06.12.2019, 19:10
Dieser Abend entwicklte sich allmählich zu einem Desaster- dabei hatte alles doch recht gemütlich angefangen. Gemeinsam mit den anderen blieb Farley nichts anderes übrig, als sich von den zahlreichen neuen Gestalten, die plötzlich aufgetaucht waren, auf den Platz drängen zu lassen. Das Unbehagen war dem Braunschopf anzusehen, denn auf offener Fläche hatten sie einen noch größeren Nachteil als ohnehin schon. Und es wurde nicht besser. Zunächst bemerkte Farley das seltsame Gefährt überhaupt nicht, das sich ihnen näherte, so sehr war er mit den Männern um sich herum beschäftigt. Als die Geräusche lauter wurden, wandte sich allerdings auch der junge Dieb um und es gelang ihm nur mit Mühe sein Erschrecken zu verbergen. Was zur Hölle war das? Ein gepanzertes... was? So etwas hatte der Braunhaarige noch nie gesehen, aber er war sich sicher, dass das Erscheinen dieses Dinges für sie nichts Gutes bedeuten konnte. Der Kanonenschuss, der nur wenige Augenblicke später über sie hinweg sauste und ein Haus dem Erdboden gleich machte, bestätigte Farley nur in seiner Vermutung - und als das Etwas noch näher rückte und sie die Gewehrläufe erkennen konnten, überlegte er nicht lange und folgte der, die ihm am nächsten stand, in eine der Seitengassen.
Talin legte ein zügiges Tempo vor, doch trotz einiger Kampfblessuren fiel es Farley nicht schwer mit schnellen Schritten zu folgen. Sein Atem ging trotzdem schwergängiger, als er es gewohnt war und als es ihm gefiel und langsam begann er sich nach einer Pause zu sehnen. Die bekam er, als Talin mit ihrem einzigen Verfolger kurzen Prozess machte. Farley runzelte kurz die Stirn, weil er es nicht unbedingt als nötig erachtete den Mann umzubringen – selbst wenn er das gleiche mit ihnen vorgehabt hatte. Obwohl der junge Dieb keine Scham besaß, andere Leute um ihr Hab und Gut zu bereichern, so gehörte er doch nicht zu der Sorte Menschen, die gerne Leben nahmen. Das war etwas, das man anderen nicht einfach so zurückgeben konnte, wenn es nötig war. Dennoch sagte er nichts, sondern folgte der Kopfbewegung der Blonden, bis sie schließlich in einer Sackgasse landeten. Er ignorierte ihr Fluchen, sondern blickte sich stattdessen in der Gasse um – als ob er auf der Suche nach einem Fluchtweg wäre. Als sie sich an ihn wandte, richtete er den Blick auf die Blonde.
„Nein, zurückgehen ist wohl keine Option. Wenn du mich fragst, finde ich, wir sollten von der Straße herunter und uns einen Ort suchen, an dem wir uns unsere nächsten Schritte überlegen können. In Ruhe und ohne direkt im nächsten Hinterhalt zu landen.“
Sein darauffolgendes Lächeln war keines, das von Freude zeugte, sondern zeugte von grimmiger Bitterkeit und Süffisanz. Abermals schweifte sein Blick durch die Gasse und blieb an einem der Häuser hängen. Nun, wenn ihre Verfolger sie auf der Straße erwarteten...
„Wir könnten uns Zutritt zu einem von diesen verschaffen. Dann wären wir zumindest erst einmal vor neugierigen Blicken geschützt. Und aus den oberen Stockwerken könnten wir uns vielleicht einen Überblick von der Situation verschaffen.“
Sein Kopf legte sich etwas steiler in seinen Nacken und seine Augen richteten sich auf die Dächer der Häuser. Farley war sich nicht sicher, ob Talin seine Idee gutheißen würde, aber ihm schien es im Moment der sinnvollste Plan. Kehrten sie um, drohten sie in den nächsten Hinterhalt zu geraten – und er bezweifelte, dass ihre Verfolger sämtliche Häuser besetzt halten würden, um sie womöglich davon abzuhalten Unterschlupf zu suchen.
„Möchte wissen, was dieses ganze Theater soll“, murmelte er schließlich, als er den Blick wieder senkte und ihn schließlich auf die Blonde richtete. Tatsächlich war ihm schleierhaft, warum die Gegenseite so einen schrägen Aufwand betrieb, um sie offenbar umzubringen – ohne sie aber umzubringen. Er fragte sich, ob Talin eine Idee hatte, was hinter dem Ganzen steckte.
[Sackgasse | Bei Talin]