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Wild World
Rúnar, Shanaya & Tarón ✓✓
Szenen-Informationen
Charaktere Gast
Datum 4 Mai 1822
Ort An Deck der Sphinx
Tageszeit Früher Abend
Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Oct 2019
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#11
Die Augen des Falken ruhten mit wachem Interesse auf dem blassen Jungen und auch Calwah sah ihn weiter an, ungestört davon, dass Shanaya ihre Hand wieder über seine glänzenden Schuppen streichen ließ. Offenbar stach Rúnar auch für die Echse hervor und auch Calwah schien nicht ganz zu wissen, was er von dem hellen Menschen halten sollte.
Für Tarón jedoch formte sich ganz langsam ein Bild, wenn es auch noch weit davon entfernt war vollständig und klar zu sein. Doch jedes Wort – ausgesprochen oder nur durch Miene oder Körperhaltung erahnbar – fügte ein kleines Teil zur Lösung des Rätsels mit feiner Kleidung und blasser Haut hinzu.

Soso – absichtlich also? Und auch wieder nicht, wenn man seinen letzten Satz mit einbezog, denn das Sinken des Schiffes war sicher nicht Teil eines ausgeklügelten Planes gewesen. Es konnte viele Gründe haben, warum ein Schiff sank. Dass er sich nun aber – nach seinen Worten – gezielt ein Piratenschiff ausgesucht hatte, war eine interessante Information für den Falken. Was also hatte ihn bewogen sich ausgerechnet an Gesetzlose zu wenden?

Shanaya schien seine Gedanken zu teilen.

„Das würde ich auch gerne wissen. Zum Umziehen fehlte dir auf jeden Fall die Zeit.“

Unterstrich er ihre Frage und musste noch einmal in die Kerbe schlagen, ehe ihn die nächsten Worte lächeln ließen.

„Wenn du Pech hast und wir nichts besseres finden, fangen wir bei den Kleidern an. Die könnten was wert sein.“

Seine Brauen zuckten amüsiert empor.

„Ich gehe davon aus, dass du durchaus eine grobe Vorstellung hast auf was für Menschen du dich eingelassen hast – also, Rúnar: warum ein Piratenschiff? Und wie ist das vorherige gesunken? Klingt als wäre deine Geschichte spannender, als zunächst erwartet.“

Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Jun 2019
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#12
Rúnar fand es mehr lustig als beleidigend, wie sehr seine Kleidung Tarón zu amüsieren schien. Natürlich, er würde nicht leugnen, dass ihm wichtig war, wie er aussah. Er sollte Rúnar mal sehen, wie er sich daheim in Andalónia anzog, wenn seine Sachen nicht sonnengebleicht und an den Ecken ausgefranst waren. Wahrscheinlich würde Tarón vor lauter Amüsiertheit ein Aneurysma bekommen.

Rúnar musterte ihn flüchtig und bewusst auffällig. "Die Piraten von denen ich bislang gehört habe, haben ihren Erfolg und Reichtum jedenfalls an sich getragen." Er hätte das fast so stehen lassen, aber dann legte er den Kopf schief und gab ein kurzes, zynisches, aber friedfertiges Lächeln. "Und ich muss euch wohl enttäuschen, ich hab nichts bei mir, das wertvoll ist -- außer die hier." Er hob die rechte Hand, den Siegelring am kleinen Finger, den Ehering am Ringfinger. "Aber die haben großen ideellen Wert für mich, also wenn ich merke, dass sie fehlen, stehe ich vielleicht vor einer eurer Hängematten." Er lächelte nochmal. Trotzdem rauschte das Blut in seinen Adern -- er würde heute Nacht sicher kein Auge zu tun.

Warum ein Piratenschiff. Die Ausrede hatte er sich schon schön zurechtgelegt. Nein, nein, es war nicht mal eine Ausrede -- es war nur nicht die ganze Wahrheit. "Na ja, ich wollte nirgendwo festsitzen, aber niemand wollte mich. Ich hab kein Geld, kann nur fischen und reiten, und die einzigen, die sonst viel herumkommen sind Händler oder Piraten. Die Händler wollten mich aber nicht--" Er rieb seine Fingerspitzen aneinander. Geld. "--und ich dachte, bevor ich mich prostituieren muss, versuche ich es lieber bei Piraten. Davor war ich allein unterwegs, auf meiner Elding. Ich bin mit ihr öfter auf die hohe See raus, aber den einen Sturm hat sie eben nicht gepackt." Er zuckte resigniert die Schultern. "Und jetzt liegt sie auf dem Meeresgrund irgendwo zwischen Andalónia und Niobe."

Rúnars Blick schweifte zu der Echse auf Taróns Schulter. Calwah, wenn er vorhin richtig gehört hatte. Sie starrte ihn neugierig an, Rúnar lächelte.
Crewmitglied der Sphinx
für 60 Gold gesucht
dabei seit Nov 2015
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#13
Shanaya musterte die beiden Fremden aufmerksam. Normale Fremde interessierten sie nicht – wenn sie die nächsten Wochen, Monate, Jahre jedoch mit ihnen auf ein und dem selben Schiff verbringen musste… machte sie zumindest dieser Punkt interessant genug, damit sich die Schwarzhaarige für sie interessierte. Der Mann mit der Echse schien dem Hellhaarigen gegenüber genauso… skeptisch und amüsiert zu sein wie Shanaya selbst. Sie warf dem großen Mann also ein munteres Lächeln zu, als dieser ihre Frage noch einmal untermalte.
Der Blonde antwortete, betrachtete die Ringe des Mannes und während sie den hellen Blick zu seinen Augen hob, schlich sich ein vielsagendes Grinsen auf ihre Lippen. Sie ließ ihn noch zu Ende sprechen, ehe sie sich ein Lachen doch nicht verkneifen konnte.

Wenn du dir einen wunderschönen, nackten Körper ansehen möchtest, bist du jederzeit an meiner Hängematte willkommen.“

Auf seine Habseligkeiten ging sie nicht ein. Selbst wenn er vielleicht edle Stoffe trug, sie musste nicht jeden ‚Edelmann‘ ausrauben, der ihr begegnete. Der Gedanke, dass er sich jedoch nachts an ihre Hängematte heran schlich amüsierte sie dennoch.
Erst jetzt nahm die junge Frau die Hand von den Schuppen der Echse, die viel mehr an dem Blonden als an ihr interessiert war.

Piraten waren also deine letzte Chance? Kannst du denn Blut sehen?“

Und ihre Frage war sogar ernst gemeint. Er wirkte eher wie ein zartes Pflänzchen, das bei dem ersten Tropfen Blut flach auf dem Deck lag. Etwas anderes weckte jedoch ihre Aufmerksamkeit. Ein kurzes Zucken einer Augenbraue, ehe sie den Blonden noch ein wenig aufmerksamer beobachtete. Ein Nachbar?

Und gehe ich richtig in der Annahme, dass du von Andalónia kommst?“
Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Oct 2019
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#14
Oh – der junge Herr konnte also auch kontern. Vielleicht war er doch nicht ganz verloren auf diesem Schiff. Tarón jedenfalls grinste, als er die Spitze bezüglich der fehlenden Klunkern um seinen Hals entgegen nahm. Und nicht, dass Rúnar da falsch lag: Taróns Reichtümer hatten sich tatsächlich drastisch reduziert, nachdem er fast mit dem Rest der „Aurora“ auf dem Meeresgrund gelandet war. Das wenige, das er neben seinem kümmerlichen Leben hatte retten können, war dafür draufgegangen auf der verfluchten kleinen Insel zu landen und unterzutauchen von der sie aufgebrochen waren. Zumindest ein „Juwel“ hatte er jedoch noch – und er trug es sogar ganz gut sichtbar.
Rúnars Blick erwidernd zuckte er noch einmal die Schultern und ließ damit Calwah erneut einen kleinen Hüpfer tun, während er dem blassen jungen Mann zuzwinkerte.

„Oh, solange du nur VOR der Hängematte stehst und mich schlafen lässt…“

Shanaya schien die Vorstellung eines nächtlichen Besuchers ähnlich zu amüsieren. Dass Tarón selbst nun nicht selbst mit einem Spruch in die Kerbe schlug war dem Altersunterschied geschuldet – Pirat oder nicht: etwas Anstand wahrte er - zumindest nach außen. Seine Augen glitten dennoch kurz von oben nach unten an der Frau entlang und das kurze Zucken der Brauen verriet wohl, dass er sich sehr gut vorstellen konnte, was sie meinte, wenn sie von einem wunderschönen, nackten Körper sprach.
Dass Rúnar davon sprach vermeiden zu wollen sich zu prostituieren sorgte mit dem schon zuvor in seinem Kopf entstandenen Bild von ihm an der Hängematte dafür, dass Tarón sich auf die Zunge beißen musste, um seinen miesen Humor nicht gänzlich die Oberhand gewinnen zu lassen.

Seine Geschichte, wie er gestrandet war jedoch… sie war nicht schlecht, möglicherweise sogar glaubhaft, doch Tarón bezweifelte ihren Wahrheitsgehalt dennoch. Vielleicht war er alleine auf See gewesen, vielleicht war seine Nussschale den Gezeiten nicht gewachsen gewesen… doch warum fuhr jemand wie er alleine auf See hinaus? In einem Schiff, das kaum für offenes Wasser gebaut sein konnte, wenn er es alleine steuern konnte. Und warum schickte er nicht Botschaft zu seiner offenbar nicht armen Familie, die ihn sicher mit Freuden eine Passage nach Hause besorgen würden?
Hinter den Worten des Jungen verbarg sich die wahre Geschichte. Doch Tarón wühlte nicht darin herum, fügte die Teile nur seiner stetig wachsenden Sammlung an Informationen hinzu.

Shanaya stellte die wahrscheinlich für ihre Situation interessantere Frage: würde er in einem Kampf die Hufe hochschlagen, sobald Blut floss?

Tarón musterte ihn und ließ dabei humoristisch viel Abschätzung in den Blick fließen. Er stützte sogar den Ellenbogen in die eine Hand und fuhr mit den Fingern der anderen über die Stoppeln seines Bartes.

„Du siehst auf jeden Fall so aus, als könntest du selbst es dir nicht leisten allzu viel davon zu verlieren…“

Spielte er auf seine blasse Haut an und überließ dann Shanaya wieder das Verhör.
 
 
 




Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Jun 2019
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#15
Rúnars Lächeln verschwand, als die Piratin loslachte, aber ein Mundwinkel schob sich doch wieder verstohlen nach oben. "Oh, ich bin mir sicher, dass er wunderschön ist, aber ich bin nicht interessiert. Trotzdem danke für das Angebot." Der geschäftliche Ton ging ihm in so gut wie jeder Situation leicht über die Lippen. Sein Vater hatte ihn früh gelehrt. Womöglich hatte Rúnar sich deshalb jeden Anflug von Ironie und Sarkasmus abgewöhnt -- manche Handelspartner musste man Arschloch heißen können, ohne dass es aufflog. (Sonst wurde man so wie Onkel Nói. Angestaute Frustration, die dann aus den Nähten platzt, wenn sie es ausgerechnet nicht sollte.) Aber er wollte die Navigatorin beim besten Willen nicht als Arschloch bezeichnen. Seine Antwort wäre auch sonst nicht zynisch gewesen. 

Tarón zwinkerte ihm zu. Rúnar wusste kurz nicht, wie er das deuten sollte -- er verengt kaum merklich die Augen -- aber so wie Tarón daraufhin die Navigatorin musterte, interpretierte er nicht allzuviel hinein. Anscheinend interessierte er sich weniger für erholsamen Schlaf in seiner eigenen Hängematte und mehr für andere Dinge in fremden Hängematten. Rúnar hatte noch immer das charmante, diplomatische Lächeln auf dem Gesicht. "Keine Sorge."

Ob er ... Blut sehen konnte? Gute Frau, du warst doch letzte Nacht dabei gewesen, oder nicht? Ja, zugegebenermaßen, er hatte einen Nervenzusammenbruch erlitten. Oder fünf. Aber nicht wegen des Blutes. Sein anderer Mundwinkel schob sich ebenfalls nach oben. Jetzt war er der Amüsierte. Er hatte Fohlengeburten mit angesehen, ein von einem Bären zerfetztes Pferd gefunden, beobachtet wie Hühnern der Kopf abgehackt wurde und zugesehen wie rot das Wasser wurde, nur kurz nachdem die Harpune im Körper eines Wals versank. "Mein Vater hat mich mit auf Walfang genommen seit ich fünf war. Ich kann Blut sehen." Wahrscheinlich hatte er allein beim Walfang schon mehr Blut in seinem Leben gesehen als die Navigatorin und--

Sein Blick huschte zu dem Mann mit der Echse hinüber. Nein. Bestimmt nicht so viel wie er und die Navigatorin zusammen. Er wirkte etwas älter. Und er hatte diesen einen Blick -- den, den alte Seemänner auch hatten. Der Sturm in den Augen, der sich nie legte, aber die Entschlossenheit in diesen Sturm hineinzufahren, wenn es sein musste. Eigentlich schien er zu jung für so einen großen Sturm.

Als Rúnar zurück zu der Navigatorin sah, hatte diese eine Augenbraue angehoben. Auf ihre Frage hin nickte er nur.


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