riss zwei Männer vom Deck, riss das Beiboot aus den Angeln, schrie, dass Jón die Ohren klingelten.

Jón -- noch immer am Boden kniend -- hielt sich schützend den Arm vors Gesicht. Fliegende Holzsplitter rissen Haut an seiner Hand auf und prallten schmerzhaft an seinem Kopf und dem Stoff seines Hemdes ab.

Der Vogel schrie noch einmal wütend und ließ seine Beute fallen, wie ein trotziges Kind seine Spielfoguren -- und verschwand wieder im Nebel. Ein Lachen entfuhr Jón. Es mochte leicht hysterisch klingen, aber klang genau so wie er sich fühlte: "Hast du das gesehen?!" Er wandte sich zu Néniel. "Bei allen Göttern, niemals nie hätte ich davon geträumt, die Mal aus der Nähe zu sehen!" Vor lauter Faszination war ihm der Name der Tiere entfallen*.

Eine weitere Realitätsprüfung, wenn auch eine sanftere, holte ihn ein. Das Schiff machte einen Ruck und Jón kam -- dennoch unsanft -- mit dem Gesicht auf dem Boden des Decks auf.

*Sein Bewusstsein ersparte ihm weitere Realitätsprüfungen. Den Namen konnte er in seiner abgegriffenen, geliebten Tier-Enzyklopädie nachsehen. Die sich unter Deck in seiner Truhe befand. Die wahrscheinlich gerade auch vermoderte. Und dem schrecklichen Geräusch nach zu urteilen womöglich gleich gen Meeresgrund dümpeln würde.

{ auf dem Handelsschiff | Néniel}
Crewmitglied der Sphinx
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Für ein paar Augenblicke konzentrierte sich Lucien zu sehr auf Soula und das Seil, das sich um seine Hüfte straff spannte, um den nahenden Nebel zu bemerken. All sein Denken richtete sich darauf aus, sich gegen den Zug zu stemmen und gleichzeitig den eigenen Halt nicht zu verlieren. Doch in dem Moment, in dem die junge Frau ihm versicherte, dass es ihr den Umständen entsprechend gut ging und Josiah an ihre Seite trat, um ihr aufzuhelfen, bemerkte auch der Captain den hellen Dunst, der dem älteren Mann von der Reling gefolgt zu sein schien.
Ein ungutes Gefühl beschlich ihn. Taróns Warnung war zu präsent, um ihn nun nicht mit Misstrauen zu erfüllen, als die Sicht zunehmend schlechter wurde. Innerhalb von Sekunden schluckte der Nebel alle Farben, nahm der Welt um ihn herum ihre Sättigung. Dann verschwand das Meer in dichtem Weiß. Und mit ihm der Himmel, die Masten, das Krähennest – selbst der Bug der Sphinx war von seiner Position aus nicht mehr zu sehen.
Lucien stieß einen gedämpften Fluch aus, setzte mit zügigen Bewegungen dazu an, das Seil von seiner Hüfte zu lösen, als die feuchte Luft auch über seine Haut strich und ihm von einer Sekunde auf die nächste ein beißender Schmerz durch die Schläfe schoss. Reflexartig ließ er das Tau los, das dumpf auf die Planken schlug, und presste die Hand mit einem leisen Aufschrei gegen die Platzwunde über seiner Braue. Blinzelte gegen das Brennen, das ihm erneut die Sicht rauben wollte und jeden Gedanken über Nebel, Vögel und Schiff für einen Moment erstickte.
Gedämpft hörte er Josiahs Stimme und Soula, die ihm antwortete, und dann, deutlich näher, die von James. Irgendwelche Befehle? Gute Frage. Waren überhaupt noch alle an Bord? Wo war Talin? Sie mussten erst einmal herausfinden, ob es überhaupt allen gut ging. Shanaya? Skadi?
Lucien hob den Blick, das rechte Auge gegen den Schmerz geschlossen, die Hand nach wie vor auf die blutende Wunde direkt darüber gepresst. Kurz huschte sein Blick über den Mann direkt vor ihm, dann weiter zu Soula und Josiah. Machte vier, denen es einigermaßen gut ging. Irgendwo in seinem Rücken riefen Alex und Ceallagh Warnungen über das Deck. Beide waren also wohlauf. Und nur eine Sekunde später durchströmte ihn zumindest ein Hauch Erleichterung, als gedämpft Skadis Stimme durch den Nebel über ihnen drang und ihm bestätigte, dass auch sie noch lebte. Fehlten noch Shanaya und Talin, deren Situation ungewiss war.
Vorsichtig löste Lucien die Hand von der Schläfe, gab einen leisen Zischlaut von sich, als sich der Schmerz erneut in die Wunde hinein fraß. Doch er biss nur die Zähne zusammen und schob das Tau, das er achtlos zu Boden hatte fallen lassen, mit dem Fuß unter das Beiboot. Die tiefgrünen Augen huschten zu James zurück.

Geh und sieh...

Ein Hilferuf unterbrach ihn mitten im Satz, ließ ihm die Worte auf der Zunge gefrieren und nun war es der Schmerz in seinem Kopf, der einen Moment völlig in Vergessenheit geriet. Die Alarmglocke auf dem Achterdeck schrillte.
Mann über Bord.
Er wandte sich um, grob in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war, warf nur einen Seitenblick zum Achterdeck, das er im dichten Nebel gerade noch erahnen konnte. Irgendjemand war noch dort oben und zumindest bei Bewusstsein. Aber ob Greo oder Shanaya oder beide vermochte er nicht zu sagen. Und er hatte keine Zeit, um sich darum zu kümmern. Die Sphinx bewegte sich nach wie vor und auch wenn die Stimme jenseits der Reling nicht Talins gewesen war, konnte er sich nicht vollkommen sicher sein.

Alex! Der Steuerbordanker! Runter damit!“,

rief er über die Schulter. Er hatte zwar keine Ahnung, ob die Kette überhaupt bis zum Grund reichte, aber allein das Gewicht des Ankers sollte sie langsamer machen – und sollte er unverhofft einen Widerstand treffen, konnten sie das Schiff zumindest im Ansatz wenden.
Er wandte sich an die drei, die unmittelbar bei ihm standen.

Josiah, Fock- und Hauptsegel reffen, und zwar schnell. Ich übernehme achtern. James, Soula? Vorne am Bugaufbau befindet sich ein Lagerraum. Holt ein paar Netze und werft sie über die Steuerbordreling aus. Wenn ihr jemanden im Wasser seht, fischt ihn raus.

Blieb zu hoffen, dass der, der da im Wasser trieb, gut genug schwimmen konnte.

[Hauptdeck am Hauptmast | direkt bei James, Soula & Josiah | ruft Alex einen Befehl zu]
Crewmitglied der Sphinx
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dabei seit Oct 2019
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Tarón kam nicht mehr dazu etwas aus den Informationen zu machen, die sich innerhalb der nächsten Sekunden ansammelten und zusammengenommen einen halbwegs brauchbaren Plan ergeben hätten. Zu schnell geschah zu viel, änderte sich die Situation und der Falke erkannte erneut, dass die Jahre auch mit ihm nicht gnädig waren.

Zu langsam…

Doch immerhin wandte sich ihr Blatt in einer Sache zum Guten: Der Vogel drehte ab und entließ das Schiff - in den Wellen schwankend, wie eine betrunkene Hure – aus seinem tödlichen Griff. Und auch wenn er seinen unheilvollen Flügelschlag hoch über ihnen weiter vernehmen konnte, schien der Vogel seine Attacke zumindest vorerst vollständig abgebrochen zu haben.
Das bedeutete jedoch auch, dass sie erneut wie lächerliches Spielzeug auf dem Deck herumgeschleudert wurden. Der Falke gab ein kurzes Ächzen von sich, als Ceallagh in ihn hineintaumelte,  ihn in die Gravitation seiner Flugbahn zog – und seinem Rücken damit ein unerfreuliches Treffen mit der Reling bescherte. Tarón spürte den Schmerz wie eine Welle durch sich jagen und für einen Moment griffen die Hände – die automatisch nach dem nächstbesten Halt gegriffen und dabei das spröde Holz der Reling gefunden hatten – etwas fester zu, als nötig gewesen wäre, um ihn nicht ganz zu Boden zu schicken. Splitter bohrten sich in seine Handflächen und rissen diese auf – und sofort brannten die Stellen, als hätte er sie mit Salz eingerieben.

Calwah fauchte entrüstet und verängstigt, doch Tarón sparte sich Worte in seine Richtung. Calwah ging es kaum anders, wie ihnen allen. Und auch Tarón stieß nun ein leises Zischen aus, das dem seiner Echse erschreckend ähnlich war.

Ceallaghs Spruch über gebratene Vögel hätte er sicher zugestimmt – doch aktuell fühlte sich sein Magen eher an, als wollte er nie wieder irgendetwas essen.

„Bin okay…“

Raunte er Ceallagh auf dessen Frage zu. Und auch wenn es nicht ganz die Wahrheit war, sah die Bestandsaufnahme doch so aus, dass es zumindest keine wirkliche Lüge war.

Ceallagh war schon bei den nächsten Gedankengängen und einmal mehr spürte Tarón eine Welle von Sympathie gegenüber dem Jüngeren. Er hatte sich nicht in ihm getäuscht.

„Wir werden nicht alles eindecken können – aber besser als dieses weiße Scheißzeug das Schiff kampflos auffressen zu lassen.“

Stimmte er ihm zu und sprach nicht aus, dass er sich am meisten Sorge darum machte, dass sie sie wirklich entscheidenden Stellen in der aktuellen Lage nicht erreichen konnten. Wenn das Zeug tat, was sie mittlerweile alle vermuteten, würden sie in nicht allzu ferner Zukunft Leck schlagen – und zwar in einem Ausmaß, dass es unmöglich machen würde das Schiff vor dem Kentern zu bewahren.
Deutlich zeigte sich zumindest, dass seine Wirkung auf Metall genauso aussah, wie befürchtet: bereits jetzt, nachdem die Nebelfinger es nur kurz berührt hatten, überzog eine Patina aus Rost alles, was zuvor einmal geglänzt haben mochte.

Zu spät daran etwas zu ändern…

Ja. Nun steckten sie in der Scheiße – das hieß man konnte nur noch damit arbeiten. So gut es eben ging.
Der Nebel war mittlerweile so dicht, dass er abgesehen von Ceall kaum etwas sehen konnte – und dieser bewegte sich nun auch von ihm fort auf die Stimme des Käptns zu.

Taróns Blick wandet sich indes nach oben – doch das Krähennest konnte er in dem trüben Weiß nur noch erahnen.

„Isa?“
Bevor er sich weiter den Kopf darüber zerbrach, wie sie aus dem Schlamassel wieder hinaus kamen, musste er wissen, dass sie ok war…

„Isala, bist du okay?“

Von oben kam jedoch zunächst Skadis Stimme – mit informationen, die Tarón durchweg auf der Seite der besseren Nachrichten verbuchte – unter anderem auch, weil Skadi, zumindest Skadi, noch in der Lage war Informationen weiterzugeben.

„Skadi! Ist Isa bei dir?“

Aus dem Nebel drang Josiahs Stimme herüber – wohl an den sich nähernden Ceall gerichtet, doch Tarón wartete noch auf Antwort von oben und ignorierte dabei Calwahs eindringliches Zischen und die sehnsüchtigen Blicke der Echse in Richtung der Stimmen der anderen. Auch Alex Stimme hörte er nun irgendwo im Nebel…

Doch all das wurde aus seinen Gedanken geblasen, als er einen ganz anderen Ausruf hörte und den Kopf shclagartig umwandte

Mann über Board - Rúnar!

„Scheiße!“

Erneut zischte er fast wie die Echse selbst.

War es Rúnar? Der Ausruf kam von ihm und hörte sich so an, als käme er nicht vom Schiff – doch genauso gut hätte es Trevor sein können, der von Deck geschleudert worden war (Tarón hätte es nicht überrascht…) und Rúnar nur derjenige, der es gerade noch mitbekommen hatte. In dieser Suppe sah man einfach nichts.

Irgendwer läutete die Schiffsglocke und Lucien bellte bereits Befehle in den Nebel hinein.

Tarón gab ein leises Knurren von sich. Dann anders.

Er rief sich, so gut es ging, ins Gedächtnis von wo in etwa er den Ausruf gehört hatte und tastete sich an der Reling entlang bis zu der Stelle, an der er die Quelle jenseits des Schiffes vermutete. Dass sein Rücken doch mehr abbekommen haben musste, als zunächst gedacht merkte er bereits beim ersten Schritt, der den Schmerz erneut hart und unbarmherzig in ihn hineinfahren ließ. Doch der Falke biss die Zähne zusammen und kämpfte sich vor, bis er sein vermeidliches Ziel erreicht hatte.

„Rúnar!“

Nicht, dass er eine lange Konversation plante – aber ein erneutes Update darüber wo der andere war, wäre hilfreich. Den Versuch irgendetwas durch den Nebel zu erspähen gab der Falke schnell auf – sinnlos. Aber er hatte noch ein Ass im Ärmel.

„Calwah, komm her!“

Er wartete nicht auf die Zustimmung der Echse, hatte bereits das nächstbeste Tau genommen und schlang es nun um den Körper des empört fauchenden Reptils.

„Hör auf zu mosern und halt still, verfluchtes Schuppentier!“

Die See war ruhig genug. Und auch wenn Calwah der Nebel ebenso nicht geheuer war, wie ihnen allen… die Echse war weit weniger auf Sicht angewiesen als die menschliche Crew. Und Calwah war ein hervorragender Schwimmer – und Taucher.

„Rúnar – ich schick dir die Echse! Mit Seil. Halt dich daran fest!“

Und ersäuf die Handtasche nicht…

Fügte er in Gedanken hinzu. Ob er Rúnar alleine herausziehen konnte, würde sich zeigen, aber zumindest würden sie ihn so nicht gänzlich im Nebel verlieren.


„Calwah, ins Wasser! Zu Rúnar, hörst du- Rúnar!“
Einen Moment sah ihn die Echse mit einer Mischung aus Verdruss und Angst an – dann sprang sie auf die Reling, zischte ihn noch einmal protestierend an und ließ sich schließlich in das Weiß neben dem Schiff fallen. Calwahs Flügel schienen fast Schwarz, als sie sich vor dem Nebelhintergrund ausbreiteten und die Echse auf die Suche hinab segelte.
 
 

[Erst Reling Steuerboard mit Ceallagh | letzlich in der Nähe von Rúnar]


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