15.07.2019, 00:22
Ein wenig amüsiert ob ihres Kletterdrangs und der ziemlich baldigen Abkehr davon hatte Farley den beiden den Vortritt gelassen, was die Wegentscheidung anging. Er wäre mitgeklettert, keine Frage – aber offensichtlich schienen die beiden den Alternativweg schließlich doch nicht so abwegig zu finden und er verkniff sich ein entsprechendes Grinsen nur mit sehr viel Mühe. Wortlos hatte er sein Fass wieder geschultert, war er den beiden schließlich in die Gasse gefolgt und hatte den Hinterhalt-Gedanken von Liam einfach unkommentiert gelassen. Vorsicht war besser als Nachsicht, das würde der Künstlerkopf wohl auch noch lernen. Der junge Dieb hielt sich aus dem weiteren Gespräch heraus – er wollte und konnte die junge Frau nicht nach dem Grad ihrer Betrunkenheit einschätzen (wobei er zugeben musste, dass Stufe 3 ihn auch interessieren wüde) und da er sich wohl kaum mit der Katze beschäftigen konnte, hing er einfach seinen eigenen Gedanken nach.
Dass es nicht lange dauern würde, bis seine Hinterhalt-Gedanken sich bestätigten und er gegenüber Liam recht behalten sollte, davon ahnte er nichts. Erst als der Himmel plötzlich in gleißendes Licht getaucht wurde, vertrieb Farley die Grübeleien aus seinem Kopf und blickte empor. Feuerwerk war an sich nichts Ungewöhnliches – eine gute Gelegenheit, um in Menschenmengen Beute zu machen fürwahr, denn wenn aller Augen nach oben gerichtet waren, bemerkte man kaum, was um sich herum passierte. Ein Paradies für jeden flinken Langfinger. So senkte der Braunhaarige den Blick auch schnell wieder und stöhnte entnervt auf, als er die offenen Türen und die herausströmenden Gestalten entdeckte. Er verkniff sich ein „Ich hab es ja gesagt“, sondern raunte – nachdem er sich umgesehen hatte - den anderen stattdessen zu:
„Ich würde dann doch den Weg über die Fässer wählen.“
Der junge Dieb wartete gar nicht auf die Antwort der anderen. Er wandte sich, noch immer das Fass auf der Schulter um, und stürmte schnellen Schrittes auf die beiden Gestalten zu, die noch eben hinter ihnen gestanden hatten. Mit einem wilden Grollen holte Farley aus und schleuderte ihnen schließlich das Bierfass entgegen – was zumindest einem von ihnen endgültig den Rest gab. Farley hob kurz zufrieden die Augenbrauen, schnappte sich schließlich eine Planke des zerbrochenen Fasses und setzte auch noch den anderen Tunichtgut außer Gefecht. Eine Sekunde erlaubte er sich, um das vergossene Bier zu trauern, bevor er die anderen mit einer – sicherlich unnötigen Handbewegung – zu Eile aufforderte und zurück zur Ausgangskreuzung stürmte. Seine Angetrunkenheit war wie weggefegt, als er bemerkte, dass der helle Schein auf dem Platz nicht vom Himmelsfeuerwerk herrührte.
„Na herrlich – und jetzt können wir nicht mal mehr mit Bier ablöschen.“
Das Brummen war leise, aber würde für Liam und Shanaya dennoch gut zu hören sein. Farley wandte sich zu den beiden um. Sie konnten sicher einen Weg über die brennenden Fässer finden, aber dazu wäre ein wenig mehr Zeit hilfreich. Und nach dem, was hinter ihnen kam zu urteilen, hatten sie die eher nicht.
[Bei Liam und Shanaya | Erst Gasse, dann brennende Fässerkreuzung]