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Kapitel 6 - Mondlose Nacht
Crewmitglied der Sphinx
für 0 Gold gesucht
dabei seit Nov 2015
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Den gesamten Weg durch die Katakomben hüllte Lucien sich in ungewohntes Schweigen. Schweigsamer noch, als er es schon oben im Tempel gewesen war. Enriques stützender Hilfe hatte er sich nach nur wenigen Schritten mit den halb scherzhaften Worten entzogen, dass der Leutnant sich kaum noch selbst gerade halten könne und er schon zurecht käme. Doch von da an wurde der Dunkelhaarige stiller.
Mit jedem Schritt tiefer hinein in das dunkle Labyrinth, den sie ohne eine neuerliche Überraschung zurücklegten, ohne Hinterhalt, Verrat oder eine wie auch immer geartete Gefahr, ließ der Rausch des Adrenalins in seinen Adern nach und bleiern legte sich Erschöpfung über Muskeln und Verstand. Ohne die aufputschende Wirkung einer Verfolgungsjagd erinnerte sich sein Körper plötzlich daran, wie müde und lädiert er war. Immer träger schlug sein Herz, eine ungeahnte Kälte kroch prickelnd seine Arme hinauf und nur der Gedanke an Talin blieb, nachdem der Ballast der Flucht von ihm abgefallen war; ließ alles andere an Bedeutung verlieren und ihn ignorieren, worauf er hätte Acht geben sollen.
Seinem Starrsinn und seiner Abscheu vor dem Gefühl, von jemandem abhängig zu sein, schuldete Lucien es, dass er Enriques Hilfe ausschlug. Aber vor allem machte sie das gegenseitige Stützen so viel langsamer. Zeit, die er nicht verlieren wollte, solange er seine Schwester nicht gefunden und sich von ihrer Unversehrtheit überzeugt hatte. Nicht einmal, als sie Taróns Lager erreichten und zu einer kurzen Rast gezwungen waren, schenkte er seiner Verletzung die nötige Aufmerksamkeit – bis Ceallagh einschritt. Sie lieferten sich einen kurzen aber erbitterten Kampf, der mehr aus eindringlichen Blicken als überzeugenden Worten bestand und an dessen Ende der junge Captain schließlich zähneknirschend einlenkte. Nicht anders als sein zwölfjähriges, jüngeres Selbst, das zu dem Sechzehnjährigen aufsah wie zu einem Mentor. Nur etwas trotziger. Wieder war es dann Enrique, der seine Hilfe anbot und dieses Mal ließ Lucien ihn machen. Obgleich ihn das zeitraubende Herumgenestel an seiner Wunde schier in den Wahnsinn trieb.

Auf den letzten Metern durch die endlos verwinkelten Tunnel tobte in seiner Brust längst ein zorniger Wespenschwarm, der mit jedem Schritt, jedem Herzschlag lauter summte. Taróns ungewöhnliche Echse und die Befragung ihres Gefangenen, der zwischenzeitlich aufgewacht war, brachten den Dunkelhaarigen nur kurz auf andere Gedanken. Jetzt beherrschten Wut, nachdenkliche Entschlossenheit und stetig schwelende Sorge um seine Schwester seinen Verstand und trieben ihn unerbittlich vorwärts.
Dann, endlich, strich die milde Nachtluft wieder über ihre Gesichter und das Rauschen sachter Wellen kündete von der Nähe des Hafens. Der Nähe zu ihrem Schiff.
Noch in den Katakomben hatten sie eingedenk der Worte ihres neuen Freundes entschieden, dass Josiah, gleich nachdem sie die Oberfläche erreicht hatten, einen erhöhten Ort erklettern sollte, um nach der übrigen Crew zu suchen und kaum spuckten die Tunnel die fünf Männer in die Nacht hinaus, machte sich der Attentäter auf den Weg. Josiah war unverletzt und wie niemand sonst dazu in der Lage, die anderen zu finden und ihnen zu helfen. Auch Talin, falls sie es noch nicht auf die Sphinx geschafft hatte. Das war das einzige, was er für sie tun konnte; der einzige Kompromiss, den er sich erlaubte, solange er zumindest vorgab, ihre oberste Priorität sei das Schiff.
Lucien sah dem Mann einen Augenblick lang nach, bis die Dunkelheit ihn gänzlich verschluckte, bevor er seine Aufmerksamkeit auf den Hafen richtete. Schemenhaft schälte sich dort die Sphinx aus der Nacht, schwankte auf den Wellen sacht hin und her, doch Bewegungen konnte er auf die Entfernung nicht ausmachen. Womit sie vor dem nächsten Problem standen: In wessen Hand befand sie sich? Weder er noch Enrique würden sich lange behaupten können, wenn es auf dem Schiff zu einem Kampf kam. Tarón und Ceallagh – letzterer zwar angeschossen, aber immer noch beweglicher als Captain und Soldat – hätten vielleicht eine Chance. Doch sollte sich die Sphinx immer noch unter der Kontrolle der Piraten befinden, dann würde man zwei völlig Fremde in dieser Situation sicher nicht mit offenen Armen empfangen. Selbst dann nicht, wenn sie behaupteten, Lucien hätte sie geschickt.

Die Glocke hat bestimmt nicht nur uns alarmiert.“, wandte er sich an seine drei übrig gebliebenen Begleiter und richtete die grünen Augen dabei auf Ceallagh. „Du und unser Freund hier...“ Er nickte in Taróns Richtung. „Ihr müsst näher ran und sehen, wie es an Deck aussieht. Enrique und ich wären kaum eine Hilfe, wenn es zum Kampf kommt.

Der Plan hatte seine Schwächen – mehr als genug; eigentlich war es ja nicht einmal ein Plan. Aber weder würde er Enrique mit Tarón zurück lassen, noch selbst an die Stelle des Leutnants treten, solange er sich nicht richtig verteidigen konnte. Blieb zu hoffen, dass sein alter Freund das Misstrauen in den grünen Augen las, das Lucien zu der einzigen anderen Entscheidung trieb, die noch übrig war.
Doch er hatte kaum zu Ende gesprochen, als eine Stimme über ihren Köpfen ihn herum fahren und den Blick heben ließ. Er erkannte sie, noch bevor er verstand, dass es sein Name war, den sie rief. Nur einen Herzschlag lang gab sie ihm Zeit, sie zu finden. Nur einen Herzschlag Zeit, um zu begreifen, dass sie es wirklich war.

Talin?

Dann stieß sich seine kleine Schwester vom Fenster ab und er reagierte, wie er es hunderte Male zuvor getan hatte. Er schaffte einen halben Schritt in ihre Richtung und hob gerade in dem Moment die Arme, als ihr Gewicht gegen seinen Oberkörper prallte, ihn zurück warf und ihm einen scharfen Schmerz durch die Seite trieb, der ihn beinahe sein Gleichgewicht kostete.
Dass er nicht fiel, verdankte er Hayes, dessen Hände ihn an den Schultern abfingen – entweder, um ihn tatsächlich vor dem Sturz zu bewahren, oder auch nur instinktiv, um einen Zusammenstoß zu vermeiden. Was auch immer es war, es spielte nicht die geringste Rolle. Eine Welle so tief empfundener Erleichterung überschwemmte sein Innerstes, dass alles um ihn herum – Ceallagh, Enrique, Tarón, die Sphinx und jeder Kopfgeldjäger der Ersten Welt – in schierer Bedeutungslosigkeit versank.
Kaum hatte Talin wieder festen Boden unter den Füßen, zog Lucien sie an sich und drückte das Gesicht in ihre Halsbeuge, als könne sie sich in Luft auflösen, wenn er sie nicht fest genug hielt. Der unverwechselbare Duft von Weißdorn hüllte ihn ein, benebelte seine Sinne, drang in seine Gedanken ein und endlich... endlich legte sich das wütende Brodeln in seiner Brust.

Allen Welten sei Dank...

Er sprach so leise, dass wohl nur seine Schwester ihn hörte. Sie lebte. Es ging ihr gut. Sie war noch da.
Schuldgefühle regten sich in ihm, tiefer und schwerer noch als die Erleichterung zuvor. Doch nicht jetzt. Nicht hier. Er schob sie zur Seite, würde damit leben können.
Vorsichtig löste Lucien sich von der Blonden, gerade so weit, dass er ihr eine Strähne goldenen Haares aus dem Gesicht streichen und sie aufmerksam mustern konnte.

Bist du verletzt? Ist jemand bei dir?

[An einer Kreuzung nahe des Hafens | mit Ceallagh, Enrique, Tarón, Talin & weiter oben Farley]


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Kapitel 6 - Mondlose Nacht - von Weltenwind - 18.05.2019, 11:43
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