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Tag der Güte
Alex & Jonah ✓✓
Szenen-Informationen
Charaktere Gast
Datum 20 Mai 1822
Ort Calbota
Tageszeit Nachmittag
Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Mar 2020
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#1
Tag der Güte
Nachmittag des 20. Mai 1822 (vor Plot XII)
Jonah Blythe & Alex Mason

Scheiße, wiederholte es sich gelangweilt in seinen Gedanken. Dieser Nachmittag schien gar nicht vergehen zu wollen. Das Kinn auf die Handfläche gestützt saß der Dunkelhaarige über einem Buch, dessen Inhalt er schon lange nicht mehr wirklich aufmerksam überflog. Satz für Satz, Wort für Wort schaffte es nicht einmal mehr über drei Herzschläge lang, in seinem Gedächtnis zu verweilen, bis Alex sein Vorhaben schließlich aufgab und das Buch zusammenklappte, um den Blick mit flüchtigem Interesse über die Gäste am Tresen schweifen zu lassen. Aber auch da war nichts wirklich Vielversprechendes zu erkennen. Keine schöne Maid, nicht einmal intelligenzlose Muskelprotze, bei denen es sich gelohnt hätte, eine Schlägerei zu provozieren, um ein bisschen Schwung in die Bude zu bringen. Die hageren Gestalten wären vermutlich direkt beim ersten Schlag zu Boden gegangen. Alex selbst hatte sich in einer Ecke des Gasthauses niedergelassen, in der er seine Ruhe gehabt hatte. Die Wand im Rücken, um im Fall des Falles alles im Blick zu haben, sollte sich doch irgendetwas Interessantes ergeben. Aber mittlerweile rechnete er gar nicht mehr damit. Seine Hoffnung war verflogen.
 
Ein Blick aus dem schmutzigen Fenster verriet ihm, dass es noch nicht einmal spät genug war, um sich außerhalb der Stadt ein bisschen auf die Lauer zu legen. Bis zur Dämmerung blieben ihm noch einige Stunden. Die Zeit des Tages also, wo die Aussicht auf ein bisschen Wild mehr als miserabel war. Halbherzig nippte Alex abermals an seinem Bierkrug, seufzte schwer gelangweilt und lehnte sich zurück, um einen Schwung Personen zu beobachten, die das Gasthaus gerade betraten. Ein paar von ihnen hatte er in den letzten Wochen bereits öfter gesehen. Vermutlich die Verwandtschaft des Besitzers oder ähnliches, sodass es sie des Öfteren in dieses Gebäude verschlug, um ihre Liebsten zu besuchen. Ein weiteres Mal öffnete sich die Tür, doch der Dunkelhaarige machte sich nicht die Mühe, den Blick abermals auf die Gestalt zu wenden, die hereintrat. Vermutlich ein Nachzügler, der draußen vor der Tür in ein Gespräch verwickelt worden war.
 
Falsch gedacht. Aus den Augenwinkeln wirkte der Nachzügler zerschlissener als die Gruppe zuvor. Vielleicht – Alex richtete sich in seiner Ecke auf und musterte den unscheinbaren Mann, der hereingetreten war. Auch ihn hatte er in den letzten paar Tagen häufiger hier gesehen. Er übernachtete hier in irgendeinem der Zimmer, hielt sich aber meist im Hintergrund und verschwand oft aus dem Gastraum, ohne dass jemand Notiz von ihm nahm. Die dunklen Augen des Mannes schmälerten sich, während er einen genaueren Blick auf seine Züge zu werfen versuchte, was ihm im Halblicht des Gebäudes aber nur schwer gelang. Er kam ihm nämlich bekannt vor. Nicht auf die Art, wie man Freunde oder Bekannte erkannte, sondern beiläufiger, unbewusster. Vielleicht war er irgendein berühmtes Gesicht, war ihm anfangs in den Sinn gekommen, doch die Tatsache, dass seine Klamotten deutlich in Mitleidenschaft gezogen waren und niemand sich wirklich für ihn zu interessieren schien, hatten ihn schnell von diesem Gedanken abgebracht. Auf dem Weg zur Werft in den Morgenstunden dann aber, hatte er den Grund gefunden – möglicherweise. Wenn er nur mal einen genaueren Blick auf ihn erhaschen konnte. Zum Glück hatte er an diesem angebrochenen Nachmittag nicht wirklich etwas vor. Eine kleine Ermittlung zum Zeitvertreib kam ihm also nur gelegen.
 
Alex leerte den Bierkrug mit einem letzten Zug. Der Mann, auf den er es abgesehen hatte, hatte sich inzwischen wieder in einer dunkleren Ecke des Gastraumes niedergelassen, wo er bereits trotz des geringen Besuches zu dieser Tageszeit kaum mehr auffiel. Der Lockenkopf klemmte das Buch unter den Arm und erhob sich aus seiner Ecke heraus. An der Theke angekommen, klatschte er den leeren Krug in Begleitung einiger Münzen auf das Holz, wies auf den Tisch in der Ecke und machte sich dann auf, um den zwei bestellten Bierkrügen zuvorzukommen.
 
Ungeniert ließ er sich mit einem lockeren Ausdruck auf den Zügen dem Fremden gegenüber auf der Bank nieder, dessen Skepsis nur mehr als verständlich war. Doch Alex ließ sich davon nicht beeindrucken, konterte seine finstere Mine mit einem Lächeln und stellte fest, dass er mit seinem flüchtigen Gedanken an der Theke offensichtlich Recht gehabt hatte. Der Gute hatte etwas zu trinken mehr als nötig, um seine Gesichtsmuskeln mal etwas zu entspannen.
 
„Scheint ein anstrengender Tag gewesen zu sein, hm?“, begann er, ohne zu berücksichtigen, dass sie noch nie im Leben ein Wort miteinander gewechselt hatten. Bevor er fortfahren konnte, stellte man ihnen bereits zwei volle Bierkrüge auf den Tisch. „Dachte mir, bei der finsteren Miene tut dir ein bisschen flüssiges Glück ganz gut. Geht auf mich.“
 
Beiläufig griff er nach dem Henkel des Kruges, ob ihn zu einem angedeuteten Gruß und nahm einen Schluck, dabei unauffällig über den Rand seines Kruges zu ihm hinüberblickend, um zu beurteilen, ob er mit seiner Annahme richtig lag. Denn wenn seine Visage wirklich die war, die man auf einigen Plakaten an den Hauswänden abgedruckt hatte, hatte sein Gegenüber – spätestens bald – ein kleines Problem, wenn die ersten aus ihren Löchern krochen, um mit ihm ein bisschen Gold zu verdienen. Bis er ihn damit konfrontierte, würde er ihm allerdings noch ein bisschen Zeit lassen. Vielleicht verriet er sich ja auch von selbst oder gab etwas anderes Interessantes preis. Denn das die Marine nicht selten Dreck am Stecken hatte, wusste Alex nur zu gut.
 
„Ich bin übrigens Alex.“
 
Einem Fremden gegenüber plauderte man immerhin nicht einfach aus dem Nähkästchen. Normalerweise.
Jonah Blythe
Crewmitglied der Sphinx
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#2
Chancen kamen und gingen.. Und die winzige Chance auf dem Schiff der schwarzhaarigen jungen Frau anzuheuern, war so schnell verflogen wie sie gekommen war. Dennoch hatte sie Jonah aus seiner Starre geweckt - er musste von der Insel fort. Für den jungen Marinesoldat war es generell ungewöhnlich lange seinen Gedanken nachzuhängen und nicht bei der Sache zu sein. Und mit 'Sache' waren in diesem Fall die Fahndungsplakate gemeint... Ihm war klar, dass er nicht zulange auf einer Insel verweilen sollte, wenn er der Marine dauerhaft entgehen wollte. Und trotzdem versuchte er krampfhaft die Geschehnisse so zu verarbeiten, dass er verstehen konnte was genau eigentlich passiert war. Wie konnte er desertieren? Die Marine hatte ihn aufgezogen und zu dem Soldaten gemacht, der er heute war. Und doch passten die Puzzleteile einfach nicht zusammen. Wieso zur Hölle wollten sie seinen Kopf? Weil er der einzige überlebende der Loyality war? Das machte keinen Sinn und entzog sich jeglichem logischen Denken.

Nichtsdestotrotz war er nun hier. Zur Zeit vertrieb sich Jonah die Tage damit, irgendwie an Geld zu kommen um sein Zimmer im Gasthaus zu bezahlen. Hier waren die Plakate mit seinem Gesicht nicht all zu sehr verbreitet. Niemand hatte ihn bisher erkannt - doch wenn es soweit sein würde, wenn er die Blicke bemerken würde und das flüstern hinter seinem Rücken - 'Ist er das? Kann das sein?' - würde es Zeit werden diesen Ort zu verlassen.
Es war nicht das schlechteste, von einer Insel zur nächsten Getrieben zu werden... Immerhin hatte Jonah sich nicht nur in den Kopf gesetzt seiner ehemaligen Familie zu entfliehen. Nein. Er suchte nach seinem Captain. Wenn er sie erst einmal gefunden hatte und sie bestätigen konnte das Jonah kein Verräter war, konnte er zu seinem früheren Leben zurück kehren! Vielleicht wäre es ihm sogar Möglich wieder unter Lillians Kommando zu segeln? Dieser Gedanke war so ziemlich das einzige was ihn in seiner jetzigen Situation antrieb. Der schiere Wille zu Überleben und Lillian zu finden.

Es war nicht gerade leicht, arbeit zu finden ohne große Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Die besten Chancen hatte er bisher bei ungebildeten Bauern gehabt - ihnen war in der Regel egal wer da vor ihnen stand. Sie interessierten sich nur um sich selbst und darum die Ware zum Markt oder Kontor zu schaffen.
Wenn Jonah mitbekam, dass ein Wagenrad eines solchen Bauern im schlammigen Terrain des Hafens stecken blieb, half der junge Mann. Wenn er sah dass sich ein alter Mann mit schweren Getreidesäcken abmühte, half er. Und so ging es immer weiter.. Arbeit konnte man das natürlich nicht nennen - aber man steckte ihm jedes Mal ein paar Münzen als Dank zu. Und so schaffte es der dunkle Lockenkopf sich von einem Tag zum nächsten zu hangeln.

Der Mittag neigte sich seinem Ende entgegen.. Die Sonne stand schon tief und am Hafen wurde es dadurch etwas ruhiger. Zumindest was seine Zielgruppe in Form von Bauern und Händler betraf. Also war auch Jonahs 'Tag' erst einmal zu Ende. Und wieder einmal stellte er fest, dass es für ihn nicht gerade einfach war, mehr über seinen Captain heraus zu finden. Denn so gut er Situationen erkannte in denen er Helfen konnte um dadurch ein paar Münzen zu verdienen - so schlecht war er darin eine Unterhaltung zu starten. In der Regel wusste er nicht was er sagen sollte und starrte sein gegenüber dann einfach endlos lange an. Viele empfanden dies als unangenehm, wenngleich Jonah auch hier nicht verstand wieso.

Und genau so tat er es jetzt mit dem Mann der sich ohne Vorwarnung an Jonahs Tisch setzte, nachdem er das Gasthaus wieder aufgesucht hatte. Ehe er sich versah, standen zwei Bierkrüge vor ihm und der Fremde sprach ihn an. 
Jonahs Blick wanderte von dem Krug, zu seinem Gegenüber. Dabei starrte er ihn an ohne zu blinzeln oder eine Miene zu verziehen... Nichts. Er schien sich nicht einmal zu bewegen oder Anstalten zu machen, nach dem Bier zu greifen. Stattdessen überlegte er, was der Fremde wohl von ihm wollen würde? Und tatsächlich kam ihm nur ein Gedanke in den Sinn: Er hatte ihn erkannt. Doch weder Panik noch Unruhe überkam ihn. Die Dinge waren einfach so, wie sie sind. Jonah würde sich am besten am nächsten Tag noch nach einer Reisemöglichkeit umsehen müssen.
Vorerst allerdings, würde er mitspielen müssen. Gelassen bleiben. So tun als wäre er nichts besonderes - und das war schon schwierig genug. Denn er wusste nur zu gut dass seine puppenhafte Art alles andere als unauffällig war.

Jonah griff nach dem Bierkrug und zwang sich zu Lächeln. Es sollte ein dankbares Lächeln sein, allerdings sah es eher wie eine verzerrte Fratze aus die drauf und dran war seinem Gegenüber hinterrücks ab zu stechen. Um 'offener' zu Blicken, riss er die Augen etwas auf - an blinzeln dachte er jedoch keine Sekunde. Dafür bemühte er sich einfach zu sehr freundlich drein zu gucken. 
Ging allerdings vollkommen nach hinten los - es machte seine Erscheinung nur noch gruseliger.

Aye." Endlich eine mündliche Reaktion. Als sich Alex vorstellte, befand er sich im Zugzwang sich ebenfalls vorzustellen.

Und ich bin John. Freut mich."

Das Lächeln - der starre Blick, nichts änderte sich. Jonah wollte immerhin keine einzige Reaktion seines Gegenübers verpassen, es viel ihm ohnehin schon schwer Mimik und Gesten zu verstehen.
Im Grunde interessierte er sich zwar nicht für Fremde, aber in diesem Fall blieb ihm keine andere Wahl als so zu tun als ob.

Du bist ebenfalls schon länger hier im Gasthaus, aye? Wartest du auf jemanden?"

Das war zumindest in den meisten Fällen der Anlass, wenn jemand über längerem Zeitraum irgendwo ein Zimmer mietete. Oder in der Stadt stand irgendein Fest aus von dem Jonah nichts wusste. Dafür war es aber im Gasthaus doch noch zu ruhig.

Bauer war sein Gegenüber auf jedenfall nicht. Dafür war Alex' Kleidung zu sauber. Von der kräftigen Statur her ging Jonah dennoch von einem Handwerker aus. Zwar kein Schmied.. Aber Steinmetz. Granit war schwer und Alex sah durchaus so aus als könne er ohne Probleme einige Felsen von A nach B schieben.
Crewmitglied der Sphinx
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#3
Während er sich einen Blick über den Rand seines Kruges hinaus genehmigte, stellte er fest, dass er nicht – wie angenommen - Überraschung erkennen konnte. Viel mehr starrte ihn der Fremde derart steif an, als hätte er soeben einen Geist gesehen. Keinen furchtbar schrecklichen, aber zumindest einen, der ihn derart in seinen Bann zog, dass er alles drum herum zu vergessen schien. Außer Atmen nahm Alex an, sonst wäre sein Gegenüber zumindest früher oder später blau angelaufen. Die Stirn des Mannes legte sich unscheinbar in Falten, während sich seine Lippen langsam von seinem Getränk lösten und sein Blick unauffällig zu den Händen des Jüngeren huschten. Doch auch da war trotz der Einladung zum Trinken keine Regung zu erkennen, kein Zucken, dass darauf hindeutete, dass sein Gegenüber seinen Gruß zumindest annehmen würde. Langsam stellte er sich doch die Frage, ob er ihm vielleicht Hilfe besorgen sollte. Andererseits konnte vermutlich nicht mal ein Arzt etwas tun, wenn das Gehirn des anderen gerade langsam aber stetig den Geist aufgab, weil er angesprochen worden war. Und dann – plötzlich! – doch eine Regung. Innerlich wollte Alex schon aufatmen, hätte diese Bewegung die Fratze seines Gegenübers nicht noch mehr entstellt. Nun schob sich dann doch ganz deutlich eine seiner Augenbrauen skeptisch in die Höhe, während der den ‚Blick‘ des anderen erwiderte. Sein Verdacht erhärtete sich, dass er schlichtweg behindert war. Das wiederum hätte zwar die Deserteur-Geschichte entkräftigt, aber dann sah er dem Gesuchten einfach nur unfassbar ähnlich. Vielleicht ein Zwillingsbruder, der im Mutterleib zu wenig abbekommen hatte. Oder eine verdammt gute Masche, weil er wusste, dass man ihn suchte. Und er nun befürchtete, Alex hätte den Plan, ihn einfach auszuliefern. Clever.
 
Entschlossen, das herauszufinden, stellte er seinen Krug zurück auf den Tisch und lehnte sich entspannt ein Stückchen zurück, während sich die Skepsis auf seinen Zügen zurückzog und sich an sein entspanntes Gemüt anpasste, obwohl der Fremde ihn noch immer anstarrte wie eine leblose, menschengroße Porzellanpuppe. Wäre er ein bisschen blasser und hätte er ihn eben nicht noch hier hereinlaufen gesehen, hätte man ihn tatsächlich für ein Ausstellungsstück für ein Gruselkabinett halten können. Kinder während wahrscheinlich wirklich schreiend davongelaufen, hätte er sich plötzlich in einer staubigen, dunklen Kammer bewegt, um ihnen einen Schrecken einzujagen. Und dann passierte das, womit Alex fast schon nicht mehr gerechnet hatte: Das Püppchen konnte doch sprechen, auch wenn das rein gar nichts an seinem steifen Gesichtsausdruck änderte. Vermutlich doch behindert. Armes Kerlchen.
 
„Ebenfalls, John.“, erwiderte er und hob abermals den Krug in seiner Hand leicht an.
 
Vielleicht hatte er nicht verstanden, dass dies hier wirklich eine Einladung war und der Krug vor ihm tatsächlich für ihn gedacht war. Man konnte beschränktem Verstand ja nicht immer so gut folgen. Aber immerhin schien er tatsächlich zur Konversation fähig zu sein. Vielleicht war er ja auch irgendein Versuch der Marine? Ein herangezogener Spion, der dazu gedacht war, die Feinde in Sicherheit zu wiegen, weil ihr Gegenüber nicht ganz so mit geistiger Unversehrtheit gesegnet war? Und jetzt hatte ihr Spielzeug doch verstanden, was sie mit ihm trieben und war davon gelaufen. Eigentlich hatte Alex ja vor gehabt, ihm zu seiner Entscheidung, zu desertieren, zu gratulieren. Aber er wartete erstmal noch damit.
 
„Nein. Ich arbeite in der Stadt.“
 
Er hatte keinen Grund, ihm das zu verheimlichen. Im Gegensatz zu John anscheinend, der keinerlei persönliche Dinge preisgab und stattdessen das Spielchen herumdrehte. Alex ließ sich nichts anmerken. Er hatte kein Problem mit Smalltalk.
 
„So lange jedenfalls, wie ich Lust dazu habe. Und du, John? Was treibt dich hier her? Wartest du auf jemanden?“
Jonah Blythe
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#4
Es war nicht ungewöhnlich dass die meisten Männer ihren Lohn abends beim Wirt auf den Kopf hauten. Aus diesem Grund war zunächst nichts ungewöhnliches an Alex' Aussage, er arbeite in der Stadt. Was ihn aber suspekt machte war einfach die Tatsache dass er Jonah plötzlich wesentlich mehr Aufmerksamkeit schenkte als dem jungen Deserteur lieb war. Ja - er fühlte sich Bedroht. Und wenn Jonah den tieferen Sinn hinter diesem Gefühl verstehen hätte verstehen können, würde er vermutlich darüber Sinnieren wie absurd das Leben einem manchmal zuspielte: Er hatte Angst davor an die Leute ausgeliefert zu werden, für die er seit er denken konnte gearbeitet hatte.

Jonah fiel es nicht schwer zu Lügen, es war nur immer wichtig so nahe wie möglich an der Wahrheit zu bleiben - um sich gegebenenfalls nicht in widersprüchlichen Aussagen zu verstricken. Und der Kerl hatte offensichtlich vor herauszufinden ob Jonah wirklich der war, für den er ihn hielt.
Also wägte Jonah seine Möglichkeiten ab um heile aus dieser Situation heraus zu kommen und egal wie diese Aussahen, er würde definitiv diese Insel verlassen müssen. Mal wieder.
Trotz der rasenden Gedankengänge sah man dem jungen Mann seine Anspannung nicht an. Wenngleich er mit der Antwort auf Alex' Frage definitiv länger brauchte als es einer flüssigen Unterhaltung gut tun würde.

Ohne auch nur einmal zu Blinzeln starrte er sein Gegenüber unentwegt an, was seine ganze Gestalt nur noch unheimlicher wirken ließ. Welcher Mensch blinzelte denn bitte schön nicht? Doch Jonah wollte nicht eine einzige Regung oder Miene die eventuell auf das Vorhaben von Alex schließen könnte übersehen.

"Nein."

Endlich. ENDLICH eine Antwort. Er musste wirklich den Eindruck eines Beschränkten machen. Und irgendwie.. War er das ja auch. Emotional und Sozial gesehen. Doch zum Glück fehlten ihm gerade jene Fähigkeiten um sich dessen überhaupt bewusst zu sein.

"Tatsächlich... Ist es so, dass ich nach jemandem Suche."

Keine Lüge. Es war die Wahrheit. In diesem Punkt konnte er ehrlich sein, denn was sollte Alex mit dieser Information schon anfangen?

"Als was arbeitest du?"

Vielleicht konnte Jonah den Spieß herum drehen und Alex ein paar Informationen entlocken, die ihm helfen konnten seinen Captain zu finden. Je nachdem wo und als was er arbeitete, wusste er vielleicht von einer gestrandeten jungen Frau die womöglich ihr Gedächtnis verloren hatte - warum sonst sollte sie sich nicht zum Dienst zurück gemeldet haben?
Doch noch ehe Alex hätte antworten können, schwang die Tür zum Gasthaus erneut auf. 
Die Nachmittagssonne stand tief und ihre Strahlen fielen so ungünstig in den Schankraum, dass man nur die Silhouetten zweier Männer erkennen konnte.
Nichtsdestotrotz kippte die Stimmung von einem Moment auf die andere. Mit erhobenen Hauptes und amüsiert zuckenden Mundwinkel traten die beiden Marinesoldaten ein. 
Niemand sprach mehr ein Wort und alle Augen waren auf die beiden Kerle gerichtet.

Für den winzigen Bruchteil einer Sekunde schien sich in Jonahs puppenhaftes Gesicht eine Regung zu zeigen. Ein Funke in seinen Augen - wie bei einem Gaul das drauf und dran war zu Scheuen. Und wenngleich das Adrenalin durch seine Adern schoss, war der kurze Moment so schnell verflogen, wie er gekommen war. Er schien wieder genauso 'Untot' zu sein wie zuvor.
Crewmitglied der Sphinx
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#5
Obwohl er sich bewusst war, dass er nicht zu vorschnell dazu übergehen sollte, seinen Gegenüber zu unterschätzen, war er im Begriff, genau das zu tun. So war er eben und bislang hatte er es noch nie wirklich bereut. Sogesehen war das hier ja nicht mehr als ein Zeitvertreib für ihn. Einer, bei dem entweder ein Gefallen heraussprang oder ein bisschen Gold. Was es letztlich werden würde – darüber entschied ganz allein John, der ihn noch immer anstarrte, als hätte er in seinem Leben nie gelernt, dass normale Menschen blinzelten. Vielleicht meinte er es ja auch provokant? Wollte ihn mit seiner gespielten Absurdität in die Flucht treiben, weil Alex seine Mission gefährdete. Sein Pech, dass der Dunkelhaarige durchaus Gefallen an Absurditäten hatte. Nicht, dass es sein Vorhaben in diesem Falle groß beeinflusst hätte – aber so machte es fast noch ein bisschen mehr Spaß. Auch die nächste Antwort kam verzögert. Entweder, weil seine Frage nicht schneller in seinem Oberstübchen angekommen war, oder weil er seine Aussagen sehr bedacht wählen wollte. Alex hob das Kinn, nickte und wollte sich gerade mit der kürzesten Kurzfassung, die John hatte finden können, zufrieden geben, als tatsächlich noch ein Nachtrag kam. Nah. Warten und Suchen waren ja fast das gleiche. Mit der winzigen Ausnahme, dass man nicht sicher wusste, ob man fündig wurde. Bisher schien auch John eher erfolglos gewesen zu sein. Was sollte er sonst noch in Silvestre treiben?

„Tja, die 7 Welten sind groß, nicht?“, enttäuschte er seinen Gegenüber mit einer fehlenden Nachfrage, nach wem genau er denn suchte, aber bislang schien ihm diese Information nicht wichtig.

Abermals lenkte John das Gespräch auf ihn um und da Alex weitaus weniger zu verbergen hatte, wie sein Gegenüber vermeintlich, hatte er auch kein Problem damit, Rede und Antwort zu stehen. Vielleicht würde er ihn ja irgendwann als harmlos genug einschätzen, um ein bisschen mehr mit der Sprache herauszurücken und die Fassade des Beschränkten fallenzulassen. Doch bevor er die Stimme erhob, ließ ihn etwas anderes aufmerken. Das Geräusch der Tür hatte er ausgeblendet gehabt. Alles, was ihn gerade interessieren konnte, saß vor ihm – was in seinem Rücken passierte, war im besten Falle das Problem eines anderen. Johns zum Beispiel. Doch in dem Bruchteil einer Sekunde, in dem ihm diese winzige Regung im Gesicht des Jüngeren hätte auffallen können, hatte er sich umgedreht, um herauszufinden, woher die plötzliche Stille rührte. Mist.Als sich der Dunkelhaarige wieder seiner neugewonnenen Bekanntschaft zuwandte, war in seinem Gesicht dafür ziemlich deutlich zu lesen, was er dachte: Ein Hauch von Abneigung gemischt mit Süffisanz. Spätestens, als er mit der geschlossenen Tür im Rücken der Männer den herablassenden Ausdruck auf ihren Zügen hatte erkennen können. Bastarde, die sich an der Stille ergötzten, die ihre Anwesenheit mit sich gebracht hatte. Nicht aus Respekt sondern aus Ehrfurcht. Ohne diese Uniform und die etlichen, fürs Speichellecken verliehenen Orden waren die meisten von ihnen nämlich nur noch halb so prollig.

„Der arme Tropf, dem sie an den Kragen wollen. Hat nicht mal ‘ne Möglichkeit, sich ihnen Mann gegen Mann zu stellen.“, kommentierte er die Lage gedämpft an John gerichtet und schnaubte. „Wo waren wir?“

In die ehrfürchtige Stille mit einsteigen, war das letzte, was er diesen beiden Idioten gönnen würde. Daher bemühte er sich beim zweiten Satz auch gar nicht mehr darum, leiser zu sprechen. Er würde sich den Tag sicherlich nicht von zwei Heinzelmännern verderben lassen. Diese Jahre waren lange vorbei.

„Ich helfe in der Werft aus, solange ich hier bin. Könnte schlechter für mich laufen. Apropos – Hast du schon was gegessen?“

Es hüngerte ihn tatsächlich und mit einem Teller Essbarem würde er zumindest zeitweise verhindern können, dass sich John einfach aus dem Staub machte. Mit dem Gedanken, dass seine aufdringliche Art mehr als unangenehm für den Knaben war, hatte Alex übrigens kein Problem. Er war ja kein Seelenklempner, der ihm ein möglichst gutes Gefühl geben wollte. Er war in ganz eigener Sache unterwegs. Mit einem Ohr allerdings lauschte er noch immer auf die Schritte in seinem Rücken. Vorerst musste sich John seine Aufmerksamkeit wohl doch teilen. 
Jonah Blythe
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#6
Alex' Frage drang nur entfernt zu ihm hindurch, denn noch war seine Aufmerksamkeit im Gegensatz zu der seines Gegenübers komplett auf die der Soldaten gerichtet. Nicht nur Unruhe machte sich in dem jungen Mann breit, sondern auch ein kleines bisschen Wehmut - wenngleich er mit diesem Gefühl nichts anfangen konnte. Doch er sehnte sich an seine Zeit als Soldat zurück. Einfacherer Zeiten, in denen er wusste wo sein Platz war und in denen er nicht Gefahr lief unbegründet gerichtet zu werden.

Die Marinesoldaten pflanzten sich an den Tresen und bestellten sich lautstark etwas zu trinken und nachdem auch dem Rest im Schankraum klar wurde dass sie zumindest für den Moment nicht hier waren um sich jemanden vorzuknöpfen (das konnte ja durchaus noch kommen) entspante sich die Lage allgemein etwas. Natürlich war die Stimmung nicht die Selbe wie zuvor, doch zumindest starteten die Gespräche wieder und auch die Schankmaid bemühte sich darum wieder etwas Schwung in die Bude zu bringen indem sie den restlichen Gästen schöne Augen machte.
Erst jetzt wandte Jonah den Blick wieder zu seinem Gegenüber. Er hatte sich nicht gerührt und auch nicht die Marine auf ihn aufmerksam gemacht. Also hatte er doch keine Ahnung, das man nach ihm suchte? Und auch die Männer schienen zumindest für den Moment keine Ahnung zu haben, das sich ein gesuchter Deserteur im selben Raum aufhielt. Das auffälligste was Jonah nun tun konnte war die Flucht zu ergreifen. Er mimte also einfach weiter den Reisenden der auf der Suche nach jemandem war. Nichts ungewöhnliches.

"Aye, das sind sie wohl.", kommentierte er Alex' Aussage auf die Größe der sieben Welten. Mit anderen Worten: Es war ein schier unmögliches Unterfangen ohne auch nur dem geringsten Hauch eines Anhaltspunktes jemand verlorenes wieder zu finden. Und gerade als er auf die Frage ob er schon etwas gegessen hätte antworten wollte, trat auch schon die Schankmaid namens Lija mit schwingenden Hüften an ihren Tisch.

"Darf ich euch zwei Hübschen noch etwas bringen?" Sie beugte sich aufreizend nach vorne und füllte beide Krüge mit kühlem Ale. Dann zwinkerte sie Alex zu. "Geht auf's Haus." Lija hatte ein rundes, sommersprossiges Gesicht mit großen, haselnussbraunen Augen und einer Stupsnase. Ihre Stimme war irgendwie tief und rauchig - was so gesehen überhaupt nicht zu ihrer zierlichen, femininen Art passte und doch schien sie zumindest bei den meisten männlichen Besuchern gut anzukommen. "Vielleicht etwas Flammlachs? Oder eine große Portion Meeresfrüchte mit würzigen schwarzen Pfeffer?"
Immer noch war sie über ihren Tisch gebeugt und lächelte kokett, sie streckte die Hand nach Jonahs Haar aus um eine verirrte Locke zu glätten, doch das dieser sich weder rührte noch auch nur eine einzige Miene verzog, schien sie sichtlich zu verunsichern. Verwirrt zog sie die Hand zurück und blickte zu Alex. "Ist dein Freund in Ordnung?"
Crewmitglied der Sphinx
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#7
Die Anhaltspunkte, die dieser John ihm gab, waren bei weitem nicht genug, um sich ein sicheres Bild der Lage zu machen. Alex wog den Kopf leicht zur Seite und musterte das Gesicht seines Gegenübers aufmerksam, ohne dass dieser davon überhaupt Wind zu bekommen schien. Die Anwesenheit der Marine hatte ihn vollkommen vereinnahmt und dennoch blieben seine Züge so starr wie zuvor auch. Keine Regung – weder positiv noch negativ. Keine Unsicherheit, keine Angst, keine freudige Erwartung. Nichts. Demnach konnte er entweder tatsächlich etwas vor ihnen zu befürchten haben oder ganz einfach wie ein kleiner Junge völlig überwältigt von ihrer Anwesenheit sein, ihren Uniformen, ihrem angeblichen Dasein als Held und Hüter des Rechts. Der Lockenkopf rümpfte die Nase und gab sich damit zufrieden, noch immer bloß Spekulationen in den Raum werfen zu können. Spekulationen, auf die er sich nicht verlassen wollte, obwohl er sich eigentlich ziemlich sicher war, dass sein Gesicht dem auf dem Plakaten draußen in der Stadt ziemlich ähnlich sah. Kaum, dass John die Augen wieder vom Antlitz der Marinesoldaten wenden konnte und sich Alex zuwandte, erwartete ihn ein übertrieben freundliches Grinsen, welches sich just in dem Moment auf seinen Lippen ausbreitete, als er sich des Blickes sicher war. Zu seiner Überraschung schien er trotz der Ablenkung noch mitbekommen zu haben, um was sich ihr Gespräch gedreht hatte, selbst wenn seine Antwort so wenig informativ ausfiel, wie die Antworten zuvor auch. Und da endete seine kommunikative Zeit auch schon wieder.
 
Gerade, als Alex seine Frage nach der Mahlzeit wiederholen wollte, trat die Schankmaid auch schon an ihren Tisch. Ein paar Parallelen erkannte er inzwischen zwischen dem Umgang mit John und seiner kleinen Schwester, als sie noch ein aufgedrehtes, wuseliges kleines Mädchen gewesen war, das am liebsten alles gleichzeitig hatte sehen wollen. Nur, dass das, was den Dunkelhaarigen beschäftigte, allein in seiner Welt stattzufinden schien. Und da von seinem Tischnachbarn nicht viel zu erwarten war in Punkto Gespräch, wandte er sich aufmerksam der Dame zu, die ihm nicht nur offenherzig einen kurzen Einblick in das gab, was ihre Bluse verbarg, sondern gleichzeitig auch noch seinen Krug mit frischem Ale füllte. Dankbar hob er das Bier an und prostete ihr mit einem charmanten Lächeln zu.
 
„Dann mal ein Hoch auf die hübsche Dame.“, entgegnete er vielsagend und lauschte schließlich aufmerksam der Auswahl, die sie ihnen zu Tisch brachte. Abwartend warf er einen Blick hinüber zu John, doch der schien noch immer genauso entscheidungsfreudig wie zuvor. Selbst, als die Schankmaid sich ihm zuwandte – Alex konnte sich ein verhaltenes Schmunzeln nicht verkneifen – wirkte er wie ein kleiner Junge, der nie gelernt hatte, was andere Menschen waren. Lija galt ein gutgelauntes Lächeln, ehe er abwinkte und mit den Schultern zuckte.
 
„Alles gut. So ein bisschen Herzschmerz hat noch niemanden umgebracht.“, riet er überzeugend ins Blaue. „Und Flammlachs klingt wunderbar. Dem armen Tropf jetzt ‘was Aphrodisierendes vor die Nase zu stellen, scheint mir ziemlich unfair.“
 
Er zwinkerte der zierlichen Gestalt zu und ließ es sich nicht nehmen, seiner Stimme einen angetanen Hauch zu verleihen. Da keine Einwände kamen, nahmen sie vermutlich beide an, dass Flammlachs wohl in Ordnung ging, sodass sich die Schankmaid dran machte, ihnen ihren Wunsch zu erfüllen.
 
„Du hast’s nicht so mit Menschen, huw?“, fragte Alex beiläufig und nippte abermals an seinem Bier.


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