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Kapitel 6 - Mondlose Nacht
Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Oct 2019
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Keine Überraschungen – zumindest keine Großen. Bisher lief alles innerhalb seines Planes und der im Voraus kalkulierten Möglichkeiten ab.
Natürlich misstrauten sie ihm. Wäre es nicht so gewesen, hätte er sie besser gar nicht erst in Erwägung gezogen. Warum hätte er darum bitten sollen bei einer Crew von Schwachköpfen unterzukommen? Dennoch gaben sie ihm eine Chance – und auch darauf hatte er gebaut. Nicht, dass ihm im Falle eines Irrtums nun noch Zeit geblieben wäre darüber nachzudenken, was für ein Schwachkopf er war. Aber die auf ihn gerichteten Waffen feuerten nicht und nach einem Sekundenbruchteil, in dem der Trommelschlag in seiner Brust Fahrt aufgenommen hatte, entspannte Tarón sich wieder. Er leistete keinen Wiederstand, als der Blondschopf ihn fesselte, im Gegenteil hielt er ihm bereitwillig die Hände hin. Davon sie zu überzeugen, dass er es ehrlich meinte, hing auch schon mit freien Händen sein Leben ab. Das hier änderte nicht viel daran.
Der Blonde gefiel ihm – er hatte eine besonnene, kluge Ausstrahlung. Schien einen Blick fürs Wesentliche zu haben. Tarón lächelte ihm leicht  zu – sich wohl bewusst, wie bizarr es in jeder anderen Situation sein mochte, demjenigen, der einem die Hände fesselt, solche Sympathiebekundungen zukommen zu lassen.
Doch es wurde Zeit ein paar Fragen zu beantworten – im Gehen, denn noch mehr Zeit sollte keiner von ihnen verschwenden.

„Nun.“

Antwortete er mit ruhigem, freundlichem Tonfall, während er sich an der Seite des Blonden hielt. Er sprach leise, den Blick und ein Ohr in die Nacht gerichtet, um der Gefahr zu entgehen überrascht zu werden.

„Ihr könnt mir glauben, dass ich nicht zu diesen Hundesöhnen gehöre, weil ihr andernfalls nicht hier ständet.“

Er lächelte entschuldigend

„Ich weiß, das klingt etwas vermessen. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ich euch mit der Vorbereitungszeit, die diese Vollidioten hatten, völlig kalt erwischt hätte.
Vor allem würdet ihr jetzt nicht die Melodie eurer Schiffsglocke hören – und es ist eure. So bleich wird man nicht, wenn es irgendein Schiff wäre. Hätte ich euch angegriffen gäbe es kein Schiff mehr, denn das wäre das erste, was ich beseitigt hätte. Wer kein Schiff hat, kann nicht fliehen. Aus diesem Grund hätte ich auch die anderen während des Angriffes rausgebracht. Passend gespannte Ankerketten hätten ansonsten das gleiche erreichen können, aber die zu besorgen wäre unter Umständen zu knapp geworden.
Und was diesen Aufriss in der Taverne angeht…“


sein Blick glitt hinaus in die Nacht, ehe er ihn über die Gruppe schweifen ließ.

„Sagen euch ‚Paradial-Orchideen‘ etwas? Wahrscheinlich nicht. Aber im Herzogtum sind sie durchaus bekannt – sie wachsen hier immerhin in den Nebelwäldern.  Und sie sind recht nützlich, wenn man weiß, wie man mit ihnen umgehen muss. Passend getrocknet und dann ausgekocht, lässt sich ein Pulver aus ihnen gewinnen, das die Muskeln lähmt. Ich hätte euch nicht töten müssen – offenbar ist das nicht das primäre Ziel dieser Affen, oder sie sind wirklich noch dümmer, als gedacht - aber keiner von euch wäre aus dieser Taverne gelaufen.“

Er sah sie reihum an – jedem von ihnen geradeaus in die Augen. Kein Versteckspiel, keine Tücke. Was er sagte, meinte er. Es war kein Versuch sie einzuschüchtern, zu prahlen oder sich anderweitig wichtig zu machen - abgesehen davon, dass dies in der Situation, in die er sich gerade freiwillig begeben hatte, verdammt armselig gewesen wäre. Er wusste, dass er ihnen einen weit schlimmeren Tag beschert hätte, als die Kopfgeldjäger es zu ihrem Glück vermocht hatten.

„Und das sind Möglichkeiten, die mir jetzt eingefallen sind – mit mehr Zeit könnte ich euch sicher noch ein paar Varianten eröffnen. Ich bin froh, dass unser Gegner offenbar weniger einfallsreich ist.
Zu der Frage warum gerade ihr: weil ihr hoffentlich Dienst anstelle von Bezahlung akzeptiert. Und weil ich weder mit raffgierigen Vollidioten wie unseren neu aufgetauchten Freunden, segle, noch darauf vertrauen kann, dass mich allzu rechtschaffende Zeitgenossen nicht selbst ans Messer liefern. Einmal Pirat, immer Pirat – so ist das halt. Wie ihr habe ich ein Interesse daran offiziell etwas weniger Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen. Ich hätte hier weiter ausharren können, bis sich irgendwann eine andere Gelegenheit ergibt, richtig. Die Frage wäre wie lange das noch gedauert hätte. Und nachdem hier das Chaos ausgebrochen ist, ist das keine wirkliche Option mehr… da ich eben einem der Hundesöhne den Hals erweitert habe, ist meine Entscheidung wohl für euch gefallen. Der Wachposten, der Richtung Hafen lief, ist zumindest kein Problem mehr – die beim Schiff wissen entsprechend sehr wahrscheinlich noch nicht, dass ihr Plan hier schief gegangen ist.“


Nun steuerten sie auf den Tempel zu. Es war nicht, was er im Sinn gehabt hatte, aber unter Umständen ließ sich das eine mit dem Anderen Verbinden. Und damit auch mit der Antwort auf die Frage, die der Captain an ihn richtete.

„Durch die Kavernen. Das war eigentlich, was ich im Sinn hatte, da wir dann nicht oberirdisch durch das Dorf marschieren und uns, wenn es scheiße liefe, den Weg freikämpfen müssten.“
Er sah zu dem Blonden.
„Es sind viele und wenn ich mich nicht täusche haben sie nicht nur an der Taverne, sondern auch weiter im Dorf Leute von euch erwischt – das Feuer, Explosion…verdächtige Fässer, die rückblickend verdammt strategisch platziert wirken…“

Er sah zu dem dunklen Flecken Blut, der sich an der Seite des Dunkelhaarigen Captains abzeichnete und zog den Mund schief und eine Braue hoch.

„Kämpfe sollten wir, wenn möglich, vermeiden.
Es besteht natürlich die Gefahr, dass die Halsabschneider von den Kavernen wissen, aber sie rechnen offenbar nicht damit, dass ihr sie kennt. Und ich habe dort unten die letzten Tage niemanden gesehen.“ 


‚andernfalls hätte ich die Echse nicht dort gelassen…‘

fügte er in Gedanken hinzu und hoffte, dass bei dem Chaos nicht doch jemand über Calwah gestolpert war.

„Das Ganze ist ein ziemliches Labyrinth, aber ich war öfter dort unten und es gibt einen Gang, der nah genug an den Hafen führt. Mit einem Ablenkungsmanöver auf der anderen Seite könnten wir zumindest direkt zum Schiff gelangen. Die Frage ist nur, was uns dort erwartet. Offenbar blieb zumindest noch Zeit die Glocke zu schlagen, aber das könnte auch der Feind gewesen sein, um uns zurück zu locken. Die Keller der alten Häuser haben zum Teil einen Zugang zu dem Höhlen-System. Möglicherweise auch der Tempel, aber dafür kann ich nicht bürgen. In jedem Fall habe ich dort unten einige Sachen versteckt, die helfen könnten, dass ihr es überhaupt zum Schiff schafft.“ 

Er nickte in Richtung der Verwundungen.

„Sich in dem Zustand auf den Gegner zu stürzen ist aussichtslos. Wir müssen das zumindest provisorisch soweit stabilisieren, dass ihr nicht im entscheidenden Moment umkippt.“

[Neben Ceallagh, mit ihm, Enrique, (Josiah) und Lucien auf dem Weg zum Tempel]
Crewmitglied der Sphinx
für 0 Gold gesucht
dabei seit Aug 2017
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Verbissen sägte er an seinen Fesseln, spürte, wie sie sich bereits lockerte, als der Jüngere ihm antwortete.

"Na dann ist ja gut", meinte er mit leisem Lachen. Es war kaum zu glauben, wie sehr ihn Elians Spott erheiterte.
"Bleib liegen, ich bin meine Fesseln gleich los."

Letzteres schien Montrose jedoch nicht gehört zu haben, denn kurz darauf zappelt der wie ein Fisch auf dem Trockenen, um an sein eigenes Stiefelmesser zu gelangen.
Auch gut. Konnte er sich darauf konzentrieren, sie zu retten.
Ein erneuter Ruck, dann ein letzter und seine Hände waren frei. Kurz darauf — ihm kam es wie eine Ewigkeit vor — waren auch seine Beine nicht mehr gefesselt.
Elian war noch beschäftigt, also rappelte er sich auf und sah sich um. Viele Möglichkeiten eine Waffe zu improvisieren gab es nicht, alle Nägel waren belegt und wenn er keine unnötige Aufmerksamkeit auf sich ziehen wollte, konnte er die nicht benutzen.
Blieben nur die Riemen der Boote. Alles andere würde zu lange dauern.

"Ich bin gleich zurück", flüsterte er seinem Kameraden zu, wartete allerdings keine Reaktion ab, wusste er doch nur zu gut, wie sehr die Zeit drängte.

Das Paar Stufen glitt er hinab, Richtung Hauptdeck, dann hastete er zu den Booten — und hielt verwirrt inne.
Wieso war die Abdeckung lose?
Er hatte sie doch eigenhändig, nach dem Einlaufen festgemacht ...
'Keine Zeit zum Nachdenken!', schalte er sich.
Der Schuss, der die Stille zerriss, bestätigte das nur auf allzu deutlich Weise und brachte ihm obendrein weitere Bauchschmerzen.
Weiter dachte er also nicht darüber nach, sondern hob die Plane, schwang sich über das Dollbord und ließ sich hineinrutschen. Dann musste er einen schmerzlaut unterdrücken.
'Goddess, dammit!'
Welcher Idiot hatte hier scharfe Gegenstände—
Zwei tastende Sekunden später musste er dann ein Auflachen zurückhalten.

+++

Eigentlich war es gar keine so schlechte Idee der Kopfgeldjäger gewesen, die Waffen, die sie nicht mitschleppen wollten, einfach in die Pinasse und nicht ins Meer zu versenken.
Wer hätte auch auf einem bewachten Schiff an sie herankommen sollen? Die ebenfalls bewachten Gefangenen?
Mit Sicherheit nicht. Die waren gefesselt und hatten ja nicht einmal mitbekommen, wie sie darin gelandet waren.
Zurückkehrende Piraten?
Erst recht nicht. Da wären sie mitunter eher noch hilfreich gewesen, um derer habhaft zu werden.
Sie selber?
Na wer denn sonst? Ob in der Not oder um sie hinterher zu verkaufen, wäre dabei nebensächlich gewesen.
Ein guter Plan also, nur, dass die Umstände ihn unvorhergesehen ins Gegenteil verkehrten. Ein Bonus, der dem Schiffsarzt sehr gelegen kam, auch wenn das, was er kurz darauf tat, auch ohne funktioniert hätte, er hätte sich nur auf seine Stiefelmesser beschränken müssen.

+++

So dicht, wie sich die Krähe traute, strich Cesárea über das schwarz wirkende Wasser, um, im weiten Bogen, zum Bug zurückzukehren. Dort zog sie, mit heftigem Flügelschlag, um das Ende der Sphinx herum und gewann Höhe.
Unter ihr war Bewegung in ihren Menschen und einen der Neuen gekommen.
Das war schon besser.
Zunächst konzentrierte sie sich aufs Landen, dann näherte sie sich wieder langsam dem Deck, blieb aber über den Köpfen der Leute, krächtzte einmal und beobachtete.

+++

Saton achtete weder auf rechts noch links, sonst wäre ihm das leichte Flattern der Plane vielleicht aufgefallen, als er das Beiboot passierte, seine Schritte und sein andauerndes und lautes Gefluche übertönten die Geräusche im Inneren. Er eilte weiter, auf die kleine Treppe zu, die zum Bugaufbau hinauf führt, wo Elian, halb im Licht der Schiffslaterne, gerade seine Fußfesseln durchtrennte.

"Wehe diesem Gelichter, es wagt es, sich zu rühren! Dann werde ich es höchst persönlich zu Brei verarbeiten und wenn es hops geht, dann ist es eben so!"

Dann war der jüngere Montrose frei und kämpfte sich auf die Füße.

"Der Boss ist selber schuld, wenn er so dämlich ist, niemanden den Befehle zu geben, sie zu durchs— VERFLUCHTER MIST! DU BLEIBST HIER!"

Er missachtete das Rascheln und auch das 'Thump' hinter sich auf den Planken, falls er die Geräusche überhaupt hörte und hechtete mit einem Schritt die Stiege hinauf, grinste, als er die Schritte dann doch dicht hinter sich vernahm, bremste erst, als er Elian auch schon gepackt hatte und warf ihn (und damit auch Greo) zurück auf das Deck.

"Pech gehabt!", dröhnte er triumphierend und wollte sich zu Zairym, den er dort erwartete, herumdrehen, um ihm eine Anweisung zu geben, als sich plötzlich ein Arm um seinen Hals legte und sich etwas hart in seine Nierengegend bohrte.
"He, Schütze— Was—?"

+++


Gregory dachte nicht lange nach, sondern griff sich die erste Klinge, die er zu fassen bekam und schob sie hinten in den Gürtel.
Schaudernd erkannte er dann, das, mit welcher Geschwindigkeit und in welcher Stimmung Saton an der Pinasse vorbeihetzte.
All seine Instinkte rieten ihm, im Schutz des Bootes zu verharren und zu warten, er wusste aber auch, in welchem Zustand Elian sich befand und was dieser Schläger mit ihm anstellen würde, wenn er ihn erreichte. Und da war sein Entschluss, nicht mehr feige zu sein. Einen Augenblick brauchte er, um genug Wut in sich zu sammeln und zu registrieren, dass der Schütze nicht direkt hinter dem tumben Kopfgeldjäger war, dann packte er die nächstbeste Waffe, stieß die Abdeckung zur Seite und katapultierte sich über den Rand.
Inständig hoffte er, dass sein plötzliches Auftaucht, Verhalten oder was auch immer, Zairym lange genug aufhalten würde, dass er dessen Kameraden zu fassen bekäme, bevor der eingreifen konnte.
Der Schiffsarzt sah sich nicht um, wollte gar nicht wissen, was ihn vielleicht gleich in den Rücken treffen würde, sondern spurtete Saton hinterher, nahm die Treppe mit einem Satz und beobachtete entsetzt, mit welcher Kraft Elian zurückgeworfen wurde, ließ, auf dem Bugaufbau angekommen, die Waffe richtig in seine Hand rutschen und erkannte, dass es eine seiner Donnerbüchsen war.
'Keine Zeit den Ladezustand zu überprüfen.'
Wären die Kopfgeldjäger damit ähnlich schlampig gewesen, wie mit dem Rest, dann wäre auch immer noch das Pulver in der Pfanne, wenn nicht ..
Mit einem Ruck beförderte er Satons Hals in seine Armbeuge und den Mann nach hinten, gegen sich und die Mündung. Dann, den unsicheren Stand des Mannes nutzend drehte er ihn in Richtung Niedergang und Rym und das Entermesser, in seinem Gürtel, Richtung Elian.

"Auf die Beine Jungspund!
"Und was dich betrifft:
"Eine Falsche Bewegung und ich drücke ab."


Vernehmlich wurde der Hahn der Waffe gespannt, während seine Augen den dunkelhaarigen Fremden suchten.

"Und bete, das deinem Komplizen dein Leben etwas bedeutet."

Saton schluckte schwer, schaute ebenfalls nach dem Schützen aus und rang nach Luft. Er nickte und spürte, wie die Waffen aus seinem Kreuz verschwand.
Dann sah er sie im Augenwinkel, wie sie auf seine Schläfe zeigte, als der Schiffsarzt rief:

"Zeig dich, oder dieser Mann stirbt."

[ Gregory | Auf der Sphinx | erst bei Elian (und Greo), dann in der Pinasse und dann wieder bei den Anderen ]
[ Cesárea | erst über den Wassern, dann ebenfalls am Bug ]
Aidan Sinclair
Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Keine Angabe
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Für einen Moment erlaubte Aidan es sich, durchzuatmen und die Situation zu analysieren. So etwas wie dieses seltsame Gerät hatte er noch nie gesehen, die Konstruktion überraschte ihn. Sie schützte die Insassen und gleichzeitig konnte man großen Schaden nach außen hin anrichten. Und das könnte ihnen zum Verhängnis werden.
Ansonsten war der Platz leer, zumindest konnte Aidan von seiner Position aus nichts erkennen. Allerdings stand er auch hinter einem weiteren, der wohl zu der Gruppe um Trevor gehörte.
Zumindest hatte er Aidan nicht erschossen oder war auf ihn losgegangen, als das Ding Chaos ausgelöst hatte. Und das würde dem Braunhaarigen erst einmal reichen müssen.

"Mein einziger Auftrag heute ist zu überleben, dafür würde ich über Leichen gehen. Und da ich gerade gute Chancen habe, mit dir zusammen zu lebend aus der Sache wieder herauszukommen, werd' ich dir nicht in den Rücken schießen."

Vorausgesetzt der andere würde ihn nicht umlegen wollen. Aber so wie er aussah, schien der Mann derzeit verletzt. Ob das von Vorteil war, kam auf den Betrachter an. Als Verbündete sicher nicht, aber als Gegner steigerte es die Gewinnchancen. Aidan lies seinen Blick kurz über den anderen gleiten. Er wirkte ein wenig zugerichtet, seine Wange und Lippe bluteten, sein rechter Oberarm sah nicht besser aus. Na das konnte ja mal heiter werden.

"Nicht genug um das Ding wirklich zu zerstören." So würden sie bei der Sache nicht weiterkommen. Aidan betrachtete nochmals die gegnerische Konstruktion und versuchte eine Schwachstelle zu finden. Das schildkrötenähnliche Ding schien gut gepanzert und schützte seine Passagiere gut. Der einzige wirksame Angriffspunkt wäre die Stelle, an der die Kanonen hervorragten.
Was der andere sagte, brachte Aidan zum Nachdenken. Rein logisch gesehen ja. Aber sollten sich irgendwo noch andere Ausgänge oder Löcher befinden, wäre der Plan nicht ganz so effektiv. Aber immer noch besser als nichts zu tun und sich abschießen zu lassen.

"Ich kenne das Konstrukt nicht ganz so gut, aber in der Theorie  sollte es funktionieren.  Vorausgesetzt es gibt keine anderen Ausgänge oder Löcher an dem Ding, die wir nicht erkennen können. 
Mit was würdest du das überhaupt stopfen wollen? Ich sehe nichts, mit dem wir das wirklich effektiv schaffen können...."

Er blickte sich um und versuchte irgendetwas Nützliches auszumachen. So etwas wie Tücher. Es musste tragbar, leicht und gut zu handhaben sein, damit keiner von ihnen beiden bei der Aktion drauf ging. Er konnte von seiner Position aus nichts erkennen, was man gebrauchen konnte. 

"Und wenn sich das Ding selbst zum einsturz bringt? Eine der Kugel müsste nur ein Gebäude daneben treffen. Bei Einsturz kann dann das Konstrukt darunter begraben werden. Wobei die Idee noch schwerer umzusetzen ist als deine."

Aidan nahm sich einen Moment Zeit, um seine Waffen nachzuladen und sein Messer griffbereit in den Gürtel zu stecken. "Wofür entscheiden wir uns?"
Crewmitglied der Sphinx
für 60 Gold gesucht
dabei seit Nov 2015
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Als Trevor behauptete, er würde sie beschützen, hob Shanaya eine Augenbraue und seufzte dann. Vermutlich war er es, der beschützt werden musste. Er plapperte wieder los, was hatte sie auch anderes erwartet? Sie hatte gerade Wichtigeres, auf das sich die junge Frau konzentrieren musste – all das prallte also an ihr ab. Im ersten Moment, in dem der Ältere los gesprintet war, hatte die junge Frau überlegt, ob sie ihn aufhalten sollte... aber sie hatte ihn vorgewarnt. Also schloss sie nur die blauen Augen, beobachtete, wie Trevor sich auf die Männer stürzte. Ein weiteres, schweres Seufzen. Hätte sie sich wohl vor jemand anderem als Gregory rechtfertigen müssen, wenn sie einen toten Trevor fanden? Wie schade, dass sie den Mann nicht allein den ganzen Spaß haben lassen konnte. Sie trat also selbst um die Ecke, folgte dem Mann, der sich schon lautstark im Getümmel befand. Vermutlich wieder Kopf und Kragen riskierte.
Einen der Männer hatte er mit sich gerissen, nutzte ihn einige Momente später als Schutzschild. Wow, fast bemerkenswert für die Fahne, die er hinter sich her zog. Aber Shanaya nutzte den Moment, war schnell genug bei dem Mann, der seine Pistole nachladen wollte. Diesen Moment nutzte die Schwarzhaarige, zog den Degen und machte kurzen Prozess mit dem ersten, kurz nachdem sein Begleiter ihn hatte warnen wollen. Der erste Körper sackte schwer zu Boden, Shanaya zog den Degen zurück und konnte gerade noch mit der selben Bewegung zur Seite neigen, als ein weiterer Schuss durch die Dunkelheit hallte. Er traf sie nicht, strich nur ihre Wange und hinterließ ein unangenehmes Kribbeln auf der Haut. Sie musste nicht nachladen, der Mann stolperte zurück als sie mit einem großen Sprung auf ihn zu hielt – und ihm mit einem gezielten Schlag die Waffe aus der Hand schlug. Ein lautes Klirren, dann richtete die Schwarzhaarige die Spitze der Klinge auf seinen Hals.

Was genau wollt ihr von uns? Was ist mit dem Rest der Crew?“

Der Mann blieb starr stehen, machte jedoch keinerlei Anstalten auf eine Antwort. Shanaya gab ihm einige Momente, in denen jedoch Nichts geschah. Sie holte ein wenig aus und gerade als der Mann die Hände hob – entweder um sie zu besänftigen oder die Klinge festzuhalten – bohrte sich das Metall in seinen Hals, ließ ihn röcheln und zu Boden sinken. Ein weiteres, leises Schnaufen, ihr Blick glitt nicht einmal zu Trevor. Viel mehr ließ sie ihn über den Hafen wandern. Vielleicht ein wenig voller Hoffnung... auch wenn in diesem Moment das schlechte Gefühl in ihrer Magengegend überwog. Die Schwarzhaarige versuchte die schnelle Atmung ein wenig zu beruhigen, schloss dafür einen Moment die Augen.

Los, wir müssen weiter.“

Sie ließ die Augen noch geschlossen, ehe sie sich wieder in Bewegung setzte, den Ankerplatz der Sphinx ansteuerte. Mit einem Ärmel wischte sie sich über die Wange, spürte dabei ein wenig Blut – und es lenkte ihre Gedanken ein wenig ab. Trotzdem achtete sie nicht darauf, ob Trevor ihr folgte. Sie hatte ein genaues Ziel.

[Hafen, Richtung Sphinx | Trevor]
Crewmitglied der Sphinx
für 0 Gold gesucht
dabei seit Feb 2016
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Mehr als das konnte und würde er nicht erwarten. Der Fremde traf es eigentlich ganz passend – gemeinsam hatten sie mehr Chancen, als würden sie sich jetzt wieder auf Alleingang begeben. Und sein lockeres Versprechen, ihm nicht in den Rücken zu schießen, musste ihm reichen. Liam drehte den Kopf zur Seite, damit der andere sein Nicken auch im Zwielicht erkennen konnte, ehe er sich wieder nach vorne wandte, und die Situation auf dem Platz beobachtete. Sie brauchten irgendetwas, was ihnen Chancen einbrachte. Irgendeine Schwachstelle im Plan ihrer Verfolger, einen groben Fehler oder einfach nur die zündende Idee ihrerseits, wie sie sich dieses Gefährtes entledigten – im besten Falle, ohne selbst dabei draufzugehen.

„Dann sind wir uns darin schon mal einig.“

Sowohl darin, dass sie sich voraussichtlich nicht in den Rücken fallen würden, als auch darin, im Zweifel über Leichen gehen zu müssen. Für weitere Freundlichkeiten blieb keine Gelegenheit, aber auch darin waren sie sich einig – ganz gleich, ob sie nun einfach keinen Wert darauflegten oder der Anspannung wegen einfach nicht darüber nachdachten. Die Antwort, die er auf seine Schwarzpulvernachfrage bekam, überraschte ihn zwar nicht, enttäuschte ihn aber dennoch irgendwie. Das war also schon einmal eine Idee, die sie von ihrer Liste streichen konnten. Das Geräusch der Waffen in seinem Rücken, jagten ihm abermals einen Schauder über den Rücken. Und obwohl er sich geschworen hatte, sich einfach nicht umzuwenden, um es nicht kommen zu sehen, tat er es doch. Die Erleichterung, als er erkannte, dass sein neuer Komplize lediglich seine Pistolen nachlud, war in Anbetracht all der anderen Dinge um sie herum allerdings nicht wirklich nennenswert. Trotzdem machte sich Liam mit einem besseren Gefühl daran, einen weiteren Plan zu schmieden, der sie vielleicht weiterbrachte. Nachdenklich verzog er die Lippen, als der Dunkelhaarige ihm zustimmte. Er kannte sich nun nicht wirklich nennenswert mit Waffen und Kanonen aus, aber seines Wissens nach konnte ein Geschoss nicht abgefeuert werden, wenn das Gas dahinter vorher entwich. Sie konnten es also versuchen und Erfolg haben. Oder scheitern. Aber das traf wohl für alles zu, was ihnen gerade an Möglichkeiten gegeben war. Es versuchen war allemal besser, als es nicht zu versuchen. Der Musiker schluckte und ließ den Mann mit den Pistolen einen Augenblick auf eine Antwort warten, während er sich wieder hinter die Mauer zurückzog und seinem Gegenüber ins Gesicht schaute.

„Ich leider schon.“, gestand Liam und musste dabei unfassbar zwiespältig klingen.

Eigentlich war es doch was Gutes, dass sie etwas hatten, womit sie ihren Plan vielleicht in die Tat umsetzen konnten, oder? Trotzdem missfiel das Mittel, das er dafür ergreifen musste. Himmel, warum konnte er nicht einfach so gewissenlos wie manch anderer aus dieser Crew sein? Der Plan, den ihm der Fremde schließlich unterbreitete, war eine vermutlich funktionierende Alternative. Kein bisschen tödlicher oder sicherer als das, was er vorgeschlagen hatte. Als sein Gegenüber schließlich ganz offen absprechen wollte, was sie tun sollten, blinzelte der Musiker ihm überrascht entgegen. Bewies da gerade wirklich ein Fremder mehr Gespür für Zusammenarbeit als eine eigene Crew? Ihm galt ein versöhnliches, flüchtiges Lächeln, mit dem er vermutlich nichts anfangen konnte, kurz bevor er sich bereits in Bewegung setzte. Er hätte es also durchaus schlechter treffen können.

„Erst das eine und wenn wir danach noch im Stande dazu sind, das andere?“, schlug er erstaunlich humorvoll vor, als ginge es hier gerade bei ‚im Stande dazu‘ gar nicht darum, dass sie möglicherweise auch tot sein konnten.

Vorsichtig spähte der Lockenkopf ein weiteres Mal die Gasse hinab, die er eben mit Skadi, Shanaya, Talin und Farley gekommen war. Niemand war zu sehen außer die Männer, die sie vorhin bereits überrascht hatten. Wenn man sich das ganze Blut wegdachte, hätten sie tatsächlich einfach betrunken auf der Straße schlafen können. Doch der Gestank gemischt mit dem Geruch von Alkohol verhinderten, dass er sich die Situation gerade schöner malen konnte, als sie war. Zudem bäumte sich schlagartig wieder der Alkohol in seiner eigenen Blutlaufbahn auf, doch es gelang ihm vorerst, die Übelkeit wieder herunterzuringen.

„Schätze, dass sie ihre Kleider vorerst nicht mehr brauchen.“

Liam warf bloß einen flüchtigen Blick über seine Schulter, um zu sehen, ob der andere ihm gefolgt war. Sein Gedanke sollte damit jedenfalls klar sein. Spätestens, als er seinen Degen zur Seite legte und mit der linken Hand seinen Dolch aus der Halterung friemelte. Erst jetzt wurde ihm wieder bewusst, wie schwierig so manche Dinge waren, wenn man nur eine Hand zur Verfügung hatte. Er schluckte, ehe er vorsichtig den rechten Arm nach vorne schob, um die Schmerzen möglichst gering zu halten, während er den Hemdstoff des ersten Mannes etwas geradezog und ihn schließlich mit dem Dolch so durchtrennte, dass man ihn am Ende einfach vom Körper des anderen ziehen konnte.


{ Aiden | Seitengasse unweit des großen Platzes bei den Leichen }
Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Jun 2019
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Als ein lautes Donnern vom Dorf zum Hafen herüberschwappte, hielt Zairym mitten auf der Treppe inne und sah zum Land rüber. Sie hatten das Ding also wirklich eingesetzt. Zum ersten Mal in seiner Laufbahn als Söldner, ärgerte er sich darüber, eine Seite gewählt zu haben. Oder vielleicht ärgerte er sich auch, dass er zu gierig geworden war. Hätte er es einfach bei zweimalige Zusammenarbeit belassen sollen? Genug Geld hatten sie ihm schon gezahlt, wieso also noch mehr verlangen? Aber die Überlegungen waren müßig, denn er konnte die Entscheidung, die er getroffen hatte, nicht mehr zurück nehmen. Egal, für wie verrückt er seine Verbündeten hielt. Er richtete wieder seinen Blick nach vorn, wollte Saton missmutig hinter her, als eine Bewegung ihn mitten im Schritt stoppen ließ. Die Plane eines dieser Boote…gelockert war sie schon gewesen, aber sie hatte vorher nicht die Umrisse eines Menschen angenommen.
Rym schloss die Augen und wünschte sich wirklich weit weg. Vielleicht an einen schönen Strand. Vollkommene Ruhe, vielleicht ein paar leicht bekleidete Damen…stattdessen stand er hier auf einem Schiff, in völliger Dunkelheit und hatte es nur mit Idioten zu tun. Als er sah, wie sich der Schemen hinter den Kopfgeldjäger her bewegte, drehte er auf dem Absatz um und lief wieder die kurze Treppe nach oben. Sein Blick schweifte umher und er fluchte leise, bevor er sich hinter einem Stück Geländer duckte. Wenn er sich nur ein wenig mehr mit Schiffen auskennen würde, dann könnte er sich irgendetwas aus dem Hut zaubern, um die Piraten zu überrumpeln, aber er wusste gar nichts. Er erkannte die Glocke und ein Steuerrad, aber sonst wusste er nicht einmal, wo er sich befand. Verfluchter Mist. Seine Chancen mit seinem Geld hier lebend rauszukommen schwanden immer mehr. Und Spaß sah eindeutig anders aus.
Mit einem leisen Seufzer, nahm er sein Bündel von der Schulter und wickelte routiniert seine Waffe aus. Er spürte schon, wie sein Herzschlag sich verlangsamte, sein Atem sich beruhigte, aber noch war er nicht einmal sicher, ob er überhaupt bis zum äußersten gehen musste. Er wusste ja noch nicht einmal recht, was sich da drüben abspielte. Er hörte nur die Geräusche, aber das konnte immer alles bedeuten. Vielleicht war Saton ja clever genug den Arzt zu überwältigen. Oder auch noch den kleinen Jungen, sollte der wach sein.
Zairym stieß ein leises Zischen aus, als die Stimme des Arztes übers Deck wehte. Natürlich hatte er nicht so viel Glück. Stattdessen musste er sich jetzt mit dem voreiligen Piratenarzt rumschlagen. Bei allen Welten, der Typ ging ihm langsam auf die Nerven.
Er robbte vorsichtig näher zum Treppenaufgang hin und schielte um seinen Schutz herum. Wenn er die Schemen in der Dunkelheit richtig deutete, dann kniete wohl Saton jetzt und wurde bedroht. Es hob Rym nicht an, was mit dem Kerl passieren würde – weshalb die Drohung des Arztes ihn auch nicht wirklich beeindruckte. Das einzige, was ihn interessierte war, wie er selbst heil aus dieser Situation herauskam. Wenn er das richtig deutete, dann hätte er drei Möglichkeiten.
Erstens: Er ergab sich. Damit würde er sein Leben aufgeben, wenn das hier solche Piraten waren, wie er sie bis jetzt kennengelernt hatte. Außerdem wäre jedes bisschen Geld, was er bis jetzt auf der Insel verdient hatte, ebenfalls hin. Mit anderen Worten, es kam gar nicht in Frage.
Zweitens: Er floh. Einfach über die Reling springen und ab ins Wasser. Er würde ein bisschen nass werden, seine Waffe leider auch, aber er würde leben. Dann nur noch bis zum Versteck seines Geldes durchschlagen und dann verschwinden. Dumm nur, dass auf der Insel haufenweise verrückte Kopfgeldjäger rumrannten und er niemals von der Insel runterkam so ohne Schiff. Er würde auf dieser Insel mit wütenden und schießwütigen und verrückten Männern feststecken. Klang jetzt auch nicht so verlockend.
Drittens: Er kämpfte. Wenn er vorhin richtig gezählt hatte, hatte er noch zwei Kugeln. Er könnte den nervigen Arzt abknallen und damit Satons Leben retten. Der bewusstlose Mann und der verletzte Pirat sollten, eigentlich keine Schwierigkeiten mehr machen. Er würde zumindest das Vertrauen der Kopfgeldjäger haben – was gut war, wenn sie gewannen. Aber das stand noch in den Sternen. Er könnte auch Saton erschießen. Er hatte schon öfter die Seite gewechselt und mit den Piraten immerhin ein Schiff, um von hier zu verschwinden. Dann müsste er allerdings sein Geld hier lassen.
Von all seinen Möglichkeiten gefiel ihm eigentlich keine so wirklich. Aber letztlich entschied er sich dafür, zu kämpfen. Nur welche Seite er wählen sollte, dass wusste er nicht. Beides hatte Vorteile, aber eigentlich überwiegend Nachteile. Also traf er eine, vermutlich etwas dumme, Entscheidung. Statt wie gewohnt in seine Hemdtasche zu greifen, ließ er sich langsam zu Boden gleiten und legte leise sein Gewehr an. Als er über die Kimme die beiden gegenüberliegenden Schemen erfasste, wurde er vollkommen ruhig. Kein Zittern, keine falsche Bewegung oder schnelle Atmung. Er hatte es schon so oft gemacht – und gleichzeitig nicht so.

Wird schon schief gehen. Noch während er das dachte, drückte er den Abzug. Das er sein Ziel verfehlte, glaubte er trotz allem nicht, also sah er nur gebannt hin, wie die Kugel schließlich traf. Er hörte einen leisen Aufschrei, gefolgt von einem Röcheln. Tja.

Dann sinds wohl die Piraten, dachte er leichthin, als Satons Körper zur Seite krachte.
Vorsichtig legte er sein Heiligtum auf das Tuch, bevor er sich mit einem Grinsen ganz aufrichtete. Wenn er wirklich gut getroffen hatte, dann war die Kugel durch den Hals des Kopfgeldjägers geschossen und hätte den Arzt gleich mit verletzt. Dann würde das jetzt ein sehr lustiges Gespräch werden.
Gemächlich nahm er die Treppenstufen nach unten und schlenderte dann auf die gegenüberliegende Seite zu. Er hob die Hände, als er schließlich näher kam.

Hier bin ich, Doc.

[auf der Sphinx | bei Elian, Gregory, (Greo)]
Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Jul 2017
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Dieser Abend entwicklte sich allmählich zu einem Desaster- dabei hatte alles doch recht gemütlich angefangen. Gemeinsam mit den anderen blieb Farley nichts anderes übrig, als sich von den zahlreichen neuen Gestalten, die plötzlich aufgetaucht waren, auf den Platz drängen zu lassen. Das Unbehagen war dem Braunschopf anzusehen, denn auf offener Fläche hatten sie einen noch größeren Nachteil als ohnehin schon. Und es wurde nicht besser. Zunächst bemerkte Farley das seltsame Gefährt überhaupt nicht, das sich ihnen näherte, so sehr war er mit den Männern um sich herum beschäftigt. Als die Geräusche lauter wurden, wandte sich allerdings auch der junge Dieb um und es gelang ihm nur mit Mühe sein Erschrecken zu verbergen. Was zur Hölle war das? Ein gepanzertes... was? So etwas hatte der Braunhaarige noch nie gesehen, aber er war sich sicher, dass das Erscheinen dieses Dinges für sie nichts Gutes bedeuten konnte. Der Kanonenschuss, der nur wenige Augenblicke später über sie hinweg sauste und ein Haus dem Erdboden gleich machte, bestätigte Farley nur in seiner Vermutung - und als das Etwas noch näher rückte und sie die Gewehrläufe erkennen konnten, überlegte er nicht lange und folgte der, die ihm am nächsten stand, in eine der Seitengassen.

Talin legte ein zügiges Tempo vor, doch trotz einiger Kampfblessuren fiel es Farley nicht schwer mit schnellen Schritten zu folgen. Sein Atem ging trotzdem schwergängiger, als er es gewohnt war und als es ihm gefiel und langsam begann er sich nach einer Pause zu sehnen. Die bekam er, als Talin mit ihrem einzigen Verfolger kurzen Prozess machte. Farley runzelte kurz die Stirn, weil er es nicht unbedingt als nötig erachtete den Mann umzubringen – selbst wenn er das gleiche mit ihnen vorgehabt hatte. Obwohl der junge Dieb keine Scham besaß, andere Leute um ihr Hab und Gut zu bereichern, so gehörte er doch nicht zu der Sorte Menschen, die gerne Leben nahmen. Das war etwas, das man anderen nicht einfach so zurückgeben konnte, wenn es nötig war. Dennoch sagte er nichts, sondern folgte der Kopfbewegung der Blonden, bis sie schließlich in einer Sackgasse landeten. Er ignorierte ihr Fluchen, sondern blickte sich stattdessen in der Gasse um – als ob er auf der Suche nach einem Fluchtweg wäre. Als sie sich an ihn wandte, richtete er den Blick auf die Blonde.

„Nein, zurückgehen ist wohl keine Option. Wenn du mich fragst, finde ich, wir sollten von der Straße herunter und uns einen Ort suchen, an dem wir uns unsere nächsten Schritte überlegen können. In Ruhe und ohne direkt im nächsten Hinterhalt zu landen.“

Sein darauffolgendes Lächeln war keines, das von Freude zeugte, sondern zeugte von grimmiger Bitterkeit und Süffisanz. Abermals schweifte sein Blick durch die Gasse und blieb an einem der Häuser hängen. Nun, wenn ihre Verfolger sie auf der Straße erwarteten...

„Wir könnten uns Zutritt zu einem von diesen verschaffen. Dann wären wir zumindest erst einmal vor neugierigen Blicken geschützt. Und aus den oberen Stockwerken könnten wir uns vielleicht einen Überblick von der Situation verschaffen.“

Sein Kopf legte sich etwas steiler in seinen Nacken und seine Augen richteten sich auf die Dächer der Häuser. Farley war sich nicht sicher, ob Talin seine Idee gutheißen würde, aber ihm schien es im Moment der sinnvollste Plan. Kehrten sie um, drohten sie in den nächsten Hinterhalt zu geraten – und er bezweifelte, dass ihre Verfolger sämtliche Häuser besetzt halten würden, um sie womöglich davon abzuhalten Unterschlupf zu suchen.

„Möchte wissen, was dieses ganze Theater soll“, murmelte er schließlich, als er den Blick wieder senkte und ihn schließlich auf die Blonde richtete. Tatsächlich war ihm schleierhaft, warum die Gegenseite so einen schrägen Aufwand betrieb, um sie offenbar umzubringen – ohne sie aber umzubringen. Er fragte sich, ob Talin eine Idee hatte, was hinter dem Ganzen steckte.

[Sackgasse | Bei Talin]
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Talins Augenbraue wanderte bei Farleys Worten und seinem Grinsen in die Höhe, aber sie sagte nichts dazu, sondern atmete einfach ein paar Mal tief durch. Was auch leicht als Verschnaufen gewertet werden konnte.
Sie hatte keine Lust, immer wieder alles aufs Neue zu erklären. Es war ermüdend und schien generell nicht viel zu bringen. Das sie von diesem Hinterhalt erwischt wurden, hätte ihnen mit jedem Plan passieren können. Denn wenn sie so darüber nachdachte, hatten sie das ratternde Geräusch der Maschine, schon vor einiger Zeit gehört. Natürlich wäre ein Versteck sofort sicher gewesen. Aber wenn diese Kerle erst einmal angefangen hätten, geballt nach ihnen zu suchen, hätte ihnen kein Unterschlupf der Welt mehr genutzt. Aber bitte. Sie zuckte nur mit den Schultern und tat damit sowohl seine Worte, als auch ihre Reaktion darauf ab. Wenn die anderen besser wussten, wie sie hier rauskommen, dann hielt sie sich eben zurück.

Ach bei allen sieben Welten, ich klinge wie ein eingeschnapptes kleines Kind, dachte sie grimmig, während sie Farleys Blick nach oben folgte. Ihre Schulter pochte aus Protest, als sie doch daran dachte auf die Dächer zu krabbeln. Nun, vielleicht fiel es ihr leichter, wenn sie aus einem der Gebäude heraus, da hinauf klettern…

Gut, lass uns in eines der Gebäude gehen. Vielleicht haben wir Glück und können auch gleich auf die Dächer. Ich will den Hafen sehen.“ Sehen, ob dieses Gerät sich schon dort hinbewegt hatte, um ihr Schiff kaputt zu machen. Noch mehr Beschädigungen, konnte die Sphinx wirklich nicht vertragen, wenn sie von dieser Insel runter kommen wollten.
Es juckte ihr in den Fingern, doch den Weg wieder zurückzugehen, aber sie wandte sich ab und ging auf eine der Türen zu. Bei den letzten Malen, als sie an Hauseingängen vorbeigekommen waren, waren jedes Mal Angreifer rausgesprungen. Sie hoffte ein wenig, dass sie es diesmal lassen würden.
Mit vor Adrenalin wild pochendem Herzen, ruckelte sie an der Klinke, aber die Tür bewegte sich nicht. Natürlich. Mit einem leisen Seufzer drehte sie sich in Farleys Richtung,

Wenn du die Güte hättest?“ Mit einer Kopfbewegung deutete sie auf die Tür. Langsam fühlte sie Blonde sich nicht mal mehr in der Lage eine Feder zu halten, so schwer, hingen ihre Arme an ihr herab. Die Stichwunde in ihrer Schulter, forderte langsam ihren Tribut. Trotzdem biss sie die Zähne zusammen, während sie zur Seite trat.

Und um deine Frage zu beantworten: Auf Miluî habe ich Gerüchte von Kopfgeldjägern gehört, die vermehrt Jagd auf Piraten machen. Zwei der größten Crews der ersten Welt sollen ihnen bereits in die Falle gegangen sein. Gut möglich, dass wir ebenfalls da rein geraten sind. Das Fest war offensichtlich nur ein Schwindel, aber sollte uns wohl sowohl betrunken machen, als uns auch trennen. Und wer weiß? Als sie Aspen gesehen haben, der seinen Steckbrief hat und Enrique mit seiner Marinevergangenheit, ach und Trevor, der damit angegeben hat, dass wir die Morgenwind in die Luft gejagt haben…wir sind nicht viele, haben aber leider schon zu viel auf dem Kerbholz.

Wenn sie es so laut aussprach und ein wenig mehr darüber nachdachte – jetzt, wo der Alkohol ihren Kopf nicht mehr so sehr benebelte – ergab das alles irgendwie Sinn. Erfreulich war es deshalb noch lange nicht.

[Bei Farley | Sackgasse]
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Enrique brüllte. Ungleichmäßig, lauter werdend, wütend. Josiah warf einen knappen Blick zu Ceallagh – ‚Ceallagh Hayes‘, notierte er sich in Gedanken - doch dieser zeigte sich unbeeindruckt. Stattdessen nickte er, merkte eine mögliche Stabilisation des Anführers an, zog das Messer aus dem Bauch des Mannes, und stand letztendlich auf. Enriques Ausbruch hatte ihn kaum überrascht. Die Stimmung war innerhalb von kürzester Zeit von ‚ausgelassen und fröhlich‘ zu ‚komm, lass uns töten‘ umgeschlagen – und die wenigsten Menschen verkrafteten einen solchen Wechsel gänzlich kommentarlos.  Josiah nutzte den Moment, um sich kurz umzusehen.

Stimmen erhoben sich erneut, Worte wurden gewechselt. Irgendjemand hatte etwas Alkohol geöffnet und schien es zu verteilen, begleitet von irgendwelchen, leisen Lauten. Josiah schenkte ihnen nicht genug Aufmerksamkeit, um die Geräusche genauen Handlungen zuzuordnen. Stattdessen hatte er sich dem Körper des Anführers wieder gewidmet und suchte ihn grob nach größeren Wunden ab.
Zwar stand noch nicht fest, ob Lucien anordnen würde, den Anführer kalt zu machen oder mitzunehmen, aber Josiah hatte dennoch beschlossen, dass er wenigstens schonmal einen potentiellen Transport halbherzig vorbereiten konnte. Seine Hilfe war ohnehin nirgends sonst gebraucht.

Er machte sich keine Mühe, dem Stoff nicht mehr Schaden als unbedingt nötig gewesen wäre zuzufügen. Wenn er gewollt hätte, hätte er sogar das Hemd des Toten nehmen können, aber das wäre höchstens diabolisch gewesen. Dann erklang endlich Luciens Stimme.
‚Wenn du ihn tragen kannst, dann finde irgendetwas, um ihn zu fesseln. Wenn nicht, bring es zu Ende.‘
Josiah zögerte nicht. Mit wenigen, knappen Handgriffen stopfte er dem Bewusstlosen die Stofffetzen in den Mund und befestigte sie hinter seinen Kopf – es wäre ja zu schön, würde dieser spontan aufwachen und beschließen, sie alle nochmal in den Genuss seiner hinreißenden Stimme kommen zu lasen – dann griff nach den Seilen, um den rechten Arm des Anführers an dessen Rücken zu fixieren. Josiah hob ihn unsanft hoch und schwang ihn sich ungalant über die eigene Schulter, seinen eigenen linken Arm über das eine Bein des Mannes führend und nach dem gegenüberliegenden Arm von ihm greifend. Wie ein nasser Sack sackte der Körper auf Josiahs Schultern in sich zusammen – er lag quer über ihn, das Gewicht verteilt auf Schultern und Nacken, den Kopf schwer auf Josiahs Schulterplatt fallen lassend. Der zurück gebundene Arm würde ihn bei einem spontanen Aufwachen immobilisieren und seine Möglichkeiten, sich zu wehren, eingrenzen. Josiah stand kurz auf der Stelle, die Gewichtsverteilung und die Freiheit seines eigenen, rechten Armes austesten, dann folgte er Lucien zur Hintertür.

Eine frische Brise empfang ihn und Josiah blickte intuitiv nach links und rechts. Lucien hatte recht gehabt – sie schienen allein zu sein. Dunkle Schatten zogen sich
Sein Blick wanderte weiter, und blieb schließlich am Himmel hängen. Etwas hatte sich vor die Sterne gelegt – eine Wolke, Rauch? Er zog die Stirn kraus, schnupperte kurz, doch wenn der Geruch nach Schwarzpulver oder ähnlichem in der Luft lag, so wurde er deutlich von dem Schweißgestank des Mannes auf seiner Schulter überdeckt.
Josiah zog die Stirn in Falten.

Die Explosion, die nur wenige Augenblicke her war, spielte sich vor seinem inneren Auge ab, doch von dieser Position aus, so stellte er missmutig fest, wurde er kaum schlauer als bis eben in der Taverne.
Josiah wollte sich grad abwenden und seine Aufmerksamkeit auf Lucien richten, der wieder angefangen hatte zu reden, als er in seinem Augenwinkel eine Bewegung wahrnahm.

Seine Hand schnellte zu den Wurfmessern, doch der Lauf von Luciens Waffe, die sich im selben Atemzug auf die Gestalt richtete, machte ihm klar, dass er diesmal definitiv zu langsam gewesen war. Zu langsam, zu abgelenkt.
In Gedanken verfluchte er den menschlichen Sack auf seinen Schultern. Seine Finger berührten gerade das kühle Metall, da hatte sich die Gestalt schon aus der Dunkelheit geschält.
Ein großgewachsener Fremde, die leeren Hände drehend. Josiah erwartete einen Schuss, doch es blieb still.
Dann erhob der Fremde die Stimme.

Josiah horchte auf. Kurz war die Versuchung groß, zur Seite zu blicken. Zu Prüfen, ob Lucien noch stand, noch atmete, oder ob die Wunde ihn spontan zu Boden geschickt hat.
Aber er konnte den Lauf der Waffe immer noch im Augenwinkel erahnen, und wenn auch er Schritte in seinen Rücken hörte, waren diese kontrolliert, nicht hektisch panisch.
Josiah zögerte und seine Finger tanzten kurz über das Metall der Waffe. Der Mann sprach weiter, erwähnte die Crew, und Josiah nahm aus dem Augenwinkel wahr, wie Luciens Waffe ein Stück nach unten sackte.
‚Idiot‘
Josiahs Finger zogen die erste Klinge hervor, und ein Teil in ihm hoffte, dass Enrique und Ceallagh sich nicht so einlullen ließen wie Lucien, der – obwohl der Fremde aufgehört hatte zu reden – immer noch kein Wort von sich gab. Die Worte des Mannes waren sinnig, nicht unterwürfig, klar und deutlich. Als Enrique seine Stimme erhob, etwas schleppend, aber dennoch klar und definitiv viel zu laut, hörte Josiah ihm nur mit halben Ohr zu.
Stattdessen glitt sein Blick erneut über die Gesichtszüge des Fremden, über die wettergegerbte, faltige Haut bis hin zu dem Funkeln seiner Augen, dann weiter an die Stellen, wo Schusswaffen vermutete. Er kam ihn seltsam bekannt vor.
Seine Körpersprache war ruhig und bestimmt. Für Josiah erschien er eine Spur zu sicher, und vor allem schenkte er dem Kerl auf seinen Schultern herzlich wenig Beachtung. Entweder, der Kerl, den er da mit sich rumschleppten, war doch nicht so ein großes Tier wie sie erwarteten, oder der Fremde vor ihnen ein sehr guter Schauspieler.
Oder aber, er sprach die Wahrheit.

Im selben Moment kam ihm die Erkenntnis, dass er ihn bereits in der Taverne gesehen hatte, bevor das Chaos ausgebrochen war. Er musste sie verlassen haben, bevor der Kampf ausgebrochen war.
Josiah haderte. Im Grunde sprach tatsächlich fast nur die Gesamtsituation dafür, dass der Fremde eine Falle war. Die kleine, aber dennoch sehr laute Tatsache, dass man in einem fremden Ort, wo einen grad eine gesamte Taverne umbringen wollte, besser niemanden vertraute, der ebenfalls unbekannt war. Aber die „nicht-Feind“-Liste war kaum länger. Dennoch sagte ihm sein Bauchgefühl, dass der Kerl durchaus vertrauenswürdiger war als so manch anderen, dem er bereits vertraut hatte. Dennoch waren sie angeschlagen, verletzt. Josiah stand nicht allein da, wie sonst. Er musste wenigstens Luciens Leben aufrechterhalten. Sie konnten es nicht riskieren, sich einen Verräter ins Boot zu holen. Aber genau dieselben Punkte sprachen auch wieder dafür, dass man sich jemanden dazu holte, der wenigstens die Stadt kannte. Im Bestfall konnte er sie sogar in einen Kampf unterstützen.

In dem Moment schob sich Ceallagh nach vorne, ein Seil in den Händen. Er sagte kurz etwas, dann schob der Fremde bereitwillig seine Hände vor, lächelnd. Josiah schüttelte gedanklich den Kopf, als er seine Gedanken korrigierte: Im Bestfall hatten sie ein lebendiges Schutzschild, wenn sie den anderen im Zweifelsfalle nicht rechtzeitig die Hände lösen konnten.
Der Kerl war entweder lebensmüde, oder verzweifelt. Bei diesen Lichtverhältnissen würde selbst jemand, der in seinem Team spielte – vorausgesetzt, er hinterging sie tatsächlich – ihn nicht rechtzeitig erkennen können. Oder aber er wusste genau, wie er schnell die Fesseln losbekommen würde.

Dennoch mochte Josiah Ceallaghs Gedankengang und Entscheidung, oder auch die Tatsache, dass endlich jemand Bewegung in die Sache brachte, und dass, ohne dass er dem Fremden nun doch den Garaus machen musste.
Weitere Worte wurden gewechselt, und sogar Lucien fand endlich seine Stimme wieder – kurz, nachdem Josiah ihm einen ungehaltenen Blick zugeworfen hatt, den dieser aber entweder ignoriert oder nicht wahrgenommen hatte – und bestätigte das Reiseziel. Dann brachen sie auf.
Josiah hatte sich hinter die Gruppe fallen gelassen, die Nachhut bildend. Sein Blick glitt in unregelmäßigen, nicht zu langen Abständen  immer wieder von der Gruppe vor ihm aus zu den Fenstern der Gebäude um sie, hinauf zu den Dächern, in gegebene Seitengassen, dann in das Stück hinter ihnen und wieder zurück zur Gruppe, jedes Mal den Fremden besonders aufmerksam betrachtend.

Es war merkwürdig leer und ruhig und Josiah wurde immer misstrauischer, je weiter sie kamen. Wo waren all die Menschen hin? Wie viele waren aktiv an den Clou beteiligt? Wie viele passiv? Was hatte man mit den Kindern und Alten getan, mit den meisten Frauen? Versteckten sie sich hier in den Häusern, würde einer von ihnen aufbrechen und den anderen Bescheid geben, dass sie überlebt hatten?
Immer wieder horchte er in die Nacht hinein, nach schlagenden Türen, Stimmen, Schritten die nicht ihre waren, sogar nach Tieren suchend. Doch außer ihren eigenen Schritten konnte er nichts Genaueres ausmachen. Noch nicht.

Die Gruppe vor ihm wurde lauter. Lucien und Ceallagh hatten Fragen gestellt und der Fremde ließ sich mit einer Antwort nicht lumpen. Josiah horchte und schnaubte kurz darauf leise und verächtlich auf als der Fremde seinen langen Monolog mit ‚Ihr könnt mir glauben, dass ich nicht zu diesen Hundesöhnen gehöre, weil ihr andernfalls nicht hier stündet.‘ einstimmte. Ein ‚Natürlich, du könntest ein kleiner Niemand sein, auf den nur niemand hört‘, lag ihm auf den Lippen, doch er sprach die Worte nicht auf. Es wäre unnötig gewesen, kindisch sogar. Der Fremde war offensichtlich nicht auf den Kopf gefallen. Wenn es tatsächlich stimmte, dass ihm das spontan eingefallen war, dann sogar ganz und gar nicht. Josiah musste sich eingestehen, dass er sogar Gefallen an manchen Überlegungen fand. Paladin-Orchideen konnten, so wusste er aus eigener Erfahrung, eine nette Waffe abgeben – und so eifrig wie Lucien, Enrique und Ceallagh vorhin am trinken gewesen waren sogar ziemlich effizient. Es wäre kein todsicherer Plan gewesen (allein seine Existenz hätte dem einen Strich durch die Rechnung gemacht – ihm wäre es sofort aufgefallen, dafür hatte er die Bar zu gut im Blick gehabt) hatte aber durchaus das Potential dazu gehabt, zu einem zu werden. Doch die Art, wie er die Geschichte offenbarte, missfiel Josiah. Sie war kein Argument dafür, dass sie ihm vertrauen könnten – eher gaben sie Grund zum Misstrauen.
Der Fremde drehte sich um, und Josiah erwiderte seinen Blick unbeeindruckt und hielt ihn, bis der Fremde sich wieder abwandte und fortfuhr.

Die folgende Erklärung war bodenständiger, und doch stolperte Josiah erneut über seine Worte. Diesmal erhob er aber die Stimme, kaum hatte der andere eine kurze Pause eingelegt.

Ihr habt erstaunlich viel Zuversicht in unsere Rechtschaffenheit.“, merkte er beiläufig an, den Blick zu den Dächern hoch schweifen lassend. Niemand da.

Er hatte also einen Wachposten getötet. Aber die Art, wie er ihn als ‚Problem‘ betitelte, ließ Josiah daran zweifeln, dass die Tat nicht vorsätzlich geschehen war und er sich danach erst entschlossen hatte, auf ihre Seite zu wechseln. Josiah verstaute gedanklich die kleine Ungereimtheit auf später, als der Fremde die Explosion erwähnte und ihn erneut zum Aufhorchen brachte.
Was war im Dorf passiert?
Josiah überflog kurz die Möglichkeiten, die die neuen, kargen Informationen zusammenstellten. Versuchte, sich ein Bild zu machen. Wofür müssten sie gewappnet sein, was für Strategien würde ihre Gegner noch verfolgen?
Die Situation erschien ihm fast ein wenig bizarr. Sie schien so aufwendig, so durchdacht und gleichzeitig nicht zu Ende gedacht, halsbrecherisch ja fast. Fehlende Erfahrung, zu große Sicherheit, Chaos innerhalb der eigenen Reihen?
Josiah kaute auf seiner Lippe. Die Tatsache, dass er im Grunde immer noch zu wenig musste, verärgerte ihn mehr, als er es zugeben mochte. Die Worte des Fremden schienen vergleichsweise nichtssagend für jegliche, sie weiterbringende Überlegungen.

Er nahm sich vor, den Fremden nachher noch ein paar genauere Fragen zu stellen. Bezog er sich mit den Fässern auf die Explosionen, oder dienten die anderen Zwecken? Erfüllte die Explosion tödliche, oder Weg-Abschneidende Zwecke? Wie kontrolliert war das Feuer? Diese, und viele weitere Fragen schossen durch Josiahs Kopf, als er erneut den Blick löste und versuchte, etwas von einem Feuer zu zwischen oder über den Häusern zu erahnen. Dann beendete er die Runde mit dem Blick auf die Gruppe und besonders den Fremden, der schon lange fortgefahren war.

Josiah schob seine Überlegungen beiseite. Die Kavernen also, einmal runter zum Hafen. Er blickte kurz zu Lucien, neugierig, ob bei dieser neuen Entwicklung das Ziel immer noch der Tempel bleiben würde, oder ob man umschwenken würde. Würde Lucien dem Fremden tatsächlich so weit trauen, um ihn unter die Erde zu folgen?

Josiah hoffte es fast, wenn auch es ihm gegen den Strich ging. Er misstraute dem Fremden zwar immer noch, aber der Gedanke an einen leichter zu sichernden Tunnel gefiel ihm doch um einiges mehr. Ein Ort, wo man sich sammeln konnte, ohne im Zweifelsfalle mehrere Eingänge sichern zu müssten. Außerdem fragte er sich, was sie mit potentiellen Tempeldienern und Priestern anstellen würden. Vor allem wäre in den Kavernen wenigstens für eine kurze Zeit seine Hilfe nicht gebraucht. Und das hieß wiederum, dass er die Möglichkeit hätte, sich kurz von der Gruppe zu entfernen. Den menschlichen Sack auf seinen Schultern abzuladen und vielleicht auf eines der Dächer zu klettern, um sich kurz einen aktuellen, eigenen Überblick zu beschaffen.

Gibt es hier einen erhöhten Punkt, ein Gebäude oder etwas ähnliches?“, erkundigte er sich schließlich knapp, überlegend- eine Entscheidung hatte er noch lange nicht getroffen.
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Mit einem schweren Seufzen vernahm sie Rúnars Schweigen. Wiederholte ihre Worte, nachdem sie sich deutlich vor ihn kniete und die dunklen Augen auf seine blassen Züge heftete. Doch der Blondschopf war zu paralysiert von den Geschehnissen, seiner Angst und allem, was sie in dunklen Schleiern durch seine Gedanken zog. Langsam erst zog er die Hände von den Ohren. Formte mit seinen Lippen Worte, die so gequält hervor sickerten, dass Skadi beinahe brummend die Flasche über ihre Schnittwunde kippen wollte. Dieser ganze beschissene Tag war ein verfluchter Scherz der Schöpfung!

“Es ist erledigt.“ Sie sagte es so gleichgültig, wie es sich just in ihrer Brust anfühlte. Da war kein Mitleid, keine Geduld und keine Herzenswärme für Männer, die ihr nach dem Leben trachteten.
Was die Nordskov jedoch wirklich in jenem Moment auf die Probe stellte, war die Geschwindigkeit, in der sie voran kamen. Diese unfassbare Hilflosigkeit des Fremden, die in ihr diesen Instinkt wach rief und sie zugleich zu nerven begann.
Ruckartig zog Skadi die dunklen Augen von den blassen Zügen und erhob sich unter einem Ächzen ihrer Knie.

“Und wir sollten uns beeilen, dass wir von hier verschwinden. Dieses Dreckspack springt derzeit wie Ratten aus allen Löchern.“

Mit angewiderter Miene roch die Dunkelhaarige am Hals der offenen Flasche in ihrer Linken, bettete dann die vollen Lippen darauf, um einen prüfenden Schluck zu nehmen und den Inhalt schlagartig weit von sich auf den Boden zu spuken. Das Gemisch war unfassbar stark und brannte wie Zunder auf ihrer Zunge. Doch es half nichts. Sie musste die Schnittwunden auf ihren Armen und ihrem Oberschenkel ausspülen, solange sich der Dreck der Klingen noch nicht in ihre Haut gefressen hatte. Fest presste sie somit die Zähne aufeinander. Noch fester als der Alkohol auf die offenen Wunden traf und als Blut und Ethanolgemisch auf dem Fußboden breit machte.

“Hast du Feuersteine dabei?“

Skadi sprach es so angespannt aus, dass sie kaum glaubte, dass Rúnar sie verstand. Dennoch erhob sie die dunklen Augen, als er sich endlich aufrichtete und sie erneut feststellen musste, wie unfassbar groß dieser Kerl war. Eine Schande, dass er angesichts der Geschehnisse in Tränen ausbrach.

“Unten im Keller liegen zig Flaschen Hochprozentiges, Werg und Stoffreste. Was auch immer die alten Bewohner von hier vertrieben hat… was sie uns hinterlassen haben, ist ziemlich brauchbar.“

Und wenn sie von dieser Insel mit den anderen verschwand, dann mit einem Inferno, das sich sehen lassen konnte.

[Mit Rúnar in der ersten Etage einer Wohnung in der Seitenstraße]


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